Dracolein: Danke für deine Review, es freut mich, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. Zumal ich auch der Meinung bin, dass jemandem, der 12 Jahre unschuldig die Dementoren in Askaban gefüttert hat, ein etwas längeres Leben verdient! Ich werde jedenfalls mein möglichstes tun, großes Zaubererehrenwort! Aber fünf Kapitel am Tag? Hilfe! Das werden doch nur Drabble! Vielleicht versöhnt es dich ja, das dieses hier dafür etwas länger ausfällt!

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10. Gutnachbarschaftliche Entscheidungshilfen

„Padfood!", flüsterte Remus mit starren, kalten Lippen. Der Lärm des auf dem Fliesenboden zerberstenden Geschirrs schien er nicht einmal wahrzunehmen. Seine gesamte Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den riesigen schwarzen Hund, der sich jetzt mit einem leisen Winseln gegen seine Beine drängte. Empfindungen überschwemmten ihn geradezu – Überraschung, Freude, heißes Glück. Und natürlich Fragen, unzählige Fragen. Er stellte nicht eine einzige davon. Statt dessen sank er einfach auf die Knie und umarmte stürmisch den Hund, der sich im ebenso enthusiastisch entgegendrängte. Seine Kehle war wie zugeschnürt. „Padfood, was, um Merlins Willen...?"

Sarah beobachtete Mann und Hund aufmerksam und versuchte, den kleinen, eifersüchtigen Stich zu ignorieren, der sie beim Anblick ihres vertrauten Umgangs miteinander unwillkürlich durchfuhr. Was hatte sie denn erwartet? Nur weil Black – oder besser gesagt Padfood, wie Lupin ihn nannte – plötzlich in ihrem Steinkreis aufgetaucht war, konnte sie schließlich nicht davon ausgehen, dass er von nun an zu ihr gehörte. Aber dennoch – der Gedanke, den Hund, jetzt nachdem sie sich gerade an ihn gewöhnt hatte, wieder aufgeben zu müssen, machte sie eigenartig traurig. Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle herunter, drängte die unwillkürlich aufsteigenden Tränen zurück und begann, die Scherben des Frühstücksgeschirrs aufzusammeln.

Sie musste sich jetzt einfach irgendwie beschäftigen.

Durch das Küchenfenster bemerkte sie, dass Biff und Bluff, wie sie die beiden Dorfclowns mit ihren Silberkugeln insgeheim getauft hatte, noch immer vor dem Gartentor Wache hielten. Allerdings waren sie jetzt nicht mehr allein; zwei weitere Männer hatten sich ihnen mittlerweile angeschlossen. Beunruhigt beobachtete Sarah, wie gerade eben noch ein bewaffneter Mann die Straße herunterkam und zu den vieren dazustieß. Was sollte das denn werden, um Himmels Willen?

Sie warf einen Blick zur anderen Seite der Küche hinüber, wo Lupin inzwischen zwar wieder auf den Füßen stand, aber immer noch mit seiner Rührung kämpfte, und entschied, dass sie Mann und Hund noch einen Augenblick in Ruhe lassen würde, bevor sie ihr offenbar unerwartetes Wiedersehen mit der Hiobsbotschaft unterbrach, dass sich draußen vor dem Haus das dörfliche Lynchkommando zusammenzufinden schien.

Remus schien ihre Anwesenheit ohnehin völlig vergessen zu haben. Er starrte noch immer wie gebannt den Hund an, so als würde er auf etwas Bestimmtes warten. „Was ist los mit dir, Padfood?", murmelte er schließlich angespannt. „Warum verwandelst du dich nicht zurück?"

Der Hund sah ihn nur winselnd an und schob ihm seine Schnauze in die Hand.

Wenn das tatsächlich möglich war, wurde Lupin noch blasser als zuvor, und das wollte etwas heißen. „Du kannst es nicht, nicht wahr?"

Wieder winselte der Hund, nun mit hängender Rute.

„Zurückverwandeln?" Sarah ließ die Scherben Scherben und die lynchwütigen Nachbarn lynchwütige Nachbarn sein und sah Remus überrascht an. „Was meinen Sie denn mit ‚zurückverwandeln'?"

Erst jetzt schien er sich ihrer Gegenwart wieder bewusst zu werden. Er strich sich mit der rechten Hand über die Stirn, die linke hatte er im dichten Nackenfell des Hundes vergraben, als fürchte er sich instinktiv davor, den Körperkontakt zu ihm abreißen zu lassen. „Sarah, Padfood ist kein gewöhnlicher Hund. Genaugenommen ist er gar keiner. Er ist ein Animagus, ein Mensch, der die Gestalt eines Tieres annehmen kann", setzte er hinzu, als er ihren verständnislosen Gesichtsausdruck sah.

„Ein Mensch? Der sich in ein Tier verwandeln kann? So... So wie Sie dieses Tablett haben schweben lassen?" Sarah starrte ihn an und plumpste auf einen Stuhl. Der Volksauflauf vor der Gartentür war erst einmal vergessen. Mittlerweile hatte das Kaninchenloch, in das sie gefallen sein musste, nämlich die Größe des Grand Canyon erreicht.

„Ja... Nein... Doch, eigentlich schon...", druckste Remus etwas herum. Großer Merlin, wie sollte er einer Muggel so etwas nur erklären?

„Er ist ein Mensch", versuchte er es dennoch. „Genaugenommen ist er ein Zauberer, genau wie ich es bin. Es gibt eine ganze Menge von uns – magisch begabte Menschen, die mit besonderen Kräften ausgestattet sind. Zu Padfoods... äh... besonderen Fähigkeiten gehört auch, dass er sich in einen Hund verwandeln kann. Aber irgendetwas muss diesmal bei seiner Verwandlung furchtbar schiefgegangen sein. Er kann aus eigener Kraft seine normale, menschliche Gestalt nicht wieder annehmen."

„Zauberer... Verwandlungen... Aber wie... Nein, schon gut, vergessen Sie es", wehrte sie ab, als er den Mund zu weiteren Erklärungen öffnete. So neugierig sie war, sie war nicht sicher, ob sie die Antworten auf ihre Fragen jetzt noch verkraften könnte. Sie hatte gesehen, wie Black – Padfood – in diesem Steinkreis aufgetaucht war. Und sie hatte gesehen, was Lupin mit dem Tablett gemacht hatte – also musste sie wohl auch die unglaubliche Tatsache akzeptieren, dass sie hier nicht bei ‚Vorsicht Kamera' gelandet war und dass die Art von Zauberei, von der er sprach, nicht das Geringste damit zu tun hatte, vor einem begeistert klatschenden Publikum Kaninchen aus irgendwelchen Zylindern zu ziehen. Und wenn sie an die Ereignisse in jener Nacht vor beinahe fünfzehn Jahren dachte, in der sie ihre Familie verloren hatte... Nein, stoppte sie sich selbst. Genug davon. Im Moment hatten andere Dinge eindeutig Vorrang.

„Können Sie ihm helfen?"

„Allein?" Remus schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein. Einen verunglückten Animagus-Zauber umzukehren, erfordert ein gewaltiges Stück Magie. Dazu wäre ich an meinen besten Tagen wahrscheinlich nur mit viel Glück in der Lage. Und so kurz nach Vollmond... Keine Chance. Ich werde ihn nach London bringen müssen."

Es war nur eine Eingebung, aber Sarah war inzwischen so weit, alle Vorsicht fahren zu lassen: „Zum Grimmauld-Place Nummer Zwölf?"

Diesmal hatte sie ihn wirklich eiskalt erwischt. Er fuhr zurück und starrte sie an, als hätte sie ihn geschlagen. „Woher... Woher wissen Sie davon?"

Sie holte tief Luft. Irgendwie glaubte sie selbst nicht daran, dass sie schon bereit war, ihm wirklich davon zu erzählen, aber... Ach zum Teufel damit! „Glauben Sie an Träume, Remus?"

„Träume?" Er klang noch immer ziemlich fassungslos.

„Ja, Träume. Seit ich Black – Entschuldigung, Padfood – vor zwei Tagen in dem alten Steinkreis hinter dem Haus meiner Großmutter gefunden habe, träume ich immer wieder das Gleiche." Gedankenverloren strich sie Padfood, der eben seinen Kopf auf ihr Bein gelegt hatte, über das dichte, schwarze Fell. Hund oder nicht, sie brauchte jetzt den Trost und die Unterstützung, die seine Körperwärme und seine so unerschütterlich zur Schau gestellte Zuneigung ihr gaben.

„Genaugenommen sind es sogar zwei Träume", fuhr sie mit leiser, angespannter Stimme fort. „Der eine handelt von so einem finsteren, rotäugigen Kerl namens Lord Voldemort, der darin reihenweise irgendwelche Leute umbringt, so eine Art von Möchtegern-Weltherrscher mit übermenschlichen Kräften, nehme ich an. Wahrscheinlich ist er ja ebenfalls ein... ein Zauberer. Bitte fragen Sie mich nicht nach Einzelheiten, dieser Kerl ist so was von gruselig, dass ich immer schweißgebadet aufwache."

Sie zog fröstelnd die Schultern hoch. Padfood drängte sich noch näher an sie heran und sie schlang unwillkürlich die Arme um seinen Hals und schmiegte ihr Gesicht an ihn. Ihr Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher, entspannter. „In dem anderen Traum redet ein Mann mit mir", fuhr sie leise fort, ohne die Umarmung jedoch zu lösen. „Es ist ein freundlicher alter Mann mit sehr langen, weißen Haaren und einem ebenso langen, weißen Bart. Er hat nette, blaue Augen und ein freundliches Lächeln. Und", sie holte tief Luft, „er bittet mich, nach London zu kommen. Zum Grimmauld-Place Nummer Zwölf. Er bittet mich in diesem Traum auch um noch etwas anderes", stirnrunzelnd hob sie den Kopf von Padfoods Rücken und blickte Remus direkt in die Augen. „Ich soll meine Augen öffnen und sehen. Ich soll meine Ohren öffnen und hören. Und ich soll mein Herz öffnen. Ich soll mit meinem Herzen sehen. Weil ich nur so meiner Bestimmung folgen kann..." Sie zuckte unbehaglich die Achseln. „Worin auch immer die bestehen mag."

„Dumbledore." Lupin tauschte einen überraschten Blick mit Padfood.

„Wie bitte?"

„Sie haben gerade jemanden beschrieben, den ich kenne." Remus strich sich wieder mit einer nervös und fahrig wirkenden Bewegung über die Stirn. Er sah irgendwie nachdenklich, und ja, auch beunruhigt aus.

„Es gibt diesen Mann also tatsächlich?", vergewisserte sie sich noch einmal. Die Tatsache, dass sie vielleicht doch nicht vollkommen übergeschnappt war, trug einiges dazu bei, dass sie sich ein wenig besser fühlte. Sie hatte insgeheim schon befürchtet, dass sich ihr nächster Albtraum um eine Zwangsjacke und ein Ein-Zimmer-Appartement mit gepolsterten Wänden drehen könnte.

Remus nickte. Er ging vor ihr in die Hocke und ergriff ihre kalten, klammen Hände. „Es gibt beide Männer tatsächlich, Sarah", erklärte er ihr leise. „Der Mann, den Sie eben beschrieben haben, heißt Albus Dumbledore. Er ist einer der mächtigsten Zauberer unserer Zeit. Er war unser Schulleiter in Hogwarts." Er wies auf sich und anschließend auf Padfood. „Und er führt vom Grimmauld-Place in London aus den Widerstand gegen die Schreckensherrschaft von Lord Voldemort an."

„Wird er Bl... Wird er Padfood helfen können?"

„Wenn er es nicht kann, dann schafft es niemand."

Das war nun nicht unbedingt das, was sie hatte hören wollen. Andererseits – natürlich wollte sie auch nicht angelogen werden. Die Zusicherung, dass alles gut werden würde, sollte er ihr selbstverständlich nur dann geben, wenn sie auch den Tatsachen entsprach, und nicht weil er sie dadurch nur beruhigen wollte, aber trotzdem...

Lautes Klirren unterbrach ihren etwas wirren Gedankengang, als ein großer Stein die Scheibe des Küchenfensters durchschlug. Großer Gott, wie hatte sie nur den Mob vergessen können, der sich da draußen vor dem Haus versammelte?

Laute Rufe drangen herein.

„Verschwinde, Werwolf!"

„Wir wollen hier keine verdammten Monster!"

„Tötet die Bestie!"

Padfood knurrte tief in der Kehle, seine gesamte Muskulatur schien sich anzuspannen. Mit aufgestelltem Kamm und zurückgelegten Ohren lauschte er auf das Geschrei. Aber er rührte sich nicht von der Seite seines Freundes.

Sarah blickte Remus besorgt an. Er sah blass und gequält aus, unglücklich und ziemlich angeschlagen. Kein Wunder, überlegte sie. Das da draußen waren seine Nachbarn. Leute, denen er bisher regelmäßig auf der Straße begegnet war, die er vermutlich jedes Mal gegrüßt und mit denen er gelegentlich auch geplaudert hatte. Ganz sicher war er einigen von ihnen wirklich sympathisch gewesen, immerhin war er ja ein wirklich netter Kerl. Bis sie dann herausgefunden hatten, dass er sich von ihnen unterschied. Jetzt hassten sie ihn und wollten ihn loswerden.

Sie hatte nicht einmal gewusst, dass sie ihn berühren würde, bevor ihre Hand auf seinem Arm lag. Sie spürte, wie seine Muskulatur sich unwillkürlich unter ihrer Berührung anspannte, ließ ihn aber nicht los. Statt dessen sah sie ihm ernst in die Augen. „Es tut mir sehr Leid, Remus. Diese Leute da draußen... Sie haben ja keine Ahnung. Sie hassen und fürchten einfach das, was sie nicht verstehen können..."

„Ja." Er stieß die Luft aus und seine starre Haltung löste sich etwas. „Es ist nur... Ach, schon gut. Ich sollte mich inzwischen wirklich daran gewöhnt haben."

„Niemand sollte sich jemals an so etwas gewöhnen müssen." Sie begegnete seinem Blick mit einem aufmunternden Nicken und drückte noch einmal kurz seinen Arm, bevor sie ihn losließ.

Draußen erklangen noch immer die Schmährufe.

„Komm raus, Werwolf! Dann ziehen wir dir dein verdammtes Fell über die Ohren!"

„Bringt das verfluchte Vieh endlich um!"

Padfood knurrte wieder, tiefer diesmal, grollender. Er tat einen Schritt in Richtung Tür.

„Nein Kumpel, das hat doch keinen Zweck!" Lupin packte ihn am Nackenfell und hielt ihn zurück. „Es ist ohnehin Zeit, hier zu verschwinden."

„Diese Idee gefällt mir außerordentlich gut." Sarah blickte nervös in Richtung Küchenfenster. Draußen wurde es immer lauter, vermutlich würde es nicht mehr lange dauern, bis die aufgebrachte Menge sich weit genug hochgeputscht hatte, um das Haus zu stürmen. „Aber wie wollen Sie hier herauskommen?"

„Durch den Kamin." Remus trat an den riesigen Kamin heran, hob seinen Zauberstab, murmelte etwas und im nächsten Moment flackerten Flammen darin auf.

Wenn sie nur daran dachte, wie lange es heute morgen gedauert hatte, bis sie den Herd in Gang gebracht hatte... Halt, was hatte er gerade gesagt?

„Durch den Kamin?" War das Papageiensyndrom eigentlich ansteckend?

„Wir sind Zauberer, haben Sie das schon vergessen?" Ein winziges Lächeln glitt über Lupins bleiches Gesicht. „Wir reisen per Flohpulver, Sie werden gleich sehen, wie das geht. Da Sie eine Muggel – Entschuldigung, ich meinte damit keine Hexe – sind und Padfood im Moment nicht reden kann, werden wir alle gemeinsam reisen müssen."

Sarah zögerte einen Moment und beobachtete Padfood, der bereits zum Kamin hinübersprang. Offenbar hatte er nicht die geringste Angst. Na, das war aber schön für ihn, sie hatte nämlich welche. Was, wenn nur richtige Zauberer auf diese Weise reisen konnten? Wenn sie irgendwo im Nirgendwo, oder eher im Schornstein, stecken blieb? Und was war das überhaupt – Flohpulver? In ihren Ohren klang das eher wie etwas, das starken Juckreiz verursachte, aber nicht wie etwas, dass man zu einem Ortswechsel benutzen konnte!

„Sarah?" Lupin stand vor dem Kamin und streckte ihr auffordernd die Hand entgegen. „Vertrauen Sie mir einfach, okay?"

Das sagte er so leicht! Zögernd machte sie einen Schritt in seine Richtung und versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken, dass sie diesen Mann erst seit wenigen Stunden kannte, dass er in der letzten Nacht als Werwolf durch das Dorf gelaufen war, dass er ein Zauberer war, was immer das in letzter Konsequenz auch bedeuten mochte...

Etwas krachte laut gegen die Haustür, ein Splittern erklang und Sarah vergaß alle Vorbehalte. Der zögernde Schritt wurde eher zu einem Sprung; sie ergriff Lupins Hand und ließ sich von ihm zum Kamin ziehen, wo er etwas Pulver in die Flammen warf. Augenblicklich färbten sie sich grün.

Padfood stieg in den Kamin, Lupin folgte ihm und zog die zögernde Sarah hinter sich her.

Zu ihrer Überraschung waren die Flammen angenehm kühl. Sie spürte, wie Padfood sich an sie drängte und schlang ihm instinktiv einen Arm um den Hals.

„Gut so, lassen Sie ihn auf keinen Fall los!", wies Lupin sie an. Sie nickte nur stumm, weil sie ihrer Stimme im Moment nicht so recht traute. Lupins Arm schlang sich um ihre Taille, und sie hörte ihn deutlich „Zum Grimmauld-Place Nummer Zwölf in London!" sagen.

Das letzte, was Sarah sah, bevor der Sog sie erfasste, waren die verdutzten Gesichter von Biff und Bluff, die in gerade diesem Moment mit ihren Gewehren im Anschlag in die Küche stürmten.

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Okay, das war es diesmal. Darf ich Euch um eine kleine Review bitten, nur damit ich weiß, ob ich weiterschreiben soll?