24. Beziehungskram

Ihre Knie wurden schon wieder weich, langsam wurde es wirklich lächerlich, was dieser Mann mit ihr anstellte. Sie hörte, wie Remus – ganz Diskretion – leise den Raum verließ, war aber nicht in der Lage, sich aus Sirius' Armen zu lösen...

„Das war das Netteste, was jemals irgendjemand für ihn getan hat", murmelte Sirius, als er schließlich seine Lippen von ihrem Mund löste, und strich ihr zärtlich über die Wange. „Du bist einfach großartig, weißt du das?"

Sarah erschauerte, als sie in seine glühenden Augen sah, schaffte es aber nicht, seinem Blick auszuweichen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als er schließlich wieder langsam den Kopf senkte. Seine Lippen strichen sanft, so sanft über ihren Scheitel, ihre Stirn, ihre Wange und fanden endlich - endlich - ihren Mund. Der Kuss war ebenfalls unendlich sanft, fast nur ein zärtliches Streicheln seiner Lippen. Seine Zunge berührte ganz sacht ihren Mundwinkel, zog sich zurück, kostete erneut von ihr, schlüpfte dann zwischen ihre geöffneten Lippen und begann dort einen sehr langsamen, erotischen Tanz, der bewirkte, dass Sarahs Knochen sich aufzulösen schienen. Hätte er sie nicht in den Armen gehalten und so fest an seine Brust gedrückt, dass sie kaum Luft bekam, sie wäre vermutlich auf der Stelle zu Boden gesunken. Brennende Hitze wallte in ihr auf, ihr Blut raste förmlich durch ihre Adern und trieb ihren Herzschlag zu neuen, olympiaverdächtigen Höchstleistungen an, als der Kuss schließlich leidenschaftlicher wurde. Das langgezogene, heisere Stöhnen, das sich ihr entrang, wurde von seinem Mund aufgefangen.

Ein sinnliches Beben durchlief ihn und er veränderte den Kusswinkel, um sie noch tiefer kosten zu können. Ein tiefes, knurrendes Geräusch löste sich aus seiner Kehle, als Sarah sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm noch näher zu kommen. Seine Arme schlossen sich wie Stahlklammern um ihren Leib, drückten sie an seine Brust, seine Erektion, und ließen sie den Boden unter den Füßen verlieren. Er küsste sie nicht nur; er verschlang sie förmlich.

Dann, ganz plötzlich, riss er sich von ihr los und starrte sie aus wild funkelnden Augen an. Sein Atem kam in schweren Stößen und auch sie keuchte, als wäre sie gerannt.

„Irgendwann werden wir das hier zu Ende bringen." Sirius' Lippen bildeten eine harte schmale Linie, als er um seine Beherrschung kämpfte, und auch in seinen dunklen Augen schimmerte die Anspannung. „Aber nicht heute. Nicht so. Wenn wir miteinander schlafen, wirst du an mich denken, nur an mich. Nicht an irgendwelche Visionen oder dunkle Magier. Und auch nicht an diesen verdammten Mistkerl Snape. Dann wird es nur uns beide geben." Er spürte ihr erregtes Erschauern unter seinen Händen und strich ihr mit einer nicht ganz ruhigen Hand das Haar aus dem Gesicht. „Gewöhn dich schon mal an den Gedanken."

„Ich weiß nicht, ob ich das kann." Sarah trat ganz vorsichtig einen Schritt zurück, weil sie nicht sicher wahr, ob ihre Beine sie überhaupt tragen würden. Sie zitterte schon wieder am ganzen Körper. Allerdings hatte ihre Angst diesmal nichts mit Voldemort zu tun oder der Tatsache, dass ihre gesamte Welt aus den Fugen geraten war. Und auch nichts mit der Vision.

„Glaub mir Kleines, es gibt absolut nichts, was du nicht kannst. Du bist, verdammt noch mal, die erstaunlichste Frau, der ich jemals begegnet bin." Sirius lächelte leicht über ihren verblüfften Gesichtsausdruck, während er die Hände sinken ließ

„Sirius?"

„Ja?"

„Ich hatte seit fast zehn Jahren keine Beziehung mehr. Und das eine Mal davor... also eine Beziehung würde ich das nicht gerade nennen..." Sarah sah ihm fest in die Augen, obwohl ihr bei diesem Geständnis das Blut in die Wangen stieg. „Ich glaube, ich brauche mehr als nur etwas Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen."

Weil sie Angst vor seiner Reaktion hatte, wandte sie sich rasch ab und füllte sich einen Becher mit Tee. Remus hatte die Teekanne auf dem Tisch mit einem permanenten Warmhaltezauber belegt, was allerdings zur Folge hatte, dass das Zeug mit der Zeit einkochte und ziemlich bitter wurde. Trinken würde sie ihn deshalb zwar auf keinen Fall, aber sie musste sich irgendwie beschäftigen.

Zehn Jahre! Sirius verschlug es fast die Sprache. Diese wunderschöne Frau mit den bernsteinfarbenen Katzenaugen und dem Temperament eines mittleren Vulkanausbruchs, die in seinen Armen regelrecht dahinschmolz, war fast ein Jahrzehnt lang mit keinem Mann mehr zusammen gewesen! Was stimmte nicht mit den Männern, denen sie in dieser Zeit begegnet war? Waren sie etwa blind? Waren sie alle total bescheuert? Nun, das würde sich in Kürze ändern, schwor er sich. Aber er musste behutsam vorgehen, um sie nicht zu verschrecken.

„Dann musst du ja eine wahnsinnig schnelle Läuferin sein", stellte er deshalb nur trocken fest.

Die Teekanne noch in der Hand drehte sie sich verblüfft um. „Warum denn das?"

„Wenn du es geschafft hast, dir zehn Jahre lang sämtliche Männer vom Hals zu halten, dann kannst du entweder unwahrscheinlich schnell rennen, Süße, oder alle Typen, mit denen du in diesem Zeitraum zusammengetroffen bist, waren entweder blind oder einfach nur unglaublich dämlich!"

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Männer unter einer Beziehung etwas anderes verstehen als ich. Sie wollen lediglich eine willige Sexualpartnerin und ein absolutes Mindestmaß an Bindung." Sarah zuckte die Achseln. „Ich bin nicht auf der Suche nach einem Mann fürs Bett. Wenn ich eine Beziehung eingehe, dann nur, weil ich mir vorstellen kann, mit diesem Mann den Rest meines Lebens zu verbringen."

„Wie ich schon sagte, die Kerle waren unglaublich dämlich."

Sie schwenkte achselzuckend die Teekanne. „Ich denke, sie hielten sich im Gegenteil für ziemlich clever. Aber ich kann derartigen Spielchen nichts abgewinnen. Sex ohne weitreichendere Gefühle und ohne tiefere Bindung ist sowieso nur eine schale, überbewertete Angelegenheit. Willst du welchen?"

Sein Kopf fuhr herum und er war zutiefst dankbar dafür, dass sie ihm gerade den Rücken zuwendete und seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, als ihm klar wurde, das es Tee war und nicht Sex, was sie ihm anbot.

„Nein danke", brachte er etwas atemlos heraus. „Und du solltest besser auch die Finger davon lassen. Das Zeug ist doch inzwischen so eingedickt, dass es dir die Magenwände verätzen wird!"

„Und ich habe gedacht, Remus und du würdet ihn nur in dieser Form trinken..."

„Das ist nur ein Männlichkeitsritual, aber erzähl es ihm bitte nicht, ja? Ich kann doch nicht kneifen wie ein kleines Mädchen, wenn er den Mist ungerührt in sich hineinschüttet", gab er grinsend zu.

Sarah kicherte mit einem Kopfschütteln, wurde aber gleich darauf wieder ernst. „Okay, du harter Kerl. Nachdem wir das geklärt haben, und ich dich über meine Einstellung zu belanglosem Sex aufgeklärt habe, kannst du ja noch mal darüber nachdenken, ob du dich wirklich auf eine ernsthafte Beziehung einlassen willst."

Er runzelte ärgerlich die Stirn. „Da brauche ich gar nicht lange nachdenken. Ich möchte nämlich sehr gern mit dir zusammen sein. Und selbstverständlich möchte ich auch sehr gern mit dir schlafen, also behalt auch diesen Gedanken ruhig im Hinterkopf. Aber das ist noch lange nicht alles, verstehst du? Du bist mir wichtig. Und ich werde dich ganz sicher nicht einfach aufgeben, weil es vielleicht etwas kompliziert ist, oder weil irgendwelche Idioten dir den Eindruck vermittelt haben, alle Männer seien schwanzgesteuerte Sexmonster mit Bindungsängsten."

„Ich kann dir aber keine Versprechungen machen", gab Sarah zu bedenken. „Ich glaube, es wird eine Weile dauern, bis ich mich an den Gedanken gewöhnt habe, plötzlich einen Mann in meinem Leben zu haben."

Er nickte knapp. „Dann werden wir es eben langsam angehen." Die Verletzlichkeit in ihrem Blick rührte ihn. „Das ist kein Wettrennen, Kleines. In einer guten Beziehung geht es hauptsächlich darum, sich mit sich selbst und dem anderen wohl zufühlen, nicht um einen Geschwindigkeitsrekord im gemeinsam ins Bett hüpfen."

„Obwohl du neulich am See absolut nichts dagegen gehabt hättest, solch einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen?" Sarah lächelte zaghaft.

„Liebes, da habe ich ja auch noch nicht gewusst, dass du praktisch noch Jungfrau bist!" Er zwinkerte ihr zu und duckte sich seitlich unter dem Sofakissen weg, das sie mit einem Kichern nach ihm geworfen hatte.

„Jungfrau, ha! Ich bin keine verdammte Jungfrau, du Idiot!"

„Tja, mit dieser Information kann ich doch immerhin arbeiten!", zwinkerte er.

Jetzt musste sie doch lachen.

Sirius nutzte die Gunst der Stunde auf Marauderart. „Außerdem kannst du ja schon mal anfangen, dir zu überlegen, ob du auf herkömmliche Weise verhüten willst, oder ob wir einfach einen Anti-Paternus-Zauber anwenden sollen...!" Oh, wie er es liebte, sie aus der Fassung zu bringen!

„Anti-Paternus-Zauber?" Sarah schluckte. Himmel, er wollte Magie und Sex vermischen?

„Nun ja, wir zwei befinden uns eindeutig im roten Bereich, Süße!", neckte Sirius grinsend, während er das Kissen aufhob. „Und wenn wir Zauberer unsere Nachkommenschaft auch auf herkömmliche Weise zeugen, bedeutet das ja nicht, dass wir in Punkto Verhütung nicht doch etwas magisches in petto haben!"

„Keine Chance, Süßer. Wenn ich tatsächlich beschließen sollte, mit dir ins Bett zu gehen, habe ich kein Problem damit, irgendwo Kondome zu kaufen. Das nennt man ‚die Verantwortung miteinander teilen'", erklärte Sarah spöttisch. „Schließlich bist du ja der arme Kerl, der die Dinger letztendlich tragen muss. Und natürlich die Hälfte des Kaufpreises!" Gekonnt fing sie das Kissen auf, das eben zu ihr zurückgesegelt kam.

„Weib, du bist wirklich glashart", stöhnte Sirius und versuchte ein jammervolles Gesicht aufzusetzen, allerdings blitzten seine Augen dafür viel zu belustigt. „Wenn ich diese verdammten Dinger schon tragen muss, dann könntest du sie wenigstens bezahlen!"

Diesmal traf das Sofakissen ihn mitten im Gesicht.

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Ich hoffe, es hat Euch gefallen! Und denkt bitte an den einsamen kleinen Reviwknopf, okay? Wenn er vernachlässigt wird, könnte er das System zum Absturz bringen...