Vielen Dank für eure Reviews, ich hab sie alle (wie immer - Reviews machen süchtig!) sehr gespannt gelesen :-). Und zwar sowohl die der One-Shot-Sammlung, als auch die für „Mors Ante Infamiam" (ihr seid wirklich klasse... war sehr schmeichelhaft, mit Rowling gleichgesetzt zu werden ;-).). Übrigens wurde Bellatrix wirklich festgenommen und freigelassen, bevor sie die Longbottoms angriff. Steht so im Denkariums-Kapitel von GoF.
Was jetzt folgt, ist ein Text, der sich sozusagen von alleine geschrieben hat, obwohl er nie und ganz sicherlich nicht so geplant war. Es geht um Dobby. Eigentlich hat mich Dobby vorher nie interessiert, aber er wanderte aus eigenem Antrieb in die Geschichte und, äh, blieb. Außerdem wird eine Frage beantwortet, die unterschiedliche Leute vor ein paar Wochen in Reviews gestellt haben.
Papierkram von „Sieben Tage":
Mir gehört nach wie vor nichts. „Sieben Tage" nicht, und „Mors Ante Infamiam" auch nicht. Alles J.K. Rowlings.
Zusammenfassung: Als ein „Missverständnis" die Malfoys zwingt, ihren Landsitz kurzfristig zu verlassen, bleibt Dobby alleine zurück. Mit den Blumen, den Eulen und dem Gefangenen im Keller.
Charaktere: Dobby, Lucius
Genre: Angst, Drama
Rating: PG-13
Sieben Tage
„Natürlich wartete noch viel Arbeit auf die sechzehn verbliebenen Auroren - Zellen, die mit überführten oder halb überführten Todessern gefüllt werden mussten. Die Hälfte von ihnen würde sich vermutlich auf Imperius herausreden können, aber es würde nichts desto trotz eine Befriedigung darstellen, Lucius Malfoy festzunehmen." - „Mors Ante Infamiam", Kapitel 28.
Der erste Krieg endete in der Nacht auf den ersten November 1981, und am dritten November, am späten Vormittag, wurden der Herr und die Herrin eines sehr jungen Hauselfen von Eingreifzauberern nach Askaban abgeführt. Die Herrschaften gingen mit Würde. Immerhin war alles nur ein großes Missverständnis.
„Mein Sohn muss versorgt werden, während ich weg bin", teilte die Hausherrin den fremden Zauberern mit, die geduldig warteten, während sie sorgsam ihre Röcke glatt strich und sich aus ihrem Lehnsessel erhob. „Er muss zu meiner Schwester gebracht werden."
„Mrs. Lestranges befindet sich in Ministeriumsgewahrsam, Mrs. Malfoy", erwiderte der Auror im Kommando gelassen. Lucius Malfoy rümpfte die Nase, wartete jedoch widerstandslos im Griff des Eingreifszauberers hinter ihm, schon lange seines Zauberstabs beraubt. Seine manikürte, blonde Ehefrau lachte geziert.
„Die arme Bellatrix, festgenommen! Das ist empörend, wirklich empörend. Bringen Sie ihn also zu meiner Mutter... Bellatrix, festgenommen, also wirklich..."
„Machen wir, Ma'm, machen wir." Der Auror nickte einem seiner Begleiter zu, der aus dem Raum verschwand, vielleicht, um sich wirklich um den kleinen Draco zu kümmern. Wenn der Mann der Meinung war, dass ein Kind bei einem Hauselfen besser aufgehoben wäre als in den Händen der alten Black, dann ließ er es sich nicht anmerken.
„Alles klar?" Der Auror sah sich fragend um und verstaute die konfiszierten Zauberstäbe in seinen Roben. „Dann Abmarsch."
Narcissa Malfoy lächelte nervös, als einer der Männer sie an der Schulter packte, straffte den Rücken und sah sich suchend um, bis sie ihren Hauselfen in einer Ecke entdeckte. „Wir sind bald wieder da, Dobby. Ich erwarte, dass du dich um das Haus kümmerst."
„Ja, Herrin. Dobby wird alles gut versorgen", sagte Dobby eingeschüchtert, senkte den Kopf in einer tiefen Verbeugung zu Boden und wagte nicht, ihn zu heben, bis die letzte Person den Raum verlassen hatte.
Sieben Tage dauerte es, bis die Herrschaften ihre Missverständnisse klärten und auf ihren Landsitz in Wiltshire zurückkehren konnten. Sieben Tage lang goss Dobby die Blumen, pflegte die Feuer und polierte das Silber. Sieben Tage lang kümmerte er sich um die Eulen, die Katzen und die Pferde der Herrin. Und sieben Tage lang haderte er mit der Frage, ob es auch zu seinen Aufgaben zählte, den Gefangenen im Keller zu versorgen.
Dobby wusste nicht viel über die Welt außerhalb von Wiltshire. Er war nur ein kleiner Hauself, erst etwa zehn Hauselfenjahre alt, dem vor nicht einmal anderthalb Jahren die Aufmerksamkeit Lucius Malfoys gewährt worden war, eine Ehre, die die Pflicht bedeutete, ihm für den Rest seines Hauselfenlebens zu dienen.
Dobby war ein guter Hauself, und er kannte seine Aufgaben genau, ging ihnen tagein, tagaus gewissenhaft nach. Er hatte gewusst, dass sein Herr jemanden in den Gewölben gefangen hielt, und er hatte gewusst, dass er sich unter allen Umständen von diesem Gefangenen fernzuhalten hatte. Warum sein Herr den Mann am Leben hielt, wusste er nicht, und auch nicht, warum er ihn folterte. Er wusste aber, dass sein Herr ihm streng verboten hatte, den Raum des Gefangenen je zu öffnen, und dass nur sein Herr selbst ihm Essen brachte, auch wenn sein Herr (und Dobby verbrannte sich die Ohren für diesen schmählichen Gedanken) dabei die Sorgfalt und Regelmäßigkeit vermissen ließ, die ein Hauself an den Tag gelegt hätte.
Am ersten Tag, als die Auroren die Herrschaften abholten, war Dobby verwirrt und aufgeregt, und er sorgte sich um seine Herren. Sie waren im Gefängnis! Sie mussten vor Gericht! Jemand musste ihnen großes Unrecht zugefügt haben, ein großes Missverständnis musste das sein. Frenetisch putzte Dobby das Haus und bereitete ihre Wiederankunft vor, denn sie sollten sich gut erholen können, wenn sie zurückkamen, oh ja, so dass ihm der Gefangene erst wieder einfiel, als er das Kellerzimmer passierte.
Das Folterzimmer hatte er putzen wollen, in dem Generationen von Malfoys Sammlungen antiker Waffen und Instrumente aufbewahrten, und das der Herr aus Gründen des Amüsements in die Gewölbe verlegt hatte, wo sich einst vor Jahrhunderten, im dunklen Zeitalter eine echte Folterkammer verborgen hatte. Der Herr liebte diese Waffensammlung, und Dobby wollte sie perfekt zum Glänzen bringen, damit der Herr sich daran erfreuen konnte, wenn er aus Askaban zurückkehrte.
Und als er auf dem Weg nach unten war, einen großen Eimer mit Lauge neben sich schwebend und mit großen Mengen an Silberputztuch beladen, passierte er die schwere Holztür zum Kellerzimmer. Dobby kam zum Stehen und sah mit großen Augen zur Tür hinüber, wo Geräusche erklangen, als kratze jemand auf Holz, und dann eine Art Gurgeln, ganz entfernt, und ein gedämpftes Poltern.
Aber Dobby ging weiter, denn er wusste ja, unter keinen Umständen durfte er diese Tür öffnen, der Herr hatte es streng verboten, und die Herrschaften würden früh genug da sein, um sich wieder um den Gefangenen zu kümmern. Gar nichts hatte er damit zu tun, überzeugte er sich, das hatte der Herr absolut klar gemacht. Stattdessen putzte er eine silberne Armbrust, bis sie selbst in der Dunkelheit des Gewölbes glänzte, und entfernte Moos aus den Bodenrillen, wo Grundwasser durchdrang, und tat all das, was die Aufgabe eines Hauselfen war.
Am zweiten Tag kehrte Dobby in den Keller zurück, um seine Arbeit fortzusetzen, sobald er die Tiere versorgt hatte. Er sah nicht nach links und nach rechts, als er den langen Gewölbegang hinab schlich, passierte die Tür mit stoisch nach vorne gerichtetem Blick und war sehr erleichtert, als kein einziges Geräusch durch das schwere Holz zu ihm vordrang.
Dann polierte er die Schraubstiefelsammlung, vorsichtig darauf bedacht, mit seinen langen Fingern nicht die magischen Mechanismen auszulösen, die noch immer in den robusten, alten Geräten steckten. Die Arbeit erforderte solche Konzentration, dass Dobby den Gefangenen gänzlich vergessen konnte, bis ihm plötzlich, nach Minuten der Präzisionsarbeit an einer rostigen Schraube, der Gedanke kam, dass es nicht gut war, wenn der Gefangene schwieg.
Selbst Dobby, der nicht viel wusste, wusste, dass Menschen nicht so still sein sollten. Wenn der Gefangene Geräusche machte, hieß das, dass er lebte und wach war, nicht wahr? Wenn er schwieg, könnte er tot sein. Oder zu schwach sein und krank. Fieberhaft überlegte Dobby, wann der Herr dem Gefangenen zum letzten Mal Nahrung gebracht hatte, und stellte fest, dass er es nicht wusste.
Was, wenn der Gefangene starb, in seiner Zelle? Der Gedanke nahm Dobby so gefangen, dass er den 1430er Schraubstiefel vor ihm völlig vergaß. Was, wenn die Herrschaften so lange wegblieben, dass er starb, weil er, Dobby, sich nicht um ihn gekümmert hatte? Was, wenn er verhungerte oder verdurstete? Oder wenn er Verletzungen hatte und noch nicht vom Herrn versorgt worden war? Was sollte er dann tun?
Aber der Herr hatte verboten,dass er den Raum betrat. Geradeheraus verboten, und die Herrin hatte nichts davon gesagt, dass er sich um den Gefangenen kümmern sollte, als sie ging. Aber vielleicht hatte sie nichts sagen können, solange die Eingreifzauberer zuhörten? Oder vielleicht hatte sie auch den Gefangenen gemeint, als sie den Auftrag gab, das Haus zu versorgen? War der Gefangene Teil des Hauses? Bestimmt, versuchte Dobby zu argumentieren, die Tiere waren ja auch Teil des Hauses.
Aber der Herr hatte verboten, sich dem Gefangenen zu nähern.
Am Abend stand Dobby reglos vor der Holztür und lauschte, und erst, als er ein ganz leises, schwaches Ächzen auffing, konnte er sich überwinden, mit kläglich eingeklappten Ohren in sein Bett im Stall zu schleichen.
Am dritten Tag hörte Dobby wieder ein Poltern auf dem Weg in das Folterzimmer, und es hallte in seinem Kopf wider und verfolgte ihn den ganzen Tag bei seiner Arbeit. Die schlimmsten Bilder huschten durch seinen Kopf, von einer gesichtslosen Person, die am Boden lag und Poltern verursachte. Was konnte dieses Poltern bedeuten? Schreckliche Dinge fielen ihm ein, die zu so einem dumpfen Geräusch führen konnten.
Den ganzen Tag zitterten seine Hände, während er die langen, ledernen Peitschen ölte, antike Sammlerstücke, die später in der Geschichte durch magische Gegenstücke ersetzt worden waren. Er ließ die Tür in den Korridor weit offen und spitzte die langen Elfenohren, aber von hier konnte er den Gefangenen nicht hören, nur das Poltern, das sich in seinem Kopf wiederholte und nicht verstummen wollte.
Am Abend begann der Gefangene zu schreien, ertrinkende, gurgelnde Schreie, wie Dobby sie niemals zuvor gehört hatte. Schreie von einer Stimme, die schon lange rau geworden waren und lange nicht mehr nach Mann oder Frau klangen, Schreie wie Krächzen. Dobby hörte das Wort „Wasser", immer wieder das Wort „Wasser", und dann Bitten, und er klemmte die Ohren zusammen und hielt sie sich mit den Händen zu, aber kaum dass die Schreie ihn angelockt hatten, ließ er sich vor die Tür sinken und kauerte im feuchten Korridor, unfähig zu handeln, aber ebenso unfähig, den Gefangenen alleine zu lassen, bis seine Schreie in einem Schluchzen verstummten.
Der Herr hatte verboten, zu helfen, und Dobby wusste nicht viel über die Welt, aber selbst er verstand, dass er dem verzweifelten Aufbäumen eines sterbenden Mannes lauschte, der Stolz schon lange nicht mehr kannte.
Am vierten Tag nahm Dobby all seinen Mut zusammen und betrat die Bibliothek der Herrschaften. So oft er hier abgestaubt hatte und viele der Titel vom Namen her kannte, hatte er doch nie in einem der Bücher gelesen; als er die langen Reihen vergilbter Folianten und neuerer Ausgaben hinabsah, wusste er, dass hier all seine Antworten lagen.
Niemand hatte Dobby je verboten, in den Büchern zu lesen, aber er wusste, dass Hauselfen das nicht taten. Er müsste auf die Erlaubnis der Herrin warten, bevor er so etwas auch nur in Betracht zog, nur dass kein Hauself je eine so große Ehre erfragen würde, die Bücher seiner Herren zu lesen.
Später verbrachte er eine Stunde damit, sich die Finger zu bügeln, aber jetzt stählte er sich mit all seinem Elfenmut und versuchte, die Stimme zu vertreiben, die ihm sagte, dass er ein schlechter Hauself war, und eine Schande, und seiner Herren nicht wert, während er Bücher um Bücher durchblätterte und lernte, dass der Gefangene verdurstete. In den Gewölben war es feucht, immer feucht, aber Dobby wusste jetzt, dass der Gefangene trotzdem verdurstete, während Grundwasser zu dünn an den Steinwänden nieder rann. Das Bild ließ ihn so sehr schaudern, dass es beinahe die schimpfende Stimme in seinem Kopf verdrängte.
In der Nacht lag Dobby wach in seiner Kuhle im Stall, versuchte sich am Schmerz seiner glühenden Finger zu trösten, und starrte an die Decke, und dachte an den Gefangenen, der sterben würde, wenn die Herrschaften nicht bald kamen, und der sterben würde, wenn er ihm nicht half, und dessen Zimmer zu betreten der Herr mit allem Nachdruck der Welt verboten hatte.
Dobby dachte an die Tiere, die er füttern sollte, und an die Eingreifzauberer, die seine Herrin festhielten, und ihre Weisung, sich um das Haus zu kümmern, und an den Herrn, wie er mit sorgsam fallendem Haar und wehenden Roben und grimmigem Lächeln hinter der Holztür verschwand.
Am fünften Tag stellte Dobby vorsichtig einen großen Becher mit Wasser vor der Holztür ab. Es war kein normales Wasser, es enthielt Kräuter und Alraune, sorgsam von abgefallenen Blättern aus dem Garten abgezupft und zermahlen; genauso, die Dobbys Mutter es gemischt hatte, als er noch ein kleiner Elf war und in den See fiel und sich so furchtbar erkältete, dass seine dünne, lange Nase tagelang anschwoll.
Er hatte Angst gehabt, dass er den Becher fallen lassen könnte, weil seine Finger in dicken Verbänden steckten, und ihn mit so großer Vorsicht abgestellt, dass er genau in der Mitte im Türrahmen stand und nicht ein Tropfen verschüttet wurde. Kein Laut drang hinter der Tür hervor, und Dobby wollte heulen vor Panik, weil er den Anweisungen seines Herrn zuwider handelte, der ihm verboten hatte, sich dem Raum zu nähern, und weil er nicht wusste, ob er zu spät kam und den Gefangenen getötet hatte.
Vor Nervosität sprang er auf und ab und warf ängstliche Blicke nach allen Seiten den Korridor hinab, aber zu seiner Linken lag nur das Folterzimmer, in dem er noch die Folterbänke schmirgeln wollte, und zu seiner Rechten ein Gang in ein riesiges, verlassenes Haus, das darauf wartete, wieder von seinen Herren bewohnt zu werden, und Dobby war ganz alleine.
Noch nie in seinem Leben hatte er sich so schlecht gefühlt. Seine Augen waren so groß, dass sie beinahe aus den Augenhöhlen kullerten. Er war ein schlechter Hauself, ein ganz schlechter Hauself, ein böser Hauself, der den Befehlen seines Herrn nicht folgte.
Aber die Herrin hatte gesagt, er solle sich um das Haus kümmern.
Und die Tiere versorgte er doch auch.
Aber der Herr hatte verboten, sich dem Gefangenen zu nähern!
Dobbys Atem raste, und er starrte die Tür an, hinter der sich nichts, kein Laut, kein einziger Laut regte. Er kniff die Augen zusammen vor dem Dröhnen der Stimme, die ihn abzuhalten versuchte, und der anderen Stimme, die auf ihn einredete, zu helfen, und die Stimmen seiner Herren und die Stimme seiner Eltern, die ihm beigebracht hatte, ein guter Hauself zu sein. Gewaltsam zwang er seine Augen auf.
Er schnipste.
Der Becher verschwand mit einem Ploppen auf die andere Seite der Tür.
Am sechsten Tag erwachte Dobby im feuchten, dunklen Korridor der Gewölbe und erinnerte sich daran, dass er am Abend zum Kellerzimmer zurückgekehrt war. Er hatte die Blumen gegossen und die Vorratskammer sortiert, damit seine Herren gleich etwas zu essen bekommen konnten, wenn sie wiederkehrten, und geputzt, hatte immer wieder innegehalten, um seinen Kopf gegen die nächste Wand donnern zu lassen (auch wenn er wusste, dass seine Strafe lange nicht abgetan sein würde), aber am Ende war er wieder in die Stille des Korridors zurückgekehrt, um auf das kleinste Geräusch hinter der Tür zu lauschen, und war, als es ausblieb, irgendwann eingeschlafen.
Dobby zitterte und schlang sein Küchentuch enger um seine Schultern, denn es war kalt hier unten, während er mit Hauselfenohren nach den Geräuschen im Haus lauschte. Doch oben war alles still. Seine Herren waren immer noch nicht zurückgekehrt, waren immer noch in Askaban oder im Ministerium oder an einem anderen Ort, den Dobby nur vom Namen her kannte, und er war noch immer alleine.
Dann wurde er eines anderen Geräusches gewahr, und seine Ohren stellten sich abrupt auf. Er hatte so angestrengt auf die Geräusche oben im Haus gelauscht, dass er nicht bemerkt hatte, dass er dabei die näheren ausblendete.
Zappelnd sprang Dobby auf die Beine und presste sich an die Tür, um genauestens zu lauschen. Erst konnte er den leisen Klang nicht einordnen, doch dann wurden seine Augen vor Aufregung so groß wie Quaffel, denn er erkannte, dass er den Gefangenen hörte, den Gefangenen, dass er lebte, dass er nicht gestorben war.
Der Gefangene weinte.
Sich noch einmal den Kopf gegen die Wand schlagend, weil gerade nichts anderes zur Verfügung stand, stieß Dobby ein leises Jauchzen aus. Der Gefangene lebte.
Und am siebten Tag kehrten auch endlich die Herrschaften zurück.
„Das war eine Unannehmlichkeit", stellte Lucius Malfoy abfällig fest, während er seine Reiserobe ablegte, die einer der Freunde, Goyle war es, unterwürfig ergriff. „Nötig wohl, aber eine Unannehmlichkeit."
„Ich weiß nicht, weshalb wir uns dieser Farce stellen mussten", stimmte Narcissa ärgerlich zu. „Dieser Anwalt hätte das Geld auch gleich in eines der Ministeriumsverliese..."
„Der Herr ist wieder da! Die Herrin ist wieder da!"
Narcissa unterbrach sich, und ihre Blicke verdüsterten sich streng, als sie auf den Hauselfen fielen, der mit einem strahlenden Ploppen mitten in der Halle erschienen war und aufgeregt zappelte. Jetzt wurden seine Augen groß. „Dobby hat die Herrin unterbrochen! Dobby tut es leid, Dobby ist so glücklich und erleichtert!"
Narcissas Miene wurde nachsichtiger, und neben ihr schmunzelnde ihr Ehemann, während sie warteten, dass Dobby eine Selbstattacke mit einem abgebrochenen Eisenstiel beendete.
„Du hast das Haus gut versorgt, wie ich sehe", stellte sie fest und sah sich mit kritischer Miene in der vor Sauberkeit blitzenden Vorhalle um. Alles war in einem Zustand, als seien sie nie weg gewesen, und mehr noch: Offensichtlich hatte Dobby die Abwesenheit der Herrschaften für einen vorgezogenen Frühjahrsputz genutzt, wie man es von einem guten Hauselfen erwarten konnte.
„Dobby hat alles getan, was die Herrin aufgetragen hat", stimmte der Hauself eifrig zu. „Dobby hat die Tiere versorgt und den Garten gepflegt und die Pferde auf die Weide gebrachen. Soll Dobby den Herrschaften Tee bringen?"
„Nein, unsere Gäste müssen gleich weg", winkte Narcissa ab. „Und ich muss unbedingt ein Bad nehmen." Sie rümpfte die Nase, während sie sich durch nicht ganz perfektes blondes Haar strich.
„Dobby wird sich gleich darum kümmern", versprach der Hauself eilfertig. Er verschwand jedoch nicht; er zögerte. Keiner der beiden Malfoys bemerkte es, die sich beide bereits ihren Gästen, den Goyles, Jugson und Crabbe zuwandten, doch ein Räuspern und ein vorsichtiges „Herr...?" ließ Lucius Malfoy zurück nach unten sehen.
Er bedachte den Hauself mit einem fragenden Blick.
„Dobby hat... Dobby hat dem Mann im Kellerzimmer Wasser gegeben", sagte Dobby schüchtern und sah ängstlich zu seinem Herrn auf, klar bereit, sich beim geringsten Stirnrunzeln aus dem dritten Stock zu stürzen. „Dobby hofft, dass sein Herr das wollte, Dobby war sich nicht sicher, was er tun soll..."
Lucius Malfoy sah ungläubig auf ihn hinab. „Du hast Dearborn Wasser gegeben?", fragte er in einem Tonfall nach, als hätte er sich verhört.
„Ja, Herr", antwortete Dobby kläglich, und Lucius Malfoy stieß ein amüsiertes Lachen aus.
„Herrje, Dearborn!", rief er an seine Begleiter gewandt. „Den hatte ich ja ganz vergessen." Er wurde sich Dobbys ängstlich erwartungsvollem Starren bewusst und winkte ab. „Jaja, ist schon gut."
„Der lebt noch?", fragte Jugson mit milde beeindruckter Miene. „Caradoc Dearborn lebt immer noch?"
Lucius Malfoy lachte. „Er war nützlich. Der dunkle Lord hielt ihn für brauchbar" Er schnitt eine aristokratische Grimasse. „Na, das ist ja jetzt wohl hinfällig. Eine Herausforderung, dieser Mann. Zäh." Er zuckte mit den Schultern. „Aber jetzt sollte er nutzlos sein."
„Was hast du mit ihm vor, Schatz?", fragte Narcissa vorsichtig, die nie einen Hehl daraus gemacht hatte, was sie von einem Gefangenen in ihrem Keller hielt, aber vor Gästen wie stets zurückhaltend blieb.
Lucius Malfoy winkte ab. „Wie gesagt, er ist nicht mehr wichtig. Crabbe?", fragte er und wandte sich zu einem seiner Begleiter um.
„Sir?", erwiderte Crabbe und richtete sich erwartungsvoll auf.
Dobbys Herr wies in Richtung der Korridore, die in die Gewölbe führten. „Geh ihn töten."
„Mach ich, Sir", sagte Crabbe, schlurfte davon, Narcissa begleitete Jugson zur Tür, und das Leben im Landsitz der Malfoys wurde wieder alltäglich.
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