Vielen Dank für eure Reviews! Und nein, ich werde nicht fragen, wie ich bei über 200 Hits auf „nur" 14 Reviews komme :lach: - gelobt sei der neue Hitzähler. Japp, Lionlakritz, schon während MAI hat mich das One-Shot-Fieber gepackt. Genauer gesagt ist dieser Text hier sogar schon irgendwann während der ersten Kapitel entstanden. Katharina-B - zum Durchsuchen der Häuser: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Auroren das machen, schließlich hätte man dann viel mehr Todesser identifizieren müssen. Ich würde mal so tippen, dass die Malfoys einfach jemanden bestochen haben.

Papierkram von „Den Krieg vergessen":

Hm, mal schauen. Also Lydia Corday gehört mir. Der Friedhof gehört mir. Altair Pepples gehört mir. Der Rest gehört J.K. Rowling. (ha! endlich gehört mir mal was...)

Zusammenfassung: Eine Geschichte über vier Männer und Frauen, die einst Seite an Seite im Krieg kämpften und dennoch ganz unterschiedlich mit den Erinnerungen umgehen. Spielt zeitlich irgendwo zwischen MAI und HP.
Charaktere: U.a. Kingsley, Altair, Lydia und Mad-Eye.
Rating: PG


Den Krieg vergessen


Kingsley Shacklebolt besuchte manchmal das Grab von Dorcas Meadowes. Sie war eine der letzten Aurorinnen gewesen, die fielen, und sie hatte vier Todesser mit ins Grab genommen.

Als letzte Tochter einer der alten Reinblüterfamilien hatte man sie in der Familiengruft eines kleinen Friedhofs in Wales beigesetzt. Er hatte im Besitz der Meadowes gelegen, bevor die letzte Meadowes starb. Nur Familienmitglieder wurden hier begraben. Das Land gehörte jetzt der Stadt, den Muggeln, die die Familie für Landadel hielten.

Kingsley hatte Dorcas nicht besonders gut gekannt. Als er Mitte der Siebziger mit dem Aurorentraining begann, hatte man ihren Namen bereits neben dem von Alastor Moody oder den Longbottoms genannt. Während Kingsley zumeist im Team Fabian Prewetts ins Feld ging, hatte Dorcas ihr eigenes besessen. Natürlich hatten sie sich manchmal im Gang getroffen, ein paar Nachtschichten geteilt, doch wirklich, er hatte sie nicht gut gekannt.

Seine Stärke hatte immer mehr in Recherche und Ermittlung gelegen als im Feld. Dorcas hätte einen Tag ohne neuen Todfeind für reine Verschwendung gehalten. Kingsley war für seine Ausgeglichenheit und Ruhe bekannt. Dorcas saß immer falsch herum auf Stühlen, um beim Aufstehen Zeit zu sparen. Kingsley hatte nie einen Unverzeihlichen eingesetzt. Dorcas hatte die Unverzeihlichen personifiziert.

Es hatte Auroren in der Zentrale gegeben, die er für unsterblich hielt. Dorcas Meadowes war eine davon gewesen. Und sie hätte beinahe überlebt. Nichts als der Dunkle Lord selbst hatte sie aufhalten können, und im Gegenzug vereitelte sie eigenhändig seinen Angriff. Niemand kannte Kingsley. Dorcas Meadowes hingegen galt selbst heute noch als Legende.

Niemals jedoch, niemals hätte Dorcas etwas Simples wie das Ende eines Kriegs davon abhalten können, weiterzukämpfen. Niemals hätte sie die Zentrale nach dem Krieg im Stich gelassen. Nie wäre sie gegangen, und die ahnungslosen neuen Rekruten hätte sie mit drei kräftigen Worten in den Boden gestampft.

Nein, von allen Kollegen, Dorcas Meadowes wäre geblieben. Kingsley war geblieben. Und das verband.

Wenn der Auror heute auf dem Friedhof in Wales stand und auf die alte Gruft hinabsah, fühlte er sich manchmal, als stünde sie direkt hinter ihm, bereit für eine kleine Wette über Moodys neusten Spleen. Und deshalb besuchte er manchmal ihr Grab.


Altair Pepples hatte sein Aurorentraining 1979 als Schüler Dorcas Meadowes' abgeschlossen, auf dem Höhepunkt des Kriegs war das gewesen. Er jedoch besuchte das Grab seiner Mentorin nie. Überhaupt dachte er selten an sie. Wenn er an jemanden aus der Zentrale dachte, dann an die Prewetts, wenn er auf dem Heimweg ihr ehemaliges Heim passierte.

Altair, den man so leicht selbst für einen Prewett hätte halten können, mit all dem roten Haar, hatte eigentlich nie ein Auror sein wollen. Er wollte vielleicht für Gringotts arbeiten, oder ein Zaubererarchäologe sein. So recht hatte er sich nie entschieden, denn der Krieg wurde heftiger und heftiger, und es gab keine andere Entscheidung zu treffen, wenn man helfen wollte. Am Ende hatten sechzehn überlebt - siebzehn, aber Sirius zählte wirklich nicht. Und er war einer davon.

Bis Ende 1982 gab es genug zu tun, doch am Ende mussten sie die Hoffnung aufgeben, noch weitere Todesser aufzuspüren. So viele Kollegen tot, und so viele andere gingen. Am Ende ging auch Altair und floh vor der Stille in der Zentrale und den Geistern der vergessenen Helden. Er unterrichtete Verteidigung in Hogwarts, doch die Schüleraugen lagen in jedem Jahr befremdeter auf ihm, dem Kriegsveteranen - er war fünfundzwanzig! -, und Altair floh erneut. Er züchtete Pflanzen. Seine Frau bekam zwei wundervolle Töchter. Er dachte nicht mehr an den Krieg. Wenn er es doch tat, dachte er an die Prewetts.

Fabian und Gideon Prewett waren nicht einfach Auroren gewesen, sondern ein Phänomen. Altair hatte sie verehrt. Immer ein Lachen auf den Lippen - außer, als sie diesen Preis für das Charmanteste Lächeln bekamen, oh ja! -, immer ein Witz bereit, um eine unbehagliche Situation aufzuheitern. Sie hatten Fenwick dazu gebracht, mit Wendy Warner auszugehen. Hatten Kollegen mit Feuerwhisky abgefüllt, wo es nötig wurde. Hatten Moody Socken zum Wechseln mitgebracht, oder das hatten sie zumindest immer behauptet.

Pepples musste seinen Heimweg, den er immer als Spaziergang nahm, nur ein klein wenig justieren, um am alten Haus der Prewetts vorbeizukommen, das in einem Zauberervorort von Nottingham stand. Es hätte sich nach dem Angriff leicht restaurieren lassen, doch niemand wollte in einem Haus leben, in dem Todesser getötet hatten.

Das kleine Haus sah so sehr nach den Prewetts aus, mit seinen verrotteten, schiefen Fensterläden und den verschiedenfarbigen Dachziegeln. Manchmal grinste Altair dann leicht, wenn er sich vorstellte, wie die Prewetts darin über Berichten saßen oder einen Rekruten unterrichteten und dabei niemals die Freude am Leben verloren.

Pepples erinnerte sich deshalb so gerne an die Prewetts, weil er dann nicht an den Krieg denken musste.


Lydia Corday, die man wegen ihrer Unscheinbarkeit so gerne in der Zentrale übersehen hatte, führte mittlerweile stellvertretend das Kommando über die Auroren. Früher optimistisch und nie unterzukriegen, sprenkelte heute frühes Grau ihren braunroten Zopf, und junge Rekruten nannten sie abgebrüht und pragmatisch. Lydia dachte oft an den Krieg. Sie dachte dann immer an die Longbottoms.

Vor langer Zeit hatte ein unscheinbares, sommersprossiges Mädchen von keinem einen Meter sechzig das Training beendet und war zur Schülerin von Alice Longbottom geworden. Sie hatte Geduld von ihrer Mentorin gelernt, und vieles mehr. Alice, nie abgebrüht und pragmatisch, hatten sie manchmal die Mutter der Zentrale genannt. Vielleicht begann Lydia deshalb, spät im Krieg mit den Rekruten zu arbeiten, bis sie schließlich selbst die Ausbildung leitete.

Manchmal, wenn es nichts zu tun gab - und wirklich, in der Zentrale gab es so wenig zu tun -, legte sie die Beine auf den Schreibtisch, der einst Amelia Bones und dann Alastor Moody gehört hatte, und sann über die alte Zeit nach, die nicht die gute, alte Zeit war, aber doch Wärme und Loyalität bedeutet hatte, sobald die Longbottoms ins Spiel kamen. Niemand konnte glauben, dass er sterben würde, wenn Frank einen Einsatz leitete, mit seiner Gelassenheit und Ruhe. Oder wenn Alice dabei war und keinen der Junioren je aus den Augen verlor.

Manchmal ertappte sich Lydia bei dem Gedanken, dass die Zentrale ohne die Longbottoms einfach undenkbar war. Sie schüttelte dann den Kopf, weil ihr wieder einfiel, dass die Zentrale schon seit langer Zeit ohne die Longbottoms existierte. Aber es war nicht dasselbe. Außer den Longbottoms und Moody hatte keiner der alten Kämpfer überlebt, und Moody, schon lange vor ihrer Zeit der Zweite im Kommando, zählte nicht so recht. Seinen Abschied hatten sie verschmerzt. Doch als Alice und Frank fielen, fiel auch die Zentrale.

Natürlich hatte Lydia Geduld mit den neuen Auroren. Sie hatten nie einen Krieg erlebt, sie kamen kaum ins Feld, sie mussten ihnen die Routinen gewaltsam eintrichtern, weil es keine Todesser für sie taten. Sie dankte dem kleinen Engel über der Tür zum Apparationsbereich dafür, dass Kingsley Shacklebolt ihr half. Aber dann war sie manchmal auf die Knochen gelangweilt, und dann fielen ihr die Longbottoms ein, und sie fuhr die nahsten Junioren zänkisch an. Es tat ihr nie leid.

Der Krux war, dass Corday oft an die Longbottoms dachte, sie aber nie besuchte. Wenn sie sie besuchte, würde sie sehen, wie weiß Franks Haare jetzt waren, und wie fahl Alices Augen in ihrem zu blassen Gesicht lagen, ganz ohne Leben darin. Und das passte nicht zu den alten Zeiten. Das passte gar nicht zu den alten Zeiten.


Alastor Moody musste nicht an den Krieg denken - an keinen von beiden, was das anging. Moody mochte mittlerweile in Rente sein, doch Krieg floss einfach durch sein Blut. Er begann den Tag, als erwarte er einen Angriff, und er beendete ihn, als erwarte er einen Angriff. Moody hielt das für vernünftig, denn es hatte sich bereits nach dem Grindelwald-Desaster als nützlich erwiesen; Frieden war nichts als eine Pause. Deshalb dachte Moody auch über Dinge nach, an die er im Krieg gedacht hätte, als die raue Wirklichkeit sich nicht verdrängen ließ. Zum Beispiel dachte er an Bartemius Crouch Senior, und an Sirius Black.

Für Moody gingen diese beiden Namen Hand in Hand. Der eine sein Vorgesetzter, dem er seinen Rücktritt angedroht hatte, wenn er auch nur einen weiteren Todesser ohne Verhandlung nach Askaban schickte. Der andere sein Schüler, sein leuchtender Stern unter den Auroren, den sie zuletzt neben Namen wie dem Meadowes' oder seinem eigenen genannt hatten - und der sich als jener Todesser entpuppte, der Moody zur Kündigung zwang. Selbst Moody, der seinen Humor irgendwann versehentlich mit einem Todesfluch niedergestreckt hatte, konnte die Ironie erkennen.

Natürlich bekam Moody sie beide nicht zu sehen. Jetzt in wohlverdienter Rente, traf er zwar Crouch ab und an in der Winkelgasse. Er grinste dann ein diabolisches Grinsen in sein hölzernes Narbengesicht hinein und heftete sein magisches Auge auf den Mann, um durch den Hinterkopf zu beobachten, wie er ihm unbehagliche, fast ängstliche Blicke hinterher warf. Sirius - Black - jedoch sah er nicht. Nicht mehr als Auror im aktiven Dienst, konnte er nicht einfach nach Askaban spazieren, so gerne er es das eine oder andere Mal getan hätte. Der eine ein offenes Buch - und ein schlechtes noch dazu! -, der andere ein Rätsel. Der eine ein fanatischer Ministeriumszauberer, der andere ein eiskalter Todesser. Der eine ein Ärgernis, der Moody am Ende mit seinem schändlichen Abgang amüsierte, der andere sein letzter großer Aurorenstolz, der die Zentrale so übel betrog.

Der alte Mann hatte immer eine große Portion Aurorenparanoia besessen, die sich im Krieg als so nützlich erwies. Nach dem Verrat seines Schülers hatte er sich dann irgendwann entschlossen, den Versuch ganz aufzugeben.

Moody hasste Überraschungen. Und er hasste Rätsel. Unter dieser Voraussetzung konnte er Crouch beinahe mögen.

Aber der Groll war alt geworden, hing sorgfältig ausgestopft an einer Wand, und Moody konnte seine Abende damit verbringen, die beiden Männer in seinem Kopf hin und her zu wälzen, ganz ohne jemanden anzuschreien. Dann dachte er, dass der Krieg in einem von ihnen das Schlechteste hervorgebracht hatte, und in dem anderen das Beste, oder so hatten sie geglaubt. Dann dachte er daran, was alles nicht passte in diesem Rätsel. Dann knurrte er vor sich hin und ärgerte sich über sich selbst, Crouch, Black, und über die Welt.

Moody mochte es, wenn er sich ärgerte. Dann hatte er eine Beschäftigung, während er sein Holzbein polierte - und die Tage begann, als erwarte er eine Attacke, und sie beendete, als erwarte er eine Attacke. Und Moody brauchte wirklich eine Beschäftigung, während er auf den nächsten Krieg wartete und sich Mühe gab, die letzten beiden nicht zu vergessen.


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