Endlich, endlich habe ich es geschafft! Das nächste Kapitel ist fertig und ich bitte euch vielmals um Entschuldigung, dass es diesmal so arg lang gedauert hat! Irgendwie hatte ich eine Schreibflaute, dann war sie mit einem Mal weg, ich schrieb wie verrückt und als ich fertig war, musste ich es auch noch eintippen (Ich bin noch eine der Papierschreiberinnen!) – doch leider kam mir andauernd was dazwischen!

Na, egal! Jetzt ist es da und ich hoffe, es gefällt euch.

Außerdem möchte ich euch ganz, ganz herzlich für eure Reviews danken. Leider hat was dagegen, dass man näher auf die Reviews eingeht, deshalb muss ich mich kurz fassen, doch ich bin immer wieder begeistert, wenn es euch gefällt! Da lohnt sich doch die ganze Mühe. (Ich liebe es, euch zu unterhalten!)

Disclaimer: siehe 1. Kapitel

16. KapitelSpaziergang durch die Hölle

Anjolie knallte mit Wucht gegen die kantige Felswand und rutschte daran hinunter, bis sie auf dem kalten Boden saß. ‚Wer hat eigentlich behauptet, in der Hölle wäre es heiß?', ging es ihr durch den Kopf, während sie die Sterne zählte, die vor ihren Augen flimmerten.

Als das endlich nach und nach aufhörte, konnte sie den Grund für ihren Freiflug erkennen. Ein Wolfsdämon vom See, in ‚Fachkreisen' auch Anubis-Dämon genannt, stand vor ihr und hinter ihm konnte sie weitere Schemen sehen. Und zu allem Überfluss hielt er ihr Schwert in der Klaue. ‚Wirklich toll!'

Sie versuchte aufzustehen, doch sobald sie sich rührte, hatte sie ihr eigenes Schwert an der Kehle. ‚Na, das fängt ja gut an!'

„Wir haben dich erwartet!", sagte er mit rauer, knurrender Stimme. ‚Was du nicht sagst!' „Der Meister wird schwer enttäuscht sein, dass du die Auserwählte nicht mitgebracht hast!"

„Was? Bin ich ihm etwa nicht genug? Es gab Zeiten, da war das mal anders!", murmelte sie vor sich hin. Dann sah sie ihm direkt in die Augen „Und? Was jetzt?"

„Hoch!", befahl er und trat einen Schritt zurück, hielt das Schwert jedoch noch immer auf sie gerichtet. Anjolie zog misstrauisch eine Augenbraue hoch, kam seiner Aufforderung jedoch nach. Im Stehen hatte sie wenigstens eine Gelegenheit, sich zu verteidigen, obwohl es sie schon wunderte, weshalb er diesen Fehler machte. Anubis-Dämonen, na ja Dämonen überhaupt, standen nicht in dem Ruf gerecht und fair zu handeln.

„Du gehst voran!"

„Gehst? Wohin?", fragte Anjolie ruhig. ‚Was wird das denn?' Uttuku wäre doch nicht so dumm, sie nicht sofort töten zu lassen? Er kannte sie und wusste doch, dass man bei ihr die Chance ergreifen musste, sobald sie sich bot. ‚Nicht, dass ich mich beschweren würde!'

„Der Meister wird dir selbst den Garaus machen!" ‚Ein Hoch auf die Arroganz von selbstherrlichen Führern!' Es sah ganz so aus, als gäbe es doch noch eine winzig kleine Möglichkeit, hier einigermaßen heil herauszukommen!

Ihr ‚Gesprächspartner' nickte nach links und Anjolie betrat den einzigen Gang der in dieser Richtung lag. Er war nur von wenigen Fackeln beleuchtet. So hatte Anjolie das Gefühl von der Dunkelheit verschluckt zu werden.

Den Boden konnte sie erst recht nicht sehen. Schwarzer Nebel waberte darüber und Anjolie hätte beim besten Willen nicht sagen können, ob sie nicht gleich in ein Loch stürzen könnte.

Sie war jedes Mal froh, wenn sie eine Fackel erreichte, so war wenigstens etwas Licht vorhanden. Sie klammerte sich mental daran, wie an einen Hoffnungsschimmer, der nur ab und zu auftauchte – nur nicht sehr lange blieb! Denn die schwarzen Wände des Ganges verschluckten das Licht und so war es immer nur an der Fackel selbst hell. Sie hatte das Gefühl durch eine riesige schwarze Höhle zu laufen und die Kälte kroch durch ihren Körper. Wenn nicht diese niederträchtigen Beobachter hinter ihr gewesen wären, hätte sie am liebsten die Arme um ihren Körper geschlungen und wäre von Fackel zu Fackel gehuscht.

Die Situation selbst wäre nicht so niederschmetternd gewesen, wenn Anjolie nicht gewusst hätte, dass es hier überall so war!

„Nach rechts!", kam es hinter ihr. Anjolie blinzelte angestrengt. Sie konnte nichts sehen, was im Mindesten nach einer Öffnung ausgesehen hätte. Langsam ging sie voran und tastete mit der Hand an dem kalten Felsen entlang, bis sie ins Leere griff. Sie trat durch die Öffnung und in absolute Finsternis. Keine Fackel war zu sehen, nichts zu hören. Sie stoppte sofort und bekam prompt einen Stoß von ihrem Begleiter, der sie voll hinein beförderte.

Anjolie riss die Arme nach vorn, um sich irgendwie abzufangen – zu ihrem Glück, denn sie krachte hart gegen eine Wand. Sie spürte, wie sich das scharfe Gestein in ihre Handflächen schnitt und biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufzustöhnen.

Als sie sich umdrehen wollte, um sich bei ihrem Angreifer für seine ‚Freundlichkeit' zu bedanken, sah sie ein paar Meter neben sich eine Fackel. Der Gang hatte also eine Biegung und anstatt ihr das zu sagen, verhalf dieses Arschloch ihr lieber dazu, es selbst herauszufinden!

Sie stieß sich von der Wand ab, um dem Licht zu folgen und zuckte zusammen, als ihre frischen Wunden sich rücksichtslos in Erinnerung riefen. Anjolie sparte es sich, dem Dämon einen bösen Blick zuzuwerfen, da er ihn in der Finsternis sowieso nicht sehen konnte und tappte vorsichtig den neuen Gang entlang.

Sie wünschte sich, im Dunkeln sehen zu können, so hätte sie die Dämonen angreifen können und sich ihr Schwert zurückgeholt. Doch so nutzte es ihr gar nichts, einen Versuch zu starten. Es wäre absolut sinnlos!

Anjolie stellten sich die Nackenhaare auf, als sie plötzlich einen markerschütternden Schrei links von sich hörte. Sie sah in die Richtung und erkannte einen weiteren, wenn auch kurzen, Gang. An ihm schloss sich eine größere Höhle an, die im Vergleich zu den bisherigen Verhältnissen, geradezu lichtdurchflutet war. Sie konnte nicht viel entdecken, da der Gang keinen Spielraum bezüglich des Blickfeldes ließ, doch was sie sah, genügte ihr vorerst.

An die sichtbare Wand war ein Mann mit den Armen über den Kopf gekettet. Sein Kopf hing nach unten und sein Körper war nach vorn gesackt. Im Profil konnte sie sehen, dass sein Brustkorb aufgerissen war und seine Rippen nach außen standen. Aus seiner Brust heraus hing ein blutiges, fleischiges Etwas und bei genauerem Hinschauen, erkannte sie, dass es pulsierte. Es war sein noch schlagendes Herz!

Anjolie biss bei dem unerwarteten Anblick zu Zähne zusammen. Sie wollte schon weiter gehen, als sie das widerliche Lachen des Anführers ihrer Garde hörte. „Nein, nein! Nicht so schnell! Du warst bereits auf dem richtigen Weg. Da geht's durch!"

Sie schloss kurz die Augen und verfluchte sich für ihre Schwäche. Das, was sie jetzt sehen würde, war doch nun wirklich nichts Überraschendes! ‚Du weißt doch, wie es in der Hölle zugeht!' Trotzdem hatte sie nicht die geringste Lust dazu!

Zögernd ging sie auf die Szenerie zu. Aber es musste ihrem Hintermann nicht schnell genug gewesen sein, denn er schubste sie voran und Anjolie verspürte größte Lust, ihm eins zu verpassen. Hier war es hell genug für einen Kampf und aufgrund der Tatsache, dass diese Idioten vergessen hatten, ihr ihre restlichen Waffen abzunehmen, wäre sie auch nicht chancenlos.

Sie lief weiter und tastete schon nach ihrem Dolch am Bein, doch als sie die Höhle betrat, löste sich ihre Idee in Schall und Rauch auf. Sie war größer, als sie erwartet hatte und es waren bei weitem zu viele Dämonen anwesend. Die waren zwar allesamt damit beschäftigt, zu foltern und zu quälen, doch das hieß ja nicht auch, dass sie einen Kampf deshalb ignorierten.

Sie ging also ohne den Gedanken an einen Kampf weiter und versuchte die Opfer nicht zu beachten. Das allerdings stellte sich als nicht so einfach heraus. Neben ihr erklang wieder ein Schrei und Anjolie glaubte, dieselbe Person herauszuhören. Ihr Blick wanderte wie von selbst über die sich vor Schmerzen windenden Körper und blieb am Ursprung des Schreis hängen. Dem Mann wurde gerade die Haut vom Leib gerissen! Ein bleicher Dämon, dessen Augen zugenäht waren, schälte Stück für Stück die Haut von der Brust des wimmernden Mannes und immer wenn er kräftiger zog und Fleisch mit abriss, schrie das Opfer gepeinigt auf.

Anjolie sah wieder weg, streifte eine Frau, die man gerade Skalpierte – ohne Messer, einen Mann, dem man das Fleisch von den Knochen schnitt und – Oh Gott! – blieb an einem kleinen Kind hängen, dem ein Dämon ein Auge offen hielt und sich mit einem Instrument, dass einer großen Pinzette glich, dem Auge näherte. Das Mädchen wimmerte vor Angst und Anjolie riss ihren Blick los. Nein! Das wollte sie wirklich nicht sehen!

Sie beschleunigte ihre Schritte. ‚Seit wann kommen auch Kinder in die Hölle?' Sie wollte hier so schnell wie möglich durch. ‚Ich verstehe nicht, wie ich das jemals ertragen konnte!'

„Warum auf einmal so eilig? Soll das wirklich die mächtige und harte Anjolie sein? Deine Nerven vertragen wohl nichts mehr?", stichelte die knurrende Stimmer hinter ihr. ‚Okay, der Kerl nervt langsam wirklich!'

Doch sie schwieg und ging beharrlich weiter. Am Ausgang angekommen, blieb sie stehen und wartete auf Anweisung, wo sie lang gehen sollte. Der Dämon stieß sie nach links und Anjolies Blut begann zu kochen. ‚Du wirst heute noch bluten, du Mistkerl!'

Sie folgte der angegebenen Richtung und ließ die Schreie hinter sich. Die folgenden Gänge waren sehr viel besser beleuchtet, auch wenn die Wände noch immer so viel schluckten, wie sie konnten.

Immer wieder wurde sie von hinten gestoßen und geschubst, obwohl sie schnell genug lief. Ihre Wut brodelte in ihr und mit jedem Stoß wurde es schlimmer. Schließlich kamen sie vor einem Gang an, an dem zwei weitere Anubis-Dämonen wachten. Hier musste es sein! Sie drehte sich um und sah den Anführer an. „Da drin ist dein Meister?"

„Ich werde Meldung machen!", sagte er, statt einer Antwort. ‚Oh ja, das wirst du!', dachte Anjolie grimmig und als er an ihr vorbei ging, drehte sie sich mit ihm, packte ihn an der Schulter und seinem Gürtel und nutzte den Schwung ihrer Drehung, um ihn in Richtung Eingang zu werfen.

Ihre Wut reichte aus, um genug Kraft hineinzulegen, so dass er durch den Eingang flog und die zwei Wachen gleich mitriss. Sie nutzte den Überraschungsmoment, drehte sich zu den anderen Begleitern, nahm ein kleines Messer nach dem anderen aus dem Gürtel und warf sie ihnen in die Kehlen.

Die vier gingen ohne einen Laut zu Boden und Anjolie beeilte sich, ihre Messer wieder aus ihnen herauszuziehen und wieder im Gürtel zu verstauen. Sie würde sie weiß Gott noch gebrauchen können! Dann schnappte sie sich eines ihrer Schwerter und lief auf den Lärm hinter dem Höhleneingang zu.

Das Arschloch zu werfen, war zwar nicht ihre beste Idee gewesen, doch ihre Wut hatte es einfach verlangt. Der Einfluss der Hölle wurde stärker! Sie hatte ihre Gefühle, vor allem die schlechten, kaum noch unter Kontrolle. Das Schlimme jedoch war: Es störte sie nicht mehr!

Dem ersten, der ihr entgegen kam, schlug sie den Schädel ab. Seinem noch stehenden Torso verpasste sie einen Tritt, so dass er seinen Hintermann wieder mit hinein riss. Sie lief los und sprang auf den Torso, unter dem der andere noch zappelte, und stieß das Schwert durch beide Leiber.

Anjolie hörte ein Knurren und schaute auf. Vor ihr stand das Arschloch, mit ihrem Schwert. „Du hast etwas, das mir gehört!", knurrte sie und ließ ihn auf sich zukommen. Sie warf das Schwert des Dämonen weg, griff sich ihren Dolch, fing den Schwerthieb ab, indem sie sich abduckte, seinen Unterarm packte und den Dolch in seinen Oberarm stieß.

Ihr spritzte das Blut ins Gesicht, doch es störte sie nicht. Nein, es stachelte sie sogar noch an! Er hatte ihr Schwert noch immer nicht fallen lassen, also zog sie ihren Dolch nach unten, so dass er schrie wie am Spieß. Sie ging einen Schritt zurück und er ließ ihr Schwert fallen. Mit der anderen Klaue griff er nach seinem verwundeten Arm, der nun lahm nach unten hing.

Als er nach hinten schwankte, bückte sich Anjolie nach ihrem Schwert und zog es ihm beim Aufrichten quer über seine Brust. ‚Er hätte eben, wie seine Kumpanen am See, einen Brustpanzer tragen sollen!' Sie holte wieder aus und schlug das Schwert von der entgegengesetzten Seite über seine Brust. Seine Schreie ließen das Blut in ihren Adern brodeln und sie stieß ihm das Schwert in den Bauch. Sie ging wieder nah an ihn heran und trieb das Schwert dabei tief in seinen Leib.

Er gab gurgelnde Geräusche von sich und Anjolie beugte sich an sein Ohr. „Das soll dich lehren, mich so zu behandeln!" Sie sprang zurück, zog das Schwert dabei heraus, drehte sich um ihre eigene Achse und schlug ihm seinen hässlichen Wolfsschädel ab.

Sie schnaufte angewiderte durch ihre Nasenlöcher und stupste seinen Torso mit dem Schwert an. Während er sich schwerfällig gen Boden bewegte und mit einem dumpfen Geräusch aufschlug, wurde ihr zum ersten Mal ihre Umgebung bewusst.

Im Gegensatz zu den üblichen Bereichen der Hölle waberte hier nicht der schwarze Nebel über den Boden. Der schwarze Fels war deutlich zu sehen und dieser hier schluckte das Licht nicht. ‚Wie haben die das angestellt?' Überall befanden sich Fackeln und ihr Licht wurde von Dutzenden Kerzen verstärkt.

Plötzlich erscholl ein Klatschen und Anjolie wurde aus ihrer Beobachtung gerissen. „Ich hatte ganz vergessen, was für ein Vergnügen es sein kann, dir beim Töten zuzusehen!", ertönte eine tiefe, samtene Stimme seitlich von ihr und ein wohliger Schauer durchfuhr sie. ‚Verdammt! Du hast noch eine zweite gefährliche Wirkung auf dich vergessen!'

Der Besitzer dieser Stimme war der andere Grund, weshalb sie die Hölle nie wieder betreten sollte. Uttuku! Er war ihr finsterstes Geheimnis oder besser gesagt, ihr ehemaliges Verhältnis mit ihm. Diese Stimme hatte es ihr schon immer angetan und sie hatte ihr nur einmal trotzen können – bei ihrer Flucht aus der Hölle. Sie war froh gewesen, es nie wieder versuchen zu müssen, denn Anjolie befürchtete, dass ihr Erfolg dahingehend einmalig wäre.

Sie drehte sich langsam um und sah ihrem ehemaligen Geliebten direkt in die schwarzen Augen. Uttuku saß auf seinem Hochstuhl – er würde es wohl Thron nennen – die Ellbogen entspannt auf den Lehnen und die Hände vor der gepanzerten Brust verschränkt, während er die langen Beine übereinander geschlagen von sich streckte.

Anjolie schluckte trocken und die Knie wurden ihr weich. Sie musste seine Wirkung auf sie blockieren! „Uttuku! Großkotzig wie eh und jeh!", spuckte sie aus, weitaus gefasster, als sie sich fühlte. ‚Warum nur, fühlst du dich immer zu den bösen Jungs hingezogen?'

„Anjolie! Genauso unverschämt wie damals!", antwortete er gelassen und sie spürte ein Lächeln auf ihre Lippen schleichen, als diese Worte sie an die vielen Sticheleien und Streitgespräche mit ihm erinnerten. Das Leben mit ihm war aufregend und leidenschaftlich gewesen und solange sie sich genauso blutrünstig wie er verhalten hatte, war alles perfekt gelaufen.

Und genau in diesem Punkt, seiner Blutrünstigkeit, hatte das Problem gelegen. Sie hatte das ewige Tyrannisieren und Quälen nicht mehr gewollt! Allerdings war ihr das erst bewusst geworden, als sie einige Zeit unter den Menschen verbracht hatte. Als sie einen Auftrag Uttukus zu erledigen hatte, war ihr aufgefallen, wie angenehm und schön es unter den Menschen sein konnte und sie hatte mehr davon gewollt.

Von diesem Moment an, hatte sie immer mehr Zeit unter den Menschen verbracht, bis sie stark und entschieden genug gewesen war, sich von der Hölle... und von ihm zu lösen.

Anjolie ging auf ihn zu und hoffte, dass ihre weichen Knie nicht nachgaben. Er war völlig in schwarz gekleidet – wie übrigens die meisten hier! – und wirkte absolut majestätisch. ‚Oh, wie ich ihn dafür hasse!' Sie kam immer näher zu ihm, dem Mann, dem sie in die Hölle gefolgt war – dem Grund für ihren Fall. Er war ihr Feind gewesen, ihr Geliebter und jetzt wieder ihr Feind. ‚Ach ja!'

„Wo ist er?", fragte sie, als Harry sich in ihre Gedanken schlich.

„Das wüssten wir auch gern!", antwortete eine leise schnarrende Stimme und nicht nur Anjolies Augenbraue ruckte hoch. Auch Uttuku war äußerst ungehalten über die Einmischung.

Ihr Blick folgte der Stimme und Anjolie entdeckte zwei Personen, mit denen sie hier auf keinen Fall gerechnet hätte. Nicht weit entfernt von Uttuku (Wieso hatte sie die eigentlich nicht gesehen?) standen Lucius Malfoy und der andere Todesser, dem sie letztlens die platte Nase verpasst hatte. „Was haben die denn hier zu suchen?", fauchte sie.

„Aber, aber! Wer wird denn so unfreundlich zu meinen Verbündeten sein?", lächelte Uttuku. ‚Teufeln sollte es verboten werden, so gut auszusehen! – Verdammt!' Anjolie musste allen Willen aufbringen, nicht die Flucht zu ergreifen. Die Wirkung dieses Dämons auf sie jagte ihr Angst ein. Sie musste sich unbedingt auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren, sonst sah es für sie nicht gut aus – und Harry konnte sich hier schon mal ein warmes Plätzchen suchen!

Scheinbar gelassen steckte sie ihr Schwert wieder weg. „Verbündete?", lachte Anjolie höhnisch auf. „Seit wann triffst du Abkommen? Oder sollte ich fragen, seit wann überleben die deine Partner?" Sie beobachtete triumphierend aus den Augenwinkeln, wie die Todesser sich beunruhigte Blicke zuwarfen.

Uttukus Lächeln verschwand schlagartig. „Bildest du dir etwa ein mich zu kennen?"

„Dich kennen? Du bist ein machtgieriger Dämon mit zu großem Maul und zu wenig Talent! Was gibt es da zu kennen?", blaffte sie ihn an und sah wieder die beiden Todesser an. Uttukus angespannte Haltung und vor Wut blitzende Augen ignorierte sie.

„Weshalb könntet ihr hier sein?", sinnierte sie und machte ein paar Schritte auf Malfoy zu. „Nun, so schwer ist das nicht. Euer Erzfeind ist hier – jedenfalls glaube ich das", sagte sie mit einem ausschweifenden Blick in die Höhle. „Habt ihr etwa geglaubt, es wäre gut, sich mit einem Dämon zu verbünden, jetzt wo ihr wisst, dass es mächtigere Wesen gibt als euch Menschen?"

Malfoy sah sie herablassend an, doch Anjolie machte sich nichts daraus, denn sie glaubte, dass er gar nicht anders schauen konnte. „Habt ihr wirklich geglaubt, dass ein Pakt mit einem Dämon eine gute Idee wäre? Ein Pakt mit jemandem, der Menschen für Würmer hält und genauso viel Gewissenbisse hat euch umzubringen, wie ebenjene Würmer zu zertreten? Habt ihr denn nie ‚Faust' gelesen?" Was sie auch sagte, sie erhielt keine Reaktion von den Todessern. ‚Also entweder sind die verdammt mutig oder einfach nur zu arrogant, um die Wahrheit anzuerkennen!'

„Was mich allerdings am meisten interessiert ist die Tatsache, warum ihr noch hier seid! Harry wurde vor fast einer Stunde entführt. Zeit genug, um euch mit ihm aus dem Staub zu machen und ihn in aller Ruhe zu filetieren!" Weiterhin Ruhe. ‚Leben die überhaupt noch?'

Anjolie wurde langsam ungeduldig. Es verstrich immer mehr Zeit und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo Harry steckte und ob er überhaupt noch lebte. „Muss ich euch denn alles aus der Nase ziehen?", knurrte sie.

„Weshalb liegt dir etwas an dem Menschenjungen?", fragte Uttuku leise und sprang auf. „Oder sollte ich fragen, weshalb interessieren dich die Menschen allgemein?" Bei der letzten Frage kam er katzengleich auf sie zu. „Deine Zukunft war einst so vielversprechend und dann... fängst du auf einmal wieder an, dein Herz für diese Affen zu entdecken!"

Anjolie verleierte die Augen und musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie Malfoy vorsichtig einen Schritt zurückgehen sah. ‚Oho, er scheint's endlich zu kapieren!' Uttuku stand jetzt nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt und durchbohrte sie mit seinem dunklen Blick. „Also wirklich! Sind wir schon wieder bei dem Thema? Das haben wir doch schon zur Genüge durchdiskutiert!" ‚Das entwickelt sich hier in eine ganz falsche Richtung!'

„Bin ich jetzt plötzlich das Thema des Tages? Soweit ich weiß, sprachen wir, oder besser gesagt ich, von Harry Potter! Hast du etwa was zu verbergen, dass du vom Thema ablenkst?"

Sie sah sich in dem großen Raum um, als auch Uttuku ihr nicht antwortete. ‚So langsam wird diese Unterhaltung ziemlich eingleisig!' „Hier ist nicht die geringste Spur von ihm zu sehen! Ihr habt ihn am Ende doch nicht etwa verloren?"

Ihr verzweifelter Versuch, ihn bei seinem Stolz zu packen und aus der Reserve zu locken trug unerwartete Früchte. Uttuku ballte seine Hände zu Fäuste und seine Augen verengten sich bedenklich. Anjolies Haltung straffte sich. ‚Das kann doch nicht sein!'

Einmal mit ihrer Strategie erfolgreich, hielt sie an ihr fest. „Jetzt sag mir bitte nicht, dass ich da voll ins Schwarze getroffen habe! Das kann doch wohl nicht wahr sein!", lachte sie ungläubig auf. „Da frage ich mich doch, wieso ich soviel Mühe in die letzten Monate gelegt habe, damit Ginny dich besiegen kann, wenn du nicht mal in der Lage bist, ein kleines Menschlein in Schach zu halten!

Anjolie sah ihm ernst in die Augen. „Bist du wirklich so erbärmlich geworden?" Sie sah es nicht kommen, so schnell hob Uttuku seine Hand. Sie konnte nur noch erstaunt die Augen aufreißen, als der Blitz sie mitten in die Brust traf und sie von den Beinen riss. Sie bekam nicht mehr mit, wie sie auf dem Boden aufschlug.

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Ms. Weasley lief in der Großen Halle vor dem Kamin auf und ab. Sie hatte die Arme um ihren Bauch geschlungen und knabberte an ihrer Unterlippe. ‚Wenn sie so weiter macht, hat sie sich bis zum Abend in die Küchenräume durchgelaufen!', ging es Severus durch den Kopf und es verlangte ihm unheimlich viel ab, es ihr nicht gleichzutun.

Seit er hatte mit ansehen müssen, wie Anjolie durch das Tor gezogen wurde, fraß sich die Angst um sie durch seine Eingeweide. Was war er doch für ein Narr gewesen, sich hinter seinem gekränkten Stolz zu verstecken, anstatt ihr bis zum Ende beizustehen! Zu spät hatte er sich eines besseren besonnen und war zur Großen Halle gerannt. Er konnte nur noch hilflos mit ansehen, wie die Klaue sie gepackt hatte und sich das Tor unwiderruflich hinter ihr schloss.

Alle waren vor Schreck wie gelähmt gewesen. Erst einige Zeit später hatten sich die ersten gerührt und Severus hatte Ginny leise ihren Namen rufen hören. Während die anderen sich verzweifelt darüber unterhalten hatten, welche Möglichkeiten noch bestanden, hatte er gar nichts gefühlt. Alle Gedanken waren aus seinem Gehirn verbannt gewesen. Er hatte lediglich auf die Stelle starren können, an der sie wenige Minuten zuvor noch gestanden hatte.

Als er sich dann endlich wieder zu atmen gestattete hatte, ratterte immer wieder das gleiche Mandra durch seinen Kopf: ‚Warum nur gehst du an einen Ort, zu dem ich dir nicht folgen kann? Warum gehst du dahin, wo ich dir nicht helfen kann?'

Er hatte seinen Blick durch die Halle schweifen lassen und war insgeheim froh gewesen, dass die Anwesenden miteinander oder mit sich selbst zu tun hatten. Denn egal, was man zu ihm gesagt hätte, seine Verzweiflung wäre nicht verflogen und seine Wut hätte sich nur gesteigert.

Seit Stunden schon suchte er nach Fakten und spielte die verschiedensten Variationen durch, was Anjolie in der Hölle erleben und durchmachen musste und wie sie sich aus allen gefährlichen Situationen wieder heraushangelte. Er versuchte alles, um ein klein wenig Hoffnung in sich zu schüren.

Frustriert fuhr er sich zum hundertsten Mal mit beiden Händen durch die Haare, weil sich die Hoffnung einfach nicht einstellen wollte. ‚Verdammt! Sie ist so alt geworden, da wird sie sich doch jetzt nicht einfach so töten lassen!' Außerdem hatte sie so lange in der Hölle gelebt, da verlernte man doch nicht den Umgang mit den Dämonen! ‚Und was ist mit denen, die sie für ihren Verrat töten wollen?' Severus hätte am liebsten seine Gefühle aus sich herausgebrüllt. Sie waren einfach zu viel, zerrissen ihn innerlich.

Er zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Dumbledore war urplötzlich bei ihm gewesen und warf ihm ein gequältes Lächeln zu. „Sie wird es schaffen, ganz sicher!", sagte er leise, doch auch seiner Stimme fehlte die gewohnte Zuversicht.

Severus ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. „Keiner von uns darf die Hoffnung aufgeben, Severus. Das wäre der Untergang!"

Severus hob abwehrend die Hand und flehte regelrecht: „Keine Predigt, Albus! Bitte! Ich hätte ihr im Moment einfach nichts entgegenzusetzen!" Dumbledore nahm neben ihm Platz und seine Müdigkeit trat wieder deutlich zu Tage.

„Ihr habt euch gestritten?", fragte er auf einmal und Severus' Kopf schoss hoch. Er fixierte seinen Direktor sauer. „Sie hat etwas in der Art verlauten lassen, als sie mir Instruktionen für den Finalzauber gab – und... deine Mitwirkung daran", erklärte Dumbledore. ‚Aha! Die Katze ist aus dem Sack!'

Es gefiel ihm zwar nicht, dass Dumbledore mal wieder mehr wusste, als er sollte, doch jetzt bekam er die Möglichkeit, sich abzulenken. Und die brauchte er dringend! Sein Atem beschleunigte sich bei dem Gedanken, dass er jetzt doch helfen konnte – wenn auch nicht ihr selbst. Gleichzeitig schämte er sich jedoch noch mehr für seine überzogene Reaktion vorhin, denn ohne hätte sie ihm alles selbst erklären können.

„Ein dummes Missverständnis!", murmelte Severus, um Dumbledore mit einer, wenn auch nichtssagenden, Antwort ruhig zu stellen. Er sah dabei auf den Boden, bevor er die Augen schloss, tief durchatmete, seine trüben Gedanken in den hintersten Bereich seines Gehirns verschob und sich dann entschlossen aufrichtete. „Was soll das für ein finaler Zauber sein?"

Dumbledores Lächeln erreichte diesmal wieder seine Augen. „Ein Schutz für Hogwarts, der in Zukunft das Öffnen von Dimensionstoren verhindern soll!"

„Und was habe ich dabei zu tun?"

„Anjolie sagte, dass du dabei eine bestimmte Magie aktivieren müsstest. Die, die du bereits beim Dshinn angewandt hast." Severus Tatendrang löste sich in Nichts auf. ‚Wie zum Kuckuck soll ich das ohne Anjolie hinbekommen?' Hatte sie denn vergessen, dass er das damals nicht allein hinbekommen hatte?

„Du hast mir nicht gesagt, wie sehr du in die Vernichtung des Dshinns involviert warst!" Dumbledore sah ihn ernst an und Severus stöhnte innerlich auf.

„Hat sich nie ergeben!", winkte Severus ab. „Was mir mehr Sorgen macht, ist die Tatsache, dass ich keine Ahnung habe, wie ich die universale Energie anzapfen soll!" Severus lehnte sich zurück und rieb sich über die Schläfen.

„Aber sie sagte, du hättest es schon einmal geschafft!", hakte Dumbledore vorsichtig nach.

„Mit ihrer Hilfe!", schnappte Severus. „Sie hat damals den Impuls bei mir ausgelöst!"

„Aber du weißt, theoretisch, wie du es bewerkstelligen musst?", drängte sein Direktor und Severus hätte am liebsten vor etwas getreten.

„Ja, aber..."

„Dann denk nach oder übe, aber sieh zu, dass du es in den Griff bekommst! Sobald sie kommt oder die vierundzwanzig Stunden vorbei sind, brauchen wir deine Zuarbeit!", forderte Dumbledore mit einer Bestimmtheit, die Severus die Sprache verschlug. ‚Seit wann ist er so verständnislos? – Seit wann bist du so weinerlich? Verdammt!'

Severus' Gedanken explodierten, als Dumbledores Satz ihm bewusst wurde. Er sah Dumbledore aus schmalen Augen an und fragte gefährlich leise: „Was meinst du mit 24 Stunden?"

Dumbledores Bestimmtheit verschwand aus seinem Gesicht und ein trauriger Ausdruck legte sich um seine Augen. „Anjolie nahm mir den Schwur ab, dass ich den finalen Fluch ausspreche, wenn sie innerhalb von 24 Stunden nicht zurück ist."

Severus rauschte das Blut durch die Ohren. „Du wirst sie nicht aussperren, Albus!", zischte er durch die Zähne. Er hatte sich nach vorn gebeugt und mit seinen Händen die Knie umklammert. Seine Knöchel traten weiß hervor, so sehr versuchte Severus sich zu beherrschen.

„Ich habe keine Wahl, Severus! Ich musste es schwören und du weißt, dass ein Zauberereid gehalten werden muss!" Dumbledore stand auf und fasste wieder nach Severus' Schulter, doch er wich aus. Der alte Mann seufzte niedergeschlagen. „Sie ist stark und gut in dem, was sie tut! Sie wird es bestimmt vorher schaffen!"

Damit ging er aus der Halle und ließ Severus mit seiner Wut und Verzweiflung zurück. ‚Diese dumme Frau!' Wie konnte sie sich selbst nur so den Rückweg verbauen? Eines stand fest: Wenn sie zurück war, dann würde er ihr den Hals umdrehen!

Severus war aufgesprungen und bemerkte auf der Hälfte des Weges, dass er zum Kamin und damit zu Ms. Weasley ging. Er stoppte abrupt ab und wollte wieder zurück gehen, als sie ihn rief. Ungläubig drehte er sich um.

Sie sah ihn mit großen, feuchten Augen hilfesuchend an. ‚Oh nein! Tut mir leid, aber ich kann dir keinen Trost bieten!' Er blickte zu ihren Eltern, die in ihrer Nähe saßen und miteinander flüsterten. Sie hatten es schon vor längerem aufgegeben, sie beruhigen zu wollen.

Als Severus sich nicht rührte, kam sie auf ihn zu und ihn erfasste Panik. Er war im Moment viel zu angreifbar und konnte sie jetzt nicht abblocken.

Doch dazu kam es nicht. Die Fenster der Großen Halle begannen zu klirren und schreckten alle Anwesenden auf. Severus befürchtete, dass ein neues Dimensionstor geöffnet wurde und sah sich hektisch in der Halle um. ‚Kommt sie zurück?' Doch es war nichts zu sehen – dafür zersprangen die Scheiben mit einem schmerzhaft schrillen Geräusch und eine Stimme wurde hörbar. „Auserwählte! Komm heraus und stell dich!"

Severus stellten sich die Nackenhaare auf. Er hörte die Weasleys entsetzt aufkeuchen und er ging zu dem Mädchen, das wie gelähmt auf die Fensterrahmen starrte. Ihre Augen waren schreckgeweitet, doch es lag auch ein entschlossener Ausdruck darin. ‚Verdammte Gryffindors! Mit diesem unmöglichen Hang zum Gefährlichen werden sie sich noch selbst auslöschen!'

„Um hier eines von vornherein klarzustellen:", fauchte er ihr ins Ohr und sein Blick bohrte sich in ihre Augen. „Du wirst nicht da rausgehen und dich in den Kampf stürzen, bevor nicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist!"

Wenigstens dahingehend konnte er Anjolie unterstützen. Er würde ihre selbstmörderische Schülerin unter Kontrolle halten!

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Irgendwo hämmerte jemand beharrlich auf Metall herum und brachte damit ihren Kopf zum Dröhnen und als ob das nicht genügen würde, hockte auch noch irgend so ein Scherzbold mitten auf ihrer Brust.

Anjolie versuchte mit größter Anstrengung das Echo des Metalls in ihrem Kopf auszublenden, doch da konnte sie auch gleich probieren Wasser zu atmen! So wollte sie wenigstens das schwere Gewicht loswerden und bewegte ihren Oberkörper ruckartig, aber mit dieser Aktion kamen mehrere Dinge auf einmal zusammen:

Sie spürte, dass es viel zu leicht ging und deshalb niemand auf ihrer Brust sitzen konnte. Sie bemerkte, dass ihre Arme über ihrem Kopf gespreizt und angekettet waren. Und zu guter Letzt erinnerte sie sich an Uttuku und an seinen dämlichen Blitz. ‚Seit wann kann der denn so was?' Aber sie war ja auch selbst schuld! Warum forderte sie jemanden wie ihn heraus, ohne auf die Idee zu kommen, dass er sich während der vergangenen Jahrtausende nicht weiterentwickelt hat.

Sie beschloss, dass es langsam Zeit wurde, die Augen zu öffnen und zuckte bei dem Versuch zusammen. Zum Glück war es hier nicht besonders hell, denn diese widerliche Matschnase stand genau vor ihr und starrte sie hasserfüllt an. Bei so einem Anblick konnte sich einem schon der Magen umdrehen! Ihr Blick bohrte sich in seinen und sie sagte: „Verpiss dich!"

Er holte aus, ohne mit der Wimper zu zucken und ein Eisenstab krachte gegen ihre Rippen. Anjolie war zu überrascht, um ein Keuchen zu unterdrücken. Sie atmete flach und verdrängte das scharfe Stechen in ihrer Seite.

Langsam hob sie den Kopf und sah ihn von unten her an. „Na sieh mal einer an: Jetzt, wo ich gefesselt bin, wird er mutig!"

Er fletschte die Zähne und hob das Eisen über den Kopf, um erneut zuzuschlagen, doch soweit kam er nicht mehr. Diesmal riss ein Blitz ihn von den Füßen. „Wenn sie einer quält, dann bin ich das!", hörte sie Uttukus leise Drohung.

Anjolie folgte Matschnases Flugbahn mit den Augen und fand ihn ein paar Meter von sich entfernt liegen. Seine Brust war aufgerissen und eine Blutlache bildete sich bereits unter ihm. „Das hättest du auch klären können, bevor er sich entschied, das Eisen sprechen zu lassen!", grummelte sie und konzentrierte sich darauf flach durch den Bauch zu atmen. Half nicht! Also wieder durch die Brust – war auch nicht viel besser! ‚Warum eigentlich überhaupt atmen?' Der Mistkerl hatte eine echt beschissene Stelle erwischt!

„Plötzlich so empfindlich?", fragte Uttuku täuschend sanft. „Das könnte mit uns beiden ja durchaus amüsant werden! Ich habe schon lange nicht mehr selbst gefoltert."

„Ach, leck mich!", zischte Anjolie in sein bemaltes Gesicht. Während ihrer Bewusstlosigkeit hatte er seine Zeichnungen angelegt und das rief neue Unruhe in ihr herauf. Denn seine Zeichnungen legte er nur auf, wenn er kämpfen wollte. Und sie bezweifelte, dass sie diejenige war, die er als Gegner ausgesucht hatte, da sie praktischerweise ja schon an seiner Wand hing. Nein, dafür kam nur eine andere Person in Frage und sie musste unbedingt zusehen, dass er nicht zu ihr kam!

Er trat nah an sie heran und seine Wange berührte fast ihre. „Vielleicht danach!", flüsterte er lachend und Anjolie schloss wütend die Augen. Doch eher wütend auf sich selbst, denn auf ihn. Wütend darauf, dass sie nicht angewidert über die Vorstellung mit ihm sein konnte. Die Erinnerungen an ihn waren einfach zu intensiv. ‚Okay, schön ruhig bleiben und pass in Zukunft auf, was du sagst!'

Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, verfluchte sich jedoch sofort für diese Dummheit, als ein scharfer Schmerz durch ihre Seite fuhr. Noch dazu musste ihr Beben Uttuku auf einen falschen Schluss gebracht haben, denn er lachte selbstzufrieden und entfernte sich wieder von ihr. ‚Ach, denk du doch was du willst, du Idiot!', verteidigte sie sich gedanklich und funkelte ihn böse an. Doch ihre Eingeweide zogen sich zusammen, als sie ihn auf den Ausgang zugehen sah. ‚Halt ihn auf, er darf nicht zu ihr!'

„Du willst mich doch nicht etwa hier herumhängen lassen?", rief sie ihm hinterher und Uttuku drehte sich mit einer geschmeidigen Bewegung halb zu ihr herum.

„Tut mir leid, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit für dich!", wiegelte er sie mit weicher Stimme ab und wandte sich wieder dem Ausgang zu.

Anjolie erfasste Panik. „Du hast mir meine Frager von vorhin aber noch nicht beantwortet!", versuchte sie es erneut und er stoppte mit einem überheblichen Seufzen. „Gehst du etwa auf die Suche nach Harry?" ‚Irgendwie musst du ihn doch locken können!'

„Nur, weil du so versessen auf die Menschen bist, heißt das noch lange nicht, dass sich bei mir auch alles um sie dreht!", entgegnete er bissig. Er kam langsam wieder auf sie zu und Anjolie fiel ein Stein vom Herzen. „Du weißt doch sehr genau, dass der Junge nur ein Lockmittel war!"

Seine Augen verengten sich und gepaart mit seinen Zeichnungen ergab das eine beeindruckende Drohung. „Du hast mich sehr enttäuscht, Anjolie! Ich hatte gehofft, du bringst die Auserwählte mit, aber nein, du musst ja unbedingt beschützen – schon wieder!" Er trat noch einen Schritt näher und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum tust du das? Du hast nichts mehr damit zu tun! Du gehörst nicht mehr zu ihnen und doch verschwendest du deine Zeit an sie. Du hättest mit mir hier herrschen können, aber du wirfst all das weg! Warum?"

„Meine Gründe dafür wirst du nie verstehen, selbst wenn ich es dir erklären würde!", spuckte Anjolie aus. „Und überhaupt: mit dir herrschen? Dass ich nicht lache! Ich gebe ja zu, dass wir in bestimmten Bereichen hervorragend zusammengepasst haben, aber in allem Anderen... Allein der Gedanke mit dir die Ewigkeit zu verbringen verursacht bei mir Übelkeit!"

Er stürmte die letzten Schritte zu ihr und knallte seine Fäuste neben ihren Kopf gegen den Fels. Anjolie wusste selbst nicht, wie sie es schaffte, dabei nicht zusammenzuzucken, denn ein wutentbrannter Uttuku war niemand, bei dem man einfach so ruhig stehen bleiben konnte, wenn er wie eine rasende Wildsau auf einen zukam. ‚Vielleicht bist du aber auch zu erschöpft, um schnell genug zu reagieren?'

„Was mich wirklich interessieren würde: Weiß dein Schützling eigentlich, dass sie die Last, die sie auf ihren schmalen Schultern trägt, dir zu verdanken hat?" Anjolie schluckte hart. Sie dachte nicht gern über die Probleme nach, die sie den Nachfolgern der ersten Auserwählten eingebrockt hatte. Doch egal, wie oft sie die ganze Situation Revue verlaufen ließ, sie kam dabei immer wieder zu dem selben Schluss: Es war notwendig gewesen!

Nichtsdestotrotz hatte er bei ihr einen wunden Punkt getroffen und das wurmte sie unheimlich! „Ich habe ihr die Kräfte nicht gegeben!", fauchte sie ihn an.

„Wer wird denn so bescheiden sein?", entgegnete er und legte den Kopf ein wenig schief. Sie hatte ihn mit ihrer Reaktion eindeutig wieder in bessere Laune versetzt! „DU hattest die Idee mit dem Ausgleich der Kräfte, das hat mir ein kleines Vögelchen gezwitschert! Dass die Kräfte sich dann ihre Trägerinnen selbst aussuchen, konntest du zwar nicht wissen, aber wer wird denn so kleinlich sein? DIR gehört alle Ehre!"

Anjolie hätte ihn jetzt gern auf ihn eingeschlagen, aber sie könnte ihn immerhin auch treten! ‚Willst du ihn wirklich damit verscheuchen?' Verdammt!

„Oh! Sehe ich da etwa Wut in deinen Augen? Ich wette, du würdest mir jetzt gern so richtig weh tun!"

„Was denn, Gedanken lesen kannst du mittlerweile auch?" ‚Als ob Blitze werfen nicht schon reichen würde!' Wo er all seine neuen Talente wohl her hatte? Sie blinzelte kurz, als er sie aus ihren Überlegungen herausriss, indem er sich von der Wand abstieß.

„Ich würde ja gern mit dir weiterplaudern, doch ich habe eine Verabredung mit deiner kleinen Freundin. Du weißt ja, wenn der Berg nicht zum Propheten kommt..." Anjolie schnaubte verächtlich bei diesem Zitat. Damit spottete er ja wohl jeder Beschreibung!

„Du glaubst doch nicht etwa, dass du da einfach so reinkommst?", fragte sie schnell. „Nach deiner kleinen Entführungsaktion haben wir natürlich Sicherheitsmaßnahmen getroffen! Hogwarts ist abgeriegelt!"

Uttukus Selbstgefälligkeit verschwand aus seinen Augen und Anjolie lächelte zufrieden. „Sieht so aus, als hättest du heute lieber nicht aufstehen sollen!"

„Glaubst du etwa, ich gebe auf?", fragte er gefährlich leise.

„Es würde dir einen Menge Unannehmlichkeiten ersparen! Sieh mal, warum suchst du nicht Harry, händigst ihn mir aus und verlierst einfach mit ein wenig Würde gegen Ginny, anstatt hier den Hampelmann zu geben?"

In Uttukus Augen blitzte es wild auf. „Ich jage doch nicht hinter diesem dämlichen Exengel und seinem Schimpansen hinterher, wenn ich lieber meinen derzeitigen Vorteil ausnutzen kann!", knurrte er sie an.

„Vorteil? Mach dich nicht lächerlich!", lachte sie auf, während sie überlegte, warum Harry und Rosifer verschwunden waren. „Du wirst versagen, wie es bei dir immer der Fall war! Es ist eine Menge Zeit ins Land geflossen und du bist immer noch der selbe kleine Niemand, wie damals!"

Uttuku verpasste ihr einen Faustschlag ins Gesicht und Anjolies Kopf knallte gegen die Wand. Vorsichtig tastete sie mit der Zunge nach der schmerzenden Stelle an ihrem Mundwinkel und schmeckte Blut.

Sie sah ihn wieder an und hoffte, bei den Trommeln in ihrem Kopf, noch etwas mitzubekommen. „Hey, Zauberer!", rief Uttuku über seine Schulter und Malfoy trat aus dem Schatten im hinteren Bereich der Höhle. Anjolie stöhnte innerlich auf, als sie daran dachte, was er alles gehört hatte. „Hier gibt es jemanden an dem du deine geheimsten Folterfantasien austoben kannst! Die nächsten paar Stunden hast du sowieso nichts Besseres zu tun!" Er sah ihr kalt in die Augen und ergänzte: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie einfallsreich er ist. Für einen Schimpansen wirklich bemerkenswert!"

„Meine Güte, wie bist du heruntergekommen! Einem Menschen dein Vergnügen zu überlassen, wäre dir damals nie in den Sinn gekommen! Oder hast du einfach nur Angst vor der Wahrheit?"

Uttuku sprang auf sie zu, zog ein Messer aus ihrem Gürtel und zischte: „Halt endlich dein blödes Maul!" Mit einem eiskalten Ausdruck in den Augen rammte er ihr das Messer durch die rechte Handfläche, womit er sie regelrecht an den Balken nagelte, an dem ihre Hände gefesselt waren.

Ohne ein weiteres Wort stürmte er zum Ausgang, während die Schmerzen Anjolies herunterjagten. Kurz vor dem Ausgang drehte er sich noch einmal um. „Wenn ich es mir recht überlege..." Er hob die Hand und feuerte zum dritten Mal an diesem Tag einen Blitz ab.

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Anjolies Augenlider flackerten, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Das erste, was ihr auffiel, war die beklemmende Stille, dicht gefolgt vom entsetzlichen Brennen ihrer Hand, dem dumpfen Pochen in ihrem Kopf und dem Stechen beim Atmen. Und das nicht unbedingt in dieser Reihenfolge! ‚Mann diesmal hast du dich aber so richtig reingeritten!'

Letztendlich öffnete sie die Augen und sah sich in Uttukus Thronsaal um. Es war bei weitem nicht mehr so hell wie vorhin – wie lange ist das wohl her? – und der Raum war verwaist, wenn man von dem Blondschopf absah, der lässig am Tisch, ein paar Meter von ihr entfernt, lehnte und sie beobachtete. Sie blickte an ihm vorbei auf den Tisch und sah darauf die verschiedensten Instrumente. ‚Prima! Der Kerl hat die Folterkammer leergeräumt! – Na, das kann ja heiter werden!'

Die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf ein wenig nach hinten geneigt, sah er sie von oben herab an und schenkte ihr ein gefälliges Lächeln. „Wie schön!", sagte er plötzlich und sprang auf. „Dornröschen ist endlich aufgewacht! Ich befürchtete schon, du würdest ewig im Traumland verbringen!"

Anjolie blinzelte ihn ruhig an, erwiderte jedoch nichts darauf. Das wäre ja noch schöner, diesem Kerl einen Anlass zu geben, an ihr herumzuexperimentieren! Sie verlagerte ihr Gewicht auf ihr anderes Bein und sofort schoss ihr ein heißer Schmerz durch den rechten Arm. Sie biss die Zähne zusammen und sog heftig die Luft durch die Nase ein, worauf sich natürlich prompt der mittlerweile altbekannte scharfe Schmerz in ihrer Seite dazugesellte. ‚Verdammter Todesser, wenn er nicht schon tot wäre, würde ich ihn liebend gern für seinen Schlag entschädigen!'

Genervt von der Tatsache, dass Malfoy sie in ihren Schmerzen sah und Uttuku mit Sicherheit schon längst unterwegs zu Ginny war, fragte sie: „Wie lange war ich weg?"

„Knapp vier Stunden." Anjolie konnte gerade noch ein Stöhnen unterdrücken. ‚Das darf doch wohl nicht wahr sein!' „Ja, ich habe auch schon gedacht, dass der letzte Energieblitz zuviel für dich war!", erzählte Malfoy heiter, während er sich zum Tisch umdrehte und nach einem Folterwerkzeug griff. Anjolie schnaubte verächtlich auf seine Worte hin und sah an ihren Händen hoch, um zu sehen, ob sie sich irgendwie befreien konnte.

„Vergiss es!", sagte Malfoy und kam mit einem Instrument auf sie zu, das einer Zange nicht unähnlich war. „Uttuku wäre bestimmt nicht so dumm und würde dich mit einfachen Ketten fesseln, aus denen du einfach so rausschlüpfen könntest!"

„Seit wann ist er weg?", fragte sie und ignorierte sein Faseln.

„Er ist vor kurzem mit einer kleinen Armee von Dämonen gen Zaubererschule verschwunden, aber nicht ohne mir vorher Instruktionen zu erteilen, was ich in der Zwischenzeit mit dir machen soll!" Er kam weiter auf sie zu und drehte die Zange liebevoll zwischen den Fingern.

„Weißt du, was meine erste Handlung sein soll?" Er sah sie lakonisch lächelnd an und in seinen Augen glomm ein Feuer, dass es ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

„Nein, aber zuverlässig wie du bist, wirst du es mir sicherlich gleich sagen!" Sie versuchte ihr Bestes, das leichte Zittern in ihrer Stimme zu vertreiben, denn es kränkte sie erheblich in ihrem Stolz. ‚Seit wann hast du vor einem Menschen Angst?'

Malfoys Mund zog sich zu einem Lächeln in die Breite. Er legte die restliche Entfernung zwischen ihnen zurück und hob das Instrument. „Uttuku behauptete, du hättest ein bezauberndes Lächeln und dem sollte ich die Macht nehmen oder besser gesagt, die Zähne!" ‚Was für ein kranker Bastard!' Und das traf auf alle beide zu!

Langsam führte er die Zange näher an sie heran und raunte: „Komm und lächle für mich!"

„Verpiss dich, du Dreckskerl!", fauchte sie, doch sie hätte schwören können, dass er ihren lauten Herzschlag hören konnte. Anjolie konnte es einfach nicht fassen, dass sie sich so einschüchtern ließ.

Stur presste sie die Lippen aufeinander. Er sollte weder an ihre Zähne herankommen, noch sich an ihrem Zähneklappern ergötzen! Malfoy zog die Augenbrauen hoch und seufzte ergeben. Er ließ seinen Blick an ihr hinaufgleiten und blieb an ihren Händen hängen. „Hm, dann muss ich mir eben etwas anderes aussuchen!"

Mit einem kalten, überheblichen Blick streckte er seine Arme aus und umfasste ihre verletzte Hand. Anjolie durchfuhr der Schmerz wie ein Stromstoß, als er ihr das Messer herauszog und es auf den Boden warf. „Deine Finger sind bei weitem besser erreichbar!" Während panische Hitze sich in ihrem Körper breit machte, überlegte Anjolie fieberhaft, was sie tun könnte... und ihr fiel nur eines ein: Sie zog ein Bein hoch und rammte mit aller Wucht ihrem Peiniger das Knie in seine Weichteile.

Malfoy krümmte sich keuchend zusammen und presste seine Handballen gegen die malträtierte Stelle. Doch auch an Anjolie war die Aktion nicht spurlos vorbeigegangen. Durch die heftige Bewegung flimmerte es ihr vor Augen und ganz so nebenbei bemerkte sie auch noch, dass frisches Blut an ihrem Arm herunterlief.

Während der Schmerz in ihrer Hand sich langsam in eine taubes Pochen verwandelte, hätte sie fast seine gepressten Worte überhört. „Verdammt, Anjolie! Was soll das? Verstehst du keinen Spaß mehr?" ‚Häh?' Nach dieser Bemerkung verstand sie gar nichts mehr!

„Ich wollte dich doch nur befreien, jetzt wo du endlich wach bist und alleine stehen kannst!", erklärte er und richtete sich nach und nach auf. „Manchmal kannst du aber auch wirklich ein Miststück sein!"

„Du hast sie jawohl nicht mehr alle!", zischte sie jetzt. „Du drohst mich zu foltern, bringst mich zum Bluten und erwartest, dass ich das einfach so über mich ergehen lasse? Und außerdem, wie sollte ich denn wissen, dass so ein dämlicher Todesser tatsächlich auf die Idee kommt, mich zu befreien?"

„Es gab Zeiten, da hattest du vor nichts Angst und über eine Androhung von Folter hast du nur gelacht!", meinte er, noch leise vor sich hinschnaufend.

„Woher willst du denn das wissen?", blaffte Anjolie ihn an.

„Hast du mich denn immer noch nicht erkannt?", fragte er und hielt ihrem Blick stand. „Dir steht heute aber wirklich ein Elefant auf der Leitung!"

„Dich erkannt?" Anjolie wollte ihm schon ein paar deftige Schimpfworte an den Kopf knallen, als es bei ihr endlich ‚Klick' machte. Sie schloss die Augen und konnte sich gerade noch daran hindern, den Kopf zu schütteln, um nicht alle möglichen Schmerzen bei ihr auszulösen. „Rosifer!", stieß sie aus.

„Ahh, 100 Punkte für die Kandidatin!... Und 200 Punkte Abzug, weil es so lange gedauert hat!", grummelte er und richtete sich unter Ächzen wieder vollständig auf. ‚In seinem Punktesystem könnte er Severus durchaus Konkurrenz machen!', dachte sie noch, bis sie die Wut packte.

„Du krankes Arschloch!", brüllte sie ihn an und Rosifer im ‚Lucius-Malfoy-Anzug' zuckte leicht zurück. „Konntest du mich nicht einfach losbinden, anstatt so ein dämliches Spiel zu spielen? Ich habe wertvolle Zeit dabei verloren! Uttuku könnte jetzt schon bei Ginny sein und Werweißwas mit ihr anstellen!"

„Reg dich ab! So wie ich das mitbekommen habe, hast du ihn mit deinen erwähnten Sicherheitsmaßnahmen ziemlich nervös gemacht und er wird mit Sicherheit nichts überstürzen!", verteidigte sich Rosifer und schaffte es tatsächlich Anjolie ein wenig ihrer Unruhe zu nehmen.

Sie sah ihn abschätzend an. „Uttuku sagte, du wärest mit Harry verschwunden... Wie lange steckst du denn schon in Malfoy?"

„Ich habe mir diesen Körper erst geschnappt, als ich mitbekommen habe, dass du hier bist! Harry meinte, du könntest nützlich sein!"

„Harry?", sprang Anjolie sofort darauf an. „Wo ist er?"

„Sicher in einer Höhle in der Nähe versteckt!" Rosifer kam schon wieder mit der Zange auf ihn zu und Anjolie stellten sich die Nackenhaare auf. Wer wusste denn schon, was er wirklich vor hatte! ‚Der Typ ist doch vollkommen durchgeknallt!'

„Was soll das?", fragte sie und deutete auf die Zange.

„Mit irgendetwas muss ich ja deine Ketten öffnen!", antwortete er entnervt und trat an sie heran. „Und halte bitte dein Knie in Zaum!", zischte er ihr noch zu, bevor er sich daran machte, die Ketten zu durchtrennen.

Derweil dachte Anjolie über seine Worte nach. „Sicher? Hier in der Hölle?", giftete sie ihm schließlich ins Ohr. „Du machst doch wohl Witze? Sieh zu, dass du schneller fertig wirst!" Rosifer warf ihr einen genervten Seitenblick zu und kniff das erste Glied auf. „Sei froh, dass ich dir überhaupt helfe! So etwas wie ein Danke kommt dir wohl nicht über die Lippen?"

„Danke?", keifte sie und selbst in ihren Ohren klang das äußerst schrill. „Wenn du Harry nicht entführt hättest, müsstest du mich gar nicht retten! Dann wäre ich nämlich nicht hier!"

„Wenn ich es nicht getan hätte, dann wäre ein anderer losgezogen und der hätte den Jungen bestimmt nicht vor Uttuku und diesen Menschen gerettet!", fauchte Rosifer und durchbrach die zweite Seite des Gliedes. Damit sauste ihr gesunder Arm nach unten, doch sie konnte ihn abfangen und ließ ihn schlaff an der Seite hängen. Durch die ungewohnte Haltung war er absolut taub.

Anjolie sparte sich ihre Fragen für später auf und verlagerte erst einmal ihr Gewicht auf beide Beine. Ihre Knie zitterten bedenklich und sie musste sich richtig anstrengen, um stehen zu bleiben. Rosifer hatte schnell ihren zweiten Arm befreit, aber diesen konnte sie nicht abfangen. Sie hatte überhaupt kein Gefühl darin und er knallte einfach so nach unten. Anjolie wurde schwindlig. Sie fiel gegen Rosifers Schultern und lehnte sich dort keuchend an.

„Was hast du doch für ein Glück, dass ich so einen großen, starken und noch dazu gutaussehenden Mann ausgesucht habe, an dessen Schulter du dich stützen kannst!", frotzelte Rosifer und Anjolie hätte ihm gern eine verpasst – wenn sie sich hätte rühren können. Deshalb raunte sie nur „Blödmann!" und positionierte ihren Kopf bequemer an besagte Schulter.

„Spricht man etwa so mit seinem Retter?"

„Ach, halt die Klappe und bring mich zu Harry! Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause..., ähm, ich meine Hogwarts!" ‚Wie konnte denn das passieren?'

„Kannst du alleine laufen?", fragte Rosifer und schob sie ein wenig von sich. Ihre Knie knickten ein und Rosifer hielt sie an den Oberarmen fest. „Wohl nicht!", folgerte er und hob sie auf seine Arme.

„Aughhh!", jaulte Anjolie und fasste sich an die Seite.

„Bist du vielleicht schwer!", schnaufte er und warf sie noch einmal hoch, um sie in eine bessere Position zu bekommen, was Anjolie einen weiteren Schmerzensschrei entlockte. Sie verpasste ihm einen Schlag wegen seiner Grausamkeit und jaulte erneut auf, weil sie dafür ihre verletzte Hand benutzt hatte.

„Nun hab dich nicht so, du Weichei! Die Jahre unter den Menschen haben dir in der Beziehung nicht gut getan!"

„Behalt deine Meinung für dich!", zischte sie ihm ins Ohr. „Sag mir lieber, wieso du Harry nicht an Uttuku ausgeliefert hast!"

„Uttuku beging einen Fehler, der im Laufe der Zeit allen Möchtegerntyrannen unterläuft – er plauderte zuviel über seine Pläne!", lachte Rosifer auf. „Als ich mit Harry ankam, ignorierte Uttuku mich völlig und erklärte seinen Verbündeten gerade, dass sie ihn jetzt mitnehmen und mit ihm machen könnten, was sie wollten. Der Glanz in den Augen des anderen Menschen hat mir nicht gefallen und ich konnte mir vorstellen, dass sie ihn nicht zum Abendessen einladen wollten. Also... verzogen wir uns geflissentlich."

Rosifer marschierte durch die dunklen Gänge und Anjolie wunderte sich insgeheim, warum sie niemand aufhielt oder ihnen nicht einmal eine Ratte begegnete. Doch sie verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich darauf ihre Neugier zu stillen. „Das ist ja alles schön und gut!", bemerkte sie zynisch. „Doch warum hast du dich dafür interessiert, was aus ihm wird? Du bist nicht gerade als Menschenfreund verschrien, solange sie keine persönlichen Interessen von dir wecken!"

„Wer sagt, dass er das nicht hat?", fragte Rosifer ausweichend zurück. „Als ich in ihm war..."

„Was?", schrie sie ihm entrüstet ins Ohr. Rosifer zuckte zusammen und sah sie scharf an.

„Was glaubst du denn, wie ich ihn aus Hogwarts raus bekommen habe?"

„Ach so! Du hast ihn besetzt!", atmete Anjolie erleichtert auf. Heute war sie wirklich etwas langsam. ‚Ich hätte gestern Nacht wirklich etwas kürzer treten sollen!'

„Hol deine Gedanken wieder aus der Gosse!", forderte Rosifer indigniert und sah sie finster an.

„Reg dich ab und erzähl weiter!", schnappte Anjolie.

„Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will!", schnüffelte Rosifer beleidigt.

„Oh, bitte!", stöhnte Anjolie. „Sei nicht so 'ne Zicke und erzähl schon!"

Rosifer zog eine Schnute, was bei einem aristokratischen Gesicht, wie dem von Malfoy etwas seltsam anmutete. Dann zuckte er die Schultern und erzählte weiter. „Jedenfalls merkte ich, dass Harry jemand Besonderes ist. Nicht weil er in seiner Welt so berühmt ist, sondern weil er so viel Liebe in sich trägt... So unglaublich viel!", schwärmte er und Anjolie zog eine Augenbraue hoch.

„Und du hast gedacht, wenn du ihn rettest könntest du etwas davon abbekommen?", fragte sie lauernd.

Er sah sie pikiert an und nuschelte: „In die Richtung habe ich überhaupt nicht gedacht! Aber jemand, der so voller Liebe ist, sollte nicht ohne weiteres an diese Teufel ausgeliefert werden!"

„Wer's glaubt...", lachte Anjolie auf, doch ihre Augen verfinsterten sich. „Er ist tabu, klar!"

„Willst ihn für dich selbst, was?", fauchte er jetzt.

Anjolie verzog angewidert das Gesicht. „Aber sonst geht's noch? Ich verführe doch keine Kinder!"

„Im Vergleich zu uns sind heute alle Menschen Babys! Also komm mir nicht damit!", knurrte er zurück.

Gegen diese Logik kam sie einfach nicht an! „Er hat eine Freundin", erklärte sie und lehnte sich erschöpft an seine Schultern. „Wie bist du eigentlich an diesen Job gekommen?"

„Weiß der Teufel, wie sie mich gefunden haben. Uttukus Schergen suchten mich auf und ‚baten' mich zu ihm. Uttuku erklärte mir meine Aufgabe, ungeachtet der Tatsache, dass ich ihm erklärte, weder in seinen Diensten zu stehen noch es jemals zu wollen."

„Ja, eben! Warum also gerade du?", hakte sie nach.

„Uttuku war zwar nicht so freundlich, mir das zu erklären, aber er brauchte unbedingt einen Körperlosen! Das habe ich von einem seiner Leute erfahren. Ihm wurden die Dienste Alastors entzogen, weil der bei seinem letzten Einsatz für Uttuku empfindlich verletzt wurde. Du kannst dir vorstellen, dass die Obersten darüber nicht sehr begeistert waren!"

„Oh!", sagte Anjolie nur. ‚War ich denn so heftig?' Sie spürte Rosifers Blick auf sich und schielte zu ihm hoch.

„Du hast nicht zufällig etwas damit zu tun?"

„Vielleicht?", wich sie aus, aber Rosifer drängte nicht weiter in sie und lief schweigend weiter.

Nach mehreren Biegungen, Ecken und weiteren dunklen Gängen arbeitete sich ein Gedanke in Anjolies Kopf vor. „Sag mal, seit wann genau warst du eigentlich in Malfoy?", stocherte sie.

„Seitdem du an der Wand angekettet wurdest. Ich habe einen Zeitpunkt gewählt, an dem er abgelenkt war. Du glaubst gar nicht, was er sich alles vorgestellt hat, mit dir an der Wand anzufangen. Widerlich!"

„Hmm! Und du kamst nicht auf die Idee mir gegen den anderen Todesser und Uttuku zu helfen?"

„Ich bin doch nicht lebensmüde und trete gegen Uttuku an! Und bei McNair war ich grad mit Malfoy beschäftigt. Außerdem musste ich erst noch Harry in Sicherheit bringen!"

„Hmm!", gab Anjolie wieder nur von sich. Es klang glaubwürdig und sie lebte ja schließlich noch! „McNair hieß er also!", kam ihr in den Sinn.

„Wieso interessiert's dich? Willst du eine weitere Kerbe in deinen Türpfosten schnitzen?"

„Ich hab keinen Türpfosten, du Blödmann!"

„Das war nur eine Redewendung!", schnappte er.

„Spar dir das für die Zukunft!"

„Zicke!"

„Selber!"

Er bog um eine weitere Ecke und trat in eine Öffnung, wo sie plötzlich absolute Schwärze umfing.

„Oh, sag mir bitte, dass du nur falsch abgebogen bist!", bettelte Anjolie. Sie hoffte inständig, dass er Harry nicht in dieser Finsternis allein gelassen hatte.

„Rosifer?", kam eine beunruhigte Stimme aus dem schwarzen Nirgendwo und bestätigte ihre Befürchtung.

„Harry?", rief sie in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.

„Ah! Du hast sie gefunden!", hörte sie ihn wieder, doch es lag seltsamerweise eine ganze Menge Verachtung in seiner Stimme! Oder war es Wut? Es war nicht so direkt bestimmbar.

„Bist du in Ordnung?", fragte sie, als Rosifer weiter in die Dunkelheit ging.

„So in Ordnung wie man sein kann, wenn man sich in der Hölle befindet!", fauchte er ihr entgegen und Anjolie begann sich zu sorgen. So aggressiv kannte sie ihn nicht.

„Er scheint bereits dem Einfluss der Hölle erlegen zu sein!", flüsterte sie in Rosifers Ohr.

„Ähm, habe ich dir schon gesagt, dass er noch euer Gespräch über den Wettbewerb und seine Entstehung gehört hat, bevor ich ihn wegbringen konnte?", ruckte Rosifer mit der Sprache raus.

„Na toll! Je mehr davon wissen, desto geselliger wird die Runde!", zischte sie.

„Ich bin schon sehr gespannt, was Ginny zu dieser Information sagen wird!", hackte Harry weiter.

„Na, das kann ja lustiger Rückweg werden!", murmelte sie, doch Rosifer entgegnete bestimmt: „Es wird sich geben! Er ist nicht er selbst!"

„Lass mich runter!", verlangte sie und er kam dem sofort nach. Als sie unsicher auf ihren Beinen stand, rief sie: „Harry, wo bist du?"

„Knapp vor ihnen! Es gibt also keinen Grund zum Schreien!", schnappte er und Anjolie verdrehte bereits genervt die Augen.

Da spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Ihr wurde plötzlich heiß und ihre Knie begannen zu schlottern. „Rosifer?", rief sie. „Wenn du es schaffst, dann fang mich bitte auf!" In dem Moment fiel sie auch schon.

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Severus beobachtete Ms. Weasley, wie sie zwischen ihren Eltern saß und ihre Mutter den Arm um die Hüfte ihrer Tochter gelegt hatte, als wolle sie sie nie mehr gehen lassen. Ihm war es durchaus recht! So musste er sich nicht mit ihr herumschlagen!

Zum tausendsten Mal starrte Severus auf die Stelle, an der Anjolie verschwunden war. ‚Wann kommt sie endlich zurück?' Es war inzwischen dunkel und Severus konnte das Licht der unzähligen Fackeln sehen, die von den Dämonen entzündet worden waren und anscheinend das gesamt Schulgelände erleuchteten.

Sie versteckten sich nicht im Dunkeln, das hatten sie nicht nötig! Hier gab es niemand, der ihnen hätte schaden können.

Severus las den Zauberspruch auf dem Zettel, den ihm Dumbledore in die Hand gedrückt hatte, mit der Anweisung die Stellung in der Halle zu halten und auf Anjolie zu warten. ‚conformo pluteus atrium' – Die Worte, die soviel ausrichten sollten.

Er hasste es, dazu verdonnert worden zu sein, hier untätig herumzusitzen. Er machte sich nur Gedanken darüber, wie er die nötige Kraft bzw. Energie für den Spruch aufbringen sollte und überprüfte hin und wieder Ms. Weasleys Aufenthaltsort, während Dumbledore wichtige Sicherheitsvorkehrungen traf, um die Schüler zu schützen. Sie wurden alle in ihren Häusern verschanzt und er, Severus, konnte noch nicht einmal seinem eigenen Haus beistehen, weil er hier den Pförtner spielen sollte!

Severus umging immer wieder sorgsam die Frage, warum die Dämonen hier waren und von Anjolie nicht die geringste Spur zu sehen war. Sie waren hier und brüllten nach der Auserwählten. Das konnte nur heißen, dass sie wussten, dass sie nicht in der Hölle war und dort auch nicht erscheinen würde und das konnten sie nur von Anjolie erfahren haben! Das hieß, dass sie ihr... na ja, wenigstens begegnet waren. Doch wo steckte sie und warum war sie nicht schon längst zurück?

Seine trüben Gedanken wurden von einer erneuten Aufforderung unterbrochen, dass die Auserwählte sich stellen sollte. Das hatten sie schon zigmal gehört und mit diversen Beleidigungen war dabei auch nicht gespart worden. Doch diesmal drohte der Sprecher auch, sie gewaltsam zu holen, wenn sie nicht endlich freiwillig erschien.

Severus erhob sich alarmiert und richtete seinen Blick sofort auf das Objekt der Begierde. Sie war aufgesprungen und ihre Eltern versuchten verzweifelt, sie zu beruhigen. „Ich muss gehen! Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand anderes wegen mir verletzt wird!" Severus ging auf sie zu. Er würde auf keinen Fall zulassen, dass sie früher dort hinaus ging, als es nötig war und wenn er die dafür einsperren oder betäuben musste!

Als er sie erreichte, kam auch Dumbledore zur Großen Halle hinein und schien erleichtert, seine Schülerin noch hier anzutreffen. Sie alle sahen ihm gespannt entgegen und er zögerte auch nicht, seine Anweisungen auszusprechen, als er sie erreichte. „Ginny, du bleibst auf jeden Fall hier!", kam er sofort zum Punkt und hob die Hand, um jedweden Einwand von ihr abzuwürgen. „Ich werde hinausgehen und den Dämonen unmissverständlich erklären, dass die Auserwählte..., ähm, dass Ginny ihm erst zum richtigen Zeitpunkt gegenübertreten wird. Keine Widerrede, Ginny!", ergänzte er energisch, als sie gerade zum Sprechen Luft holte.

„Molly, Arthur! Gehen Sie bitte sicher, dass Ginny keine Dummheiten anstellt!" Die beiden nickten und postierten sich zu beiden Seiten ihrer Tochter. Severus war froh, dass Dumbledore der gleichen Meinung war wie er und ihn damit unbewusst bei seinem Vorhaben half.

Nun schnappte sein Direktor seinen Ellbogen und zog ihn zur Seite. „Severus,... ich zerbreche mir die ganze Zeit schon den Kopf, ob wir den Schutzzauber nicht gleich aussprechen sollten!", erklärte der alte Mann leise. Severus Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten. Er wollte sie aussperren! Dumbledore seufzte leise. „Sei realistisch, Junge! Wie hoch stehen die Chancen, dass Anjolie... und Harry noch leben, wenn die betreffenden Dämonen schon vor unserer Haustür stehen?"

„Sie lebt!", fauchte Severus. „Sie leben beide!", ergänzte er ruhiger, aber nicht weniger energisch. Die Tatsache, dass Dumbledore selbst dem Überleben seines Goldjungen kaum Chancen einräumte, traf Severus empfindlich. Sie sahen sich für einen Moment ohne jedes Wort an und letztendlich unterbrach Dumbledore den Kampf. „Nein, Severus! Keine unnötigen Risiken mehr! Bereite dich vor. Sobald ich zurück bin, werden wir den Zauber durchführen!"

Er hätte Severus auch gleich ein Messer in die Brust rammen können, es hätte die gleiche Wirkung gehabt. Am liebsten hätte er ihn angeschrieen, doch die Entschlossenheit im Blick seines Direktors zeigte ihm, dass er damit auch nichts bewirkt hätte.

Dumbledore wollte schon gehen, doch Severus hielt ihn noch einmal zurück. „Du willst allein dort hinaus?", fragte er beunruhigt.

Dumbledores Blick wurde dunkler. „Soll ich denn noch andere in Gefahr bringen? Keiner könnte mir helfen!" Er legte seine Hand auf Severus' und lächelte beruhigend. Dann ging er hinaus, doch Severus hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend.

Er sah zu den Weasleys und bemerkte, dass das Mädchen den Blick auf die defekten Fenster gerichtet hatte. Sie saß zwischen ihren Eltern und wirkte absolut verloren. Wie würde sie reagieren, wenn Dumbledore und er den Zauber durchführten – vorausgesetzt, er schaffte es, auf die universale Energie zuzugreifen – und damit ihren Freund und Anjolie, ihren einzigen Halt im Kampf gegen Uttuku, aussperrten. Er sah ja selbst, wie hilflos sie waren, jetzt wo Anjolie nicht da war. ‚Aber wir haben doch auch vorher ohne sie gelebt! Allerdings auch ohne Dämonen!', dachte Severus sarkastisch und gleichzeitig umklammerte ein fester Griff seine Brust, als er daran dachte, sie vielleicht nie wieder sehen zu können.

Er ging zum Kamin und stützte einen Unterarm an den Sims, um seinen Kopf daran zu legen und ins Feuer zu starren. Die Wärme schlug ihm ins Gesicht, doch sie erreichte sein Innerstes nicht.

Plötzlich drang ein lautes Gejohle vom Schlossgrund durch die kaputten Fenster und Severus fuhr herum, wo er Ms. Weasleys entsetztem Blick begegnete.

„Wie viele Unschuldige Opfer nimmst du noch hin, bevor du dir selbst die Ehre gibst?", höhnte die gewohnte Stimme von draußen und Severus fuhr es eiskalt den Rücken hinunter. Albus!

Severus stürmte los und die Weasleys folgten ihm auf dem Fuß. Sie hatten die Tür fast erreicht, als jemand hereinkam – Minerva McGonagall. Ihr liefen die Tränen übers Gesicht und Severus bemerkte geschockt, dass sie eine Trage hinter sich führte – mit dem blutüberströmten Direktor darauf.

Severus wurde übel, als er ihn so blass auf der Liege sah. ‚Ist er tot?' – Nein, er atmete noch! „Sie haben ihn vors Tor geworfen und gesagt, sie geben Ms. Weasley noch eine Stunde Zeit, sich zu entscheiden, dann wollen sie sie mit Gewalt holen! Was sollen wir nur tun?", fragte die Gryffindor mit zittriger Stimme.

Severus schüttelte seine Erstarrung ab. „Nun, zuerst einmal sollten Sie Albus sofort in den Krankenflügel bringen, damit Madame Pomfrey ihn behandeln kann. Ich werde in der Zwischenzeit Albus' Pläne weiterverfolgen. Und dann können wir immer noch Einzelheiten beratschlagen."

Er ging zurück in die Halle und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Dumbledore konnte ihnen jetzt nicht helfen und mit den Dämonen war nicht zu reden. Sie mussten Schutzmaßnahmen ergreifen und das hieß als erstes Hogwarts vor weiteren möglichen Eindringlingen zu schützen! Und dann würde er überlegen, ob und wie er Ms. Weasley aus dem Schussfeld bringen konnte.

Als er vor dem Tisch mit den Zauberzutaten stehen blieb, spürte er ein Frösteln im Nacken und er fuhr herum. Ms. Weasley stand hinter ihm und durchbohrte ihn mit ihrem Blick. „Was haben Sie vor?" Ihm lag schon auf der Zunge, sie solle ihre Nase nicht in Dinge stecken, die sie nichts angingen, bis ihm in den Sinn kam, dass der Ausschluss von Anjolie und Potter durchaus auch ihre Angelegenheit war. Außerdem war es besser, sie würde kooperieren und nicht ihr eigenes Süppchen kochen. Denn wenn sie auch nur ein wenig von ihrer Lehrerin übernommen hatte, dann ließ sie sich kaum Vorschreibungen machen.

„Das gleiche, was Professor Dumbledore vor hatte, wenn er von den Dämonen zurück war: Den Schutzzauber der Alten Weisen über Hogwarts aussprechen!" Severus fiel es schwer das auszusprechen. Er hatte seine Entscheidung bereits getroffen, doch sie auszusprechen, machte es so entgültig. Er würde genau das tun, wofür er Dumbledore vorhin verurteilt hatte. Er würde Anjolie den Rückweg nach Hogwarts unmöglich machen!

„Nein, das können Sie nicht!", hauchte Ginny geschockt und Severus zog verärgert eine Augenbraue hoch. „Hören Sie? Das dürfen Sie nicht!", schrie sie jetzt.

Severus straffte die Schultern und entgegnete gefährlich leise: „Ich kann und ich werde, Ms. Weasley! Die Chancen für eine Rückkehr der beiden sind sowieso miserabel!"

Ihr traten Tränen in die Augen und Severus wappnete sich innerlich. „Aber wir dürfen Sie doch nicht einfach so aufgeben!", flüsterte sie.

Severus' Brust zog sich zusammen, doch er ließ es sich nicht anmerken. Jetzt war es nicht an der Zeit Schwäche zu zeigen. „Niemand gibt hier irgendwen auf!", antwortete er bestimmt. „Außerdem heißt es ja nicht, dass sie niemals zurückkommen!" Plötzlich kam ihm eine Idee. „Davon mal abgesehen, verhindern wir nur, dass jemand sich Zutritt zum Schloss verschafft! Genau wie die Dämonen wird Anjolie in der Lage sein, woandershin ein Tor zu öffnen!"

Er konnte es nicht fassen, doch mit diesen Worten schaffte er es sogar, sich selbst Hoffnung zu machen. ‚Warum bist du nicht gleich darauf gekommen?' Anjolie hatte gesagt, sie wolle von der Halle aus starten, um dem Entführer besser folgen zu können. Sie sagte nicht, es wäre die einzige Weg in die Hölle zu kommen.

Der Rotschopf sah auf einen fiktiven Punkt neben ihm und ihr Gesicht hellte sich nach und nach auf. „Ja!... Ja, Sie haben Recht!..." ‚Was für ein Glückspilz ich doch bin! Ms. Weasley ist mit mir einer Meinung!' „Anjolie findet einen Weg! Sie bringt Harry zurück und..." Sie sah ihn wieder an und runzelte besorgt die Stirn. „Ich hoffe, sie ist wieder da, bevor die Dämonen auf uns losgehen! Ich werde kämpfen so gut ich kann, doch ich komme nicht gegen alle allein an!"

„Wenn wir Glück haben, wird es gar nicht erst zum Kampf kommen!", erwiderte Severus. ‚Wem machst du hier eigentlich was vor?' „Doch sollte es wirklich dazu kommen, dann werde ich vielleicht helfen können." Dafür erntete er von ihr einen zweifelnden Blick und er fühlte sich genötigt, seine Vorstellung dazu näher zu erläutern. „Natürlich nicht mit dem Schwert!", presste er zwischen den Zähnen hervor. „Um den Schutzzauber ausführen zu können, greife ich auf eine Magie zurück, gegen die auch die Dämonen nicht immun sind!" ‚Hoffentlich!' „Es könnte helfen diese Magie gegen sie anzuwenden!"

Jetzt musste er nur noch Zugriff auf diese Magie bekommen!' Er drehte sich wieder um und nahm sich die nötigen Zauberutensilien. Zum Zauber gehörte nicht viel. Nur eine Weihrauch- und eine Myrrhekerze, um den Geist zu reinigen und zu öffnen, von denen er hoffte, dass sie ihm auch halfen, einen Zugang zur Magie zu finden; und ein weißer Kristall, um die freigesetzten Kräfte zu bündeln.

Severus schloss die Augen und versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was Anjolie ihm damals geraten hatte, um die Energie anzapfen zu können. Doch alles, woran er sich erinnerte, war das warme Gefühl ihrer Berührung. Ja, er wusste, dass er sich öffnen musste, doch das waren nur Worte und die konnten in ihm nicht den Wunsch auslösen, seine Barrieren abzulegen! Das hatte bisher nur Anjolie geschafft! ... Anjolie! Severus stockte einen Moment. Vielleicht konnte sie ja wieder helfen! Auch wenn sie nicht hier war, könnten seine Gedanken und Erinnerungen an sie ja stark genug sein, um die Wärme anzulocken. Heiß genug waren ihre Treffen ja gewesen!

Kurzentschlossen zündete er die Kerze an und ließ den Rauch der Kerzen wirken. Er las die Worte auf dem Zettel noch einmal durch, um sich nicht zu verhaspeln, wenn es soweit war. Dann konzentrierte er sich auf die universale Energie – jedenfalls seiner Vorstellung davon – und begann seine gemeinsamen Momente mit Anjolie abzurufen. Und ein möglichst schnellen Erfolg versprach die letzte Nacht.

Diese Nacht war ihm schließlich noch frisch genug in Erinnerung. Doch so sehr er sich auch bemühte und alle seine Bedenken ablegte, es stellte sich einfach keine Verbindung her. Letztendlich musste er sich eingestehen, dass es doch nur guter Sex gewesen war.

Doch damit wollte er sich nicht abfinden. Severus wusste, dass mehr zwischen ihnen war! Er spürte es jedes Mal, wenn sein Herz einen Sprung machte, weil sie sich mal wieder in seine Gedanken geschlichen hatte; konnte es nicht leugnen, wenn sie sich gegenüber standen und er einfach nur ihre Nähe genoss und noch mehr die Streitgespräche mit ihr; wusste es, wenn sie in Gefahr waren und er sich ohne jedes Zögern auf sie verließ.

Severus ließ ihre Rettungsaktionen Revue passieren und blieb an dem Augenblick hängen, an dem sie ihm sagte, dass er alle Liebe dieser Welt verdiente und sie es ihm gern geben würde.

Und das war er, der Moment, an dem die ersehnte Wärme von ihm Besitz ergriff, denn zu diesem Zeitpunkt wünschte er sich wie damals nichts mehr, als dass ihre Worte wahr werden würden.

Es dauerte etwas bis er bemerkte, dass er sein Ziel erreicht hatte und das goldene Glühen des Kristalls war dabei eine enorme Hilfe. Erfüllt von Liebe und Glückseeligkeit las er die Worte vom Zettel. „Obtego atrium pluteus!" Das Licht des Kristalls legte sich warm um ihn, breitete sich in der Halle aus und schoss durch die Fenster, um sich über das gesamte Gelände von Hogwarts auszubreiten. Zum Schluss blitzte es gleißend weiß auf und Severus musste die Augen schließen, weil das Licht schmerzte.

Es wurde schlagartig wieder dunkel. Severus öffnete die Augen und atmete tief durch. Der Zauber war getan! Er versuchte, sich zu wappnen, als die Magie der Schöpfung seinen Körper wieder verließ und dennoch traf ihn die folgende Leere bis ins Mark. Das war das Teuflische daran, das Loch, in das man fiel hatte praktisch keinen Boden. Severus krallte sich an die Tischkante und blies die Kerzen aus. Er konnte ihren Geruch einfach nicht mehr ertragen.

Langsam drehte er sich um und versuchte das Zittern seiner Hände zu unterdrücken. Als er aufblickte, sah er die erstaunten Blicke der Weasleys. ‚Können die nicht wenigstens für ein paar Minuten verschwinden?' Er hatte sich gerade noch so weit unter Kontrolle, damit er nicht wehleidig aufseufzte. Momentan würde er so gern allein sein. Er wollte nicht, dass gerade sie ihn in so einem Zustand sahen!

Doch da kam auch schon Ms. Weasley auf ihn zu und er fühlte erneut ein Seufzen in sich aufsteigen. ‚Verdammte universale Energie! Sie würde ihn noch zu einem Weichling machen!' Das Mädchen sah aus, als traue sie sich nicht, etwas zu sagen, doch dann gab sie sich einen Ruck. „Was machen wir jetzt?"

Er starrte sie einen Augenblick böse an. Was blieb ihnen schon übrig? Wenn sie Ms. Weasley wegbrachten, dann würde Hogwarts vielleicht dem Erdboden gleichgemacht oder vielleicht noch Schlimmeres. Und wer konnte dafür garantieren, dass die Dämonen sie nicht auch an jedem anderen Ort fanden? Sie mussten darauf hoffen, dass sich eine bessere Lösung fand. Deshalb sagte er: „Warten, Ms. Weasley! Warten, bis die Stunde fast rum ist und dann zusehen, dass wir Zeit schinden können!" Er hoffte nur, dass er die notwendige Kraft fand, um die universale Energie anzuwenden. Und vor allem schneller als eben, sonst sahen sie alt aus.

„Was wird das Geheul wohl bedeutet haben?", fragte Ms. Weasley und riss ihn aus den Gedanken.

„Geheul?", fragte er irritiert zurück.

„Ja! Eben, als das Licht sich in einen weißen Blitz verwandelt hat! Es klang so unheimlich wutentbrannt", erklärte sie verunsichert. Severus runzelte die Stirn. Er hatte nichts gehört. War er so weggetreten gewesen?

„Das lässt darauf schließen, dass die richtige Entscheidung getroffen wurde!", erwiderte er nachdenklich. Ms. Weasley nickte und ging zu ihren Eltern zurück.

Severus nutzte die Ruhe, setzte sich auf einen Stuhl und begann sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er die Magie überhaupt gegen die Dämonen einsetzen sollte. Würden die gleichen Zaubersprüche wie bei ihnen auch helfen oder brauchte er gänzlich andere Sprüche, um der Magie Kraft zu verleihen? ‚Das wäre wirklich zu einfach!' Und wenn Severus in den letzten Monaten eines gelernt hatte, dann, dass es bei Anjolie und ihrer Art nie einfach war!

Er würde eben wohl nur herausbekommen, indem er es ausprobierte! Und vielleicht hatten sie Glück und sie überlebten das Ganze. ‚Oh, wie ich diese Ungewissheiten hasse!'

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Anjolie stöhnte leise und als sie die Augen öffnete, war es immer noch pechschwarz um sie herum. ‚Ich könnte jetzt wirklich ein wenig Sonne gebrauchen!' Sie richtete sich auf und lehnte sich gegen die Wand. Die Kälte störte sie nicht mehr, da diese bereits in jeder Zelle ihres Körpers vorgedrungen war. Und die Finsternis tat ihr übriges.

„Sie ist wach!", eiste Harry zu ihrer Linken und Anjolie musste ihre aufsteigende Wut unterdrücken.

„Ist der denn immer noch in dieser Stimmung?", zischte sie in die Dunkelheit und hörte Rosifers leises Seufzen. „Nein! Es ist noch schlimmer geworden!", raunte er rechts von ihr. „Anjolie, er muss unbedingt hier raus!"

„Ich weiß!", fauchte sie jetzt. ‚Da ist er nicht der einzige!' Sie spürte, dass sie immer weniger Kontrolle über ihre Reaktionen hatte und bliebe sie noch länger, dann wäre sie auch bald nicht mehr Herr ihrer Gefühle und Handlungen.

Sie rieb sich die Schläfen und zuckte zusammen, als Schmerz durch ihre Hand jagte. Durch die eingetretene Taubheit, war er jedoch nicht mehr ganz so heftig. Sie strich vorsichtig über ihre Hand und spürte Stoff. Rosifer musste sie verbunden haben. Erschöpft fragte sie sich, wie er das in der Dunkelheit geschafft hatte, schob ihre Neugier jedoch hinten an. „Wie lange war ich diesmal weg?", fragte sie Rosifer. Sie fühlte sich, als wäre sie schon jahrelang hier.

„Schon mal war vom hundertjährigen Schlaf gehört?", maulte Harry neben ihr und Anjolie verspürte augenblicklich den Wunsch, ihm wehzutun.

„Ich habe hier drin sämtliches Zeitgefühl verloren", hörte sie Rosifer. „Es könnten mehrere Stunden gewesen sein, aber auch nur eine!" ‚Und immer noch zu lange!'

Sie rutschte an der Wand hoch und versuchte ihre zitternden Knie in Griff zu bekommen. ‚So wird das nichts!', stellte sie fest. So wäre sie mehr Belastung, denn Hilfe. Mit unsicheren Schritten tapste sie weiter in den Raum und suchte in ihrem Inneren nach dem genauen Gegenteil von dem, was sie hier umgab. Sie grub tief und verzweifelte fast. Es war so gut wie nichts mehr übrig von der goldenen Wärme, von der Kraft, die sie davon abhielt Dinge zu tun, die sie nie wieder tun wollte.

Sie kratzte alles zusammen, was noch da war und nahm ihre wahre Gestalt an. „Was war das?", fragte Harry, als die Energie eine Sekunde stark genug war, um aufzuglimmen. Allerdings war es kaum der Rede wert, bemerkt zu werden, doch gut genug, um die Seele ein wenig zu streicheln.

Anjolie hörte, wie der Stoff ihrer Kleidung zerriss, als die Flügel durchbrachen. In ihren anderen Sachen hatte sie am Rücken Öffnungen für ihre Flügel, doch bei diesen nicht. Dies war die Kleidung, die sie damals in der Hölle getragen hatte und da hatte sie nie ihre wahre Gestalt gehabt bzw. gebraucht.

Diesmal war sie froh, dass es dunkel war, damit sie ihr Oberteil in Ruhe zusammenraffen konnte, indem sie an den letzten verbliebenen Strippen zog und es notdürftig wieder zu bekam. Diese verdammten Blitze hatten nicht nur an ihrem Körper ‚gute Arbeit' geleistet. Dieser Mistkerl hatte ihren Anzug regelrecht zerfetzt. ‚Noch ein Grund ihm kräftig in den Hintern zu treten!' Momentan würde sie zu Silvester gern mit Ginny tauschen. Sie streckte sich herzhaft und stellte erleichtert fest, dass ihre Schmerzen so gut wie verschwunden waren.

„Alles klar?", fragte Rosifer unruhig.

„Ja!", antwortete sie knapp. ‚Zeit hier rauszukommen!' „Harry! Komm!"

„Mit Ihnen gehe ich nirgendwo hin!", fauchte er und Anjolie war am Rande ihrer Geduld. Sie ging auf die Stimme zu und sagte leise: „Zwing mich nicht dazu, dich im bewusstlosen Zustand zurück zu bringen!" Sie tastete nach ihm und packte seinen Arm. „Glaub mir, im Moment hätte ich keine Hemmungen, dir eine zu verpassen!" Sie zog ihn mit sich und er stemmte sich gegen ihren Griff.

„Tun Sie es doch!" Seine Stimme troff vor Abscheu. „Sie tun doch immer, was Sie wollen!" Anjolies Geduldsfaden riss.

„Falls du damit auf meine Mitwirkung am Wettkampf anspielst, dann kannst du froh sein, dass ich es getan habe!", schnauzte sie ihn an. „Ich bezweifle nämlich, dass es sonst noch einen freien Menschen auf dieser Welt gäbe – geschweige denn einen lebenden!"

„Aber warum haben Sie es nicht gesagt? Sie trauten sich nicht, nicht wahr?"

„Alles zu seiner Zeit, Potter! Dein feiner Dumbledore hat dir doch auch noch nicht alles verraten! Und zwar nicht, weil du es einfach nicht wissen sollst, sondern weil die Zeit noch nicht reif genug dafür ist!", knurrte sie. „Ich bin auch nicht begeistert, dass es ein so unschuldiges Mädchen getroffen hat, aber ich kann die Wahl nun mal nicht beeinflussen! Also müsst ihr damit leben!"

„Nicht beeinflussen? Also haben sie versagt? Ihr Zauber hat nicht so funktioniert wie er sollte und jetzt müssen Unschuldige dafür büßen!"

„Du hast ja keine Ahnung wovon du sprichst!", brüllte sie jetzt und ignorierte Rosifers ‚Psst'-Geräusche. „Bei der Magie, die da angewendet wurde, handelt es sich nicht um die Klein-Kinder-Zaubertricks, die ihr Menschen ausführt. Da greifen viel mehr Dinge mit ein, die dein Spatzenhirn überhaupt nicht fassen kann!"

„Und davon abgesehen, hat Anjolie der Menschenfrau die Kräfte nicht verliehen! Dazu war sie gar nicht fähig!", mischte sich Rosifer mit ein und Anjolie hätte ihn für seine Behauptung gern getreten. Doch letztendlich brachte sein Einwurf beide zum Schweigen.

Anjolie trieb Harry voran und musste sich an der Wand entlang tasten. „Wo zum Teufel geht's hier raus?", fauchte sie ungeduldig.

„Hier entlang!", sagte Rosifer und Anjolie wurde durch ihren Griff um Harrys Arm mitgezogen. Ständig stieß sie mit ihren Flügeln irgendwo an und fluchend zog sie sie so weit an ihren Körper wie sie konnte.

Endlich erreichten sie einen Gang und Anjolie hätte sich am liebsten auf die erstbeste Fackel gestürzt. ‚Warum haben wir so eine nicht mit in die Höhle genommen?', dachte sie bei sich, als Harrys entsetzter Aufschrei sie aus der Erstarrung riss. „Malfoy!"

Rosifer sah ihn zerknautscht an und fragte: „Enttäuscht?" Doch Harry gab nur ein Würgegeräusch von sich. „Wirklich nett!", schmollte Rosifer und hätte Anjolie fast zum Lachen gereizt.

„Die Malfoys sind Harrys Erzgegner, mal von Voldemort abgesehen. Da musst du schon verstehen, dass dein Anblick ihn nicht in Verzückung versetzt!", lenkte sie ein.

„Ich kann für mich selbst sprechen!", maulte Harry und versuchte die Armklammer in Form ihrer Hand loszuwerden.

„Wenn ich nicht gesehen hätte, wie er war, bevor die Hölle ihren Einfluss voll ausspielte, dann würde ich dafür plädieren, ihn hier zu lassen!", knurrte Rosifer und ging den Gang entlang.

„Wo willst du hin?", hakte Anjolie nach.

„Zu unserem Ausgangspunkt!", antwortete er und ging ungerührt weiter.

„Bist du sicher, dass es dort lang geht?", fragte sie weiter, folgte ihm jedoch mit dem sich sträubenden Harry.

„Du nicht?", kam seine erstaunte Gegenfrage. „Du bist doch diejenige, die hier jahrelang zugebracht hat!"

„Also erstens war das vor mehreren tausend Jahren und zweitens könnte ich schwören, dass Uttuku damals woanders campierte."

Rosifer schnaubte ungläubig und sagte: „Ja, hier geht's lang! Ich hatte während deiner Ohnmachten genug Zeit, den Weg auszubaldowern."

Blödmann!', dachte Anjolie und heftete sich an seine Fersen. „Sag mal, du Genie, müsstest du die Beziehung zwischen Harry und Malfoy nicht aus dessen Gehirn kennen?"

„Danach hatte ich nicht gesucht!", knurrte er und legte nach ihrem „Aha!" einen Gang zu.

Es dauerte nicht lange und sie waren an Ausgangspunkt ihrer ‚Reise' angelangt. Anjolie sah sich verwirrt um und fragte sich, warum sie nicht durch die Folterkammer gekommen waren. Sie mussten aus einer ganz anderen Richtung gekommen sein!

Anjolie ließ Harry los und zog ihr Schwert. Sie konzentrierte sich und wieder umschloss die schwarze Magie die Klinge ihres Schwertes. Sie hob das Schwert und ließ es durch die Luft sausen und... nichts!

Anjolie blinzelte erstaunt. Hatte sie nicht genug Energie aufgewandt? Sie versuchte es wieder und spürte diesmal sogar wie das Dunkle in sie eindrang. Sie schlug erneut zu und diesmal rührte sich etwas. Ein Spalt erschien... doch er schloss sich sofort wieder.

„Was zum...", fragte sie verwirrt.

„Da wirkt offensichtlich ein anderer starker Zauber dagegen!", bemerkte Rosifer nachdenklich.

„Was?" Jetzt war sie völlig irritiert. ‚Haben die etwa schon den Finalzauber ausgesprochen? War es schon so spät? – Scheiße!' „Okay, okay!", setzte sie an und hob die Hand. „Das heißt, dass wir nicht zurück ins Schloss kommen – jedenfalls nicht per Dimensionstor! Dann müssen wir eben von einem anderen Ort aus starten und uns dann zu Fuß zum Schloss aufmachen!"

„Warum müssen wir woanders hin? Können wir nicht von hier aus das Tor an einen anderen Ort öffnen?", murrte Harry und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein, du Nervensäge!", schoss Anjolie zurück, nicht in der Stimmung, es näher zu erklären.

Dafür sprang Rosifer hilfreich ein. "Wie das Wort ‚Dimensionstor' schon sagt, befinden wir uns in einer anderen Dimension. Die ist genau über eure gelegt und so öffnet sich ein Tor hier nur an einem ganz bestimmten Ort bei euch. Das heißt, wir müssen auf jeden Fall einen anderen Ausgangspunkt finden!"

Harry grunzte nur kurz und trat nach einem Stein. Daraufhin sah Rosifer Anjolie an und verdrehte die Augen. „Lasst uns gehen!", murmelte er. Als Harry keine Anstalten machte, ihm zu folgen, packte Anjolie seine Schulter und schob ihn kurzerhand hinter Rosifer her. ‚Bin ich froh, wenn der wieder der alte ist!'

„Was meinst du?", fragte Rosifer, ohne sie anzusehen. „Wie weit müssen wir gehen?"

„Ein Kilometer wenigstens! Ich weiß nicht genau, wie weit sich der Schutzzauber zieht, aber damit müssten wir sicher sein."

„Hm!", antwortete Rosifer und Anjolie runzelte irritiert die Stirn.

„Was meinst du mit ‚Hm!'?", hakte sie vorsichtshalber nach.

„Damit kommen wir aus dem Gebiet von Uttuku und in das Revier eines anderen Dämons."

„Dann müssen wir mit Übergriffen rechnen!", folgerte Anjolie und etwas in ihr freute sich tierisch darauf.

„Ich wäre beruhigter, wenn du das nicht mit so viel Enthusiasmus sagen würdest!", brummte Rosifer.

„Die ist doch kampfgeil!", behauptete Harry und fing sich dafür einen Schlag auf den Hinterkopf ein. „Hey!", maulte er los.

„Halt die Klappe oder ich ziehe die Drohung von vorhin durch!", herrschte sie ihn an. Eine ganze Weile liefen sie schweigend die Gänge entlang, bis Rosifer ruckartig stehen blieb. „Was?", fragte Anjolie und trat neben ihn, Harry am Genick gepackt, damit er nicht weglief.

Rosifer deutete auf ein Zeichen auf einem Schild an der Wand. „Hier endet Uttukus Bereich!", murmelte er.

„Und mit wem bekommen wir es dann zu tun?"; fragte Harry, zur Abwechslung mal erstaunlich sachlich.

„Dem Schild nach Lahatiel!", hauchte Rosifer und Anjolie stöhnte entnervt auf.

„Uns bleibt heute aber auch nichts erspart!"

Rosifer sah sie kritisch an und meinte: „Du solltest dir die Stammeszeichen aus dem Gesicht wischen! Uttukus Untergebene sind alle mit ihm unterwegs und es wäre zu auffällig, eine noch hier rumlaufen zu sehen, noch dazu mit zwei Menschen im Gepäck. Und deine Flügel sind auch nicht gerade unauffällig!"

„Bist du jetzt fertig?", schnappte sie und wischte über ihr Gesicht, mit dem Ergebnis, dass sie die perfekte Dschungeltarnung zur Schau trug. „Ich schlage vor, ihr seid jetzt leise und wir gehen nur noch sehr vorsichtig voran!", verlangte sie und lief los nachdem sie Harry in Rosifers Arme geschoben hatte. „Wir müssen nicht mehr sehr weit gehen."

Ihr Schwert im Anschlag, bewegte sie sich leise um die Ecken und winkte die beiden voran, wenn die Luft rein war. Zu allem Überfluss waren die Gänge sehr verschachtelt und sie mussten oft ausweichen, weil sie an Dämonen vorbeikamen, so dass es nur sehr langsam vorwärts ging.

„Wir müssten es eigentlich gleich geschafft haben!", flüsterte Anjolie und lugte um die nächste Gangbiegung. Doch leider tummelten sich gerade in diesem Gang eine weitere Gruppe Dämonen und für einen anderen Weg hätten sie mehrere Gänge zurück gemusst.

„Dann müssen wir es eben hier probieren!", verlangte Rosifer.

„Wir sind noch nicht weit genug!"

„Versuch es!", drängte er und Anjolie sah ihn wütend an. „Mach schon!"

„Also gut!", schnappte sie und hob das Schwert. Diesmal brauchte sie sich kaum zu konzentrieren, denn die Magie lag noch darauf und der schwarze Film hatte sich bereits über ihre Hand ausgebreitet. Das Schwert sauste pfeifend durch die Luft, doch mit dem gleichen Ergebnis wie vorhin. Sie warf Rosifer einen ‚Hab-ich-dir-doch-gleich-gesagt!'-Blick zu und schaute noch einmal um die Ecke, wobei sie knapp ein Dutzend Dämonen ausmachte.

Auch wenn die Dämonen nicht bewaffnet waren, so wirkten sie äußerst gefährlich. Hier hatten sich die unterschiedlichsten menschenunähnlichsten Arten zusammengefunden, doch in einem glichen sie sich alle: Statt Hände gab es Klauen mit scharfen Krallen. Ihre Mäuler waren mit spitzen Zähnen übersäht und die Schwänze sahen aus, als könnten sie einen locker durch die Luft katapultieren. Alles in allem äußerst einladend zum kämpfen. ‚Wenn nur der elende Gestank nicht wäre!'

Anjolie duckte sich wieder ab und sah Rosifer abschätzend an. Der zog eine Augenbraue hoch und fragte: „Was hat denn der Blick zu bedeuten?"

„Ich nehme nicht an, dass du kämpfen kannst?"

„Nicht so wie du!... na ja... eigentlich... nein!"

„Na gut! Ich schlage mich rechts herum und ihr folgt mir! Rosifer du öffnest ein Tor und ihr beiden verschwindet! Ich folge sobald es geht."

„Moment!", zischte Rosifer, als sie loslegen wollte. „Ich kann kein Tor erzeugen!"

„Was?", zischte sie zurück. „Wie hast du das dann in Hogwarts hinbekommen?"

„Das wurde von hier aus geöffnet, nachdem ich ein ausgemachtes Signal schickte!" Anjolie hätte am liebsten ihren Kopf gegen die Wand geschlagen. Nein! Sie hätte am liebsten seinen Kopf gegen die Wand geschlagen!

„Okay!", knurrte sie jetzt. „Dann muss ich eben sehen, dass ich es irgendwie dazwischenquetsche!"

„Ach, mach dir nur nicht zu viel Mühe wegen uns beiden!", höhnte Rosifer und verschränkte die Arme vor der Brust. Anjolie war ihm einen ungeduldigen Blick zu und fauchte: „Zick nicht schon wieder rum! Nimm Harry und halt ihn aus der Gefahrenzone heraus!" Sie wollte sich gerade umdrehen, als sie durch seine nörgelnde Stimme aufgehalten wurde.

„Und wie bitte sehr, soll ich das anstellen, ohne selbst verletzt zu werden?" Anjolie schloss kurz die Augen und verkrallte die freie Hand am Felsen. ‚Wenn der so weiter macht, dann leg ich ihn um!'

„Du kannst doch gar nicht verletzt werden, sondern nur der Mensch, in dem du steckst! Und was Malfoy angeht, stört es mich nicht sonderlich, wenn er ein wenig blutet!", erklärte sie, mühsam beherrscht.

„Na herzlichen Dank auch! Es tut trotzdem weh und ich will diesen Körper noch nicht verlieren!"

„Was für 'ne Memme!", bemerkte Harry.

„So schwer es mir auch fällt, diesmal muss ich ihm Recht geben!", stimmte Anjolie zu und Rosifer sah beide beleidigt an.

„Du bist doch auch ein Ex-Engel, dann dürftest du doch gar nicht so ein Hosenschisser sein!", setzte Harry ihm zu und Anjolie schnaubte unwillig.

„Was willst du von einem Gärtner schon erwarten?"

„Gärtner!", kam das Echo vom erstaunten Harry und entrüsteten Rosifer im Gleichklang.

„Ich war für die Rosengärten des Herrn verantwortlich! Durch mich war der Garten Eden erst das, wozu er bestimmt war!", ging Rosifer auf sie los.

„Sag ich doch: Gärtner! Und als ob deine unglaubliche Bescheidenheit nicht genügen würde, hinterlässt du in deinem körperlosen Zustand auch noch diesen penetranten Rosengeruch! Ehrlich, was zu viel ist, ist zu viel!"

„Du bist ja nur neidisch!", giftete Rosifer.

„Nun komm aber mal wieder auf den Boden! Worauf bitte sehr soll ich denn neidisch sein? Darauf, dass du einen Tritt verpasst bekommen hast, als du nur nach etwas Liebe batest oder dass dir zur Strafe für deine ‚Unverschämtheit' dein Körper genommen wurde?" Anjolie fing seinen verletzten Blick auf und ohne den Einfluss der Hölle, hätte er ihr wohl leid getan. Doch so... „Und jetzt reiß dich zusammen und hilf mir, die Suppe wieder auszulöffeln, die du uns eingebrockt hast!"

Rosifer klappte schon den Mund auf, um ihr zu widersprechen, doch Anjolie stoppte ihn mit einem finsteren Blick. Er drehte sich zu Harry um, der sie beide interessiert beobachtete und schnappte ihn am Arm. Sie hörte Rosifer noch „Miststück!" grummeln, überging das aber bewusst. Ein paar Meter weiter wartete ein Kampf auf sie.

„Bleibt hinter mir!", wies sie an und diesmal gab es keine Proteste. Sie legte die Flügel an und schlich um die Biegung. Leise pirschten sie sich an, aber Anjolie wirkte trotz angelegter Flügel wirklich zu groß, um übersehen zu werden und so kamen sie nur ein paar Schritte voran, bis der erste Dämon sie entdeckte.

Mit einem wilden Knurren, dass ihr die Haare zu Berge stehen ließ, kam er auf sie zu und fletschte die Zähne. Die Krallen an seinen Füßen kratzten über den steinernen Boden und verstärkten die bedrohliche Erscheinung.

Anjolies Herz schlug schneller und sie hob das Schwert mit der einen Hand, während sie ihn mit der anderen zu sich winkte. Sein Knurren wurde lauter und machte weitere Dämonen auf sie aufmerksam.

„Oh, na toll!", hörte sie Rosifer leise schimpfen, doch ihr Blut rauschte zu sehr durch ihre Adern, als dass sie ihm mehr Aufmerksamkeit schenken wollte.

Plötzlich setzte der Dämon zum Sprung an und stürzte sich auf sie. Anjolie reagierte sofort und schlug blitzschnell zu. Sie verpasste ihm eine tiefe Wunde am Arm und er schrie wütend auf. Rasend schlug er mit der anderen Klaue zu und riss tiefe Wunden in ihren Arm. Sie wehrte die restliche Wucht des Schlages ab und trennte ihm die Klaue vom Arm.

Ein kurzer Blick auf ihren Arm bestätigte, was ihre Schmerzen bereits vermuten ließen. Das Blut, das unaufhaltsam aus den Wunden hervorsickerte, versetzte Anjolie in einen Rausch. Sie schnappte sich zusätzlich ihr Messer und stürzte sich richtig in den Kampf. Sie schwang das Schwert pausenlos und stieß mit dem Messer zu. Sie spürte ihre Waffen unzählige Male Fleisch und Knochen kosten, genauso wie sie die Zähne und Klauen der Dämonen zu spüren bekam. Doch es störte sie nicht! Sie wollte nur eines: Töten! Wie ein Berserker arbeitete sie sich durch die angreifenden Dämonen, ignorierte die immer neuen Verletzungen, sah nur noch das Rot des Blutes. Sie hörte erst auf, als es niemanden mehr gab, der sie angriff.

Rasend drehte sie sich um sich selbst, doch alles, was sie sah, waren leblose Körper, Blut und... den Todesser. Der stand mit verschränkten Armen in sicherem Abstand und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen arrogant an. „Bist du jetzt fertig?", fragte er zynisch, was sich äußerst ungünstig auf ihr kochendes Blut auswirkte. Mit gezücktem Schwert ging sie auf ihn zu und er riss abwehrend die Arme hoch. „Hey, komm endlich wieder runter von dem Trip! Ich bin's, Rosifer!"

Die Worte drangen kaum zu ihr durch. Sie hatte ihn fast erreicht, als Panik sich in seinem Gesicht breit machte. „Anjolie, verdammt! Komm zu dir!" Sie erkannte die Angst in seinen Augen und lächelte kalt. Sie genoss es, den Todesser vor Angst bibbern zu sehen! Als er nach hinten fasste, glaubte sie, er wolle nach einer Waffe greifen und sie hob das Schwert an, um ihn davon abzuhalten.

Da trat eine zweite Gestalt hinter ihm hervor und Anjolie blinzelte verwirrt. ‚Schützen!', war das erste Wort, das zu Anjolie durchdrang. Dann begann ihr Verstand langsam wieder zu arbeiten. Harry? Was machte er hier?

Ihr Blick wanderte wieder zu Malfoy und seine Hände, die Harry schützend im Hintergrund hielten. Harry's Anblick wirkte wie eine kalte Dusche. Anjolie erinnerte sie wieder. Langsam ließ sie ihr Schwert sinken. Rosifer... nicht Malfoy! Sie schloss die Augen und hörte Rosifer erleichtert aufatmen.

„Wir sollten probieren, ob das Tor sich hier öffnen lässt!", schlug er mit vorsichtiger Stimmlage vor und Anjolie nickte leicht. Sie hob das Schwert, konzentrierte sich und öffnete die Augen, wodurch Rosifer entsetzt zurückzuckte. Ungerührt zog sie eine Schneise durch die Luft. Diesmal klappte es und das Tor öffnete sich.

„Gut!", seufzte Rosifer und zog Harry mit sich. Im Moment traute Anjolie weder ihrer eigenen Stimme noch ihren Reaktionen und Sinnen, sodass sie still zur Seite trat und nur zum Tor nickte. Rosifer ging vorsichtig an ihr vorbei und bedachte sie mit misstrauischem Blick.

Plötzlich hörte sie Geräusche und Anjolie drehte sich in deren Richtung. Da kamen weitere Dämonen! „Scheiße!", fluchte Rosifer und Anjolie hob erneut das Schwert, um ihnen entgegenzutreten. „Oh, nein!", hörte sie ihn hinter sich knurren und spürte, wie sie am Gürtel gepackt und nach hinten gezogen wurde. Nach einem letzten Ruck bemerkte sie den leichten Sog des Tores und sie erreichte die andere Dimension. Sie landete auf dem Hintern und hörte ein Grunzen hinter sich, während das Tor sich vor ihren Augen schloss. Angestrengt versuchte sie die Wehmut abzuschütteln, die bei diesem Anblick in ihr aufstieg.

„Wärst du so gütig, wieder von mir herunter zu klettern!", drang Rosifers Stimme gepresst hinter ihr und Harry lachte gehässig auf. Durcheinander drehte sie sich um und bemerkte erst jetzt den weichen ‚Untergrund', auf dem sie saß. Sie war mitten auf seinem Bauch gelandet und nach einem kurzen Blick auf sein Gesicht, registrierte sie eine leicht grünliche Färbung.

Noch immer nicht ganz bei sich, mühte sie sich hoch und trat dabei fast auf einen ihrer Flügel. Wie betäubt sah sie sich um und erkannte, dass sie auf ‚ihrer' Lichtung im Verbotenen Wald waren.

„Sind wir...", setzte Harry an.

„Ja!", unterbrach Anjolie ihn sofort. Irgendetwas stimmte nicht! Etwas war anders als sonst und dieses Etwas hatte Augen! Sie spürte ein Kribbeln im Nacken und all ihre Sinne setzten wieder ein. Sie fühlte unzählige Augenpaare auf sich gerichtet.

Kurzentschlossen spannte sie ihre Flügel und schnappte sich die beiden, die sie misstrauisch beobachtet hatten. Mit kräftigen Schlägen schwang sie sich in die Lüfte, Harry und Rosifer unter die Arme geklemmt. ‚Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!'

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Das war's erst mal, aber es geht noch weiter - nur nicht heute! Ich hoffe, es hat gefallen und wenn ihr nicht zu arg müde wegen der 26 (! - Du liebe Güte!) Seiten seid, könntet ihr ja dann vielleicht 'ne kleine Anmerkung fallen lassen?

VLG Rosifer