Anmerkung von Tasha: So, nach längerer Pause (ich weiß!) geht's nun wieder (ein bißchen) weiter.
Im Augenwinkel sah Snape die Mitglieder des Ordens, die sich zum großen Teil von ihrem Schock durch die Dementoren erholten.
‚Ich darf jetzt keine Schwäche zeigen.', sagte sich Snape streng und setzte sein übliches Pokerface auf, auch wenn es ihm jetzt äußerst schwer fiel.
Sicheren Schrittes trat er in die Mitte der Halle zwischen den Orden und Terror und sah den Dämon entschlossen an.
„Ich weiß, du bist ein harter Brocken und eine Kämpfernatur, Severus," lächelte Terror gelassen, „aber es gibt jemanden, der entschieden mehr Biss hat als du."
Terror trat ein paar Schritte zur Seite und gab den Blick auf einen sich hinter ihm befindenden Herrensessel frei. Darin saß eine männliche Person, mehr konnte man in dem vorherrschenden Schummerlicht nicht erkennen, doch Snape hatte das ungute Gefühl, diesen Mann zu kennen.
„Du bist ein Versager, Severus. Schon immer gewesen."
Panisch krampfte sich Snapes gesamter Körper zusammen. Diese Stimme! Wie sehr hatte er gehofft, sie vergessen zu können, doch jeder Albtraum brachte sie ihm wieder zurück. Noch jetzt spürte er die Schläge, die Hiebe, die Flüche. Allein die Stimme war Horror genug.
„Warum antwortest du mir nicht? Ich habe doch Recht, oder?"
Ein stechender Schmerz durchzuckte Snapes Hand. Er ließ den Zauberstab fallen und sah auf den blutenden Striemen, der sich über seinen Handrücken zog.
„Ich habe doch Recht, du bist immer noch derselbe Versager wie früher. Antworte!"
„Ja, Vater, Sir.", antwortete Snape beinahe reflexartig.
Er hätte sich denken müssen, dass sein Vater in seinen schrecklichsten Ängsten auftauchen würde. Als dieser sich nun erhob, ergab sich durch die Erhöhung, auf der er stand, das gleiche Bild wie früher: Sein Vater stand allmächtig und drohend über ihm, bereit jede Laune an ihm auszulassen.
„Habe ich dir nicht beigebracht, wie man grüßt?"
Drohend richtete der ältere Mann den Zauberstab auf Snape und einen Sekundenbruchteil später riss ein gewaltiger Fluch ihm die Beine weg. Unsanft prallte Snape auf die Knie und stützte sich mit den Händen ab. Er hörte das Geräusch der Schuhe, als sein Vater nun auf ihn zu kam. Snape schloss die Augen und versuchte sich zu sammeln. Er durfte keine Schwäche zeigen!
„Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!"
Kaum hatte er diese Worte vernommen, verpasste der Alte ihm schon eine Ohrfeige, die Snape nun auch von den Knien riss.
Plötzlich waren die gesamten Erinnerungen an seine Kindheit wieder da, die man nur als Hölle bezeichnen konnte. Ständig hatte sein Vater ihn geschlagen, wenn er getrunken hatte, ihn sogar halb totgeprügelt.
Noch heute zeugte sein Rücken von Narben, die von einem Gürtel stammten; seine Nase, krumm wie sie war, da sein Vater sie ihm mehrfach gebrochen hatte; seine Arme, die mit Brandmalen übersäht waren. Er war immer hilflos gewesen als Kind gegen seinen übermächtigen Vater. Auch jetzt, als ihn ein Fluch gegen die wand schleuderte, konnte er sich nicht wehren.
„Wertlos!", spie ihm der Alte entgegen. „Wertlos genau wie sie! Zuviel hast du von diesem schändlichen Weib, das sich deine Mutter nennt!"
Mit einem Mal sah Snape auf. Seine Mutter! Immer hatte sie ihm helfen wollen, doch dieser Tyrann hatte auch ihr immer wieder Gewalt angetan, um sie zum Schweigen zu bringen.
‚Damals konnte ich ihr nicht helfen, aber jetzt kann ich es!'
Geschickt und blitzschnell wich Snape dem nächsten Fluch aus und schlug seinem Vater den Zauberstab aus der Hand. Irritiert sah dieser ihn an.
„Severus, was tust du da?", fragte er drohend.
„Das, was ich schon vor sehr langer Zeite hätte tun sollen!"
Snape stieß den alten Mann zurück, ein ungewöhnliches Feuer stand in seinen Augen.
„Die Verhältnisse haben sich geändert, Vater. Ich bin kein Kind mehr, das du herumschubsen und misshandeln kannst. Ich bin erwachsen und dir mittlerweile klar überlegen. Du wirst büßen. Büßen für all das, was du Mutter und all den anderen angetan hast!"
„Willst du mich ermorden, Severus? So weit gehen deine edlen Prinzipien, dass du einen alten, dir unterlegenen Mann ermordest?"
„Das brauche ich nicht."
Mit kaltem Blick trat Snape auf seinen Vater zu.
„Du bist seit einigen Jahren tot. Das hier ist nur die Hülle der Angst, die in mir weiter existiert hat. Sie wird verschwinden, wenn die Angst verschwindet und ich habe keine Angst mehr vor dir."
„Du elender, kleiner..."
„Ich habe keine Angst vor dir."
„Das wirst du bereuen!"
Drohend kam der Alte auf ihn zu.
„Ich habe keine Angst vor dir."
Mitten im Schritt löste sich Julius Snape, Vater von Severus Snape, auf. Nun war endgültig der letzte Teil von ihm, die Angst seines Sohnes, gestorben.
Snape sank auf ein Knie und atmete tief durch. Da spürte er eine Hand, die sich auf seine Schulter legte. Sein Blick über die Schulter fiel auf Dumbledore, der flüsterte:
„Ich weiß, es war schwer, aber vielleicht musste dies zu deinem eigenen Wohl irgendwann sein."
Snape nickte. Zu lange hatte die schreckliche Erinnerung an seinen tyrannischen Vater ihn verfolgt und nun fühlte er sich zwar erschöpft, aber besser.
