2. Ärger
Er folgte McGonnagall in das noch leere Klassenzimmer für Verwandlung.
„Setzten sie sich",
sagte die konservativ gekleidete Frau mittleren Alters und deutete steif auf einen leeren Stuhl vor ihrem Pult.
Snape tat wie geheißen, nahm Platz und musterte die Lehrerin mit unverhohlener Gleichgültigkeit.
„Eigentlich fallen Sie nicht in meinen Kompetenzbereich, aber da Ihr Hausleiter nicht daran interessiert zu sein scheint, was seine Schützlinge so treiben, müssen Sie mit mir Vorlieb nehmen."
„ Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Professor, aber was genau werfen Sie mir denn vor?"
Die Stimme des dunkelhaarigen Jungen stellte eine provokante Mischung aus extremer Höflichkeit und einem Schuss Verachtung dar, und Minerva McGonnagall spürte, wie die Wut auf diesen Antikörper im altehrwürdigen Schulsystem von Hogwarts in ihr hoch kochte.
„Ich kann Ihnen nichts nachweisen, aber ich verfüge doch über eine gewisse Beobachtungsgabe, und überall, wo Sie auftauchen, gibt es Ärger. Schüler verhalten sich seltsam und werden aufsässig, ständig gibt es Streit und Handgreiflichkeiten, und immer stehen irgendwo Sie im Hintergrund, Snape."
sagte sie scharf und blickte ihm in seine unergründlichen, nachtschwarzen Augen.
„Kein Wunder, dass die Affen sich seltsam verhalten, mit der Menge Stoff im Blut würde man selbst einen Elefantenbullen zum Steppen bringen",
dachte Severus und grinste innerlich.
„Ich weiß nicht, wie Sie auf so etwas kommen, jedoch versichere ich Ihnen, dass ich niemandem etwas getan oder gar Schüler aufeinander gehetzt habe, für solche Spielereien habe ich nämlich nichts übrig",
konterte er mit seiner zuckersüßen „Unschuldiger-Junge" Stimme, was sein Gegenüber noch viel mehr zu reizen schien.
„Mr Snape, Sie sind ein sehr guter Schüler, alles was ich mir wünsche ist, dass Sie sich ein wenig mehr ... in die Schulgemeinschaft integrieren",
flötete McGonnagall, in der Hoffnung, ihm auf die nette Tour sein Geheimnis zu entlocken.
„Ich habe Ihr Anliegen zur Kenntnis genommen und würde mich gerne noch mental auf den Unterricht vorbereiten. Darf ich mich auf meinen normalen Platz setzen?",
fragte er, wobei ein sachter Hauch von Ironie die höfliche Frage wie eine Beleidigung klingen ließ.
„Meinetwegen",
schnappte die Professorin und blickte in Richtung Tür, als schon die ersten Schüler eintrudelten.
„Der Bursche ist gefährlich",
war ihr letzter Gedanke, bevor sie sich dem Lehrstoff der kommenden Stunde widmete.
Der Rest des Tages verlief ohne weitere Zwischenfälle (er war nicht einmal Potter über den Weg gelaufen), weshalb sich Severus nach seinen Hausaufgaben hingebungsvoll seinem Hobby widmen konnte.
Als er gerade Psilocybin in reinem Ethylalkohol extrahierte („Ein ganz besonderer Leckerbissen", dachte er vergnügt), wurde plötzlich ein Umschlag unter der Verliestür durchgeschoben, obwohl er diese magisch versiegelt hatte, und das eigentlich nicht möglich war.
In Sekundenschnelle war er an der Tür, öffnete sie und blickte heraus.
Der düstere, modrig riechende Flur war leer. Er schloss die Tür mit einem unguten Gefühl, nahm den Umschlag, holte tief Luft und öffnete ihn.
Während er las, breitete sich ein schiefes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
Du wirst IHN nun bald treffen, bereite Dich vor. Komm am 2. Dezember am Hogsmeade-Wochenende zum Tor am Ende des Dorfes. Pass auf, dass Dich niemand sieht. Wenn du nicht dicht hältst, wird es Dir schlecht ergehen.
Lucius Malfoy
Ps. Alles Gute zum Geburtstag, Kleiner!
Endlich, endlich war es so weit. Der drei Jahre ältere Malfoy, der einzige, der so etwas wie ein Freund für ihn in Hogwarts gewesen war, hatte ihm die Eintrittskarte zu Macht und Einfluss verschafft.
Es gab noch viel zu tun...
Anmerkung:
Erst mal Danke fürs Feedback, ich dachte schon, alle halten mich für bekloppt. Ich hab aber keine praktischen Erfahrungen mit Drogen, ich denke nur, dass gute Recherche die Qualität einer Erzählung steigert ...
Bitte reviewt fleißig, ich vertrage Kritik und freue mich über Lob!
