A/N: Vielen Dank, Sarah le Fay, fürs Betalesen!
Als ich vorhin aus der großen Halle raus kam, ist mir die andere Deutsche über den Weg gelaufen. Ich habe keine Ahnung wie sie heißt. Sie kam vom Klo und hat mich gefragt, ob ich weiß, wie sie in ihren Gemeinschaftsraum kommt. Dreckiges Schlammblut!
Ich hab sie wissen lassen, dass ein Slytherin sich nicht mit Abschaum wie ihr abgibt, woraufhin sie mich erstaunt angesehen hat, aber sonst kein Wort von sich gab. Das fand ich ein bisschen komisch. Bis jetzt haben sie zu heulen angefangen, oder mich angegiftet, oder versucht, handgreiflich zu werden. Aber einfach dastehen und starren, das hat bis jetzt noch keiner gebracht.
Sie hat einen ziemlich intensiven Blick, deswegen habe ich mich abfällig weggedreht, weil ich es nicht mehr aushalten konnte. Ich glaube, vor der muss ich mich in Acht nehmen...
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Sie heißt Sabrina. Ist ein ganz hübscher Name, für ein Schlammblut.
Wenn sie nicht so eine gruselige Narbe im Gesicht hätte, würde sie auch ganz passabel aussehen, aber sie läuft auch in den ältesten Klamotten rum, die die Welt gesehen hat. Dagegen sind die Roben vom Werwolf gar nichts. Ich wette, ihr Vater ist irgendso ein Muggelmann, der keinen ordentlichen Beruf hat (vielleicht Zeitungsverkäufer), und ihre Muggelmutter hilft ihm beim Austragen. Auf jeden Fall frage ich mich, wie sie sich das Schulgeld für Hogwarts leisten können. Das ist eine immense Summe.
Sie hat ein Lächeln ähnlich dem von Marianne.
Naja, eigentlich ganz anders, aber es ist ganz niedlich. Sie ist ein Schlammblut! Zum Glück. Ich hatte nämlich auch nicht vor, mich mit einer Armen einzulassen. Aber so kann sie mir gar nicht gefährlich werden.
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Neulich haben die Bodyguards was zu tun bekommen. Im Verbotenen Wald waren ein paar Dämonen oder was, die haben sie verscheucht. Die scheinen auf Zack zu sein!
Ich habe versucht, Marianne davon zu überzeugen, dass sie sich nicht mit Sabrina abgeben soll. Sie ist und bleibt ein Schlammblut, auch wenn Carina zehnmal mit ihr befreundet ist. Aber sie hört nicht auf mich. Sie wird schon genauso kindisch wie die beiden Deutschen. Die reden ständig über Knackärsche und Schottenröcke und irgendwas von "Schauspielern". Sabrina hat sich neulich in einer grandiosen Rede (ich konnte nicht umhin, zuzuhören, obwohl ich für Professor Snape noch eine Hausaufgabe zu erledigen hatte) darüber ausgelassen, was für einen Männertyp sie ganz besonders toll findet.
1. Er muss ein Schotte sein.
2. Er muss einen Schottenrock tragen (in traditioneller Manier, also ohne etwas drunter).
3. Er muss dunkle Haare haben, vorzugsweise schulterlang.
4. Er muss braune oder grüne Augen haben.
5. Er muss einen Knackarsch haben.
6. Er muss groß sein.
7. Er muss Bier mögen.
8. Er muss Deutsch können.
9. Er muss nett sein.
Ich verstehe nicht, was sie an dunklen Haaren so toll findet. Und grüne Augen! Das klingt nach Potter. Jetzt braucht sie bloß noch anzufügen, dass er eine Narbe haben muss, dann hat sie ihren Wunderknaben. Und ein Schotte, der Deutsch spricht... die können ja nichtmal richtig Englisch!
Sie ist ziemlich doof, und ich kann sie nicht ausstehen. Aber sie ist ständig in meiner Nähe, weil Marianne die ganze Zeit mit ihr und Carina zusammenhängt.
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Mama hat mir geschrieben. Papa geht es nicht sehr gut, er hat sich erkältet, und sie wollen sie nicht zu ihm lassen. Sie hat ihm Decken, warme Kleidung und Medizin geschickt, als sie von diesen furchtbaren Wärtern nicht hereingelassen wurde.
Ich hatte mich schon gewundert, warum er auf meine letzten zwei Briefe nicht reagiert hat. Bis jetzt hat er mir immer kurz etwas auf meine Briefe geschrieben und die dann direkt zurückgeschickt. Ich schreibe ihm alle zwei Tage, manchmal auch öfter. Ich will nicht, dass er denkt, dass ich ihn einfach vergessen habe oder so. Es geht ihm nicht gut, ich weiß das, sonst war er immer ein sehr eloquenter Briefschreiber, doch seit er in Askaban ist, macht er sogar Rechtschreib- und Grammatikfehler. Diese Dementoren sind schrecklich!
Ich weiß, dass er meine Briefe sehr mag und dass sie ihn aufheitern und überhaupt der einzige Lichtblick sind, den er dort hat. Deswegen schreibe ich, obwohl ich kaum eine vernünftige Antwort bekomme.
Dieser verdammte Potter!
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Papa hat sich wieder erholt.
Es ist mittlerweile schon November, das Schuljahr hat ganz schön stressig angefangen, und geht bis jetzt auch so weiter. Zumindest wurde für nächstes Jahr ein Valentinsball angekündigt, das ist doch mal was schönes! Hoffentlich kann ich Marianne dazu überreden, mit mir hinzugehen.
Der Ball findet zu Ehren der beiden Deutschen statt. Unglaublich! Ich sag ja nichts wegen Carina, aber das Schlammblut Spatz, die soll auch hochgehalten werden?
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Bald sind Weihnachtsferien. Marianne geht nach Hause, echt klasse. Carina ebenfalls. Aber die kleine Zicke bleibt natürlich da. Oh Mann, neulich hat sie doch tatsächlich versucht, sich mit mir über Geschäftliches zu unterhalten!
Sie bildet sich ein, dass sie sich mit Wirtschaft auskennt, und wollte mir ständig was von Muggelmethoden erzählen. Dabei spießt sie mich mit ihren hellbraunen Augen fast auf. Ich weiß auch nicht warum, aber mir wird immer ganz heiß, wenn sie mich direkt ansieht. Da setze ich dann schnell mein Malfoygesicht auf und beleidige sie. Das Problem ist, dass sie das nicht abschreckt. Ich krieg sie einfach nicht los, und Carina, dieses unbedachte Mädchen, hat sie in den Slytherin-Gemeinschaftsraum mit reingebracht! Wie kann sie nur? Jetzt fehlt bloß noch, dass sie ihr das Passwort verrät...
Ich habe übrigens angefangen, Deutsch zu lernen. Meine Mutter begrüßt mein neuestes Hobby, weil man eine zweite Sprache immer ganz gut gebrauchen kann. Sie hat sich selber Italienisch beigebracht, als ich nach Hogwarts gekommen bin. Sie musste sich damals mit irgendwas ablenken, mein Papa hat mir erzählt, dass sie sich nächtelang Sorgen gemacht hat, ob es mir gut geht und ob ich Heimweh habe und total unglücklich bin. Auf jeden Fall ist uns das seitdem schon öfter zunutze gekommen, wenn wir in Italien im Urlaub waren.
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In Geschichte der Magie gestern wurde ich mit dem Schlammblut zusammen dazu verdonnert, eine Partnerarbeit über die vier Gründer von Hogwarts zu machen. Wir müssen ein Referat halten und jeden einzelnen vorstellen, und eine besondere Anekdote aus deren Leben erzählen. Wo sollen wir denn bitte Anekdoten herbekommen? Wir haben den ganzen Abend in der Bibliothek verbracht und dutzende von Büchern gewälzt, ohne Erfolg.
Ich frage mich, woher sie die Narbe hat. Sie schaut ziemlich hässlich aus, ist ganz rot und wulstig. Sie muss aber Glück gehabt haben, denn die Narbe geht quer über das Auge, allerdings wurde das wohl nicht getroffen. Sonst wäre sie jetzt halb blind.
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Da hat das Schlammblut doch glatt eine gute Idee gehabt! Erstaunlich!
Ich hatte schon gedacht, dass wir an dem Projekt die gesamten letzten zwei Wochen vor den Ferien dransitzen müssen, weil wir weit und breit keine Anekdoten finden konnten. Doch gestern fragte mich Sabrina (wie aus heiterem Himmel):
"Hey, du führst doch ein Tagebuch, oder?" Dabei griff sie mich am Oberarm.
Sie bringt mich immer wieder aus der Fassung. Keiner wagt es, einen Malfoy einfach so anzufassen, und ich habe ihr meinen fiesesten Blick zugeworfen, aber da hat sie mich bloß strahlend angelächelt. Was will die nur immer mit ihrem Lächeln? Das ist so entwaffnend, dass ich gar nicht anders kann, als mit ihr zu reden. Meistens vergesse ich auch noch für eine geraume Zeit, sie zu beleidigen.
Nein! Ich darf nicht anfangen, darüber nachzudenken... es darf und wird niemals so sein!
Auf jeden Fall ist sie der Meinung, dass ich gerne schreibe (da hat sie auch recht) und dass ich sicher etwas fabrizieren kann, was nach Anekdoten aus den vier Leben von Helga Hufflepuff, Rowena Ravenclaw, Salazar Slytherin und Godric Gryffindor aussieht.
Ich habe vorhin schon die erste geschrieben, und werde sie hier einheften. Es ist Samstag, und bis morgen habe ich alle fertig, dann kann Sabrina sie am Montag durchlesen, und wir können getrost dem Referat entgegensehen!
