Wie konnte sie mir das nur antun? Warum?
Warum?
Professor Snape hat mich heute (zwei Tage nach dem Vorfall mit Sabrinas Pirateneltern) zu sich ins Büro bestellt. Er hat ziemlich lange auf mich eingeredet, so lange, bis mir die Tränen runtergelaufen sind. Ich weiß schon, was los ist. Der steht auf Sabrinas Schwester, diese Hexe Elisabeth, die bei den Überfällen auf unsere Schiffe geholfen hat. Und jetzt will er gut Wetter machen, damit er kein schlechtes Gewissen haben muss, in was für eine lausige Familie er einheiraten will.
Er hat mir gesagt, dass sich das sicher noch aufklären wird. Dann hat er mir angeboten, mir mit meinen Finanzen zu helfen, weniger Hausaufgaben aufzugeben und gefragt, ob er sonst noch was für mich tun könne. Ich habe ihn gefragt, ob er Sabrina vergiften könne, das fand er nicht sehr witzig. Ich hab es ja aber auch ernst gemeint.
Was passiert mit mir? Ich kann nicht mehr..
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Ich habe kaum noch Hunger, ich bin so niedergeschlagen. Ständig schwirrt sie mir im Kopf rum und ein dicker Kloß steckt in meinem Hals, der beim Schlucken weh tut. Ich bekomme fast nichts mehr vom Unterricht mit, weil ich immer wieder daran denke, wie sehr ich sie geliebt habe, und was sie getan hat. Ich hatte gedacht, sie sei ein guter Mensch, aber so sehr wie darin, habe ich mich in meinem gesamten Leben noch nicht geirrt! Und ich bin ein Malfoy!
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(Drei Wochen später.)
Greg und Vince reden mir zuliebe kein Wort mehr mit Sabrina. Sie sehen sie feindselig an, und drehen ihr die kalte Schulter zu, wenn immer sie sie anspricht. Die beiden sind klasse, echte Freunde! Hätte ich gar nicht gedacht, doch die beiden haben es wirklich heraus, das richtige zu tun, ohne ständig in irgendwelchen Tagebüchern herumzukritzeln und sich am liebsten feige in einer Ecke zu verkriechen, bis alles vorbei ist.
Aber ich werde nicht mehr über sie schreiben! Sie ist es nicht wert, auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden.
Es tut so weh.
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Das Geld, das ich von meinen Freunden und meinem Hauslehrer geliehen habe, habe ich nun angelegt, und es schaut nicht schlecht aus. Die Malfoynase für Geschäfte habe ich eindeutig nicht verloren! Wir sind sogar so weit, dass ich den Tarnumhang meines Vaters zurückkaufen konnte, allerdings hat mir der Mistkerl den doppelten Preis abgepresst, weil er genau wusste, wie sehr wir an dem Mantel hängen.
Sabrina schaut ganz spitz aus. Ich glaube, mein letzter Brief macht ihr ganz schön zu schaffen, sie schleicht mit hängendem Kopf durch die Gänge, und ich habe sie schon lange nicht mehr singen hören.
Ja, okay. Ich gebs zu, ich hatte mir geschworen, nie wieder über sie zu schreiben, doch so einfach ist das nicht! Ich bin immer noch verliebt in sie, ich kann mir nicht helfen, auch wenn ich sie nicht mehr liebe. Sie hat mich einfach zu sehr enttäuscht. Obwohl… vielleicht liebt sie mich ja doch? Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken… warum kann ich nicht einfach nur vergessen? Ich brauche einen starken Trank…
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Wir sind mittlerweile schon in der dritten Maiwoche. Ich habe fast gar keine Zeit mehr, irgendwas aus meinem erbärmlichen Leben aufzuschreiben, da ich für die Prüfungen büffeln muss. Außerdem habe ich überhaupt keine Lust, was zu schreiben, da ich ja eh ständig nur jammern würde. Sabrina hier und Sabrina dort. Sie traut sich nicht einmal mehr, mir in die Augen zu gucken.
Die Kriegsfronten haben sich verhärtet. Professor Dumbledore lässt mich wissen, dass er meinen Vater demnächst aus dem Gefängnis holen wird, weil man den Dementoren nicht mehr trauen kann. Dann können wir endlich öffentlich bekanntgeben, dass wir uns geändert haben.
Es hängt eine Spannung in der Luft, die nur darauf warten lässt, dass etwas passiert. Die Bodyguards und alle Lehrer (besonders Professor Snape) sind gereizt und ständig in Alarmbereitschaft. Das ist einem entspannten Unterricht nicht gerade zuträglich.
Wenigstens geht es mit unserem Vermögen wieder bergauf. Nicht, dass wir auch nur annähernd soviel haben, wie das, was uns geraubt wurde, aber zumindest ist es genug, dass ich Vincent und Gregory jeweils die Hälfte zurückzahlen konnte, und meine Mama nichts mehr verkaufen muss, um unser Haus und alles Drumrum erhalten zu können. Es geht sich nur knapp aus, aber mir ist es wichtig, schuldenfrei zu sein, deswegen muss die neue Robe, die ich sehr dringend brauche (bin mittlerweile einen Meter achtundachtzig), noch ein bisschen warten. Bei meinen Hosen habe ich unten einfach den Saum geöffnet und runtergeklappt; da sie alle schwarz sind, merkt man es nicht, wenn man es nicht weiß, und so sind sie mir fast nicht mehr zu kurz.
Papa macht sich Sorgen. Als er in dem Alter war und so schnell gewachsen ist, hat ihm der damalige Hausarzt der Malfoys bestimmte Tränke verschrieben, die seinen Mineralhaushalt stabilisieren. Für sowas haben wir aber im Moment kein Geld, weil in denen ein Kraut drin ist, das nur in Nordkorea wächst, weshalb es sehr teuer ist. Deswegen trink ich einfach viel Milch (Kalzium soll ja gut für die Knochen sein) und Professor Snape und Madam Pomfrey zwingen mich täglich, einen eklig schmeckenden Trank zu schlucken.
Meine Haare gehen mir mittlerweile schon fast bis zu den Schulterblättern.
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Meine Finger schmerzen. Die Prüfungen haben noch nicht einmal angefangen, aber das kommt wohl vom vielen Wachsen. Verdammt!
Meine Schuhe sind mir auch zu klein geworden. Ich hatte für meine Größe immer riesige Füße, worüber sich Sabrina einmal ausgelassen hat, weil ich sie wegen ihrer zu kleinen Füßchen getriezt habe. Als ich so plötzlich in die Höhe geschossen bin, hat es eine zeitlang verhältnismäßig gestimmt, und dann waren meine Füße plötzlich zu klein. Doch jetzt haben sie anscheinend beschlossen, das Defizit nachzuholen, und nun muss ich dringend neue Schuhe kaufen, weil meine Zehen schmerzen. Vorläufig habe ich aber einfach mal meine Sandalen ausgepackt. Jetzt hänge ich zwar hinten und vorn drüber, was total dämlich aussieht, aber mir ist es mittlerweile wurscht, was die Leute von mir denken! Die haben eh keine Ahnung.
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Ich bin immer noch verliebt. Scheiße.
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So, nun sind die Prüfungen auch vorbei. Letzte Woche war auch mein Geburtstag, ich habe von vielen Leuten tolle Geschenke bekommen. Vincent und Greg haben mir ein paar braune Cowboystiefel gegeben (in der richtigen Größe), die sehen echt cool aus! Marianne und Carina haben mir ein Buch geschenkt: Idiotensicher nett sein, darin wird in zwanzig einfachen Schritten beschrieben, was man tun muss, dass Leute einen mögen. Ich habe es ihnen um die Ohren gehauen, die beiden können eine ordentliche Ladung dieser "Benimmregeln" nämlich auch nicht schlecht vertragen! Das loyale V und scharfsinnige G haben sich auf meine Seite geschlagen, und den beiden eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hat. Da waren sie am Schluss ganz geknickt, und haben sich kleinlaut bei mir entschuldigt. Das ging runter wie Öl!
Ich habe auch eine Tafel deutscher Schokolade zusammen mit dem Buch Einführung in kreatives Schreiben und einer gelben Rose dran bekommen (gelbe Rosen stehen für Freundschaft, ha ha ha!), das war natürlich von Sabrina. Ich hab ihr alles (mitsamt dem Geschenkpapier) zurückgegeben, bevor die Prüfung in Geschichte der Magie losging, und sie sah aus, als würde sie zum weinen anfangen. Da wär ich beinah schwach geworden. Aber Prinzip ist Prinzip. Sie ist von Grund auf verdorben, mit sowas geb ich mich nicht ab.
Vincent macht mich liebenswürdigst darauf aufmerksam, dass ich
1. mit 13 der Auslöser für die (misslungene) Exekution eines Hippogreifs war und
2. mich letztes Schuljahr mit dieser Riesenkröte verbündet habe, nur um Potter eins auszuwischen.
Was mich ihm zufolge auch nicht besser macht als Sabrina. Trotzdem habe ich mich gebessert, und diese Chance sollte ich ihr auch einräumen, aber ich bevorzuge lieber, sie weiter zu ignorieren. Sie hat mich einfach zu tief verletzt. Außerdem tut es so weniger weh…
