Ihre Küsse schmecken nach Teebaumöl, Pfefferminze und Schokolade. Ihr Körper fühlt sich weich und gut an, wenn sie sich an mich schmiegt. Ihre Haut ist glatt und riecht, wie ihre Küsse schmecken, ihre Haare sind seidig. Sie duften nach ihrem Parfüm. Der Ring sieht schön an ihrem Finger aus. Ja, wir werden heiraten. Sobald wir mit der Schule fertig sind. Bis jetzt werden wir aber nur unseren Eltern erzählen, dass wir uns verlobt haben.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich der glücklichste Mensch auf Erden bin?
Ich habe mich kurz vor dem Abendessen also auf die Lauer gelegt, in einer kleinen Nische nahe der Flügeltür zur großen Halle. Zuerst kam ein kleines Mädchen aus Gryffindor vorbei, fälschlicherweise schnappte ich sie und zog sie zu mir. Die hat sich vielleicht erschrocken! Ich hab so getan, als hätte ich ihr einen dummen Streich spielen wollen, und mich totgelacht. Kurz darauf erwischte ich dann die richtige Beute. Viel geredet haben wir nicht. Aber geküsst haben wir… ich hatte schon ziemlich bald ein „kleines" Problem, das war mir ziemlich unangenehm und ich hab versucht, es vor ihr zu verstecken. Wollte ja nicht gleich so mit der Tür ins Haus fallen. Doch sie hielt sich so eng an mich gepresst, dass ich es nicht schaffte, Abstand zwischen unsere Körper zu bekommen. Irgendwann hat sie kapiert, dass ich versuchte, von ihr wegzukommen, unsere Lippen lösten sich voneinander, und sie sah mich atemlos und fragend an. Mir ist ganz heiß geworden, und ich hab den Kopf beschämt weggedreht, da hat sie dann an mir runtergesehen, ihre Augen wurden etwas größer, und sie wurde rot wie eine Tomate.
„Ach so…" sagte sie. Dann schwiegen wir uns eine Weile an, bis sie ihre Arme wieder um mich legte und mich zu sich zog. Es machte ihr offensichtlich nichts aus, und so haben wir uns bis zum Ende des Abendessens ohne Unterbrechung geküsst. Wir haben ja auch viel aufzuholen! Wir treffen uns nachher noch, Übung macht den Meister, und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Außerdem muss ich sie unbedingt fragen, was sie von Kindern hält, und ob ihr zehn recht wären. Und wie sie zu dem Namen Gerard steht. Es gibt viel zu besprechen (wenn wir Zeit dazu finden).
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EPILOG
Narzissa klappte das in abgewetztes, braunes Leder gebundene Büchlein zu. Die elf Kinder sahen sie mit runden Augen gespannt an. Sie wussten, was jetzt kommen würde, es war Tradition, und sie waren ein eingespieltes Team.
„Und so, liebe Kinder, haben sich eure Eltern kennen gelernt." sagte sie. Gerard, der älteste, meldete sich zu Wort.
„Aber wie ging es weiter?"
„Nun, euer Vater und eure Mutter schlossen das siebte Schuljahr auf Hogwarts ab. In den Osterferien hatten wir – euer Großvater Lucius und ich – Sabrinas Eltern Jacob und Anamaria kennen gelernt. Wir waren außerdem auf der Hochzeit von Sabrinas Schwester Elisabeth und ihrem Mann Severus eingeladen."
„Da hattest du einen ganz runden Bauch, nicht wahr, Mama!" sagte das etwa zwölfjährige Mädchen, das in Narzissas Schoß saß. Diese nickte zustimmend.
„Ja, ich stand kurz vor deiner Geburt, Mara. Und als dein Bruder Draco und deine Schwägerin Sabrina geheiratet haben, hast du auf der Hochzeitsfeier versehentlich ein bisschen Piratenwhiskey geschluckt, aber zum Glück war Severus da, der gleich eine Antitode gebraut hat."
„Und ich war auch schon unterwegs!" sagte Gerard stolz.
„Ja, du bist fünf Monate nach der Hochzeit auf die Welt gekommen." antwortete die Großmama.
„Und wir kamen als nächstes", riefen Sarah und Christina, die Zwillinge, „und danach Severus, und dann…"
„Ich!" merkte der sechsjährige Charley auf.
„Ganz richtig. Danach kamen Martin und Paulina…" fuhr Narzissa fort.
„Wieder Zwillinge!" warf Christina ein.
„So ist es. Und dann kamen Jake, Melissa und Rupert." Es war still geworden im Zimmer.
„Oma", meldete sich nun der fünfjährige Martin zu Wort, der den einjährigen Rupert im Arm hielt „warum ist die Mama gestorben?" Narzissa seufzte schwer.
„Wisst ihr, eure Mutter hatte Krebs. Das ist eine Krankheit, an der viele Menschen sterben. Auch wir Magier haben noch keine funktionierende Medizin gefunden, die die Krankheit heilt. Aber sie sagte uns allen ja kurz vor ihrem Tod, dass ihr Leben bestimmt das schönste gewesen ist, das irgendjemand jemals gehabt hat." Bedrücktes Schweigen herrschte nun vor, wie immer, wenn sie zum Ende von Dracos Tagebuch gekommen waren. Rupert begann zu brabbeln, er war der einzige, der sich gar nicht an seine Mutter erinnern konnte.
„Ist Papa deswegen so traurig?" fragte Severus.
„Ja. Er hat eure Mutter so sehr geliebt, wie man es sich bei zwei Menschen nur wünschen kann. Aber die Zeit, Kinder, heilt alle Wunden. Und vielleicht lernt er irgendwann eine Frau kennen, die eurer Mutter im Wesen gleicht."
„Wir wollen aber gar keine andere Mama!" protestierte Jake, und setzte alle Kraft hinter diesen Satz, die er mit seinen vier Jahren aufbringen konnte.
„Ich wünsche mir auch keine andere Schwiegertochter… zumindest jetzt nicht", erklärte seine Großmutter, „aber ich glaube, für euren Papa und für euch alle wäre es schön, wenn ihr wieder eine Mama hättet. So, jetzt müsst ihr aber wirklich in die Federn! Wenn Draco und Lucius herausfinden, dass ich euch schon wieder so lange aufbleiben habe lassen, reißen sie mir mindestens den Kopf ab!"
Charley und Paulina schmissen sich auf sie. „Wir beschützen dich, Oma!"
Lachend und weinend zugleich scheuchte Narzissa ihre Enkelkinder und ihre Tochter in die Betten, wünschte ihnen eine gute Nacht und löschte das Licht.
ENDE
