Anm: Vielen vielen vielen Dank an dich Kiddo! Wir hatten kurzerhand entschlossen, dass Iva ja nicht überall auftauchen kann. Sollte da jemand wirklich Wert drauf legen, können wir das ja noch mal dürber reden ;) ...dieses Kapitel kam nicht so schnell, weil es sonst all zu bald an Nachschub mangelt. Und ich entschuldige mich hier gleich noch mal bei meiner Sista, ich hab was geändert, ohne das wir das noch mal genauer absprechen konnten. Gomen. Nichts desto trotz, viel Spaß beim Lesen! - Samusa

An diesem Vormittag stellte Rufus Wainwright etwas fest, was schon viele andere von der Crew vor ihm ganz schnell gelernt hatten. Wenn man Lucas suchte, musste man nur jeden, der einem über den Weg lief, nach diesem fragen. Der Teenager warneben den Führungsoffizieren eine der bekanntesten Personen an Bord. Obwohl er wusste wo sich dessen Quartier befand, verlief er sich dennoch heillos, doch wie erwähnt, wer den Mund zum fragen aufbekam, fand sich sofort wieder zurecht.

Die Tür zum Quartier stand offen und innen drinnen forderte Tony, nicht gerade freundlich, eine Erklärung für die ungewöhnliche Aktion am Morgen. Aus einem unerfindlichen Grund weigerte sich Lucas weiter auf das Thema einzugehen. Dagwood wohnte dem grinsend auf der unteren Koje sitzend bei. Er hatte von Lucas ein Bilderbuch zum angucken bekommen mit vielen lustigen Sternen und Monden und bunten Flecken im Weltraum. Das sollen Galaxien und Nebel sein, hatte ihm der Teenager zuvor noch erklärt.

Rufus klopfte an die offene Tür. „Darf man denn stören?"

Piccolo rollte mit den Augen. „Nicht der schon wieder!", jammerte er vor sich hin. „Was gibt es? Ein neues Ständchen?"

„Tony!", massregelte Lucas ihn, anschließend sah er erwartend zu Rufus zurück. „Alles geregelt, was nach dem Frühstück geregelt werden musste?"

Rufus nickte strahlend, denn er sah dies als Einladung in die Kabine zu kommen. Sich in Ruhe umsehend ging er auch glatt die paar Stufen hinunter. „Hier hängen ja nur halbnackte Frauen."

„Ach stimmt ja, du bist ein warmer Bruder, da kannst du das ja nicht verstehen."

Dagwood sah auf. „Dagwood versteht es auch nicht." Er sah zu Rufus. „Warum bist du ein warmer Bruder?"

Dem Computergenie wurde diese ganze Situation recht peinlich. Er fühlte sich nicht sonderlich wohl dabei, wenn sein Idol ihn die ganze Zeit anhimmelte, aber weniger gut fühlte er sich, wenn er hier von allen bevorurteilt wurde. Schließlich war an ihm ja nichts schlechtes und in der heutigen Gesellschaft gehörten Homosexuelle genauso zum Leben wie hetero. Doch Rufus nahm die Sache zum Glück ganz locker.

„Ich denke schon, dass ich es verstehe und wenn hier ein paar leicht bekleidete Männer hängen würden, sogar noch mehr." Doch in dem Moment hatte er einige Kleiderbügel hervorgezogen. „Ich liege garantiert richtig, wenn ich meine, das sind deine, richtig?"

Lucas nahm sie ihm schnell aus der Hand. „Ja, und ich bin mit meinem Stil vollauf zufrieden."

Mit gerunzelter Stirn sah ihn Rufus ernst an. Ein Blick, den er von ihm noch gar nicht kannte, denn sonst war es immer DER Blick gewesen. „Das denke ich nicht, deine Sachen sind alle viel zu weit und groß und... ach wir gehen ja nachher an Land, da kommst du mit mir in eine schöne Boutique mit!"

Hinter den beiden konnte sich ein ganz bestimmter Seemann nicht mehr halten. „Das will ich sehen! Wartet, ich nehme noch eine Kamera mit, damit wir beim nächsten Fest auf der seaQuest auch etwas zum lachen haben!"

Lucas bedachte seinen Zimmergenossen mit zusammengekniffenen Augen und überlegte sich im Gegenzug die gerechte Strafe. Ob er ihn als schwul darstellen sollte?

„Sehr schön, dann kann ich das auch mitnehmen und vielleicht auf meiner nächsten DVD mit drauf packen. Ich werde das dann mit einem neukomponierten Song hinterlegen. Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich Lucas wohl am besten umsetzen könnte." Das Gesicht Rufus' nahm einen nachdenklichen Ausdruck an.

Der Teenager selbst hoffte diese Idee würde niemals umgesetzt werden. Er wollte nicht unbedingt bei allen auf der Welt als die große Liebe von Rufus Wainwright bekannt werden. Wer weiß, wer da auf dumme Ideen kommen würde. Die Presse reimte sich doch so oder so schon ihren Kram zusammen und am Ende heißt es dann, der Sohn von PowerPlant Wissenschaftler Wolenczak sei schwul und plane mit Rufus Wainwright bereits die Hochzeit. Am besten noch mit weißen Tauben und in weiß. Innerlich rollte er mit den Augen. Das Gespräch mit den Kindern hatten sie ja bereits. Hoffentlich sah sie keiner später.

Dagwood war aufgestanden und berührte den Sänger an der Schulter und dem Rücken. Irritiert wurde er dabei von Tony beobachtet. Das ging ein Weilchen so, bis der Sänger sich nicht mehr halten konnte und sich schütteln musste. „Bitte aufhören, sonst kann ich für nichts garantieren!" Lachend.

„Dagwood, was machst du da?", fragte ihn nun Lucas.

Der Dagger nahm die Hände von Rufus. „Tony sagte er sei ein warmer Bruder und ich wollte wissen, ob er wirklich warm ist."

Seufzend drehte sich das Computergenie zu seinem Zimmergenossen der nur unschuldig mit den Schultern zuckte. „Was ist denn? Ich habe nicht gesagt, er soll ihn gleich betatschen!"

Rufus schob Dagwood sanft aber bestimmt von sich weg. „Ich mag es, wenn man mir über den Rücken streicht, aber nur von meinem Schwarm und das bist du im Moment leider nicht. Das mit dem warmen Bruder darf man nicht so wörtlich nehmen. Das ist mehr metaphorisch."

„Metapholisch? Ist das was ähnliches wie Metamorphose? Dr. Smith hat davon einmal erzählt.", begann Darwood.

Lucas legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. „Schon gut Dagwood, Tony hat nicht genug geschlafen heute Nacht und erzählt aus dem Grund ein wenig zu viel unsinniges Zeug." Um seine Worte zu unterstreichen schickte er noch einen bösen Blick zu seinem Zimmergenossen.

Dagwood hatte gleich etwas neues gefunden. „Warum hast du nicht geschlafen? Warst du wieder bei dem Mädchen, wegen dem du letzte Woche schon so müde warst?"

Mit großen Augen hielt Tony dem Dagger den Mund zu. „Ich glaube du musst jetzt zum Commander, Dagwood."

Rätselnd, was er denn bei Ford sollte ließ sich Dagwood aus der Kabine schieben. „Bis später!", warf Tony zu Lucas und ihren Gast zurück, dann war auch er verschwunden.

Kopfschüttelnd ging der Teenager zum Computer zurück. Er wollte einen Bericht beenden und war irgendwie durch die ganzen Störungen hier nie vorwärts gekommen.

„Netter Kerl.", sagte Rufus und begutachtete nun auch den anderen Teil der Kabine.

Lucas murrte nur zustimmend und begann endlich mit ein wenig mehr Ruhe seinen Bericht. Den Sänger ignoriert er gekonnt. Auf einmal ging das wenn man total abgelenkt war.

„Kann ich hier rauchen?", unterbrach sofort Rufus die Stille.

„NEIN!", bestimmt, knapp und nicht zu lange vom Bericht abkommend. Eifrig tippten die schlanken Finger über das Keyboard. Mit einem Mal hatte er jedoch ein seltsames Gefühl. Hinter ihm stand jemand, jemand ganz bestimmtes und beobachtete ihn.

„Kannst du eigentlich Klavier spielen?"

„Wieso?"

„Soll ich es dir beibringen? Du hast wunderschöne schlanke Finger. Ich sehe du kannst diese richtig super bewegen, das wäre doch richtig gut um ein Instrument zu spielen. Wenn wir Zeit haben kann ich dir auch ein paar Akkorde auf der Gitarre zeigen."

Was sollte Lucas dazu sagen? „Ich brauche keinen Unterricht im Klavierspielen, mir haben die sechs Jahren damals schon gereicht."

„Wirklich? Du kannst bereits spielen? Los komm mit!"

Ehe sich das Computergenie wehren konnte, wurde es am Arm aus der Kabine gezogen bis sie zwei Decks weiter waren, denn dann hatte Rufus bereits die Orientierung verloren. So kam es Lucas jedenfalls vor, bis der Sänger sich jedoch in eine andere Richtung in Bewegung setzte und erst bei seinem Quartier zum stehen kam.

„Setz dich hin wo immer du willst.", säuselte Rufus gut gelaunt und begann sein Keyboard zu holen. Er stellte es auf und schloss es an. Bunte Lichter erschienen über den Tasten, als das Instrument mit Strom versorgt wurde.

Sich seinem Schicksal fügend nahm Lucas auf einem der Sessel Platz. Rufus hatte sich einen Hocker vor das Keyboard gezogen und begann sich einzuklimpern, bis er anfing Beauty Mark zu singen. Unter anderen Umständen hätte Lucas das Privatkonzert sicherlich genossen, doch die strahlenden Blicke, die ihm zugeworfen wurden, ließen ihn frösteln.

Sobald das Lied vorbei war, räusperte sich Rufus. „Komm her, wenn du spielen kannst ist es bestimmt einfach für dich mitzumachen. Hast du einen bestimmten Song, den wir mal spielen sollten?"

Schwermütig erhob sich das Computergenie und nahm auf dem zweiten Hocker, den Rufus für ihn besorgt hatte Platz. „Keine Ahnung. Foolish Love?"

„Ah, hervorragend Wahl. Weißt du ungefähr wie man das spielt?"

„In ungefähr." Er legte die Hände auf die weißen Tasten. Rufus griff ihm im nächsten Moment um die Schulter. Lucas war sich sicher, das war alles pure Berechnung! Giftig guckte er auf den Arm, der da an seiner anderen Seite zu seiner linken Hand griff und diese auf den Tasten zurecht rückte.

„So, das sollte reichen.", lächelte der Sänger. „Dann spiel mal los und ich stimme dann ein. Sollen wir... ach moment, ich habe ja die Notenblätter nicht, die sind bei der Band, sonst hätte ich die dir zu Hilfe geben können.", scharf dachte Rufus nach. „Das ist aber eine verflixte Situation. Dabei hätte ich so gerne etwas mit dir gespielt. Es hilft wohl alles nichts, ich bringe dir die nötigen Noten einfach so bei. Also, einfach alles nachmachen." Der stets gut gelaunte Sänger legte seine Hände auf die Tasten und begann in langsamen Schritten mit Lucas den Song durchzuspielen. Solange er damit beschäftigt war, kam er wenigstens nicht auf dumme Gedanken und weitere Versuche dem Teenager nahe zu kommen, blieben ebenfalls aus.

Derweil war Ben in seinem neuen Quartier und hatte seinen gesamten Kleiderschrank auf dem Fußboden ausgebreitet. Zu Beginn seiner Tätigkeit hatte sich in dem Raum noch kaum etwas angesammelt und es sah richtig leer aus, wenn man sein früheres Quartier auf dem alten Boot kannte.

Irgendwo musste er doch sein heißes Rasierwasser haben! „Wo steckst du kleines Duftwässerchen? Komm her zu Onkel Ben, damit er ein hervorragendes Date hat und die junge Dame ihm auch nicht mehr widerstehen kann." Sein geheimes Wässerchen wie er es gerne nannte. Diese ganz spezielle Duftnote hatte er für sich allein zusammen stellen lassen und verwendete es auch nur unter Vorsicht. Wer verschwendete denn auch ein Rasierwasser, bei dem die Flasche gute dreihundert Dollar kostete?

Verzweifelt blickte er sich um. Das konnte doch nicht sein, dass es verschwunden war. Hier musste es irgendwo liegen, da war er sich sicher! Er hatte es mit Sicherheit eingepackt, das wusste er ganz genau. Es war in seinem Badezimmer gewesen, er tat die Tasche mit den ganzen Wässerchen auf den Badewannenrand, wo sie ihm aus Versehen herunter gefallen war und er alles wieder eingesammelt hatte, sogar was unter den Schrank gerollt war und... „Verdammt!" Er hatte vergessen auch hinter dem Schrank nachzusehen, wo er von vorn nicht ran kam. Da konnte er hier lange suchen.