Anm: Vielen Dank Kiddo für dein Review! Na, nun ist es ja schon verraten. Ewig konnte man es doch aber nicht vor Ben geheimhalten, oder? Du ahnst schon, was jetzt passiert? Bist du dir sicher? ;) Ich freu mich jedenfalls auf das was jetzt kommt, in diesem Kapitel...-Samusa

Lucas wurde zu dem Raum geführt, der für Veranstaltungen oder kleinere Geburtstagsparties genutzt wurde und an dessen einem Ende die gesamte Wand eine große Glasscheibe war. Neben einigen Quartieren bote sie einen Blick in die Andockschleuse und natürlich auf Darwin als kleine private Spielwiese. Schon beim Betreten des Decks konnte Lucas Gitarrenklänge vernehmen und dann begann jemand zu singen.

Words are flowing out like endless rain into a paper cup,

They slither while they pass they slip away across the universe.

Pools of sorrow, waves of joy are drifting through my open mind,

Possessing and caressing me.

Jai guru deva om.

Nothing's gonna change my world,

Nothing's gonna change my world,

Nothing's gonna change my world,

Nothing's gonna change my world.

Images of broken light which dance before me like a million eyes,

and call me on and on across the universe.

Thoughts meander like a restless wind inside a letter box,

They stumble blindly as they make their way across the universe.

Jai guru deva om

Nothing's gonna change my world,

Nothing's gonna change my world,

Nothing's gonna change my world,

Nothing's gonna change my world.

Sounds of laughter shades of love are ringing through my open mind,

Inciting and inviting me.

Limitless undying love which shines around me like a million suns,

It calls me on and on across the universe.

Jai guru deva om.

Nothing's gonna change my world (THE BEATLES / RUFUS WAINWRIGHT)

An den Türrahmen gelehnt lauschte Lucas dem Gesang. Es war eines seiner liebsten Lieder von Rufus Wainwright, der da Barfuß auf dem Flügel saß mit seiner Gitarre und sich seiner Melancholie hingab.

Rufus ließ den Song ausklingen, dann entdeckte er seinen Zuhörer. Kurze Zeit trafen sich ihre Blicke eher er sich wieder seinen Saiten widmete und einige andere Akkorde anstimmte, die keinem bestimmten Song angehörten.

Lucas überlegte einen Moment, ob er gehen sollte, als ihn jemand ansprach.

„Warum bist du so früh verschwunden?", fragte Rufus. In seiner Stimme schwang ein gewisser Unterton mit, den der Teenager nicht zu deuten wusste. Er schob seine Hände in die Hosentaschen und trat dann ganz in den Raum ein. Die Tür schwang hinter ihm zu. Darwin drehte hinter der großen Scheibe seine Runde. „Vielleicht hatte ich einfach nur keine Lust von meinem Vater persönlich zu hören enterbt zu werden. Oder noch schlimmer, mir irgendwelche Vorhaltungen anzuhören von wegen, wie undankbar ich doch sei und wie ich es ihm nur auf diese Art und Weise danken könnte. Ich glaube in schriftlicher Form das morgen früh zu erhalten ist eher zu verkraften."

Rufus sah ihn forschend an. „Auf mich machte er einen eher sehr netten Eindruck."

Verächtlich seufzte Lucas auf. „Ja, auf andere macht er das immer, aber du hast ihn noch nie so erlebt wie er wirklich ist. In der Öffentlichkeit spielt er den lieben Daddy, dem nichts wichtiger ist als sein Sohn und privat..." er ließ sich auf einen der Stühle in der ersten Reihe sinken ehe er weiter sprach. „Privat ist ihm alles egal was mit mir ist. Ich bin nur ein Störfaktor und koste dazu noch ein Haufen Geld. Darum bin ich auf der seaQuest. Effizient aus dem Weg geschafft und anstatt Geld zu kosten muss ich es mir selbst verdienen. Die ersten paar Monate hatte ich noch ab und an eine Überweisung bekommen, die zwar jedesmal weniger wurde, aber regelmäßig mein Konto füllte... bis es aufhörte und da war mir klar. Jetzt bist du für ihn endlich keine Verpflichtung mehr." Traurig über diesen Umstand fuhr er sich durchs Haar.

„Und ich dachte ihr zwei hättet eine gute Beziehung. So habe ich es heraus gehört, als wir uns nach der Oper unterhalten haben. Er hatte sich bei dir erkundigt und der Captain erzählte einiges." Der Sänger stellte die Gitarre vorsichtig neben das Klavier und ließ die Beine baumeln.

„Genau so soll es doch auch aussehen! Kein Mensch auf der Welt würde seinen eigenen Sohn auf der seaQuest abladen, nur um sich nicht um ihn kümmern zu können. Bridger hat mal gemeint, es sei vielleicht, weil man mit meiner Art nicht so leicht klar kommt und mein Vater Hoffnung hätte, dass ich mich ändern könnte, wenn ich dazu gezwungen werde mit anderen Leute zwangsweise zusammen zu leben. Aber da irrt er sich. Ich kenne meinen Vater nun lange genug um zu wissen, was er bezweckt und was nicht."

„Genauso geht es mir auch. Mein Vater ist in vielen Dingen nicht anders. Ich habe ihn nur selten gesehen und wenn dann konnte ich es ihm nie recht machen." Rufus lachte, was aber erzwungen klang. „Und als ich dann meinen Eltern eröffnete ich sei schwul war ich für eine Zeit sogar ganz abgeschrieben."

„Ich glaube das hast du sogar mal in einem Interview erwähnt."

„Das ist gut möglich. Ich rede prinzipiell viel zu viel, wenn es die Zeit zulässt." Wieder lachte er, doch dieses mal war es lockerer. „Dabei merkt man gar nicht was man manchmal alles von sich lässt."

„Zum Beispiel, dass man das jüngste Kind in der Familie war, bis die Tochter der Cousine auf die Welt kam.", sagte Lucas trocken.

Rufus blickte zu dem Computergenie. „Wann habe ich das denn gesagt?"

„Auf deiner CD zum aktuellen Album! Soweit ich weiß hast du noch jüngere Schwestern und davon nicht nur eine. Die Behauptung stimmt also nicht."

Der Sänger winkte das ab. „Das ist ein Beispiel dafür, dass ich zu wenig geschlafen habe und nicht mehr weiß, was ich von mir gebe. Aber das mit dir und deinem Vater hört sich nicht gut an. Der ist doch richtig reich, wenn ich das nicht falsch mitbekommen habe. Du sagtest doch erst beim Eis essen etwas, dass es dir finanziell recht gut gehen würde."

„Natürlich geht es mir gut, weil ich weiß wie ich meine Eltern doch dazu bringe, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden. Meine Mutter ist in vielen Dingen zwar nicht anders wie mein Vater, aber wenn ich lange genug vor ihr das verlassene Kind spiele, setzt die meinen Vater schon unter Druck und schon habe ich was ich brauche. Vorausgesetzt ich erreiche sie um ihr mein Leid zu klagen." Mit hängenden Schultern stand er auf und setzte sich vor die große Glasscheibe. Darwin drehte sich vor ihm und als er die Hand flach auf das Glas legte kam der Delphin ganz nah heran, als würde er sich so streicheln lassen können.

Rufus betrachtete das sich ihm bietende Bild eine Weile. Bei ihm war es nur das Verhältnis zu seinem Vater, was gestört war, doch Lucas schien mit beiden Eltern große Probleme zu haben, wie er das hier mitbekommen hatte.

Nach einer Weile drehte das Computergenie seinen Kopf herum. „Hast du meinem Vater eigentlich nach der Oper noch etwas erzählt? Ich meine aus der Richtung von wegen großer Liebe und dem Kram."

„Ach du meinst, ob ich ihm gesagt habe, dass ich in dir den Mann meiner Träume gefunden habe und gerne meinen Lebensabend mit dir verbringen möchte?" Rufus schüttelte lächelnd den Kopf und sagte in seiner enthusiastisch gut gelaunten Art. „Nein, habe ich nicht. War ganz anständig und habe auch nichts weiter in dieser Richtung gemacht. Mir war die Frau des Generalsekretärs nämlich sehr unheimlich. Als sie etwas zuviel über den Durst getrunken hatte, fing sie an dem nachzutrauern, weil sie noch keine Kinder hätte und wollte am liebsten eines adoptieren." Seine Wangen erröteten leicht. „Sie will einen Sohn, der so aussieht wie ich. Irgendwann fragte sich noch, ob sie mir mal in die Wange kneifen darf. Das war der Moment, wo sich der große Mann der UEO auf einmal verabschiedet hat." Er lachte leise vor sich hin. „War richtig lustig noch, schade nur, dass du schon weg gewesen bist. Ich hatte niemanden wirklich zum reden. Lonnie ist ja wirklich ganz nett, aber irgendwie scheint sie zu glauben mich noch umpolen zu können. Weiß sie eigentlich, dass das nicht funktionieren wird?"

Lucas zuckte mit den Schultern. Er war froh zu hören, dass bei dem nachopernlichen Zusammensein nichts negatives für ihn gewesen ist, dennoch würde er zur Sicherheit am nächsten Morgen bei Bridger sein. „Hast du dich eigentlich jemals mit deinem Vater wieder versöhnt? Oder schmeißt ihr euch weiterhin über eure Musik Beleidigungen an den Kopf."

Der Sänger schwang sich vom Flügel und setzte sich zu Lucas auf den Boden. „Er ist mein Vater, ob wir uns nun gut verstehen oder nicht. Irgendwie muss ich mit ihm auskommen, erst recht wenn es wieder eine Veranstaltung oder ein Engagement gibt, bei dem wir beide dabei sind. Das Problem ist nur, dass er mich ständig als Konkurrenz sieht, obwohl wir musikalisch in verschiedene Richtungen gehen und ich seiner Meinung nach gar nicht erst das Zeug habe zum Erfolg. Dabei ist er derjenige, von dem keiner mehr etwas wissen will und seine Platten sich nur verkaufen, weil sie von meiner Berühmtheit zehren."

„Etwas ähnliches werde ich bestimmt auch eines Tages zu hören bekommen.", sagte Lucas lächelnd. „Entweder die Eltern sind stolz auf einen wenn man beruflich in die selbe Richtung geht wie sie oder sie sehen einen als Konkurrenz. Ich kann demnach von Glück sagen, dass man mir meine Ausbildung trotz allem doch finanziert hat. Vielleicht hat meiner auch diese Konkurrenzangst. Wenn ich es recht überlege, habe ich nie wirklich etwas gemacht, weshalb man mich los werden wollen müsste. Ganz im Gegenteil, meine Vorschläge wurden von seinen Beratern alle gut aufgenommen und einige Verbesserungen hat er von sich aus mit eingebaut."

„Er kann sich nicht damit abfinden, dass seine Zeit vorbei ist und sein Sohn nun dran ist, den Erfolg zu genießen. Alte Männer sollten sich auf den Golfplatz amüsieren und die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, während sie ihren Tee gegen die schmerzenden Glieder schlürfen und sich ihre Tabletten zusammen suchen, damit ihnen die Arthritis nicht den Hirn vernebelt." Aus der Stimme des Sängers klang eine Gehässigkeit die den Bruch zwischen seinem Vater und ihm nur erahnen ließ. „Deine Eltern sind aber nicht geschieden und leben noch zusammen?"

„Oh, nein!", schüttelte Lucas den Kopf. „Wenn das noch der Fall wäre, wäre ich längst von zu Hause abgehauen und würde mich irgendwie sonst auf der Straße herum schlagen. Ich kann von Glück reden, dass sie eines Tages doch vernünftig geworden sind und sich scheiden ließen. Sehr viel anders war es zwar nicht, aber die Verpflichtung sich zu sehen war damit nicht mehr da. Beide hatten sie immer viele Termine und meinen Vater habe ich seit meinem zweiten Lebensjahr wenn höchstens einmal im Jahr gesehen. Meine Mutter war darüber sehr wütend. Abends im Bett konnte ich sie schreien hören, wenn sie meinen Vater angerufen hat und ihn auch mal erreicht hat. Meistens ging es darum, dass es ihr zuviel war, sich ständig um mich kümmern zu müssen und er soll gefälligst auch seinen Teil beitragen, denn sie hätte diesen Balg nicht für sich bekommen, sondern auch weil er es wollte." Bei der Erinnerung daran musste Lucas schwer schlucken. Als Rufus näher rückte und einen Arm um ihn legte, wich er noch nicht einmal zurück. Ihm war es egal, diese vergangenen Zeiten hatten tiefe Wunden in ihm hinterlassen, die nie wirklich verheilt waren. Wegen seiner Intelligenz hatte er kaum Freunde gehabt, als kleiner Junge und konnte sich auch niemanden anvertrauen.

Der Teenager fragte sich insgeheim, wie lange es der Sänger wohl aushalten würde, nicht zu reden. Es tat gut das alles einmal loszuwerden und er war Rufus auch wirklich dankbar, zumal dieser anscheinend ein Händchen fürs Trösten hatte…allerdings schien der Musiker gemerkt zu haben, dass es Lucas schon wieder besser ging und seine Umklammerung wurde ein wenig intensiver. „Rufus?" fragte Lucas leicht drohend und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Doch anstatt dass Rufus das Computergenie losließ, ließ er seinen Kopf auf dessen Schulter nieder und schaute verträumt in die Luft und hatte dabei eines dieser Unschuldsgesichter aufgesetzt, welche er anscheinend nur zu gern nutzte…

Genau in diesem Moment betrat Jim Brody den Raum und versteckte sich beim Anblick der beiden Personen hinter der Tür und schaute nur vorsichtig hinein. Er hatte, bei der sich ihm darbietenden Situation, völlig vergessen weswegen er eigentlich hergekommen war. Das war jetzt auch nicht weiter wichtig. Brody wusste nicht, ob er jetzt lachen oder einfach nur schockiert sein sollte. Dieser Sängerknabe hatte es doch tatsächlich geschafft Lucas umzupolen und nun lagen die sich hier in den Armen. Der Lieutenant musste nun nicht lange überlegen, was er zu tun hatte. Wem sollte er es zu erst erzählen? Brody machte sich auf den Weg.