Anm: Vielen Dank an Kiddo für ihr Review! Es geht munter weiter,in diesem Kapiteldürfte ein kleines Highlight für dich drin stecken ;) wie bereits erwähnt...aber keine Sorge, so schlimm wird es nicht, du kennst uns doch...hehe...Yury ist heut übrigens beim Rufus Konzert!Wollt ich nur mal erwähnen :D -Samusa

Vor der Tür zu dem Gästequartier lag ein weißer Umschlag. Verwundert hob Rufus ihn auf und betrat seine Kabine. Er drehte den Umschlag in der Hand herum, doch es stand nichts darauf. Sobald er sich gemütlich auf den Sessel gesetzt hatte, natürlich mit verknoteten Beinen, öffnete er diesen und fand einen Zettel darin. In einer geschwungenen Handschrift stand dort:

Lieber Rufus,

es ist schwer in Worte zu fassen, was ich empfinde, aber ich versuche es einfach. Mein Herz schlägt wie wild und meine Hand zittert während ich versuche diese Zeilen zu schreiben. Die Aufregung und mein Glück sind einfach zu groß darüber, dich hier getroffen zu haben, als das ich es noch kontrollieren könnte. Aber ich kann nicht länger warten, denn meine Nächte sind einsam ohne jemanden an meiner Seite und ich bin es leid Abend für Abend allein einzuschlafen, wenn es doch jemanden gibt, der bei mir sein könnte. Ich weiß, dass du für mich genauso empfindest, so haben wir uns doch bereits einige Male getroffen und du hast dich mir gegenüber nie verhalten, als hättest du kein Interesse. Momentan ist es ein wenig schlecht für ein Date, doch ich bitte dich, mir ein Zeichen zu geben, dass du diesen Brief erhalten hast und mir eine Chance gibst. Solltest du das echt zuckersüße rosa Hemd mit den Rüschen dabei haben, dann trag dieses am nächsten Tag. Falls nicht, dann lass es mich auf andere Weise wissen. Ich bin sicher, ich werde deinen Hinweis verstehen.

Dein dich über alles liebender Verehrer

Keinen Augenblick später stürmte der Sänger aus seinem Quartier und durch die Gänge bis er fröhlich am Moonpool ankam und dort Lucas mit einer stürmischen Umarmung überhäufte. Glücklicherweise befand sich hier gerade niemand anders, denn dann wäre die Gerüchteküche wieder voll auf ihre Kosten gekommen. Gerade als Lucas sich wehren wollte, hatte er die Lippen des Sängers auf den seinen.

Aus einem Reflex heraus warf Lucas ihn in den Pool und hechtete gleichzeitig würgend mehrere Schritte zurück.

Prustend und Wasser spuckend tauchte Rufus neben Darwin auf. „Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht? Wenn ich das Hemd nicht dabei habe, soll ich dir doch auf einem anderen Weg zeigen, dass ich dasselbe für dich empfinde!"

„Geht es dir noch gut?", keifte Lucas. „Ich habe nichts von einem Hemd erzählt oder sonst was! Du kannst froh sein, dass hier gerade keiner ist, denn das zu erklären wäre besonders schwer geworden."

„Ja und der Brief?" Rufus hielt das nasse Papier nach wie vor in der Hand.

Mit ausreichend Sicherheitsabstand griff sich der Teenager das nasse Blatt Papier, dessen Schrift zum Teil völlig zerlaufen war, aber noch genug da stand um entziffern zu können, was der Schreiber mitzuteilen hatte.

„Das ist doch von dir!", sagte Rufus, als er über den Rand des Beckens versuchte zu klettern. Mit seiner engen Lederhose kein einfaches Unterfangen. Mit Darwins Hilfe gelang es ihm dann jedoch. Zu spät bemerkte er, dass es eine kleine Leiter auf der anderen Seite des Beckens gegeben hätte.

„Nein, das ist nicht von mir. Erstens würde ich niemals auf die Idee kommen, dir so etwas zu schreiben, das solltest du außerdem wissen, klug genug dazu bist du ja. Und zweitens habe ich eine ganz andere Schrift!" Zum Beweis schrieb er einen kurzen Satz auf einen Schmierzettel der zwischen den ganzen Reagenzgläsern und Proben auf dem Tisch lag. „Siehst du?"

Zweifelnd betrachtete der Sänger dies alles. „Stimmt, aber du kannst das ja verstellt haben, weil du das alles geheim halten möchtest. Von mir aus gerne, das hat auch seinen Reiz."

Augenrollend war Lucas schon wieder kurz davor dem Mann an die Gurgel zu springen. „Du hast mir gerade einen unfreiwilligen Kuss aufgedrückt und bist dafür baden gegangen. Wie viele Beweise brauchst du noch, bis du begreifst, dass ich nicht schwul bin und es auch nicht vor habe zu werden? Ich habe keine Ahnung, wer dir das hier geschrieben hat, aber ich bin es definitiv nicht gewesen und nun lass mich bitte meine Arbeit tun, denn sonst gehe ich dir wirklich noch an den Kragen!"

Enttäuscht sah Rufus seinen Schwarm an. Stimmte das wirklich? Wie es schien war dem auch so. Lucas zeigte nicht die leiseste Regung von Gefallen an dem, was eben geschehen war. Dabei war er sich doch so sicher gewesen, dass nur Lucas diesen Brief hätte schreiben können. „Aber wer soll es denn dann sein? Außer dir ist hier doch niemand, der mein Fan sein könnte und dem ich vorher schon begegnet war. Lonnie ist eine sie und die würde außerdem nicht Verehrer schreiben."

„Wer logisch denken kann ist im Vorteil. Denk drüber nach, wer von den Männern in Frage kommt, dann sollte das doch leicht zu klären sein oder zieh dieses absolut tuntige Hemd an." Lucas drehte sich bereits wieder seinem Computer zu. Der Schock über den Kuss ließ langsam nach. Dabei hatte er bis vor kurzem noch gedacht dem schlimmsten entkommen zu sein.

Nachdenklich sah Rufus auf seinem Brief. „Jemand, dem ich begegnet bin und hier mit auf dem Boot ist. Dein Freund Ben ist es nicht, der hat nur Augen für Lonnie. Dein Zimmergenosse mag meine Musik nicht und der Dagger ist nicht klug genug... vielleicht mag Jimmy mich ja doch!"

„Klar, oder der Commander!", meinte Lucas wie beiläufig und stürzte damit nur eine neue Lawine den Abhang hinunter.

„Aber sicher doch! Warum ich da nicht gleich darauf gekommen bin! Der Commander muss es sein. Weshalb will er denn ein Auge auf mich werfen? Ich gehe gleich zu ihm." Gesagt getan, schon drehte Rufus sich auf dem Absatz herum und verschwand.

Lucas wollte ihm noch hinterher rufen, er soll sich doch etwas trockenes anziehen, ließ es dann jedoch bleiben. Besser war es, sich nicht zu sehr in die Angelegenheiten anderer einzumischen. Der Commander würde ihm schon etwas entsprechende sagen, wenn er ihm genauso um den Hals fiel wie dem Teenager. Kaum zu glauben, doch es schien, als sei er ganz schnell über die Abfuhr von Lucas hinweg gekommen.

Jedoch ahnte Lucas nicht, dass Rufus eigentlich nur zum Commander wollte um diesen zu sagen, dass er keinerlei Interesse an anderen Männern hatte, da er seinen Prinzen bereits gefunden hatte. Alles was er noch tun musste, war diesen von sich zu überzeugen. Auf die Idee mit dem Umziehen kam der Sänger von selbst. Kaum war er in trockene Sachen geschlüpft, ging er leichtfüßig zur Brücke, wo ihn ein ängstlicher Lieutenant Brody unter ausreichend Sicherheitsabstand mitteilte, der Commander sei in der Offiziersmesse und hätte dort ein Meeting mit dem Captain und ihren anderen Gästen. „Vielen Dank, mein Süßer!", sagte Rufus zum Abschied und warf Brody noch einen Handkuss entgegen, den dieser mit Entsetzten versuchte zu ignorieren. Kaum einer auf der Brücke konnte sich ein Lächeln verkneifen, als James Brody mit hochrotem Kopf wie wild versuchte auf den Tasten seiner Konsole vor sich herum zu drücken begann. Dummerweise mit zuviel Elan, denn im nächsten Moment bekam das Schiff Schlagseite, da er die Ballasttanks auf der Backbordseite entleert hatte.

Rufus ließ sich davon nicht weiter beirren und dachte sich grinsend seinen Teil. Dass er auf den Lieutenant so umwerfend wirkte, hatte er sich ja auch nicht träumen lassen…das konnte ja noch lustig werden. Aber jetzt musste er erst einmal zum Commander, um etwas zu klären. Die Offiziersmesse war schließlich schnell erreicht und der Sänger wartete artig vor der Tür. Allerdings wurde ihm schon nach zehn Minuten unglaublich langweilig und er riskierte einen Blick durch die kleinen Sichtfenster der Tür zu dem Raum. Viel gab es dort nun aber nicht zu sehen. Es schien so als wären die Herrschaften dort kurz vorm einschlafen, allerdings waren ihre sich bewegenden Münder ein Zeichen dafür, dass dem nicht ganz so war. Wie konnte man sich das nur freiwillig antun?

Gerade als Rufus etwas auffiel, standen alle Personen um den Tisch in der Offiziersmesse auf. Der Sänger hatte schon wieder vergessen, was ihn eben noch für ein Gefühl beschlichen hatte, denn nun hatte das Gespräch mit dem Commander Priorität.

Die Tür ging auf und wie zufällig stand ein freundlich lächelnder Rufus Wainwright vor Captain Bridger, der den Raum als erster verlassen hatte. „Gibt es etwas, Mr. Wainwright?" fragte er und malte sich in Gedanken schon, was es nun wieder sein konnte.

„Ich wollte nur etwas mit dem Commander besprechen." Antwortete Rufus völlig unschuldig zurück.

Innerlich atmete Bridger erleichtert auf, wenn dem so war, dann hätte jetzt Jonathan ein Problem und nicht er selbst. Allerdings war die Chance hoch, dass der Commander seine Beschwerden über den Sänger bei ihm abladen würde…Bridger schüttelte leicht den Kopf. Irgendwie war es in letzter Zeit sehr unruhig hier an Bord. „Dann viel Glück." Sagte der Captain noch und verschwand.

Kurz darauf kam Ford auf den Sänger zu, während Dr. Wolenczak im Hintergrund mit seinen Assistenten noch ein paar Papiere zusammensuchte und ordnete.

Ford hoffte noch mit einem flüchtigen Gruß davonzukommen, aber Rufus Wainwright sprach ihn tatsächlich direkt an. „Commander Ford."

Der Offizier seufzte. „Ja, Mr. Wainwright?"

Rufus legte eine Hand auf Fords Schulter und blickte ihn einfühlend an, was diesen wiederum veranlasste sich zu Tode zu fürchten. Es dauerte keine zehn Sekunden und dem Offizier stand der Angstschweiß auf der Stirn. Er hatte gehört was Brody passiert war. Erst hatte er es noch lustig gefunden, aber wenn ihm jetzt das gleiche Schicksal drohte, schien das ganze nicht mehr ganz so amüsant.

„Commander, ich weiß ihr Angebot wirklich zu schätzen, aber…"

Im Hintergrund hatte Lawrence seine Assistenten angewiesen sämtliche Papiere so langsam wie möglich einzusammeln. Er wollte die Chance nutzen, wenn er den Sänger schon einmal genauer im Auge behalten konnte…

„…Sie müssen verstehen…" Rufus begutachtete den Commander noch einmal von oben bis unten…"Sie sind wirklich ein attraktiver Mann, aber wie sehr sie sich auch bemühen, mein Herz gehört bereits jemand anderem."

Jonathan Ford versuchte ruhig zu bleiben und schob die Hand des Sängers ganz langsam von seiner Schulter. „Mr. Wainwright." In seinen Augen spiegelte sich ein gewisser Zorn wieder, in den seine Angst bereits umgeschlagen war. „Ich weiß wirklich nicht wovon sie reden und sie würden mir wirklich einen Gefallen tun, wenn sie mit diesem seltsamen Verhalten aufhören würden."

Rufus seufzte. „Ich versteh sie ja, aber Verdrängung ist auch nicht immer die beste Lösung. Es muss ihnen ja auch nicht peinlich sein."

„Was genau, meinen sie, sollte mir denn nicht peinlich sein. Denn ich habe keine Ahnung wovon sie überhaupt sprechen." Ford wirkte immer gereizter.

„Ihren Brief." Kam die Antwort schlicht.

„Ich weiß nichts von einem Brief, also hören sie endlich auf meine Zeit zu verschwenden." Der Commander hatte seine Arme verschränkt und sich drohend vor dem Sänger aufgebaut…in dieser Position verharrte er aber nicht allzu lang, denn kurze Zeit später spürte er schon den Blick, so einen gewissen Blick des Sängers auf seinen Oberarmen. Ford räusperte sich.

„Ist schon gut. Ich habe verstanden. Ich wollte nur sicher gehen, dass keine Missverständnisse auftauchen, denn ich liebe L…jemand anderen." Rufus hatte den interessierten Blick von Lucas' Vater gesehen und sich ganz spontan dazu entschlossen, hier vielleicht nicht allzu offen zu sprechen.

Commander Ford war ernsthaft genervt. „Na wie schön, dass wir das geklärt haben. Schönen Tag noch." Völlig fertig mit den Nerven machte sich Ford auf den Weg zur Brücke. Bridger würde nicht glauben, was dieser Sängerkerl sich wieder erlaubt hatte.

„Hm…" war Rufus letzter Kommentar in Richtung Commander. Ihm war zwar schon relativ früh klar gewesen, dass der Commander den Brief nicht geschrieben hatte (was ihn natürlich nicht daran gehindert hatte, das Gespräch weiter zuführen, denn Ford musste nach Ansicht des Sängers dringend einmal lockerer werden), doch nun stellte sich ihm die Frage: wer war es dann?

In der Zwischenzeit hatten die Assistenten rund um Lawrence Wolenczak den ganzen Papierkram zusammengesammelt, während dieser dem Gespräch zwischen Rufus Wainwright und dem Commander gelauscht hatte. Er war sich sicher, dieser Sänger führte etwas im Schilde. Wie konnte er ihn nur am besten die ganze Zeit im Auge behalten? Diesem Kerl immer hinterher laufen war ihm schon einmal nicht möglich…Dr. Wolenczaks Blick fiel auf einen seinen Assistenten. „Wallace!"

Wallace schreckte auf. „Ja?"

Lawrence blickte in Richtung Rufus, da sich dieser in diesem Augenblick dazu entschlossen hatte weiterzugehen. „Wallace, tun sie mir einen Gefallen und behalten sie diesen Sittenstrolch dort im Auge! Der soll die Finger von meinem Sohn lassen!"

„Aber Doktor! Was ist mit ihrer Arbe…"

„Papperlapapp! Glauben sie mir, das geht auch so. Nun los, sonst ist er weg. Und verhalten sie sich nicht zu auffällig!"

Ohne weitere Widerworte war Wallace aus der Offiziersmesse verschwunden und verfolgte, möglichst unauffällig, wie von ihm verlangt, den Sänger.