Anm: Wie immer ein dickes Danke schön an Kiddo für ihr Review! Nicht den Kopf hängen lassen, eines Tages wirst du lachen und schön faul zu Hause liegen, während wie total im Stress sind. Das sehe ich schon kommen!

Jemand anders wollte in diesem Moment ebenfalls in Tränen ausbrechen, denn ihr Sängergast stellte sich als sehr pingeliger Typ heraus, der nur schwer zufrieden zu stellen war, was die Vorbereitungen für das Konzert am Abend betrafen. Warum musste es eigentlich immer ihn treffen? Er war Versorgungsoffizier und nicht etwa Vorarbeiter oder Privatsekretär von diesem schwulen Sänger. Anstatt auch mal einen Finger zu krümmen, saß dieser am Klavier und spielte dort ein paar Melodien, während Ben ständig irgendwas bereinigen musste, was den Klang störte oder wenn der Sänger meinte, das Licht sei nicht gut genug. Sie hatten in den letzten fünf Minuten das Klavier bereits siebenmal verschoben. Ständig gab es etwas, was Rufus störte.

Als die Flügeltüren geräuschvoll aufgeschwungen wurden, blickten die beiden auf. "Oh, Dr. Wolenczak.", meinte Rufus freundlich, der sofort Lucas' Vater erkannt hatte. "Wollen sie bei den Proben zu hören? Da muss ich sie leider auf etwas später vertrösten, denn wir..."

"Halten sie den Mund, sie Perversling!", unterbrach der Wissenschaftler Rufus wirsch. Im nächsten Moment hatte er diesen am Kragen gepackt und schüttelte ihn bereits heftig.

"Hey, sie zerreißen mir ja das teure Hemd!"

Lawrence achtete nicht auf die Proteste. "Sie werden mir jetzt ganz genau zuhören und sich das ein für alle mal hinter die Ohren schreiben. Ich verbiete es ihnen sich weiterhin auch nur ansatzweise meinem Sohn zu nähern!"

Der Sänger konnte nicht an der pulsierenden Ader auf der Stirn des Wissenschaftlers vorbei sehen. Hinter diesem stand ein anderer seiner Assistenten, den dieser befohlen hatte, ihm zu folgen ohne ihn auch nur über die Umstände zu informieren. Unschuldig betrachtete er die Szene. Ben Krieg, der zu überrascht von dem ganzen Aufruhr war und überlegte, ob er nicht doch ein Gerücht in Umlauf gebracht hatte, konnte im ersten Moment überhaupt nichts tun, dabei wäre er als Offizier verpflichtet gewesen hier für Ordnung zu sorgen.

"Ich bin im Moment ein wenig verunsichert, worüber sie sich eigentlich sorgen machen. Mir fällt es auch schwer mich zu rechtfertigen, solange sie mir halb die Luft abschnüren.", versuchte Rufus sich Gehör zu verschaffen, doch er wurde bereits wieder gewaltsam durch geschüttelt.

"Mein Assistent Jaque wird ab sofort ständig in ihrer Nähe sein und dafür sorgen, dass sie Lucas nicht zu nahe kommen. Mir ist es völlig egal, ob ihr beide zueinander Gefühle hegt oder nicht, doch ich werde nicht zulasse, dass er sich öffentlich dazu bekennen will, mit ihnen ein Liebespaar zu bilden. Auf gar keinen Fall!"

Nun wurde das auch Rufus zu bunt und er trat Lawrence gegen das Schienbein um sich befreien zu können. Sobald er einige Meter an Sicherheitsabstand zwischen sie beide gebracht hatte, wetterte er wütend zurück. "Soweit ich weiß, hat ihr Sohn bereits mehrmals zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse an einer Beziehung zu einem Mann hat! Es wäre schön, wenn dem so wäre, aber das ist es nicht und ich bin durch aus ein vernünftiger Mensch, der die Wünsche anderer respektiert! Aber ich schätze es nicht einfach so von ihnen überfallen zu werden! Man kann auch in einem normalen Ton miteinander reden!"

Ben fielen fast die Augen aus dem Kopf. Wo war der immer fröhliche und stets mit einem Lächeln gesegnete Sänger auf einmal hin? Er räusperte sich und wollte gerade für ein wenig mehr Ruhe sorgen, als Lucas' Vater erneut ausholte.

"Sie können mir erzählen was sie wollen, mein Sohn war gerade eben bei mir und hat mir mitgeteilt, dass er ihnen seine Liebe gestehen wird und ich werde das auf gar keinen Fall zulassen!"

Rufus wusste darauf nichts mehr zu erwidern. Was hörte er da?

Jaque, der ja eigentlich ab sofort ein Auge auf den Sänger werfen sollte, war davon genauso überrascht wie der Sänger selbst. Der Sohn seines Chefs hatte sich wirklich in den Sänger verliebt und wollte mit ihm... na wenn das nicht für Presse sorgen würde. Kein Wunder warum Dr. Wolenczak so aus dem Häuschen war. Es gab genug konservative Leute in ihrer Branche, die darin ein erhebliches Minus sehen würden.

Der Versorgungsoffizier stand mit offenem Mund da und bekam ihn nicht mehr zu. Hatte Lucas das wirklich gesagt und auch gemeint? Das ergab doch alles keinen Sinn! Erst stellte er sich gegen die Gerüchte und war auch noch ziemlich sauer und dann kam er mit einem mal selbst an mit dieser Sache. Konnte es denn wirklich sein, dass sie es alle nur nicht wirklich mitbekommen hatten?

"Ach bestimmt hat er sie nur aufgezogen.", meinte Rufus nach einer Weile.

Lawrence sah das nicht so. "Ich kenne meinen Sohn. Der sagt einiges und vieles trifft dann nicht ein, aber ich habe keine Lust das Risiko einzugehen. Sie werden sich von ihm fern halten und Jaque wird dabei ein Auge auf sie haben. Sobald ihm irgendwas auffällt, dann können sie mit einem Gerichtsverfahren rechnen, das sich gewaschen hat!" Der Wissenschaftler drehte sich zu seinem Assistenten. "Sie werden ihm nicht mehr von der Seiten weichen und falls doch, sind sie gefeuert, das ist ihnen hoffentlich klar!" Dann verschwand er genauso wütend wie er gekommen war.

Nach einer fast erstickenden Stille, die ewig anzuhalten schien, durchbrach Ben diese. "Das war aber eine Ablenkung, dann können wir uns ja frisch ans Werk zurück machen und das Konzert vorbereiten."

"Es wird kein Konzert geben.", sagte Rufus matt und ging geknickt aus dem Raum. Jaque nahm seine Pflicht ernst und folgte ihm. Vor seinem Quartier angekommen sah der Sänger zu dem Assistenten. "Aber allein in meine Kabine darf ich noch, oder müssen sie mir selbst dort hinterher?" Wieder hatte er einmal mehr dieses seltsame Gefühl, das er noch nicht ganz einordnen konnte. Warum beschlich ihn nur diese Art von Deja vú?

Jaque schüttelte den Kopf. "Nein, nein, nicht wenn sie nicht wollen, dass ich rein komme. Hier draußen wird es mir schon gemütlich werden." Das hörte Rufus aber schon gar nicht mehr, sobald das Nein erklungen war, hatte er sich in sein Quartier zurück gezogen. Dabei dachte er manchmal seine Eltern seien schlimm und er hätte ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater aber der von Lucas war ja wirklich so schlimm, wie er ihm erst erzählt hatte. Hoffentlich erreichten sie bald diese Forschungsbasis und würden ihn loswerden. Eher kam Rufus nicht mehr hier raus. Sein Keyboard lag auf dem Bett. Er hatte sich darauf niedergelassen und spielte eine traurige Melodie, die ihm mit einem Mal in den Sinn gekommen und vorher noch nie von ihm gespielt worden war.

Mit dem zusammengeknüllten Zettel trat Lucas aus dem MagLev und eilte die wenigen Stufen zur Brücke hinauf. Keiner schien sein Kommen zu bemerken. Captain Bridger unterhielt sich gerade mit Commander Ford über eine zurück liegende Mission, die ihnen beiden in dem Moment wohl eher zusagte als der langweilige Brückendienst. Die zwei entwickelten sich noch zu richtig guten Freunden. Das Computergenie drängelte sich zwischen die beiden und hielt Bridger seinen Brief hin.

"Was ist das?", fragte der Captain mit einem Blick auf den Zettel.

Lucas hielt ihm weiterhin das weiße Blatt hin bis es Bridger endlich nahm und die Zeile überflog. Commander Ford beugte sich neugierig hinüber um auch lesen zu können, was ihr jüngstes Crewmitglied ihnen da brachte.

"Wer hat das denn geschrieben?", fragte Ford.

"Keine Ahnung, doch wer auch immer das war, der hat auch meinen Computer kaputt gemacht." Lucas griff in seine Hosentaschen und schüttete ein paar winzige Teilchen aus, die mal Computerchips gewesen waren. "Alles kaputt!" Ihm versagte fast die Stimme über den Schmerz seines Verlustes. Ihm tat das mit jeder Minute die verging mehr weh.

"Du hast wirklich keine Idee, wer das gewesen sein könnte?", fragte Bridger nochmals an Lucas gewandt, doch der schüttelte nur mit gesenktem Blick den Kopf.

"Vielleicht war es dieser Kerl selbst, weil er nun doch sauer ist über die verschmähte Liebe.", meinte der Commander.

"So ein Unsinn! Dazu hätte Rufus keine Zeit gehabt und ich glaube auch nicht, dass er zu so einer Tat imstande wäre. Nein, auf gar keinen Fall. Irgendwer ist hier an Bord, dem es anscheinend noch nicht aufgefallen ist, dass das alles nur ein dummes Gerücht war!" In dieser Hinsicht war sich der Teenager mehr als sicher.

"Commander," sagte Bridger während er noch immer auf den Zettel sah und sich den kurzen Satz ein weiteres mal durchlas. Ford blickte ihn aufmerksam an. "sie werden hier auf der Brücke weiter die Stellung halten und du kommst mit mir mit." Er nahm Lucas am Arm und führte ihn von der Brücke.

"Wo gehen wir hin?", fragte Lucas.

"In mein Quartier." Anstatt die Magnetbahn zu benutzen, gingen sie den normalen Weg durch das Boot. Das Computergenie kannte den Captain nun lange genug um zu wissen, dass er das nur tat, weil er noch genau über das nachdenken wollte, was er als nächstes zu tun hatte oder was das beste in diesem Fall war. Aber andererseits konnte es auch sein, das Lucas nur eine neue Predigt erwartete. Die Absichten Bridgers waren manchmal nur schwer zu erkennen.

In der Kapitänskajüte angekommen, betätigte Bridger als erstes die Kommunikationskonsole und rief Dr. Smith zu sich. "Möchtest du etwas?" Gemeint waren ein paar Süßigkeiten, die der Captain in einer Tüte offen liegen hatte. Seit wann gab es denn das hier? Zwar war Lucas über diese Tatsache mehr als verwirrt, doch der Verlust wegen des Computers war viel größer. Bedenkenlos griff er zu und stopfte sich gleich eine ordentliche Portion Zucker in den Mund.

Es klopfte und Dr. Smith trat zu ihnen. "Oh", sagte sie, als sie Lucas erblickte. "wie ich sehe muss ich nicht mehr nach dem Grund fragen, weshalb ich kommen sollte."

"Müssen sie das jemals?", sagte Lucas. Den Sarkasmus in seiner Stimme konnte er nicht mehr unterdrücken und erntete den entsprechenden vorwurfsvollen Blick.

"Wir könnten ihre besonderen Fähigkeiten brauchen, Wendy.", sagte Bridger und bot ihr einen Platz an dem Tisch an, an welchem er bereits mit dem Teenager saß.

"Sehr gern, wenn es sich ermöglichen lässt. Es geht aber nicht darum heraus zu finden, wer als nächstes neue Gerüchte plant?" Sie musste schmunzeln. Der Kindergarten, der hier auf der seaQuest Einzug gehalten hatte, hatte auch ihr einigen Spaß bereitet.

"Wie es aussieht, besteht die Möglichkeit, dass Lucas bedroht wird. Sein Computer ist zerstört worden und diese Nachricht hinterlassen." Captain Bridger gab ihr den Zettel zum lesen. Lucas hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und machte sich über die Süßigkeiten her. So schnell würde ihm Bridger sicherlich nicht wieder etwas anbieten, wenn er das alles aufgegessen hatte.

"Und sie wissen nicht, von wem das kommt? Möglicherweise ist es nur ein Scherz."

"Ein Scherz? Wendy! Der Kerl hat mir meinen Computer in lauter Einzelteile zerlegt. Ich habe garantiert noch den einen oder anderen Krümel in meiner Tasche, der mal ein Teil meines Computers war. Ich sehe das nicht mehr als Scherz an! Mir soll derjenige mal über den Weg laufen, dann wird es ernsthaft zu Problemen hier an Bord kommen!", sagte Lucas zwischen zwei Süßigkeiten um die Ärztin von der Ernsthaftigkeit der Situation zu überzeugen.

"Es scheint wirklich kein Scherz zu sein. Ich möchte den Verantwortlichen sehr schnell finden, Wendy. Wenn mittlerweile unsere Leute hier an Bord bedroht werden, möchte ich nicht wissen, wie weit das noch geht.", sagte der Captain.

Nun wurde auch die Telepathin ernst. "Ich wäre sowieso jetzt noch zu ihnen gekommen. Der Unfall des Assistenten von Lucas' Vater ist keiner gewesen. Er hat gerade erst das Bewusstsein wieder erlangt. Seine Erinnerungen an den Unfall waren nur vage, aber ich konnte ihn sehr genau lesen, obwohl ich es nicht beabsichtigt hatte. Jemand hat ihn gestoßen." Ihr Blick war besorgt.

"Dann können wir wirklich davon ausgehen, dass jemand hier an Bord ist, der nicht mit offenen Karten spielt." Bridger fuhr sich über den Bart.

"Was ist mit meinem Computer?", ging Lucas dazwischen. "Soll ich mir Schaufel und Besen holen und dann Däumchen drehen?"

"Du bekommst einen neuen Computer. Davon haben wir noch genug an Bord. Geh einfach zu Lieutenant Krieg, der soll dir einen geben. Ich glaube bei dir wird es da auch keine Probleme geben und er wird von mir keine Bestätigung verlangen. Ich möchte aber, dass du aufpasst, wenn du allein im Boot unterwegs bist. Der Unfall ist in deiner Nähe passiert und dieser Brief war gegen dich gerichtet. So wie das hier steht können wir davon ausgehen, dass es sich um einen einzigen Täter handelt."

Lucas schien nicht wirklich zugehört zu haben, zumindest was den warnenden Teil der Ansprache Bridgers anging. "Lucas! Hey, wo bist du mit deinen Gedanken? Hast du gehört, ich möchte dass du vorsichtig bist."

Der Teenager schaute den Captain gedankenverloren an: "Meinen sie Krieg hat was passendes für mich? Das bezweifle ich ja schon stark…aber sie haben schon recht, das ist besser als gar nichts, nur bringt mir das meine ganzen Dateien und…MEINE SPIELEDISK! nicht wieder. Na toll, jetzt darf ich bei dem Spiel noch mal ganz von vorne anfang…"

"Lucas!" Bridger rollte mit den Augen.

"Ja?" Was unterbrach er ihn denn jetzt?

"Du sollst vorsichtig sein." Captain Bridger sagte dies mit Ausdruck und schaute dem Computergenie in die Augen, um sicher zu gehen, dass dieses ihn auch verstanden hatte.

Lucas stand auf und ging in Richtung Tür. "Keine Sorge Captain, noch mal lass ich meinen Computer sicher nicht so zurichten." Schon hatte er die Kabine verlassen. Der Captain und Dr. Smith warfen sich viel sagende, aber vor allem besorgte Blicke zu.