Anm: Ist ja gut, Kiddo, hier geht es nun weiter. Kaum zu glauben wie ungeduldig du im Moment bist. Aber den Kuscheldarwin kannst du dir ruhig holen ich hole meine auch noch dazu und dann klappt das mit dem Lesen vielleicht. Lucas zeigt nämlich eine ganz andere Seite von seinem Ich. Der kann auch anders.
Wo musste sie nun lang? Nachdem sie in ihrem Racherausch aus der Kabine dieses Robbys verschwunden war, hatte sie vollkommen die Orientierung verloren. Wo kamen die ganzen verschiedenen Abzweigungen her? Sie war große Einkaufszentren gewohnt, die so manche verwinkelte Ecken zu bieten hatten, aber diese sea…sea…wie hieß das Teil noch? Sie hatte nicht richtig zugehört. Für diesen Armykram interessierte sie sich nun beim besten Willen nicht. Eigentlich war das ja nun auch egal. Wichtig war es nun, einen Ausgang zu finden.
Irgendwie hatte Sandy das Gefühl hier im Kreis zu laufen. Den nächsten Raum, den sie auf gut Glück betrat, stellte sich als Veranstaltungsraum heraus, in dem rein zufällig Rufus Wainwright gerade am Flügel saß und nicht schlecht staunte, als Miss Fox plötzlich in der Tür stand.
Rufus hörte augenblicklich auf zu spielen und ging auf die Blondine zu und ehe sie es sich versah hatte Rufus sie auf den Klavierhocker gezerrt, wo sie nun ängstlich um sich schaute. "Wenn du mir was antun willst, fang ich an zu schreien!"
"Ach wirklich. Ich schrei dann mit, meine Stimmbänder sind sicher trainierter als deine."
Sandy sah aus wie ein einzelnes Fragezeichen. Was sollte das denn jetzt?
"Ich schlage vor wir überspringen den Schreiwettbewerb und kommen gleich zum Wesentlichen." sagte Rufus ernst. Doch Sandy war diese Situation eindeutig zu unangenehm. Sie hatte nicht vorgehabt dem Sänger noch zu begegnen, sondern wollte die seaGuest so schnell wie möglich verlassen. Wenn man dann an Bord hier entdeckt haben würde, was sie angestellt hatte, konnte sich ihr Vater um die Angelegenheit kümmern. So löste sie ihre Probleme schließlich immer, da würde ihr Hochzeitsvermieser noch die Show vermasseln. Soweit würde sie es nicht kommen lassen.
Als sie versuchte von dem Hocker zu türmen, merkte sie nicht, wie ihr etwas aus ihrer kleinen Handtasche herunterfiel. Rufus jedoch war das nicht entgangen und hob es auf. "Netter Lippenstift." sagte er und hielt ihn hoch, so dass Sandy ihn sehen konnte, die sich auch prompt umdrehte und den Musiker entsetzt ansah.
"Bitte, gib ihn mir zurück!" Wie schrecklich, das war ihr Lieblingslippenstift. Eine ganz seltene Farbmischung und mehr als nur teuer, auch wenn das nicht wirklich eine Rolle spielte. Diesen Lippenstift bekam man nicht einfach so. "Bitte, leg ihn ganz vorsichtig wieder auf den Boden." flehte Sandy.
Rufus rollte mit den Augen. "So höflich, was? Man stelle sich vor, der Lippenstift würde plötzlich zu Bruch gehen. Schrecklich." Er warf das gute Stück einmal in die Luft und fing es wieder auf. Sandy schrie entsetzt auf.
"Hör auf! Du weißt ja nicht, was du anstellst!" Sie ging einen Schritt auf ihn zu, aber Rufus hatte den Lippenstift aufgeschraubt und drohte damit dem armen Ding etwas anzutun. "Das wagst du nicht!"
"So wie du es nicht wagst die Sachen, Notizen und Instrumente eines Musikers zu zerstören?" Ohne jegliches Mitgefühl für Sandy und ihren Lippenstift blickte er sie an. "Sag es nochmal, glaubst du ich wage es nicht?"
"Das kannst du doch nicht vergleichen!" zickte sie nun rum. Das konnte ja wohl nicht wahr sein.
"Da hast du allerdings Recht. Das ist wirklich nicht zu vergleichen. Du weißt nämlich gar nicht was du angerichtet hast." Hinter Rufus schwamm Darwin hinter dem großen "Schaufenster" vorbei und hatte es auf einmal wieder eilig davon zu schwimmen.
"Tja, das hast du davon, wenn du meinen Liebsten so auf die falsche Bahn drängst. Und jetzt gib mir meinen Lippenstift zurück!" Sandy stampfte auf den Boden.
"Ich glaube der fühlt sich ganz wohl bei mir." Sandy sah den Sänger entsetzt an. "Der Lippenstift." fügte er hinzu. Das machte Sandy allerdings noch wütender. "Meinst du der würde mir auch stehen?"
"Trau dich und du machst Bekanntschaft mit einer Mannschaft von Anwältin."
Oho, dachte sich Rufus. Was für eine abgedrehte Situation. Das konnte ja noch was werden. Das Blondchen vor ihm schien kurz davor, Dampf aus den Ohren steigen zu lassen. Es war noch schlimmer als der Wutausbruch, den sie bekommen hatte, kurz nachdem Sandy die Messe verlassen hatte. "Es ist nur ein Lippenstift. Und er lebt ja noch. Was man von meiner Gitarre und meinem Keyboard nicht behaupten kann."
"Deine Klimperteile sind mir egal, her mit dem Lippenstift!"
Rufus schaute sie finster an. Er hatte sich schon überlegt Sandy einfach darum zu bitten, sich zu entschuldigen. Allerdings war das wohl aussichtslos. Vollkommen auf ihr Niveau herunterlassen wollte er sich dann allerdings doch nicht. Er schloss den Lippenstift wieder…andererseits? Wie sollte sie ihre Lektion lernen? Schon lag der Lippenstift in zwei Teile gebrochen auf dem Boden, worauf ein blondes Mädchen schluchzend zu Boden ging.
"Ups... das ist mir jetzt aber aus Versehen aus den Händen gerutscht." sagte er in einem schauspielerischen Ton.
Sandy warf den Kopf in den Nacken und blickte ihn zornig funkelnd an. Dann sprang sie auf und packte ihn am Kragen seines teuren Designerhemdes. Das einzige, das noch lebte, weil er es am Leib trug. "Wie kannst du es nur wagen, du schleimiger Homo!"
"Pass auf kleines, wenn du nun beleidigend wirst, machst du die Sache nur schlimmer." Rufus blieb ruhig, auch wenn Blondchen einen sehr festen Griff im Bereich seiner Kehle hatte.
Sie war gerade dabei, etwas zu erwidern, da stürmte jemand anderes rauchend vor Wut in den Veranstaltungsraum und zog sie von dem Sänger weg.
"Lucas, mein Schatz. Endlich kommst du um mich zu retten." Sie zeigte auf den Lippenstift. "Sieh nur was er getan hat! Ray hat meinen schönsten Lippenstift zerbrochen. Dabei war der doch für dich. Ich hatte sogar vor ihn bei unserer Hochzeitsnacht aufzutragen."
Im Gesicht des Computergenies zeigte sich keine Regung. Er war kalt wie Eis.
"Darling?" versuchte sie es erneut, ihn zu einer Reaktion zu zwingen. "Weißt du, du tust mir weh." Sie zeigte auf seine Hand, die fest ihren Arm zusammen drückte.
Rufus trat zu ihnen. "Hast du noch mehr solcher Dinge, die ich kaputt machen kann? Vielleicht kannst du dann nach vollziehen, wie ich mich fühle."
"Warum verschwindest du nicht endlich, Rudi?" fauchte sie ihn an.
"Ich schlage vor, du verschwindest jetzt und wenn du das nicht freiwillig tust, was ich dir jetzt einfach unterstelle, dann werde ich dich in die nächste Torpedoröhre stecken und von Bord schießen. Ist mir SCHEIß EGAL, ob du dabei drauf gehst. Hier muss wieder Ruhe einkehren!" Das war das erste, was Lucas sagte und nichts an ihm schien auf einen Scherz hinzudeuten. Er meinte es todernst.
"Kann ich vorher noch einige ihrer Sachen kaputt machen?" fragte der Sänger ihn.
Lucas reagierte einen Moment gar nicht. Zu wütend war er über die zerstörten unwiderbringlichen Songs seines Lieblingssängers. "Natürlich." Kam es dann jedoch leise von ihm.
Sandy fuhr mit großen Augen zu ihm herum. "WAS? Das kannst du doch nicht zulassen. Hey, nimm deine tuntigen Finger von mir du .. du dududududu!" Sie haute mit der Hand nach denen des Sängers, der ihre Taschen durchsuchte um etwas zu finden, aber weil Lucas sie weiterhin festhielt, konnte sie sich nicht richtig wehren. Letztendlich sah sie nur noch eine Chance und das war Kreischen bis den anderen die Trommelfelle platzten.
Die beiden anderen ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken. Der Teenager hielt sie weiterhin fest und gab Rufus sogar das feine Handtäschen, dass aus Versehen zerrissen wurde und die ganzen anderen Utensilien nun mehr oder weniger auf dem Boden verstreut wurden. Was in seine Richtung rollte wurde von Lucas zertreten. Mittlerweile war Sandy wieder am bitterlichen Schluchzen und kreischte weiterhin nach Hilfe.
Endlich kamen einige Offiziere, die sich über das Kreischen gewundert hatten und dachten es sei ein Unfall passiert. Im ersten Moment konnten sie sich aber nicht rühren, da sie ihrem Computergenie dabei zusahen, wie er ein armes Mädchen festhielt und auf Schminksachen herum trampelte. Es wirkte alles wie aus einem Traum heraus gegriffen.
Commander Ford stürmte gemeinsam mit Bridger zu den beiden. Nathan trat zu Lucas und zwang ihn mit sanften Druck das Mädchen los zu lassen. Ford hatte den unangenehmeren Teil, denn er musste seinen Lieblingsgast von dem blonden Gift fern halten und das hieß ihn anzufassen. Rufus dachte aber gar nicht daran, er kam gerade in Stimmung und fuchtelte nur so herum, als Jonathan an ihn heran trat. "Lassen sie mich, diese Barbie hat meine Seele auf dem Gewissen!"
"Das stimmt allerdings." stimmte Lucas dem mit finsterer Miene zu. Die Musik war wirklich die Seele Rufus Wainwrights und Sandy hatte genau das zerstört gehabt.
Die liebliche Sandy sah sich hilfesuchend um. Ihr Schatz würde ihr anscheinend nicht helfen können, denn sein Blick schien sie aufzuspießen. Zu Commander Ford konnte sie ebenfalls nicht, denn der fing gerade eine heftige Diskussion mit Raymond an.
"Ruhe jetzt bitte!" forderte Bridger im Befehlston, als sein erster Offizier und ihr Gast immer lauter wurden.
Rufus drehte sich zu ihm herum und blickte ihn finster an. "Mr. Wainwright ich habe vollstes Verständnis für ihre Situation und ich verspreche ihnen, dass wir uns um die Behebung des Schadens kümmern. Einer meiner Offiziere sucht bereits nach einer Versorgungsstation bei welcher wir unterwegs anhalten können, damit sie neue Instrumente und Kleidungsstücke bekommen. Aber was ich nicht schätze ist Selbstjustiz auf meinem Boot. Das gilt auch für dich junger Mann." Die blaugrauen Augen des Captains wanderten vorwurfsvoll auf den Teenager, der sich nicht im geringsten angesprochen fühlte und lieber Sandy an die Gurgel ging. Noch immer schluchzend kniete sie auf dem Boden und sammelte ihre Utensilien zusammen.
"Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Lucas. Ich kann durchaus auch andere Seiten aufziehen! Nur weil du der jüngste hier an Bord bist und einiges durchgemacht hast, wirst du nicht verschont, solltest du über die Strenge schlagen und langsam aber sicher glaube ich, dass das bei dir überhand nimmt. Es war nicht richtig von ihr, was sie getan hat. Es ist ein Verbrechen gewesen, das streite ich nicht ab. Ruhig Blut ihr beiden!" Rufus und Lucas wollten gerade lauthals mit Protesten losbrechen, darum musste der Captain schnell einlenken. "Wir werden sie auch zur Rechenschaft ziehen. Nun haben wir sie und sie wird uns auch verlassen und dieses mal für immer. Ich werde in meiner Kabine noch ein Schriftstück für ihren Vater anfertigen, das einer unserer Sicherheitsleute ihm übergeben wird, damit sie es auf dem Weg zurück zur Kolonie nicht zerstört und anschließend Strafanzeige erstatten, die sie bitte mit unterschreiben, Mr. Wainwright."
Sandy blickte den älteren Mann aus großen, runden Kulleraugen an. Ihre Wimperntusche war erneut verwischt und zog sich in schwarzen Striemen ihre Wangen hinunter. Sie sah im wahrsten Sinne des Wortes furchtbar aus. "Aber... meine Verlobung? Ich muss doch bei Lucas bleiben."
Das Computergenie machte seinem Ärger Luft indem es gegen einen Stuhlbein trat. "DIE KAPIERT ES EINFACH NICHT!"
Finster blickte Bridger ihn an und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Mir ist mittlerweile schon bewusst, wie hartnäckig diese junge Dame hier ist. Würdest du bitte aufhören hier Einrichtungsgegenstände zu schlagen, Danke! Der Stuhl ist nämlich nicht dein Problem."
"Es wäre ein Problem, würde er sich am Klavier auslassen, aber da er nicht im mindestens so beschränkt ist, wie unsere Barbie, mache ich mir da keine Sorgen. Diese Todsünde begeht nur jemand mit Stroh im Hirn. Ich kann froh sein, nicht mit meinem Klavier her gekommen zu sein. Hättest du das mit einem Flammenwerfer zu Asche verarbeitet?" fauchte Rufus sie nun an. Er war völlig auf der Seite von Lucas, sofern der nicht gerade auf seiner war. Darüber hatten sie sich zuvor nicht einigen können.
"Würden sie mich das bitte jetzt klären lassen? Ich bin der Captain auf diesem Boot und ich habe das Gefühl es wird wirklich langsam Zeit, dass ich etwas mehr Autorität hier an Bord zeige anstatt mich von allen und jeden vorführen zu lassen. Miss Fox wird für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen, aber nicht auf ihre oder Lucas' Weise, sondern auf meine und ich bitte euch beide jetzt den Raum hier zu verlassen, denn ich weiß nicht wie lange ich hier noch der gute Captain sein werde. Du brauchst nicht solch ein Gesicht zu ziehen, Lucas! Ich lasse mir oft genug von dir auf der Nase herum tanzen, glaub nicht, ich würde das nicht merken. Solange es mir nichts ausmacht, kannst du das tun, aber was hier gerade geschieht geht eindeutig zu weit. Ihr beiden seid dem armen Mädchen um einiges über, egal was sie getan hat, es rechtfertigt nicht, wie ihr auf sie los geht. Und nun aus meinen Augen, oder ich verhänge noch Hausarrest!"
Das zeigte Wirkung. Lucas blickte ihn zwar noch kurz unentschlossen an, doch dann drehte er sich herum und ging raus. "Sie auch Mr. Wainwright." fügte Bridger hinzu, als sich Rufus nicht im geringsten bewegte.
"Genau, verschwinde Robert!" zickte Sandy schon wieder rum. "Meine Anwälte werden sich bei dir noch melden."
Kopf schüttelnd verschwand Rufus. Die kleine würde seinen Namen niemals hinkriegen. Die Sache mit den Anwälten konnte sich demnach also vergessen. Wenn sie nicht wusste, wie er hieß, würde man ihm auch nichts schicken können. Hinter sich bekam er noch mit, wie eine weitere Diskussion mit Barbie und dem Captain startete, aber ihn interessierte es nicht mehr. Hauptsache die warfen die endlich von Bord und er hatte seine Ruhe.
