Anm: Endspurt! Vielen Dank für dein Review Kiddo!
Sie wurden aus dem Quartier gezerrt und auf direktem Wege zur Messe. Anfänglich warfen die Mädels Lucas böse Blicke zu. Ihn erneut im Quartier von ihrem Projekt anzufinden war nicht nach ihren Geschmack gewesen. Wenn sie nicht aufpassten, würde er ihnen noch die ganze Umkrempelaktion vermiesen, mit seiner ständigen Anwesenheit. Auf die Art konnte man Rufus doch nie zu einem Hetero bekommen.
Die Messe war bereits voll mit den verschiedensten Crewmitgliedern. Jeder der davon Wind bekommen hatte, war gekommen. Für eine Party waren viele schließlich spontan zu haben. Grummelnd stand Ben in einer Ecke, den Ellbogen auf den Stehtisch gelehnt und den Kopf trotzig auf der Hand aufgestützt. Lucas entschloß sich eine Weile mit seinem alten Freund zu reden, während Rufus von seinen Fans umringt war und praktisch gar nicht mehr weg kam.
"Weshalb dieser Blick?" sagte Lucas, als er zu Ben trat.
"Pfh..." kam es verächtlich von dem Versorgungsoffizier.
"Was heißt das genau?" Lucas konnte nicht anders, das Grinsen hatte sich einfach von ganz allein in sein Gesicht gebrannt.
"Nichts heißt das!"
"Lieutenant? Ich kann mich nicht erinnern ihnen einen Pause gestattet zu haben. Los, unser Ehrengast ist da, nun machen sie aber mal hin und bringen dem armen Mann etwas zu essen! Der verhungert hier uns noch, dabei haben sich ihre beiden Kollegen solche Mühe gegeben mit den Häppchen! Oh, Lucas lieber, du kannst dich auch gleich irgendwo hin setzen, du gehst nicht bevor du etwas anständiges gegessen hast." schrie Iva durch die gesamte Messe, was eigentlich gar nicht mehr notwendig war, denn sobald sie nur die Stimme erhoben hatte, war alles um sie herum still geworden. Sie hätte in normalen Tonfall reden können und Lucas und Ben hätten sie dennoch am anderen Ende des Raumes gehört.
Vor sich hin grummelnd stapfte Ben in die Küche um die Häppchen für den Ehrengast zu holen, während Lucas sich an einen der runden Tische setze. Dank Ivas Diskretion war jedem somit mitgeteilt worden, dass es gleich etwas zu essen geben würde und man nahm überall Platz. Rufus huschte zwischen den Leuten durch und saß keine zwei Minuten später auch schon bei Lucas am Platz. "Wo bist du denn auf einmal hin verschwunden?"
Lucas zeigte grinsend auf den missmutigen Ben, der mit einem Tablett aus der Kombüse zurückkehrte und suchend sich um sah. Wo saß denn dieser komische Trällerheini nun? "Da, ich musste mich doch mal nach unserem Geschäftsexperten erkundigen, was denn als nächstes ansteht, nachdem die erste Filiale ins Wasser gefallen ist."
Ben zog die Augenbrauen zusammen, als er sah bei wem der Kerl schon wieder saß. "Sag mal, kannst du Lucas nicht einmal eine Minute allein lassen?" Er knallte lautstark das Tablett auf den Tisch. Erschrocken wich Rufus ein Stück auf seinem Stuhl zurück. Plötzlich stand aber auch Iva hinter Ben, knallte ihm mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf und sah schon wieder sehr streng aus. "Au!" Ben hielt sich die Stelle, an welcher ihn Iva geschlagen hatte.
Das Computergenie verkniff sich ein Lachen. "Schon mal was davon gehört, dass der Kunde immer König ist? Ich hätte das nicht von ihnen gedacht!" fauchte Iva den Lieutenant an und erneut sammelten sich aller Blicke auf ihr. Ein gewisses Fangrüppchen holte sich die Stühle, verscheuchte ein paar der sitzenden am Nachbartisch und schob diesen zu dem von Rufus und Lucas ehe sie sich selbst mit dazu setzten. Einige der männlichen Crewmitglieder, die Lucas noch sehr gut als die Schlüpferfraktion in Erinnerung hatte, hatte sich zu den Mädels dazu gesellt.
"Ja, ja, schon gut." sagte Ben mehr als genervt. Er drehte sich zu dem Sänger, zwang sich ein Lächeln ab und entschuldigte sich.
"Es geht doch!" stellte Iva mit verschränkten Armen fest. "Und nun gehen sie anständig ihrem Auftrag nach, oder ich finde noch eine bessere Arbeit für sie, die ihnen garantiert nicht gefallen wird. So und jetzt gehe ich schnell in die Kombüse um für Lucas einen schönen Kakao zu machen. Willst du auch Sahne drauf haben, mein lieber?" Von der Furie zum besorgten Muttchen gewandelt sah sie auf den Teenager.
"Klar, warum nicht." meinte Lucas.
"Moment, kann ich auch eine Tasse bekommen? Ich liebe Kakao!" meldete Rufus seine Wünsche an.
"Aber natürlich doch. In fünf Minuten ist alles fertig. Nun greift aber zu, meine neuen Ersatzköche haben sich für die Häppchen sehr viel Mühe gegeben." sagte Iva lächelnd.
"Sie meinen damit aber nicht Tony und Brody?" fragte Lucas sicherheitshalber nach.
"Doch und ich bin dem Commander auch dankbar dafür, dass ich sie so lange behalten darf, bis ich sie nicht mehr brauche. Das kommt mir gerade sehr gelegen. Weißt du, wir sind doch seit zwei Wochen unterbesetzt. Einer der Köche hatte sich sehr tief in die Hand geschnitten und trägt noch immer den Verband und ein anderer meiner Leute ist noch im Urlaub. Ach und MacKeen geht die kommende Woche für einen ganzen Monat in Urlaub. Ach du meine Güte, ich glaube ich brauche die zwei länger als vorher angenommen." erzählte Iva.
"Nur die beiden? Heißt das ich darf dann mich verabschieden?" Ben witterte Hoffnung nicht allzulange unter Ivas Fuchtel stehen zu müssen. Diese hob allerdings den Finger und fuchtelte damit vor seiner Nase herum. "Wenn sie das glauben mein lieber Lieutenant, dann haben sie sich aber sehr geirrt. Sie sind derjenige, den ich extra lange behalten werde. Ein Kellner hat uns hier an Bord schon immer gefehlt gehabt und nun gehen sie und bedienen auch die anderen Gäste hier. Sehen sie nicht wie hungrig die sind. Nehmen sie ihre Beine in die Hand anstatt hier die Leute zu belästigen!" Sie scheuchte Ben vor sich her und begann selbst einige zu bedienen ehe sie in der Küche verschwand um den Kakao für Lucas und Rufus zu machen.
"Er scheint wirklich zu leiden." sagte Rufus grinsend.
"Hm." Lucas schob sich eines der Häppchen in den Mund. Sie waren wirklich lecker, kaum zu glauben, dass ausgerechnet Tony und Jim diese gemacht haben sollten.
"Rufus?" fragte eine der Mädels.
"Ja?" Er widmete augenblicklich seine Aufmerksamkeit seinen Fans.
"Wir haben uns gefragt, ob du zum Abschied vielleicht noch einmal ein oder zwei Songs zum besten geben könntest? Es muss nicht jetzt sein, so in ein oder zwei Stunden." Die junge Wissenschaftlerin, Lucas meinte sich zu erinnern, dass sie auf den recht gewöhnungsbedürftigen Namen Kate-Sue hörte, wagte bei der Bitte kaum aufzusehen und knetete ihre Uniform zurecht.
"Das wäre wundervoll!" stimmte einer der drei männlichen Fans mit ein. Es war Dave und es war nicht schwer zu erkennen, wie er schmachtvoll den einen oder anderen verführerischen Augenschlag Rufus entgegen sandte.
Bevor Rufus antworten konnte, kam Iva angerauscht. "Hier meine lieben, lasst es euch schmecken. Und sie essen jetzt endlich mal was. Ihr Teller hat keinen einzigen Krümel, darum sind sie auch nur Haut und Knochen. Hat ihre Mutter ihnen denn nicht beigebracht, dass man anständig essen muss?" Iva packte dem Sänger gleich selbst einige der Häppchen auf den Teller bis dieser einen schönen kleinen Berg hatte. Rufus sah auf einmal gar nicht mehr gut im Gesicht aus. "Also eigentlich... meine Mutter..."
"Jaja, erzählen sie mir das später, jetzt essen sie endlich! Ich komme nachher kontrollieren, ob sie auch alles aufgegessen haben. Es ist wirklich schade, dass sie schon morgen von Bord gehen. Ich hätte sie gerne noch etwas hier um über sie zu wachen." Kopfschüttelnd verschwand sie ans andere Ende des Raumes, wo sie erneut Ben Krieg maßregeln musste, da dieser ein Glas umgeworfen hatte.
"Ein Glück, dass ich morgen von Bord gehe." sagte Rufus ehrfürchtig und starrte mit großen Augen auf seine Häppchen.
"Japp, find ich auch, ich kann endlich wieder gut schlafen." grinste Lucas, nahm sich eines der Häppchen von Rufus Teller und knabberte daran.
"Wie kannst du nur, Lucas?" fuhr ihn eine der anderen Mädels an, mit der er noch nicht etwas zu tun hatte. "Es ist eine Ehre gewesen, die dir zu Teil wurde. Ich kann nicht verstehen, warum hier so viele Leute um Rufus herum stehen können ohne sich sofort ihm zu Füßen zu werfen." Empört sah sie sich um. "Die sind alle nur wegen dem Essen hier. Keiner außer uns hier interessiert sich für ihn."
Dave griff über den Tisch, nahm ebenfalls eines der Häppchen vom Teller des Sängers und berührte dabei wie zufällig dessen Hand. "Solange er uns hat, braucht er das nicht." säuselte er.
"Oh, ihr helft mir beim essen? Gut, dann nehmt alles, ich habe keinen Hunger!" Rufus hob seinen Teller und hielt ihn in die Mitte, damit sich jeder was nehmen konnte. Letztendlich blieben aber noch einige übrig und die zwang er dann doch in sich rein.
"Hier ist es ja doch ganz schön voll." sagte Bridger, als er an den Tisch trat.
"Sie kennen doch die Crew." sagte Lucas und trank den letzten Rest von seinem Kakao.
"Das stimmt allerdings." lachte der Captain.
"Wollen sie sich zu uns setzen?" fragte Rufus sofort. "Hier gibt es bestimmt irgendwo noch einen Stuhl wo sie sich drauf setzen können."
"Nein, lassen sie nur, ich habe lediglich eine kurze Pause und muss dann auf die Brücke zurück." winkte Bridger ab. "Ich wollte nur nachsehen, ob hier auch alles noch in Ordnung ist oder man bereits eine Meuterei plant."
"Der einzige der was planen könnte wäre Ben, aber das bezieht sich nicht auf sie sondern dann wohl eher auf Iva." Lucas reckte den Hals um besser sehen zu können wie Iva ihren Versorgungsoffizier erneut zusammen stauchte.
"Ah, dann haben wir für Krieg also wirklich die richtige Bestrafung gefunden. Wie machen sich unsere anderen beiden?"
"Keine Ahnung, die zwei sind kein einziges Mal aus der Kombüse raus gekommen, aber ich glaube auch nicht, dass sich einer die Blöße geben wird." Nun musste das Computergenie feststellen, keinen Kakao mehr zu haben und Rufus neben ihm hatte seinen gierigen Blick bemerkt und schnell seine eigene Tasse in die Hand genommen.
Bridger grinste ein wenig schadenfroh. "Dann scheint sie das bis auf weiteres von ihren Geschäftsideen geheilt zu haben. Ich werde dann auch wieder gehen. Viel Spaß ihnen allen noch." Die Crewmitglieder am Tisch dankten dem Captain, der sich seinen Weg zu Anrichte bahnte um sich dort einen Teller mit Häppchen zu holen und damit auf die Brücke zu verschwinden. Iva sah ihn zum Glück nicht, sonst hätte sie ihn da behalten, damit er sich beim essen auch hinsetzte.
"Was ist jetzt, bekommen wir nachher noch etwas vorgespielt?" fragte jemand aus der Schlüpferfraktion, der seinem Kollegen schon böse Blicke wegen des Augenaufschlages zugeworfen hatte.
"Nachher? Jetzt! Ich gehe schnell meine Gitarre holen, mir ist wirklich nach ein wenig Musik. Hehe." Vor sich hin lachend machte er sich auf und huschte schnell zum Gästequartier. Lucas hoffte inständig, das würde nichts nach sich ziehen. Man wusste schließlich nie, was in Rufus vor ging.
"Will jemand einen Drink?" grummelte Ben auf einmal neben ihrem Tisch vor sich hin.
"Natürlich, wenn sie auch einen haben mit Schirmchen?" sagte Dave und schmachtete nun auf einmal Ben an. Für Lucas war damit eines klar, Dave war egal wen er bekam, solange er jemanden bekam.
Krieg umging den Typen einfach und wandte sich mit einem breiten Lächeln an die Mädels. "Ich kann super Cocktails mixen und habe soeben die Erlaubnis bekommen eine kleine Cocktailbar aufzumachen, solange es nur an Offiziere verteilt wird, die nicht im Dienst mehr sind."
"Ben, warum bringst du uns nicht einfach etwas und kümmerst dich weiter um deine anderen Gäste hier. Iva wird sich nicht freuen, wenn sie sieht, wie du hier mit der Crew flirtest." sagte Lucas und sah sich schon nach der Küchenfrau um.
Der Versorgungsoffizer funkelte ihn böse an, verschwand aber dann an einen langen Tisch, wo diverse Dinge gerade von Tony aus der Kombüse getragen wurden und ausgebreitet. Gemeinsam begannen sie die Drinks zu mixen.
"Nun mal schnell Klartext, bevor Rufus zurück ist, Lucas. Wenn du schon kein Interesse an ihm hast, wieso versuchst du ihm dann noch mehr Schmerzen durch deine Anwesenheit zu zufügen. Du könntest dich ruhig mal ein wenig ihm gegenüber öffnen. Er ist doch so ein lieber!", bekam Lucas auf einmal aus der Fangruppe von einem Ensign zu hören. Die blonde Frau sah ihn böse an.
"Ähm, mal halblang! Ihr wolltet ihn doch umpolen, was sind das jetzt für Töne?"
"Naja, vielleicht klappt es ja, wenn du mit ihm zusammen warst und er merkt, dass Männer einfach nichts sind." stimmte eine andere ihrer Freundin zu.
"Auf gar keinen Fall! Rufus ist und bleibt wie er ist. Ihr schlagt euch diese Ideen aus dem Kopf. Wenn er Lucas nicht will, dann kann er mich ja haben." sagte Dave und grinste dabei breit vor sich hin.
"Und was ist mit mir? Du hast mir versprochen wir würden beim nächsten Landurlaub zusammen... na du weißt schon." Eifersüchtig blickte ihn der Lieutenant neben ihn an.
"Schon, aber es geht hier um Rufus Wainwright, Jason, das ist etwas anderes. Außerdem wird ihn Lucas sowieso irgendwann einmal langweilen." beharrte Dave auf seiner Meinung.
"Mich? Ich glaube nicht, dass ich so schnell von Lucas gelangweilt sein werde. Hehe." Schon befand sich Lucas wieder im Ziel dieses ganz bestimmten Blickes von Rufus, der mit seiner Gitarre an den Tisch zurück gekehrt war. "Soll ich dir einen speziellen Song vorspielen?" fragte er den Teenager, kaum dass er neben diesem wieder saß.
"Die Frage kam von deinen anderen Fans, warum lässt du sie nicht erst etwas wünschen, bevor du mich fragst. Außerdem habe ich bereits genug Privatkonzerte bekommen." Lucas rutschte mit seinem Stuhl etwas weiter weg von Rufus und auch von den Fans. Weder die weibliche noch die männliche Hälfte wollte er zu nahe bei sich wissen.
"Alles klar, gut…also was wollt ihr denn alle so hören?" Der Sänger hatte sich an seine Fanrunde gewandt. Dave ergriff die Chance zuerst und blickte Rufus mal wieder verführerisch an: "Instant Pleasure!" Im Gegensatz zu Lucas rückte der gute Dave noch ein wenig näher an den Musiker heran.
Megan rollte mit den Augen. "Männer, ob schwul oder nicht, denken immer an das eine…" In dem Moment wurde ihr bewusst was sie da eigentlich gesagt hatte und blickte verlegen zu Rufus. "Ähähä, du bist eine Ausnahme!"
"Ist er nicht!" kam es etwas weiter entfernt von ihnen. Das wäre Lucas ja was ganz neues gewesen.
Rufus machte ein beleidigtes Gesicht. "Das nehm' ich dir jetzt aber übel, mein Schatz."
Lucas rollte mit den Augen. Für diesen Kommentar hatte ihm Rufus glatt einen Kosenamen als Strafe verpasst. Diese Strafe machte die anderen Fans auch nicht gerade glücklich und sie schickten böse Blicke in Richtung des Teenagers. "Ihr seid aber nicht zusammen, es bleibt dabei ja?" wollte Megan da noch einmal sicher gehen.
Rufus lachte. "Ja, leider."
Die Fans atmeten erleichtert aus und Lucas entschied sich dazu, doch mal seinem Freund Ben vielleicht unter die Arme zu greifen. Hier weiter rumsitzen war vielleicht keine gute Idee. Unfreiwillig musste Rufus dabei zusehen, wie sein Schwarm die kleine Runde endgültig verließ, denn seine Fans hielten ihn weiterhin auf Trapp.
"Spiel doch Peach Trees!" meinte Kate-Sue. "Das ist so ein schöner Song…"
"Hey, ich hatte zuerst einen Songvorschlag!" zickte Dave nun herum.
"Ganz ruhig, meine Lieben. So wie's aussieht ist die Mehrheit sowieso an keinem meiner Songs interessiert." sagte Rufus und meinte damit die restlichen Partybesucher, die sich mehr für Bens Drinks oder das Essen interessierten, als für Rufus und sein Vorhaben hier ein spontanes Konzert zu geben. Es herrschte ein allgemeines Volksgemurmel und im Hintergrund wurde auch Musik vom Band eingespielt.
Das war nicht gut. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Hier wurde extra eine Party für Rufus geschmissen und dann so etwas. Steve von der Schlüpferfraktion stand entschlossen auf und versuchte es mit einem lauten Pfeifen, allerdings schien dieses niemanden zu interessieren. Lediglich Lucas hatte es mitbekommen und erkannte das Problem. Es war schlichtweg zu laut hier. Die Musik im Hintergrund war schnell ausgestellt, aber was machte man mit den ignoranten Leuten? Zum Glück war Lucas ja nicht umsonst ein Genie und hatte das passende Heilmittel schnell parat.
"RUHE!" hörte man kurz darauf eine aufgebrachte Iva rufen, die neben sich einen grinsenden Lucas stehen hatte. Innerhalb einer Sekunde hätte man dann eine Stecknadel fallen hören können. Es folgte eine längere Stille, da sich keiner traute etwas zu sagen, Iva aber auch nichts weiter zu verkünden schien. Sie wandte sich an Lucas. "Warum hast du mich eigentlich gebeten hier für ein wenig mehr Ruhe zu sorgen?"
"Rufus gibt ein spontanes Konzert."
"Oh!" machte sie erfreut. "Das ist ja schön."
Mit Ausnahme von Rufus' Fans, Lucas, Iva und natürlich Rufus selbst fingen sämtliche Leute in dem Raum an zu grummeln. Da war man mitten in einem interessanten Gespräch und jetzt das. Das sahen sie gar nicht ein. Kurz darauf begann es wieder lauter zu werden.
"Hey!" riefen die Fans empört auf, allerdings half das nicht viel.
"Jeder setzt sich jetzt sofort auf seine vier Buchstaben und ist still, damit das klar ist!" herrschte Iva alle an…was hatte Rufus Wainwright plötzlich für ein aufmerksames Publikum. Alles lauter freundliche Gesichter, die sich kaum trauten jetzt noch etwas gegen ein spontanes Konzert zu sagen.
Rufus drehte sich zu Iva um: "Kann man sie engagieren?"
Iva lachte amüsiert und winkte diesen Kommentar nur beiseite.
"Äh…" Rufus schien zu überlegen. "So ganz das Wahre ist das aber auch nicht. So ein erpresstes Publikum macht doch keinen Spaß. Ich schlage vor wir verschieben das auf später und es kommen nur die, die auch wollen."
Die verängstigten Partyleute blickten geschlossen zu Iva. Durften sie jetzt weiter reden? Die Fangruppe wirkte leicht enttäuscht, hatte aber nun Aussicht auf ein richtiges Privatkonzert, privater ging es dann ja fast nicht mehr.
"Ihr seid nun frei!" Rufus machte eine ausladende Bewegung in Richtung seines Publikums, woraufhin dieses lachen musste und sich dankbar wieder ihren vorigen Beschäftigungen widmeten.
"Aber dann später, ja?" Megan schaute ihren Lieblingssänger mit großen Augen an.
Rufus lachte. "Ja, wir haben ja noch ein bisschen Zeit heute Abend."
Das Konzert wurde also aufgeschoben, was für Rufus bedeutete jetzt noch mehr von seinen Fans eingekreist zu werden. Heute riss man sich wieder gerade zu um ihn, zumindest innerhalb seiner Fangemeinde hier an Bord. Nur sein Lieblingscrewmitglied schwirrte hier nicht um ihn herum, dieser war nämlich damit beschäftigt amüsiert mit anzusehen, wie Iva es wieder auf Ben abgesehen hatte.
"Mr. Krieg. Sehen sie nicht, dass die Leute Durst haben? Sie sollten sich mal ein wenig sputen, das könnte selbst Darwin besser!"
"Dann lassen die den das doch machen." grummelte Ben zurück, bereute es aber sofort.
"Wie war das! Sie sollten sich besser beherrschen, ich ziehe sonst andere Seiten auf." Mit einem strengen Blick verschwand sie wieder in Richtung Kombüse.
Lucas grinste. "Läuft super, was?"
Bens nächster Blick hatte etwas sehr bedrohliches, was Lucas nicht davon abhielt weiter zu grinsen. "Ich bin ein Offizier der UEO, der Versorgungsoffizier der seaQuest um genau zu sein. Ich denke nicht, dass so etwas in meinem Vertrag steht." blubberte Ben weiter und schenkte dabei ein Cocktail nach dem anderen aus. Zumindest schien den Leuten zu schmecken, was er da austeilte.
"Hey Ben, krieg ich auch einen?" fragte Lucas. Die sahen irgendwie lecker aus.
"Ist das zu fassen? Jetzt bin ich der Sklave von dieser Küchenpiratin! Das ist definitiv unter meinem Niveau…" machte Ben weiter und schenkte Lucas nebenbei etwas ein. Der Teenager selbst konnte gar nicht fassen, dass es geklappt hatte. Ben schien ja sehr mit seinem Gemecker beschäftigt zu sein, denn normalerweise würde selbst er ihm hier nicht so etwas austeilen…zumindest nicht so ohne weiteres. Nun…wenn der Drink schon auf ihn wartete, wollte er diesen auch nicht weiter warten lassen.
Nach kurzer Zeit war sich Lucas sicher, dass Ben etwas gefunden hatte, von dem er anscheinend etwas verstand. Dieser Drink war wirklich sehr lecker gewesen…stellte sich die Frage, ob das Computergenie noch einmal so viel Glück haben würde. Spontan hielt er dem gestressten Lieutenant sein Glas unter die Nase, welches zu seiner Freude auch schnell wieder gefüllt war. Das kleine Schirmchen fehlte, aber Lucas wollte mal nicht kleinlich sein…
Nach ein paar Drinks war sich Lucas dann wiederum sicher, dass etwas mit dem Raum hier nicht stimmte. Irgendwie schien der Boden nicht mehr so fest verankert zu sein…oder schaukelte die seaQuest so? Vielleicht gab es gerade einen Sturm und die Wellen waren so hoch dass…halt Moment. Das hier war ein U-Boot, richtig? Wenn der Teenager das einmal ganz rational betrachtete, wurde ihm bewusst, dass er wohl einen über den Durst getrunken hatte. Gut, damit war dann geklärt, was hier los war…ein tolles Genie war er. Konnte sogar wenn er betrunken war ganz genau analysieren, dass er betrunken war.
Noch bevor er vorwärts torkelte, ließ er sich sein Glas erneut füllen. Allerdings bekam er davon nicht allzu viel mit. Als nächstes steuerte einen der freien Stühle an, um sich darauf zu setzen. Das war eine wirklich gute Idee, dann würde dieses ganze Geschunkel hier vielleicht noch einmal aufhören.
Gut, das hatte er geschafft. Huch, wo kam denn der Drink in seiner Hand schon wieder her? Das war nun wirklich keine gute Idee, jetzt noch weiter zu trinken, so viel sagte ihm sein Verstand schon noch. Allerdings sagte ihm irgendetwas anderes, dass er diesen Drink jetzt nicht verkommen lassen konnte. Was wusste der Verstand schon, der konnte auch nicht schmecken wie lecker diese nette Flüssigkeit war.
Von irgendwo drang Gelächter an das Ohr des Computergenies. Soweit er es erkennen konnte hatte Rufus angefangen mit seinen Fans zu tanzen. Das gab ja ein lustiges Bild ab, einige der Fans schienen wirklich auf ihre Kosten zu kommen. Allzu lange konnte Lucas allerdings nicht zu schauen, diese ganzen Leute bewegten sich so viel, irgendwie vertrugen das seine Augen gerade nicht…
Rufus währenddessen hatte wirklich seinen Spaß, so eine kleine Party war wirklich nicht zu verachten. Als er da so vor sich hin tanzte und von seinen Fans angehimmelt wurde, erblickte er seinen Schwarm, wie er da einsam an einem Tisch saß. Erst unterhielt er sich immer bin Ben Krieg und nun saß er da…das hier war seine Abschiedsparty, da konnte der liebe Lucas ruhig ein wenig mitfeiern. Wurde Zeit ihn zum Tanzen aufzufordern, auch wenn er sich wahrscheinlich mit Hand und Fuß wehren würde.
Entschlossen marschierte Rufus auf Lucas zu und zog ihn von seinem Stuhl. "Komm, jetzt wird getanzt." Rufus grinste vor sich hin, wunderte sich nur, das Lucas gar nicht widersprach. Vielleicht hatte er schon eingesehen, dass es kein Entkommen gab. Oder aber, er wollte ihm die Freude einfach gönnen…das war doch eine nette Vorstellung.
Lucas schaute nur seinem Drink nach und wunderte sich, warum er sich auf einmal von diesem entfernte…hatte er schon so die Kontrolle über sich verloren, dass er nicht mehr merkte, wann er aufstand und den Tisch verließ?
Auf der improvisierten Tanzfläche fiel auch Rufus auf, dass etwas mit Lucas nicht stimmte. "Hey, ist alles in Ordnung?" fragte er gleich besorgt.
"Hm? Oh, ja…alles bestens…sag mal…kannst du für einen Moment aufhören so herumzuhopsen?" Lucas kniff seine Augen zusammen.
Rufus legte seine Stirn in Falten. "Wieso? Ich mach doch gar nichts…" er hatte sich schließlich kaum von der Stelle bewegt. Die Fans um sie herum hatten auch aufgehört zu tanzen und blickten zu den beiden. Lucas wurde nun mehr als nur fragend angeguckt.
Kurz darauf fing er aus heiterem Himmel an zu lachen. "Ich bin total betrunken!" brach es dann aus ihm heraus und er lachte sogar noch mehr.
"O-kay…" sagte Rufus und versuchte Lucas ganz langsam wieder zu einem Stuhl zu schieben. Als Lucas dann endlich wieder saß, schaute er sich ziemlich verwirrt um: "Wo...wo is dennnn mein Drink?"
Rufus holte tief Luft. Sein Schwarm schien wohl so seinen Spaß gehabt zu haben und war nun ordentlich weggetreten. "Pass auf Lucas…du lässt den Drink am besten Drink sein und ich bring' dich zu deiner Kabine zurück."
"Damit du dich über mich hermachen kannst…was?" Lucas fing wieder an zu lachen. "Vergissss es!" Er schaffte es langsam und torkelnd wieder aufzustehen und hatte das dringende Bedürfnis hier noch etwas zu verkünden. "Ich bin … nicht …schwul!"
Das jüngste Crewmitglied hier leicht angeheitert vorzufinden hatte schon genug Aufmerksamkeit bei den Partygästen erregt, ab jetzt gab es allerdings wohl kaum jemanden, der sich nicht zu Lucas umgedreht hatte. Der Teenager hatte nun "in der Ferne" seinen Drink auf einem Tisch stehend wieder entdeckt und wollte sich fest entschlossen auf den Weg zu diesem machen. Allerdings war die Sache mit dem Gleichgewicht nicht gerade besser geworden, sodass er schon beim ersten Schritt nach vorne überkippte, dadurch allerdings in die Arme von Rufus Wainwright fiel, der ihn geistesgegenwärtig aufgefangen hatte.
"So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt…" grummelte der Musiker vor sich hin und war gerade dabei das Computergenie wieder auf die Beine zu bringen, das sich nun wieder über irgendetwas sehr zu amüsieren schien, als Iva die Messe betrat und mit Erschrecken feststellen musste, was hier gerade geschah. Ihr war die Situation hier nicht vollkommen entgangen und nun fand sie ihren armen kleinen Lucas mit Alkohol abgefüllt in den Armen dieses Sängers, der bekanntlich ja einiges für ihn übrig hatte. "Was geht denn hier vor?" Sie stürmte auf die beiden zu. Schnell half sie Lucas auf den Stuhl zu setzen, um dann Rufus Wainwright am Ohr zu packen und kräftig dran zu ziehen. "Wie können sie nur? Sie sollten sich etwas schämen, das arme Kind mit Alkohol abzufüllen, nur um dann…oh, ich darf gar nicht daran denken!"
"Au! …Hey…könnten sie vielleicht…au au au!" Rufus konnte sich gerade nicht allzu viel bewegen und wenn er versuchte sich zu verteidigen, zog die gute Frau fester an seinem Ohr.
"Glauben sie wirklich sie könnten den Jungen hier betrunken machen und er würde hier in ihre Arme fallen? Ich werde sie jetzt dem Captain melden und…"
"Iva…" sagte plötzlich ein immer noch sehr gut gelaunter Teenager…
Iva ließ den armen Rufus sofort los und wandte sich ganz besorgt zu ihrem Lucas. "Ja?" Sie strich ihm ganz fürsorglich über die Wange.
"…sie müssen Ben fest anstellen, der macht klasse Drinks!"
Die Küchenfrau machte ein misstrauisches Gesicht.
Rufus rieb sich sein schmerzendes Ohr und hatte nun Gelegenheit das klarzustellen. "Hören sie, ich hab Lucas sicherlich keinen Alkohol gegeben. Ich hab ihn die letzte Zeit auf der Party gar nicht zu Gesicht bekommen. Wenn sie mich fragen, sollten sie sich vielleicht mal an ihren Barmann wenden."
Iva stand auf und blickte zu Ben und seiner kleinen Cocktailbar…allerdings war der Lieutenant nicht zu sehen…"Wo ist dieser Drückeberger hin?" Sie stemmte ihre Arme in die Hüften. "Wenn der dem Jungen etwas ausgeschenkt hat, kann er aber was erleben….Hey ihr da!" rief sie drei Personen an dem langen Tisch der Bar zu. "Habt ihr gesehen wo Lieutenant Krieg hingegangen ist?"
Die beiden Ensigns und die Wissenschaftlerin schauten sich gegenseitig ängstlich an und blickten dann wieder zu Iva. "Ähm, keine Ahnung?" kam schließlich die unsichere Antwort.
"Kinder, Kinder…ihr wisst doch ich rieche Lügen zehn Meilen gegen den Wind. Also?"
Die drei Überführten schienen sich schnell beim Tisch zu entschuldigen und machten sich einfach aus dem Staub. Unter dem Tisch konnte man auf allen Vieren kriechend ein ziemlich verärgerte Ben Krieg sehen, der so eben von seiner Tarnung verraten worden war. Sein Geld würde er aber schon wieder kriegen, er hatte die drei schließlich nicht zum Spaß bezahlt.
"Mr. Krieg!" Iva schien fast vor Wut zu platzen. So viel war klar, wenn der gute Lieutenant sich verstecken musste, hatte er garantiert etwas angestellt…was das war, war nun nicht mehr schwer zu erraten.
Ben lächelte nervös und kam unter dem Tisch wieder hervor. "Also soweit ich das überblicken kann, sind die Tischbeine jetzt wieder in Ordnung. Wer möchte einen Drink?"
Iva winkte den Lieutenant mit ihrem Zeigefinger zu sich, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.
Ben war sich nicht sicher, sollte er jetzt zu ihr gehen? Nicht zu tun, was sie nun wollte wäre sicherlich noch um einiges gefährlicher von daher hatte er keine große Wahl. Bei der Küchenfrau angekommen wurde sofort sein Ohr in die Mangel genommen. "Wieso um alles in der Welt haben sie dem Jungen so viel Alkohol gegeben. Wie kann man nur so verantwortungslos sein? Sind sie noch ganz bei Verstand?"
"Au…au au…ich…ich war so im Stress. Das war keine Absicht…au!"
"Im Stress!" Iva glaubt ihm kein Wort. "Wo waren sie denn bitte im Stress?"
"Ich hab nur…au! Alle leeren Gläser gefüllt, die mir vor die Nase kamen…ich hab nicht gemerkt, dass ich auch Lucas etwas eingegossen habe."
"Blöd auch noch!" rief sie wütend und ließ das Ohr des Lieutenants wieder los.
"Auuu!" Sie hätte jetzt eben nicht noch einmal so fest ziehen müssen.
Rufus stieß Ben von der Seite an. "Tut weh, was?" Er hat ehrlich so ein klein wenig Mitleid mit Ben, allerdings war er auch der Meinung, dass Ben ruhig ein wenig besser hätte aufpassen können.
"Lieutenant, wir zwei gehen jetzt schnurstracks zum Captain. Damit das klar ist…ich hoffe sie freuen sich schon auf den regelmäßigen Dienst bei mir!" Sie grinste diabolisch.
"Was?" Wenn Ben Krieg jemals in seinem Leben Angst hatte, dann in diesem Moment.
"Na was glauben sie denn? Der Captain wird sicher nicht allzu sehr erfreut sein."
Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Wenn Bridger die Story hier zuhören bekam, und das würde er, hatte Ben den Zorn des Captains sicher.
"Und seien sie gewiss, so nette Aufgaben wie heute hab ich dann nicht mehr für sie."
"Oh man…wo ist die nächste Brücke von der ich mich stürzen kann?" Ben schüttelte verzweifelt den Kopf.
"Brücke ist ein gutes Stichwort. Also los!" Iva ließ keine Widerrede zu. Sie wandte sich noch schnell an Rufus Wainwright. "Bringen sie Lucas zu seiner Kabine? Ich werde dann später noch einmal nach ihm sehen."
Rufus war ein wenig überrascht diese Bitte zu hören, aber zögerte nicht lange und stimmte zu.
Als Iva und Ben die Messe verlassen hatten, half Rufus Lucas auf die Beine, sodass sie sich auf den Weg zur Kabine des Teenagers machen konnten. "Rufus, mein Drink!"
Der Sänger rollte mit den Augen. "Um den kümmert sich schon jemand. Vorwärts." Es wurde ein kleiner Kampf zwischen Rufus und Lucas, der sich allerdings legte, sobald sie die Messe verlassen hatten und nun in den Gängen der seaQuest unterwegs waren. Lucas torkelte so vor sich hin, wurde von Rufus aber soweit möglich gerade auf den Beinen gehalten. "Hey Rufus, guck mal! Da is Darwin! Hallo Darwin!" Der Teenager blieb stehen und bewegte sich auf das Glas der Röhre zu, indem der Delphin gerade schwamm.
"Lucas, mit Darwin kannst du morgen auch noch spielen, solltest du dazu Lust haben, was ich stark bezweifle…dein Kopf wird dir morgen bestimmt große Freude bereiten." Vorsichtig drehte Rufus den betrunkenen Teenager wieder in die richtige Richtung, sodass sie weiter gehen konnten. Darwin schwamm den beiden dann kurzer Hand hinterher.
"Weißt du Rufus…" Lucas hatte gerade fast das Gleichgewicht verloren. "…ich fühl' mich wie auf einer Achterbahn. Wir sind aber auf der ssseaQuest, richtig?"
"Äh ja."
"Wusst ich doch!"
Rufus sagte dazu nichts, Lucas redete ungehindert weiter. "Ich bin ja nicht blöd…ich merk schon, dass meine Kordi…Koonid…Kooo…"
"Deine Koordination?"
"Ja, genau…dass die gerade nicht so ganz funktioniert…ich krieg' alles ganz genau mit, weißt du?"
"Alles klar."
In dem Moment landete Lucas dann vollkommen auf dem Boden. "Hey Lucas! Was ist?"
"Mir ist total schlecht…und das ganze Gedrehe macht es nicht besser…ich bleib' jetz' hier liegen. Der Rest is mir egal…"
Rufus schüttelte den Kopf. "Komm schon, ich helf' dir wieder auf die Beine."
"Vergiss es, ich beweg' mich kein Stück! Gute Nacht." Er schloss die Augen.
"Lucas!" Das konnte ja wohl nicht wahr sein. "Hey, zwing mich nicht dich zu tragen. Wenn du das dann morgen noch weißt wirst du mich deswegen umbringen!"
"Gute Nahaaaacht…"
"Lucas, das ist keine leere Drohung. Ich werde dich tragen und zwar am besten gleich zu eurer Gedankenleseärztin. Die kann sich dann schön um dich kümmern." …Lucas reagierte überhaupt nicht auf Rufus. "Hey, Lucas…hallo!" Großartig, sein Schwarm war nun vollkommen weggetreten, also musste Rufus ihn nun wohl wirklich tragen. Nicht dass ihm das groß etwas ausmachte, allerdings gäbe es sicher wieder einen Haufen bunter Gerüchte, wenn sie jemand dabei sehen würde. Hm, die Hauptsache war wohl, dass Lucas nicht allzu viel davon mitbekam und ihn deswegen dann einen Kopf kürzer machen konnte.
Mit Lucas auf den Armen schaute sich Rufus um. In welcher Richtung lag jetzt die Krankenstation? Oh, da war ein MacLev, der würde ihn schnell zu seinem Zielort bringen. Kurz entschlossen stieg er ein und machte sich auf den Weg zu Dr Smith.
Auf der Krankenstation angekommen, wurde Lucas sofort wegen einer leichten Alkoholvergiftung behandelt. Bis Rufus ihn dorthin geschafft hatte, verschlechterte sich der Zustand des Teenagers mehr und mehr.
"Wird es ihm wieder besser gehen?" sagte Rufus bang an die Ärztin gewandt, während sie die Decke über Lucas' Brust zog und ihm nun ein wenig Ruhe gönnen wollte.
"Ja, er wird schon wieder auf die Beine kommen." Sie sah ihn kurz an. "Sie brauchen mir auch keine Erklärungen geben, ihre Gedanken liegen völlig frei vor mir. Ich weiß schon, wen ich mir zur Brust nehmen muss."
"Kann ich dann noch etwas hier bleiben, ja?" Hoffnungsvoll sah er sie an.
"Natürlich, aber lassen sie ihn schlafen." Wendy wandte sich ab und wollte gerade den Raum verlassen, als Bridger hinein gestürmt kam, verfolgt von einer völlig aufgebrachten Iva, die Benjamin Krieg an der Hand hinter sich her zerrte und ihn nicht mehr los lassen wollte, damit er auch ja keinen Unfug mehr anrichtete.
"Captain?" fragte die Telepathin leicht verwirrt.
"Wie geht es ihm?" platzte Bridger sofort los. Sein Gesicht wirkte faltiger als sonst. Die Sorge um Lucas war ihm buchstäblich anzusehen. Anfangs hatte er nur geglaubt, der Junge sei lediglich angetrunken, doch dann musste er erfahren, dass sich dieser nun auf der Krankenstation befand.
Die Küchenfrau lies von Ben ab, fegte durch den Raum an Lucas Bett und schubste Rufus Wainwright kurzerhand zur Seite. Eigentlich wollte er gerade Händchen halten, doch nun musste er mit zusehen, wie der Küchenteufel seinen Schwarm tätschelte und wimmerte, was für ein armer kleiner Kerl er doch sei. Sie versprach ihm viele Leckereien für ihn zu zubereiten, wenn er denn erst wieder auf den Beinen sein würde.
Ein gewisser Versorgungsoffizier bekam nun doch ein schlechtes Gewissen, denn Dr. Smith erklärte dem Captain gerade genau, was mit ihrem jüngsten Crewmitglied sei. Iva warf blitzende Blicke gegen Ben. "Sie ... sie..." fauchte sie vor sich hin, konnte sich aber nicht von Lucas trennen, an welchem sie mehr oder weniger hing, als sei sie an ihm festgeklebt.
"Jetzt reicht es aber! Lucas braucht seine Ruhe, ich muss sie jetzt bitten, alle zu gehen!" begann Wendy wütend zu werden, als der Teenager sich unruhig in seinem Bett drehte und stöhnte. Iva sah das gar nicht ein. Sie legte sich gleich schützend über den Jungen und küsste ihm die Stirn. "Mein armer kleiner, was hast du nur?"
Captain Bridger schnappte sich Ben Krieg, mit dem er jetzt ein ernstes Wörtchen in seiner Kabine reden würde und verließ den Raum. "Kommen sie, Iva, ich glaube in der Messe warten noch einige Partygäste auf sie."
"Nein, ich kann hier nicht weg, Captain. Der arme Lucas. Was soll nur aus ihm werden, wenn keiner hier bei ihm ist. Was ist wenn er aufwacht und... ach ich mag gar nicht daran denken." Sie warf ihr Gesicht an die Brust des Teenagers und schien in Tränen auszubrechen. Wendy Smith wurde das zu viel. "Wenn sie nicht freiwillig gehen wollen, dann werde ich jemanden holen, der sie gewaltsam von hier weg holt! Lucas geht es gut, aber nur solange er Ruhe bekommt. Wenn etwas sein sollte, bin ich schon da. Soviel dürfen sie mir schon zutrauen."
"Schon, Schätzchen", begann Iva mit einem mütterlichen Lächeln an die Ärztin gewandt. Von verweinten Augen konnte gar nicht die Rede sein. "aber sie habe noch keine Erfahrung mit Kindern. Ihr blutjungen Dinger meint immer, schon alles zu wissen, dabei kommt doch erst mit dem Alter die Reife."
Dr. Smith rollte mit den Augen. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. "Dennoch, in medizinischer Hinsicht bin ich ihnen über und ob Kind oder nicht, sie gehen jetzt hier raus und lassen Lucas in meiner alleinigen Obhut."
Bevor Iva noch auf die Idee kommen konnte sich Bestätigung bei Rufus zu holen, schlich auch er sich aus dem Raum. Draußen wurde er jedoch schon erwartet. Sein kleines Fangrüppchen, das ihm seine Gitarre hinterher getragen hatte sah ihn erwartend an. Megan hatte die Arme vor der Brust verschränkt und tippte mit der Fußspitze auf den Boden. "Hallo." sagte der eine oder andere. Dave hielt ihm mit einem breiten Grinsen die Gitarre entgegen.
"Oh, danke. Ich hätte mir meine Gitarre schon geholt." sagte Rufus und nahm das Stück entgegen.
"Und was ist nun mit unserem Privatkonzert? Wollen wir in den Veranstaltungsraum gehen?"
Rufus fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. "Wisst ihr, mir ist jetzt eigentlich nicht mehr nach Privatkonzert. Das hat sich fürs erste erledigt." Schnell machte er, dass er davon kam. Seine Fans freute das hier weniger und erneut schürrte sich die Wut auf das junge Computergenie. Wieso musste der sich auch abfüllen, damit sie ihren Spaß nicht bekamen? Das war doch alles wieder pure Absicht von dem, das wussten alle nur zu genau! Sie wollten gerade geschlossen in die Krankenstation stürmen um dem jungen Genie ordentlich die Meinung zu sagen, als Iva von der Ärztin hinaus geworfen wurde.
"Das wird ihnen noch Leid tun!" polterte Iva Wendy entgegen, die das ganze eher locker sah und sich nicht beeindrucken ließ.
"Ich glaube Lucas wird es das nicht. Die Tür hier werde ich jetzt auch absperren, damit er wirklich seine Ruhe bekommt."
Iva stemmte die Hände in die Hüften. "Hah, sie trauen mir nicht? Sie als Gedankenleserin sollten doch ganz genau wissen, zu was ich fähig bin."
Wendy nickte. "Genau deshalb schließe ich ab. Und nun entschuldigen sie mich, ich habe noch andere Dinge zu tun."
"Warten sie! Sie können das arme Kind doch nicht einfach so hier einsperren und weg gehen!" Und wie Dr. Smith das konnte, sie war sogar schon auf dem Weg zur Magnetbahn, verfolgt von einer wütend vor sich hin meckernden Iva. Die Fangruppe war darüber hinaus mehr als aufgeklärt und zog es vor, sich ebenfalls zurück zu ziehen. Vielleicht sollte man ja Rufus suchen? Ob der sich nicht doch zu einem Privatkonzert überreden ließ? Sie suchten ihn eine Stunde, doch er war nicht zu finden und in seine Kabine einbrechen wollte niemand. Durch das kleine Sichtfenster hatte niemand von ihnen ihn sehen können. Wo auch immer er sich befand, wenn er sich nicht gerade in seiner Kabine versteckte, er konnte von seinen Fans nicht gefunden werden.
Leise Gitarrenklänge waren links neben seinem Kopf zu hören. Jemand spielte und verursachte bei ihm einen wahren Vulkanausbruch im Kopf. "Nicht." murmelte er leise vor sich hin.
Sofort hörte das Spiel auf. "Lucas?"
Die Stimme kannte er. Vorsichtig öffnete er die Augen, doch das Licht im Raum blendete ihn und er kniff diese wieder zusammen.
"Warte, ich drehe das Licht runter." Etwas hölzernes wurde auf den Boden gestellt und Schritte waren zu hören, wenig später wurde es dunkler im Raum und damit angenehmer für seine Augen. Er brachte sich in eine aufrechte Position und sah sich um. "Wieso bin ich auf der Krankenstation?" Und warum fühlte sein gesamter Körper sich so schwer an?
Rufus nahm neben ihm auf einem runden Hocker erneut Platz. "Weil du eine Alkoholvergiftung hattest und auf dem Weg zu deiner Kabine zusammen gebrochen bist."
"Oh... verstehe, daher auch ... meine Beschwerden." Lucas sprach leise und mit belegter Zunge. Der Geschmack in seinem Mund war einfach nur scheußlich. "Kannst du mir ein Glas Wasser bringen?"
"Mit dem größten Vergnügen." strahlte Rufus und eilte zu dem Waschbecken und füllte einen der Pappbecher um ihn Lucas zu bringen. Er war jetzt auf ihn angewiesen und das löste in ihm Glücksgefühle aus.
"Danke." sagte Lucas, als er den Becher mit schwachen Händen nahm und einige Schlucke trank. Das half zwar nicht viel, aber ein wenig konnte er von dem Geschmack hinunter spülen. Rufus nahm wieder seine Gitarre und begann darauf etwas zu spielen.
"Kannst du das bitte sein lassen? Mir dröhnt so schon der Kopf genug."
Beleidigt legte Rufus seine Gitarre zur Seite. "Ich war doch ganz leise."
"Dennoch, ich kann gerade nichts weiter vertragen... und wenn du schon dabei bist, sprich bitte etwas leiser." Lucas massierte sich die obere Hälfte seines Nasenbeins. Der Schmerz schien überall zu sein. "Wir müssen doch jetzt bald ankommen, nicht?"
"Mhm." kam es traurig aus Richtung Rufus. "In zehn Minuten sollen wir angeblich andocken. Als ich vorhin den Captain nochmal fragte, meinte er schon, dass wir nicht mehr lange brauchen würden. Dein Freund Ben ist bereits mit meinem Gepäck zur Schleuse geschickt worden und ich habe Dr. Smith auf Knien anflehen müssen, mich noch etwas zu dir zu lassen. Ich dachte schon du wachst nicht mehr auf, bis ich von Bord muss. Euer Commander wird mich sicherlich gleich holen kommen, damit ich verschwinde." Er ließ den Kopf hängen.
"Dann muss ich aber lange weg getreten gewesen sein."
"Oh ja, Iva ist halb verzweifelt und versucht ständig zu dir zu kommen. Darum ist die Tür hier auch abgeschlossen."
Innerlich war Lucas über diese Information mehr als erleichtert. Ein Glück, dass er gerade nicht in der Nähe der Küchenfrau war. Er konnte sich das schon bildlich genug vorstellen, was in dieser gerade vor ging.
"Kann ich mir, bis der Commander kommt noch einen Abschiedskuss bei dir stehlen?" Rufus sah ihn mit großen runden Augen an.
Lucas kippte ihm den Rest seines Wassers ins Gesicht. "Mir geht es noch nicht gut genug dafür und soviel Restalkohol habe ich auch nicht mehr in meinem Blut, dass ich genau das jetzt tun würde. Du bekommst von mir ein, bis bald und mach's gut, aber nicht mehr." Erneut griff er mit der Hand nach seinem Kopf. Irgendwann musste das hier doch mal aufhören. Würde Wendy mit dabei sein, wenn Rufus geholt wurde? Wenn ja, konnte er sich von ihr ja was gegen diese Kopfschmerzen geben lassen.
Sobald die seaQuest angedockt hatte, kam ein Sicherheitsteam nach draußen um dort Posten zu beziehen, gefolgt von Commander Ford. Er sah sich um. Die morgendliche Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel herab, zwei junge Mädchen mit Schlafsäcken und einer halben Campingausrüstung nahmen Kurs auf ihn, oben am Zaun zum Hafen, waren einige Sicherheitsleute damit beschäftigt andere Personen davon abzuhalten den Maschendrahtzaun zu zerschneiden um hindurch zu schlüpfen. Europa war eindeutig ziemlich verrückt. Hier schliefen schon junge Mädchen draußen am Strand, weil sie kein zu Hause mehr hatten. Er drehte sich gerade herum, als ihn jemand auf die Schulter tippte.
"Äh hähähä, entschuldigung?"
Ford drehte sich wieder zurück. Eine der beiden armen Mädchen, die bei näherem Hinsehen nun eher wie zwei gar nicht so arme Mädchen aussahen, hatte das Wort an ihn gerichtet. Sie trugen beide jeweils ein breites Grinsen im Gesicht. Hinter ihm stolperte Ben Krieg aus der Schleuse und fiel der Länge nach über einen von Rufus' Koffern, die sich dank seiner gezwungenen Einkaufsaktion durch mehr Inventar gehäuft hatten. Kurz warf er noch einen Blick auf den Versorgungsoffizer, der vor sich hin fluchend seine gerissene Uniform am Knie betrachtete und anschließend versuchte die Koffer aufzuheben, dann wandte er sich den Mädchen zu, die mit großen erstaunten Augen auf die Koffer sahen. Einer war aufgegangen.
"Ist das... sind das... Rufus' Sachen?" fragte eine andere.
"War er bei ihnen wirklich an Bord?" fragte die erste und sah ihn bereits mit großen Rehaugen an.
"Ist er noch da und kommt gleich?"
"Wehe der ist nicht mehr da!"
Von oben der Absperrung war ein Mädchen auf den Zaun geklettert und rief aus vollem Hals. "RUFUS! ICH MÖCHTE EINEN KUSS VON DIR HABEN! UNSER LETZTER WAR DOCH SO KURZ!" Dann wurde sie von den Beamten herunter gezerrt und wehrte sich wieder mit Händen und Füßen gegen diese Behandlung.
Augenrollend betrachteten die beiden Mädchen mit ihren Schlafsäcken unter ihren Armen die Szene. "Melanie mal wieder."
"War ja klar, dass die hier auftaucht."
"Pah, was denkt die eigentlich? Naja, komm, wir bauen unser Zelt da drüben auf, ich glaube das dauert noch."
"Och... also, ja warum nicht. Hast du noch Tee in deiner Thermoskanne? Meiner ist alle, die Nacht war doch etwas frisch."
Commander Ford sah ihnen fragend nach. Europa war wirklich voller verrückter Leute. Er wandte sich lieber seinen Leuten zu, von denen er wusste, dass diese nicht ganz so durchgeknallt waren und hoffte, dass man Rufus auch wirklich von ihrem jungen Genie endlich los reißen konnte, dann ging er wieder auf das Boot zurück. Endlich würde hier auch Normalität wieder einkehren. Der Sänger war nun da, wo er hingehörte und auf der seaQuest würden Recht und Ordnung walten. Gegen Ivas Zorn gegenüber ihren Versorgungsoffizier mal abgesehen.
ENDE
