Kapitel 3

Seit er gegangen war, schien ihm sein Leben irgendwie trist und leer. Ihm fehlten seine sprunghaften Emotionen, die von anschmiegsam bis zu brachial kratzbürstig tendieren konnten. Ein leises Seufzen entfloh seinen Lippen, als er sich an ihren letzten Streit erinnerte. War er jetzt wirklich schon eine Woche weg? Sein Seufzen wurde um einiges theatralischer und lauter.
Ihr letzter Streit… er erinnerte sich, dass Kai zu ihm kam um zu erreichen, dass er nicht nach Amerika müsste. Doch wussten sie beide, dass er dies nicht verhindern konnte und so verebbte der Streit bald wieder und endete in einem langen, verlangendem Kuss, den beide nicht beenden wollten, jedoch schon aus Sauerstoffmangel alsbald unterbrechen mussten.
An jenem Abend saßen sie noch lange beisammen. Auch wenn sie nicht sprachen, so wussten sie doch, dass jeder den anderen verstand. Kai hatte es sich neben ihm bequem gemacht und ruhte mit dem Kopf auf seinem Schoß. Die Nähe des jungen Körpers zu spüren ließ eine wohlige Wärme in seinem Leib aufkommen, und begann sich in etwas südliche Regionen zu sammeln, um dort zunächst leichte Aktivitäten zu verursachen. Masanori erinnerte sich an die Nacht in Kyoto, als sie so nah waren und von Leidenschaft schier überrollt wurden. Er hätte wissen müssen, dass die Erinnerung an die Entführung noch viel zu präsent war, als dass er schon hätte so weit gehen können. Also wollte er es auch diesen Abend nicht so weit kommen lassen und entzog sich Kai. Beinahe schon fluchtartig verließ er ihn, um sich im angrenzenden Bad zu beruhigen. Er verteilte etwas kaltes Wasser auf seinem erhitzten Gesicht und versuchte sich wieder auf andere Gedanken zu bringen, um Kai wieder gegenüber treten zu können. Noch einen letzten Blick in den Spiegel und Masanori verließ wieder das Bad um sich Kai zu widmen, der gerade seelenruhig schlummernd auf dem Sofa lag und leise vor sich hinmurmelte. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich an diesem Anblick erinnerte. Er wirkte noch viel jünger und zerbrechlicher als sonst. Langsam schüttelte er den Kopf, wie um die Erinnerungen zu vertreiben. Seine Leute hatten ihn vor wenigen Minuten erst aus dem Haus komplimentiert, damit er seinen Kopf wieder frei bekommen würde. Und das im strömenden Regen, wie er zu seinem Leidwesen feststellen musste.
Sein anfänglicher Unmut über diesen Umstand änderte sich, als er den warm prasselnden Regen auf seiner Haut spürte. Sein Hemd nässte nach wenigen Sekunden, genau wie der Rest seiner Kleidung bis auf die Haut durch. Doch keine Kälte war zu spüren, sondern die angenehm belebende Wärme des Sommers. Er bemerkte gar nicht, wie ihn seine Füße an den kleinen Fluss brachten, der sich träge durch den üppigen Park schlängelte, doch bemerkte er gar wohl die schlanke Gestallt, die sich schwankend durch den Regen bewegte.
Der junge Mann, so erkannte Masanori, sah weder nach Rechts oder Links, sondern folgte seinem Weg. Seine Beine schienen wie erstarrt. So harrte Araki dem Kommenden. Der junge Mann sah wie auf ein unsichtbares Zeichen auf und ihn direkt ins Gesicht. Masanori stockte kurz der Atem, als er das schöne Gesicht, von Trauer und Schmerz gezeichnet, vor sich sah. Tränen Mischten sich mit dem Regen und rannen unaufhaltsam an den bleichen Wangen hinab. Es schien wie in Zeitlupe, als er das Wanken Ranmarus sah und sich auf ihn zu bewegte. Der zitternde Leib presste sich haltsuchend nah an ihn, als Masanori den Stürzenden mit seinem Körper abfing. Er sah hinab auf den kleineren, als dieser begann den Kopf zu heben um ihn direkt anzusehen.
„Du?"

Mit verschwommenem Blick erkannte er sein Gegenüber und fragte sich nur kurz wie er denn in seinen Armen gelandet war. Doch noch waren seine Beine zu zittrig, als dass er hätte allein stehen können. Dankbar lehnte er sich an diesen starken Körper, der ihn so sicher hielt.
Nach kurzer Zeit glaubte er seinen Beinen wieder trauen zu können und löste sich leicht von Masanori. „Ich glaube es geht wieder. Danke für deine Hilfe." Wie selbstverständlich kam das ‚Du' von seinen Lippen, obwohl sie sich doch bisher immer nur höflich gesiezt hatten. Langsam schaute er sich um, versuchte sich einen Plan von seiner Lage und Umgebung zu verschaffen. Dabei fiel ihm auf, dass er keine Ahnung hatte wo er sich befand, noch wo er übernachten sollte. Er kramte kurz in seine Hosentasche und stellte fest, dass er nicht einen Yen bei sich trug. Stirnrunzelnd suchte er nochmals alle Taschen ab, irgendwo musste er doch etwas haben. Masanori stand ruhig abwartend neben ihm. Hilflos blickte Ran zu seinem Retter hoch, der ihn fragend ansah. „ Ich habe keinen einzigen Yen bei mir, kein Bett zum schlafen, bin nass bis auf die Haut und weiß nicht mehr weiter. Und was machst du hier?" Ran hatte das Gefühl nicht ganz Herr seiner Gedanken zu sein, zu viel schwirrte ihm darin herum, zu viele Eindrücke waren heute auf ihn eingestürzt. Fragend blickte er in die braunen Augen, die so ruhig auf ihn runterblickten. Masanori würde wissen, wo man schlafen könnte, nur eine Nacht, vielleicht sah morgen die Welt wieder ganz anders aus, vielleicht war Enjoji bis morgen vergessen. Im gleichen Moment wusste er das er ihn nie vergessen könnte, dafür gab es zu viele gute wie schlechte Erinnerungen.
Währenddessen prasselte unentwegt der Regen weiter auf die beiden herab, und Ran wusste, dass er, wenn er noch länger hier stehen blieb, sich erkälten würde.
„Könnte ich die Nacht bei dir übernachten?" Zu schnell kamen diese Worte über seine Lippen, dabei wollte er doch gar nicht so direkt fragen, aber ihm fiel auch keine andere Formulierung für diese Frage ein. Atemlos erwartete er die Antwort, rechnete schon mit einer Absage, als Masanori zustimmend nickte.

Noch immer hielt Masanori den jüngeren in seinen Armen, viel zu angenehm war das so lang vermisste Gefühl eines warmen Körpers nahe an seinem. Doch löste sich Ranmaru wieder von ihm und hinterließ eine schon fast schmerzhafte Kälte. Wie er ihn so vor sich stehen sah, die sonst so strahlende Gestalt war einem zusammengesackten Kümmernis gewichen. Jede Phase Ranmarus strahlte eine Verletztheit aus, die sein Herz berührte. Keine Liebe, oh nein, immerhin hatte er sein Herz an ein anderes wunderschönes Wesen verloren, vielmehr weckte Ranmaru seinen Beschützerinstinkt. Er wollte erfahren, was ihm solche Schmerzen bereitete und wollte versuchen ihm zu helfen, so wie er die Hilfe Rans erfahren hatte. Tief in seine Gedanken versunken bekam er fast seine Worte nicht mehr mit. „ Könnte ich die Nacht bei dir übernachten?" Nur kurz überraschten ihn diese Worte, war doch Samejima, nein Ranmaru, sonst eher zurückhaltend und suchte seine Probleme selbst zu lösen. Doch gern würde er dieser Bitte entsprechen und so nickte er Ran bejahend zu.
Langsam begannen sie den Weg zurück zu nehmen, doch entschied Masanori für sich, dass sie seine Privatwohnung aufsuchen sollten, und setzte dies auch in die Tat um. Wenig später erreichten sie das kleine aber gemütliche Appartement, nahe dem Park.
„Du solltest deine Sachen ausziehen. Ich lege dir trockene vor die Badtür." Wie er den tropfenden Ran da in der Tür stehen sah, konnte er nicht anders und musste leicht amüsiert lächeln. Eine immer größer werdende Pfütze breitete sich unter seinen Füßen aus und begann langsam bedrohlich auf den weichen Teppich zuzulaufen. Rans Oberbekleidung war schon eher nicht mehr vorhanden, so durchscheinend hatte sie der Regen gemacht und ließ somit Phantasien wenig Spielraum.

Nun bemerkte auch Ran die Pfütze, die sich an seinen Füssen bildete und rasch größer wurde. Leicht errötend blickte er zu Masanori und fragte murmelnd, wo denn das Bad sei.

Während er das Wasser im Bad rauschen hörte, begab sich Masanori mit Handtüchern bewaffnet in den Flur und beseitigte die feuchten Spuren, die Ranmaru bei seiner Ankunft hinterlassen hatte. Auch vergas er den Kimono nicht, den er Ran vor die Badezimmertür legte. Er hatte seinen Schrank durchgewühlt, jedoch fand er keinerlei Sachen, die Ranmaru auch nur ansatzweise passen könnten, ohne das dieser darin zu versinken drohte. So entschied er sich für einen weichen zartblauen Kimono auf dessen Rücken sich farbenprächtige Blumen innig umrankten.
Nach einigen Minuten endete das Rauschen des Wassers. Wieder vergingen wenige Minuten und die Tür zum Badezimmer öffnete sich leicht, so das sich ein schlanker Arm zwischen den Spalt hindurch schieben konnte um nach den Kimono zu angeln. Kurz, nur ganz kurz, verfluchte sich Masanori, dass er den Kimono nicht weiter entfernt von der Tür abgelegt hatte. Schon seit er Ranmaru das erste Mal gesehen hatte überlegte er, was dieser wohl unter seinen zumeist wenig Figurbetonten Sachen verbarg.
So schnell wie der Gedanke gekommen war, suchte er ihn auch wieder zu verdrängen. Er zog einen zierlichen Krug mit Sake zu sich und goss sich großzügig in eine Trinkschale ein. Schnell war diese geleert und es folgte die zweite. Das klappen einer Tür deutete an, dass Ranmaru zu ihm kommen würde und so stand Masanori ohne aufzublicken auf, goss etwas Sake in eine weitere Schale und wandte sich in Richtung des eintretenden Rans um. Ranmarus schmale Finger schlossen sich um Masanoris, um die zierliche Schale an sich zu nehmen. Wieder spürte er kurz die Berührung eines anderen Warmen Körpers. Und wieder setzte ein leises ziehen in seinem Innersten ein. Und wieder drängte er es dahin zurück, woher es aufstieg.
Seine Gedanken waren so weit abgeschweift, dass er gar nicht bemerkte, wie sich Ran auf das flache dunkle Sofa setzte und gierig die Schale Sake leerte, um sie dann wieder von Masanori auffüllen zu lassen. Lange sah er ihn an. Ranmarus Züge wurden etwas entspannter und seine Gesichtsfarbe nahm einen leicht rötlichen Schimmer an. Wodurch dessen von weinen geröteten Augen weniger Auffielen. Er bemerkte schnell, dass Ranmaru eher dabei war seinen Kummer mit Sake zu ertränken, als sich ihm anzuvertrauen. So versuchte er doch wenigstens einen allzu großen Konsum des verführerischen Getränks zu vermeiden. Doch suchte dies sein gegenüber erfolgreich zu verhindern. So blieb Masanori abwartend sitzen und harrte der Dinge die kommen mussten und auch kamen. Ein leises Seufzen von sich gebend sackte der braunhaarige langsam in sich zusammen, um leise vor sich hinmurmelnd auf dem weichen Sofa zum liegen zu kommen. Glücklicherweise hatte er zuvor die Trinkschale geleert, so dass wenigstens weitere Feuchtigkeitsschäden in seiner Wohnung ausblieben, als die Schale mit einem protestierenden Poltern ob der ungebührlichen Behandlung, auf dem Boden aufschlug.

Nachdem Masa ihm die Richtung gezeigt hatte beeilte er sich ins Bad zu kommen damit er nicht noch weiter die Wohnung ruinierte. Im Bad zog er sich die klatschnassen Sachen von seinem schlanken, aber doch aufregendem Körper und stellte sich unter die Dusche.
Lange ließ er das warme Wasser über seinen Körper prasseln und genoss die entspannende Wirkung. Doch schon viel zu früh, für seinen Geschmack, kamen ihm die Bilder vom Enjojis letztem Badezimmerausflug in den Sinn, wie er sich an ihn geschmiegt hatte, ihn überall berührt hatte, und der Lippenstiftfleck auf seiner Brust. Blitzschnell drehte er das Wasser auf Kalt in der Hoffnung so die Gedanken verscheuchen zu können.
Als das nicht funktionierte seufzte er laut auf und verließ die Dusche.
Gründlich trocknete er sich seinen Körper ab bis die Haut rosig schimmerte. Vorsichtig langte er mit einem Arm aus der Tür um sich den bereitgelegten Kimono ins Bad zu holen, nur zu deutlich war er sich der Anwesenheit Masa´s in der Nähe bewusst.
Anschließend zog er sich den von Masa bereitgelegten Kimono über, der ihm um einiges zu groß war, so dass die Ärmel etwas über seine Hände hingen und der Saum um seine Füße schlackerte.
Als er sich angezogen hatte ging er zu Masanori in den Wohnbereich, setzte sich auf die Couch, und nahm die Schale Sake entgegen welche ihm von Masa hingehalten wurde.
Deutlich spürte er den fragenden Blick von Masanori auf sich, doch noch war er nicht bereit darüber zu reden.
Mit einem Zug leerte Ran seine Schale Sake und hielt sie ihm wieder hin, damit es nochmals gefüllt wurde. Er wollte einfach nur vergessen, vielleicht würde es ihm gelingen wenn er nur genug getrunken hatte. Bei Enjoji schien es immer zu funktionieren, der konnte sich am nächsten Tag nie daran erinnern, was er angestellt oder gesagt hatte.
Nach drei oder vier Schalen verfärbten sich Rans Wangen leicht rosig und sein Blick wirkte verschwommen. Masa wollte ihm gerade die Schale entziehen, doch Ranmaru protestierte wehhemmend. Für sein Gefühl hatte er bei weitem noch nicht genug.
Doch nach der fünften Schale fielen ihm dann doch die Augen zu und die Hand mit der Schale sank entspannt herab.
Deutlich spürte er Masa´s Wärme an seiner Körperhälfte und kuschelte sich eng an ihn. Er brauchte diese Wärme, innerlich fühlte er sich kalt und tot und das wollte er nicht spüren.

‚Ich dachte immer das ist eher Enjojis Vorliebe.' Zuckte es kurz durch die Gedanken des älteren, als er mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Schlafenden zuging und diesen von seiner unbequemen Lage befreite, in dem er ihn in seine Arme nahm und langsam Richtung Schlafzimmer ging. Schnuffelnd begann sich Ran in seinen Armen zu bewegen, bis er seinen Kopf nah an Masanoris Halsbeuge brachte und dort zufrieden seinen Kopf an die warme Haut schmiegte. Tapfer, den warmen Atem an seinem Hals ignorierend, begab sich der dunkelhaarige mit seiner ‚Last' ins Schlafzimmer und verfrachtete diese ins Bett. Sogleich vernahm er ein leise protestierendes Gemurmel, als der jüngere, der wärmenden Nähe beraubt, in die kalten Laken sank. Schlanke, dennoch kraftvolle Arme schlangen sich um seinen Nacken und zogen ihn besitzergreifend wieder zurück an den anderen. „Du bischt scho schön warm…" Hörte er die undeutlichen Worte Rans, als dieser begann Masanori über sich zu ziehen. Er wusste gar nicht wie ihm geschah, schon hatte sich der schlankere über den dunkelhaarigen gerollt. Er schluckte leise, als er Ran halb aufgerichtet über sich sah. Sein Blick hatte sich wieder verändert, nahm nun einen eher nachdenklichen Ausdruck an. Noch immer zog sich der Schleier des Alkohols über die warmen dunklen Augen, als sein Blick langsam über den kräftigen Körper unter sich glitt. „Ran du bist betrunken… und ich bin nicht Enjoji… und überhaupt… was soll das?" Er war selbst über sich erstaunt, wie ruhig er diese Wort heraus brachte, auch wenn sein Körper langsam begann in Flammen aufzugehen. Viel zu lange schon hatte er das süße Vergnügen eines anderen Körpers nicht genossen. Viel zu verführerisch nah war diese verbotene Verlockung. Und viel zu intensiv begannen diese braunen Augen über seinen Körper zu streichen. „Ich weiß…" Nur gehaucht verließen die Worte die weichen Lippen. Weich? Warum weich? Ja sie mussten einfach weich sein. Wie nachdenklich begann Ran diese gerade mit seinen Zähnen zu bearbeiten, wodurch sich eine betörend rote Färbung einstellte. Der Effekt wurde noch durch die vorwitzige Zunge verstärkt, die immer wieder die Konturen der Lippen nachzeichneten und feucht glänzen ließ.
Der vergleich einer Maus vor einer Katze machte sich in seinen Gedanken breit, als er sah wie sich Ranmarus Augen kurzzeitig verdunkelten und dann ein leichtes lächeln über sein blasses Antlitz strich. „Du bist noch immer feucht, Masanori." Schlanke Finger strichen über die breite Brust, öffneten vorsichtig und geschickt die Knöpfe von Masanoris Hemd. Dieser war erst viel zu überrascht ob dieser Worte, so dass er relativ spät reagieren konnte und Ranmarus Hände einfing. Wieder dauerte es wenige Sekunden, oder Minuten, eher sich der unten liegende so weit gefasst hatte, dass er Ranmaru direkt in die noch immer von Alkohol umnebelten Augen blicken konnte und leicht blinzelte.
Ranmarus fein geschwungene Augenbrauen zogen sich grübelnd über den tiefbraunen Augen zusammen, als würde er angestrengt darüber nachdenken, wie wohl seine Hände in die Masanoris gekommen waren. Um das Bild zu vollenden legte dieser dann auch noch den Kopf schief und schien nun dieses für ihn ungemein faszinierende Geheimnis durch Überlegung lösen zu wollen. Warum genau ihm dieser Gedanke erst jetzt durch den Geist schlich, konnte Masanori sich beim besten Willen nicht erklären, doch irgendwie schien Ranmaru nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein. Sein Verhalten war jenseits von dem, welches er normaler weise an den Tag legte und lies auch jegliche Scheu vermissen.
Wieder hatten ihn seine Gedanken aus dem Hier und Jetzt gerissen und so merkte er nicht, wie Ranmaru das scheinbare Rätsel löste und seine Finger aus Masanoris Händen zog. Sein Geist erklärte sich erst wieder, bereit die Formen der Wirklichkeit hindurch zu lassen, als kühle Hände begannen sich unter den Stoff seines Hemdes zu schieben und dieses wiederum von seiner Brust über die Schultern zu streifen. Wie dahingegossen konnte er sich nicht rühren, als die neugierigen Finger Ranmarus begannen seinen Oberkörper zu erkunden. Der Blick des jüngeren zeigte wieder eine unstillbare Neugierde, als er den ihm noch unbekannten Körper mit Augen und Fingern zu erkunden suchte. Besonders die Tätowierung des Drachen auf Masanoris linker Schulter zupfte an Rans Neugierde. Er zeichnete fast akribisch die Konturen des Drachen nach, bis er an dessen Kopf angelangt war und näher heranrückte. Ranmarus Kopf war nun auf gleicher Höhe wie die des Drachen. Beide starrten sich lange an. Drache und Mensch. Mensch und Drache.
Masanori versuchte so lange wie möglich ruhig liegen zu bleiben. Er genoss die Erkundungstour der Finger und das einhergehende Interesse, was Ranmaru offensichtlich an seinem Körper hatte. Doch plötzlich spürte er wie die tastenden Finger verharrten und wie sich das Gewicht auf seinem Körper verstärkte. Dann vernahm er noch ein leises Seufzen, eher Ranmaru seinen Oberkörper als Kopfkissen nutzend einschlief.