Den in diesem Kapitel erwähnten Trank, habe ich ursprünglich für eine andere meiner Geschichten erdacht. Doch mittlerweile denke ich, dass er eher hierher passt, als in die andere.
Falls jemand schon einen ähnlichen Trank Mal in einer Geschichte erwähnt haben sollte, tut es mir aufrichtig leid. Dann habe ich wohl genau jene nicht gelesen.
Wie immer gehört mir gar nichts. Was wiederum heißt, dass ich kein Geld dafür erhalte.
Dieses Kapitel widme ich HexeLea, die all meine Korrekturen durchführt und ohne die ich aufgeschmissen währe!
Kapitel 4
Der Trank der schlingenden Seelen
Oh, sie wusste genau, wo sie das Tuch hinterlegen wollte, im ganzen Büro kam nur ein einziger Platz in Frage. Gleich links neben dem Eingang gab es eine Reihe von Regalen, die teils mit Büchern, Flaschen und Gläser gefüllt waren. Ganz oben auf dem, das dem Schreibtisch am nächsten war, versteckt hinter Gläsern, deren Inhalt Ekel erregend aussah, stand eine kleine, unscheinbare Flasche. Bei bloßem Hinsehen konnte sie leicht übersehen werden. Doch so klein und unscheinbar die Flasche auch war, so herzbewegend war ihr Inhalt. Na ja, eigentlich war der Trank im Inneren der Flasche nicht einmal etwas Besonderes, kein Trank im eigentlichen Sinne. Er besaß keine Heilkraft wie sonst üblich bei Zaubertränken, und man würde ihn nicht gerade hier in Severus Büro vermuten. Jedem anderen Meister der Zaubertränke, jedem anderen Professor, ja, sogar Dumbledore, hätte sie zugetraut, einen solchen zu besitzen. Aber bestimmt nicht ihm, dem von allen gefürchteten Professor Severus Snape.
Sie konnte sich noch sehr genau an jenen Abend erinnern. Sie war rein zufällig, auf der Suche nach bestimmten Zutaten, die sich nicht im angrenzenden Lager befanden, auf ihn gestoßen. Sie musste damals zweimal hinsehen, um zu glauben, was sie da sah. Plötzlich war da ein Mensch, nicht der von allen gehasste Professor. Ein Mensch, der wirkliche Gefühle empfand. Sie konnte es fast nicht glauben. Sie hatte in jener Nacht sehr schlecht geschlafen, über vieles nachgedacht. Seit jenem Abend hatte sie begonnen, den Professor aus einer anderen Sicht zu sehen.
Ja! Sie hätte ihn wirklich jedem zugetraut, aber ganz bestimmt nicht ihm.
Hermine trat auf das Regal zu und schob behutsam die Gläser beiseite. Und da stand sie, die Flasche mit dem „Trank der schlingenden Seelen", der eigentlich der „Trank der sich umschlingenden Seelen" heißen sollte. Wobei sich das Wort „Seele" eher auf die Ebene bezog, in der die zwei Brauenden zueinander standen. Was sich im Inneren der Flasche nämlich so eng umschlang, waren nur zwei Rosen. Jeder Betrachter dieses Trankes, der die spezielle Herstellungs-Zeremonie nicht kannte, würde in ihm nichts weiter erkennen als zwei Rosen. Zwei Rosen, die sich eng umschlangen. Er würde die Besonderheit des Trankes nicht sehen.
Doch sie wäre nicht Hermine Granger, wenn sie die Bedeutung nicht erkennen würde. Sanft ließ sie ihre Hände über die Flasche gleiten und sogleich neigten sich die Rosenköpfe ihr entgegen, sie folgten jeder ihrer Bewegungen. Ja, sie lechzten geradezu nach Gefühlen.
Ja, dieser Trank war wirklich etwas Besonderes. Doch das ganz spezielle an ihm war die Herstellung, wovon das ganze Gelingen abhing. Das Liebespaar, das ihn herstellte, musste sich sehr nahe stehen. Normale Zuneigung reichte bei diesem Liebestrank nicht aus. Während des Herstellungs-Prozesses mussten sie auf einer speziellen Ebene zueinander stehen. Sie mussten eins sein in Worten, Gedanken und Gefühlen, bei diesem Trank galt es, ein Dualpaar zu bilden. Und darin lag die Schwierigkeit.
Hermine hatte in einem der Bücher in der Bibliothek gelesen, dass der Trank früher oft von eifersüchtigen Ehemännern missbraucht wurde, um sich der Liebe ihrer Frauen zu vergewissern. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was bei einem Misslingen dieses Trankes mit ihnen geschah. Nein! Hermine war sich sicher, dass das kein Trank war, der für solche Dinge missbraucht werden sollte. Denn die Brauenden standen sich nahe, sehr nahe, sie bildeten eine Einheit, wobei der Mann immer die Position hinter der Frau einnahm.
Hermine beneidete diese Frau, sie wäre gerne an ihrer Stelle gewesen. Denn eine der Rosen im Innern stellte Sie, diese unbekannte Frau dar und die andere Severus. Und sie war sich sicher, dass es Severus Flasche war, da der Trank immer aus zwei Flaschen bestand und er musste die seine wenigstens ab und zu zur Hand nehmen, denn sonst würde der Inhalt in sich zusammenfallen, sich in eine nicht definierbare Flüssigkeit verwandeln. Die Zahl Zwei spielte bei diesem Trank eine ganz spezielle Rolle. Vom Besorgen der Zutaten, die man alle doppelt benötigte, und fast ausschließlich aus Rosen bestanden, über das Herstellen des Rosenöls, bis zur Fertigstellung des Trankes, wurde alles gemeinsam erledigt. Körper an Körper, Hand in Hand. Erst am Ende, wenn sich der fertige Trank schon in der Flasche befand, kam die letzte Zutat. Die zwei Tropfen Blut, der Geist des ganzen Trankes. Der jeweilige Gegenpartner entnahm sie dem Ringfinger der rechten Hand am Partner. War dies Geschehen und der Trank gelungen, entstanden aus einem Wirbel die zwei Rosen, die sich eng umschlangen, fast so als würden sich die zwei Liebenden zärtlich umarmen.
Immer wieder lies Hermine ihre Hand über die Flasche gleiten, und immer folgten die Rosenköpfe ihren Bewegungen, was sie eigentlich nicht sollten, sie reagierte normaler
weise nur auf jene, die ihn hergestellt hatten. Hermine schüttelte den Kopf. Dieser hier, war wirklich etwas Besonderes.
Sie war wirklich neidisch auf diese Frau. Sie selbst würde Severus vielleicht nie so nahe stehen, wie Sie einst.
Hermine nahm das Taschentuch, das sie immer noch in der Hand hielt, und sah es ein letztes Mal an. Wie oft hatte sie in den letzten Tagen versucht, das Blut, sein Blut, mit dem das Tuch durchtränkt war, auszuwaschen. Ohne Erfolg, nicht ein einziger Tropfen seines Blutes war verschwunden. Irgendwann hatte sie es aufgegeben.
Ihr Blick fiel wieder auf die Flasche. Ja! Sie beneidete diese Frau wirklich. Sie wollte an ihrer Stelle sein. Sie wollte diejenige sein, die beim Brauen dieses Trankes seinen Körper ganz nahe an dem ihren spüren konnte. Ihr Blick fiel erneut auf das Tuch. Dann wieder auf die Flasche, und erneut auf das Tuch. Und mit einem Male wurde ihr bewusst, was sie tat. Sie war gerade dabei, das einzige, was ihr am Herzen lag, aufzugeben.
Abrupt drehte sie sich um. Und wäre vor Überraschung fast gegen das Regal gefallen. Sie begann zu sehen, die Besonderheit dieses Raumes zu erkennen. Die Pergamentschnipsel, das Messer, die verschiedenen Wurzeln, wirklich keines dieser Dinge hatte seine Lage verändert. Der ganze Raum schrie förmlich nach ihr. Er hatte nicht einen Gegenstand entfernt, den sie berührt hatte. Hastig drehte sie sich um. Schob die Gläser wieder an ihren Platz und verlies den Raum.
Neidvoll blicke ich ihnen nach. Sehe, wie sie, sich an den Händen haltend, aus meinem Sichtfeld verschwinden. Ich fühle mich einsam, verlassen und leer. Und mir wird kalt, unsagbar kalt. Ich schlinge meinen Umhang enger um mich. Ich kann sehen, dass sie etwas haben, das ich nie haben werde. Einen Menschen, der Freud und Leid mit mir teilt. Wie lange ist es her, seit ich eine Frau in den Armen hielt, der ich wirkliche Gefühle entgegen gebracht habe? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich die Einzige, die mir wirklich etwas bedeutet, von mir gestoßen habe. Und das nur, weil der Gedanke an meinen Vater mir keine Ruhe lässt. Weshalb musste sie gerade so und auf diese Weise in jener Nacht in meinem Schoss liegen? Weshalb blieb mir der Anblick ihres vor Schmerzen gekrümmten Körpers nicht erspart? Es war, als würde Monique wieder in meinen Armen liegen, und mit ihr die Vergangenheit. In diesem Moment fühle ich mich einsamer als jemals zuvor in meinem Leben.
