Hier ist das dritte Kapitel in dieser Woche.

Ich nehme mir jetzt vor, dieses länger zu machen. Vielleicht schaffe ich sogar den ganzen Tag. Ich hoffe, dass ich das jetzt wirklich schaffe.


Kapitel 9 - Liebe und Traurigkeit

Mittlerweile habe ich Ginny angezogen und aus dem Bad gebracht. Sie ist fast selbst gelaufen. Ich musste sie nur etwas stützen. Nun saßen wir am Esstisch und frühstückten.

Ginny aß nur sehr wenig und langsam. Gerade mal ein halbes Brötchen, dann hörte sie auf. Ich versuchte sie zu überreden mehr zu essen, aber sie tat es einfach nicht. Ohne Reaktion.

Ich hatte beschlossen, nach dem Frühstück in die Bibliothek zu gehen. Ich wollte mich über Menschen, die wie Ginny wurden informieren. Eigendlich hätte ich das schon längt tun sollen. Der Grund, warum ich es nicht tat, war der für vieles. Angst. Ich hatte Angst. Wie vor dem ersten Besuch im Mungo.

"Ginny, Engel, willst du mit mir in die Bibliothek gehen? Vielleicht findest du ein Buch, das du gerne lesen würdest.", fragte ich sie. Allerdings war ich mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch lesen konnte.

Auf meine Frage erhielt ich allerdings keine Antwort. So ging ich also langsam einige Schritte richtung Treppe. Sie sah mich an, stand auf und...fiel hin.

Mit drei Schritten war ich bei ihr und half ihr hoch. Einen ihrer dünnen, weißen Arme legte ich mir um den Hals, ihre andere Hand nahm ich hinter ihrem Rücken in die meine. Indem ich sie so stütze schafften wir es leicht die Treppe hinauf. Langsam, aber wir gelangten hinauf.

In der Bibliothek angekommen setzte ich sie auf einen der weichen, roten Samtsessel und drückte ihr ein Buch in die Hand. Romeo und Julia. Ich wusste, dass sie dieses Stück von Shakespeare (A/N: Ich hoffe, den habe ich richtig geschrieben) mag.

Ich hingegen fand bei den medizinischen Büchern eines über psychische Schäden. "Psychische Schäden, wie sie entstehen und entschwinden von Hannibal Spinnsinn". In einem Sessel gegenüber meines Engels ließ ich mich nieder und durchstöberte das Buch.

'Irgendwie steht hier so viel drin, aber nichts, was einem weiterhilft. So viele Worte, die doch nichts sagen. Verrückt!', dachte ich nach einiger Zeit, blätterte aber trotzdem weiter.

Zwischendurch warf ich immer wieder einen Blick auf Ginny, die aussah, als würde sie wirklich lesen, obwohl sie immer wieder Seiten übersprang.

"I...ich liebe dich...", vernahm ich plötzlich eine so leise Stimme, dass ich beinahe nicht verstanden hätte, was sie sagte. Wobei ich aber trotzdem irritiert war. Es war Ginny.

Sie sah auf. Sah mich direkt an. Wieder. Wieder blickte ich in ihre Augen und sie in meine.

"Ich liebe dich, Harry.", sagte sie, flüsterte es fastund starrte mich weiter an. Ich konnte ebenfalls nichts anderes tun, als sie anzustarren.

Hatte sie das wirklich gesagt? Hat sie gesagt, sie liebt mich? Hat sie meinen Namen genannt?

"Ich dich auch", brach es aus mir heraus, bevor ich zu ihr hinüberstürzte und sie in den Arm nahm.

"Ich liebe dich auch, mein Engel. Ich werde dich immer lieben!", wiederholte ich und begann zu weinen.

Sanft spürte ich zwei Arme, die sich um mich legten.

'Poch, poch', es klopfte an der Tür, was mich aufschrecken ließ.

Langsam löste ich mich von Ginny, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und rief:

"Herein!"

Dobby öffnete die Tür.

"Harry, eine Frau ist unten im Feuer. Sie möchte Harry sprechen, Sir."

"Ok, danke, Dobby. Bitte bleib doch hier, während ich hinuntergehe und passe auf meine Ginny auf."

"Selbstverständlich, Harry, Sir. Dobby wird gut auf Harrys Ginny aufpassen."

"Danke Dobby, ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde"

Während ich die Treppen hinunter in die Küche lief, wischte ich mir nocheinmal schnell über die Augen. Wer auch immer im Kamin wartete, musste ja nicht unbedingt sehen, dass ich gerade geweint hatte.

"Ah, da sind sie ja Mr. Potter. Schön sie zu sehen. Wie geht es ihnen?"

Dr. Moore befand sich im Kamin.

"Guten Tag, Dr. Moore. Mir geht es eigendlich recht gut, und selbst?"

"Danke, mir geht es auch gut. Aber wichtiger ist ja eigendlich, wie es Ms. Weasley geht..."

"Ich denke, dass kann man nicht ganz genau sagen, aber sie hat erstaunliche Fortschritte getan. Von einem Tag auf den anderen."

"In wiefern, Mr. Potter?", hinterfragte Dr. Julia Moore.

"Sie hat es alleine bis in den Garten geschafft, sie hat einen Blumenkranz gebunden, sie spielte mit dem Wasser in der Badewanne und sie...sie hat gesprochen", erklärte ich.

"Das ist wahrlich erstaunlich. Sie kann also laufen, scheinbar erinnert sie sich wieder an einige Dinge, die sie früher gern tat. Und, Mr. Potter, was hat sie denn gesagt?", ich wusste, dass sie diese Frage stellen würde, trotzdem war es mir etwas unangenehm zu anworten.

"Sie las gerade in Romeo und Julia, da hat sie irgendwann gesagt, dass sie mich liebt.", es kam mir furchtbar schwer über die Lippen.

"Ich komme aus dem staunen nicht mehr hinaus. Ihre Gesellschaft muss ihr wirklich gut tun. Was haben sie mit ihr gemacht?"

"Nichts. Ich habe ihr nur ihr Lieblingsmärchen vorgelesen und bin dann neben ihr eingeschlafen."

"Es könnte sein, dass die bloße Nähe zu ihnen Ms. Weasley schon hilft. Bleiben sie immer nah bei ihr. Ich denke, ihr Zustand kann sich so nur bessern. Aber wie gesagt, halten sie sie fern von Bildern, auf denen Verstorbene zu sehen sind, die sie kannte."

"Das werde ich, Dr. Moore."

"Gut, dann verabschiede ich mich jetzte. Aufwiedersehen, Mr. Potter."

"Aufwiedersehen."

Nach dem Gespräch fiel es mir plötzlich wieder ein.

Gestern im Schlafzimmer. Sie sah sich um und begann zu schreien und zu zittern. Dort stand ein Bild von Ron, Hermine und mir. Ron und Hermine sind tot. Ginny hat das Bild gesehen!

Heute morgen im Bad. Dort steht auf der Ablage ein Minnischminkköfferchen, dass Hermine Ginny einmal geschenkt hat. Ginny war unter Wasser.

Ich ging schnellen Schrittes ins Badezimer. Das Schminkköfferchen fand ich erst nach einem Moment auf dem Boden, seltsamerweise unter einem Handtuch. Die Sachen, die darin waren, waren alle zerbrochen. Der Koffer auch.

Ich ließ sie Sachen verschwinden, samt Koffer.

Schnell rannte ich ins Schlafzimmer. Der Bilderramen lag umgefallen auf der Kommode. Durch das Glas ging ein Sprung. Das Bild bewegte sich nicht mehr.

'Oh heiliger Zauberstab! In der Bibliothek ist ein Fotoalbum aus meiner Hogwartszeit. Merlin, mach, dass sie es nicht findet!', betete ich.

Just in diesem Augenblick begann das Haus zu beben. Ich stürmte in die Bibliothek und blieb voller Entsetzen in der Tür stehen.

Ginny saß auf dem Boden, Schreiend und auf das Fotoalbum einschlagend. Ein Reagal fiel um. Die große Fensterscheibe zerbarst. Die Kerzenhalter fielen von der Wand.

Ich wusste nicht, was sie tat, aber es war absolut beängstigend.

Das Reagl neben ihr begann bedrohlich zu wackeln.

Ohne nachzudenken lief ich auf meinen zerstörerischen Engel zu, packte sie bei den Schultern, riss sie von dem Reaglfort und beugte mich über sie, um sie zu schützen.

Nicht weit von meinem Fuß entfernt krachte das Regal hart auf den Boden.

Ich setzte mich auf, während ich Ginny festhielt.

"Dobby? Dobby, wo bist du?", rief ich.

"Dobby ist hier, Sir. Ist es vorbei?", fragte der ängstliche Hauself und kam aus dem Kamin heraus.

Ich ließ das Album ebenfalls verschwinden und bejahte dann.

Ohne dort zu sein, ließ ich auch alle anderen Dinge, die auch nur entfernt an geliebte Verstorbene erinnerten verschwinden. Ich würde alles oben auf dem Speiche wiederfinden.

"Dobby, sei doch so nett und repariere den Schaden mit den anderen. Ich muss mich um Ginny kümmern."

"Werden wir machen, Sir."

Ich hob Ginny hoch, die wieder stark zitterte und ging mit ihr hinunter ins Wohnzimmer, wo ich sie auf einem Sofa ablegte.

"Ginny, es ist wie es ist. Das Leben nach dem entscheidendem Kampf, nach der letzen Schlacht, nach dem Krieg, ist schrecklich. Ich weiß, alle sagen, im Krieg zu leben sei die Hölle. Das Ende des Kriegs bedeutet aber noch lange nicht das Ende der Hölle.

Unser beider Leben ist zu verschieden Zeitpunkten zur Hölle geworden. Nun haben wir nur noch uns und für uns sollten wir leben.

Du weißt doch, solange wir die, die wir lieben in unserem Herzen behalten, sind sie immer bei uns. Zerstören wir aber die Erinnerung an sie und vertreiben wir sie aus unserem Herzen, so werden sie uns verlassen. Für immer.

Die Körper unserer Freunde und Familien sind vielleicht gestorben, aber die Seelen sind noch bei uns. Sie beobachten uns und bewachen uns, damit uns nichts geschieht. Sie sind unsere Schutzengel, verstehst du?

Also akzeptiere das, denke daran, dass sie Heldenwaren und sie es immer sein werden. Vergiss sie niemals, mein Engel."

Liebevoll sahich Ginny nach dieser kleinen Rede an.

Sie hatte sich beruhigt, zitterte nicht mehr, aber Tränen kullerten still ihre geröteten Wangen hinunter.

"Ich vergesse euch nie", flüsterte sie und schloss die Augen.

Die Magie, die sie verbrauchte, hat sie zum schlafen gebracht. Ich deckte sie zu und machte es mir auf einem Sessel bequem.

"Wir werden euch nie vergessen, versprochen, Freunde!"


Naja, wieder nicht der ganze Tag. Kann doch nicht wahr sein, dass ich das nicht schaffe!

Ich nehme mir jetzt ganz fest vor, den tag im nächsten Kapitel zu beenden.

Jetzt bedanke ich mich noch herzlichst für eure Reviews. DANKE!

Liebe Grüße

Lily