DISCLAIMER: siehe Kap.18

Kapitel 19:

Guten Morgen liebe Sorgen

Seid ihr auch schon alle da

Habt ihr auch so gut geschlafen

Na, dann ist ja alles klar

Ich schlage die Augen auf(na toll, ich war wieder mal ohnmächtig). Es ist hell um mich rum, und ganz weiß. Das Licht ist leicht gedämpft, als wäre es durch Weichspüler gefiltert oder so. Irgendwoher weht ein sanfter weicher Wind, der einen Duft von Blumen und Sommerwind bringt...

Ein unglaublicher Gedanke steigt in mir hoch. Bin ich...TOT? Könnte das sein? Bin ich wirklich gestorben? Einfach so?

Das ist aber seltsam. Vor allem: es sieht nicht nach Hölle aus. Also Himmel.

Himmel? Moment. So was wie ich kommt doch nicht in der Himmel- oder?

Das muss ich unbedingt Legolas erzählen. Dass ich im Himmel bin... Oh. Richtig. Legolas...

Immer diese Denkfehler und Synapsenfehlzündungen, wenn man ohnmächtig war! Wie doof bin ich eigentlich? ICH BIN DOCH SCHON TOT! Da kann ich eigentlich gar nicht mehr sterben... Außerdem WAR ich doch schon im Himmel. Ich war doch in Valinor, ich hab Legolas geheiratet. Und dann hab ich zu brennen angefangen... ach, stimmt ja. Ich wurde ja Opfer eines Wetteranschlags. Wenn ich Mandos in die Finger kriege...! So Wetter macht der nie wieder...!

Da wäre dann natürlich das Problem, dass ich ihn erst mal in die Finger kriegen müsste. Womit wir direkt zur nächsten Frage überleiten: WO zur Hölle bin ich? Ok, Hölle nicht, das hatten wir ja schon ausgeschlossen...

Hm. Ich blicke mich nachdenklich um, kann aber außer dem hellen Weiß nichts erkennen, und aufsetzen kann ich mich auch nicht, ich liege nämlich. Nach einer Weile wird mir auch klar, dass ich anscheinend in einem Bett liege und zu allem Überfluss auch noch dran gefesselt bin. Na toll.

Ich wüsste wirklich gerne, wo ich bin. Irgendwo in meinem Hirn schwirrt auch so eine Ahnung rum, aber ich bekomme sie nicht richtig zu fassen. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass ich die Ahnung vielleicht gar nicht wissen will...

Mir wird langweilig. Ich liege einfach rum und warte darauf, dass nichts geschieht, als auf einmal die Tür aufgeht(jedenfalls klingt es so). Schritte sind zu hören, und ein Gesicht schiebt sich in mein Gesichtsfeld. Es ist ein genervtes Geicht, mit Mundwinkeln, die in Bitterkeit verzogen sind. Es sieht nicht sehr glücklich aus; seinen Blick nach zu schließen ist es auf mich wütend. Kenne ich das Gesicht? Ich bin nicht sicher. Doch es scheint mich zu kennen, aber irgendwie bin ich zu benebelt, wovon auch immer, um wirklich klare Gedanken zu fassen. Seltsam...

Das Gesicht schaut sehr streng auf mich herab, und ich merke, dass es auf mich wütend ist. Dass es zornig ist, aber gerade, als mir dieser Gedanke kommt, wird das Gesicht ausdruckslos. Und es fängt an zu sprechen.

„SO." Uh-oh. Das Gesicht lässt vielleicht nicht auf sich schließen – Die Stimme schon!

„Du bist also wach."

Allmählich beschleicht mich ein ganz, ganz schlechtes Gefühl. Ich beschließe, erst mal zu schweigen.

„Jetzt sollte ich wohl etwas schrecklich besorgt wirkendes sagen. Etwas wie „WIE GEHT ES DIR?" oder „WAS HAST DU DIR NUR DABEI GEDACHT?" Das ist doch, was du jetzt hören möchtest, nicht wahr?"

Möchte ich das? Ich möchte allmählich wirklich gerne wissen, was hier gespielt wird!

„Emilia, ich werde dich nicht bemitleiden, du weißt, du hast von mir so etwas nicht zu erwarten. Was soll dieses ganze Gehabe? Du hattest dich doch so gut gemacht, ganz prima entwickelt. Und nun das!"

Ich merke, dass das Gesicht nicht wirklich böse auf mich ist. Also schön, dann ist es eben mehr enttäuscht und auch verwundert, dass ich zu „so was" - was immer es auch ist- überhaupt fähig bin. Aber woher kennt es mich? UND WAS HABE ICH GEMACHT?

Wenn mein Gedächtnis und Orientierungssinn irgendwann einmal wieder auftauchen wollten, wäre jetzt, finde ich, ein guter Zeitpunkt dafür.

„Wirklich, Emilia, ich bin enttäuscht von dir. Wäre das wirklich nötig gewesen? Nur weil Andere andere Meinungen haben als du. Das ist doch keine Reaktion! Du hättest so stolz auf dich sein können..."

Ich bin verwirrt. Ich wüsste gerne, was hier los ist. Ich will wissen, wo ich bin und was mir vorgeworfen wird. Was das alles soll. Andererseits will ich schlafen, bin schrecklich benommen und müde.

Aber es gibt noch etwas, das in meinem Kopf herumschwirrt. Diese ganze Fragerei, dieser seltsame Vortrag des anscheinend körperlosen, über mir schwebenden Gesichtes...

Ich habe das seltsame Gefühl, alle Antworten auf alle Fragen und Wirrnisse zu kennen, alles beantworten zu können, wenn ich nur wirklich will. Ich weiß es...

Irgendwo in mir drin. TIEF in mir drin. Ich muss es nur finden... und alles wird sich klären.

„...ist doch sonst nicht deine Art. Nur, weil nicht alles deinen Wünschen entsprach... Es kann sich doch nicht jeder gleichzeitig um alles kümmern! Sei nicht so streng mit dir und den anderen. Gib dem Leben eine Chance, so, wie es ist..."

Ich beschließe, alles bis auf diese seltsame Ahnung beiseite zu schieben. Sich in sich selbst versenken, das habe ich doch gelernt! Ich will wissen, was hier los ist. Ich weiß, dass ich es kann. Man schafft alles, wenn man es nur will.

„...musstest dich nie bemühen. Etwas Dankbarkeit, Demut... das macht alle glücklicher! Du musst es nur versuchen. Es klingt seltsam, aber mit etwas Ruhe und Geduld wirst du glücklich werden..."

Ich unterbreche meine Überlegungen. Hat sie eben wirklich gerade gesagt, dass ich glücklich werden werde? Das war ich doch... bis ich zu brennen angefangen habe.

Egal, weiterüberlegen! Ich hatte es fast...

Der Monolog des Gesichts versandet als Hintergrundgeräusch, ich höre es kaum noch. Ich treibe inmitten meiner Gedanken. Der eine, der bestimmte, der gesuchte- fast habe ich ihn. Er wirbelt um mich herum, als wollte er mich ärgern. Und immer schneller wird er. Er entwischt mir...

Ich habe ihn! Und in diesem Moment, als ich ihn zu fassen bekomme, wird er undeutlicher denn je. Wie hohles Wasser zerrinnt er mir in den Händen. Ich muss ihn aussprechen, bevor er verloren geht. Ohnehin betrifft er das Gesicht über mir. Ich glaube zu wissen, wo ich bin. Ich muss mich getäuscht haben. Ich bin wohl doch gestorben.

Ernsthaft und zum ersten Mal seit meinem Aufwachen wirklich wach sehe ich das Gesicht an.

„Bist du ein Engel?"

„WAS bitte? Emilia?"

Das Gesicht scheint auch wach geworden zu sein. Es schiebt sich weiter vor. Anscheinend hat es doch einen Körper. Mehr noch, es trägt eine weiße Tracht, die mir bekannt vorkommt. Eine SCHWESTERNtracht. Ich kenne das...

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitz. Froh, dass ich endlich Ordnung in mein Gedankenchaos gebracht habe, sprudele ich alles aus mir heraus: „Ich bin im Krankenhaus! Sie sind eine der Schwestern, die uns bewachen! Ich war hier schon mal! Ich bin hier stationär! Ich bin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie!"

Verwirrt sieht die Schwester mich an. „Natürlich. Was dachtest du denn? Und warum fragst du mich, ob ich ein Engel bin? Das weißt du doch. Ich meine, es ist eine Eigenschaft von Engeln, hilfsbereit und uneigennützig zu sein, und ich bin doch ein „weißer Engel", weil ich ehrenamtlich hier bin. Das weißt du doch..."

Ups... Synapsenfehlzündung.

Und dann trifft es mich, wirklich wie ein Schlag. Ich bin wieder in der Klapse! Wieder in meiner Welt. ABER WARUM?

Ich bin doch gestorben! Höchsteigenselbstpersönlich habe ich mich umgebracht. Warum lebe ich noch? Das ist doch alles gar nicht wahr...

Ich sehe die Schwester an: „Warum lebe ich noch? Ich bin doch gestorben...oder? Ich war doch in Valinor..."

Sie sieht mich kritisch an: „Hast du immer noch diese Wahnvorstellungen? Ich dachte, du wärst drüber hinweg. Und ja, du bist gestorben. Klinisch tot warst du! Eben habe ich dir doch schon lang und breit erklärt, dass das alles nicht sein muss. Es gibt auch andere Lösungen! Und du wirst auf eine solche Art und Weise niemals glücklich werden! Jedenfalls, du hast uns gut in Atem gehalten! Beatmen und reanimieren mussten wir dich, sogar mit Elektroschocks bearbeiten, dass dein Herz wieder zu schlagen anfing. Gewehrt hast du dich, gezappelt und gekrampft wie blöd. Gerade, als wenn es im Tod so schön wäre! -(°Hast du eine Ahnung°, denke ich.)- Aber dann hatten wir dich wieder, zum Glück! Ist dir eigentlich auch klar, dass jetzt die Bestimmungen verschärft werden bzw. schon worden sind? Du hast uns alle in schöne Schwierigkeiten gebracht, weil du einfach die Tür vom Medizinschrank aushängen musstest..."

Sie hat noch viel mehr zu sagen, dass sehe ich. Aber es ist mir egal. Das darf doch nicht wahr sein! Sie haben mich einfach reanimiert, die Schweine. Unfasslich. Zum Kotzen! Wie KÖNNEN sie nur?

Ich bin total verwirrt. Verwirrt und wütend und total durch.

Und dann fällt mir noch etwas ein.

„Kann man bei Elektroschocks nicht verletzt werden?" unterbreche ich sie. „Ist das nicht saugefährlich?"

Die Schwester sieht mich schief an. Warum fragst du das?"

„Nur- nur so..."

„Aha." Sie wirft mir einen Blick voller Zweifel zu, beginnt dann aber doch zu erzählen:

„Nun, das war sehr seltsam. Normalerweise wird der Oberkörper mit einem Gel eingerieben, damit er keinen Schaden nimmt. Aber bei dir hat es seltsamerweise seinen Zweck nicht erfüllt, du hast richtige Brandwunden bekommen! Deswegen war ich verwundert, warum du fragst. Normalerweise kommt so etwas nicht vor... Nun, ich werde dich jetzt alleine lassen, ich muss weiter Sicherheitsschlösser überall einbauen. Schlaf jetzt. Danach hast du Therapeutentermin. Wenn du nicht rechtzeitig wach bist, wirst du geweckt."

Dann geht sie.

Na toll. Noch nicht mal losgeschnallt hat sie mich, ich bin immer noch ans Bett gefesselt. Und allein mit meinen Gedanken, ganz allein. Und sie beginnen zu abzuschweifen. Ich lebe also noch... ganz toll. Ich werde mich weiter/wieder mit meinem Leben beschäftigen müssen. Meine Familie ertragen. Meinen „Freundeskreis". Meine Klasse...

Und ich bin allein. Ich habe niemanden, dem ich mich anvertrauen könnte. Das hatte ich mal. Früher mal- als ich woanders war. Als ich in einer anderen Dimension war. Als ich TOT war...

Jetzt muss ich alles alleine regeln. Ich hasse mein Leben!

Etwas/jemand anderes kommt mir in den Sinn. Legolas...

Er fehlt mir so sehr. Und ich weiß, dass er sich Sorgen machen wird. Er wird sich vermutlich kaum zu fassen wissen... wie man eben so reagiert, wenn die eigene Ehefrau plötzlich anfängt zu brennen und dann wegfliegt.

Er tut mir leid. Und er fehlt mir.

Total erledigt weine ich mich in den Schlaf.

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Lyra: Danke für die Review! Und was die lila-blauen Flämmchen betrifft... -auf Kapitel zeigt-

Haselmaus-Kathrinchen: Read it! Enjoy! Und vor allem: ICH. BIN. KEIN. HALDIRLIEBHABER! Dafür wirst du büßen! -als Vorgeschmack schon mal Haldirparfüm in deinem Zimmer versprüht und alles mir rosa Tuniken und Puffleuchten zuhängt- wie dir eventuell auffiel, ist deine Karte angekommen.