Disclaimer: siehe Kapitel 18

A/N: Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat, Ferien sind ja doch ziemlich anstrengend und die Zeit vergeht so schnell wenn man nichts zu tun hat... ;-)

Außerdem muss ich mich in aller Form bei Linda entschuldigen. Als ich die Story damals angefangen hab und sie darum bat, eingebaut zu werden, war NIE beabsichtigt, dass sie so bescheuert wird,. Da ist meine Fantasie mit mir durch gegangen. Jetzt ist es nicht mehr zu ändern aber ES TUT MIR LEID!

Ansonsten: viel Spaß beim Lesen und lasst doch bitte ne kleine Review da...büdde

Telepmauriel & Vinyaalcarien: ist euch immer noch nicht aufgefallen, dass ich es MAG, Charaktere und Leser zu foltern? evil grin

Kapitel 21

Try to forget you,
But without you I feel nothing.
Don't leave me here, by myself.
I can't breathe.
I run to you,
Call out your name,
I see you there, farther away.

(Evanescence- Farther away)

Ich stehe wie erstarrt.

"Was?"

Er legt den Kopf schief und mustert mich.

"Na los, sag schon. Wer bist du?"

Er lallt ein bisschen, so dass es eigentlich mehr nach "na lossagscho. wea bissu?" klingt. Erst jetzt bemerke ich die ganzen Flaschen, die über den Tisch verteilt sind. Und den Boden. Und die Stühle. Und die Couch. Und das Bett. Und auch sonst im ganzen Zimmer...

Leere Flaschen.

Weinflaschen.

Rod-Flaschen...

Was fällt dem eigentlich ein? Geht's dem zu gut? Ich schlage mich hier durch die Dimensionen, ertrage Mitpatienten, stehe Therapiegespräche durch, überlebe eine Reanimierung, kämpfe mich durch die Einöde, kurz: ertrage Einsamkeit, Folter, Hölle und entsetzliche Qualen, sogar den Tod, nur, um zu ihm zu kommen, und was macht er? Er betrinkt sich. Mit ROD!

Wie seltsam.

Den mag er doch sonst gar nicht...

Ich verstehe es nicht. Klar, es ist auch nicht in Ordnung, dass er den ganzen Rod alleine trinkt, das ist schließlich ein bisschen so schlimm, wie Fremd gehen - das ist MEIN Rod.(Aber ich bin nicht süchtig danach!)- aber ich denke mir, dass irgendwas nicht stimmen kann. Weil er Rod ja normalerweise nicht anrührt, erstens trinkt er ihn nicht gerne und zweitens erinnere ich ihn regelmäßig daran, dass er Rod nicht mag, wenn es welchen gibt. Schließlich, ich kann das nicht verantworten, dass mein Ehemann womöglich noch dem Alkohol verfällt. Und wenn ich alle Alkohol- und vor allem Rod-Reserven dieser Welt vernichten muss, ich werde nicht zu lassen, dass er in diesen Teufelskreis der Sucht gerät!

Und ich habe ihn noch nie so betrunken erlebt, ehrlich. Eigentlich habe ich ihn seit unserem Kennen lernen nicht mehr so betrunken erlebt, und das war wirklich übel. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber auch noch lang nicht so schlimm wie jetzt.

Und mit Rod hat er sich sowieso noch nie besoffen, das wüsste ich.

"Legolas, du hast zuviel getrunken."

Häh?

Langsam drehe ich mich um. Die Stimme kenne ich doch?

Oh.

Nein.

Bitte, nein.

Nein, nein, nein.

Bitte, lass das alles einen bösen, bösen Alptraum sein.

Bitte...Bitte, lass das nicht wahr sein, wer auch immer sich zuständig fühlt.

Valar? Ilúvatar? Buddha? Allah? ...also gut, von mir aus: GOTT?

Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!

Galadriel.

"Habsch nisch."

Legolas hat Mühe beim Sprechen, aber das würde jeder haben nach dieser Menge. (Außer mir, hehe. Rod würde mir schließlich nie was Böses tun!)

"Abba wea bissu jesz?"

"Legolas, hör auf damit. Du kennst mich. WAS hast du da überhaupt zu dir genommen, du bist ja vollkommen betrunken..."

Galadriel kommt ein paar Schritte näher, um zu mustern was Legolas da alleine und anscheinend in Rekordzeit runtergekippt hat. Mich beachtet sie gar nicht. Legolas folgt ihr mit den Augen, obwohl ihm das Mühe zu bereiten scheint.

Ich habe allmählich das Gefühl, dass er vorhin gar nicht mich, sondern Galadriel meinte. Als wenn er einfach durch mich hindurch geblickt hätte.

Aber warum? Erkennt er mich denn nicht? Habe ich ihm den überhaupt nicht gefehlt?

Galadriel ist inzwischen bei den Flaschen angekommen. Nun schlägt sie die Hände vorm Gesicht zusammen.

"Seestädter Rotwein! Ach du Liebe Güte, Legolas!"

Auf den Schock muss sie sich erst mal setzen. "Bist du jetzt schon so verzweifelt? Dass du dich nicht nur betrinken musst, sondern dass auch noch mit Seestädter Wein?"

Ihre Empörung und ihr nacktes Entsetzen, nur weil Legolas ein bisschen Rod getrunken hat, empören und entsetzen wiederum mich. Ich beschließe, mich jetzt endlich ins Gespräch einzuklinken.

"Sag mal, was hast du eigentlich dagegen, Galadriel? Lass gefälligst Rod in Ruhe. Er hat dir nichts getan! Und er ist mein bester Freund, er war immer für mich da, auch als DU es nicht warst! Also hör gefälligst auf, ihn in einer Tour zu verletzen!"

Galadriel scheint gar nicht zugehört zu haben. Sie geht durchs Zimmer und zählt die Flaschen. Auch Legolas scheint mich weder gehört noch gesehen zu haben.

"...33, 34, 35, ... sag mal Legolas, WIE VIEL davon hast du getrunken? Das kann doch nicht alles von heute sein..."

Was ist nur los, warum hört mich keiner? Warum sieht mich keiner?

Abrupt dreht Galadriel sich zu Legolas um: "Das ist NICHT alles von heute, oder? Sag, dass das nicht alles von heute ist!"

Huhu, hier bin ich! Ich stürme zu Galadriel, winke vor ihrem Gesicht herum, kneife sie in den Arm. Keine Reaktion.

Inzwischen ist Legolas auch zu einer Regung fähig. Er legt den Kopf schief, sieht Galadriel lange, durchdringend und mit diesem besonderen Blick an, den nur Besoffene beherrschen, und sagt: "Galalilel."

Sonst nichts? Legolas, hier bin ich! Ich schreie es laut heraus, winke mit den Armen auch vor seinem Gesicht. Ich habe das Gefühl, er kann mich wirklich nicht sehen...

"Natürlich , wer denn sonst? Was glaubst du, wer sonst zu dieser nachtschlafenden Zeit noch hier rumläuft?"

Aber wie ist das denn möglich?

Sie schüttelt milde lächelnd den Kopf, mit diesem nachsichtigen, milden, arroganten ach-du-armes-blödes-naives-ein bisschen irres-Kleinkind-du-hast-doch-im-Grunde-keine-Ahnung-was-läuft-aber-ich-bin-die-Kindergärtnerin-ich-passe-auf-dich-auf-Lächeln, das jeden ankotzt, der es sieht.

Nur ist Legolas zu betrunken dazu.

"Wass..wass...wasasasasasssss.."(Pause.)"Wass willsu?"

Erneut winke ich vor seinem Gesicht herum, kneife ihn, schlage ihn, brülle ihn an. Nichts.

Galadriel dreht sich langsam zu ihm um, anscheinend komplett mit den Nerven fertig. "Legolas..."

Es reicht mir. Ich gehe zum Tisch.. Dort steht eine Vase, ein ausgesprochen hässliches Exemplar zwergischer Töpferkunst. Von Gimli, ein Hochzeitsgeschenk. Na ja. Ich mochte diese Vase eh nie. Und Legolas mochte sie auch nie.

Langsam hebe ich sie hoch, höher, ganz hoch, und lasse sie dann schnell, schneller, ganz schnell fallen.

Legolas dreht sich zu Galadriel um. "Wasn?"

Sie holt tief Luft. Sie muss sich sammeln, sie will ihm nicht sagen, was sie jetzt sagen wird. Sie mag es nicht, andere Leute zu erziehen, auch wenn man das nicht denken würde. Nur, außer ihr macht es halt niemand, und dann muss sie halt ran.

"Legolas, findest -hältst du diesen überzogenen Alkoholkonsum wirklich für gerechtfertigt? Ich meine, glaubst du, dass das eine Lösung ist, sich die ganze Zeit nur zu betrinken, noch dazu mit Seestädter Wein?"

Nichts. Keine Reaktion. Ich verstehe das nicht! Selbst wenn sie mich wirklich nicht sehen könnten, würden sie doch von dem Lärm-Moment.

War ja gar kein Lärm.

Sekunde.

Langsam wende ich den Kopf, um auf den Tisch zu blicken, über dem meine Hände immer noch schweben. IN der Vase. ICH GREIFE EINFACH HINDURCH!

Langsam schaue ich nach unten. Ich stehe noch nicht mal, ich schwebe knapp über dem Boden. Fassungslos sehe ich mich um, versuche, irgendwas anzufassen, durch alles gehe ich hindurch wie Luft.

Erneut kneife ich Galadriel, und diesmal fällt mir auf, dass ich sie gar nicht kneife, sondern nur in ihrem Arm, die Finger gegeneinander presse.

Und das sogar ein winzig klitzekleines bisschen spüre.

ICH BIN EIN GEIST!

Ich fass es nicht. Das ist einfach typisch, wirklich typisch. Und so was passiert mir IMMER.

Warum ist eigentlich alles Pech der Welt so scheiße verteilt? Ich krieg alles ab und der Rest der Welt freut sich seines Lebens. DANKE!

Das is echt unfair.

"Isch binnisch btrungkn!"

Legolas. Faszinierend, dass er noch in der Lage ist, zu sprechen.

"Wir- wir- wiacklisch nich!"

Na, wenigstens halbwegs.

Das ist doch nicht zu fassen. Da bin ich einmal kurz weg und schon betrinkt er sich, noch dazu mit MEINEM Rod, und ich kann ihn nicht mal davon abhalten, weil ich ein Geist bin. Ganz groß.

"Legolas, du bist vollkommen betrunken, und das weißt du selbst am allerbesten. Du bist heute Abend in dein Haus zurückgekehrt, mit der Absicht, dich zu betrinken, erfolgreich, wie man sieht."

Immer muss Galadriel alles besser wissen. Und alles und jeden erziehen. Wenn hier jemand meinen Ehemann erzieht, dann bin ja wohl ich das!

"Gaar nisch waah. Ich hab nua-"

"Zu viel getrunken, das hatten wir schon, Legolas."

"Isch..."

"Legolas, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Du bist ein erwachsener Elb und bist in der Lage, selbst zu entscheiden, was deiner Meinung nach gut für dich ist. Dennoch..."

Pause.

Ich kenne das, diese bedeutungsvollen Pausen. Die macht sie immer, wenn sie ihre Worte besonders sorgfältig und mit viel Bedacht wählt. Hat sie bei Gesprächen mit mir mit Vorliebe verwendet. Ich glaube, sie hat das extra für mich erfunden...

"Ich denke einfach, dass du etwas langsam machen solltest, verstehst du? Das ist nicht unbedingt so gesundheitsfördernd..."

"Dassagsu nuur, weillus füa disch allaine wills. Dassis aba nisch füa disch allaine. Verstehsu? Dasss gehöart nisch dia!"

Galadriel sieht verirrt aus.

"Was.. was meinst du damit etwa sagen... das ist doch nicht dein Ernst?"

"Dochisses! Dasis nisch dia! Dasis... dasis... dasis...ni.. ni... dasis..."

Ich gebe Galadriel wirklich ungern recht, aber es könnte in der Tat stimmen, dass Legolas ein bisschen viel getrunken hat...(ICH WERDE IMMER ABSTREITEN, DASS ICH DAS GESAGT HABE! Aber wenn er der Ansicht ist, dass der Rod ihm gehört, dann KANN etwas nicht schwimmen...)

"Das ist dein also dein Wein? Legolas, ich hatte nicht vor, ihn dir wegzunehmen, dennoch-"

"Dassis ga nich mia! Dassis Em-Em-Emila! Dasiis allllllles ia. Unnn isch pass draufauf."

Mein Legolas! Wirklich immer für mich da.

Ich will ihn küssen, aber als ich schwungvoll durch seinen Kopf hindurch segele, fällt mir wieder ein, dass das ein ziemlich sinnloses Unterfangen ist.

"Indem du alles leer machst?"

Ich mag es nicht, wenn Galadriel recht hat!

"Und vor allem, warum-"

Ihre Stimme ist leiser geworden, klingt nahezu betreten und entschuldigend- nein, das eher nicht.

Aber sie blickt ihn vorsichtig an, will ihm nicht zu Nahe treten und ihn vor allem nicht verletzen. Wie seltsam...

Sie holt tief Luft. "Warum- warum bewachst du den Wein für Emilia?"

Er sieht ziemlich verwundert aus. "Na, weil wennsie widda kommn tut? Dassis nämmlisch ia."

Normalerweise würde ich mich jetzt unheimlich freuen, und(wenngleich ich Legolas nicht knutschen kann) mir doch etwas einfallen lassen, um mich dafür zu bedanken, wie süß er wieder zu mir ist.

Aber wenn Galadriel diesen Blick -diesen ganz speziellen Blick, diesen eigentlich für mich reservierten Blick- drauf hat, heißt es aufpassen. Das kann ALLES bedeuten. Und dieses ALLES ist es, vor dem jeder Mensch Angst haben sollte.

"Legolas-"(wieder diese Pause.)

"Legolas, wir haben doch schon darüber gesprochen."

Nein. Nein, hat sie nicht. Darf sie nicht!

"Nein, hamm wianisch."

Danke.

"Doch haben wir, und das weißt du auch sehr genau."

Oder wusstest es, bis du angefangen hast zu trinken... Wenigstens weiß ich jetzt, WARUM er zu Rod gegriffen hat. Definitive Verzweiflungstat.

Toll Galadriel! Ganz groß!

"Legolas, ich weiß, dass dieses Gespräch nicht sehr leicht für dich war, aber du hast es doch eingesehen, nicht wahr?"

Komisch... jetzt klingt sie direkt verzweifelt?

"Das hast du doch, oder?"

Jetzt hat sie einen richtig flehenden Unterton in der Stimme, geradezu, als bettle sie um Vergebung, um Gnade...

"Legolas?"

Da hat jemand ganz, ganz großen Mist gebaut.

Allmählich wird es mir unheimlich. Wie gesagt, Galadriels Blick war schon beängstigend gewesen.

Aber noch viel schlimmer war ihr jetziges Verhalten. Galadriel, flehend, bittend, mit zittriger Stimme, den Tränen nahe?

Wenn es eins gibt, das schlimmer, VIEL schlimmer ist, als wütende Respektspersonen –zu denen Galadriel zweifelsohne zählt- dann sind das VERZWEIFELTE Respektspersonen, Respektspersonen, die vor Verzweiflung, Kummer, Sorge oder allem zusammen weder aus noch ein wissen, Respektspersonen, die keine Ahnung haben, was zu tun ist, die den Tränen sind, die mit ihrer Verantwortung vollkommen überfordert sind.

Denn Respektpersonen sollen nicht verzweifelt sein.

Sie müssen stark sein, immer über alles und jeden informiert sein und über jeden winzigen Vorgang und jede noch so nichtige Veränderung bescheid wissen.

Sie müssen in Streitfällen und/oder Diskussionen Machtworte sprechen, müssen mit Rat und Tat ihren Schutzbefohlenen zur Seite stehen.

Sie müssen Verständnis zeigen, aber manchmal auch streng sein, müssen immer die Balance finden und dürfen nicht ungerecht sein oder zwei Gleichgestellte unterschiedlich behandeln.

Sie müssen Stärke zeigen und Stärke und Zutrauen geben, Traurige trösten, Wütende besänftigen.

Kurz, sie müssen alles machen, was ihre Untergebenen oder Schutzbefohlenen oder wie auch immer man das nennen will, nicht alleine hinkriegen, und das ist praktisch alles, was es gibt, abgesehen vielleicht von Mist bauen, das können die lieben Kinderlein selber, aber dafür sind die Respektspersonen ja da, damit der mist wieder in Ordnung gebracht wird.

Das sind die Aufgaben, wie Respektspersonen sie normalerweise erfüllen sollten.

Also das genaue Gegenteil von dem, was Galadriel gerade macht. Alles ganz, ganz falsch!

Erst einmal habe ich sie so erlebt, so vollkommen am Boden zerstört und hilflos. Erst einmal.

Das war noch in Lothlorien, und sie hatte gerade mit meiner Rod-Privat-Armee Bekanntschaft gemachtsiehe: Leben lernen- Kap.6.

Irgendwie verzweifelt sie immer, wenn sie mehr als einem Rod auf einmal begegnete. Ob sie Angst vor Rod hat?

Wie auch immer, Galadriel sollte jetzt nicht, den Tränen nahe, um ihre Fassung ringen, sondern Legolas nach Kräften ausnüchtern und ihm dann sagen, was Sache ist.

Natürlich, sie würde es nicht so einfach haben wie bei mir, sie würde ihn nicht einfach nach Düsterwald beziehungsweise nach Bruchtal(wo ich ja eigentlich hingesollt hatte, wenn ich nicht abgehauen wäre) abschieben können, denn leider ist er auf dem falschen Kontinent und Elrond ist auch nicht mehr dort, der gondelt ja auch hier irgendwo in der Nähe rum.

Aber selbst wenn Galadriel wüsste, wohin sie Legolas abschieben könnte, dann könnte sie es dennoch nicht tun, schlicht und einfach deshalb, weil sie mit den Nerven vollkommen am Ende ist.

Oder vielleicht doch nicht, denn gerade in dem Moment, als ich das denke, reißt sie sich zusammen, holt tief Luft und beginnt zu reden.

„Legolas, wir haben darüber gesprochen, lange und ausführlich. Das uns beiden keinen Spaß gemacht, und auch mir wäre es lieber, stünden die Dinge nicht so, wie sie es tun. Doch dem ist nicht so. Legolas, du musst dich damit abfinden! Sieh den Tatsachen ins Auge. Ich weiß, dass das nicht leicht ist, aber-"

„-Aba, aba das kannsch nisch."

Moment. Legolas, was kannst du nicht? Hast du nicht vorhin gesagt, dass sie mit dir noch nicht über -na, wovon immer sie es auch hat- geredet hat?

„Erinnerst du dich wieder?"

Galadriel scheint nicht zu wissen ob sie sich darüber freuen oder darüber traurig sein soll.

„La-la-latürnich."

Auch Legolas sieht nicht allzu glücklich aus.

Und mir ist spätestens jetzt sonnenklar, warum er sich betrunken hat, noch dazu mit anscheinend allen Rod-Vorräten, die in ganz Valinor zu bekommen sind. WAS zur Hölle hat Galadriel ihm erzählt, dass er derart mit den Nerven fertig ist? Natürlich er trinkt gerne mal einen über den Durst(abgesehen von Rod), er ist schließlich mein Ehemann, und ja, ein bisschen Frustsaufen hat noch keinem geschadet, aber so...

Sowieso ist es für solche Frustbesäufnisse viel zu vernünftig, richtig zum Kotzen ist das manchmal. Spätestens nach dem dritten Glas steht er auf. Weil er ein Elb ist, merkt er zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts, da müsste er schon das dreifache trinken.

Er steht also auf, und während ich dann den restlichen Alkohol vernichte (an dem er jetzt nicht mehr interessiert ist und der ja sonst schlecht wird), macht er sich daran, das Problem zu lösen, ohne Alkohol, weil der einem dabei ja eh nicht weiterhilft(zumindest seiner Meinung nach – mir gibt Rod jedenfalls immer äußerst brauchbare Ratschläge) und man mit klarem Kopf ja viel weiterkommt bla bla.

Im Allgemeinen hat er das Problem dann nach einer Weile gelöst, kommt er mir zurück um mit mir gemeinsam auf die Lösung des Problems anzustoßen. Also, wenn noch was zum Anstoßen da ist. Wenn nicht(und das ist meistens der Fall) dann überlegt er sich was anderes zu feiern, was meistens darin ausartet, dass er mich bis zur Ausnüchterung kitzelt. Oder ähnliches.

Jedenfalls, Legolas veranstaltet im Allgemeinen keine Frustbesäufnisse, schon gar nicht so. Also was zur Hölle hat Galadriel ihm erzählt?

„Und, was hast du dazu zu sagen?"

Galadriel sieht wieder etwas strenger, etwas Respektspersons-artiger aus. Vermutlich, weil Legolas wieder etwas zurechnungsfähiger wirkt. Das gibt ihr die Möglichkeit, sich rational mit ihm auseinanderzusetzen.

Mit Betrunkenen hat sie es nicht so – sie hat es, obwohl sie bei mir ja reichlich Trainingsmöglichkeiten hatte, nie wirklich gelernt, mit alkoholisierten Menschen umzugehen- aber sobald irgendwo noch ein Funken gesunder Menschen-, Elben, Zwergen-, Hobbit- oder was auch immer Verstand aufzufinden ist, findet sie sich wieder zurecht.

„Wa-wa-wasollschn sagn?"

Galadriel sieht schon wieder nicht mehr so positiv aus, geradezu betroffen senkt sie den Kopf.

„Vielleicht- vielleicht warum du es für nötig hieltest, dich unnötig zu betrinken?"

"Da-das wannisch unnötisch. Das weisu ganzenau. Isch- isch ha-ha-hatt duast."

„Ach so, du warst durstig. Legolas..."

Wieder muss sie diese Pause machen. Weil es jetzt wieder ernst wird. Weil er wieder so schlimm lallt. Und weil er wieder droht, in die verworrenen und irrationalen Gedanken seines Alkoholrausches abzudriften.

„Legolas"(tiefes, um Konzentration und Fassung ringendes Luftholen), „Legolas, du hast dich doch nicht mit Dutzenden Flaschen Rotwein(FALSCH! ROD WINE!) betrunken, nur weil du durstig warst?"

Keine Antwort. Legolas starrt mit leerem Blick vor sich hin. Galadriel seufzt, sie sieht ebenso wie ich, dass mit Legolas jetzt nichts mehr anzufangen ist.

Erschöpft lässt sie sich in einen Sessel fallen(nicht, ohne ihn vorher von Rodleichen frei räumen zu müssen), und stützt den Kopf in die Hände, alles wäre alles, was sie zu bedenken hat, viel zu viel und viel zu schwer, als wenn ihr Kopf das Gewicht alleine tragen könnte.

Ich kapiere gar nichts mehr. Was zur Hölle ist jetzt eigentlich los? Wovon haben die eigentlich geredet? Warum ist Legolas so fertig und Galadriel auch?

Ich muss sagen, dass ich es extrem unfair finde, mich nicht über die Umstände aufzuklären. Ich als seine Ehefrau trage die Verantwortung für ihn! Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was hier gespielt wird! Ich überlege einen Moment lang ernsthaft, Galadriel zu verklagen – bis mir dann wieder einfällt, dass sie mich eh nicht sieht, nicht hört und auch ansonsten nicht das geringste von meiner Anwesenheit ahnt. Typisch.

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Eine ziemlich lange Weile passiert so gut wie gar nichts. Legolas hängt auf seinem Sessel rum und starrt trübsinnig ins Leere. Galadriel ist auf dem Sessel in sich zusammengesunken; auch sie starrt ins Nichts.

Ich habe immer noch keine neuen Informationen darüber, was jetzt eigentlich passiert ist, aber dennoch schleicht sich etwas wie eine dunkle Ahnung in meine Gedanken ein. Oder nein, Ahnung ist das falsche Wort. Das würde bedeuten, dass ich wüsste, was los ist. In Wirklichkeit habe ich nicht die geringste Ahnung.

Aber allmählich meine ich fast den seelischen Schmerz zu fühlen, der die beiden quält. Ich kann geradezu spüren, wie sie vor Kummer weder aus noch ein wissen. Beinahe habe ich das Gefühl, ihr Leid mit ihnen zu teilen. Fast, dass ich den Schmerz ebenfalls spüre. Ich kann mich förmlich in den Schmerz einfühlen, nicht in die Gründe, aber in das Gefühl, den Schmerz an sich. Es tut direkt weh.

Scheiß Elbendasein.

Zum Glück muss ich das ganze nicht mehr weiter ertragen, weil auf einmal alles zu ruckeln anfängt. Der Boden, die Wände, ich: alles wackelt, zittert, bebt.

Auch Galadriel und Legolas beben, doch das Seltsame daran ist, dass sie wackeln, alles wären sie ein Teil eines Bildes oder so; keine eigenen Personen, nur der Teil eines einziges großen Gemäldes.

Alles wackelt immer stärker, beginnt zu verschwimmen.

Und als es kaum noch auszuhalten ist und ich das Gefühl habe, mich wirklich bald übergeben zu müssen, wird –was ganz neues- wieder mal alles dunkel.