"Die wollen die Privatzimmer in Zukunft auflösen." beklagte sich Narcissa Black, die ein solches gemeinsam mit ihrer Schwester bewohnte. "Idioten." knurrte Lucius Malfoy, ihr Verlobter, "wahrscheinlich damit sie noch mehr von diesen Muggelabartigkeiten unterbringen können." Die bevorstehende Auflösung der privilegierten Zimmerbelegungen zugunsten kleinerer Schlafsäle war das Tagesgespräch bei den Studenten. Narcissa fand es unerträglich, dass sie ihr Zimmer von nun an mit vier weiteren Mädchen teilen sollte. "Die werden das bereuen." stellte sie noch einmal trotzig fest.

Lucius starrte ungehalten auf Narcissas Bett und das daraufliegende zusammengerollte Bündel. "Wie lange soll der noch hier pennen?" raunzte er. "Lass ihn doch." giftete Narcissa zurück, "Er hat mir heute sehr geholfen." "Wobei, beim Schokofrösche essen?" Lucius war mies drauf und suchte ein Ventil für seinen Ärger. Narcissa war nicht amüsiert. "Nein, er macht meine Hausaufgaben. Du solltest dankbar sein, Lucius, so habe ich mehr Zeit für dich, Schnucki." gab sie spitz zurück. Lucius schüttelte ungläubig den Kopf. "Der" er zeigte wieder auf das zusammengerollte Kind, das mit dem Daumen im Mund und einem extrem hässlichen handgestrickten Hasen im Arm auf Narcissas Seidenbettdecke schlief. "Das glaub' ich dir nicht." Narcissa lächelte kalt. "Mag sein. Ich erinnere nur an einige Sätze, die von meinem Vorfahr Phileus überliefert sind." antwortete sie. "Und die wären?" fragte Lucius interessiert. Der Vorfahr Phileus war einstmals Schulleiter in Hogwarts gewesen und vorher Vorstand von Slytherin. Eine interessante und schillernde Persönlichkeit sei er gewesen, meinte Elladora Black. "Satz 1 heißt, man bezahlt für alles im Leben und manchmal bekommt man auch was zurück." erklärte Narcissa und begann ihr langes blondes Haar zu bürsten, "Und Satz zwei - und der ist vielleicht wichtig, Lucius - Fürchte dich vor Slytherins, und besonders vor denen, die noch ein Plüschtier haben und es nicht verstecken." Sie lächelte charmant und fuhr mit ihrer Beschäftigung fort. Bellatrix kicherte in ihrer Ecke.

Lucius erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem Narcissa ihr zweifelhaftes Maskottchen adoptierte. Sie saßen im Gemeinschaftsraum, Lucius hatte gerade seine Präfekten-Plakette angesteckt und polierte sie, als die Tür aufsprang und Mr. Filch einen Neuzugang hereinschob. "Der is heute früh gebracht worden, wollte wohl abhauen." knurrte Filch und knallte die Tür wieder zu.

Lucius schaute auf und verzog angewidert sein Gesicht. "Oh nein! Wie oft sag ich der Katze, sie soll nichts von draußen reinschleppen!" rief er pikiert. Der Neuzugang erinnerte ihn an die Kinder aus der Verwahranstalt, die er gemeinsam mit seinem Vater zu Wohltätigkeitszwecken besuchen musste. Er hatte einen verblichenen Schulumhang aus dritter Hand, eine viel zu kurze Schuluniform und geflickte Muggelschuhe an. Lucius schüttelte wieder den Kopf. "Was für ein entsetzlicher Anblick." sagte er.

Der Erstklässler schien die Beleidigungen nicht zu bemerken, jedenfalls blieb sein Gesicht ausdruckslos. "Ich bringe Post." sagte er anstelle einer Erwiderung und hielt Lucius einen Umschlag mit einem grünen Siegel unter die Nase. Lucius nahm den Brief mit spitzen Fingern entgegen. Narcissa und Bellatrix rückten neugierig näher.

Das Siegel auf dem Brief erkannte Lucius sofort und erstarrte. Wie kam dieser Habenichts zu einem Brief vom dunklen Lord? Hastig erbrach er das Siegel und begann zu lesen. Dabei wurde er abwechselnd rot und blass.

"Oh nein!" stöhnte er und begann noch einmal von vorn. Narcissa las über seine Schulter mit und begann leise zu kichern. "Das ist absurd!" erklärte sie.

Der Junge stand ungerührt vor ihnen und wartete, was nun wohl geschehen würde. Schließlich hatte Lucius eine Entscheidung getroffen. Er holte eine kleine silberne Glocke aus der Tasche und klingelte nach seinem Hauself.

Das Langohr erschien auch sofort und er bellte einige Befehle. Er zeigte auf seinen Neuzugang: "Ausmessen! Schuluniform, Schuhe, Umhang! In zwei Stunden hier." der Elf nickte und ließ ein Bandmaß umherzischen. Dann veschwand er mit einem 'Plopp' und sie waren wieder allein.

"Stimmt das alles, was da drin steht? Und wie ist dein Name überhaupt?" fragte Lucius und wedelte mit dem Brief in der Luft. Das Kind grinste ihn dämonisch und kurz an, so kurz, dass man sich fragen konnte, ob das Grinsen überhaupt dagewesen sei.

"Ich weiß ja nicht, was drinsteht. Geh' einfach davon aus, es stimmt. Mein Name ist Snape." erklärte er kühl. Lucius öffnete den Mund, um zu sagen, dass er sich mit so kurzen Auskünften nicht zufrieden geben wolle, da nahm Narcissa die Sache in die Hand. "Lucius, zeig ihm doch seinen Schlafplatz und erkläre ihm, wie das alles hier läuft bis die Klamotten kommen. Den Inhalt des Schreibens können wir heute abend diskutieren. Schließlich fängt in einer halben Stunde der Unterricht an und ich habe mir noch nicht mal die Fingernägel lackiert." sie lächelte gewinnend. Lucius zeigte Einsicht und schob den Jungen vor sich her, in den Schlafraum der Erstklässler. "Da." sagte er. "Das ist Rosier, an den hälst du dich." "Rosier, du passt auf ihn auf! Das ist ein Befehl." Evan Rosier rieb sich die Augen und nickte verschlafen.

"Bist du mit Malfoy verwandt?" fragte er neugierig. "Ja." antwortete Snape der Einfachheit halber. Wozu sich mit der Wahrheit aufhalten. Die war hier ohnehin nicht gefragt. Nachdem der Elf die neuen Anziehsachen gebracht und Narcissa ihm die Haare nachgeschnitten hatte, war der Unterschied auch nicht mehr so zu sehen.