Drei Wochen ohne Labor! Die ersten zwei Tage vergingen noch ziemlich schnell, aber dann begann sich die Zeit hinzuziehen wie geschmolzener Käse.

Bellatrix versuchte ihn aufzumuntern, indem sie sich an der Bekämpfung des Sirius Black versuchte. Einmal wurden sie gar im Gang erwischt, wie sie sich am Boden wälzten und versuchten, sich gegenseitig die Haare auszureißen. Bellatrix leistete Severus bald Gesellschaft bei den Strafarbeiten mit Mr. Filch.

Argus Filch, ein griesgrämiger Mann, hatte seine eigenen Vorstellungen von Bestrafungen. Er unterhielt die beiden Slytherins mit Erzählungen aus der guten alten Zeit, wo Daumenschrauben und Wippgalgen noch zu den bevorzugten Instrumenten zählten. Bellatrix und Severus kicherten leise während sie die Besenkammer aufräumten oder die Regale mit den konfiszierten Scherzartikeln sortierten.

Ein besonders glücklicher Moment war, als Mr. Filch von Severus verlangte, die Reinigungsmittel aufzustocken. Endlich konnte er wieder einen Kessel anfeuern, auch wenn es nur um 'Galateas Superputzer' ging, den er herstellte. Alles in allem konnte Severus die Strafarbeit gut leiden. Er war unten bei Filch, wo ihn keiner finden konnte, er konnte seine Hausaufgaben dort machen und Argus Filch war ein außergewöhnlich guter Erzähler. So erfuhr er ziemlich alles, was an dummen Streichen in Hogwarts seit 1950 so gelaufen war.

"Peterson war ein Hufflepuff." erzählte Filch gerade, "Aber ein sehr verschlagener. Er brachte zwei zahme Niffler mit, obwohl das verboten ist. Die Viecher schafften es bis in das Büro des Direktors und klauten dort alles, was glänzte. Sie hatten ihr Nest unten neben den Kerkern in einem unbenutzten Raum. Bis wir raus hatten, was es war! Der Direktor schäumte vor Wut, es waren Sachen dabei, die er von seiner Tante Argenta geerbt hatte. Wir suchten drei ganze Wochen lang! Schließlich kam's durch Zufall raus, weil eine Slytherin angebliche eine 'Ratte' gesehen hatte. Dadurch wurde das Nifflerversteck ausgehoben. Peterson wurde strafversetzt nach Durmstrang, glaube ich, er kam aber ein Jahr später wieder. Geläutert."

Filch füllte eine weitere Flasche Superputzer ab. "Du gibst dich nicht gern mit anderen Kindern ab, eh?" fragte er plötzlich. Severus hob den Kopf. Darüber hatte er lange nicht nachgedacht. "Wird wohl so sein." brummte er als Antwort. "Na, kann nicht schaden, den einen oder den anderen besser zu kennen." schniefte Filch. "Allerdings dieser Potter und dieser Black, die sind auch hier zur Strafarbeit, das sind arrogante Schnösel." Snape zuckte wieder mit den Schultern. "Kann schon sein." antwortete er vage. "Wenn du mal Hilfe brauchst, wende dich ruhig an den guten alten Argus." schloss der Hausmeister die etwas einseitige Diskussion. "Ich werde dran denken." versicherte Severus und verkorkte die letzte Flasche.

Mittlerweile ging das Schuljahr in seine entscheidende Phase. Lucius kam kaum noch aus der Bibliothek heraus und wenn, dann war er nicht ansprechbar. "Ich möchte den besten Abschluss machen, den die Familie Malfoy je gesehen hat." erklärte er. "Ich übernehme ab August alle Geschäfte und mache nebenbei noch ein paar wichtige Kurse am Institut Magique in Paris. Ich werde mich auf dem Gebiet der experimentellen Zaubersprüche weiterbilden. Und dann ist da auch noch der Dienst..." hier hörte der Satz auf, aber jeder Eingeweihte wusste, welcher Dienst gemeint war. Lord Voldemort begann erneut, Rekruten zu versammeln. Er hatte einen Großteil während einer Offensive der Auroren im April verloren und war dabei, seine Kräfte zusammenzuziehen. Die Zeitungen waren voll von Berichten über die Kämpfe gegen die dunklen Mächte.

Severus las diese Berichte selten. Er hatte mit sich zu tun, denn auch die Erstklässler schrieben abschließende Prüfungen. Glücklicherweise brauchte er nicht in allen Fächern gleich viel zu lernen. So konzentrierte er sich auf die langweiligen Faktenfächer wie Geschichte der Magie, Herbologie und Zaubersprüche. Transfiguration und Zaubertränke beinhalteten ohnehin nur einen praktischen Teil, für den er guter Dinge war. Auch wenn McGonnagal ihn auf dem Kieker hatte, es konnte nicht allzuviel passieren.

Die Woche, in der die UTZ Prüfungen für die siebente Klasse stattfanden, war für die anderen frei. Sie lungerten am See herum, das Wetter war einzigartig und hockten in kleinen Gruppen auf Decken und lernten, was das Zeug hielt. "Man hat lange nichts von Potter und Co gehört." bemerkte Bellatrix und flocht ihre Zöpfe neu. "Hm." antwortete Severus und wendete eine Seite um. "Ich meine, die planen doch etwas!" bohrte Bellatrix weiter. "Hm Hm." brummte Severus. Sie schaute sich nervös um, die Gryffindors waren aber nicht zu entdecken. Avery und Rosier spielten unter einem Baum Karten und stritten sich lautstark über irgendwelche Schummelein. Florence war nirgendwo zu sehen. Plötzlich hörten sie ein empörtes Kreischen. "Was ist'n los Wilkes, du schreist ja als ob..." Sie schauten hoch und entdeckten den Grund des schrillen Lautes. "Meine Fresse Florence!" Das Mädchen rannte auf sie zu und schluchzte nun laut. Ihre Zöpfe waren zu Hälfte rot-gold gefärbt. "Wie ist das denn passiert?" schrie Bellatrix. "Potter, die blöde Sau." schluchzte Florence. Wie es schien, hatte er ihre Zöpfe in Zaubertinte getaucht.

Severus erhob sich widerwillig und schaute sich die Bescherung an. "Ist doch kein Beinbruch." brummte er und hob seinen Zauberstab. Schwupp! fielen die Zöpfe von Florence zu Boden. "Du Du ! bist ja noch blöder als Potter!" schrie sie verzweifelt und knallte ihm eine. "He! Ich wollte nur helfen!" schrie er empört zurück und hob die Zöpfe vom Boden auf. "Komm her, ich mach' sie wieder ran!". Doch Florence wollte nicht mehr als Versuchskaninchen dienen. Snape stand da, feuerrot, hilflos, zwei Zöpfe in der Hand und kam sich entsetzlich dämlich vor. Bellatrix kicherte, Avery und Rosier lachten öffentlich und selbst Narcissa, die sich nebenan sonnte, lachte laut. Snape hob die Zöpfe an seinen eigenen Kopf und sagte nun ebenfalls lachend: "Mist, mir stehen sie überhaupt nicht."

Leider saß er deshalb schon eine Viertelstunde später wieder einmal im Büro des Direktors. Dumbledore schaute streng über seine Halbmondbrille. "So so." sagte er schließlich, "Sie wollten nur helfen. Das ist ja erstmal dankenswert. Nur - musste es gleich so rabiat sein?"

Rabiat - hurra! ein neues Wort - rabiat bedeutet soviel wie gewaltsam, brutal.

"Es war ganz sicher nicht meine Absicht so - rabiat vorzugehen. Ich werde mich bei Florence entschuldigen und ihr beim Nachwachsen der Zöpfe helfen." beteuerte Severus. Dumbledore nickte. "Das ist das Mindeste." sagte er. "Ich sehe hier mal von einer weiteren Bestrafung ab." ergänzte er.

'Wie jetzt? Ich wette, wenn Florence eine Gryffindor wäre, würde ich wieder mit Argus Filch irgendwelche Böden schrubben!'

Er ließ sich seine Irritation anmerken und glitt vorsichtig vom Stuhl. "Kann ich dann gehen, Sir?" Dumbledore winkte ihn ungeduldig hinaus.

Er schaute noch einen Moment auf die geschlossene Tür und schüttelt den Kopf. 'Wieso war der jetzt so unzufrieden. Etwa, weil er nicht bestraft wurde?' fragte sich der alte Zauberer. Aus manchen wurde man einfach nicht schlau.