Kapitel 3 – Einige Neuigkeiten

Energisch kämpften sich Diane und ihre Freundinnen aus dem Zug (dass dabei ein paar Erstklässler auf der Strecke blieben störte sie wenig).

„Wohin müssen wir diesmal?", fragte Diane. „Ich nehme an, die Tour über den See bleibt uns dieses Mal erspart."

„Hoffentlich", bemerkte Dorothy. Sie wäre letztes Jahr um ein Haar in den See gefallen und hatte keine Lust diese Erfahrung zu wiederholen.

„Meine große Schwester hat erzählt, wir würden mit Kutschen nach oben gefahren", beruhigte Melissa sie. „Am besten wir folgen einfach den anderen."

Die vier schlossen sich dem Strom der Hogwarts-Schüler an, die den Bahnsteig in Richtung eines kleinen unebenen Pfades verließen.

Diane musterte die wartenden Postkutschen kritisch.

„Na, ich bin mir ja nicht sicher, ob das eine Verbesserung ist. Diese Gefährte sehen nicht gerade vertrauenserweckend aus."

„Immer hast du was zu meckern", sagte Melissa kopfschüttelnd. „Ich verstehe nicht, was du an diesen Kutschen auszusetzen hast."

„Oh, da wäre mehreres. Vor allem, dass diese Dinger anscheinend keine Pferde vorgespannt haben."

„Und das stört dich? Haben die Muggel denn nicht auch solche pferdelosen Kutschen, diese – wie heißen die Dinger noch gleich?", fragte Melissa in die Runde.

„Autos", half Dorothy weiter.

„Genau, Autos! Wo liegt also dein Problem?"

„Autos sind – na eben Autos."

„Also das ist wirklich überzeugend!"

„Bääh!"

„Wollt ihr hier noch weiterdebattieren oder endlich einsteigen?", fragte Alexa ungeduldig. „Mir wird hier langsam kalt und außerdem habe ich Hunger."

In der Kutsche fand Diane ihre Erwartungen bestätigt, es roch leicht modrig und nach Tier. Da war die Fahrt im väterlichen Auto schon angenehmer gewesen – allerdings war dort die Gesellschaft mies gewesen. Hier gab es wenigstens was zu lachen (Alexa hatte über die Ferien die neuesten Snape/McGonagall-Witze von ihrem Cousin Clement gehört und gab sie nun freudig zum besten: „Also, Snape, McGonagall und ein Flubberwurm sind auf eine Gartenparty eingeladen...").

o-o

Als die vier endlich am Slytherin-Tisch Platz genommen hatten, nutzte Diane die Gelegenheit um weiter zu meckern.

„Ist dieses lange Vorspiel wirklich nötig, ich will jetzt auch endlich was anständiges zu essen haben..."

„Geht das schon wieder los", stöhnte Dorothy.

„Was soll ich tun? Meckern ist mein Lebensinhalt."

„Toller Lebensinhalt!"

„Schaut mal hoch zum Lehrertisch, fällt euch was auf?", fragte Melissa plötzlich.

Die drei anderen folgten ihren Blicken.

„Snape fehlt", stellte Dorothy fachkundig fest. „Wo der wohl steckt?"

„Vielleicht bei den Erstklässlern?", vermutete Alexa.

„Nee, das ist McGonagalls Job."

„Vielleicht hat er sich ja verspätet?"

„Snape? Der doch nicht und schon gar nicht vor der ganzen Schule!"

„Vielleicht ist er ja krank." Aus Alexas Stimme klang ein freudiger Unterton. „Also ich hätte da kein Problem damit."

„Ich auch nicht", stimmte Diane zu.

Die Mädchen waren noch zu keiner befriedigenden Antwort gekommen, als die große Tür aufschwang und die neuen Erstklässler, angeführt von Professor McGonagall, die Halle betraten.

„Bin ich froh, dass ich das hinter mir habe", wisperte Dorothy. „Ich hatte solche Angst, dass ich in Hufflepuff lande."

„Gryffindor wäre schlimmer gewesen", meinte Alexa.

„Psst, der Hut singt gleich", wurden sie von Lauren-Amy Gray, der neuen Vertrauensschülerin zurecht gewiesen.

Tatsächlich waren vorne mittlerweile alle Vorbereitungen abgeschlossen. Der Hut begann zu singen:

Wer seid ihr und wo kommt ihr her?

Ich werde es erfahren.

Wer seid ihr und was passt zu euch?

Ich werde es euch sagen.

Die Klugen gehen nach Ravenclaw,

die Mutigen nach Gryffindor,

nach Hufflepuff die Freundlich und Geduld'gen geh'n,

während in Slytherin wir die list'gen Freunde sehn.

Wer seid ihr und wo geht ihr hin?

Das bleibt mir verborgen.

Ich helfe euch auf eurem Weg,

den Rest müsst ihr besorgen.

Den ersten Schritt müsst ihr nun tun,

lasst mich auf eurem Kopfe ruh'n,

Auf dass ich euch erkennen kann,

Wer ihr seid, das weiß ich dann.

Was euch passt, das wird erkannt

Und euch wird euer Haus genannt."

„Das war aber kurz", stellte Diane fest.

„Wahrscheinlich sind ihm bei 1000 Liedern die Reime ausgegangen", vermutete Alexa. „Ist eigentlich schon genial, wie er für jedes Jahr ein Neues macht. So viel muss einem erst mal einfallen."

„Andererseits hat er immer ein ganzes Jahr dazu Zeit. Also ich würde da bestimmt was Besseres hinbekommen", bemerkte Dorothy.

„Aha, und was?"

„Keine Ahnung, so schnell bin ich auch wieder nicht."

„Siehste."

„Gar nichts siehste, gib mir etwas Zeit und ich..."

„Hey Alexa", unterbrach Melissa die Diskussion unsanft, „dieser ‚Filch, Michael', der da eben Ravenclaw geschickt worden ist, ist der mit dir verwandt?"

„Hmm, ja. Er ist mein Bruder", stieß Alexa unwillig hervor.

„Ich wusste überhaupt nicht, dass du einen Bruder hast, der dieses Jahr nach Hogwarts kommt. Warum hast du uns nie von ihm erzählt?"

„Wir reden nicht gerne über ihn. Er ist kein ordentlicher Filch", brummte Alexa.

„Aber, warum?", fragte Melissa neugierig. „Er sieht doch eigentlich ganz nett aus."

„Das ist Täuschung, er ist ein Bücherwurm, ein Streber und bildet sich sogar noch was darauf ein. Ständig gibt er damit an, dass er Mitglied der NAG ist." Alexa spuckte den letzten Satz förmlich aus.

„Der NAG?"

Sowohl Melissa als auch Diane sahen Alexa fragend an, doch die schien das Thema nicht weiter vertiefen zu wollen. Sie starrte stur nach vorne. Also sprang Dorothy in die Bresche.

„NAG", dozierte sie, „ist die Abkürzung für Nationale Arithmantikgesellschaft, eine Vereinigung von Hexen und Zauberern, die sich der Forschung und Förderung der Arithmantik verschrieben haben, die derzeitige Vorsitzende ist Dr. Hermine Granger-Weasley. Um Mitglied zu werden braucht man ein O in den UTZ-Prüfungen oder man muss eine Aufnahmeprüfung machen, aber die ist sehr schwierig, wie ihr euch vorstellen könnt."

„Und dein Bruder hat das geschafft? Das ist doch toll. Ich verstehe nicht, warum ihr nicht superstolz auf ihn seid. Also meine Eltern wären es bestimmt", Melissa konnte das Verhalten der Filchs nicht fassen.

„Ja, und?", sagte Alexa pampig. „Wir sind der Meinung, er sollte lieber was anständiges mit seiner Zeit anfangen, Quidditch spielen oder so, was halt ein ordentlicher Junge macht und nicht diesen Arithmantik-Quatsch. Aber daran ist nur Großonkel Jockel schuld. Der hat bei seiner Altpapiersammlung so ein blödes Arithmanik-Buch gefunden und es Michael gegeben. Dass der jetzt auch noch nach Ravenclaw kommt, wird meinen Eltern den Rest geben, ist ja fast so schlimm wie Gryffindor. Die Filchs gehen schon seit Generationen entweder nach Slytherin oder nach Hufflepuff. Aber das passt zu dem eingebildeten Idioten, dass er zu den aufgeblasenen Ravenclaws geht. Wahrscheinlich freut er sich auch noch, dass er nun zu diesen Streberlingen gehört!"

„Hey, pass auf was du sagst! Meine große Schwester ist auch in Ravenclaw und sie ist überhaupt nicht aufgeblasen und erst recht kein Streberling", fuhr Melissa hoch. „Wie du dich vielleicht erinnerst hat sie uns letztes Jahr sehr geholfen!"

„Aber Ausnahmen bestätigen die Regel", grinste Diane.

Leider häuften sich an diesem Abend die Unterbrechungen, denn auch das diese durchaus lebhafte und interessante Diskussion über den Charakter der Ravenclaws im Allgemeinen und Melissas Schwester im Besonderen konnten die vier nicht weiterverfolgen, da mittlerweile die Auswahlzeremonie abgeschlossen war und Professor Dumbledore sich zu seiner Begrüßungsansprache erhoben hatte.

„Willkommen!", rief er strahlend in die Runde. „Willkommen zu einem neuen wundervollen Jahr in Hogwarts. Meine Kollegen und ich freuen uns schon darauf, eure über die Ferien entleerten Gehirne wieder mit neuem, herrlichen Wissensschätzen zu füllen, euch den Geist von Kameradschaft und Fairness nahe zu bringen" (Warum hatte Diane nur das Gefühl, dass Professor Dumbledore sie bei diesen Worten ins Visier nahm? Musste wohl eine Täuschung sein.) „und euch auf eurem Weg hervorragende Hexen und Zauberern zu werden helfen zu können.

Bevor ich euch nun aber noch länger mit meiner Ansprache ermüde – ja, ich weiß, ihr wollt das alles nicht hören und seid eigentlich nur noch hier, weil ihr aufs Essen wartet", sagte Professor Dumbledore augenzwinkernd. „ – gibt es wie jedes Jahr ein paar Ankündigungen. Wie ihr vielleicht schon festgestellt habt, ist Professor Lupin wieder da und wird ab sofort wieder in seiner alten Funktion unterrichten."

Diane bemerkte erst jetzt den unauffälligen älteren Mann, der an einem Ende des Lehrertisches saß und nun mit warmen Applaus begrüßt wurde (okay, von Seiten der Slytherins nicht ganz so warm, aber die waren ja nie zufrieden). Sie begutachtete ihn abschätzig. Dieser Mann sollte also ihren Cousin Harry als Lehrer für Verteidigung gegen die dunkeln Künste ersetzen? (Diane übersah geflissentlich, dass es Harry gewesen war, der Professor Lupin vertreten hatte.) Na ja, wenigstens sah der Kerl so aus, als ob man ihn leicht übers Ohr hauen konnte.

„Vielleicht haben einige von euch die Abwesenheit von Professor Snape bemerkt", fuhr Professor Dumbledore fort. Seine Stimme war auf einmal ernst geworden. „Leider hatte Professor Snape gestern einen ernsten Unfall im Zaubertrankkerker. Aber keine Sorge, Madam Pomfrey hat mir versichert, dass er schon in ein, zwei Wochen wieder auf den Beinen sein wird." Besorgt hatte kein einziger Schüler ausgesehen, doch nun zeigte sich so etwas wie Enttäuschung in einigen Gesichtern. „Und auch um euren Unterricht in der Zwischenzeit müsst ihr euch keine Sorgen machen, wir werden für angemessene Vertretung sorgen." Jetzt sah die ganze Schule definitiv enttäuscht aus, Professor Dumbledore hingegen strahle in die Menge. „Und nun wollen wir die Hauselfen – und euch – nicht länger warten lassen. Möge das Festmahl beginnen!"

Mit einem Schlag waren die Tische mit den leckersten Speisen gefüllt. Diane ließ ihren Blick gierig über das Angebot schweifen, sie konnte sich kaum entscheiden womit sie anfangen wollte.

„Na, endlich hat sie mal nichts zu meckern", kommentierte Alexa mit einem boshaften Seitenblick auf Diane.

Die konterte: „Oh, doch! Wenn die Hauselfen nicht so verschwenderisch wären, hätte ich jetzt kein Problem, mich zu entscheiden womit ich anfangen soll. Aber hier sind ja alle so maßlos!"

Die anderen schauten sich kurz an und brachen dann in schallendes Gelächter aus.

„Tja, da kann ich dir nicht widersprechen", sagte Melissa und bemühte sich um einen ernsten Tonfall, „das ist wirklich unverantwortlich von diesen Hauselfen."

„Sag ich doch!", mampfte Diane hinter ihrem ersten Bissen hervor (sie hatte sich für Rindertalgpudding und Kartoffeln entschieden).

In den nächsten Minuten erstarb jede Konversation, weil alle damit beschäftigt waren, sich durch das reichhaltige Angebot zu essen.

Schließlich legte auch Diane ihren Löffel weg.

„Noch ein bisschen Kuchen und ich platze."

„Aber bitte nicht hier. Ich habe keine Lust, den Dreck von meinem Umhang zu putzen", kommentierte Melissa ungerührt. „Oder meinst du, man bekommt das mit Meister Obiwans Waschmittel gegen böse Verunreinigungen wieder raus?", fragte sie an Alexa gewandt.

Die bewegte abwägend den Kopf hin und her. „Meister Obiwans schafft zwar viel, aber das? Ich glaube eher nicht..."

„Ihr seid doof!" Diane versuchte zwar beleidigt zu wirken, doch heute schaffte sie das einfach nicht, dafür fühlte sie sich viel zu wohl und gesättigt.

Mittlerweile war Professor Dumbledore wieder aufgestanden.

„Nun nachdem ihr alle gegessen habt, noch ein paar letzte Ankündigungen. Ich weiß, ich langweile euch damit, weil sie immer wieder dieselben sind. Aber anderseits scheinen wenigstens einige von euch sie immer wieder zu vergessen. Die Betreffenden wird es vielleicht erstaunen zu hören, dass der Verbotene Wald immer noch verboten ist! Ich möchte daher diejenigen, denen ihr Leben lieb ist bitten, vom Betreten des Waldes Abstand zu nehmen!

Bei Mr. Filch ist ein Liste mit Gegenständen einzusehen, die hier in der Schule verboten sind. Mr. Filch hat mich gebeten darauf hinzuweisen, dass alle Produkte der Firma Weasleys Zauberhafte Zauberscherze ausnahmslos vom Schulgelände verbannt sind. Des Weiteren ist das Zaubern in den Fluren und außerhalb des Unterrichts untersagt.

Die Auswahl für die Quidditch-Mannschaften findet nächste Woche statt. Interessierte sollen sich bei Madam Hooch melden.

So, das war's auch schon für diesen Abend. Ich hoffe, ihr könnt euch das alles merken. Nun singen wir noch die Schulhymne und dann ab ins Bett."

Diesmal fand Diane das Absingen der Schulhymne nicht ganz so lächerlich wie im ersten Jahr, obwohl sie eine einheitliche Melodie immer noch bevorzugt hätte.

Auf den Weg zu den Kerkern bemerkte Melissa: „Ich überlege mir, ob ich mich für unsere Quidditch-Mannschaft melden soll. Nach dem Desaster vom letzten Jahr ist ja keiner mehr da, ich denke, ich hätte gute Chancen. Habt ihr nicht auch Lust?"

„Spinnst du?"

„Nie im Leben!"

Dorothy und Diane waren sich in ihrer ablehnenden Haltung was Quidditch anging einig.

„Wir werden dich anfeuern, das muss reichen!"

Auch Alexa schüttelte den Kopf. „Quidditch macht zwar Spaß, aber Training bei Wind und Wetter muss nun auch nicht sein. Da kann ich mir ehrlich was besseres vorstellen."

Melissa zuckte mit den Achseln. „Na, dann halt nicht. Ich habe mich gefragt, was Snape wohl für einen Unfall hatte", bemerkte sie dann nach einer kurzen Pause.

„Ja, das ist seltsam, nicht?", sagte Dorothy. „Der Mann ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und der soll einfach so einen Unfall gehabt haben? Und was soll das überhaupt heißen ‚Professor Snape hatte einen ernsten Unfall'? Das ist doch sehr vage. Also ich denke, da stimmt was nicht!"

„Na und wenn schon?", gähnte Diane. „Das geht uns doch gar nichts an. Seien wir froh, dass wir ihn wenigstens für die nächste Woche los sind. Egal wer die Vertretung ist, es kann nur besser werden!"

„Meinst du?", fragte Melissa zweifelnd.

„Auf jeden Fall!"


AN:

Okay, ich habe mich nicht beherrschen können und HP 6 nun doch gelesen (Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach). Ab jetzt spielen meine Diane Dursley Geschichten also in einem AU. Ich werde nur solche Entwicklungen von HP 6 miteinbeziehen, die zu den bisherigen Geschehnissen in „Happily ever after" und „Potion Master" passen.

Katharina-B: Die "Schrecklichen Vier" ist ja eine gemeine Bezeichnung für meine leiben, netten Mädchen ;-)

Zutzi alias Susi: Vielleicht haben Mütter nicht immer einen besseren Draht zu ihren Kindern, aber Vernon Dursley war ja fast nie da, als Diane klein war. Als ordentlicher Familienvater und Ernährer war er schön brav in der Arbeit.

Ob aus Diane und Malfoy was wird? Wer kann das jetzt schon sagen, die beiden sind doch erst 12 ;-)

Tamira: Also ich mochte Nelixxa, obwohl ich im ersten Moment doch Probleme hatte, zu verstehen, von wem du redest ;-)

Mit St. Mary Mead liegst du goldrichtig. Schön, dass dir das aufgefallen ist!