Title: The Depths of Winter
Author: bananacosmicgirl oder einfach nur Cosmic
Rating: R
Warnings: Slash
Disclaimer: Diese Geschichte basiert auf den Charakteren und Situationen die von JK Rowling erschaffen wurden und ihr auch gehören, sowie verschiedenen Herausgebern wie Bloomsbury Books, Scholastic Books and Raincoast Books, and Warner Bros., Inc.. Hiermit wird kein Geld verdient.
Die Story gehört Cosmic. Es handelt sich um eine von der Autorin genehmigte Übersetzung.
Nachzulesen ist das Original hier auf FFN – id: 1728364
Summary: Vier Jahre sind vergangen, seit Harry Hogwarts verlies, um alleine in der Muggelwelt zu leben. Er hat der Zauberwelt den Rücken zugekehrt – bis zu dem Tag, an dem Draco Malfoy vor den Augen von Harry einen Autounfall hat, durch welchen er gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt wird.
Ein Dank an Icy, für's Beta lesen
Pitvansee – Hab schnell weiter übersetzt. Danke fürs Kommi, wünsche weiter Spaß beim Lesen und hoffe es geht nach deinem Geschmack weiter.
Gugi28 – hi du Süße, keine Sorgen auch wenn es noch ein bisschen traurig und wehmütig weitergeht, alles wird gut, auch wenn's ein längerer Weg wird – schließlich bin ich für Happy Ends, oder? Gefällt dir das Kapitel? Dich noch mal ganz lieb Knuddel und dir schöne Weihnachten wünsch.
Sina – alles halb so schlimm, und bei Zauberern kann man doch jede Krankheit heilen, oder? Danke fürs Review und viel Spaß beim weiterlesen.
Irgend eine Reviewerin – Danke fürs Kommi, Harry schreibt Krimis, wieso und weshalb kommt in einem der nächsten Kapitel genauer. Hoffe das Kapitel gefällt dir auch.
An alle – viel Spaß beim lesen.
OoOoOoOoO
The Depths of Winter
Chapter Two
Remembrance
Der Samstagmorgen dämmerte hell und klar. Langsam begann der Frühling sich zu zeigen, brachte Jungvögel mit sich mit, die ihre zurückkehrenden Mütter um Nahrung anbettelten, Insekten, die, was auch immer sie den Winter hindurch taten, nun hervor krochen und eine Vielzahl von glücklichen Menschen. Die Sonne schien in Ihre Herzen zu gelangen; wohin Harry auch blickte, die Menschen lächelten, redeten, oder spazierten mit Freunden im Schlepptau durch die Stadt. Die Cafes waren gefüllt mit Leuten, die Dinge kauften, die sie mit in den Park nahmen, wo sie stundenlang saßen, immer weiter lächelnd, redend und das Leben genießend.
Der Frühling war zudem noch die Jahreszeit der Liebe, zumindest war es das, was die Zeitschriften verkündeten. Vielleicht fühlte sich Harry deswegen so einsam, während er mit seinen Einkaufstüten alleine die Straßen entlang lief und beobachtete wie sich Liebespaare auf den Bänken und Bürgersteigen küssten und miteinander schmusten.
Es waren anderthalb Wochen seit Malfoys Unfall vergangen. Eine Woche war es her, seit Harry das letzte Mal im Krankenhaus gewesen war, als Malfoy ihn wieder angeschrieen hatte ‚zu verschwinden'. Seitdem war er nicht wieder dort gewesen. Er redete sich ein, dass es nicht gut wäre, besonders für Malfoy, dessen Verletzungen sich verschlimmern konnten, wenn er nicht still liegen blieb.
Eine spottende Stimme in seinem Kopf erzählte ihm eine andere Geschichte. Sie sagte ihm, dass er schwach und eingeschüchtert war. Harry wollte das nicht glauben, aber tief in seinem Inneren, wusste er, dass es stimmt.
Seitdem er in Krankenhaus gewesen war, konnte er all die unerwünschten Gedanken in seinem Geist blockieren. Wie damals, als er diese Welt das erste Mal verlassen hatte, schloss er eine Tür und weigerte sich beharrlich, über all das nachzudenken. Er lebte sein Leben wie früher weiter, er verbrachte die Wochenenden vor dem Computer, versuchte, einige neue Seiten für seinen Roman zu schreiben – ein Versuch der kläglich scheiterte – und die Woche über ging er zur Universität. Er vergrub sich in seinen Schularbeiten und vermied es, Freunde zu treffen. Myra beobachtete ihn aus sicherer Entfernung, dass wusste er, sie versuchte herauszubekommen, was mit ihm los war. Sie wurde immer neugieriger und zunehmend auch ärgerlicher, da sie es sich nicht erklären konnte; genau wie ein anderer Freund von ihm, Darius Alden.
„Du weißt, dass du dich nicht vor uns verstecken kannst", hatte Darius vor gerade mal einem Tag gemeint. „Freunde hat man aus einem bestimmten Grund. Und dieser Grund beinhaltet nicht, sich jedes Mal zurückzuziehen, wenn man ein Problem hat'. Auch falls du diese Definition falsch interpretierst. Ich werde es akzeptieren."
„Weißt du, es tut mir leid", antwortete Harry, „ ich bin nur – es ist kompliziert und es zu erklären würde zu lange dauern. Lasst mich einfach in Ruhe." Er trat gegen einen Stein an Boden.
Darius, ein sehr gut aussehender und reicher junger Mann mit welligem dunklen Haaren und muskulösem Körper, betrachtete ihn mit hochgezogener Augenbraue. Der Blick erinnerte Harry sehr stark an –
„Zu Kompliziert?" fragte er. „Dann vermute ich, es hat etwas mit deiner mysteriösen Vergangenheit zu tun. Habe ich Recht?"
Harry zuckte mit den Schultern, er wusste, dass er es nicht verleugnen konnte. Er war nie ein guter Lügner gewesen.
Mit immer noch hochgezogener Augenbaue sagte Darius: „ Und du denkst nicht, dass es eine gute Idee wäre, es uns zu erzählen?"
Frustriert antwortete Harry „Nein! Es ist nicht – Ich kann es euch nicht sagen. Ihr würdet es nicht verstehen."
„Versuch es bei mir."
„Nein. Nicht jetzt. Ich – Ich muss es zuerst einmal selbst verstehen", sagte Harry, den letzten Teil flüsternd. Er sah Darius in die Augen. „Ich werde es dir erzählen, wenn ich es selbst begriffen habe, okay?"
Darius seufzte theatralisch, warf seine Hände in die Luft. „Na gut", sagte er. Danach legte er ein verschwörerisches Lächeln auf. „Nun, denkst du Myra würde so freundlich sein und mir ihre Notizen leihen? Ich hatte letzte Nacht wirklich keine Zeit irgendetwas aufzuschreiben."
„Und was, bitte schön, hielt dich davon ab?" fragte Harry kopfschüttelnd, auch wenn er die Antwort schon ahnte. Er kannte Darius jetzt seit drei Jahren, es gab keine Geheimnisse. Aber dennoch war er über das Wechseln des Themas dankbar. „Oder besser, wer?"
„Ein prächtiges, kleines Ding namens Blossom. Was für ein passender Name das ist – sie war eine wunderschöne Blume, die Kleine." Darius grinste in Erinnerungen schwelgend.
„Wie alt war sie? Und wo hast du sie aufgegabelt?" fragte Harry. Er war sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte, fragte aber trotzdem. Darius zuzuhören, war wie über das Leben von Berühmtheiten zu lesen; belustigend, aber nicht wirklich interessant und definitiv nichts, mit dem sich Harry identifizieren konnte.
„Neunzehn", sagte Darius „Sie ist aus Cambridge und überlegt herzuziehen."
„Wann hat sie sich dazu entschlossen?" fragte Harry trocken. „Gestern?"
„Nein, wirklich", sagte Darius und tat beleidigt. „Sie sucht hier nach einer Wohnung."
„Ach, und ich bin mir sicher, du zeigst ihr die besten Ecken von London, stimmst? Besonders, die besten Londoner Betten?"
„Ey, ey, sag doch so etwas nicht", sagte Darius, spielerisch funkelte er Harry an.
„Aber ist doch wahr", entgegnete Harry. „Oder etwa nicht?"
Darius grinste breit. „Sie ist wunderbar", sagte er glücklich.
„Da bin ich mir sicher", antwortete Harry und rollte erneut mit den Augen. Jede einzelne von Darius Eroberungen war das. Harry wusste, dass das Mädel in einigen Wochen der Vergangenheit angehören würde, letztlich war es mit allen so gewesen. Darius war nicht an einer dauerhaften Beziehung mit jemandem interessiert, schon gar nicht mit einer hübschen blonden (irgendwie wusste Harry, dass sie blond war) namens Blossom. „Wir müssen los", sagte Harry, „der Unterricht beginnt."
Darius rolle mit den Augen. „Ich komme schon", meinte er. „Du weißt, ich habe noch keine Antwort darauf bekommen, ob du glaubst, dass Myra mir ihre Aufzeichnungen gibt, oder nicht …"
OoOoOoOoO
Endlich war es Samstag. Harry schloss die Tür zu seinem Apartment auf und tratt, den Arm voller Lebensmittel hinein. In seiner Wohnung herrschte das absolute Chaos, er hatte sich in der letzten Woche nicht darum gekümmert sauber zu machen. Seine Gedanken waren woanders, ganz woanders. Er blickte flüchtig auf die Uhr – eine Muggel- Uhr natürlich – und bevor er ihn aufhalten konnte, drang ein ungebetener Gedanke in seinen Kopf.
Besuchszeiten sind bis um Fünf.
Er schüttelte seinen Kopf, um ihn frei zu bekommen, wollte nicht darüber nachdenken, nicht über ihn. Malfoy bedeutete Schwierigkeiten; in großen, fettgedruckten Buchstaben geschrieben. Harry sollte ihn nicht wieder besuchen gehen, weil er irgendwie wusste, dass, wenn er noch einmal hinging, er nicht mehr in der Lage dazu war, dem anderen Mann den Rücken zuzukehren.
Als ob er ihn früher je den Rücken hätte zudrehen können, spottete eine Stimme in seinem Kopf und Harry verwünschte sie leise. Er war schon zweimal zum Krankenhaus gegangen. Es gab absolut keinen Grund dafür, besonders nicht beim ersten Mal, aber er hatte es getan. Er war ein ‚guter Kerl', ein ‚Held'. Deswegen musste er wissen, ob es der Person deren Leben er gerettet hatte auch gut ging, selbst wenn die besagte Person sein –früherer?- Feind war. Harry konnte schlecht sagen, dass der wütende junge Mann in dem Krankenhausbett derselbe Junge war, der in der Schule sein Feind gewesen war und was sagt man so schön –
Abrupt beendete er die Gedankengänge. Dinge waren geschehen; Dinge mit denen kein Mensch leben und ungeschoren davonkommen konnte.
Bevor er es realisierte, war er wieder draußen und lief die Straße in Richtung Krankenhaus hinunter.
OoOoOoOoO
Die Station war diesmal etwas belebter, als Harry sie betrat. In dem großen Raum mit den Couchs saß eine Frau im Rollstuhl, ein Kind auf ihrem Schoß und neben ihr ein Mann, von dem Harry annahm, er war ihr Ehemann. Mehrere der Zimmer hatten diesmal die Rollläden geöffnet und Harry sah, wie lachende Familienmitglieder und Freunde um die Betten der Patienten herumstanden. Er wusste, dass sein Besuch bei Malfoy nicht mal annähernd so verlaufen würde.
Er klopfte, diesmal zitterte seine Hand nicht. Er wusste nicht, was genau er sich von diesem Besuch erwartete, aber er erkannte, dass es das ‚dritte Mal des Zaubers' war. Ob es ein Zauber war, der ihn in die Hölle verdammte, oder ein Zauber, der einen etwas weniger kalten Malfoy hervorbrachte, wusste er noch nicht, obwohl er so eine Vermutung hatte.
Er hörte ein „Herein", von der anderen Seite der Tür und er öffnete sie.
„Hallo Malfoy", sagte er.
Das Gerüst um Malfoys Oberkörper verhinderte jede Bewegung von ihm, somit konnte er Harry nicht sehen als dieser eintrat, aber Harry wusste das Malfoy ihn sogar mit verbundenen Augen und sich nur auf sein Gehör verlassend erkennend würde.
„Potter", sagte er und schaffte es, es wie ein Schimpfwort klingen zu lassen. „Du bist zurück."
„Deine Auffassungsgabe verblüfft mich", antwortete Harry, trat in das Zimmer und stellte sich in Malfoys Blickrichtung.
„So wie deine Gabe zu ignorieren mich verblüfft", entgegnete Malfoy und sein wütender Blick verfolgte jede von Harrys Bewegungen. „Warum bist du hier?"
Harry, der unter dem Vorwand Malfoy zu ignorieren aus dem Fenster geschaut hatte, drehte sich herum, um dem Bett gegenüberzustehen. „Naja, ich bin natürlich hier um nach dir zu sehen", sagte er und schaffte es nicht, es nicht sarkastisch klingen zu lassen. Er blickte kurz auf den Boden, bevor er wieder zu Malfoy herauf sah. „Ehrlich? Ich habe keine Ahnung."
„Nun, das war die wortgewandteste Antwort, die ich jemals hörte." Malfoys Stimme war kälter als Eis. „Bring mich nicht dazu, mich erneut zu wiederholen."
„Ach, du meinst ‚verschwinde, verschwinde' zu schreien?" Harry ahmte Malfoys Worte mit schrill kreischender Girly Stimme nach. „Ich möchte das nie wieder hören. Niemals."
„Warum – bist – du – hier?" fragte Malfoy langsam, als ob er mit einem Vierjährigen redet.
Er konterte Malfoys wütenden Blick, plötzlich ernst. „Ich habe dir doch gesagt, Malfoy, ich hab keine Ahnung. Das einzige was ich weiß, ist, dass ich seit deinem Unfall von Erinnerungen bombardiert werde, Erinnerungen die ich für immer verschlossen glaubte. Ich will – Ich weiß nicht – Ich will sie stoppen."
„Und wie kann es dir deiner Meinung nach helfen, dich von deinen blöden Erinnerungen abzuhalten, wenn du hier herkommst, um mich in weniger als zwei Wochen dreimal zu besuchen? Und warum zum Teufel, sollte es mich interessieren?" seine Stimme war beißend und eisig.
Frustriert fuhr sich Harry mit seiner Hand durch die Haare. „Ich weiß es nicht!" sagte er erneut. „Ich bin nur – Ich weiß nicht-"
„Wenn du noch einmal sagst, dass du es nicht weißt, werde ich -"
„Wirst du was?" spuckte Harry ärgerlich aus. „Verhext du mich dann ohne einen Zauberstab? Kommst hierher und schlägst mich, ohne funktionierende Beine? Bittest du deinen inhaftierten Vater die schmutzige Arbeit für dich zu erledigen?"
Gleich nachdem die Wörter ausgesprochen waren, bereute Harry diese, aber er konnte sie nicht wieder zurücknehmen. Selbst für ihre gemeinsame Vergangenheit, war das Gesagte weit unter der Gürtellinie; jedes einzelne Wort.
Das bisschen Farbe auf Malfoys blassen Wangen war verschwunden und er schaute auf die bis zur Taille gezogene Bettdecke hinunter. Er murmelte etwas was Harry nicht verstehen konnte.
„Es – Es tut mir leid", stammelte Harry, „Ich hätte nicht gesollt – es tut mir leid-"
Malfoy blickte wieder auf, sein Brustkorb bebte vor Ärger und seine Augen waren erneut mit Wut erfüllt. „Fuck you, Potter, Fuck – you."
Dieses Mal brauchte Malfoy nicht zu schreien, damit Harry ging, er tat es aus eigenem Antrieb.
OoOoOoOoO
Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er hierher gelangt war, aber plötzlich befand er sich wieder in dem Cafe. Er stand in der Schlange, sein Verstand war leer und als er den Tresen erreichte, wusste er noch nicht, was er bestellen sollte. Das Mädel, welches er beim letzten Mal getroffen hatte, war heute auch wieder da und sie gab ihm einen Kaffee late und ein Hörnchen mit Butter und Käse, genau wie beim letzten Mal. Sie lächelte ihn leicht an und nahm das Geld aus seiner Hand, bevor er es nachzählen konnte, gab ihm den Wechselbetrag zurück und widmete sich der nächsten Person in der Schlange.
Harry wusste, dass sie ihn für seltsam halten musste, aber er konnte sich momentan keine Sorgen darüber machen. Stattdessen setzte er sich an den gleichen Tisch wie beim letzten Mal und beobachtete die Menschen, die draußen vorbei liefen. Lächelnde Gesichter und glückliche Menschen. Harry fragte sich, ob er je auch einer von ihnen werden würde. Er glaubte es nicht.
Stunden mussten vergangen sein, denn als Harry das nächste Mal aus seinen inhaltslosen Gedanken erwachte, war das Cafe fast leer, nur einige Kabinen waren noch belegt und Harry schien es, als ob dort nur Pärchen saßen.
„Wieder zurück, hä?"
Durch die Stimme sprang er überrascht auf. Das Mädel vom Tresen stand neben ihm.
„Ähm, yeah", sagte Harry. „Ich bin hier ziemlich oft. Du bist neu?"
Sie nickte, eine Strähne ihrer dunklen Harre fiel ihr ins Gesicht. Sie strich sie weg. „Hab vor ca. zwei Wochen angefangen", antwortete sie.
„Macht es denn Spaß?" Harry ermahnte sich selbst, dass er versuchen sollte, interessierter zu klingen, da sie eindeutig an ihm interessiert schien.
„Es ist OK." Sie zuckte mit den Schultern. „Ziemlich nette Leute, mit denen ich arbeite und ich treffe eine menge Menschen, wenn ich hinter der Theke stehe. Aber die Bezahlung ist ätzend."
Er versuchte zu lächeln. „Könnt ich wetten."
„Sie kennen sich damit nicht aus, stimmst?" fragte das Mädel ihn ansehend. „Harry Evans, richtig? Ich habe Ihre Bücher gelesen."
„Oh", war alles was er antworten konnte. „Haben sie – haben sie Ihnen gefallen?"
Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich liebe sie. Die Art wie Sie die Spannung mehr und mehr durch das ganze Buch aufbauen – es ist brillant! Ich kann Ihr nächstes Buch kaum erwarten."
Harry rutsche unbehaglich auf seinem Stuhl. „Danke", sagte er, stand dann auf und schaute auf seine Uhr, täuschte vor über die Uhrzeit erschrocken zu sein. „Wissen Sie, es tut mir leid, aber ich muss gehen. Ich – ich wusste nicht, dass es schon so spät ist."
Ihr Lächeln wurde unsicherer, hellte sich aber gleich wieder auf. „Das ist Okay. Ich werde Sie das nächste Mal sehen, wenn Sie wieder herkommen. Ich bin übrigens Mona."
Sie streckte ihre Hand aus und er schüttelte diese, noch unsicher wegen des Mädels vor ihm. „Nett Sie zu treffen, Mona", sagte er dennoch. Schließlich hatte er Manieren und es schien sie glücklich zu machen. „Bye."
„Bye", sagte sie, als er das Cafe verlies.
Am Horizont schoben sich die Wolken aufeinander. Es würde bald regnen.
OoOoOoOoO
Montagmorgen erwachte Harry um halb sieben als sein Wecker losging. Er schaltete ihn aus, rollte sich auf die andere Seite und schlief prompt wieder ein; nur, um anderthalb Stunden später wieder zu erwachen und festzustellen, dass seine erste Stunde in genau fünf Minuten begann. Sich selbst verfluchend, sprang er aus dem Bett und versuchte sich während des Essens des Frühstücksmüslis seine Socken anzuziehen. Das Ergebnis war, dass er seine Schüssel umkippte und es plötzlich auf seine Socken Müsli regnete. Seufzend setzte er sich kraftvoll in seinen Stuhl und auf einmal wusste er, es wurde einer dieser Tage werden.
Anstatt zum Unterricht zu eilen, legte er die Socken weg, wischte das Müsli vom Fußboden auf und holte etwas Brot heraus, um sich Toast zu machen. Er würde den ersten Unterricht ausfallen lassen, mit einer Stunde Verspätung zu erscheinen, nutzte ihm sowieso nichts.
„Sie haben also beschlossen unsere Klasse mit ihrer Anwesenheit zu beehren, Mr. Potter. Wie umsichtig von ihnen."
Mit gesenktem Kopf hörte er die Stimme, so klar, als ob Snape neben ihm stehen würde. Er wusste, dass es albern war. Snape konnte unmöglich hier sein und der logische Teil in Harrys Gehirn wusste das. Trotzdem konnte er nicht anders und suchte die Wohnung nach langen, schwarzen Roben und fettigem Haaren ab. Als er sich schließlich überzeugt hatte, dass ihm seine Phantasie nur einen Streich gespielt hatte, setzte er sich kräftig hin und atmete so heftig, als ob er gerade die Stufen herauf gerannt wäre.
Als er endlich am Unterricht teilnahm, stellte er nur fest, dass er auch hätte zu Hause bleiben können. Er machte sich wieder und immer wieder zum Narren, wenn die Professoren Fragen direkt an ihn richteten und als sich Myra und Harry in der Bibliothek zum lernen trafen, machte sich Harry keinerlei Notizen. Stattdessen füllte er seinen Notizblock mit seltsamen Zeichnungen.
Myra streckte sich nach dem Notizblock aus und nahm ihn ihm weg, als sie die Bibliothek verließen. Sie runzelte die Stirn als hätte sie einen Verdacht und dieser wurde durch Harrys Unaufmerksamkeit nur noch bestätigt.
„Harry, was ist los?" fragte sie, als sie ihn nach draußen zu einer Bank führte. „Du hast dich in der Bibliothek nicht konzentriert – Ich will gar nicht wissen, wie du im Unterricht zurechtkamst."
Harry schloss seine Augen und plötzlich war er nicht mehr in der Universität. Es war nicht länger Myra, die neben ihm saß – es war Hermine.
„Harry, rede mit uns, bitte. Wie können dir helfen."
Harry schlug die Augen wieder auf und nahm dankbar das Universitätsgelände um sich herum wahr. Myra sah ihn verunsichert an, ihre braunen Augen mit Sorge erfüllt. Einmal mehr erinnerte sie ihn an Hermine.
„Myra, es tut mir leid, aber ich kann es euch nicht erzählen", hörte er sich selbst wiederholen. Es klang von so weit weg, als ob er nicht länger in seinem Körper wohnte.
„Harry, du läufst herum wie ein Zombie", sagte Myra verzweifelt. „Darius kann dich nicht zum reden bringen und ich schaffe es auch nicht. Du kannst froh sein, dass Candy momentan in Frankreich ist, sie würde dich dazu bringen den Kloß in deiner Kehle herunterzuschlucken und dich zwingen zu reden."
Harry brachte ein kleines Lächeln zustande; Candy würde nicht eher aufgeben bis sie wusste, was mit ihm los war; soviel war sicher. Sie war so süß, wie ihr Name suggerierte, aber wen etwas mit einem ihrer Freunde nicht stimmte, wurde sie auf der Jagd nach dem Grund des Problems bösartig.
„Wie lange wird sie weg sein?" fragte er.
„Oh nein", sagte Myra zu ihm, wobei sie die Augen zukniff. „Du wirst nicht das Thema wechseln und dich somit leicht herauswinden."
Harry murmelte ein „Verdammt" und sie sah ihn tadelnd an.
„Jetzt rede", sagte sie.
Harry runzelte die Stirn, dachte darüber nach und schüttelte dann seinen Kopf. „Nein."
„Harry!" Sie war enttäuscht von ihm und vielleicht war es genau das, was Harry insgeheim wollte. Wenn sie sich über ihn ärgerte, würde sie aufgeben und ihn in Ruhe lassen und er konnte in das wundervolle Land des Leugnens abtauchen. „Ich werde nicht aufhören, dich damit zu nerven, bis du es mir endlich erzählt hast."
Harry stand von der Bank auf und blicke wütend auf sie herab. „Dann wirst du mir für sehr lange Zeit auf die Nerven gehen, schätze ich", sagte er kalt.
Er stolzierte an ihr vorbei, weigerte sich zurückzublicken, um denn todunglücklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen, von dem er wusste, er würde in ihrem Gesicht sein. Wenn er tatsächlich zurückblickte, würde er umschwenken, sein Lauf anhalten und ihr alles erzählen. Und wenn er ihr alles sagte, würde der Schmerz immer stärker werden, bis er drohte, ihn völlig einzuholen-
„Harry, du kannst nicht die ganze Last der Welt auf deinen Schultern tragen. Lass uns dir helfen. Komm schon, Kumpel."
Harry schaute sich um, fragte sich, wo sich Ron versteckt hielt. Seine Stimme hing in der Luft, auf einer sanften Frühlingsbrise schwimmend und erinnerte ihn an Dinge, an die er nicht erinnert werden wollte.
„Lass uns dir helfen … Komm schon, Kumpel …"
„Hört auf", schrie er, sich die Hände an die Ohren haltend, seine Schultern zuckten durch das Zurückhalten der Schluchzer. „Hört auf, hört auf, hört auf!"
Dann begann er zu laufen, zuerst war es nur ein Joggen, aber schon bald verwandelte es sich in ein schnelles Rennen. Er war blind für seine Umgebung und es war erstaunlich, dass er es vermeiden konnte, einen fürchterlichen Unfall zu bauen, so wie er die Straße herunterhetzte. Er wusste, wohin er rannte, auch wenn er nicht verstand warum. Es interessierte ihn auch nicht. Er sauste zu dem einzigen Ort, wo diese Stimmen aufhörten, wenn auch nur für kurz. Er lief zu der Quelle des Wahnsinns, der Grund, warum er sich an sein erstes Leben erinnerte.
Das Krankenhaus erschien ihm kalt und gleichgültig, als er anhielt, die Hände auf seinen Knien nach Atem ringend. Er wollte nicht lange stehen bleiben, da er befürchtete, dass die Stimmen wiederkamen, wenn er die Zeit bekam über etwas anderes nachzudenken, als darüber, wie er genügend Luft in seine Lungen bekommen konnte. Daher öffnete er die Tür und trat hinein.
Er ging den Korridor zur Treppe entlang, seine Beine wurden bei jedem Schritt schwerer, als er begriff, dass er absolut kein Recht dazu hatte, hierher zurückzukommen. Das einzige was er tat, war, Malfoy aufzuregen und obwohl ihn dies nicht stören sollte, tat es das.
Eine Krankenschwester starrte ihn böse an, sagte aber nichts, als er den Flur entlanglief. Er vermutete, dass sie von seinen anderen Besuchen bei Malfoy erfahren hatte. Trotzdem hielt sie ihn nicht auf und er ignorierte sie. Auf der Station war es jetzt ruhig, da es ein normaler Arbeitstag war und die Jalousien waren – wieder einmal - heruntergelassen. Malfoys Rollläden waren bei jedem seiner Besuche geschlossen, es überraschte ihn nicht.
Er klopfte an, wartete auf die Aufforderung zum Eintreten und ging hinein.
Malfoy drehte seinen Kopf einen halben Zentimeter, soviel wie das Gerüst erlaubte, aber Harry wusste, dass es nicht nötig war, Malfoy wusste, dass Harry es war-
„Potter."
„Malfoy."
„Verstehst du denn nicht, dass ich dich hier nicht haben will?" fragte Malfoy. Er sah müde aus, hatte dunkle Ringe unter seinen Augen und seine Stirn glänzte verschwitzt, aber Harry wagte es nicht, sich nach seinem Befinden zu erkundigen. „Nach dem letzten Besuch dachte ich, dass selbst du die Message verstanden hättest."
„Weißt du Malfoy, ich bin nicht hier um mit dir zu streiten-"
„Dann verrate mir, verdammt noch mal, warum du hergekommen bist" unterbrach ihn Malfoy. „Ich – will – dich – nicht – sehen. Ist das für den glorreichen Potter so schwer zu begreifen?"
Harry fühlte wie die Wut in ihm hochstieg. Wut auf sich selbst, da er schon wieder hierher gekommen war und auch , weil Malfoy ein kompletter Idiot war. Er kämpfte mit sich, um nicht Sachen zu sagen, die er nicht sagen sollte.
„So, so, der ruhmvolle Potter hat letztlich doch die Bedeutung des Maul haltens verstanden", spottete Malfoy. „Nicht einen Tag zu früh."
„Nur du leider noch nicht", fuhr Harry ihn an. „Du weißt, seit wann wir-"
Er wurde durch das Öffnen der Tür unterbrochen. Eine kleine, mollige Krankenschwester betrat den Raum. „Guten Abend, Sir", sagte sie zu ihm.
„Guten Abend", erwiderte er höflich und ignorierte den eisigen Blick, den Malfoy ihm zuwarf.
„Es ist Zeit Mr. Malfoy zu reinigen, also, wenn sie raus gehen könnten?" Sie zeigte vage in Richtung Tür.
Harrys Augen wanderten von der Krankenschwester hinüber zum Bett mit Malfoy. Malfoy starrte ihn wütend an, aber Harry glaubte eine leichte Röte auf seinen Wangen wahrgenommen zu haben, bei der Erwähnung des ‚Reinigens von ihm'. Harry öffnete den Mund, um etwas zu erwidern; überlegte es sich aber anders, als er Mitleid mit Malfoy bekam und schließlich sagte er „Ja, natürlich".
Er blickte ein letztes Mal auf Malfoy. Während er zur Tür ging, konnte er die kalten silbernen Augen spüren, die versuchten, jede seiner Bewegungen zu folgen.
Die Tür schloss sich hinter ihm und langsam ging er den Flur entlang, sein Verstand immer noch gefüllt mit Gedanken und Erinnerungen. Rons geisterhafte Stimme hatte ihn verlassen und dafür war er dankbar. Obwohl Malfoy nichts weiter tat, außer ihn wütend zu machen, schien er doch die Erinnerungen aufzuhalten, die ihm auf so harte Weise angriffen, wenn er an der Universität und noch schlimmer, wenn er zu Hause war.
Er ging wieder zurück und passierte Malfoys Zimmer. Die Tür war immer noch geschlossen und er stellte fest, dass es wohl mehr als ein paar Minuten dauern würde, einen Mensch nach so einem schweren Unfall zu säubern. Also ging er zum Gemeinschaftsraum, wo der Fernseher lief und zwei Patienten zuschauten. Die junge Frau drehte sich zu Harry um, sie hatte Kanülen in ihrem Arm und Ihre Harre waren dünn, wodurch sich Harry fragte, ob sie gegen Krebs behandelt wurde. Genau wie der Mann neben ihr saß sie im Rollstuhl. Er sah älter als sie aus, sein rechtes Bein und sein rechter Arm waren eingegipst und er hatte Bandagen um seinen Kopf. Sie schauten die Nachrichten.
Harry setzte sich ans Fenster, etwas entfernt von den anderen Beiden hin. Die Couch war bequem und er sah sich nach etwas um, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte. Er dachte nicht darüber nach, warum er im Krankenhaus blieb, vor allem, weil Malfoy ihn eindeutig nicht hier haben wollte.
Seine Finger fanden die Zeitschriften, die auf dem Tisch neben der Couch, auf der er saß, lagen. Mehrere waren über Krebs, über Medizin im Algemeinen, aber dort lag auch eine über das Gelähmt sein. Neugierig griff er nach der Broschüre.
‚Was ist das Zentrale Nerven System und warum kann es sich nach einem Unfall nicht selbst reparieren?' stand dort.
‚Das Zentrale Nerven System steuert die meisten Funktionen im Körper und des Geistes. Es besteht aus zwei Teilen: dem Gehirn und dem Rückenmark.
Das Rückenmark ist die Autobahn für die Verbindung zwischen dem Körper und dem Gehirn. Wenn das Rückenmark verletzt ist, wird der Informationsaustausch zwischen dem Gehirn und den anderen Körperteilen unterbrochen.
Viele Organe und das Gewebe im Körper können sich nach einer Verletzung ohne Eingriff von selbst regenerieren. Leider sind einige Zellen vom Zentralen Nerven System so spezialisiert, dass diese Zellen sich nicht teilen, oder neue produzieren können. Infolgedessen ist die Wiederherstellung nach einer Gehirn- oder Rückenmarkverletzung viel schwieriger.
Die Komplexität des Zentralen Nerven Systems macht die Erneuerung der richtigen Verbindungen zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark sehr kompliziert.'
Während der ganzen Zeit nach dem Unfall, hatte sich Harry nie Gedanken über Malfoys Verletzungen gemacht. In den ganzen Wochen, die seitdem vergangen waren, war er mit seinen eigenen Erinnerungen und Gedanken so beschäftigt gewesen, dass er darüber ganz vergessen hatte, wie schwer Malfoy bei dem Unfall verletzt worden war und dass dieser sie zusammengebracht hatten. Aber Tatsache war: Er hatte Probleme und die Verletzung, die er sich zugezogen hatte, waren so ernst, dass sie ihn in den Rollstuhl brachten, vielleicht für den Rest seines Lebens.
Plötzlich brach die Realität von all dem über Harry zusammen.
Malfoy war behindert.
Er konnte seine Beine nicht bewegen.
Er würde nicht mehr in der Lage sein, dass Leben zu führen, von dem er immer gesprochen hatte, er würde – er würde Menschen brauchen, die ihm helfen; Dinge für ihn taten und obwohl er seit seiner Geburt Diener um sich herum gehabt hatte, liebte Malfoy es wahrscheinlich sie herumzuscheuchen, weil er es konnte, nicht weil er sie brauchte.
Abrupt stand er auf, er war sich nicht bewusst, dass die beiden Patienten ihre Aufmerksamkeit vom Fernseher weg auf ihn gerichtet hatte. Er war fast schon auf dem Weg zurück zu Malfoy, als er sich daran erinnerte, dass die Krankenschwester noch dort war; es waren noch keine fünfzehn Minuten vergangen. Also sank er wieder auf die Couch zurück und hob die Broschüre vom Boden auf; dorthin hatte er sie fallen lassen, als er aufgestanden war.
Wie klein und unbedeutend ihre Streitereinen, die sie führten, seit sie elf Jahre alt waren, plötzlich erschienen. Eigentlich erschienene eine Menge Dinge klein und unbedeutend, wenn er über Malfoys Situation nachdachte. Nicht fähig zu sein Laufen zu können – er konnte sich dies nicht vorstellen.
Er las weiter.
‚Erkenntnisse über das menschliche Rückenmark wurden in den letzten Jahren revolutioniert. Was früher als unveränderbar anerkannt wurde, zeigt jetzt Zeichen der Hoffnung. Deswegen muss man nicht mehr akzeptieren, für den Rest seines Lebens gelähmt zu sein.'
Nun, das klang wenigstens Positiv. Es gab eine Chance, dass Malfoy aus dem Rollstuhl herauskommen könnte. Er blätterte die Zeitschrift durch und begriff, dass, wenn Malfoy jemals wieder Laufen können sollte, es zwei Arten von Glück brauchte; sowohl, dass seine Verletzungen nicht so schwerwiegend waren, als auch, dass er hart daran arbeitete.
„Sir?"
Harry wurde von der molligen Krankenschwester aus seinen Gedanken gerissen. Sie stand vor ihm, ein bisschen besorgt blickend, aber größtenteils war ihr Gesicht ausdruckslos, während sie ihn betrachtete.
„Ja?" fragte Harry schließlich.
„Mr. Malfoy ist fertig, sie können zurückgehen, wenn sie möchten", sagte sie.
Den Kopf schief halten, sah Harry auf. „Möchte er, dass ich zurückkomme?" fragte er.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, er sagte nichts darüber. Er ist ein sehr ruhiger Patent. Außer – nun, außer, wenn sie hier sind." Ihr Blick verriet Missbilligung darüber und Harry hatte den Anstand verlegen dreinzuschauen.
„Sorry, deswegen", sagte er. Er war gerade dabei, wieder zu Malfoys Zimmer zurückzugehen, als er stehen blieb und sich zu der Krankenschwester umdrehte. „Wie schlimm sind seine Verletzungen?" fragte er und jetzt im Gegensatz zu dem ersten Mal, wo er mit der Ärztin gesprochen hatte, interessierte es ihn (und das nicht mal im Schockzustand). „Wird er jemals wieder laufen können?"
„Wir wissen es nicht. Mr. Malfoy scheint momentan nicht sehr interessiert daran zu sein, eine Verbesserung zu erarbeiten, aber es könnte sich ändern, wenn er anfängt richtig dafür zu trainieren", antwortet sie. Aufgrund seines fragenden Blickes, redete sie weiter, „Mr. Malfoy muss für volle zwei Monate ganz ruhig liegen – noch sechs Wochen – damit sich der Bruch in seiner Wirbelsäule nicht verschlimmert. Danach können wir mit dem Trainingsprogramm beginnen."
„Oh", war alles was Harry sagen konnte. „Wie lange muss er denn im Krankenhaus bleiben?"
„Noch sechs Wochen natürlich, und dann wahrscheinlich noch zwei weitere, bevor er gelernt hat, wie man den Rollstuhl benutzt und stark genug ist, sich damit fortzubewegen." Sie schaute zu ihm hoch. „Sind Sie ein Verwandter von ihm?"
„Ich? Nein", erwiderte Harry. „Ich bin ein – alter Freund aus der Schule."
Die Krankenschwester beäugte ihn misstrauisch, nickte aber. „Wissen Sie, wo seine Eltern sind? Weder konnten wir Anzeichen von ihnen finden, noch fanden wir irgendetwas über sie in unseren Unterlagen."
„Du hast mich um meinen Diener gebracht, Junge!"
In Harrys Kopf überschlug sich der Klang von Mr. Malfoys Stimme, so klar, als ob er dicht neben ihm hier auf der Station stehen würde.
„Sir? Sind Sie in Ordnung?"
Durch die besorgte Stimme der Krankenschwester, wurde Harry langsam zurück in die Realität geholt. „Ich bin – Mir geht's gut", murmelte er. „Ich ... nur – dachte etwas gehört zu haben."
Das Misstrauen stand erneut in ihren Augen, aber wieder sagte sie nichts.
„Ich möchte nur gehen, zu – sie wissen schon, gehen – zu Malfoy", sagte Harry und flüchtete vor der Krankenschwester, bevor sie weitere Fragen stellen konnte.
OoOoOoOoO
„Du bist zurück?"
Harry verbiss sich die Antwort, die ihm sofort kam und verstärkte den Griff um die Broschüre in seiner Hand. „Es tut mir leid", sagte er.
Malfoy starrte ihn ungläubig an. „Für was verdammt noch mal entschuldigst du dich, Potter?"
Harry runzelte die Stirn, dass war nicht so, wie es hätte laufen sollen. Natürlich verlief es niemals nach Plan, wenn Malfoy darin verwickelt war; oder?
Mitternächtliche Duelle, der Zaubertrank Unterricht, Hagrids Festnahme…
Wie schon die Anderen, traten diese Gedanken ungebeten in seinen Verstand.
„Potter, du stehst in meinem Zimmer, versperrst mir die Sicht zum Fernseher – das Wenigste, was du tun könntest, wäre, mir zu antworten." Wieder war Malfoys Stimme kalt und unpersönlich. Er klang wie der Malfoy, den Harry kannte und er fragte sich, ob sich manche Dinge niemals ändern.
„Woher weißt du überhaupt, was ein Fernseher ist?" fragte Harry und beschloss zu versuchen das Thema zu wechseln.
„Och, in Merlins Namen, ich hatte Muggelkunde, oder?" spuckte er aus.
Es überraschte Harry das zu hören. Es hatte ihn nie interessiert, herauszufinden, welche Fächer Malfoy in der Schule belegt hatte, außer bei denen, die er mit Harry zusammen hatte.
„Also, wärst du jetzt so freundlich mir zu sagen, warum du verdammt noch mal immer und immer wieder hierher kommst, wie ein verfluchtes Jojo, Potter. Erzähl es mir und dann verschwinde und komm niemals wieder zurück."
„Warum ist es so furchtbar, dass ich hier bin?" fragte Harry. „Rufe ich irgendwelche abscheulichen Erinnerungen wach? Bin ich wirklich der Schrecklichste, der hier sein könnte? Oder ist es nur, weil ich es bin?"
„Du kannst von jeden etwas nehmen – du hast gerade drei gute Gründe aufgezählt, warum ich dich nicht hier haben möchte", antwortete Malfoy.
„An was erinnere ich dich?"
„Die selben Sachen, an die ich dich erinnere", sagte Malfoy, irgendwie schaffte er es, seine Stimme von Gefühlen freizuhalten. Seine Augen verengten sich, während er Harry ansah. „Die selben Dinge, über die du nicht reden willst."
Harry wusste, dass das seine Art war, ihn vom Sprechen abzuhalten – und natürlich war das eine sehr wirksame Art. So sehr er es auch wollte, er konnte Malfoy nicht dazu zwingen, Dinge preiszugeben, von denen er selbst nicht bereit war, irgendjemandem davon zu erzählen, vor allem nicht seinem Nemesis aus längst vergessenen Schultagen.
Triumphierend zog Malfoy eine Augenbraue nach oben. „Siehst du, was ich meine? Du willst nicht darüber reden. Und solange du das nicht willst, wirst du nicht mehr hierher kommen. Etwas was mich zur Abwechslung einmal glücklich machen würde."
Harry konnte das verächtliche Schnauben nicht zurückhalten. „Du? Glücklich? Das konnte der Tag werden."
Malfoys Gesichtsausdruck fiel für eine Sekunde, aber gleich darauf gewann er seine Fassung wieder und setzte eine Maske von Gleichgültigkeit auf. Und plötzlich merkte Harry, dass es nur dieses war, eine Maske – die wieder aufgesetzt wurde. Was er gesagt hatte, traf einen Nerv irgendwo tief in ihm, unter der kalten Schale, die Draco Malfoy war.
Er seufzte leise und kurz. „Ich nehme an, dass ist der Grund warum du mir sagst, ich soll verschwinden?"
Malfoys eisiger Blick reichte aus, ihm mitzuteilen, dass er jetzt gehen sollte und sein rationeller Verstand sagte ihm das gleiche.
„In Ordnung", sagte Harry. „ich gehe. Aber du weißt, ich komme wieder zurück, weil dass der einzige Weg ist, alles hinter uns zu lassen - wir können das nicht einfach auf sich beruhen lassen.
Malfoy zog erneut seine Augenbrauen nach oben, diesmal ließ er sich zu einem herausfordernden „ach, ja?" herab.
„Gute Nacht, Malfoy", erwiderte Harry und verließ das Zimmer, wobei er zum ersten Mal er die Tür leise hinter sich schloss, anstatt sie zuzuschlagen.
OoOoOoOoO
Harry schlenderte von Krankenhaus weg, spazierte am Espresso House vorbei und beschloss, einen Kaffee zu trinken. Der Kaffee Shop war mit Menschen überfüllt, die meisten saßen Pärchenweise in den Ecken und an den Fenstern. Eine Gruppe von lauten, jungen Mädels saß auf der langen Couchreihe und vor ihnen lagen Bücher. Harry nahm an, dass sie zum Lernen hergekommen waren, obwohl es nicht danach aussah, als ob sie es wirklich taten. Eine Auswahl von Plätzchen lag auf dem Tisch, zur Hälfe aufgegessen, zusammen mit mehreren Tassen, die wahrscheinlich Schokolade enthielten.
Harry bestellte sich seine eigene große Tasse Kaffee late. Er beschloss etwas von der Schokolade hineinzufüllen und aus seinem Drink wurde Mokka. Zusammen mit dem bestellten Hühnchen- und Speckbrötchen und den Plätzchen konnte er seinen knurrenden Magen füllen, da er seit einigen Stunden nichts mehr gegessen hatte.
Er zog ein Buch aus seiner Tasche. Da er nach dem Unterricht nicht zu Hause gewesen war, trug er immer noch die Bücher für seine letzte Unterrichtsstunde mit sich herum.
„Und der Koboldaufstand …"
Dieses Mal war es die herunterleiernde Stimme von Professor Binns, die Harry glaubte zu hören. Er setzte sich aufrecht hin und sah sich misstrauisch nach einem Geist um. Natürlich war Binns nirgendwo zu sehen.
Harry war nicht so schockiert, oder erschreckt, oder besorgt, oder – wie auch immer – darüber, Professor Binns Stimme zu hören. Sie war nicht so furcht einflössend wie Rons Stimme, die flüsternd im Wind ertönte, als ob er noch da und nicht schon vor langer Zeit verschwunden wäre.
So, als ob er nicht tot war.
So, als ob er nicht schon seit fünf Jahren tot war.
Heftig griff Harry nach der Tasse vor ihm, während die Erinnerungen an seinen besten Freund seine Sinne angriffen, egal wie hart er versuchte, sie abzuschütteln. Er schloss seine Augen, sein Körper zitterte, als er tief und beruhigend einatmete, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Mr. Evans? Geht es ihnen gut?"
Harry widerstand dem Drang mit seinen Augen zu rollen, als er Monas Stimme hörte. Aber auch wenn sie nicht die Ablenkung war, die er sich wünschte, so lenkte sie ihn trotzdem von seinen Gedanken ab.
„Mir geht's gut", antwortete er, versuchend in einem normalen Ton zu sprechen. „Nur – Kopfschmerzen."
Sie lächelte freundlich und liebvoll und nickte. „Wir haben Tabletten die helfen, aber die dürfen wir nicht an die Kunden verteilen." Entgegnete sie. „Tut mir leid", fügte sie verlegend lächelnd hinzu. „Manche Kunden zeigen uns bei der Polizei an, wenn wir Schmerztabletten verteilen, aus welchem Grund auch immer."
„Das ist schon in Ordnung", sagte Harry. „Ich wollte gerade nach Hause und ins Bett gehen. Ich denke, Schlaf ist das Einzige, was ich brauche."
„Ach, okay", ihr Lächeln verschwand. „Es war schön, Sie wieder zu sehen."
„Sie auch", sagte Harry und versuchte sich nicht so schlecht wegen seines baldigen Gehens zu fühlen. Jetzt, da er es ausgesprochen hatte, wollte er wirklich nur noch nach Hause gehen. „Ich sehe Sie später wieder."
Er ging. Sie lächelte.
--- tbc ---
So, ich hoffe euch hat das lesen Spaß gemacht,
hinterlasst doch büüdddeee ein kleines Review (wenn ihr schon einmal hier unten angelangt seid)
Schönes Fest und feiert alle schön, Bye duivel
