Beta: Vroni & Hamzu
Beratung: ChibiFelidae
Rating: vorerst PG-13, wird noch erhöht
Hauptperson: Harry, Sirius und Remus
Stand nach Buch: Setzt am Ende des dritten Bandes an
Disclaimer: Harry Potter gehört leider, leider nicht mir sondern der einzigartigen, wunderbaren und großartigen J. K. Rowling
Warnung: Alles ziemlich OOC
Inhaltsangabe: Was wäre geschehen, wenn Harry Sirius in der Heulenden Hülle nicht geglaubt hätte, dass dieser unschuldig ist und ihn auch an dem Tod James' und Lilys keine Schuld trifft?
PrologKrätze hatte offensichtlich Höllenangst. Er sträubte sich mit aller Kraft und versuchte aus Rons Griff zu entkommen.
„Was ist eigentlich los mit ihm –?"
Doch Harry hatte es schon gesehen – etwas schlich auf sie zu, den Körper dicht an den Boden geschmiegt, die weit aufgerissenen gelben Augen gespenstisch in die Dunkelheit glimmend – Krummbein. Ob er sie sehen konnte oder nur Krätzes Quieken folgte, wusste Harry nicht zu sagen.
„Krummbein!", stöhnte Hermine, „nein, Krummbein, hau ab!"
Zu spät – die Ratte entglitt Rons Fingern, fiel zu Boden und raschelte davon. Mit einem gewaltigen Sprung setzte ihr Krummbein nach, und bevor Harry oder Hermine auch nur die Hand rühren konnten, warf Ron den Tarnumhang ab und rannte ihnen hinterher in die Dunkelheit.
„Ron!", seufzte Hermine.
Harry und Hermine sahen sich kurz an, denn stürzten sie auch sie los. Vor sich hörten sie das schnelle Getrommel von Rons Füßen, doch dann gab es einen dumpfen Aufschlag und einen kurzen Schmerzenaufschrei.
„Lumos", flüsterte Hermine.
Im Licht des Zauberstabs konnte beide sehen, dass Ron rücklings auf dem Boden lag und die sich windende Ratte in unsicherem Griff mit einer Hand festhielt. Mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck hielt er sich mit der Anderen sein rechtes Fußgelenk.
Harry und Hermine traten näher und Ron drückte ihm das widerspenstige Tier in die Hände. Etwas umständlich stopfte er es in seine Tasche, während Hermine Ron auf die Füße half.
Doch bevor sie sich wieder tarnen konnten, ja bevor sie überhaupt wieder zu Atem kamen, hörten sie das leise Trommeln riesiger Pfoten... etwas kam auf sie zugesprungen, stumm wie ein Schatten – ein riesiger, pfahläugiger, rabenschwarzer Hund.
Der Hund hatte einen gewaltigen Sprung gemacht und stieß mit den Vorderpfoten gegen Harrys Brust; unter einem Wirbel von Haaren stürzte er zu Boden und spürte,wie er mit dem Hinterkopf auf etwas Hartes stieß. Kurz begann die Welt vor seinen Augen zu wanken. Er spürte den heißen Atem des Hundes über sich, sah seine fingerlangen Zähne.
Doch die Schnellkraft seines Sprunges ließ den Hund über Harry hinwegrollen; Harry hatte das Gefühl, sämtliche Rippen währen ihm gebrochen; ganz benommen wollte er sich aufrichten, doch er hörte, wie sich der Hund knurrend zu einem neuen Angriff bereitmachte.
Ron war inzwischen auf den Beinen, musste jedoch von Hermine gestützt werden – wieder setzte der Hund zum Sprung an, doch diesmal stieß er nur Ron und Hermine beiseite – und stürze wieder auf Harry zu. Sein Maul klammerte sich um Harrys T-Shirt-Kragen. Er spürte, wie er mühelos über den Boden geschleift wurde, als wäre er eine Stoffpuppe. Die Ratte in seiner Tasche begann wieder sich verzweifelt zu wehren.
Harry stieß einen gurgelnden Schrei aus, als er keine Luft mehr bekam. Plötzlich wurde es noch dunkler um ihn und er verlor das Bewusstsein...
Harry erwachte wenige Minuten später bei schwachem Licht auf einem prächtigen Himmelbett mit verstaubten Vorhängen, neben ihm fläzte sich Krummbein laut schnurrend. Wie automatisch führte er seine Hand an den Hinterkopf, der vor Schmerzen zu schreien schien. Als er sie zurückzog, sah er Blut an ihr kleben.
Er hörte Schritte, die eine Treppe hinaufkamen. Auf den Ellenbogen gestützt setzte er sich auf, doch die schnelle Bewegung tat seinen Kopfschmerzen nicht besonders gut. Plötzlich hörte er, wie eine Tür ins Schloss fiel und Harrys Kopf wirbelte in die Richtung.
Dort stand ein Mann im Schatten. Das schmutzige verfilzte Haar reichte ihm bis zu dem Ellenbogen. Wenn aus den tiefen, dunklen Höhlen in seinem Gesicht keine Augen geleuchtet hätten, hätte er auch eine Leiche sein können. Die wächserne Haut war so fest über die Knochen gespannt, dass sein Kopf wie ein Totenschädel aussah. Ein Grinsen offenbarte die gelben Zähne. Es war Sirius Black.
Harry wollte seinen Zauberstab ziehen, doch Black hatte ihn schon lange an sich genommen. In seinen Taschen spürte er nur den zitternden Krätze. Black kam einen Schritt näher. Seine Augen waren unverwandt auf Harry gerichtet.
Dann hörte Harry die Stimmen Hermines und Rons vor der geschlossenen Tür, wie sie nach ihm riefen und an der geschlossenen Tür rüttelten.
„Ich wusste, dass sie kommen würden, um dir zu helfen", sagte er leise. Seine Stimme klang, als hätte er sie schon lange nicht mehr gebraucht. „Ich hätte dasselbe für deinen Vater getan. Mutig von ihnen nicht erst einen Lehrer zu holen. Ich bin ihnen dankbar... es wird alles viel leichter machen..."
Die Bemerkung über Harrys Vater klang in seinen Ohren nach, als ob Black ihn angeschrieen hätte. Brennender Hass loderte in seiner Brust hoch und ließ für Angst keinen Platz. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er den Zauberstab nicht zurückhaben, um sich zu verteidigen, sondern um anzugreifen... zu töten. Er richtete sich weiter auf und sein Blick war voll Hass auf den Verräter gerichtet.
„Harry!", hörte er Hermine hinter der verschlossenen Tür schreien.
„Wenn Sie Harry töten wollen, dann müssen Sie uns auch töten!", rief Ron mit grimmiger Stimme. „Haben Sie mich gehört? Sie müssen uns alle drei umbringen!"
„Es wird heute Nacht nur einen Mord geben", sagte Black und sein Grinsen wurde breiter. Harry wusste nicht, ob Hermine und Ron ihn durch die geschlossene Tür gehört hatten, doch beide hielten mit ihren Versuchen kurze Zeit inne.
„Warum das denn?", fauchte Harry. „Das letzte Mal hat's Sie doch auch nicht gekümmert, oder? All diese Muggel abzuschlachten, um an Pettigrew zu kommen, hat Ihnen nichts gemacht... was ist los, haben sie Sie weich gekriegt in Askaban?"
„Harry!", hörte er Hermine wimmern. „Sei still!"
„Er hat meine Mum und meinen Dad umgebracht!", brüllte Harry und war nun bis zum Rand des Bettes vorgedrungen – beinahe auf den Beinen.
„Wenn du könntest, Harry, würdest du mich dann für das, was ich getan habe, töten?", flüsterte Black.
„Sie haben meine Eltern getötet", sagte Harry mit leichten Zittern in der Stimme. Er stand auf und Krummbein schmiegte sich schnurrend an seine Beine.
Black starrte ihn aus eingesunkenen Augen an.
„Ich leugne es nicht", sagte er ganz ruhig. „Aber ich habe es nicht gewollt."
„Sie haben es nicht gewollt?", wiederholte Harry; er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. „Sie haben Voledmort gesagt, wo er sie finden kann, und Sie wusste nicht, dass er sie töten würde?"
„Hör mir zu", sagte Black und ein flehender Ton lag jetzt in seiner Stimme. „Du kannst mich töten, wenn du willst, aber zuerst hör mich an... wenn nicht, wirst du es bereuen... du versteht nicht..."
„Ich verstehe nicht?", sagte Harry und jetzt bebte ihm die Stimme. Er vergaß, dass er keinen Zauberstab hatte und klein, mager und dreizehn war. „Sie haben sie gehört, oder nicht? Meine Mum... wie sie versucht hat, mich vor Voldemort zu retten... und Sie haben es getan... Sie waren es..."
Die Sekunden zogen sich in die Länge, und immer noch stand Harry wie angewurzelt da.
Und dann hörte er ein Geräusch...
Gedämpfte Schritte drangen durch den Fußboden; jemand kam die Treppe hinauf.
„Wir sind hier oben!", rief Hermine plötzlich. „Wir sind hier oben – Sirius Black – schnell!"
Black zuckte heftig zusammen; er umklammerte seinen Zauberstab. Die Schritte polterten die Treppe herauf.
Die Tür krachte unter einem Schauer roter Funken auf und Harry wirbelte herum. Professor Lupin kam in das Zimmer gestürzt, das Gesicht blutleer, den Zauberstab drohend erhoben. Seine Augen flackerten zu Harry und dann zu Black selbst. Hinter dem Professor stürmten Hermine und Ron, der sich an dem Türrahmen festhalten musste, in das Zimmer.
„Expelliarmus!", rief Lupin. Sowohl Hermines und Rons, wie auch Blacks Zauberstab landeten in seiner ausgestreckter Hand.
Lupin trat näher und starrte Black an. Harry stand da und fühlte sich plötzlich vollkommen leer. Sie würden Black den Dementoren aushändigen und Harrys Eltern würden nie gerächt werden...
„Wo ist er, Sirius?"
Harry blickte Lupin überrascht an. Er verstand nicht, was er meinte. Wo war wer? Er schaute erneut auf Black.
Blacks Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Ein paar Sekunden regte er sich überhaupt nicht. Dann, ganz langsam, hob er die leere Hand und deutete auf Harry.
„Professor", setzte Harry an, „was –?"
„Aber dann...", murmelte Lupin und starrte Black so durchdringend an, als wolle er seine Gedanken lesen, „warum hat er sich dann nie offenbart? Außer" – und Lupin riss plötzlich die Augen auf, als würde er hinter Black noch etwas sehen, etwas, das keiner von den anderen sehen konnte – „außer, er war es... wenn ihr getauscht habt... ohne es mir zu sagen?"
Ganz langsam, mit den eingesunkenen Augen starr auf Lupins Gesicht gerichtet, nickte Black mit dem Kopf.
Lupin ließ den Zauberstab sinken und sah Black unverwandt an. Und schon sprang er an Blacks Seite, packte ihn, und umarmte Black wie einen Bruder.
Harry hatte das Gefühl, als hätte es ihm den Magen umgedreht.
„Ich habe Ihnen vertraut", rief er Lupin zu, seiner Stimme nicht mehr Herr, „und die ganze Zeit waren Sie sein Freund –?"
„Du irrst dich", sagte Lupin, „ich war bisher nicht Sirius' Freund, aber ich bin es jetzt – lass es mich erklären..."
„Nein!", schrie Hermine, „Harry, trau ihm nicht, er hat Black geholfen ins Schloss zu kommen, er will auch dich tot sehen er – ist ein Werwolf!"
Eine unheimliche Stille trat ein. Sirius Black starrte weiterhin Lupin an; es war unmöglich zu sagen, was er von alledem hielt. Auch Lupin wirkte erstaunlich ruhig, wenn auch ziemlich blass.
„Ich habe Sirius nicht geholfen ins Schloss zu kommen, und ich will gewiss nicht, dass Harry stirbt... Doch will ich nicht bestreiten, dass ich ein Werwolf bin... Es war ein schweres Stück Arbeit, gewisse Lehrer davon zu überzeugen, dass man mir trauen kann –"
„Sie haben ihm die ganze Zeit geholfen!", rief Harry. Er deute auf Black, der plötzlich zum Bett hinüberhumpelte und darauf niedersank, als ob seine Beine ihn nicht länger tragen wollten.
„Ich habe Sirius nicht geholfen", sagte Lupin. „Wenn du mir eine Chance gibst, dann erklär ich es."
„Wenn Sie ihm nicht geholfen haben", sagte Harry mir zornigem Blick auf Black, „woher wussten Sie dann, dass er hier war?"
„Die Karte", sagte Lupin, „die Karte des Rumtreibers. Ich war in meinem Büro und habe auf ihr nachgesehen. Ich weiß, wie man mit ihr umgeht. Ich habe daran mitgeschrieben. Ich bin Moony – das war mein Spitzname bei den Freunden in der Schule... Du hast sicher den Umhang deines Vaters getragen, Harry... Ich sah James so oft darunter verschwinden... Ich sah euch über das Gelände gehen und in Hagrids Hütte verschwinden. Zwanzig Minuten später seid ihr herausgekommen. Doch jetzt war noch ein anderer dabei."
„Wie bitte?", sagte Harry. „Nein, wir waren zu dritt! K...keiner war bei uns."
„Ich wollte meinen Augen nicht trauen... Und dann hab ich noch einen Punkt gesehen, der sich rasch auf euch zu bewegte, mit dem Namen Sirius Black... Ich sah, wie er mit euch zusammenstieß und wie er zwei von euch unter die Peitschende Weide zerrte –"
„Einen!", sagte Ron zornig und warf einen kurzen Blick auf Harry.
„Nein, Ron", sagte Lupin. „Zwei von euch."
Er ließ die Augen besorgt über Harry gleiten.
„Könnte ich mir mal die Ratte ansehen?", sagte er gelassen.
„Was?", sagte Harry. „Was hat Krätze mit alldem denn zu tun?"
„Einiges", sagte Lupin. „Kann ich sie sehen, bitte?"
Harry zögerte, denn streckte er die Hand in den Umhang und zerrte Krätze hervor, der verzweifelt um sich schlug. Fast wäre er entkommen, hätte Harry ihn nicht gerade noch an seinem langen kahlen Schwanz erwischt. Krummbein hatte den Kopf gehoben und fauchte.
„Das ist keine Ratte", krächzte auf einmal Sirius Black.
„Was soll das heißen – natürlich ist das eine Ratte –", schrie Ron ungehalten.
„Nein, ist es nicht", sagte Lupin ruhig. „Es ist ein Zauberer."
„Ein Animagus", sagte Black, „mit Namen Peter Pettigrew."
Es dauerte eine Weile, bis sie diese aberwitzige Behauptung verdaut hatten. Dann sprach Ron aus, was Harry dachte.
„Sie sind verrückt, alle beide."„Lächerlich!", sagte Hermine matt.
„Peter Pettigrew ist tot!", sagte Harry. „Er hat ihn umgebracht!"
Er deutete auf Black, dessen Gesicht krampfartig zuckte.
„Das wollte ich", murmelte er, „aber ich habe es nicht geschafft."
„Alle dachten, Sirius hätte Peter umgebracht", sagte Lupin bedächtig und ließ die Augen nicht von dem verzweifelt in Harrys Faust strampelten Krätze. „Ich selbst habe es zwölf Jahre lang geglaubt – Peter hat Sirius in die Enge getrieben und Sirius hat ihn getötet. Doch die Karte des Rumtreibers lügt niemals... das hier ist unser alter Freund Peter."
„Sie sind doch vollkommen irre!", sagte Harry mit unterdrückter Wut in der Stimme.
„Peter Pettigrew kann kein Animagus sein. Das Ministerium behält alle sehr genau ihm Auge. In einem Verzeichnis sind diese Zauberer und Hexen aufgelistet und er wird nicht erwähnt", sagte Hermine.
„Das Ministerium hat aber nie gewusst, dass es drei nicht registrierte Animagi in Hogwarts gibt", sagte Lupin.
Hermine wollte gerade etwas antworten, als es hinter ihr laut knarrte. Die Schlafzimmertür war von allein aufgegangen. Alle fünf starrten sie an. Dann ging Lupin hinüber und sah auf den Korridor hinaus.
„Keiner da..."
Er sah etwas ratlos aus und wischte sich das angegraute Haar aus den Augen, dachte einen Moment lang nach und sagte dann:
„Ich will euch alles erzählen. Ihr habt ein Recht es zu erfahren – besonders du, Harry. Aber wo soll ich anfangen? Es war damals zu meiner Schulzeit, trotz der Tatsache, dass ich ein Werwolf bin, die glücklichste Zeit meines Leben, denn zum ersten Mal in meinen Leben hatte ich Freunde, drei großartige Freunde. Sirius Black... Peter Pettigrew… und natürlich deinen Vater, Harry. James Potter... Ich erzählte ihnen nicht, was ich bin, aus Angst sie könnten mich verlassen, doch natürlich fanden sie es heraus... Und sie ließen mich nicht im Stich. Im Gegenteil, sie taten etwas für mich, das meine Verwandlung nicht nur erträglich machte, sondern zur schönsten Zeit meines Lebens. Sie wurden Animagi."
„Wusste Professor Dumbledore von dem Animagus-Zauber?", fragte Hermine neugierig.
„Bis heute nicht. Er hätte sie von der Schule verweisen müssen... sie hatten ein wichtiges Gesetz gebrochen..."
„Zwei weitere Gefangene für Askaban heute Nacht", sagte eine kalte Stimme an der Wand hinter Lupin.
Severus Snape riss sich den Tarnumhang vom Leib. Sein Zauberstab wies drohend auf Lupin.
Hermine schrie. Black sprang auf. Harry war, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.
„Ich habe den Schulleiter immer wieder gewarnt, dass Sie Ihrem alten Freund Black helfen, in die Schule zu kommen, Lupin, und hier ist der Beweis."
„Severus, Sie machen einen Fehler", sagte Lupin eindringlich. „Sie haben nicht alles gehört – ich kann es erklären – Sirius ist nicht hier, um Harry zu töten –"
„Halt den Mund, WERWOLF!", schrie Snape.
Harry stand da wie gelähmt und wusste nicht, was er tun oder wem er glauben sollte. Dem Gefühl nach war er immer auf der Seite von Snapes Gegnern – doch Black hatte selbst zugegeben, dass er Harrys Eltern umgebracht hatte – wie konnte Lupin ihn dann unschuldig nennen?
„Professor Snape, es... es würde nicht schaden zu hören, was sie zu sagen haben, o-oder?"
„Miss Granger, auf Sie wartet bereits der Schulverweis", bellte Snape. „Sie, Potter und Weasley haben alle Regeln gebrochen und befinden sich in Gesellschaft eines verurteilten Mörders und Werwolfes –"
„Ja, und das auch noch freiwillig", sagte Harry sarkastisch.
„Halten Sie den Mund, Potter!", schrie Snape. Ein paar Funken prasselten aus der Spitze seines Zauberstabes, der nun mitten auf Harrys Herz gerichtet war. Harry wich einen halben Meter zurück.
„Expelliarmus!", rief Lupin schnell und der Zauberstab Snapes landete in seiner ausgestreckten Hand.
„LUPIN!", zischte Snape leise, „Sie werden das noch bereuen!"
„Das hättest du nicht tun sollen", sagte Black zu Lupin. „Du hättest ihn mir überlassen soll..."
Lupin schüttelte abwertend den Kopf, dann wandte er sich Harry zu.
„Es ist Zeit, dass wir es dir beweisen", sagte Lupin. „Harry, gib mir Peter. Jetzt."
„Was werden Sie tun, wenn er ihn Ihnen gibt?", fragte Ron angespannt.
„Ihn zwingen, sich zu zeigen", sagte Lupin. „Wenn das wirklich eine Ratte ist, tut es ihr nicht weh."
In dem Moment begann Krätze in Harrys Hand verzweifelt zu quieken und wehrte sich beißend und kratzend gegen seinen Griff. Der Junge spürte die Zähne der Ratte tief in seinem Fleisch. Mit einem erschrockenen Schrei ließ er sie fallen.
Sie schlug auf dem Boden auf und rannte wie ein geölter Blitz davon – auf die Tür zu. Lupin und Black setzten dem Tier sofort hinterher. Harry blieb mit Hermine, Ron und Snape allein in dem Schlafzimmer zurück. Einen kurzen Augenblick sagte oder tat niemand etwas, außer den lauten, sich entfernenden Schritten zu lauschen, doch dann erwachten die Menschen im Raum wieder zum Leben.
Snape griff zu seiner linken und rechten und erwischte Harrys Freunde jeweils am Handgelenk. Auch wenn Ron mit seinem verletzten Fuß nicht richtig laufen konnte, schleifte er ihn hinterher. Harry versetzte er einen giftigen Blick.
„Kommen Sie, Potter!", knurrte er aufgebracht. „Die können jederzeit wiederkommen."
Die vier rannten regelrecht aus dem Zimmer und die Treppe hinab, durch die Falltür in den Gang rein. Sie flüchteten aus dem Haus so schnell der Zustand Rons es erlaubte.
Am Ende des Ganges hielt Snape sie auf, murmelte einen Zauberspruch und hielt die Peitschende Weide so von den tödlichen Hieben ab. Dann schleppte er seine Schüler schnell weiter.
Harry sah sich nach Lupin und Black um, konnte sie jedoch nirgends entdecken. Es war eine wolkenfreie Nacht und der Halbmond erleuchtete das Gelände nur spärlich.
Die Drei vor ihm blieben so plötzlich stehen, dass Harry beinahe in sie hineinrannte. Und dann sah auch er die Dementoren. Mindestens hundert Gestalten schoben sich wie eine schwarze Masse um den See herum auf sie zu. Die vertraute eisige Kälte durchdrang seine Eingeweide, und die Neben nahm ihm die Sicht; noch mehr Gestalten erschienen von beiden Seiten aus der Dunkelheit; sie wurden eingekreist...
„Denkt an eure glücklichstes Erlebnis!", rief Snape und hob den Zauberstab. „Expecto Patronum! Expecto Patronum!"
Nichts tat sich, vielleicht – so überlegte Harry flüchtig– hatte Snape einfach keine glücklichen Erinnerungen. Er hob ebenfalls seinen Zauberstab. Langsam wurde sich Harry den leisen, aber näherkommenden Schreien bewusst.
Wieso hatte Snape überhaupt noch seinen Zauberstab? Lupin hatte ihn doch alle abgenommen. Er, Ron und Hermine konnten ihm nicht helfen.
„Expecto Patronum!", rief Snape erneut. Ein leichter Schleier aus Neben entkam dem Zauberstab.
Ron schauderte, kippte zur Seite und blieb regungslos auf der Erde liegen – Snape hatte hin losgelassen. Die Dementoren zogen ihren Kreis näher, während Hermine besorgt zu Ron stürzte und neben ihm in die Knie ging.
Und dann brach Snape vor Hermines und Harrys Augen zusammen. Das Mädchen schnellte vor, packte den Zauberstab des Bewusstlosen und warf ihn Harry zu.
„Mach was!", flüsterte sie und kauerte sich auf dem Boden immer mehr zusammen. Ihre Stamme klang weinerlich, sie zog den bewusstlosen Ron an sich.
„Expecto Patronum!", rief Harry, doch er konnte sich nicht an ein glückliches Ereignis erinnern.
Die Dementoren waren nur noch wenige Meter von ihnen entfernt. Harry spürte, wie er mit den Knien ins kalte Gras fiel. Er hörte, dass Hermine noch ein letztes Mal aufstöhnte, ehe sie ebenfalls das Bewusstsein verlor und über dem Rothaarigen erschöpft zusammenbrach.
Ein Dementor in seiner Nähe hielt inne, eine tote, schleimige Hand glitt unter dem Mantel hervor. Inzwischen hörte Harry seine Eltern, wie sie starben, um ihn zu retten.
„Nein – nein –", keuchte Harry, doch er konnte sich nicht wehren. Seine Hand, in der der Zauberstab gelegen hatte, verlor ihre Kraft, der Stab entglitt seiner Hand und fiel zu Boden.
Der Dementor streckte seine Hand nach Harry aus, umfasste seinen Hals und zog den Jungen an seinen Körper. Der Körper bestand fast gänzlich aus Knochen, die mit Haut überzogen worden war. Der feste Griff um seinen Hals und die andere Hand in seinem Rücken hielten ihn mit unmenschlicher, schmerzhafter und brutaler Kraft fest.
Die Kapuze wehte den Dementor aus dem Gesicht. Anstelle der Augen, war dort nur dünne, schorfige Haut, die sich glatt über die leeren Höhlen spannten. Doch er hatte einen Mund... einen tiefen, unförmigen Schlund, und sein Atem klang wie ein Todesröcheln. Lähmendes Grauen überkam Harry.
Er versuchte sich gegen den Griff zu wehren, doch je mehr er Gegenwehr leistete desto fester presste der Dementor ihn an den knochigen Leib. Harry glaubte zu schreien, doch seine Laute gingen in denen seiner Eltern unter.
Die nasskalte Hand um Harrys Hals wanderte nach oben und zwang den Jungen das Kinn zu heben. All die Gegenwehr brachte ihm Schmerzen, doch er würde sich solch einem Schicksal sicher nicht freiwillig stellen. Harry spürte den Atmen des Monsters... er roch den widerlichen Atmen... seine Mutter schrie in seinen Ohren... das würde das Letzte sein, was er hörte –
„NEIN!", hörte er einen Männerstimme... es war nicht die seines Vaters., doch was konnte ihm jetzt noch helfen?
Die Lippen des Dementors senkten sich, er spürte das kalte, zermoderte Fleisch und wollte schreien, als der Schmerz ihn durchführ. Das Monster versuchte ihm die Seele auszusaugen! Seine letzte Gegenwehr erstarb und er fügte sich den Schmerzen, aus denen er sich sowieso nicht mehr befreien konnte.
Doch dann ließ der Demoentor ihn fallen und der Junge wunderte sich noch schwach, wie der Dementor ihm in der kurzen Zeit die gesamte Seele aussaugen konnte, doch dann spürte er das warme Licht eines Patronuszaubers um sich herum.
Im nächsten Moment wurde er vom Boden gehoben, er versuchte die Augen zu öffnen, um zu sehen wer ihn gerettet hatte, doch es gelang ihm nicht.
„Lebt er?", fragte eine besorgte Stimme.
„Ja... ich weiß aber nicht, ob der Dementor ihn vollständig geküsst hat", antworte ihm eine andere Stimme. „Ich hoffe dein Patronus ist rechtzeitig erschienen, Remus!"
Harry spürte, wie ihm jemand zärtlich das nasse Haar aus der verschwitzten Stirn strich und eine Hand auf sie legte. „Er fiebert!", Harry war sich beinahe sicher, das dies die Stimme Blacks war. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nicht.
Es herrschte eine kurze Stille. „Er glaubt mir nicht!", rief Black plötzlich laut.
„Du wirst damit leben müssen", meinte Lupin mit Mitleid in der Stimme, „Du kannst ihn zu nichts zwingen."
„Ich werde ihn mitnehmen", sagte Black plötzlich entschlossen. „Ich könnte es nicht verkraften, wenn James' Sohn mich für seinen Mörder hält."
„Was?! Das kannst du nicht!"
„Warum nicht? Ich entführe einen Jungen – na und? Das ist auch nicht schlimmer als aus Azkaban zu fliehen", behauptet Black.
Lupin zögerte. „Du entführst nicht irgendeinen Jungen, Sirius – bei Merlin – Du entführst Harry Potter!"
Dann verließ Harrys Kraft ihn endgültig und er brach in den Armen des Mörders seiner Eltern bewusstlos zusammen...
Kommentar: Also ich werde Loc auf keinen Fall vernachlässigen, aber diese Idee schwirrt mir schon so lange im Kopf herum... Nicht wundern, dass dieses Kapitel so Buchgetreu ist, in dem ersten Teil ist nur sehr wenig umgeschrieben. Viel Spaß auch bei dieser Story ;)
