Hi meine Lieben!

Wie versprochen kommt heute das nächste Kapitel. Am Freitag kommt das nächste, vielleicht sogar schon die nächsten zwei.

sarah.easy: Danke für dein Lob. Ich hoffe, dass dir das nächste Kapitel auch gefällt.

Adsartha: Jetzt bin ich verwirrt. Ich dachte, ich solle dir die Fragen beantworten! Außerdem hast du ja gemeint, dass du antworten willst und ich habe dich ja gewarnt.

annkristin: Wie das weitergeht, erfährst du ... jetzt!

Vielen Dank für euere Reviews+kuddel+

Disclaimer: Siehe erstes Chap


Kapitel 4

Der Schatten der Vergangenheit

„Severus, ich erwarte noch heute deinen Bericht bei der Versammlung.", sagte der Dunkle Lord und verließ den Raum durch eine der vielen Türen.

Eve konnte kaum glauben, dass ihr ehemaliger Haus- und Zaubertranklehrer ein Todesser war. Sie musterte ihn mit unverhohlener Bestürzung und musste überrascht feststellen, dass sich sein Aussehen nicht verändert hatte.

„Dann besuchen wir mal das Haus deiner Eltern.", sagte Snape. Auch er musterte sein Gegenüber, aber ihm fielen einige, sehr vorteilhafte, Veränderungen an seiner ehemaligen Schülerin auf. Vor ihm stand eine junge, hübsche Hexe und er fragte sich ernsthaft, warum sie sich den Todessern angeschlossen hatte.

„Ja, Professor."

„Wir sind nicht mehr in Hogwarts und hier duzen sich alle. Also wäre wohl Severus angebracht.", erwiderte Snape mit einem freundlichen Grinsen, das beim ihm sehr selten war.

Er ging voraus und Eve folgte ihm mit gebührendem Abstand. Er führte sie zu einer scheinbar unendlichen Treppe. Nach 493 Stufen legte Snape eine kleine Pause ein, denn Eve bekam kaum noch Luft.

Innerlich amüsierte es ihn, wie sie mit wackeligen Beinen dastand und nach Luft rang, aber äußerlich ließ er es sich nicht anmerken.

„Wie ... viele ... Stufen ... sind ... es ... noch? Dieser ... Ort ... scheint ... mir ... eher ... ein ... Labyrinth ... zu ... sein, ... mit ... all ... diesen ... Gänge ... und ... Türen.", presste Eve hervor.

„Hier gibt es unzählige Stufen, Gänge und Türen. Dieses Versteck wurde zur gleichen Zeit wie Hogwarts von Salazar Slytherin gegründet. Der Dunkle Lord ist sein Nachkomme, deshalb konnte er es finden und als Hauptquartier für seine Zwecke nutzen."

Snape ging unbeirrt weiter und Eve folgte ihm. „Früher wurde der Kerker, in dem die Zeremonie und deine Prüfung stattfand, als Labyrinth für Muggel und feindliche Zauberer verwendet. Es gab natürlich mehr gefährliche Kreaturen und Aufgaben zu überstehen. Das war eine sehr ... amüsante Vorstellung, überhaupt wenn es Muggel waren. Heute wurde es zum ersten Mal seit 16 Jahren wiederverwendet, extra für deine Prüfung."

„Bin ich ... die einzige ... neue Todesserin ... seit ... 16 Jahren?", fragte Eve verwundert.

„Nein, aber einige von uns waren sich nicht sicher, ob du aufgenommen werden sollst, ob du würdig bist. Deshalb dieser kleine Test.", erklärte ihr Severus.

„Und erscheine ich nun würdig?", frage Eve zornig. „Was mussten die anderen tun?"

„Natürlich bist du würdig. Hättest du sonst das Dunkle Mal bekommen? Neue Todesser müssen sonst irgendeinen Treuebeweis abliefern. Etwas stehlen, Informationen beschaffen oder ähnliches."

Die Treppe endete abrupt und sie standen vor einer Tür. Eves Knie zitterten, sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

Ich muss mehr Sport machen, dachte Eve. Sie ging nach ihrem ehemaligen Lehrer durch die Tür und fand sich in einer dunklen Höhle wieder. Die Tür war, wie sollte es auch anders zu erwarten sein, wieder verschwunden. Sie verließen die Höhle und fanden sich in einem Wald wieder. Der Eingang zu Höhle sah wie der Kopf einer Schlange aus.

„Wie kommt man wieder hinein, in das Hauptquartier meine ich?", frage Eve.

„Das zeige ich dir, wenn wir wieder zurück sind. Wir müssen nun zum Haus deiner Eltern apparieren. Ich weiß wo es ist."

„Gut.", sagte Eve überrascht und sie disapparierten gemeinsam.

Nur eine Sekunde später apparierten die beiden Todesser im Garten hinter Eves Elternhaus. Das gesamte Grundstück war größer als zwei Quidditch-Felder und wurde von einem Zaun und einer dichten Buchsbaumhecke umzäunt. Den Garten konnte man eher als Park bezeichnen, denn es standen vereinzelt Steinbänke unter Bäumen und es gab einen Seerosenteich. Das Gras unter ihren Füßen war noch feucht. In der vergangenen Nacht hatte es heftig geregnet. Eve erreichte als erste die Terrassentür.

„Alohomora!", sagte Eve und die Tür sprang auf. Normalerweise war das Haus mit mehreren Einbruchszaubern geschützt, doch Eve hat das Haus nicht auf normalem Wege verlassen, sie wurde schließlich entführt. Als Eve den Salon betrat, stockte ihr der Atmen. Das einst so ordentliche und gepflegte Haus ihrer Eltern war verwüstet worden. Bücher lagen am Boden verstreut, das Familienporzellan war nur noch ein großer Scherbenhaufen, die Stühle waren umgestoßen und die Bilder an der Wand zerfetzt worden. Während Eve wie erstarrt im Salon stand, kamen fünf Hauselfen auf sie zu.

„Herrin! Wir freuen uns Sie wiederzusehen. Wir konnten die Zauberer nicht aufhalten. Wir haben aber mit dem Aufräumen schon begonnen. Das restliche Haus ist wieder ordentlich, uns fehlt nur noch der Salon, Miss.", quiekte die Hauselfe. Die anderen nickten zustimmend.

„Oh, dann ist ja alles gut. Ich war richtig geschockt. Haben sie euch etwas angetan?", fragte Eve und blickte auf die Hauselfen herab.

„Nein, wir haben uns versteckt. Ist die Herrin besorgt um uns gewesen?", fragte derselbe Hauself wie zuvor.

„Ja, das war ich. Ich wusste nicht, was sie mit dem Haus oder mit euch anstellen werden."

„Das waren böse Zauberer, Miss. Sie wollten die Geheimnisse eurer Eltern stehlen."

„Aber zu diesen Zauberern gehöre ich nun auch.", sagte Eve kleinlaut.

„Verzeiht mir!", sagte die Elfe und machte, wie bei der Begrüßung, wieder eine tiefe Verbeugung. „Ich habe böse über euch geredet. Verzeiht mir, Miss!", quiekte sie und wollte sich mit einem Buch auf dem Kopf schlagen. Eve nahm es der Elfe aus der Hand.

„Das hast du nicht gewusst. Ich verzeihe dir. Du musst dich nicht bestrafen.", sagte Eve freundlich. Im Gegensatz zu ihren Eltern hatte Eve schon als kleines Kind mit den Elfen gesprochen. Sie mochte die Elfen und hat immer darauf geachtet, dass keiner grob zu ihnen war.

„Danke, Miss. Ihr könnt gar keine böse Hexe sein. Ihr behandelt uns so gut." Ein anderer Elf hatte die letzten Worte gesagt und streichelte dabei liebevoll über seine Tunika. Anders, als bei den meisten Zaubererfamilien, trugen die Hauselfen der Familie Beauregard eine weiße Tunika mit dem Familienwappen, ein Phönix mit einem Zauberstab in den Krallen. Und wieder verbeugten sich alle Elfen. „Wir werden mit unserer Arbeit fortfahren. Dürfen wir Euch etwas zu Essen bringen?"

„Professor Snape ... ähm, ich meine Severus, haben Sie ... hast du Hunger?", fragte Eve unsicher. Snape schüttelte den Kopf.

„Nein, danke. Wenn wir Hunger haben, werden wir euch Bescheid sagen." Die Elfen verließen das Zimmer. Eve wandte sich an Severus.

„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich gerne umziehen. Doch zuvor werde ich Ihnen ... dir das Labor zeigen."

Sie gingen gemeinsam die Stufen in den Keller hinab. Das Labor war noch genauso, wie Eve es zuletzt verlassen hatte.

„Oh, auch hier haben die Hauselfen schon aufgeräumt.", murmelte Eve verwundert.

„Nein. Das Labor war durch irgendeinen Zauber geschützt. Bellatrix und Rudolphus konnten es nicht betreten.", erklärte Snape und Eve lächelte. Deshalb wollte der Dunkle Lord sie lebendig. Er hätte sonst nie das Rezept bekommen.

Wenn es sich überhaupt im Labor befindet, dachte Eve. Sie führte ihren schweigsamen Begleiter in den Geheimraum. Eve nahm das Buch mit den Aufzeichnungen ihrer Eltern vom Tisch, übergab es Snape und sagte:

„Hier drinnen steht etwas über einen Test mit dem Trank. Vielleicht gibt es noch mehr Aufzeichnungen. Schau dich einfach um. Ich gehe nach oben. In Ordnung?"

„Ja, tu das.", erwiderte er knapp und begann die Aufzeichnungen zu lesen.

Nach einem langen Bad in der Badewanne ging Eve in ihr Zimmer. Kritisch betrachtete sie ihr Spiegelbild. Sie war groß und schlank. Ihre helle Haut passte gut zu ihren roten, schulterlangen Haaren, die in leichten Wellen ihr Gesicht umrandeten. Eves braune Augen strahlten Wärme aus. Sie fand sich selbst schön, früher war das jedoch nicht so. In Hogwarts dachte sie immer, dass sie fett, klein und hässlich wäre. Eve musste grinsen, als sie sich daran zurückerinnerte. Erst mit sechzehn merkte sie, dass sie die Jungs alles andere als fett, klein und hässlich fanden. Dieses neugewonnene Selbstbewusstsein war damals auch ihren Eltern nicht entgangen und es gab einige hitzige Debatten zum Thema Mode und Make-up. Eves Blick blieb auf ihrer rechten Schulter hängen. Dort war eine Narbe, die wie eine Schlange aussah. Früher meinte sie, die Narbe würde immer mehr verblassen, doch an jenem Tag schien sie Eve seltsam deutlich zu sein. Sie verdrängte diesen Gedanken und schaute auf die Uhr. Erschrocken musste sie feststellen, dass sie schon seit über einer Stunde Severus alleine gelassen hatte.

Ihren ehemaligen Professor mit dem Vornamen anzusprechen, war Eve peinlich, überhaupt weil sie während ihrer Schulzeit in ihren Zaubertranklehrer verliebt gewesen war. Professor Severus Snape, ein Todesser?

Das hätte ich mir nie träumen lassen, dachte Eve. Er war immer schon an den Dunklen Künsten interessiert gewesen, aber WARUM wurde er ein Todesser, fragte Eve sich. Diese Frage konnte nur er ihr beantworten und Eve wollte Snape unbedingt fragen. Aber nun beschäftigte sie eine andere Frage. Musste sie jetzt immer den Todesserumhang tragen? Schwarz macht mich zu blass, dachte Eve. Sie entschied sich für ein dunkelgrünes Samtkleid. Sie trat wieder vor den Spiegel. Ihr Spiegelbild pfiff und sagte:

„Wir sehen heute aber sexy aus!".

„Ach, halt die Klappe!", sagte Eve, musste dabei aber lachen.

Snape war noch in die Aufzeichnungen vertieft, als Eve das Labor betrat.

„Hast du was Wichtiges gefunden?", fragte Eve neugierig.

Sein Blick musterte Eve von oben bis unten. Es dauerte einen Moment bis er antwortete:

„Ähm ... hier stehen nur die Zutaten drinnen, die nicht für den Trank geeignet waren. Ein Rezept oder eine Anleitung habe ich auch nicht gefunden. Sie schreiben viel über die fehlgeschlagenen Tests und was sie noch überdenken müssen. Viel hilft uns das nicht." Er legte das Buch zur Seite und fuhr fort:

„Aber hier in diesen Regalen stehen einige sehr seltene Zaubertrankzutaten. Einige davon habe nicht mal ich bis jetzt verwendet. Hier steht sogar eine Flasche Einhornblut. Ich frage mich, wo man so etwas bekommt. Nicht einmal mein Vater hat, soweit ich weiß, Einhornblut verkauft."

„Welchen Beruf übte dein Vater aus?", fragte Eve und setzte sich neben Severus.

„Er war Besitzer eines Ladens für Zaubertränke in der Nokturngasse. Lucius Malfoy war ein Stammkunde, so haben wir uns kennen gelernt." Am Tonfall von Snape merkte man, dass er über dieses Thema nicht sprechen wollte.

„Und dann wurdest du ein Todesser? Warum eigentlich?" Eve interessierte die Vergangenheit von Snape sehr.

„Aus den gleichen Gründen wie du, oder? Ich wollte meine Fähigkeiten für etwas einsetzen, an das ich glaube. Die Ideen des Dunklen Lord haben mich fasziniert und mein Interesse an den Dunklen Künsten war noch ein weiterer Grund für mich Todesser zu werden. Es dauerte eine Weile bis mir der Dunkle Lord vertraute und mir wichtige Aufgaben übertrug. Er merkte, wie sehr ich mich anstrengte und bemühte. Deshalb bekam ich auch das Dunkle Mal."

„Bekommt das denn nicht jeder Todesser? Ich habe es ja auch." unterbrach Eve Snape.

„Nicht alle Todesser haben es. Nur die teuersten werden damit ausgezeichnet."

„Warum hab ich dann ein Dunkles Mal? Er kennt mich doch noch gar nicht.", sagte Eve verwirrt.

„Das war die Entscheidung des Dunklen Lords, aber darüber sollten wir jetzt nicht reden. Es gibt hier noch so viele Pergamentrollen, mit denen sollten wir uns beschäftigen." Damit war das Thema für Snape erledigt, Eve würde keine Auskünfte mehr bekommen.

Doch nach wenigen Minuten brach Severus wieder das Schweigen.

„Erzähl mir etwas von dir.", forderte er.

Verwundert legte sie eine Schriftrolle beiseite. „Was möchtest du denn hören?"

„Erzähl mir, was du nach Hogwarts gemacht hast. Was ist aus der braven Schulsprecherin von einst geworden?"

Sein Interesse an ihrer Vergangenheit war überraschend, aber wahrscheinlich wollte er nur höflich sein. Und so erzählte sie ihm, was sie nach Hogwarts gemacht hatte, von ihren Auslandsaufenthalten und wie sie wieder zurückkam.

„ ... und seit drei Wochen bin ich nun wieder hier.", schloss sie ihre Erzählung.

„Es muss schwer für dich sein im Haus deiner Eltern zu leben.", meinte er mitfühlend.

Sie nickte und schluckte eine Träne hinunter. Wahrscheinlich merkte er, dass sie darüber noch nicht sprechen konnte und stellte keine weiteren Fragen. Obwohl sie beide an unterschiedlichen Stellen des Labors mit der Suche begonnen hatten, standen sie nun nebeneinander. Eve konnte seine Wärme spüren und sein Aftershave riechen. Es roch noch immer so gut wie damals, im Unterricht, wenn er sich über ihren Kessel gebeugt hatte und sie für ihren gelungenen Zaubertrank gelobt hatte.

Sie griffen beide gleichzeitig nach einer Pergamentrolle und ihre Hände berührten sich für einen kurzen Augenblick, bevor sie sie beiden wieder zurückzogen. Lang hatte die Berührung nicht angedauert, aber trotzdem hatte der Kontakt mit seinen warmen Fingern einen wohligen Schauer in ihr ausgelöst.

Eve und Severus übergingen diesen Zwischenfall und setzten ihre Suche fort. Nach fünf Stunden jedoch gaben sie sich fürs Erste geschlagen. Sie fanden noch einige skurrile Zutaten wie Werwolfextrakt und Riesenblut, aber auch die unsterbliche Ratte schaute mal vorbei. Die Hauelfen hatten den Salon wieder in Ordnung gebracht und ein leckeres Abendessen im Esszimmer vorbereitet. Snape wollte gleich zum Hauptquartier zurückkehren, doch Eve konnte ihn überreden, wenigsten einen kleinen Happen zu essen. Als sie fertig waren, meinte Eve:

„Das war herrlich. Jetzt können wir von mir aus wieder zurück.", und tätschelte ihren Bauch.

„Willst du dich vorher nicht umziehen?" fragte Snape und runzelte die Stirn.

„Warum? Was stimmt den nicht?", fragte Eve mit gespielter Verwunderung und trank noch einen Schluck Wein.

„Na ja, alle Todesser tragen schwarze Umhänge. Du würdest etwas auffallen. Nicht, dass es dir nicht steht, aber ... aber ... du musst den Umhang tragen.", sagte Severus verlegen.

„Gut. Bin gleich wieder da.", sagte Eve und verschwand wieder in ihrem Zimmer.

Ha, mein Kleid hat ihm gefallen. Doch was wollte ich damit bezwecken? Er ist so was wie ein Kollege, dachte Eve und schämte sich ein wenig.

Aber nur ein wenig.


Hat es euch gefallen? Ja?

Lob, Kritik und Anregungen erwünscht!

Bis bald!

cherry