Kapitel 4

Zurück in die Vergangenheit

Hermine schreckte hoch. Sie saß kerzengerade in einem Bett und ihr Atem ging schnell. Es war stockdunkel und sie konnte nicht genau erkennen, wo sie war. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann, erkannte sie die vertrauten Umrisse des Schlafsaals. Sie wusste wo sie war und sie erinnerte sich auch an das, was eben geschehen war.

Das hier war der Mädchenschlafsaal der Gryffindors, und es musste noch mitten in der Nacht sein.

Es fiel ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen, doch sie hoffte, dass sie jetzt in der richtigen Zeit gelandet war.

Neben sich sah sie Parvati und Lavender, die seelenruhig schliefen und Hermine stieg leise aus ihrem Bett. Sie hielt noch immer den Zeitumkehrer in Händen und betrachtete ihn. Er leuchtete, aber nur noch sehr schwach, und dann verblasste das Leuchten und die Kugel wurde schwarz.

Was war geschehen? Hatte der Zauber nachgelassen? Das bedeutete dann, dass sie nie mehr zurück konnte. Und falls sie erneut in der falschen Zeit gelandet war, konnte sie das nicht mehr korrigieren.

Sie lief hastig die Treppe hinunter, in den Gemeinschaftsraum, der ruhig und verlassen da lag.

Doch so verlassen war er nicht. In einer Ecke bewegte sich etwas.

„Hallo?", fragte Hermine halb laut und wollte nach ihrem Zauberstab greifen, doch der lag noch auf ihrem Nachttisch. Als Antwort hörte sie, wie jemand leise stöhnte.

„Oh, hat Dobby sie aufgeweckt Miss?", fragte eine piepsige Stimme und einen Moment später erkannte sie, im Licht einer Kerze, die schemenhafte Gestalt des Hauselfen Dobby.

„Nein Dobby, das hast du nicht", antwortete sie verschlafen und gähnte.

„Kann Dobby irgendetwas für sie tun Miss?", piepste der Elf.

Hermine überlegte. Dobby konnte ihr sagen ob sie in der richtigen Zeit war.

Der Elf sah sie mit seinen Tennisball großen Augen gespannt an.

„Was für einen Monat und was für ein Jahr haben wir?", fragte Hermine.

Dobby grinste.

„Wir haben Juni und es ist 1995", antwortete Dobby.

Hermine fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Sie war richtig.

„Haben die Prüfungen schon angefangen?", wollte sie wissen.

Dobby schüttelte den Kopf und seine langen Ohren wippten dabei vor und zurück.

„Nein Miss, Dobby glaubt, dass sie Morgen losgehen."

„Danke Dobby", sagte Hermine und drehte sich um, um zurück in den Schlafsaal zu gehen, doch dann blieb sie noch einmal stehen.

„Dobby, du kannst den anderen Elfen sagen, dass ich keine Hüte mehr liegen lassen werde. Sie können dir unbesorgt wieder beim Putzen helfen."

Dobby nickte und machte weiter damit den Tisch zu säubern.

Hermine war endlos glücklich, in der richtigen Zeit zu sein. Das Einzige, was sie etwas ärgerte war, dass sie die Prüfungen noch mal schreiben musste, aber andererseits konnte sie das alles schon, und sie wusste sogar welche Fragen drankommen würden.

Am nächsten Morgen lernte Hermine für die Prüfungen, da sie nicht schlecht abschneiden wollte, um die Zukunft nur so weit sie musste zu verändern. Das Leben an der Schule tat ihr gut, alle lachten und waren trotz der Prüfungen fröhlich. Nur Umbridge störte ein wenig.

Die Prüfer waren am Abend angekommen und am Morgen darauf war ihre erste Prüfung in Zauberkunst.

In ihrer freien Zeit las sie in der Bibliothek über Zeitreisen nach. Sie überlegte wie viel sie von der Vergangenheit ändern sollte. Dumbledore hatte nicht beabsichtig, dass sie hier etwas ändern würde und fragen konnte sie ihn auch nicht, da Umbridge Direktorin war.

Das schlimmste war, den Angriff auf McGonagall in der Nacht der Astronomieprüfung noch mal zu erleben.

Den Rest dieser Nacht schlief sie so gut wie gar nicht, aus Angst vor dem, was morgen passieren würde. Was durfte sie ändern? Sie konnte natürlich verhindern das Harry ins Ministerium flog, aber dann würde Fudge niemals zugeben, dass er sich geirrt hatte, und würde weiterhin Zaubereiminister sein, und… so ging es weiter, alles war so furchtbar verstrickt.

Sie könnte auch Harry daran erinnern zu Snape zu gehen, aber das hätte den gleichen Effekt.

Sollte sie alles so geschehen lassen und nur Sirius Tod verhindern? Wenn etwas schief gehen würde konnte genauso gut sie sterben, oder Ron, oder Harry.

Hermine musste alles genauso machen wie sie es in Erinnerung hatte.

Nachdem sie es geschafft hatte, zwei Stunden zu schlafen, wurde sie von Lavender unsanft geweckt. Hermine atmete noch einmal tief durch.

Wenn etwas schief gehen würde… sie mochte gar nicht daran denken.

In den Büchern hatte sie gelesen was schon alles bei Zeitreisen passiert war. McGonagall hatte ihr zwar schon einiges erzählt gehabt, aber nicht alles.

Zauberer hatten die Vergangenheit geändert, aber wichtige Details vergessen, die später zu kleinen Katastrophen geführt hatten.

Sie glaubte auch zu wissen, warum ihre erste Zeitreise nicht so verlaufen war, wie sie erwartet hatte. 1996, das Jahr in das sie hatte wollen, war ein Schaltjahr gewesen, das könnte eine mögliche Erklärung sein.

Aber niemand konnte das mit Sicherheit sagen.

Sie hatte in der Bibliothek auch etwas über den Zeitumkehrer herausgefunden. Es war ein uraltes Stück das einst dem griechischen Philosophen Chronos gehört hatte. Doch irgendwie war es in der Zeit verloren gegangen.

Hermine hatte sich dazu entschieden alles so geschehen zu lassen wie sie es in Erinnerung hatte, und nur zu verhindern, dass Sirius starb.

Ihr war mulmig zu Mute, als sie die große Halle für die Abschlussprüfung in Zaubereigeschichte betrat.

Sie beantwortet die Fragen auf dem Pergament, aber wirklich konzentrieren, konnte sie sich nicht.

Ihre Finger zitterten und sie musste fast jede der Fragen zweimal durchlesen, bevor sie sie verstand.

Da sie nicht wusste, wann Harry seine Vision haben würde, sah sie sich

immer wieder hektisch in der großen Halle um.

Krampfhaft versuchte sie ihre Aufmerksamkeit auf die Prüfungsfragen zu konzentrieren, bis sie ein Knarren und einen dumpfen Aufschlag auf dem marmornen Steinboden vernahm.

Alle Köpfe in der Halle drehten sich zu Harry und aufgeregtes Getuschel hob sich, während Professor Tofty ihn aus der Halle brachte.

Die Schüler bekamen zwar Anweisung weiter zu schreiben, und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, aber niemand konnte sich mehr konzentrieren.

Als die Prüfung beendet war, machten sich Hermine und Ron eilig durch die Menge von Schülern auf, zu Harry in den Krankenflügel zu gehen.

Doch schon auf der Treppe trafen sie ihn wieder. Er stand oben auf dem Treppenabsatz, aber selbst von unten konnte man sein entsetztes Gesicht sehen.

Harry zerrte die beiden in ein leeres Klassenzimmer, und begann wie ein Wasserfall zu erzählen was er in seiner Vision gesehen hatte. Er war völlig durch den Wind, und Ron stellte verwirrt Fragen.

Hermine sagte nichts, aber sie hörte auch gar nicht richtig zu.

Wie sehr hatte sie sich in diesem Moment gewünscht ihm sagen zu können, dass seine Vision nicht Wirklichkeit gewesen war.
Aber hätte er ihr zu gehört? Wahrscheinlich nicht. Er hätte sie nur gefragt, woher sie das wüsste, daraufhin hätte Hermine ihm die ganze Geschichte erzählt, und er und Ron hätten sie für verrückt gehalten.

Also blieb ihr keine andere Wahl, als das Spiel weiter zu spielen.

„Hörst du mir überhaupt zu?", fragte Harry gereizt und Hermine zuckte zusammen.

„VERDAMMT NOCHMAL, ES GEHT HIER UM SIRIUS!", schrie Harry wütend.

„JA. Ja ich weiß", verteidigte sich Hermine. „Aber denkst du nicht, du bist etwas zu… voreilig?", fragte sie zögernd.

Harry reagierte auf ihre Versuche, ihm seinen Rettungsversuch auszureden, genauso wie beim letzten Mal, und wurde noch lauter.