Hallöchen.

Ich war fleißig heute. Hier kommt schon das nächste Chap. Aber gewöhnt euch besser nicht an die schnellen Uploads. GRINS.

Ich weiß übrigens gar nicht, wie ihr alle auf die Idee kommt, der Drachenreiter könnte Draco sein. Der ist doch tot. Sowas... ;o)

Viel Spaß!


02.

Harry erwachte weil ihn ein verirrter Sonnenstrahl an der Nase kitzelte. Einen Moment lang kuschelte er sich in die weichen Decken und gab sich dem Gefühl vollkommener Entspannung hin. Dann schlug die Erinnerung unerbittlich zu. Hogsmeade, die Todesser, die Dementoren - die Drachen! Er öffnete die Augen, sah aber nur verschwommene Umrisse. Vorsichtig setzte er sich auf und versuchte sich zu orientieren. Er lag in einem fremden Bett, in einem fremden Zimmer. Wo war er? Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Man hatte ihn entführt! Er erinnerte sich an den Fremden mit den seltsamen Augen, der ihn mit einem süßlich riechenden Pulver betäubt hatte. Aber wo hatte man ihn hingebracht? Er sah sich in dem kleinen Zimmer um, versuchte Einzelheiten zu erkennen. Die Vorhänge waren zugezogen und tauchten den Raum in ein warmes Dämmerlicht. Durch einen Spalt fielen vereinzelte Sonnenstrahlen auf den steinernen Fußboden. Neben dem Tisch stand ein schmales, altmodisches Nachttischchen mit einem Tablett. Daneben entdeckte Harry seine Brille. Sofort klärte sich seine Sicht, die verschwommenen Formen wurden zu klaren Linien. Er schob die dicke Bettdecke zur Seite, schwang vorsichtig die Beine über den Rand des Bettes und sah an sich herunter. Die zerrissenen Kleider waren verschwunden, stattdessen trug er einen weichen, dunkelblauen Pyjama. Er war sauber und die Schnitte und blauen Flecken mit denen Arme und Gesicht übersät gewesen waren, fast verheilt. Das gebrochene linken Handgelenk war sorgfältig geschient und verbunden. Harry stand vorsichtig auf und zuckte leicht zusammen, als seine nackten Füße die kalten Steinplatten berührten. Er machte rasch einen Schritt vorwärts auf den bunten Flickenteppich, der vor dem Bett lag. Der Raum war schlicht eingerichtet und enthielt abgesehen von Bett und Nachttisch nur eine große Truhe am Fußende des Bettes und einen hohen Lehnstuhl. Die Wände waren weiß gekalkt und mit verschlungenen Ornamenten verziert, die er in dem fahlen Zwielicht nicht näher erkennen konnte. Eine schmale Tür führte in eine kleines, sauberes Badezimmer. Harry ging langsam zum Fenster und zog vorsichtig die schweren Vorhänge zur Seite. Der Anblick, der sich ihm bot war atemberaubend. Vor dem Fenster erstreckte sich der Ozean. Möwen zogen kreischend ihre Kreise über den schäumenden Wellen, die sich weit unten an einer wild zerklüfteten Steilküste brachen. Er öffnete das Fenster und lehnte sich leicht nach draußen. Kalter, nach Salz schmeckender Wind wehte ihm entgegen. Das Branden der Wellen und die Schreie der Möwen waren die einzigen Geräusche. Nachdem er ein paar Minuten die friedliche Szene genossen hatte, schloss Harry das Fenster und setzte sich wieder auf das Bett. Auf dem Tablett, dass er eben schon bemerkt hatte, stand ein vollständiges Frühstück. Warmer Toast, Käse, Marmelade, ein Ei, Obst und ein großer Becher, nach Vanille duftender Tee. Der Tee dampfte noch, vermutlich war das ganze Tablett mit einem Zauber belegt um alles warm zu halten. Harry runzelte verwirrt die Stirn. Wer immer ihn entführt hatte, die betreffende Person wollte, dass es ihm gut ging. Er nahm den Becher und hob ihn vorsichtig an die Lippen. Der süße, tröstend vertraute Duft stieg ihm in die Nase. Behutsam nippte er daran und genoss den Geschmack der warmen, goldenen Flüssigkeit. Dann nahm er sich einen Toast und biss nachdenklich hinein. Erstaunt merkte er, dass er hungrig war und weil er sich nicht vorstellen konnte, dass sich jemand mit solcher Sorgfalt um ihn kümmerte, nur um ihn dann zu vergiften, machte er sich daran auch den Rest zu vertilgen. Während er aß ließ er seine Blick durch das Zimmer schweifen. Die Ornamente an den Wänden entpuppten sich bei näherer Betrachtung als Drachen, die in verschiedenen Posen und Farben eine Borde bildeten, die den gesamten Raum einmal umspann. Auch die Truhe und der Bettrahmen waren mit Drachenschnitzereien verziert. Die gesamte Einrichtung war liebevoll zusammengestellt und gepflegt. Seine Augen wanderten zu der schweren Holztür gegenüber des Bettes. Ob sie verschlossen war? Er stellte die Teetasse ab und stand auf. Vorsichtig griff er nach der verschnörkelten, eisernen Klinke, drückte sie runter und zog. Die Tür schwang lautlos auf ihn zu. Harry schlüpfte durch den schmalen Spalt und sah sich um. Gegenüber blickte er auf eine massive Steinwand, links und rechts führte ein Gang entlang. In unregelmäßigen Abständen waren Türen in die steinernen Mauern eingelassen. Magische Kristalle beleuchteten den Gang. Es war vollkommen still. Nur der Geruch des Meeres hing in der Luft. Harry glitt zurück in sein Zimmer und schloss die Tür wieder. Den Dimensionen nach zu urteilen, schien er in einer Art Burg oder altem Herrenhaus zu sein. Er legte sich wieder auf das Bett und schloss die Augen. Das Frühstück und die paar Schritte durch den Raum hatten ihn bis an seine Grenzen erschöpft. Er wusste nicht, wie viel Zeit seit seiner Entführung vergangen war, aber sein Körper verlangte noch immer nach Ruhe und Schlaf. „Was soll's."dachte er. Früher oder später würde jemand kommen. Dann konnte er immer noch herausfinden was das für ein Ort war und warum man ihn hierher gebracht hatte. Er schaffte es noch die Brille abzusetzen und zurück unter die Decke zu kriechen, bevor er wieder in tiefe, traumlose Dunkelheit glitt.

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Das nächste Mal wurde Harry wach, weil er das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Er blieb mit geschlossenen Augen liegen und lauschte aufmerksam. Da, ruhige Atemzüge, das leise Rascheln von Stoff und das Knistern von Papier. Harry öffnete die Augen einen Spaltbreit und versuchte etwas zu erkennen. Vergeblich. Er erkannte nur Schemen. Ohne Brille war da nichts zu machen. Mit einem resignierten Seufzer schlug er die Augen ganz auf und angelte nach seiner Brille. Sofort erklang eine warme, rauchige Stimme: „Oh, du bist wach. Wie schön."Er hob den Kopf und musterte sein Gegenüber. In dem Lehnstuhl saß eine hübsche, junge Frau. Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und hielt ein Buch in der Hand. Kurze schwarze Haare lagen wie eine Kappe um ihren Kopf, große, schokoladenbraune Augen strahlten ihn fröhlich an. Sie trug schwarze Hosen und Stiefel, dazu ein weites, leuchtendrotes Seidenhemd. Große goldene Ohrringe und mehrere Armreife vervollständigten das Bild, ließen sie wie eine Piratin aussehen. Ihre Ärmel waren hochgekrempelt und sie hielt die Arme so, dass Harry die makellose Innenseite ihrer Unterarme sehen konnte. Sie trug kein Dunkles Mal, war somit keine Todesserin. Oder war das Täuschung?

„Wie geht es dir, Liebes?" Ihre Stimme war munter und freundlich, passte zu ihrem Äußeren.

Harry setzte sich vorsichtig auf und musterte die Fremde misstrauisch.

„Wer sind Sie?"

Die Frau lachte. Ein amüsiertes, ansteckendes Lachen.

„Ich bin Stella. Du brauchst nicht „Sie"zu sagen, wir sind hier nicht so förmlich."

„Und wo genau ist hier? Und vor allem, warum wurde ich entführt? Arbeiten Sie für Voldemort? Warum lebe ich dann noch und warum kümmert man sich so gut um mich? Und wo sind meine Freunde? Haben Sie sie auch entführt? Oder haben Sie sie getötet?"Er hatte sich in Rage geredet und funkelte die Frau namens Stella wütend an. Die lachte bloß.

„Oh je. So viele Fragen. Die lässt du dir lieber von jemand anderem beantworten. Warte hier, ich bin gleich wieder da. Und keine Sorge, dein Tod steht in nächster Zeit nicht bevor."Sie stand auf, ging zur Tür und sprach mit jemandem davor, dann kam sie zurück und setzte sich wieder.

„Vielleicht solltest du etwa essen, solange wir warten."Sie deutete auf den Nachttisch. Erst jetzt bemerkte Harry, dass das Tablett vom Frühstück verschwunden war. Stattdessen stand dort eine Schüssel dampfende Suppe, deren verführerischer Duft ihm in die Nase stieg. Aber so leicht würde er es ihnen nicht machen. Mit vor der Brust verschränkten Armen warf er Stella einen giftigen Blick zu. „Ich habe keinen Hunger!"Sein lautes Magenknurren nur Augenblicke später entlockte ihr ein weiteres lautes Lachen.

„Keine Sorge, Süßer. Wir wollen dich nicht vergiften. Die Suppe ist gut. Greg hat sich Mühe gegeben."

Harry versuchte noch einen Moment lang stur zu bleiben, dann gab er auf und nahm den Teller vorsichtig auf den Schoß. Während er den Löffel in die dicke Brühe tauchte, warf er seinem Gegenüber einen schiefen Blick zu.

„Wer ist Greg?"Er versuchte seiner Stimme einen mürrischen Klang zu geben. Sie sollte sich bloß nicht einbilden, dass er sich für sie und diese Verbrecherbande interessierte, aber vielleicht konnte er ihr etwas Interessantes entlocken. Etwas das ihm zur Flucht helfen würde.

„Greg ist unser Koch und mein Schwager. Einer der besten Köche die es gibt, darf ich hinzufügen."

„Aha."Mist! Bloß der Koch.

Sie lachte wieder als sie seinen enttäuschten Gesichtsausdruck sah und wand sich dann ihrem Buch zu. Eine Weile war es still, abgesehen von dem leisen Plätschern des Löffels in der, wie Harry zugeben musste wirklich ausgesprochen leckeren Suppe, dem Rascheln der Buchseiten und dem leisen Klirren ihrer Armreife. Er hatte gerade den letzten Löffel gegessen und den Teller zurück auf den Nachttisch gestellt, als es an der Tür klopfte.

Stella hob den Kopf und lächelte. „Oh, dass wird Charlie sein. Ich werd dich jetzt verlassen. Bis später, Harry."Sie stand auf, nahm ihr Buch und öffnete die Tür. Sie gab dem Mann, der draußen wartete einen flüchtigen Kuss auf die Wange, zwinkerte Harry kurz zu und verschwand.

Der Mann, der jetzt den Raum betrat kam dem ehemaligen Gryffindor vage bekannt vor. Er war groß und muskulös, die längeren, leuchtendroten Haare waren zu einem Zopf gebunden, hinzu kamen grünblaue Augen und eine Unzahl von Sommersprossen. In den entspannten Gesichtszügen lag etwas Vertrautes, auch wenn Harry es im Moment nicht greifen konnte. Wie Stella trug auch er schwarze Hosen und Stiefel. Hinzu kamen ein weißes Hemd und eine schwarze, mit silbernen Drachen bestickte Weste. Er ließ sich im Stuhl nieder, streckte die langen Beine von sich und musterte Harry aufmerksam.

„Hallo, Harry. Schön dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir?"Wieder kratzte etwas an Harrys Unterbewusstsein. Diese Stimme! Irgendwo hatte er sie schon einmal gehört. Und woher zum Teufel kannte hier jeder seinen Namen?

„Es ginge mir wesentlich besser, wenn mir endlich mal einer verraten würde was hier gespielt wird! Ich will sofort wissen, warum ich hier bin? Wieso habt ihr mich entführt? Was soll das? Und wo sind meine Freunde? Sind sie auch hier?"

Der Fremde hob die Hände wie um einen Schlag abzuwehren. Wie hatte diese Stella ihn genannt? Ach ja richtig, Charlie.

„Hey, hey. Immer langsam. Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber vielleicht lässt du mich erst mal erklären. Also erstens, du bist der Einzige, den wir hergebracht haben. Deinen Freunden geht es gut, sie haben es alle heil wieder nach Hogwarts geschafft. Was dich betrifft, du wurdest nicht in dem Sinne entführt...."

„Nein. Natürlich nicht! Es ist ja vollkommen normal, dass mich so ein wildfremder Mistkerl betäubt, auf den Rücken eines Drachen zerrt und wer-weiß-wohin verschleppt. Sorry, mein Fehler. So was passiert ja ständig."

„Würdest du mich bitte ausreden lassen? Du bist ja schlimmer als Ron. Du bist nicht..." Harry hörte nicht mehr zu. In seinem Kopf drehte sich alles. Was hatte der Kerl da gesagt? Ron? Woher kannte er Ron? Nein, das war unmöglich, dass konnte nicht... Aber alle Anzeichen sprachen dafür: Die roten Haare, das vertraute Gesicht, die ebenso vertraute Stimme, er kannte Ron und Harry offensichtlich auch, sogar der Name.... Aber das war doch nicht möglich. Er war tot! „Charlie? Charlie Weasley?"Harrys Stimme zitterte leicht. Er hatte plötzlich Angst vor der Antwort.

Ein breites Lächeln erschien auf dem Gesicht seines Besuchers.

"Hey, du erkennst mich ja doch noch. Hab schon überlegt wie ich es dir schonend beibringen soll."

„Aber.... aber du bis tot! Sie haben gesagt, dass du in Rumänien von einem wildgewordenen Drachen getötet wurdest. Wie ist das möglich?"

Charlie lächelte schief. „Das war leider nicht zu vermeiden. Ich musste untertauchen, war ein zu deutliches Ziel für diesen Bastard Voldemort. Nachdem Percy, diese kleine Ratte Bill ermordet hatte, wurde es brenzlig für mich. Tja, da hab ich halt meinen Tod inszenieren müssen. Es war nicht unbedingt die eleganteste Lösung und ich schätze mal, dass ich einer Menge Leute damit Kummer bereitet habe, aber es war die einzige Möglichkeit um mit heiler Haut davonzukommen. Du wirst übrigens feststellen, dass ich nicht der Einzige bin. Aber das kann bis später warten. Jetzt sollte ich erst mal deine Fragen beantworten. Wie schon gesagt, du wurdest nicht direkt entführt. Dumbledore hat mir vor zwei Wochen einen Brief geschrieben, dass du dabei bist dich selbst zu Grunde zu richten und dass du unbedingt eine Weile untertauchen musst, um wieder zur Ruhe zu kommen. Und jetzt wo ich dich so sehen, muss ich ihm Recht geben. Also hab ich drei meiner Leute losgeschickt, damit sie dich holen. Du verstehst sicher, dass wir dich nicht vorher fragen konnten, denn du wärst bestimmt nicht einverstanden gewesen."

„Darauf kannst du Gift nehmen."

Der zweitälteste der Weasleybrüder grinste. „Auf jeden Fall sind wir wohl gerade rechtzeitig gekommen. Die drei sagten, dass ihr in einer ziemlich üblen Falle saßt."

Harry nickte grimmig. „Dementoren."

„Abstoßende Viecher. Jedenfalls war das wieder mal bestes Timing. Sie haben die Dementoren erledigt und dann ihren eigentlichen Auftrag ausgeführt. Ursprünglich sollte das alles etwas ruhiger vonstatten gehen. Es war geplant, dass Dumbledore dich in Hogwarts irgendwie betäubt und du dann einfach von unseren Leuten bei Nacht und Nebel abgeholt wirst. Diese ausgesprochen dramatische Aktion in Hogsmeade war nicht geplant. Aber wenn ich Dray richtig verstanden habe, hättest du ohnehin nicht mehr lange durchgehalten. Er meinte, du seiest ziemlich am Ende gewesen. Rettung in allerletzter Sekunde könnte man sagen."

„Und wer ist dieser Dray, dass er das so gut beurteilen kann?"Harrys Stimme klang schnippisch und immer noch beleidigt.

Charlie grinste wieder. „Der wildfremde Mistkerl, der dich auf seinen Drachen gezerrt und wer-weiß-wohin verschleppt hat. Und ich neige dazu ihm Recht zu geben. Besonders wenn ich die Tatsache berücksichtige, dass du fünf Tage ohne Unterbrechung geschlafen hast. Das Schlafpulver wirkt normalerweise nur für 24 Stunden."

„Was???? Ich bin seit fünf Tagen hier? Aber das ist unmöglich!"Harry sprang auf. „Ich muss sofort zurück. Wo sind meine Sachen? Die anderen werden sich Sorgen machen. Wie konntet ihr mich nur so lange schlafen lassen?"

„Ich denke nicht, dass du gehen wirst."Charlies Stimme war auf einmal sehr ernst und ruhig.

„Was soll das heißen? Ich muss zurück!"

„Nein. Du musst dich erst einmal ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Davon abgesehen ist es im Moment ohnehin unmöglich hier wegzukommen."

„Was? Das kann nicht dein Ernst sein! Charlie! Ich muss zurück. Die anderen brauchen mich. Und ich würde doch sagen, dass fünf Tage Schlaf ausruhen genug ist."

„Harry. Es ist egal was du sagst. Du wirst hier bleiben. Professor Dumbledore hat gesagt, dass ich dich erst wieder gehen lassen soll, wenn du vollkommen in Ordnung bist. Und das ist nicht der Fall. Sieh dich mal an. Du bist nur noch Haut und Knochen. Und diese Schlafstörungen sind nicht verschwunden, nur weil du vor Erschöpfung zusammengebrochen bist und ein paar Tage durchgeschlafen hast. Du bis weit davon entfernt, dass es dir gut geht. Um deine Freunde mach dir mal keine Gedanken. Die wissen, dass du in Sicherheit bist. Und sie kommen auch eine Weile allein klar. Du musst aufhören die Verantwortung für alle tragen zu wollen. Wir sprechen immerhin von erwachsenen Männern und Frauen und nicht von Kleinkindern."

„Charlie, du verstehst das nicht. Ich muss in Hogwarts sein. Ich kann nicht alles den anderen überlassen. Was ist wenn Hogwarts angegriffen wird? Bitte. Wo sind meine Sachen? Und auf welchem Weg komm ich am schnellsten hier weg?"

„Deine Sachen haben wir verbrannt. Ich werde dir etwas Neues bringen lassen."

Harry seufzte erleichtert auf. Er hatte es doch noch geschafft Charlie den Ernst der Lage klar zu machen. Der nächste Satz zerstörte all seine Hoffnungen. „Einen Weg hier weg gibt es für dich vorerst nicht. Du wirst bleiben, bis es dir wieder vollkommen gut geht. Ich werde eine unserer Heilerinnen erschicken, damit sie dich untersucht. Sie wird entscheiden, ob du noch im Bett bleiben musst."Charlie erhob sich. „Wenn sie sagt dass du aufstehen darfst, dann kannst du dich frei in der Festung und auf der Insel bewegen. Hier ist eine Karte."

Mit kreidebleichem Gesicht setzte Harry sich wieder auf das Bett. „Eine Insel?"hauchte er.

„Ja. Willkommen auf der Insel der Drachen. Und um deine Frage von vorhin zu beantworten: Der einzige Weg von dieser Insel ist auf dem Rücken eines Drachen. Und auch dass wird frühestens Anfang März möglich sein. Du solltest nicht versuchen zu apparieren, die Insel ist von einem magischen Schutzwall umgeben, es wäre dein Ende."

„Das kann unmöglich dein Ernst sein! Warum erst Anfang März? Was ist mit Booten? Es muss doch eine Möglichkeit geben."

„Es gibt hier nur kleine Fischerboote. Die fahren nicht so weit raus. Harry, wir sind auf offener See. Bis zur nächsten Küste sind es 200 Meilen. Die Insel liegt inmitten von Untiefen, größere Schiffe kommen nicht bis hier. Und die Drachen fliegen nicht während der Winterstürme. Zu gefährlich. Du wirst niemanden finden, der bereit ist dieses Risiko einzugehen. Die drei die dich geholt haben waren die letzten, die die Insel in diesem Jahr verlassen haben."

„Aber ich kann nicht so lange hier bleiben. Charlie verstehst du das denn nicht? Ich muss wieder nach Hause."

Mit einem tiefen Seufzer setzte sich Rons älterer Bruder neben Harry auf den Bettrand.

„Sieh mal, Harry. Ich weiß dass das hart klingt, aber du kannst hier nicht weg. Ich möchte dich nur ungern als Gefangenen betrachten müssen. Sei unser Gast. Es wird dir gefallen. Überlass es eine Weile anderen, sich um diesen Krieg zu kümmern. Gib ihnen eine Chance allein zurecht zu kommen. Ich weiß von Dumbledore, dass viele deiner Mitstreiter in Hogwarts aufgehört haben selbst zu denken, weil du ihnen das abnimmst. Es wird ihnen gut tun eine Weile auf sich gestellt zu sein. Genieße die freie Zeit, die du hier hast. Wie ich vorhin schon angedeutet habe, bin ich nicht der Einzige hier, der als vermisst gilt oder für tot gehalten wird. Du wirst noch andere vertraute Gesichter entdecken. Und wer weiß, vielleicht kannst du hier auch etwas lernen. Es gibt eine Menge Dinge die wir den Auroren voraus haben. Lass dich einfach fallen. Genieße es, eine Weile keine Verantwortung zu tragen."Bevor Harry antworten konnte, stand Charlie wieder auf. „So, ich muss dich jetzt wieder verlassen. Ich werd dir Celeste vorbeischicken und etwas zum Anziehen. Ruh dich aus und mach dir nicht zu viele Gedanken."Er klopfte Harry auf die Schulter und ließ ihn dann allein.

Eine Weile blieb der ehemalige Gryffindor wie betäubt auf dem Bettrand sitzen. Die Ereignisse der letzten halben Stunden ließen seinen Kopf schwirren. Charlie Weasley lebte! Er war nicht seit Jahren tot wie alle glaubten. Er war am Leben und es ging ihm gut. Einen Moment lang fragte er sich, wer wohl die anderen waren, von denen Charlie gesprochen hatte. Nun, er würde es wohl rausfinden. Der Gedanke die nächsten fünf Monate hier festzusitzen war erschreckend und verlockend zugleich. Fünf Monate lang an nichts denken müssen, sich nur treiben lassen, das schien zu schön um wirklich wahr zu sein. Und all das Gerede von Drachen. Hieß das etwa, dass er mehr waren als die drei die er in Hogsmeade gesehen hatte? Er ließ sich zurückfallen und starrte an die Decke. Insel der Drachen. Er war sich sicher noch niemals etwas davon gehört zu haben. Aber Dumbledore schien davon zu wissen. Harry konnte einfach nicht glauben, dass der Schulleiter hinter dieser kleinen Verschwörung steckte. Ausgerechnet! Snape hätte er so etwas jederzeit zugetraut, sogar McGonagall, aber Dumbledore? Was Ron wohl sagen würde, wenn er erfuhr, dass Charlie lebte. Und Arthur und Molly. Die beiden trauerten schon so lange um ihre Kinder, dass sie vor Freude außer sich sein würden. Also schön. Fünf Monate. Das müsste doch zu schaffen sein.

„Vielleicht ist das doch nicht so schlecht."

In diesem Moment flog die Tür mit einem lauten Krachen auf, eine junge Frau kam hereingestürzt und fiel ihm um den Hals, noch bevor er etwas sagen konnte.

„Harry! Oh, ich bin so froh, dass es dir gut geht."Harry befreite sich aus der stürmischen Umarmung und hielt seinen neuen Besucher auf Armeslänge von sich. Sie war etwa in seinem Alter, hatte einen langen, dunkelroten Pferdeschwanz und war in die bereits bekannten schwarzen Hosen und Stiefel, sowie einen enganliegenden, grünen Pullover gekleidet. Ihre hellbraunen Augen waren sorgfältig geschminkt und sie strahlte eine intensive Weiblichkeit aus. Im ersten Moment war Harry sich sicher diese Person noch nie gesehen zu haben. Dann fiel ihm Charlie ein und plötzlich traf ihn die Erkenntnis:

„Ginny! Oh großer Merlin, du lebst! Oh Ginny."Er schluchzte auf und warf sich wieder in ihre Arme. Sie streichelte ihm über den Rücken und vergrub ihr Gesicht in seinen struppigen Haaren.

„Hey, ist ja gut. Es tut mir leid Harry, dass ich euch solchen Kummer gemacht habe."Sie setzte sich zu ihm aufs Bett und nahm seine Hand in ihre.

„Wie geht es dir? Als Charlie mir sagte, dass du hier bist, bin ich fast ausgerastet. Ich habe so lange nichts mehr von dir und den anderen gehört."

„Es geht mir gut. Naja, eigentlich stimmt das nicht. Sonst wäre ich wohl nicht hier. Dein Bruder und Dumbledore haben sich verschworen um mich hierher zu bringen. Sie meinen ich brauch mal ne Auszeit. Vielleicht haben sie da gar nicht so unrecht. Aber das ist im Moment völlig unwichtig! Erzähl mir lieber wie du den Angriff auf den Fuchsbau überlebt hast und wie du hierher kommst!"

„Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Als Percy zu den Todessern übergelaufen ist hat er geschworen uns alle zu töten. Charlie war damals schon hier. Er hat sofort alles in die Wege geleitet, damit wir in Sicherheit gebracht werden. Leider kam für Bill jede Hilfe zu spät. Ich wäre beinahe auch dran gewesen, wenn Charlie mich nicht eine halbe Stunde vor dem Überfall auf den Fuchsbau geholt hätte. Er hatte durch einen Spion davon erfahren und ist sofort mit seinem Drachen gekommen. Ich bin fast gestorben, als ich Flame sah und als dann mein „toter"Bruder von seinem Rücken stieg bin ich ohnmächtig geworden. Aufgewacht bin ich hier. Die anderen konnten wir leider nicht retten. Es war furchtbar, als wir vor drei Jahren hörten, dass die Zwillinge vermisst werden. Geht es Ron gut? Und Mum und Dad? Ich mache mir solche Sorgen um die drei."

„Es geht ihnen sehr gut. Und sie sind sicher. Deine Eltern leben jetzt in Sirius' altem Haus und Ron ist in Hogwarts. Er hat vor vier Jahren Hermine geheiratet. Die beiden haben eine kleine Tochter und Hermine ist wieder schwanger. Das hilft deinen Eltern die Trauer zu überwinden. Sie werden außer sich sein vor Freude, wenn sie hören, dass du und Charlie am Leben seid."

Ginny wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, dann spielte sie leicht mit einem schmalen Goldring an ihrem linken Ringfinger.

„Ich bin auch verheiratet. Die Zwillinge sind vier."Sie lächelte Harry wehmütig an.

„Was? Aber das ist ja wunderbar. Deine Eltern werden sich so freuen. Wer ist denn der Glückliche? Kenn ich ihn?"

„Ja. Auch wenn du wahrscheinlich überrascht sein wirst."

„Wer ist es?"

„Erinnerst du dich an Greg?"

„Goyle? Malfoys Freund?"

Ginny nickte stumm.

Harry blieb der Mund offen stehen, dann fiel ihm etwas ein.

„Greg, der Koch?"

Ginny hob erstaunt den Kopf: „Woher weißt du, dass er Koch ist?"

„Stella hat so was erwähnt."

„Stella hast du auch schon kennen gelernt? Sie ist wundervoll, oder? Sie ist Charlies Frau."

„Wirklich? Sie ist nett. Dann hat Greg also seinen Traum erfüllen können."
"Wie meinst du das?"

„Naja, als wir uns das letzte Mal sahen, hat er Ron, Hermine und mir erzählt, dass er gerne Koch werden würde und sich eine Familie wünscht. Scheint als hätte es geklappt."

Ginny lächelte versonnen. „Ja, er hat sich sehr um mich gekümmert, als ich herkam. Ich war richtig überrascht, dass er so nett und einfühlsam ist. Es hat nicht lange gedauert bis ich mich in ihn verliebt habe. Und na ja, der Rest ist Geschichte. Es hat nur sechs Monate gedauert bis er um meine Hand angehalten hat. Und ich hab ja gesagt. Es war, als würden wir uns schon Jahrzehnte kennen. Die Zeit fließt hier anders, das wirst du bald merken. Er wird dich bestimmt auch besuchen kommen. Er und andere..."

„Charlie hat mich schon vorgewarnt, dass ich hier noch mehr bekannte Gesichter finden würde, aber dass es so schnell und so konzentriert geht, hätte ich nicht erwartet. Sagst du mir, wer noch hier ist, den ich kennen müsste?"

Die jüngste Weasley stand mit einem spitzbübischen Grinsen auf. „Das musst du schon selbst rausfinden, sonst macht es doch keinen Spaß, oder? Ich werd jetzt gehen. Dray reißt mir den Kopf ab, wenn ich ihn zu spät ablöse."

„Ablösen, wovon?"

„Nestwache!"

„Häh?"

„Wirst du schon noch sehen. Ich freu mich, dass du hier bist, Harry."

Sie war schon halb zur Tür raus, als ihr noch etwas einfiel. Sie kam zurück zum Bett, gab Harry einen dicken Kuss und sagte: „Herzlich Willkommen im Drachenhort!"


A/N: Demnächst mehr...