Du meine Güte!

Also, hier ist das nächste Chap. bevor ihr den armen Simon oder mich oder sonst wen noch erwürgt. ;o)

08.

„Ich kann einfach nicht glauben, was da eben passiert ist! Was hast du dir dabei gedacht, Harry? Was um alles in der Welt ist nur in dich gefahren?"

Charlie unterbrach sein aufgebrachtes Hin- und Herlaufen einen Moment um Harry scharf anzusehen. Als er keine Antwort bekam nahm er seinen Weg wieder auf.

Harry saß zusammengesunken auf einem Stuhl und starrte auf die ausgewaschenen Muster des Teppichs. Charlies Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Er konnte selber noch immer nicht glauben was er getan hatte. Wie hatte er es nur so weit kommen lassen können? Wie hatte er sich so vollkommen von seiner Eifersucht beherrschen lassen können?

„Hast du irgendetwas zu deiner Verteidigung zu sagen? Harry? Sprich mit mir! Es ist einfach unfassbar, dass du uns unsere Gastfreundschaft auf eine solche Weise dankst! Ich hätte niemals erwartet, dass du zu so etwas fähig bist! Also, sag etwas dazu! Ich werde dich nicht eher gehen lassen, als bis du mir sagst, was da eben in dich gefahren ist!"

„Es tut mir leid." murmelte Harry.

„Was? Ist das alles was du dazu zu sagen hast? Ein läppisches ‚Es tut mir leid'?"

„Ich... ich weiß nicht, was da vorhin passiert ist. Ich war einfach plötzlich so... so wütend und... ach, ich weiß auch nicht. Du musst mir glauben, dass ich das nicht wollte. Es tut mir wirklich, wirklich leid."

„Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Wütend? Warum? Draco und du, ihr schient doch gute Freunde zu sein. Was ist passiert, dass du so sauer auf ihn bist, dass du wie ein Wahnsinniger auf ihn losgehst?"

„Es ist einfach so passiert."

Diese Aussage klang selbst in Harrys eigenen Ohren lahm. Aber er konnte Charlie doch schlecht die Wahrheit sagen, oder? Dass er einfach rasend vor Eifersucht gewesen war. Nein, dass konnte er unmöglich sagen. Nicht Charlie gegenüber.

„Was soll ich jetzt mit dir machen? Wenn du einer von meinen Leuten wärst, dann könntest du dich jetzt auf eine saftige Strafe gefasst machen, aber das bist du nicht. Du bist ein Gast hier. Dich zu bestrafen fällt wohl kaum in meinen Zuständigkeitsbereich. Harry, ich will ganz ehrlich sein. Ich kann dich gut leiden, aber im Moment würde ich dich am liebsten zurück nach Hogwarts schicken."

Harry horchte auf. Das wäre die Lösung all seiner Probleme.

„Aber wie du weißt, ist das frühestens in zweieinhalb Monaten möglich. Darum müssen wir eine andere Lösung finden. Ich bezweifle, dass du die nächsten zehn oder zwölf Wochen allein in deinem Zimmer verbringen willst. Trotzdem; da ich im Moment anscheinend für dich verantwortlich bin, erteile ich dir hiermit eine Woche Zimmerarrest. Ich werde dafür sorgen, dass man dir dein Essen hochbringt. Ansonsten möchte ich, dass du die Zeit nutzt dich wieder zu beruhigen und über deine Tat nachzudenken. Anschließend wirst du dich bei Draco entschuldigen und versuchen diese Sache aus der Welt zu schaffen!"

„Nein, Charlie! Das kann ich nicht! Ich bleibe gern für den Rest meines Aufenthaltes in meinem Zimmer. Aber zwing mich nicht Draco um Verzeihung zu bitten. Er wird meine Entschuldigung ohnehin nicht annehmen und mir wäre es lieber, wenn ich ihm aus dem Weg gehen könnte. Ich will ihm nicht gegenübertreten. Das kann ich nicht. Nicht nach dem was ich getan habe. Bitte, Charlie! Zwing mich nicht dazu!"

Charlie schüttelte unwillig den Kopf. „Darüber reden wir noch. Fürs erste gehst du zurück auf dein Zimmer und bleibst dort. Ich werde versuchen die Wogen so gut es geht zu glätten. Trotzdem solltest du dich entschuldigen. Andernfalls erschwerst du dir das Leben hier nur unnötig. Sehr viele Leute haben gesehen, was heute passiert ist und Draco hat sehr viele Freunde. Egal welche Differenzen die Drachenreiter vielleicht untereinander haben," Beide mussten an die Szene mit Jason und Spike denken, „du wirst feststellen, dass wir gegen Angriffe von außen immer zusammenhalten. Und das was du getan hast wird als solch ein Angriff gewertet werden. Denn auch wenn du für viele Menschen noch immer eine Held und vielleicht unsere letzte Hoffnung bist, für die Leute hier bist du ein Außenseiter und heute hast du einen der Ihren angegriffen. Ich will dich nicht unnötig beunruhigen. Du sollst nur verstehen, dass eine Entschuldigung das kleinere Übel sein könnte. Und wenn es dich beruhigt, ich werde später mit Draco sprechen und kann dir dann ja sagen, wie deine Chancen stehen. Geh jetzt. Ich komme heute Abend noch mal bei dir vorbei."

Harry erhob sich mit gesenktem Kopf und verließ so schnell wie möglich Charlies Büro. Auf dem Weg zurück in sein Zimmer begegneten ihm mehrere Leute, und er hatte das Gefühl, dass sie ihm allesamt böse Blicke zuwarfen oder ihn demonstrativ ignorierten. Eigentlich hatte er gedacht, dass Charlie übertrieb um ihn einzuschüchtern und ihn zu einer Entschuldigung zu überreden, aber plötzlich war er sich darüber nicht mehr so sicher. Er war froh, als er die Tür zu seinem Zimmer hinter sich schließen konnte. Einen Moment lang stand er etwas verloren herum, dann warf er sich aufs Bett. Er vergrub das Gesicht in den Kissen und ließ endlich dem Drang zu schreien freien Lauf. Er schrie bis er keine Luft mehr bekam und vollkommen erschöpft liegen blieb.

--

„Hey. Na, was macht die Hand?" Charlie ließ sich neben Stella auf die Bank fallen und warf Draco über den Tisch einen aufmunternden Blick zu. Das besagte Handgelenk war dick bandagiert und lag in einer Schlinge.

„Gebrochen."

„Autsch. Und die Schulter?"

„Nur ne Prellung."

„Schlimm?"

„Sagen wir mal so, ich hab schon wesentlich schlimmer ausgesehen."

„Kann mir mal einer sagen, was da eigentlich los war?" mischte sich Paul in das Gespräch ein. Alle sahen Draco an. Der zuckte mit den Schultern.

„Fragt mich nicht. Ich habe keine Ahnung was in ihn gefahren ist. Und wenn es euch recht ist, ich möchte im Moment auch nicht darüber reden. Später, wenn die Schmerzmittel nachlassen, die Celeste mir gegeben hat, werde ich ihm vermutlich den Kopf abreißen, aber im Augeblick will ich einfach nur in Ruhe essen." Er warf einen Blick auf seine Teller, sah dann Messer und Gabel an und schließlich seine verbundene, rechte Hand.

„Ähm, Gin, wärst du so lieb?"

„Klar, Schatz."

„Guten Morgen, ihr Süßen. Na gut geschlafen?" Simon kam an den Tisch geschlendert, ein breites Grinsen im Gesicht. Anscheinend hatte er noch nichts von den Ereignissen des Morgen mitbekommen.

„Morgen? Simon O'Leary! Es ist halb zwei am Mittag! Hast du denn gut geschlafen?"

„Ach Stella-Herzchen. Was kümmert mich denn die Uhrzeit, wenn ich verliebt bin? Und danke der Nachfrage, ich habe wunderbar geschlafen, in den Armen des wunderbarsten, süßesten Mannes, den ihr euch vorstellen könnt."

Die Antwort – allgemeines Stöhnen und Augenverdrehen – vollkommen ignorierend, stürzte Simon sich auf sein Essen. Einen Moment lang war es still, weil alle darauf warteten, dass er weiterschwärmen würde; als nichts kam stieß Ginny einen tiefen Seufzer aus und fragte:

„Und, wer ist der Glückliche diese Woche?"

„Dominic!"

Draco verschluckte sich fast an seinem Tee. „Gibson?"

„Klar. Gibt es denn einen anderen? Hey, was hast du denn mit deiner Hand gemacht, Dray?" Simon schien erst jetzt den Verband und die Schlinge zu bemerken.

„Der gute Harry ist ein bisschen durchgedreht."

„Eric!"

„Tschuldigung, wusste ja nicht, dass es ein Geheimnis ist."

„Was? Harry hat das getan? Spinnt der? Soll ich ihm ein paar auf's Maul hauen?"

Simon sprang auf, bereit sofort loszustürmen, wenn Draco es ihm sagte.

„Setz dich! Ich regle das schon selbst."

„Okay. Wenn du meinst." Simon stocherte nachdenklich in seinem Rührei herum. „Mann, das ist ja echt blöd. Gerade jetzt, wo du..."

„SIMON! Halt. Die. Klappe."

Fünf Augenpaare richteten sich augenblicklich auf Draco.

„Was denn? Würdet ihr bitte aufhören mich so anzustarren?"

„Schon gut, schon gut. Also, Simon. Erzähl! Was läuft da zwischen dir und dem, ach so wunderbaren Dominic Gibson?"

Während die anderen sich in eine fröhliche Diskussion über Simons Liebesleben stürzten, warf Ginny Draco von der Seite einen langen, nachdenklichen Blick zu. Was ging hier vor?

--

Die Woche in seinem Zimmer verging schneller als Harry erwartet hatte. Erstaunlicherweise langweilte er sich kaum. Charlie hatte ihm ein paar Bücher vorbeigebracht und kam jeden Tag kurz vorbei um nach dem Rechten zu sehen. Harry schrieb eine langen Brief an Hermine und Ron, in dem er ihnen alles erzählte, was in den Wochen geschehen war, seit sie sich zuletzt gesehen hatten. Dann fiel ihm ein, dass er den Brief ohnehin nie würde abschicken können und so warf er ihn schließlich in den Kamin. Er versuchte ein paar einfache Zauber, in der Hoffnung, dass wie durch ein Wunder sein Zauberstab vielleicht doch funktionieren würde, aber das Ergebnis dieser Versuche war mehr als kläglich. An einem Tag brachte Charlie ihm eine Uraltausgabe des Tagespropheten die bei Harry eine solche Welle des Heimweg auslösten, dass er die Zeitung ebenfalls verbrannte. Stella kam ihn einmal besuchen, aber nachdem sie sich eine halbe Stunde lang angeschwiegen hatten, ging sie wieder. Harry konnte einfach nicht mit ihr reden. Er konnte sie ja noch nicht mal ansehen. Die Mischung aus Missbilligung und Mitleid in ihren Augen war einfach unerträglich. Kein anderer seiner neuen Freunde ließ sich während dieser Zeit bei ihm blicken. Na ja, vermutlich betrachteten sie ihn auch nicht länger als Freund. In ihren Augen war er wahrscheinlich nur ein Irrer, dem sein Ruhm zu Kopf gestiegen war. Er schrieb auch einen Brief an Draco, der fast noch länger war, als der an seine Freunde. Er entschuldigte sich ausgiebig und gestand seine wahren Gefühle. Doch nachdem er alles etwa fünfzehn Mal gelesen hatte, wurde auch das Pergament ein Opfer der Flammen. Er war sich sicher, dass jede Entschuldigung ohnehin umsonst sein würde.

Immer wieder ging er in Gedanken den Kampf durch, hörte jede der Gemeinheiten, die er Draco an den Kopf geworfen hatte. Bevor er einschlief sah er den enttäuschten, verletzten Ausdruck in den grauen Augen und er wünschte sich aufzuwachen und festzustellen, dass das alles nur ein böser Traum gewesen war.

Am fünften Tag seiner halbfreiwilligen Einzelhaft erwartete ihn eine Überraschung. Als es an der Tür klopfte, nahm er an, dass es Charlie war, der wie jeden Tag vorbeikam um zu sehen wie es ihm ging. Darum machte er sich nicht die Mühe vom Bett aufzustehen sondern murmelte nur ein halbherziges: „Herein."

„Hallo Harry."

Beim Klang der vertrauten Stimme fuhr er erschrocken hoch. Ginny stand in der Tür und musterte ihn aufmerksam.

„Ginny? Was machst du denn hier?"

Sie kam ins Zimmer, schloss die Tür und setzte sich auf den einzigen freien Stuhl. „Ich wollte sehen, wie es dir geht."

„Gut."

„Wirklich?" Sie zog ungläubig die Augenbrauen hoch.

Er betrachtete angestrengt ein Loch ein seinem Pulloversaum um sie nicht ansehen zu müssen. „Nein. Aber spielt das eine Rolle? Ich hab alles vermasselt."

„Das hast du allerdings. Was mich interessieren würde, ist, warum? Warum hast du das gemacht? Und komm mir jetzt nicht damit, dass du es nicht weißt, dass das einfach so passiert ist. Charlie kannst du mit solchen fadenscheinigen Ausreden abspeisen, aber ich glaube dir das nicht eine Sekunde lang. Ich denke, dass du sehr wohl weißt, warum du das getan hast und ich werde nicht eher gehen, als bis du mir eine triftige Erklärung gibst."

Sie schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Blick sprach Bände und sagte deutlich, dass es ihr ernst war mit ihrer Drohung.

„Ich möchte nicht darüber reden."

„Dein Pech! Ich will aber darüber reden!"

„Ginny bitte! Du hast recht, ich weiß warum ich so ausgerastet bin, aber ich will nicht darüber sprechen. Nicht mit Charlie, nicht mit dir und auch nicht mit sonst jemandem!"

„Was ist mit Draco?"

„Mit ihm möchte ich erst recht nicht reden." Dann leiser: „Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er noch mal mit mir reden will."

„Was du ihm kaum verübeln kannst, nach der Nummer die du da abgezogen hast. Du hast ihn sehr verletzt und damit meine ich nicht seine Hand. Die übrigens gebrochen ist. All diese Dinge die du zu ihm gesagt hast. Ich kann einfach nicht glauben, dass das dein Ernst ist. Wie kommst du auf die Idee, dass Draco oder irgendjemand sonst hier dich nur als Zeitvertreib betrachtet? Seit wann bist du so paranoid? Wir sind deine Freunde, ich dachte das wüsstest du. Woher kommt diese plötzliche Angst?"

„Ich weiß nicht. Ich bin einfach durchgedreht. Ich..." Harry brach ab. Er wusste nicht, ob er ihr wirklich die Wahrheit sagen sollte.

„Harry. Bitte sprich mit mir. Ich will dir helfen. Es stimmt schon, nach deinem Ausbruch neulich hätte ich dich am liebsten erwürgt, aber ich weiß das etwas nicht in Ordnung ist. Ich kenn dich schon so lange und so warst du noch nie. Komm schon, ich war doch mal deine beste Freundin, du konntest mir doch früher immer alles sagen. Du weißt, dass ich niemandem etwas davon erzählen werde."

„Wirklich? Was ist mit Greg?"

„Was soll mit ihm sein? Nur weil er mein Mann ist und ich ihn über alles liebe, kann ich trotzdem Dinge vor ihm geheim halten. Das hier hat nicht das Geringste mit ihm zu tun, warum sollte ich es ihm also erzählen?"

„Ich... ich weiß auch nicht. Ich meine, eben war noch alles wundervoll und im nächsten Moment... Erinnerst du dich an den Tag auf der Treppe? Als du mir diese Fragen über Draco gestellt hast? Und als du sagtest ich wäre...? Also du weißt schon?"

Ginny nickte stumm. Sie war vom Stuhl aufgestanden und hatte sich neben ihn auf's Bett gesetzt.

„Als du gegangen warst, hab ich noch eine ganze Weile da gesessen und nachgedacht. Und mir ist klargeworden, dass du recht hast. Aber mir wurde auch klar, dass ich ihm nichts davon sagen konnte. Bitte frag mich nicht warum, ich konnte einfach nicht. Irgendwann kam Draco dann und fragte, ob ich mit ihm zu den heißen Quellen gehen würde. Na ja, wir sind also geschwommen und er hat mich geärgert und ich ihn, so wie immer halt und es war schön und ich habe mir vorgestellt, wie es wäre wenn wir zusammen wären, du weißt schon, richtig. Und ich dachte, dass es das vielleicht ist, das was Hermine und Ron oder Greg und du haben, dass es das sein könnte. Und als wir da im Wasser waren, ich weiß auch nicht, ich habe Draco gesagt, wie schön er ist," an dieser Stelle errötete Harry tief. „ich konnte einfach nicht anders und er hat gelacht und mich aufgezogen, dass er doch normalerweise mir die Komplimente macht und nicht ich ihm und dann..." Harry schluckte, „wir haben uns in die Augen gesehen und einen Moment lang habe ich gedacht, dass er mich küssen würde." Seine Stimme verebbte in unverständlichem Murmeln. Ginny legte ihm mitfühlend die Hand auf den Arm. „Lass dir Zeit." flüsterte sie.

Er hob den Kopf und sah sie traurig an. „Es ist nichts passiert. Plötzlich war es vorbei. Draco ist untergetaucht und zurück zum Rand geschwommen. Ich hatte das Gefühl, dass ihm klargeworden ist, was er da beinahe getan hätte, und dass ihm das unangenehm war. Ich bin ihm gefolgt. Er saß im seichten Wasser und da hab ich... ich hab seine Narben gesehen und das war einfach furchtbar. Versteh mich bitte nicht falsch, Ginny. Ich war nicht abgestoßen oder so, und schäme mich entsetzlich, dass ich das gesagt habe, er tat mir in diesem Moment nur so unendlich leid. Ich musste daran denken, wie Greg und Professor Snape darüber gesprochen hatten, was mit ihm passiert war, und dass wir es nie so richtig geglaubt haben. Und ich musste daran denken, dass sein eigener Vater ihm das angetan hat und wie furchtbar weh das getan haben muss und ich wollte ihn so gern in den Arm nehmen und... ich weiß auch nicht." Ginny strich ihm sanft über den Arm. „Ich weiß, Liebes. Als ich ihn zum ersten Mal mit diesem Narben sah, habe ich mich auch schrecklich gefühlt. Und damals waren sie noch relativ frisch und es ging ihm wirklich schlecht. Wir haben lange Zeit gedacht, dass er nicht damit fertig werden würde."

„Ja. Er hat mir erzählt, dass er am Anfang nicht mehr leben wollte."

„Hat er dir auch erzählt, dass er zweimal versucht hat, sich umzubringen? Dass er regelrecht zum leben gezwungen werden musste?"

Harry sah sie entsetzt an. „Nein." hauchte er, „das hat er nicht erzählt."

„Dann habe ich auch nicht das Recht es zu tun. Das ist seine Geschichte. Aber erzähl mir, was nach eurem Gespräch passiert ist."

„Wir sind zurück zur Drachenhöhle gegangen und dann ist Simon aufgetaucht. Und plötzlich war es, als hätte ich niemals existiert. Draco hat sich nur noch für Simon interessiert. Du hast sie ja gesehen, wie sie den restlichen Abend aneinander geklebt haben. Und am nächsten Tag hat er unser Training abgesagt und, na ja, den Rest kennst du."

„Und deswegen bist du sauer? Harry, ich fürchte, ich versteh dich immer noch nicht so ganz. Was hat Simon damit zu tun?"

„Das fragst du noch? Ginny! Hast du mir nicht zugehört? Ich hatte mir gerade eingestanden, dass ich mich in Draco verliebt habe und mir den Kopf zerbrochen, ob ich es ihm sagen soll oder nicht, und dann taucht sein Freund auf. Wie soll ich da bitte reagieren. Du hättest mir wirklich davon erzählen können! Dann hätte ich mich nicht so zum Affen machen müssen!"

„Harry James Potter! Willst du mir damit sagen, dass du eifersüchtig auf Simon bist? Darum bist du so ausgerastet? Das ist doch nicht dein Ernst!"

„Und warum bitteschön nicht? Ich meine, ich hatte doch allen Grund dazu, oder? Wenn ich und unsere Freundschaft Draco so wichtig waren, warum hat er sich dann tagelang nicht blicken lassen? Er hat sich ja noch nicht mal dazu herabgelassen mir selbst abzusagen. Dich hat er vorgeschickt. Und Paul und einen läppischen Zwei-Zeilen-Brief. Und warum? Nur damit er mehr Zeit mit seinem Freund im Bett verbringen kann. Nein. Du brauchst gar nichts zu sagen. Ich war dort. An dem Tag an dem wir beide uns gestritten haben, bin ich zu ihm gegangen um ihn selbst zu fragen, was los ist. Simon war bei ihm und die beiden kamen direkt aus dem Bett! Und dann wunderst du dich, wenn ich eifersüchtig bin. Ja, ich gebe es gern zu: Ich war rasend vor Eifersucht! Und als er dann nach fast einer Woche ohne ein Wort in der Übungsarena aufgetaucht ist, mit diesem unverschämten Grinsen und kein bisschen zu bedauern schien, wie er mich abserviert hat, bin ich einfach ausgerastet! So, jetzt kannst du meinetwegen lachen oder nie wieder mit mir reden oder was auch immer, ist mir egal."

Ginny schüttelte fassungslos den Kopf.

„Endschuldige, wenn ich das sage, aber du bist wirklich ein Riesenrindvieh! Harry! Simon und Draco sind schon ewig nicht mehr zusammen! An dem Tag an dem Simon zurückkam waren wir alle froh ihn und Eric und die anderen wiederzusehen. Es muss dir doch aufgefallen sein! Wir sind hier sehr eng miteinander verbunden und immer wenn jemand lange weg war und wir nicht wussten, ob wir ihn lebend wiedersehen, dann ist die Wiedersehensfreude entsprechend groß."

„Aber ich habe gesehen, wie sie sich geküsst haben. Und das war kein Kuss unter Freunden. Ich würde Ron niemals so küssen und der ist mein bester Freund."

„Harry, ich bitte dich! Du hast doch bestimmt auch den einen oder anderen Ex-Freund, oder? Die würdest du doch auch ohne zu zögern küssen, wenn du sie ewig nicht gesehen hast und wenn du ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen hast, besonders, wenn du dich um ihre Sicherheit und um ihr Leben gesorgt hast."

Harry dachte kurz an Justin und Blaise. Vermutlich würde er sie in so einer Situation küssen. Ja, sogar sehr wahrscheinlich.

„Aber ich habe Simon in seinem Zimmer gesehen und Draco war halbnackt!"

„Na und? Ich renn an meinen freien Tagen auch schon mal den ganzen Tag im Nachthemd rum. Und wenn dann jemand zu Besuch kommt, ist das eben Pech." „Aber wenn er frei hatte, warum hat er mir dann nicht einfach gesagt, dass er ein paar Tage mit dem Training aussetzten will? Stattdessen hat er mir gesagt, dass er keine Zeit hat."

„Ganz einfach; er hatte wirklich keine Zeit. Weil er die ganze Woche über unten im Hort war und sich um Ashes gekümmert hat. Sein Flügel hat sich wieder entzündet und er wäre fast gestorben. Für dich mag das banal klingen, aber für uns hier sind unsere Drachen ein wichtiger Teil unseres Lebens. Er hat dir nichts davon gesagt, weil er sich um Ashes gesorgt hat und weil er nicht sicher war, ob du es verstehen würdest."

„Ist das dein Ernst? Willst du damit sagen, dass ich mich vollkommen unnötig zum Idioten gemacht habe? Dass meine ganze Eifersucht völlig unbegründet war?"

„Ja. Genau das will ich damit sagen."

Harry schlug die Hände vors Gesicht. „Oh Merlin, ich bin so blöd. Ich hab alles kaputt gemacht, nur weil ich mich in etwas reingesteigert habe. Wie damals, als Sirius starb. Ich habe mir eingeredet im Recht zu sein und dann hab ich alles nur schlimmer gemacht! Man sollte doch meine, dass ich es irgendwann mal lerne."

„Warum hast du mich nicht einfach gefragt? Harry, ich hätte dir eine Menge Kummer ersparen können. Hast du denn wirklich gedacht, ich lass dich jemandem hinterher rennen, der in festen Händen ist? Dass ich dich mit Draco flirten lasse, wenn ich weiß, dass er einen Freund hat? Und denkst du, dass er mit dir flirtet, nur um dich in Verlegenheit zu bringen und sich dann hinter deinem Rücken über dich lustig zu machen?"

„Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich schäme mich so sehr."

„Du solltest wirklich anfangen nicht immer alles so persönlich zu nehmen. Und denk nach bevor du etwas tust."

„Und was soll ich jetzt tun?"

„Zunächst einmal solltest du dich bei Draco entschuldigen. Erklär ihm was passiert ist, er wird das verstehen."

„Nein! Nein, auf keinen Fall! Ich werde mich bei ihm entschuldigen, aber er darf niemals erfahren, warum ich das gemacht habe."

„Und was willst du ihm erzählen? Dass dich ein vorrübergehender Anfall von Wahnsinn überkommen hat?"

„Ich weiß es nicht. Aber ich kann ihm unmöglich die Wahrheit sagen. Jetzt nicht mehr. Damit würde ich alles nur noch schlimmer machen."

„Harry, ich denke wirklich, dass du es ihm sagen solltest. Sieh mal, ich bin mir sehr sicher, dass er dich mag. Sag ihm einfach die Wahrheit. Das macht es einfacher, nicht schlimmer."

„Nein Ginny! Bitte! Versprich mir, dass du für dich behältst, was ich dir gerade erzählt habe. Schwöre es!"

„Also schön, ich bin mir zwar sicher, dass du einen Riesenfehler machst, aber ich verspreche es dir."

„Danke."

Ginny schüttelte seufzend den Kopf. Diese Geschichte wurde immer komplizierter.

--

Drei Tage später...

Draco saß im Schneidersitz auf seinem Bett und versuchte ein Buch auf dem Schoß zu balancieren, was nicht ganz einfach war, da der ganze Platz bereits von einem Kissen für seine Hand und einem zufrieden schnurrenden Dusty beansprucht wurde. Er war gerade zu dem Schluss gekommen, dass entweder der Kater oder das Kissen verschwinden mussten, als jemand zaghaft an die Tür klopfte. Draco seufzte leicht. Man merkte erst wie viele Freunde man hatte, wenn man krank war und sie einen scharenweise besuchen kamen. Und so gern er sie alle hatte, er freute sich schon darauf, endlich mal wieder ein bisschen Ruhe zu haben.

„Na Dicker, was meinst du? Wer ist das?" Dann lauter: „Komm rein oder bleib draußen, ganz wie du willst, wir zwingen niemanden."

Einen Moment schien es so, als hätte es sich der Besucher anders überlegt, dann ging die Tür auf.

„Hi."

Dracos Lächeln verblasste: „Oh. Du. Was willst du hier?"

Harry schob sich vollends ins Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Dann trat er einen Schritt zurück um das beruhigend feste Holz im Rücken zu spüren und sich dadurch selbst an der Flucht zu hindern. Er hob den Blick und zwang sich, Draco anzusehen. Irgendwie hatte er erwartet, dass der Slytherin sich in den letzten zehn Tagen irgendwie verändert hatte, aber dem war nicht so. Er sah noch genauso aus wie bei ihrer letzten Begegnung. Genauso wunderschön und begehrenswert. Nur seine Augen hatten sich verändert. Das flüssige Silber war zu hellgrauem Eis erstarrt. Seine rechte Hand, noch immer geschient und dick verbunden lag auf einem Kissen in seinem Schoß. Er machte keinerlei Anstalten eine Unterhaltung zu beginnen, sondern musterte seinen Besucher nur kühl. Harry hatte eine Viertelstunde lang vor der Tür gestanden und sich zurechtgelegt, was er sagen sollte, doch jetzt war sein Gehirn plötzlich wie leergefegt. Die Stille wurde immer unangenehmer. Selbst Dusty schien die kalte Atmosphäre zu spüren. Er hörte auf zu schnurren, sprang von Dracos Schoß und versteckte sich unter dem Bett. Schließlich, nur um dieses Schweigen zu brechen sagte Harry das erste was ihm einfiel.

„Tut es sehr weh?" Er deutete zaghaft auf die bandagierte Hand.

Draco stieß ein hartes, bitteres Lachen aus.

„Ja! Stell dir vor. Vielen Dank noch mal."

Und auf einmal sprudelten die Worte nur so aus Harry heraus:

„Draco es tut mir leid. Ich weiß, dass ändert nichts, aber ich möchte, dass du weißt, dass es mir sehr, sehr leid tut. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist und ich kann dich verstehen, wenn du nie wieder mit mir redest, aber ich möchte mich trotzdem bei dir entschuldigen. Darum bin ich hergekommen und es hat mich eine Menge Überwindung gekostet und ich werde auch sofort wieder verschwinden, aber vorher möchte ich, dass du etwas weißt. Die letzten Wochen waren wirklich schön, na ja, nicht die letzten beiden, aber die davor und ich bin froh, dass wir Freunde waren, weil ich dich nämlich wirklich sehr gern hab und ich weiß auch, dass ich alles kaputt gemacht habe, aber ich hatte diese bescheuerte Idee, dass du, dass ihr alle, mich nur als Zeitvertreib benutzt habt, weil ihr hier auf eurer Insel nicht soviel Abwechslung habt. Ich weiß jetzt, dass das nicht stimmt und Ginny hat mir deswegen schon den Kopf gewaschen, aber als Simon auftauchte und du auf einmal nur noch mit ihm zusammen warst, dachte ich, dass dir an meiner Freundschaft nichts liegt und ich war wütend und enttäuscht deswegen und das tut mir auch leid. Du kennst mich nicht so gut, sonst wüsstest du, dass ich immer viel zu heftig reagiere, Ginny kann dir das bestätigen. So, das war es in etwa, was ich dir sagen wollte. Vielleicht fällt mir später noch was ein, aber im Moment ist das alles und ich kann dir nur noch mal sagen, dass mir wirklich, wirklich sehr, sehr leid tut, was ich getan habe. Und jetzt, werd ich dich wieder in Ruhe lassen." Harry holte tief Luft, drehte sich um, riss die Tür auf und floh, bevor Draco eine Chance hatte zu reagieren.

„Harry warte mal!"

Er sprang auf und lief zur Tür, aber Harry war schon verschwunden. Langsam ging er zurück ins Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen.

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Er saß noch immer da und dachte über das nach was Harry gesagt hatte, als Ginny eine halbe Stunde später reinkam.

„Hey du, ich wollte dich zum Essen abholen. Was ist los? Alles klar?"

„Was? Ja, ja alles klar."

„Du siehst aber nicht so aus. Ist was passiert? Los, raus mit der Sprache. Du weißt, ich werde dich so lange nerven bis du es mir sagst, also kannst du auch gleich aufgeben."

Draco lächelte schwach. Oh ja, sie würde ihn nerven.

„Harry war gerade hier."

Ginny strahlte: „Echt? Hat er sich endlich getraut?"

„Wie meinst du das?"

„Na ja," sie ließ sich auf der Bettkante nieder, „er hat mir vor drei Tagen gesagt, dass er sich bei dir entschuldigen will, hat sich aber bisher nicht getraut. Und glaub mir, ich habe ihn jeden Tag gefragt. Was hat er denn gesagt?"

„Mm, das ist es ja gerade. Ich bin mir nicht so ganz sicher. Er hat sich entschuldigt, daran gibt es keinen Zweifel, aber er hat noch eine Menge anderer Dinge gesagt die mich etwas verwirrt haben. Was ich vor allen Dingen nicht verstehe, ist dass er immer wieder von Simon anfängt."

Ginny seufzte. „Er hat dir also nicht alles gesagt." Das war keine Frage.

„Was heißt ‚Er hat mir nicht alles gesagt'? Er hat mir eine ganze Menge gesagt, nur dass ich noch nicht so ganz weiß, was ich damit anfangen soll."

„Draco hör zu, ich habe Harry versprochen es für mich zu behalten, aber so langsam weiß ich nicht mehr, was ich machen soll. Ich hab mich vor drei Tagen lange mit ihm unterhalten und er hat mir ein paar Dinge gesagt, von denen ich der Meinung bin, dass du darüber Bescheid wissen solltest, aber er weigert sich es dir zu sagen und hat mich schwören lassen, dass ich ebenfalls schweige. Und... Ich weiß, er wird mich dafür hassen, wenn ich es dir sagen, aber auf der anderen Seite wäre es bestimmt besser so."

„Ginny, du machst mir langsam Angst. Ist es so schlimm?"

„Nein, im Grunde ist es überhaupt nicht schlimm, nur dass Harry der Meinung ist, dass du ihn anschließend hassen wirst. Doch zuerst mal, hast du seine Entschuldigung angenommen?"

„Wie denn? Er war weg bevor ich überhaupt was sagen konnte. Aber um deine Frage zu beantworten, ich denke schon, dass ich ihm verziehen habe, ich meine, ich weiß zwar immer noch nicht so ganz, was das sollte, aber ich hab ihn gern und ich würde unsere Freundschaft nur ungern wegen eines blöden Fehlers aufs Spiel setzen."

„Wie gern?"

„Was?"

„Wie gern hast du ihn?"

„Spielt das eine Rolle? Ich hab ihn sehr gern. Wahrscheinlich mehr als gut für mich ist. Warum fragst du?"

„Er hat sich in dich verliebt."

Draco sah sie geschockt an. „Er hat was?"

„Du hast mich verstanden. Er hat sich in dich verliebt. Und er hat Angst es dir zu sagen, weil er glaubt, dass du dann nichts mehr mit ihm zu tun haben willst."

„Aber... warum dann dieser Ausbruch?"

„Simon."

„Ich wiederhole mich ja nur sehr ungern, aber was bei Merlins Bart, hat Simon mit der ganzen Sache zu tun? Er... Oh."

„Ja. Harry ist rasend eifersüchtig auf Simon. Er glaubt ihre beide seid ein Paar, und dass diese ganze Freundschaftsnummer zwischen Harry und dir nur eine Art Pausenfüller war bis Simon wieder zurück kommt. Und als du dann euer Treffen eine Woche lang jeden Tag abgesagt hast, hat er gedacht, du hast keine Zeit, weil du dich mit dem guten Simon vergnügst. Darum ist er ausgerastet."

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll."

Sie legte ihm den Arm um die Schultern.

„So ging's mir auch, als er endlich mit der Sprache rausgerückt ist. War es richtig, dass ich es dir gesagt habe?"

Draco nickte: „Ja. Ja, es war richtig. Ich weiß zwar noch nicht, was ich mit diesem Wissen anfange, aber ich bin froh, dass ich es weiß."

Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, dann stand Ginny auf.

„Na komm, lass uns was essen gehen. Nützt ja nichts, wenn wir verhungern."

Sie waren schon fast in der großen Halle, als Ginny noch etwas einfiel.

„Sag mal, Harry hat mir da was erzählt und ich wüsste gern, ob es stimmt."

„Was denn?"

„Er sagte, als ihr bei den Heißen Quellen wart, hätte er das Gefühl gehabt, dass du ihn fast geküsst hättest. Stimmt das?"

Er sah sie nicht an. „Ja. Ich wollte ihn küssen."

„Warum hast du es nicht getan?"

„Es schien plötzlich keine so gut Idee mehr zu sein."

Ginny strahlte plötzlich als wäre Weihnachten zwei Wochen vorverlegt worden: „Heißt das, dass du ihn auch..."

„Halt den Schnabel, Ginny! Du weißt sowieso schon mehr als gut für dich ist."

„Oh bitte, sag's mir." bettelte sie.

„Nein!"

„Biiiiiitttteeeee!"

„Vergiss es, Schwester. Ich werde nicht mein Liebesleben mit dir diskutieren. Ich..." Lachen und zankend waren sie an ihrem üblichen Tisch angekommen und wollten sich gerade setzen, als Draco plötzlich wie versteinert stehen blieb. Ginny folgte seinem Blick und sah Harry, der gerade in diesem Moment durch den Nebeneingang in die Halle kam. Als er die Aufmerksamkeit spürte, blieb er ebenfalls stehen und sah sich leicht gehetzt um.

„Gin, ich hab's mir anders überlegt, ich habe doch keinen Hunger." Dann fixierte er Harry.

„Du! Wir müssen reden. Und zwar sofort!"

„Ich... ich weiß nicht, ob ich das so gut finde."

Harrys Stimme klang nervös. Zurecht, denn mittlerweile waren alle Gespräche verstummt und die Augen aller wanderten zwischen ihm und Draco hin und her. Alle waren daran interessiert, wie diese Geschichte weiterging.

„Du hast die Wahl, Potter. Du kannst mit mir kommen oder wir diskutieren das hier vor allen aus. Deine Entscheidung!" Und an die anderen am Tisch gewandt: „Ihr entschuldigt mich..." Er ging mit schnelle Schritten durch die Halle, packte Harry im Vorbeigehen am Handgelenk und zog ihn hinter sich her.

„Wow, ich wüsste gern, was die beiden besprechen."

„Sagen wir mal so, Pauly. Ich denke nicht, dass wir einen von beiden heute noch mal zu Gesicht bekommen werden."

--

Harry versuchte mit Draco Schritt zu halten und gleichzeitig sein Handgelenk aus der Umklammerung zu befreien.

„Draco, bitte. Ich weiß wirklich nicht, wozu das gut sein soll. Ich hab mich doch schon bei dir entschuldigt."

Draco blieb stehen, drehte sich um und sah Harry scharf an, zischte ein kurzes „Ssshhhht!", und setzte dann seinen Weg fort. Als sie an seinem Zimmer ankamen, ließ er Harrys Hand los, öffnete die Tür und stieß den Gryffindor ziemlich unsanft hinein. Er folgte ihm, schloss die Tür und drehte den Schlüssel um. Dann drehte er sich zu Harry um und fixierte ihn wieder.

Das Eis in seinen Augen war geschmolzen und ähnelte nun kochendem Quecksilber. Harry musste plötzlich an ihre Begegnung in Hogsmeade vor zwei Monaten denken. Panik stieg in ihm auf.

„Warum hast du nicht einfach was gesagt?" murmelte Draco.

Dann stieß er Harry gegen die Wand, umfasste mit der linken Hand den Kragen seines Pullovers, zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn. Es war kein sanfter Kuss. Es war ein Kuss voller Leidenschaft und Verlangen und einen Moment lang war Harry wie erstarrt, dann wurde ihm klar was gerade passiert. Er schlang seine Arme um Draco, zog ihn fest an sich und erwiderten den Kuss mit der gleichen Intensität. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, dann mussten sie den Kuss unterbrechen, weil beide keine Luft mehr bekamen. Sie standen vollkommen außer Atme da und sahen sich einen Moment lang tief in die Augen, dann küssten sie sich erneut.

„Ich habe mich in dich verliebt." murmelte Harry, während er seine Lippen über Dracos Unterkiefer gleiten ließ.

„Ich weiß." Draco schob mit der linken Hand Harrys Pullover hoch und gab ein ungeduldiges Fauchen von sich, weil ihm der Stoff immer wieder entglitt.

„Ich war eifersüchtig auf Simon." Mehr Küsse, den Hals hinunter.

„Ich weiß. Hilf mir mal." Harry ließ Draco kurz los, zog sich den Pullover und das T-Shirt darunter über den Kopf und zog ihn dann zurück in seine Arme. Draco legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Harrys Mund wanderte tiefer, strich über den Adamsapfel und das linke Schlüsselbein. Er öffnete mit zitternden Fingern die Knöpfe des Hemdes, begierig darauf endlich Dracos nackte Haut auf seiner zu spüren. Er ging ein paar Schritte nach vorn, drängte Draco zurück, bis sein Rücken gegen die Tür gepresst war, dann ließ er seine Hände auf die schmalen Hüften gleiten und hob ihn hoch. Draco schlang instinktiv die Beine um Harrys Taille und ließ sich von ihm zum Bett tragen.

„Pass auf meine Hand auf."

Harrys letzter klarer Gedanke bevor er sich vollkommen in Dracos leidenschaftlicher Umarmung verlor war:

Ich werde Ginny morgen früh küssen. Und anschließend werde ich sie umbringen!"

A/N: Na, seid ihr jetzt zufrieden? –Dickes fettes Grinsen-

Aber glaubt bloß nicht, dass ich die beiden jetzt vom Haken lasse. Es steht ihnen noch einiges bevor.

(Bin jetzt bei Chap. 13. Ich schätze mal es werden insgesamt zu zwischen 17 und 20 Chaps. Vielleicht auch mehr, weiß ich noch nicht.)

Ihr dürft auf jeden Fall gespannt sein, wie's weitergeht.

Bussi

Eure Yulah