Ich bin echt froh, dass ihr alle so zufrieden mit mir seid. ;o)

Hab am WE ein bisschen rumgetrödelt (Dafür aber 900 Seiten gelesen, „Die Elfen", kann ich nur empfehlen!)

Hier kommt jetzt ein ruhigeres Chap. Aber gewöhnt euch besser nicht dran. Wie gesagt, die beiden haben noch einiges vor sich.

Viel Spaß.

09.

Harry wurde wach, weil er das Gefühl hatte, dass jemand mit einer sehr rauen Zunge seine Wange ableckte. Doch als er endlich seine Sinne soweit zusammen hatte, dass er sich auf die Berührung konzentrieren konnte, war sie verschwunden. Mit einem tiefen Seufzer drehte er sich auf die andere Seite und zog dabei die Bettdecke fester um seine Schultern. Wahrscheinlich hatte er nur geträumt. Wie vorhin, als er sich dieses komische Brummen neben seinem linken Ohr eingebildet hatte.

Apropos Traum.

Was war das nur für ein wunderbarer, atemberaubender Traum gewesen, den er letzte Nacht erlebt hatte? Er war in Dracos Zimmer gewesen, sie hatten geredet und Draco hatte ihm seinen Ausraster in der Arena verziehen und ihn geküsst! Und dann hatten sie sich die ganze Nacht lang leidenschaftlich geliebt. Harry errötet fast bei der Erinnerung an seine Visionen.

Das war mit Sicherheit nicht sein erster „feuchter Traum" gewesen, aber noch niemals hatte er die Bilder so deutlich, so intensiv erlebt. Er konnte fast die Berührungen und Küsse spüren.

Vielleicht, wenn er wieder einschlief... Vielleicht konnte er dann zurück in diese wundervolle Traumwelt. Weit weg von der Realität, in der er Dracos Hand gebrochen und sich den unerbittlichen Zorn seines ehemaligen Feindes und jetzt wohl auch ehemaligen Freundes zugezogen hatte.

Harry schloss die Augen so fest es ging und versuchte sich auf den Traum zu konzentrieren. Er war gerade kurz davor wieder einzuschlafen, als das Brummen erneut einsetzte. Einen Moment blieb er reglos liegen und versuchte das Geräusch zu lokalisieren.

Da! Hinter ihm. Harry drehte sich vorsichtig um, gab sich die größte Mühe, die Bewegung zufällig erscheinen zu lassen. Das Geräusch wurde lauter. Der Gryffindor atmete ein paar Mal tief durch, öffnete dann plötzlich die Augen... und blickte in das zufriedene Gesicht eines dicken, grauen Katers der neben seinem Kopf auf dem Kissen lag und laut schnurrte.

Harry ließ den angehaltenen Atem entweichen. „Dusty..."

Erstaunlicherweise war er erleichtert.

Dann wurde die Erleichterung von mehreren Gedanken überholt.

Was machte Dusty hier? Wie kam Dracos Kater in sein Zimmer? Und... Moment mal! Harry hob behutsam einen Deckenzipfel hoch und schielte in die Dunkelheit darunter um sicher zu gehen, dass sein Gefühl ihn nicht trog. Tatsächlich! Er war nackt! Warum war er nackt? Er schlief niemals nackt! Besonders nicht im Dezember, wenn es draußen stürmte. Ein erneuter Blick brachte das gleiche Ergebnis. Er hatte nicht einen Faden am Leib!

Bevor er anfangen konnte, sich Sorgen zu machen, tauchte ein weiterer Gedanke auf. Vorsichtig schob er seine Hand wieder unter die Decke und tastete das Bett um sich herum ab. Nachdem ein paar Minuten mit erfolgloser Suche verstrichen waren, atmete Harry tief ein und aus. Also schön. Er lag nackt in einem, seinem? Bett. Soweit er beurteilen konnte allein, abgesehen von einem schnurrenden Kater, der offenbar durch Wände gehen konnte. Was ging hier vor?

„Suchst du was Bestimmtes?"

Die warme, rauchige Stimme mit dem amüsierten Unterton ließ Harry fast aus der Haut fahren. Er setzte sich langsam auf und blinzelte über den Rand der Bettdecke in Richtung Fenster. Die Visionen seines Traumes wurden plötzlich Wirklichkeit und mit einem Schlag kehrte die Erinnerung an letzte Nacht zurück. Er hatte nicht geträumt! Und das hier war auch nicht sein Zimmer.

Er angelte die Brille vom Nachttisch und setzte sie auf.

Draco saß auf der Fensterbank und sah ihn mit seinem leicht spöttischen Lächeln an. Er trug einen dunkelblauen Seidenkimono, seine nassen Haare fielen ihm offen über den Rücken. Er hatte ein Knie angewinkelt und seine verbundene rechte Hand locker daraufgestützt. Der glatte Stoff des Kimonos war zur Seite geglitten und entblößte das andere lange, schlanke Bein, das ausgestreckt auf der Fensterbank lag. Die cremeweiße Haut hob sich im hellen Licht, das durchs Fenster fiel deutlich von der tiefblauen Seide ab. Harrys Augen klebten für einen langen Moment an der Stelle, wo der Oberschenkel wieder unter dem Stoff verschwand. Dann wurde ihm bewusst, wo er da gerade hinstarrte und er wand mit glühenden Wangen seinen Blick ab.

Draco lachte leise. Dann glitt er von der Fensterbank und kam mit seinen üblichen weichen, katzenhaften Schritten durch den Raum. Seine nackten Füße machten keinerlei Geräusch auf dem Steinboden. Harry folgte seinen Bewegungen wie hypnotisiert. Als Draco sich auf dem Bett niederließ rückte er unbewusst ein Stück an die Wand um Platz zu machen.

„Hey, wo willst du hin?" Dracos Stimme wurde noch etwas rauchiger, seine silbernen Augen funkelten. Er ließ seine linke Hand in Harrys Haar gleiten und zog sein Gesicht zu sich um ihn zu küssen. Harry spürte, wie ihm wohlige Schauer über den Rücken liefen.

„Wenn das immer noch ein Traum ist, dann möchte ich bitte nie wieder aufwachen." murmelte er gegen Dracos Lippen.

Er zog die Bänder auseinander, die den Kimono zusammen hielten und schob beide Hände unter den kühlen Stoff. Warme, nackte Haut schmiegte sich gegen seine Handflächen. Das war ganz bestimmt kein Traum! Blaue Seide glitt unbeachtet zu Boden und die Brille landete wieder auf dem Nachttisch. Harry keuchte auf, als ihre nackten Körper sich schließlich wieder berührten.

Eine ganze Weile später lagen sie schweigend nebeneinander und genossen einfach die gegenseitige Nähe. Harry lag auf der Seite, den Kopf in die linke Hand gestützt und zog mit den Fingerspitzen der rechten Hand müßig dass feine Narbengespinst auf Dracos linker Hüfte nach.

Die Haut der Narben war heller als der Rest, teilweise etwas erhaben und hatte einen leichten Perlglanz. Harry zwang sich, nicht an die Schmerzen zu denken, die dieses schimmernde Netz auf dem ehemals makellosen Körper hinterlassen hatten.

Draco hatten den Kopf auf den Unterarm gelegt und beobachtete Harry aus halbgeschlossenen Augen. Er studierte das Wechselspiel der Gefühle auf dem Gesicht seines Freundes. Die Menschen reagierten sehr unterschiedlich auf seinen entstellten Körper.

Simon hatte etwa eine halbe Stunde lang hingebungsvoll geflucht, um anschließend ein paar Sachen an die Wand zu werfen; Ginny war vom Mitleid überwältigt in Tränen ausgebrochen; Greg hatte ihm monatelang nicht in die Augen sehen können, zu frisch war die Erinnerung an das, was er mitangesehen hatte; Charlie hatte ihn während der ersten Monate behandelt, als wäre sein neuer Schützling aus Glas und könnte jeden Augenblick zerspringen.

Und er selbst hatte fast ein Jahr gebraucht bis er ohne Bitterkeit wieder in den Spiegel sehen konnte.

In Harrys Gesicht spiegelten sich jetzt all die Emotionen, die Draco auch bei allen anderen gesehen hatte: Wut und Abscheu, Mitleid und Sorge; Trauer und Hilflosigkeit. Trotzdem blieb er ruhig und hörte nicht auf sanft über die Narben zu streicheln. Draco lächelte leicht. Simon hatte ihn niemals so berührt. Natürlich, er hatte ihn auch gestreichelt, aber er hatte sich niemals so intensiv mit der zerschundenen Haut beschäftigt, wie Harry es in diesem Moment tat, hatte sich so weit wie möglich auf Gesicht und Arme beschränkt, die einzigen Teile seines Körpers, die wieder makellos waren. Draco warf Simon das nicht vor, er wusste nicht, wie er selbst auf eine ähnlich Situation reagieren würde, aber Harry behandelte ihn so, wie er es niemals zu hoffen gewagt hätte. Das Gefühl der Wärme und Zuneigung in seinem Inneren wuchs immer mehr.

Harry war inzwischen dazu übergegangen eine Unzahl zarter Küsse auf die weiche Haut zu hauchen, die er zuvor so ausgiebig gestreichelt hatte. Draco schloss die Augen und konzentrierte sich auf die warmen Wellen, die von dieser Stelle ausgingen. Schließlich ließ Harry wieder von ihm ab und robbte etwas höher, bis sie sich in die Augen sehen konnte.

„Hi." In seiner Stimme schwang vage Verlegenheit mit. Er war so vertieft gewesen, dass ihm erst jetzt in den Sinn kam, dass Draco ihn die ganze Zeit beobachtet haben musste.

„Hi. Und, hast du die geheime Botschaft entschlüsselt?"

„Hä?" Verwirrung in den grünen Augen.

„Du hast meine Narben so interessiert studiert, dass ich dachte, du hast vielleicht etwas entdeckt, von dem ich noch nichts wusste. Irgendwelche Hieroglyphen oder so."

Harry senkte den Blick: „Entschuldige, ich wollte dich nicht anstarren."

Draco schob zwei Finger unter Harrys Kinn und zwang in so wieder hochzusehen. „Hey, ich mach dir doch keinen Vorwurf. Ich bin nur überrascht. Die meisten Leute geben sich große Mühe nicht hinzusehen, wenn sie damit konfrontiert werden. Warum glaubst du, gehe ich immer mitten in der Nacht oder morgens früh ins Badehaus, wenn niemand sonst da ist? Selbst Simon hat sie niemals länger als nötig berührt und ganz sicher hätte er sie nicht geküsst."

Harry merkte wie ihm wieder das Blut in den Kopf stieg. „Tut mir leid. Es war ein Reflex. Ich weiß auch nicht. Es ist wie bei kleinen Kinder. Wenn sie sich wehtun, dann küsst man die Stelle und sagt, dass jetzt alles wieder gut ist. Ich hab mein Leben lang gesehen, wie Mütter und Väter das mit ihren Kinder machen. Ich hab nicht nachgedacht. Ich meine, Hermine macht das mit ihrer Tochter und Ginny mit den Zwillingen. Irgendwie schien es mir richtig."

Draco gab ihm eine sanften Kuss „Du bist wahnsinnig süß, weißt du das eigentlich?" Als er weitersprach sah er Harry nicht an: „Ich hatte Angst, dass du abgestoßen sein würdest. Damals, als wir bei den Quellen waren. Ich bin froh, dass ich mich geirrt habe. Weißt du, mein Leben lang war ich stolz auf mein Aussehen und dann musste ich plötzlich mit dem Gedanken leben, für immer entstellt zu bleiben. Du hattest schon recht. Dass ich die Narben in meinem Gesicht und an den Armen entfernen ließ, hat eine ganze Menge mit Eitelkeit zu tun."

Harry war entsetzt: „Das war doch nur ein Scherz!"

„Nein. Ja, ich weiß, dass du das nicht ernst gemeint hast. Aber du hattest recht. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen in den Spiegel zu sehen. Den Rest kann ich unter Kleidern verstecken, aber nicht das Gesicht. Ich fürchte, ein bisschen von der alten Eitelkeit ist immer noch übrig. Aber wie ich dir schon gesagt habe, das alles ist sechs Jahre her und ich habe mich inzwischen mit meinem Schicksal arrangiert. Aber immer, wenn ich mich zu jemandem hingezogen fühle, frage ich mich insgeheim, wie er wohl reagieren wird und gehe automatisch auf Distanz. Ich hab mir damit schon eine Menge potentielle Beziehungen kaputt gemacht, bevor überhaupt etwas passieren konnte."

Harry antwortete nicht, statt dessen schlang er seine Arme um Draco und zog ihn fest an sich. Eine Weile war es still, während sie sich sanft küssten.

„Draco?"

„Mhm."

„Es tut mir wirklich leid, dass ich so anstrengend war in letzter Zeit. Ich meine, dass mit meiner Eifersucht und deiner Hand und so... Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist."

„Shhht. Ich weiß. Ist schon ok. Die Hand ist fast verheilt, du hast dich wieder beruhigt und die Eifersucht ist doch im Grunde recht schmeichelhaft."

„Weißt du, an dem Tag, als ich Simon aus deinem Zimmer kommen sah, da hab ich einfach nicht mehr gewusst, was ich machen soll. Ich kam mir so lächerlich vor. Ich dachte, na ja, du kannst dir ja denken, was ich gedacht habe..."

„Ja. Ich denke, ich habe eine Vorstellung. Es stimmt ja auch bis zu einem gewissen Punkt. Simon war die ganze Nacht bei mir, aber statt zu tun, was du gedacht hast, haben wir geredet. In der Nacht hab ich ihm auch gesagt, dass es endgültig aus ist und dass ich dich mag. Bevor er zu dieser Mission aufgebrochen war, hatte er mich gebeten ihm noch eine Chance zu geben, wenn er zurück kommt. Ich hab dem damals zugestimmt, aber da gab es dich noch nicht. Irgendwie komisch, wenn man mal drüber nachdenkt. Wenn du zehn Minuten später gekommen wärst, wäre ich allein gewesen und wer weiß, vielleicht hätten wir uns beide ein Menge schlafloser Nächte ersparen können."

Harry seufzte. „Ja, ich muss mir dringend angewöhnen erst zu denken."

Dann wechselte er das Thema: „Apropos schlaflose Nächte: Warst du eigentlich vorhin schon lange auf?"

„Kann man sagen. Im Grunde hab ich gar nicht geschlafen."

„Warum?"

„Keine Ahnung. Ich war wohl einfach nicht müde."

„Wie kannst du nach... ähm... nach letzte Nacht nicht müde gewesen sein?" Harry merkte wie er bei der Erwähnung der letzten zwölf Stunden schon wieder knallrot wurde.

Draco lachte wieder. „Hey, vor mir braucht dir das nicht peinlich sein. Ich war dabei, schon vergessen?"

„Ja, ich weiß, aber ich bin an sowas nicht gewöhnt. Man kann Sex haben, aber man unterhält sich nicht darüber. Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?"

„Dies und das. Gelesen, nachgedacht, dir beim Schlafen zugesehen." Jetzt war es Draco der sanft errötete. „Dann war ich ziemlich früh bei Celeste um die Hand neu verbinden zu lassen. Ist dir noch gar nicht aufgefallen, dass die Schiene ab ist, oder? Dann war ich duschen und dann hab ich auf der Fensterbank gesessen und gewartet, dass du wach wirst."

„Warum hast du mich nicht geweckt?"

„Warum hätte ich das tun sollen? Nur weil ich mit fünf Minuten Schlaf auskomme, muss ich dich doch nicht wecken. Außerdem siehst du wahnsinnig niedlich aus, wenn du schläfst."

Harry antwortete nicht und streckte Draco stattdessen die Zunge raus.

„Charmant, Mr. Potter. Sag mal, wie sieht's denn mit Frühstück aus? Hast du keinen Hunger?"

„Doch, aber dafür müssten wir in die Halle, oder? Wie stehen die Chancen, dass wir da keine blöden Bemerkungen oder beifällige Pfiffe zu hören bekommen?"

Draco zog eine Augenbraue hoch: „Hmmm, unter null Prozent? Vielleicht wenn alle von einer geheimnisvollen Krankheit dahingerafft wurden und wir die einzigen sind, die verschont blieben?"

„Und wie stehen die Chancen für so eine Krankheit?"

„Schätzungsweise eins zu einer Milliarde. Aber frag mich doch mal, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Greg einen Korb mit Frühstück vor die Tür gestellt hat."

„Nicht sehr hoch schätze ich mal."

„Frag mich doch einfach."

„Also schön. Draco, was meinst du, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Greg uns einen Frühstückskorb vor die Tür gestellt hat?"

„Hundert Prozent würde ich sagen!" Draco sprang vom Bett, wickelte sich in seinen Kimono und verschwand im Flur, um zehn Sekunden später mit einem großen Weidenkorb wieder aufzutauchen.

„Ta-da! Na, kann ich nicht gut hellsehen? Die alte Trelawney wäre bestimmt stolz auf mich.""

„Draco! Das wusstest du doch!"

„Klar. Ich hab Greg heute morgen gefragt, ob er später was zu Essen vorbei bringen könnte. Ich dachte mir schon, dass du den Klatschtanten in der Halle erst mal aus dem Weg gehen möchtest."

Harry küsste ihn auf die Wange. „Das ist echt lieb von dir. Ich hab mir schon überlegt, dass ich jetzt gern meinen Unsichtbarkeitsumhang hier hätte."

Draco setzte sich zurück aufs Bett und ließ den dünnen Seidenstoff wieder von seinen Schultern gleiten.

„Naja, so ganz uneigennützig war das auch nicht." schnurrte er. „Ich konnte nur einfach der Versuchung nicht widerstehen, den Rest des Tages mit dir im Bett zu verbringen."

--

Natürlich gelang es ihnen nicht den anzüglichen Bemerkung und eindeutig zweideutigen Anspielungen auf Dauer zu entkommen.

Als sie am nächsten Tag gemeinsam in die Halle kamen, wurden sie mit beifälligen Pfiffen und jeder Menge gutgemeintem Spott empfangen. Harry wäre am liebsten im Erdboden versunken, während Draco sich nicht im Geringsten um die Hänseleien zu kümmern schien. Aber er lebte schließlich auch schon sechs Jahre hier und hatte sich vermutlich längst an das Geschwätz gewöhnt. Ginny war erstaunlicherweise von allen die Schlimmste. Ob sie sich damit nur an Harry rächen wollte oder ob sie immer so war, konnte er nicht sagen.

Sie war es jedenfalls, die sie beim Frühstück lautstark begrüßte: „Hey, da seid ihr ja wieder. Ich hätte nicht erwartet euch dieses Jahr noch mal zu sehen." Sie versuchte gar nicht ihr breites Grinsen zu verstecken.

Draco setzte sich an den Tisch ohne auf ihren Spott einzugehen.

„Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst, Gin."

„Oh komm schon, Draco! Du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr vorgestern zusammen verschwunden seid und dass in den 36 Stunden seither nichts passiert ist. Das kannst du deiner Großmutter erzählen!"

„Nein, kann ich nicht. Die ist nämlich schon seit zwanzig Jahren tot."

Dann wand er sich ungerührt seinem Frühstück zu. Harry versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. Draco ließ Ginny sprichwörtlich am ausgestreckten Arm verhungern, obwohl er genau wusste wie neugierig sie war. Sie ließ die beiden keine Sekunde aus den Augen, achtete auf jedes Wort und jede Geste. Wann immer sich ihre Finger zufällig berührten leuchteten ihre hellbraunen Augen auf. Zum Glück konnte sie Dracos rechte Hand nicht sehen, die unter dem Tisch auf Harrys Oberschenkel lag. Harry seinerseits war sich dieser Hand nur zu deutlich bewusst. Ginny ahnte wohl trotzdem etwas, denn sie versucht immer wieder unauffällig über den Tisch zu spähen. Da Draco die Hand aber wegen dem Verband ohnehin nicht benutzen konnte und darum auch keinen Grund hatte sie auf dem Tisch zu lassen, fand sie keine Möglichkeit ihm etwas vorzuwerfen. Schließlich platzte ihr der Kragen:

„Jetzt kommt schon! Seid ihr jetzt zusammen oder nicht? Sagt ja! Ich seh es euch doch an! Und außerdem hat euch niemand in den letzten zwei Tagen gesehen. Hab ich recht?"

Draco zuckte mit den Schultern: „Was willst du eigentlich Gin? Woher willst du wissen, dass wir uns nicht einfach nur vertragen haben und dann jeder in sein Zimmer gegangen ist? Ich bin immer noch krank und brauche Ruhe! Vielleicht hab ich einfach nur viel geschlafen."

Für einen Moment schien Ginny verunsichert. Dann sah sie zwischen ihren Opfern hin und her und das Grinsen kehrte auf ihr Gesicht zurück.

„Vergiss es, Baby. Ich glaub dir kein Wort. Ihr seht aus wie ein paar Kater, die gerade einen Riesentopf Sahne gefunden haben."

Draco lächelte geheimnisvoll und zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Harry gab sich die größte Mühe nicht zu grinsen, scheiterte aber jämmerlich.

Charlie, der gerade vorbeikam hatte nur den Schluss der Unterhaltung mitbekommen und machte seiner Freude jetzt lautstark Luft:

„Oh Mann! Das ist ja echt klasse! Ihr zwei! Das wurde ja auch mal Zeit! Find ich echt toll!"

„Charlie. Würdest du bitte nicht so schreien? Ich finde es ja schön, dass du dich freust, aber bitte nicht so laut."

„Warum nicht, Harry? Es weiß doch ohnehin jeder. Meine Güte, ihr beide seid verrückt nacheinander. Ist doch kein Geheimnis! Und auch kein Problem. Kein Grund sich zu schämen!"

„Was soll das heißen kein Geheimnis?"

„Unser furchtloser Anführer hat recht. Um genau zu sein laufen bereits seit Wochen Wetten darüber, wann ihr zwei es endlich gebacken bekommt." Paul hatte sich ebenfalls zu ihnen gesetzt und schien absolut kein schlechtes Gewissen zu haben.

„Wusste ich es doch! Ihr elendes Pack!" Draco schüttelte den Kopf.

Harry sah ihn entgeistert an. „Du wusstest davon?"

„Nein. Aber ich habe so etwas geahnt. Ich kenne den Verein hier. Die wetten um alles und jeden. Die würden ihre eigene Großmutter verwetten! Wer hat denn gewonnen?"

„Stella und Gin. Und Simon. Aber dann hat er sich verquatscht, dass du ihm einen Tipp gegeben hast, Dray. Und darum haben wir ihn disqualifiziert."

„Aber Ginny..." mischte Harry sich ein. „Aua! Warum trittst du mich?"

„Ja Virginia. Warum trittst du Harry?"

„Oh, hallo Stella. Hast du gut geschlafen."

„Los, raus mit der Sprache! Hast du etwa auch was gewusst?"

„Nein! Woher denn?"

„Komisch. Ich könnte schwören, dass ich es von dir weiß, Ginny."

„Paul Kelly halt deine Klappe!"

„Warum schreist du Paul an? Er hat doch recht. Mir hast du's schließlich auch erzählt."

Draco!"

„Was denn? Du hast es mir erzählt. Vorgestern um genau zu sein. Sonst hätte ich Harry wohl kaum aus der Halle geschleift um mit ihm zu ... reden."

Die Pause vor dem letzten Wort hing deutlich in der Luft und sagte auch dem letzten, der es bisher nicht gewusst hatte, dass Konversation eine eher untergeordnete Rolle in den letzten zwei Tagen gespielt hatte.

Stella stürzte sich auf ihre Schwägerin.

„Du Miststück! Los, Kohle her! Du hast geschummelt. Der Gewinn gehört mir!"

„Ja, ja. Steck's dir an den Hut." Sie warf Stella einen Beutel Münzen zu, dann wand sie sich an Draco: „Elende Petze!"

„Du kannst mir mal im Mondschein begegnen, Goyle!"

„Nein, da hast du doch keine Zeit. Da musst du doch mit Harry knutschen. Komm Harrylein, gib Küsschen!" Sie spitzte die Lippen und fing an übertriebene Kussgeräusche zu machen.

„Halt die Klappe, du Kröte! Nur weil du nicht verlieren kannst. Außerdem stimmt es ja! Ich hab dir vor ein paar Wochen erzählt, dass ich Draco mag. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit, wenn ich mich recht erinnere. Du hast heilige Eide geschworen, dass du den Mund hältst und du hast es ihm trotzdem erzählt. Also bist du die Petze!"

„Vor ein paar Wochen schon? Jetzt bin ich aber neugierig."

Harry wich Dracos Blick aus und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.

„Was hast du gesagt?"

„Ich sagte, ob wir das vielleicht später besprechen könnten. Ich finde es etwas peinlich, dass hier vor allen auszubreiten."

„Nein. Ich möchte das gerne sofort wissen. Bist du fertig mit frühstücken? Dann komm." Draco stand auf, ignorierte Harrys Protest und zog ihn auf die Füße. Sie waren schon fast an der Tür, als Ginny hinter ihnen herrief:

„Hey ihr Turteltauben! Ihr habt den Honig vergessen! Ich hab gehört, dass soll ziemlich erotisch sein!"

Harry blieb wie versteinert stehen. Er spürte förmlich, wie sich die Blicke aller in seinen Rücken bohrten. Draco legte den Kopf leicht zur Seite, als überlege er sich eine Antwort. Dann ließ er Harrys Hand los und ging zurück zum Tisch. Er schenkte Ginny ein zuckersüßes Lächeln und nahm ihr das Honigglas aus der Hand. „Danke. Hätte ich fast vergessen." Dann drehte er sich auf dem Absatz um und folgte Harry aus der Halle. Zurück blieben eine verdatterte Ginny und Stella, die vor Lachen fast von der Bank fiel.

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Zurück in Dracos Zimmer warf sich Harry aufs Bett und zog sich das Kissen über den Kopf.

„Oh. Mein. Gott! Ich werde niemals wieder da rausgehen! Das war sowas von peinlich. Warum hast du das gemacht?"

Draco stellte den Honig auf den Nachttisch und setzte sich auf die Bettkante.

„Nur so bringst du diese Klatschmäuler zum schweigen. Hey, jetzt komm schon. Meinst du irgendjemand glaubt, dass wie hier Schach spielen oder so? Jeder weiß, was wir machen. Davon abgesehen, sie tun es auch, also wo ist das Problem?"

Harry tauchte aus der Versenkung auf und sah Draco völlig aufgelöst an.

„Wo das Problem ist? Ich finde es einfach superpeinlich, dass die jetzt alle über uns spekulieren! Ich meine, ich werde vermutlich nie wieder Honig essen können ohne rot zu werden. Dabei ist überhaupt nichts passiert."

Draco grinste: „Noch nicht."

„Jetzt fang du nicht auch noch an!"

„Beruhig dich doch erst mal. War doch nur ein Scherz." Draco zog den Löffel aus dem Glas und leckte nachdenklich den Honig ab. „Aber ich konnte Ginny auch nicht das letzte Wort überlassen. Hm. Gar nicht mal so übel. Hier."

Er drückte Harry den Löffel in die Hand, stand auf, lief ein paar mal im Zimmer hin und her und ließ sich schließlich in den Sessel fallen.

„Warum ist es dir nur so unangenehm, dass die reden? Sie werden sich auch wieder einkriegen. In spätestens zwei Tagen haben sie ein neues Thema und wir sind Schnee von gestern."

Harry betrachtete nachdenklich den Löffel in seiner Hand. Es war noch etwas Honig daran, der jetzt langsam über das Silber lief. „Ich weiß auch nicht. Ich bin einfach nicht daran gewöhnt über sowas zu reden. In Hogwarts sprechen wir nie darüber. Nur Andeutungen und nie so offen. Überhaupt ist dort alles sehr viel ernsthafter. Hier merkt man überhaupt nicht, dass Krieg ist. So, als würdet ihr alle das gar nicht ernst nehmen. Die Mitglieder des Ordens und auch die anderen sind viel... ich weiß auch nicht... ernsthafter halt. Ihr seht die Dinge in einem ganz anderen Licht. Darum habe ich dort auch nie das Gefühl gehabt mich ausruhen zu könne. Ich dachte immer, dass ich das nicht darf. Hier hab ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich den ganzen Tag im Bett liegen bleibe. Dort schaff ich es nicht mal eine Nacht durchzuschlafen. Es wird auch nicht so viel herumgeflachst wie hier. Und ganz sicher wird nicht so viel und so offen über Sex geredet. Das ist einfach ein Thema, dass in Zeiten des Krieges nicht angebracht scheint. Verstehst du was ich meine?"

„Ja. Ihr verbietet euch selbst jeden Spaß und jede Entspannung, weil ihr dann ein schlechtes Gewissen bekommt. Wir leben hier nach einem einfachen Grundsatz, Harry. Ich hab dir das schon öfter gesagt: Lebe heute, morgen kann es zu spät sein. Und zeige den Menschen die du liebst deine Zuneigung. Wer weiß, wann du sie verlierst. Was nützt es mir, wenn ich monatelang um dich herumschleiche, mich an Etikette und Anstand halte und dann stirbst du, bevor ich auch nur die Chance hatte dich zu küssen? Davon haben wir beide nichts. Ich kann dich aber verstehen. Es ist schwer sich der Philosophie dieser Insel hinzugeben. Mir fiel es am Anfang auch schwer nicht über alles stundenlang nachzudenken. Früher hätte ich dir deinen Auftritt in der Arena nicht so ohne weiteres verziehen. Vermutlich hätte ich es sogar als Anlass genommen dich wieder zu hassen. Aber ich hab dich gern und hätte mir darum nur selbst geschadet. Ich bin lieber dein Freund als dein Feind. Leider ist diese Lebenseinstellung auch ein stückweit schuld an deiner Eifersucht. An einem anderen Ort hätte ich mich niemals von meinem Ex küssen lassen, nicht so, wie Simon es getan hat. Aber ich liebe ihn auf eine gewisse Weise und ich war froh ihn lebendig wiederzusehen. Darüber, dass du diese Szene falsch auffassen könntest habe ich nicht nachgedacht. Ich bin zu sehr an die Mentalität der Menschen hier gewöhnt. Ganz sicher wollte ich dir nicht wehtun. Erst als Ginny mir sagte, was du empfindest, wurde mir bewusst, dass du vielleicht falsch verstanden hast, was ich als vollkommen harmlos empfunden habe. Im Grunde bin ich dir also eine Entschuldigung schuldig. Du solltest aber auch nicht den Fehler machen uns zu unterschätzen. Trotz aller Scherze und Kabbeleien, Anzüglichkeiten und scheinbarer Müßigkeit sind wir Krieger. Jeder hier ist bereit zu töten. Die meisten haben es bereits getan. Und jeder ist bereit sein Leben für die Sicherheit des Clans einzusetzen. Wenn die Zeit reif ist, werden wir uns offen an diesem Krieg beteiligen und dann werden einige eine böse Überraschung erleben."

Harry lächelte schwach. „Ja. Das hast du mir ja schon gezeigt. Ihr seid Schmusekatzen, die im entscheidenden Augenblick zu Raubtieren werden!" Dann streckte er die Hand aus. „Komm her."

Draco stand auf und kam zurück zum Bett. Harry nahm die unverletzte Hand in seine freie und sah zu ihm hoch. Einen Moment lang studierte er das schmale, blasse Gesicht mit den geheimnisvollen und inzwischen so vertrauten Augen. Dann stellte er die Frage, die ihm schon seit ein paar Tagen auf der Seele brannte: „Warum hast du mich an dem Tag bei den Quellen nicht geküsst? Du wolltest es doch, oder?"

Draco sah ihn erstaunt an. „Du hast es gemerkt?"

„Ja. Und ich hab gehofft, dass du es tun würdest. Das war übrigens auch der Tag, an dem ich Ginny erzählt habe, dass ich dich mag."

Draco setzte sich neben Harry aufs Bett ohne seine Hand loszulassen, wich aber seinem Blick aus.

„Ich hab's dir gestern schon gesagt: Ich hatte Angst. Du hattest mich da noch nicht gesehen. Nicht richtig jedenfalls. Ich fand es nicht fair; du wusstest nicht worauf du dich einlässt. Und dein Mitleid wollte ich nicht."

„Du hattest Angst, dass ich dich wegen der Narben abstoßend finden würde?"

„Ja, so ungefähr. Außerdem war ich unsicher, ob ich deine Zeichen richtig gedeutet habe. Die Wochen in denen wir mit dem Schwert trainiert haben, waren ehrlich gesagt teilweise ziemlich qualvoll. Und als ich dir die Haare geschnitten habe, bin ich fast verrückt geworden. Wärst du jemand von hier, dann hätte ich mich dir schon viel früher genähert. Aber ich dachte, dass ich dich verschrecken würde, wenn ich zu früh zu weit gehe. Immerhin war dir ja schon mein Flirten unangenehm. Ich für meinen Teil hatte mehr als einmal den Wunsch dich zu küssen und andere Dinge mit dir zu tun..." der frühere Slytherin grinste leicht, als er Harrys erneute Röte bemerkte. „Aber ich wollte dich zu nichts drängen. Und zwischendurch war ich wirklich sicher, dass du kein Interesse an mir hast. Ich bin froh, dass ich mich geirrt habe."

„Ich auch." Harry warf wieder einen Blick auf den Löffel, den er noch immer in der Hand hielt. Der Honig war inzwischen über den Stiel und seine Finger gelaufen. Die klebrigen, bernsteinfarbenen Tropfen funkelten im Licht. Einem plötzlichen Impuls folgend steckte er den Löffel zurück ins Glas und strich dann mit dem Zeigefinger die goldene Flüssigkeit über Dracos leicht geöffnete Lippen.

„Weißt du," sagte er leise, „vielleicht ist die Idee mit dem Honig gar nicht so schlecht."

A/N: Was die jetzt bloß machen? –Grübel-

Kira: das mit dem Kuss ist ganz einfach: Draco und Simon sind zwar getrennt, hatten aber trotzdem ab und an was, wenn beide gerade niemanden hatten. Die auf der Dracheninsel sind recht locker drauf in der Beziehung. Und Harry war ja noch nicht aus dem Quark gekommen, also, why not? Aber das war definitiv der letzte Kuss, dass kann ich dir versprechen. ;o)

Gugi: das mit dem Lemon-schreiben ist so'ne Sache. Ich werd auf jeden Fall Andeutungen machen wie in dem Chap hier, aber wie weit ich gehe kann ich noch nicht sagen. Für die Szene in Diary hab ich genauso lange gebraucht wie für den Rest der Geschichte, weil ich bloß kein falsches Wort schreiben wollte, also wir werden sehen.

So, das war's erst mal von mir.

Bis zum nächsten Chap.

Eure Yulah