Ihr wisst aber schon, dass wenn ihr mich lyncht, ihr nie erfahren werdet, wie die Geschichte ausgeht? Von einem Sequel mal ganz abgesehen.

Also, lasst mich lieber leben, ihr braucht mich nämlich. ;o)

Evil Grin

Also, machen wir doch einen Deal: Ich schreib brav weiter und ihr lasst mich am Stück. Dann sind wir alle zufrieden. Hihihi.

16.

Einen Augenblick lang war es totenstill im Zimmer.

Draco musterte kurz die Szene vor sich: Harry, der mit zutiefst schockiertem Gesichtsausdruck auf dem Bett saß, die schlichte Einrichtung des kleinen Raumes, die Harry-typische Unordnung. Dann fixierte er Justin.

„Du!"

Der Hufflepuff gab eine erschrockenen Laut von sich und einen Moment lang war Harry an eine Maus erinnert, die sich einer hungrigen Katze gegenübersah.

„Ja?"

Die Stimme der Maus zitterte.

„Raus!"

„Aber..." protestierte Justin, woraufhin die silbernen Katzenaugen noch etwas schmaler wurden.

Er warf Harry noch einen hilfesuchenden Blick zu, dann drehte er sich auf dem Absatz um und floh.

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und zurück blieb angespannte Stille.

Harry beschloss die Initiative zu ergreifen:

„Draco. Was kann ich für dich..." weiter kam er nicht.

„Was soll dieser Unsinn?"

Dracos Stimme war kalt, die mühsam unterdrückte Wut deutlich hörbar.

„Ich weiß nicht was du meinst. Ich..."

„Ach nein? Ich rede von dir! Was zum Teufel ist in dich gefahren? Warum machst du sowas?"

„Draco. Ich weiß wirklich nicht wovon du sprichst."

„Das weißt du sehr genau! Warum bist du einfach abgehauen? Und was soll dieser bescheuerte Brief?"

„Ich geb ja zu, dass es nicht sehr nett war einfach zu verschwinde, aber ich dachte, dass macht es dir leichter."

Mir? Du wolltest es mir leichter machen? Oh, herzlichen Dank!" Draco schnaubte wütend. „Ich hatte dir doch gesagt, dass ich dich zurück bringe. Hast du gedacht, ich halte mein Versprechen nicht?"

Der Slytherin tigerte aufgebracht im Zimmer hin und her. Harry blieb auf dem Bett sitzen, starrte auf seine Hände und wich so dem Blick der kalten, grauen Augen aus.

„Doch, aber ich dachte, dass es dir... dass es uns beiden leichter fällt, wenn jemand anders mich bringt."

„Das hättest du mir sagen können. Und es erklärt immer noch nicht diesen Brief. Was sollte das? Und warum fällt dir das alles erst ein, fünf Minuten bevor du weggehst? Bis dahin hatte ich nicht das Gefühl, dass du dich unwohl fühlst!"

„Das habe ich auch nicht! Glaub mir, ich habe mich sehr wohl gefühlt und ich war... aber als du gesagt hast, dass du..." Der Rest ging in unverständlichem Gemurmel unter. Harry wusste nicht, wie lange er die Fassade noch aufrecht erhalten konnte.

„Als ich was gesagt habe? Würdest du freundlicherweise etwas lauter reden, ich kann keine Gedanken lesen!"

Der beißende Sarkasmus in Dracos Stimme schnitt wie ein Messer in Harrys Seele. Aber er biss die Zähne zusammen. Wenn er das hier überstand, dann wäre alles gut. Dann würde Draco niemals erfahren, was Harry für ihn empfand und dann würde er in Sicherheit sein.

Harry hob den Kopf, atmete tief durch und sah Draco dann an.

„Als du gesagt hast, dass du mich liebst, hab ich gemerkt, dass ich nicht dasselbe empfinde. Ich wollte dir aber nicht wehtun, also hab ich nichts gesagt."

Es war raus! Jetzt würde alles gut.

Draco war stehengeblieben und sah Harry misstrauisch an.

„Wann habe ich gesagt, dass ich dich liebe?"

Harry runzelte verwirrt die Stirn. Erinnert Draco sich wirklich nicht?

„In der Nacht, nachdem ich in Gregs Kugel gesehen habe. Kurz bevor du eingeschlafen bist..."

„Das hast du gehört?" Dracos Stimme klang für einen winzigen Moment unsicher.

„Ja. Und wie gesagt, da ist mir klar geworden, dass ich dich zwar mag, aber nicht so. Aber ich wollte dich nicht verletzen."

„Aber das hast du! Und soll ich dir noch was sagen? Noch viel mehr verletzt mich deine Lügerei!"

„Was? Aber ich habe nicht gelogen. Das ist die Wahrheit!"

„Ja? Ich glaub dir trotzdem kein Wort! Soll ich mal raten, was der wahre Grund ist? Du kommst nicht klar, mit dem was du gesehen hast! Du willst nicht mit jemandem zusammen sein, der von anderen benutzt und weggeworfen wurde! Du erträgst es nicht! Ich verstehe nur nicht, dass ich mich so in dir täuschen konnte."

Harry war entsetzt, der verletzte Ausdruck in den grauen Augen war unerträglich.

„Draco nein! Das hat damit nichts zu tun! Das darfst du nicht mal denken! Traust du mir wirklich zu, dass ich so herzlos und oberflächlich bin?"

„Was ist es dann? Sag mir, warum? Und wenn du schon dabei bist, verrate mir noch ein paar Dinge: Warum deine Eifersucht? Und warum hast du gesagt, dass du in mich verliebt bist, wenn es nicht stimmt? Wolltest du mich ins Bett kriegen? Wohl kaum. Das hättest du auch einfacher haben können. Warum also gibst du mir monatelang alle Anzeichen dafür, dass du meine Gefühle erwiderst, um dann aus heiterem Himmel alles wegzuwerfen?"

Dracos Stimme war immer ruhiger geworden und die Wut war aus seinen Augen verschwunden. Schließlich lag nur noch unendliche Traurigkeit in den silbrigen Tiefen.

Harry wusste nicht was er sagen sollte. Sein Herz schrie förmlich, seine Kehle war wie zugeschnürt, aber er hielt sich mit aller Gewalt zurück, seinem Instinkt zu folgen.

„Ich weiß, dass ich dir die ganze Zeit über falsche Hoffnungen gemacht habe und es tut mir leid. Aber es gibt einen Grund. Ich kann es dir nicht sagen, aber es hat nichts mit dir oder dem zu tun, was ich gesehen habe, dass musst du mir glauben."

„Ich glaube dir aber nicht. Doch ich kann wohl kaum beweisen, dass du lügst. Aber ich möchte, dass du es sagst! Ich will, dass du mir in die Augen siehst und mir sagst, dass du mich nicht liebst, mich nie geliebt hast, und dass ich mir das alles nur eingebildet habe. Sag es, und ich werde dich für alle Zeiten in Ruhe lassen!"

Harry schluckte schwer. Dann stand er mit zitternden Knien vom Bett auf und überwand die kurze Distanz zwischen ihnen.

Du kannst das!' sagte er sich selbst. ‚Nur diese eine Lüge, dann ist es für alle Zeit vorbei.'

Er hob den Kopf und sah Draco direkt an.

„Ich..." er räusperte sich.

„Ich..." Silberne Augen, warm und voller Sehnsucht.

Harry hatte das Gefühl, dass seine Knie jeden Moment nachgeben würde.

„Ich... ich kann das nicht!" Im gleichen Augenblick wurde ihm klar, dass er es wirklich nicht konnte. Er fühlte die Tränen, konnte aber nichts dagegen unternehmen.

„Du hast recht, ich habe gelogen! Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut! Ich..." die Worte gingen in erstickten Schluchzern unter. Ohne zu überlegen ließ er sich in Dracos Arme fallen und vergrub sein Gesicht im weichen Stoff der schwarzen Tunika. Er schmiegte sich gegen den beruhigend festen, vertrauten Körper, spürte starke Arme, die sich um ihn schlangen, warme Hände, die in sein Haar glitten, weiche Lippen, die sanft über seine Wange strichen.

Er drehte den Kopf leicht und fing diese Lippen in einem hungrigen, sehnsüchtigen Kuss.

„Warum dann, Harry?" Dracos Stimme war rau, als er sich schließlich soweit aus der Umarmung befreit hatte, dass er dem Gryffindor in die Augen sehen konnte. Er schmiegte seine Hand an Harrys Wange und strich mit dem Daumen vorsichtig die Tränen weg. Diese zarte Geste ließ Harrys Herz fast zerspringen.

Keine Lügen mehr! Es war Zeit für die Wahrheit.

„Ich habe Angst um dich. Ich will nicht, dass dir noch mal jemand wehtut, und wenn du mit mir zusammen bist, dann bringt dich das in Gefahr. Oder du wirst irgendwann allein sein, weil ich sterben werde."

„Oh Harry. Glaubst du denn, nur weil du mir sagst, dass du mich nicht liebst, ändert sich etwas an meinen Gefühlen für dich? Glaubst du ich wäre weniger traurig über deinen Tod, wenn wir nicht mehr zusammen sind? Ich liebe dich. Egal was du dazu sagst. Und selbst wenn wir beide morgen sterben, war es das wert! Ich verbringe lieber noch zwei Stunden mit dir, als sechzig Jahre oder wie alt auch immer ich noch werde allein! Wolltest du wirklich für den Rest deines Lebens allein bleiben, damit niemand den Schmerz deines Verlustes ertragen muss? Das ist unmöglich!"

„Aber was ist, wenn Voldemort oder dein Vater davon erfahren? Sie werden dich jagen, um an mich heranzukommen."

„Sollen sie doch! Ich habe keine Angst vor dem Tod."

„Aber sie werden dir wieder wehtun."

„Nein, das werden sie nicht. Niemand wird das je wieder tun. Ich werde mich selbst töten, sollte es jemals so weit kommen. Aber das wird es nicht. Und auf keinen Fall werde ich die Chance wegwerfen mit dir zusammen zu sein! Nicht aus Angst. Harry. Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen, wovor du dich fürchtest? Warum musst du so verdammt stur sein und immer alles auf deine Art regeln? Du kannst einen wahnsinnig machen! Ich habe mich die letzten drei Monate verzweifelt gefragt, was ich falsch gemacht habe, was dich vertrieben hat. Ich stand hundertmal kurz davor herzukommen und dich zur Rede zu stellen."

„Warum hast du das nicht gemacht?"

„Zum einen, weil Charlie mich dann umgebracht hätte. Aber in erster Linie hab ich mir gedacht, dass du sicher einen Grund hast. Ich wollte dich zu nichts zwingen. Aber als ich dich hier gesehen habe... Es hat mich große Beherrschung gekostet, mich nicht direkt am ersten Tag vor versammelter Mannschaft auf dich zu stürzen. Und als ich dich mit diesem Fischgesicht Finch-Wie-hieß-er-noch gesehen habe... Muss ich mir deswegen Sorgen machen?"

Harry lachte laut auf. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass eine tonnenschwere Last von seiner Seele genommen worden war.

„Nein! Justin ist nur dem Irrtum erlegen, dass er mein Freund ist. Ich versuche seit über einem Jahr ihn loszuwerden. Ich hab alles probiert. Ich hab ihn angeschrieen, beleidigt, ihm erzählt ich hätte jemand anderen, nichts hat geholfen. Und dann kommst du, guckst einmal und schon ist er weg."

Draco lächelte leicht. Dann schmiegte er sich wieder fest in Harrys Umarmung.

„Was soll ich nur mir dir machen? Kannst du mir das mal verraten?"

„Oh, da würde mir schon was einfallen... Du hast mir so sehr gefehlt."

„Ach ja, wie sehr?"

Die silbernen Augen hatten sich wieder verdunkelt. Doch diesmal war es Leidenschaft und Verlangen, die dafür verantwortlich waren. Harry konnte spüren, wie sein eigener Körper erwachte. Er zog Draco wieder an sich und statt einer Antwort verschmolz er ihre Lippen zu einem weitern tiefen Kuss. Seine Hände glitten ungeduldig über die Verschnürung der Tunika, zerrten an weichen Lederbändern, begierig darauf nackte Haut zu spüren. Drei Monate lang hatte er Nacht für Nacht davon geträumt und jetzt war er nicht bereit eine Sekunde länger zu warten. Leider zog er in seiner Ungeduld die Knoten nur fester anstatt sie zu lösen. Schließlich schoben schmale, weiße Hände seine zitternden Finger zur Seite.

„Du machst es nur noch schlimmer. Lass mich."

Geschickt löste Draco die Knoten und zog die Schnüre aus ihren Ösen. Er wollte sich die Tunika über den Kopf ziehen, aber Harry kam ihm zuvor. Der Stoff fiel achtlos zu Boden, Harrys Hemd folgte unmittelbar.

Sie schlangen erneut die Arme umeinander, nahmen den Kuss mit unvermindertem Verlangen wieder auf. Harrys rechte Hand schloss sich um den Zopf, der über Dracos Rücken hing und zog leicht daran. Draco folgte der Bewegung, ohne den Kontakt ihrer Lippen zu unterbrechen. Harry streifte das Lederband ab, das die Enden des Zopfes zusammenhielt und fing an die dicken Flechten voneinander zu lösen, bis die blonden Haare offen und in weichen Wellen über seine Finger fielen. Dann vergrub er beide Hände in den seidigen Strähnen und zog Draco noch fester an sich.

Irgendwie schafften sie es zum Bett, ohne einander loszulassen. Harry ließ sich rückwärts fallen, als er den hölzernen Rahmen in den Kniekehlen spürte und zog Draco mit sich.

Der Aufprall drückte beiden kurzfristig alle Luft aus den Lungen, so dass sie ihren Kuss unterbrechen mussten. Keuchend lagen sie da, sahen einander in die Augen, während ihre Hände weiter über nackte Haut glitten und sich der letzten Reste von Kleidung entledigten.

Harry wollte den Slytherin wieder an sich ziehen doch der hielt ihn zurück.

„Möchtest du..."

Der Gryffindor runzelte einen Moment verwirrt die Stirn, dann verstand er.

„Bist du sicher?"

„Ja. Es macht mir nichts mehr. Im Gegenteil."

Harry lächelte leicht. Dann ließ er seine Hände auf die schmalen Hüften gleiten und drehte sich um, so dass Draco unter ihm lag.

Nach diesem ersten Mal in der Nacht, als er Harry seine Liebe gestanden hatte, war es Draco von Mal zu Mal leichter gefallen sich seinem Freund vollkommen hinzugeben und ihm die Kontrolle zu überlassen. Inzwischen hatte er sich selbst eingestanden, dass es ihm gefiel einmal nicht der Stärker zu sein, nicht alle Fäden selbst in der Hand zu halten. Diese Gewissheit war ihm in den letzten drei Monaten zusätzlich zur Qual geworden, denn er war sich sicher niemals wieder jemandem so zu vertrauen wie dem Gryffindor.

Harry seinerseits wurde plötzlich bewusst, welches Vertrauen Draco ihm mit dieser einfachen Geste schenkte.

Eine Welle der Zuneigung schwappte über ihn hinweg und vermischte sich mit der Sehnsucht, die er drei Monate lang in seinem Innersten geschürt hatte. Er konnte nicht länger warten!

Langsam ließ er seine Lippen tiefer wandern. Fuhr über längst vertraute Unregelmäßigkeiten auf der weißen Haut, lauschte den schneller werdenden Atemzügen seines Gefährten. Hörte das Aufkeuchen und spürte die schlanken Finger, die sich in sein Haar krallten, als er kurz darauf sein Ziel erreichte.

Dann hörte er auf zu denken und konzentrierte sich einzig darauf seine Liebe auf jede nur erdenkliche Weise zu zeigen, jeden Zweifel wegzuwaschen und drei Monate Trennung wieder gutzumachen.

--

„Harry? Kann ich mir kurz dein Schachbrett leihen? Stella hat mich herausgefordert und ich find mein's nicht. Ich bring's dir... Oh, du bist nicht Harry."

„Sehr schlau! Cleveres Wiesel. Und jetzt nimm dir nen Belohnungskeks und lass mich schlafen! Und wenn du Harry suchst, der ist nicht hier."

„Sorry." Ron drehte sich um und ging zurück zur Tür. Er würde mit Harry mal ein ernstes Wort reden müssen! Es war ja nichts dagegen einzuwenden, wenn er was mit einem dieser Drachenreiter anfing, aber er konnte einen doch zumindest warnen. Ron hatte wie gewöhnlich nicht angeklopft, weil er einfach nicht damit gerechnet hatte einen Kerl in Harrys Bett zu finden. Es war der blonde, dieser Dray, der, den er einfach nicht einordnen konnte. Dann sprang ihn eines der Worte an, die der Drachenreiter gesagt hatte.

Wiesel!

Und plötzlich wurde alles klar!

„MALFOY?"

Was? Ich weiß nicht, wo Harry sein Schachbrett hat, da musst du ihn schon selbst fragen!"

„Du bist Draco Malfoy?"

„Hast du's auch endlich gemerkt? Herzlichen Glückwunsch! Nimm dir noch nen Keks. Und dann verschwinde. Es gibt Leute die schlafen möchten!"

„Malfoy." Ron konnte es einfach nicht glauben.

„Weasley? Könntest du dich draußen weiter wundern? Ich hab letzte Nacht nicht besonders viel geschlafen und würde das gerne jetzt tun."

Ron wollte etwas erwidern, dass es nicht seine Schuld war, wenn Draco die Nacht über aufblieb, dann fiel ihm ein was vermutlich der Grund der Schlaflosigkeit war und prompt bekam er rote Ohren.

„Äh, ich geh dann mal... Harry suchen... und ein Dings, ein Schachbrett..."

„Tür zu!"

--

Ron fand Harry schließlich in der Küche, wo er mit Dobbys Hilfe Sachen für ein Frühstück zusammensuchte.

„Harry? Der Kerl in deinem Bett... das ist Malfoy!"

Harry unterdrückte ein Grinsen. Hatte Ron also doch noch gemerkt, woher er den blonden Drachenreiter kannte.

„Na, das hoffe ich doch! Nicht das Justin wieder da rumliegt."

„Ja aber Harry! Warum Malfoy? Und warum hast du mir nicht gesagt, dass er ... naja eben er ist?"

„Ich wollte den anderen nicht den Spaß verderben. Tröste dich, ich hab auch ne ganze Weile nicht gemerkt, wer er ist. Das ist so eine Macke deiner Schwester, dass sie die Leute erst mal im ungewissen lässt."

„Heißt das, du wusstest nicht, wer er ist, als ihr... du weißt schon...?"

„Doch sicher. Wir waren bereits auf der Dracheninsel zusammen. Es hat damals nur ein paar Stunden gedauert, bis ich herausgefunden habe, wer er ist."

„Ja aber, wenn du wusstest wer er ist, wie konntest du dann...? Ich meine, er war ja nicht unbedingt nett zu dir."

„Ron, der Draco, der da oben in meinem Bett liegt hat nicht mehr das Geringste mit dem Draco zu tun, der mit uns zur Schule gegangen ist. Und wenn du wissen willst, warum: Das ist relativ einfach. Ich liebe ihn."

Es war so schön das offen sagen zu können, ohne Sorge, wer es vielleicht hörte.

„Oh. Äh, ja wenn das so ist... Gut... Tja, musst du selbst wissen. Aber warn mich bitte das nächste Mal!"

„Ron, man klopft normalerweise auch, bevor man in fremde Zimmer geht. Auch wenn es das Zimmer des besten Freundes ist. Davon abgesehen," das Grinsen wurde breiter, „Sei froh, dass du nicht vor zwei Stunden reingekommen bist."

„Harry! Sowas will ich gar nicht wissen! Das ist ja furchtbar! Wie soll ich das Bild je wieder loswerden?"

„Tja, das dürfte dein Problem sein."

--

Harry grinste immer noch, als er leise die Tür zu seinem Zimmer öffnete und lautlos hineinschlüpfte.

Rons Gesicht und das hilflose Gestammel waren einfach unbezahlbar gewesen. Zum ersten Mal bekam er eine vage Vorstellung davon, welchen Eindruck seine eigene Verklemmtheit auf die lockeren Drachenreiter gemacht haben musste, in seinen ersten Wochen auf den Inseln.

Er stellte das Tablett mit den Frühstück auf dem schmalen Schreibtisch ab und warf einen Blick in Richtung Bett. Alles was er zwischen den zerwühlten Laken entdecken konnte, waren ein langes, hellhäutiges Bein, dass um die Bettdecke geschlungen war und ein dichter Wust zerzauster, hellblonder Haare auf dem Kopfkissen. Der Rest war vollständig unter der Decke vergraben.

Harry lächelte sanft. Einen Moment lang überlegte er Draco zu wecken, entschied sich dann aber dagegen. Die letzte Nacht war nicht unbedingt erholsam gewesen. Statt dessen fing er an, die auf dem Fußboden verstreuten Kleider einzusammeln und über die Lehne des einzigen Stuhls zu drapieren. Als er die schwarze Tunika aufhob, konnte er der Versuchung nicht widerstehen einen Moment lang sein Gesicht in dem weichen Stoff zu vergraben und den vertrauten, so lange vermissten Geruch einzuatmen. Er roch das Meer, den seltsamen, unbestimmbaren, leicht schwefeligen Echsengeruch der Drachen, Leder und Dracos ganz eigenen Geruch, den er ebenso schwer entschlüsseln konnte, wie den Duft der großen Reptilien. Trotzdem versuchte er es auch diesmal. Da waren Limonen und Honig, Harry wusste, dass dieser Teil von dem Gemisch stammte, mit dem sein Freund die langen, blonden Haare wusch, ein Hauch von Zimt oder etwas sehr ähnlichem, Rauch, wahrscheinlich vom Feuer der Drachen und noch andere Dinge, die er nicht entschlüsseln konnte. Er war so vertieft in sein liebstes Rätsel, dass er die leise Bewegung vom Bett nicht bemerkte.

Draco lächelte verschlafen, als er Harry so da stehen sah. Die Augen geschlossen, die Nase tief in den Falten seiner Tunika vergraben. Der Slytherin schob sich eine dicke, silbrige Strähne aus dem Gesicht und steckte sie hinters Ohr. Dabei verlagerte er sein Gewicht auf der Matratze und entlockte den altersschwachen Sprungfedern ein protestierendes Quietschen.

Harry fuhr erschrocken zusammen und ließ hastig den schwarzen Stoff wieder auf den Stuhl gleiten, wobei er sich merkwürdig ertappt vorkam.

„Ähm..." stammelte er. „Guten Morgen?"

Draco grinste.

„Was hast du da gemacht?"

„Nichts. Warum?"

„Das sah mit aber nicht nach nichts aus."

„Ich wollte nur was herausfinden."

„Und? Erfolg gehabt? Was ist die geheime Zutat?"

Harry grinste jetzt auch. Langsam ging er zum Bett und ließ sich neben seinem Freund nieder. In dessen grauen Augen funkelte es.

„Keine Ahnung. Aber ich komm schon noch dahinter." Dann beugte er sich vor und küsste Draco leidenschaftlich auf den Mund.

„Hi." murmelte er, als sie sich kurz darauf wieder voneinander lösten. „Ich hab Frühstück mitgebracht."

„Mhm. Hab ich schon gesehen. Und ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, dass ich nicht vorhabe in nächster Zeit aufzustehen."

Harry stand lachend vom Bett auf und holte das Tablett vom Schreibtisch.

„Sowas ähnliches hab ich mir schon gedacht. Musst du aber auch nicht. Ich war kurz in der Halle und die anderen sagen, dass draußen alles friedlich ist. Charlie hat dich zwar gesucht, aber da er mich nicht gefragt hat, hab ich keinen Grund gesehen, ihm zu sagen, wo du bist. Er wirkte auch nicht übermäßig besorgt, also kann es nicht so wichtig gewesen sein." Er setzte sich zurück aufs Bett und fügte mit einem schiefen Lächeln hinzu: „Außerdem will ich dich jetzt erst mal für mich haben."

„Oh, wir sind aber heute besitzergreifend, Mr. Potter. Das hat was."

Den Rest des Morgens verbrachten sie gemeinsam im Bett, ohne auch nur einen Gedanken an jemand anderen als einander zu verschwenden. Sie frühstückten, redeten, liebten sich und taten alles, um das Band neu zu flechten, dass Harry bei seinem Weggang zu zerreißen versucht hatte. Ein Band, dass stärker sein würde als zuvor, denn diesmal wollten sei beide dasselbe.

Schließlich lagen sie engumschlungen und erschöpft nebeneinander und lauschten ihrem gegenseitigen Herzschlag.

Harry merkte, wie ihm die Augen zufielen und er langsam in den Schlaf davontrieb, als Draco sich behutsam aus der Umarmung wand. Sofort war der Gryffindor wieder hellwach.

„Wo gehst du hin?" Er versuchte den leicht panischen Ausdruck aus seiner Stimme zu halten. Irgendwie schien ihm sein momentanes Glück einfach zu perfekt. Er hatte plötzlich Angst, dass es sich zu leicht wieder auflösen würde.

Draco zog leicht eine Augenbraue hoch.

„Nirgendwohin. Mir ist nur der Arm eingeschlafen. Was ist los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen."

„Entschuldige. Ich bin etwas paranoid im Moment. Tut mir leid. Ignorier mich einfach, ich spinne nur rum."

„Harry. Ich hab nicht vor wegzugehen. Und wenn, dann werd ich zurückkommen oder dich mitnehmen."

„Ich weiß. Ich weiß. Ich sag ja, ich spinne im Moment etwas." Er stutzte kurz. „Du würdest mich mitnehmen? Wohin?"

Draco lachte. „Keine Ahnung. Ich geh ja nicht weg."

Dann setzte er sich auf und musterte Harry einen Augenblick lang eingehend. Das Lächeln blieb, hatte aber plötzlich einen seltsamen Ausdruck bekommen.

„Ich möchte dir gern etwas geben, Harry. Eigentlich wollte ich damit noch warten, aber im Grunde ist dieser Moment so gut wie jeder andere." Er zog den Ring, den er am rechten Mittelfinger trug ab und legten ihn in Harrys zitternde Hand. Das Schmuckstück war aus schwerem Silber und hatte die Form eines Drachen. Jedes Detail stimmte, die zarten Schuppen, die vier winzigen, klauenbewehrten Füße, die halbgefalteten Schwingen, der Schlangenkopf mit den schrägen Augen. Die Innenseite war mit einer Vielzahl fremder Runen überzogen, die wie die Fußspuren einer winzigen Spinne über das schimmernde Metall krochen. Harry hatte diesen Ring schon unzählige Male gesehen, aber noch niemals so nah. Jeder Drachenreiter trug einen. Er war das Wappen der Inseln und gleichzeitig eine Art Ordenssymbol. Und auf alle Fälle viel zu kostbar, um einem Außenstehenden gegeben zu werden. Er ließ den Ring auf seiner Handfläche liegen und hielt ihn Draco wieder hin.

„Das kann ich nicht annehmen! Das ist dein Drachenring! Der gehört dir! Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du ihn so einfach abgeben darfst."

„Ach Harry. Glaubst du, ich würde ihn dir geben, wenn das verboten wäre? Um genau zu sein, verschenken viele den Ring früher oder später. Nimm ihn. Ich möchte, dass du ihn trägst."

Harry sah wieder auf das Schmuckstück, dann zurück zu Draco.

„Bist du wirklich sicher? Er passt bestimmt gar nicht. Deine Finger sind viel schmaler als meine."

„Probier es doch einfach mal aus."

Der Gryffindor nahm den Ring von seiner Handfläche und drehte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Seine Augen hingen an den Runen, die im Kerzenlicht aufflackerten.

„Was bedeuten die Zeichen?"

„Ich weiß nicht. Das meiste ist in einer Sprache, die so alt ist, dass kaum noch jemand sie versteht heute. Aber das hier," er deutete auf ein verschlungenes Schriftzeichen nahe an der Vorderpranke des stilisierten Drachen, „ist mein Name. Die Druiden zu Hause könnten dir den Rest übersetzen. Jetzt probier, ob er dir passt."

„Auf welchen Finger..."

Ein leises Lächeln tanzte über die blassen Züge des Slytherin.

„Das überlasse ich dir."

Harry sah das Lächeln und plötzlich begann sein Herz zu rasen. Seine Hände zitterten, als er den Ring langsam über den Ringfinger seiner linken Hand schob. Er passte wie für ihn gemacht. Das Silbe schmiegte sich fest gegen seine Haut und erwärmte sich langsam mit jedem Pulsschlag.

Als er den Kopf hob, sah er direkt in Dracos silberne Augen, die immer noch dieses seltsame Funkeln trugen.

„Er passt." hauchte er.

„Ja." Dann sah Draco nach unten auf seine eigenen Hände und lachte leise.

„Was?"

„Sieh selbst." Er hob die schmale, rechte Hand, so dass Harry die Finger sehen konnte. Und da, am Mittelfinger, als hätte er ihn niemals abgenommen saß der Drachenring!

Harry schnappte erstaunt nach Luft und sah auf seine eigene linke Hand. Auch dort funkelte ihm der Ring entgegen.

„Aber...? Ich hab gar nicht gesehen, dass du zwei Ringe hattest."

„Hatte ich auch nicht."

„Wie hast du dann...? Aber das ist unmöglich! Wenn du nur einen Ring hattest, warum haben wir dann jetzt beide einen?"

„Das ist eines der Geheimnisse dieser Ringe. Ich wusste bisher nicht genau, ob es wirklich wahr ist oder doch nur eine hübsche Legende, die von Paaren erzählt wird, die sich wichtig machen wollen. Aber einen Versuch war es wert."

„Was für eine Legende?"

„Es wird erzählt, dass diese Ringe über eine eigene Art der Magie verfügen. Wenn man diesen Ring jemandem schenkt, den man von ganzem Herzen und aus tiefster Seele liebt und wenn diese Gefühle mit gleicher Macht erwidert werden, dann erschafft der Ring seinen eigenen Zwilling. Viele der verheirateten Paare auf der Insel behaupten, dass diese Legende stimmt und tragen die Drachenringe auch als Eheringe. Bisher war ich mir ziemlich sicher, dass das nur Gerede ist, aber jetzt... Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich dir den Ring schon auf der Insel gegeben. Dann hättest du dich nicht so einfach wegschleichen können."

Harry sah wieder auf den Ring, dann auf Dracos eigenen und schließlich hob er wieder den Kopf. Die Liebe die er in den hellen Augen sah, ließ sein Herz schneller schlagen.

„Sieh hier." Draco zog den Ring vom Finger und zeigte Harry die Innenseite. Die Namensrune hatte sich verändert. „Das ist dein Name."

Harry antwortete nicht. Stattdessen nahm er Draco das silberne Schmuckstück aus der Hand und steckte es sanft wieder auf.

Doch nicht auf seinen alten Platz.

Harry war sich auf einmal seiner Sache sehr sicher.

Draco ließ ihn gewähren und lächelte, als der Ring zurück auf seinen Finger glitt. Auf den linken Ringfinger.

A/N: Gebt's zu. Das war den Cliffhanger wert, oder?

Was die Beziehung der beiden angeht, werd ich jetzt auch brav sein. Was ihnen sonst noch passiert? Tja. Da garantier ich für nichts.