Ich bin immer noch brav.
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17.
„Hermine?"
„Ron?"
„Wusstest du davon?"
„Wovon?"
„Na Davon."
„Ron, wovon? Und wage es jetzt nicht ‚davon' zu sagen!"
„Na von Harry... und..." der Rest ging in unverständlichem Nuscheln unter.
„Ron! Was murmelst du da vor dich hin? Was ist mit Harry?"
„ Na, Malf...und...H..ry...haben..." Der Rest wieder nur Gemurmel.
„Was? Ron, ich hab langsam echt die Nase voll! Spuck's jetzt endlich aus! Nein, Lexie nicht du!"
Hermine stöhnte auf und vergrub einen Moment lang den Kopf in den Händen, um weder ihren stammelnden Mann noch ihre strahlende Tochter sehen zu müssen. Diese hatte die letzte Bemerkung ihrer Mutter auf sich bezogen und begeistert ihren Kürbissaft über den Tisch gespuckt. An Tagen wie diesen wünschte Hermine sich inbrünstig, beim ersten Anzeichen, dass sie sich in Ronald Weasley verliebt hatte, auf eine einsame Insel ausgewandert zu sein. Leider war es dafür längst zu spät. Seufzend ließ sie ihre Hände sinken und fing an den Saftsee auf dem Tisch aufzuwischen und Ron gleichzeitig todbringende Blicke zuzuwerfen.
„Sagst du mir jetzt endlich, was du von mir willst? Wenn nicht, dann verschwinde. Du regst mich heute auf!"
„Entschuldige. Es fällt mir einfach schwer es auszusprechen. Wusstest du, dass einer der Drachenreiter Malfoy ist?"
Unwillkürlich musste Hermine grinsen.
„Ja. Hast du's auch endlich mitgekriegt? Du meine Güte! Ginny und Stella veräppeln dich seit Tagen damit. Wie kommt's, dass du doch noch drauf gekommen bist?"
„Er hat Wiesel zu mir gesagt. Da wusste ich es plötzlich."
„Wann hat er das gesagt?"
„Vorhin. Heute morgen. Als ich Harrys Schachbrett leihen wollte."
„Was hat denn jetzt Harrys Schachbrett damit zu tun?"
„Nichts eigentlich. Aber Malfoy... er war... er lag in... in Harry Bett. Mit nichts an... glaub ich. Und er hat mich rausgeworfen! Und darum wollte ich wissen, ob du davon weißt! Oder ob ich wieder der einzige bin, der nichts mitbekommt. Wie damals, als ihr alle wusstet, dass Harry schwul ist, nur ich wieder nicht."
„Hm... Harry und Draco. Sehr interessant. Nein. Ich wusste nichts davon. Aber es erklärt einiges."
„Was zum Beispiel?"
„Nun, Harrys schmachtende Blicke zum Beispiel. Und dass Draco der einzige war, den er nicht stürmisch und begeistert begrüßt hat."
„Hä? Das ist doch total unlogisch. Dann hätte er ihn doch gerade stürmisch begrüßen müssen."
„Nicht, wenn die beiden im Streit auseinander gegangen sind und sich erst hier wieder vertragen haben."
„Hast recht, Harry hat gesagt, dass sie wohl schon auf der Insel was miteinander hatten. Und er hat gesagt, dass er... also, das ist wirklich krass, er hat gesagt, dass er Malfoy lieben würde. Kannst du dir das vorstellen? Ausgerechnet!"
„Ach Ron, es gibt Leute, die finden unsere Beziehung genauso merkwürdig."
„Ja, aber Hermine! Malfoy! Ich meine, Harry hat ihn jahrelang gehasst und jetzt liebt er ihn plötzlich? Dass ist doch bescheuert!"
„Ist es nicht. Freu dich doch! Harry hat noch niemals gesagt, dass er jemanden liebt! Nicht in all den Jahren, in denen wir ihn jetzt kennen. Ich finde es wunderbar, dass er jemanden gefunden hat, für den er soviel empfindet. Wer es ist, ist doch letztendlich egal!"
„Amen Schwester!" Ginny hatte den letzten Teil der Unterhaltung mitbekommen und ließ sich jetzt neben ihren Bruder auf die Bank fallen.
„Wusstest du auch davon, Gin?"
„Klar. Ich hab die beiden praktisch verkuppelt! Oder ihnen zumindest einen Schubs in die richtige Richtung gegeben. Haben sie sich wieder vertragen?"
„Sieht so aus. Ron sagt, er hätte Draco in Harrys Bett gesehen."
„Klasse! Ich hatte schon Sorge, dass sie sich beide so in ihre Sturheit verrennen, dass das nie wieder etwas gibt. Jetzt würde ich nur gern wissen, was da passiert ist. Warum sie sich gestritten haben, mein ich. Aber aus Dray kriegt man nichts raus. Vielleicht sollte ich es mal bei Harry versuchen. Ach, egal. Aber sind die beiden nicht einfach zuckersüß zusammen? Wie füreinander bestimmt! Ronny? Du hast sie doch gesehen."
„Nein, ich hab sie nicht zusammen gesehen! Und ich weiß nicht, ob süß unbedingt die passende Bezeichnung ist. Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen gruselig!"
„Du bist bescheuert! Aber von einem Mann kann man wohl nichts anderes erwarten. Egal. Ich muss jetzt Stella suchen und ihr davon erzählen. Ach so, was ich eigentlich wissen wollte: wer ist eigentlich der Typ, an den Simon sich da ranschmust? Ist das Lee Jordan?"
„Ja. Sieht ganz danach aus."
„Na, dann sollte ihn mal jemand warnen. Simon ist ein Herzchen, aber er hat keine Ahnung von Treue."
„Trifft sich gut, Lee auch nicht."
„Ja, wenn das so ist, dann brauch ich mir ja keine Gedanken zu machen. Nix als Ärger mit den Kerlen. Lexie-Maus hör auf deine Tante und schaff dir nie einen Mann an!" Ginny zwinkerte ihrer Schwägerin zu, verstrubbelte der kichernden Lexie die Haare und machte sich dann auf die Suchen nach Stella.
Ron warf seiner Schwester einen verdatterten Blick nach.
„Was ist nur aus meiner kleinen, schüchternen Schwester geworden? Früher hat sie keine drei Worte am Stück gesagt und jetzt das! Und wie sie mit mir geredet hat! Hast du das gehört? Dabei war ich mal ihr Vorbild. Früher ist sie mir und den Zwillingen überall hinterhergelaufen. Ich war ihr Idol."
Hermine konnte nicht antworten, sie lachte so sehr, dass sie fast von der Bank fiel. Auf den empörten Blick ihres Mannes konnte sie nur hilflos abwinken. Immer noch lachend nahm sie Lexie auf den Arm und überließ Ron seinem entrüsteten Schnaufen.
--
„Wie spät ist es?"
„Kein Ahnung. Warum? Hast du noch ein Date?"
„Klar, mit Justin."
„Untersteh dich!"
Harry lächelte träge und schmiegte sich dann fester an Dracos warmen Körper.
„Du hast Ron ganz schön geschockt."
„Kann ich doch nichts dafür, wenn er hier reingestürmt kommt. Zivilisierte Leute klopfen an und stürmen dann erst ins Zimmer."
„Hab ich ihm auch gesagt."
„Hat er sich bei dir beschwert?"
„Naja, so ähnlich. Ich hab ihm gesagt, dass er froh sein kann, dass er nicht ein paar Stunden früher reingekommen ist."
„Oh, das wäre erst mal ein Schock gewesen! Schade eigentlich!"
Harry setzt sich auf und sah den unschuldig lächelnden Slytherin schockiert an.
„Draco!"
„Was?"
„Du kannst doch unmöglich ernsthaft enttäuscht sein, dass Ron uns nicht gesehen hat!"
„Warum nicht? Wäre bestimmt ein heilsamer Schock gewesen."
„Ja, aber er hätte doch viel zu viel gesehen!"
„Na und? Ich bin nicht schüchtern."
„Na toll! Und ich hätte mich nie wieder aus diesem Zimmer trauen können!"
Draco zog ein schmale Augenbraue hoch. „Heißt das, wenn wir diesen Raum verlassen, dass du dann wieder mit deiner Blümchen-rühr-mich-nicht-an- Masche anfängst?"
„Hör mal, die Leute sind hier nicht so locker drauf wie auf der Insel! Das hab ich dir schon zehntausendmal gesagt. Also sei bitte ein bisschen zurückhaltend."
„Ganz im Gegenteil, Süßer! Ich kann dir gar nichts sagen wie egal mir ist, was die Leute hier denken! Ich hab übrigens auch keinerlei Skrupel, dich einfach hier zu behalten. Du wirst mich nicht mehr los!"
„Ist das eine Drohung? Oder ein Versprechen?"
„Kannst du dir aussuchen."
Harry lachte und ließ sich bereitwillig wieder in Dracos Arme ziehen. Irgendwie störte es ihn plötzlich nicht mehr, was irgendjemand dachte.
Keiner der beiden bemerkte, als es eine Weile später zaghaft klopfte. Auch das sanfte Aufschwingen der Tür blieb unbeachtet. Erst als eine entsetzter Schrei durch's Zimmer gellte fuhren sie auseinander und sahen auf.
Justin stand in der offenen Tür, kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen.
„Harry? Was...?" Seine Stimme hatte einen leicht weinerlichen Unterton. Dann straffte er die Schultern und seine Augen verengten sich zornig. Mit drei langen Schritten durchquerte er das Zimmer und funkelte Draco an.
„Nimm deine Finger von meine Freund! Geh runter von ihm! Harry, Darling, was hat er dir angetan?"
„Justin... Geh raus..."
„Nicht bevor ich dich vor diesem abstoßenden Monster bewahrt habe!"
Draco, der halb auf Harry gelegen hatte, als Justin ins Zimmer stürmte, setzte sich langsam auf, Mordlust in den Augen.
„Finch-Fletchley... Mach das du rauskommst! Das geht dich nicht das Geringste an."
„Er hat recht Justin. Verschwinde. Ich..." Harry stützte sich auf den Ellbogen hoch. Er fühlte sich etwas unwohl flach auf dem Rücken, Justins Blicken ausgeliefert.
In diesem Moment entschloss sich die Bettdecke, die halb auf dem Boden hing und halb um Dracos Schultern drapiert war, der Schwerkraft nachzugeben und vollends vom Bett zu rutschen.
Einen Moment lang war es mucksmäuschenstill. Dann gab Justin ein höhnisches Schnaufen von sich.
„Das ist es also? Du ziehst diesen verkrüppelten, entstellten Abschaum mir vor? Ich kann dich nicht verstehen, Harry. Du hast etwas viel besseres verdient. Ich..." Weiter kam er nicht. Mir einem wütenden, unartikulierten Fauchen war Harry vom Bett gesprungen und hatte sich auf seinen Ex gestürzt. Es war ihm plötzlich egal, dass er nackt war. Alles was er fühlte war kalte Wut. Er hatte gesehen, wie Draco bei Justins Worten leicht zusammengezuckt war. Und das reichte! Er schlug zu, bevor der Hufflepuff sich aus der Umklammerung befreien konnte.
„Du fiese, kleine Ratte! Nimm das sofort zurück!"
„Harry! Hör auf! Du tust mir weh!"
„Das ist Sinn der Sache."
„Harry! Lass ihn los!"
Draco versuchte den wutschäumenden Gryffindor von dem jammernden Justin wegzuziehen. Ein Teil von ihm hätte am liebsten zugelassen, dass Harry den Hufflepuff windelweich prügelte. Mit seinen unbedachten, hasserfüllten Worte hatten dieser ohne es zu wissen Dracos wundesten Punkt getroffen. Harry wusste das. Und dass er seinen Freund jetzt so vehement verteidigte war ein wundervolles Gefühl. Gleichzeitig war Draco sich darüber klar, dass er nicht zulassen durfte, dass Harry sich durch seine Wut zu etwas hinreißen ließ, das er bei klaren Verstand nie getan hätte.
„Harry, es reicht! Lass ihn gehen!"
Langsam durchbrachen die eindringlichen Worte den Schleier aus Zorn und Wut.
Harry ließ die Fäuste sinken und sah Justin an.
„Du solltest jetzt besser verschwinden, Justin. Und pass in Zukunft auf, was du sagst."
Der Hufflepuff stand auf und sah zwischen Harry und Draco hin und her. Der Slytherin hatte sich wieder auf die Bettkante sinken lassen und die Decke um seinen schmalen Körper geschlungen. In seinen Augen funkelte es und Justin sah sich einmal mehr an eine jagende Raubkatze erinnert. Harry hockte auf dem Boden, den Rücken gegen den Bettpfosten gelehnt und wirkte auf einmal sehr müde.
„Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast, Harry. Das du wegwirfst, was wir hatten. Wie konnte ich mich nur so in dir täuschen?"
„Hör auf! Wir haben schon lange nichts mehr. Was immer einmal zwischen uns bestanden hat, ist vorbei. Ich hab dir das schon so oft gesagt. Aber du wolltest nicht hören. Tut mir leid, wenn du es auf die harte Tour rausfinden musstest."
„Ist er es? Der von dem du mir erzählt hast? Der andere?"
„Ja. Ich kann nichts dafür, dass du mir nicht geglaubt hast."
Justin nickte langsam. „Dann werde ich jetzt gehen. Hoffentlich findest du nie heraus, dass du die falsche Entscheidung getroffen hast. Denn dann ist es zu spät zum Umkehren."
Ohne seine kryptischen Worte weiter zu erklären verließ Justin eilig das Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Harry blieb noch einen Moment wie betäubt auf dem Boden sitzen, dann rappelte er sich auf und ließ sich zurück aufs Bett fallen. Jetzt wo die Wut verraucht war, erschrak er über sich selbst. Wenn Draco ihn nicht aufgehalten hätte... Es war das gleiche Gefühl gewesen, wie damals, als er Gregs Kristall gesehen hatte. Der brennende Wunsch Draco zu beschützen, hatte alle anderen Gefühle vollkommen überlagert. Damals war er hilflos gewesen, gefangen in der Erinnerung eines anderen. Ohnmächtig, nicht in der Lage seinen Beschützerinstinkt auszuleben. Diesmal war es anders. Der Grund für Dracos Schmerz war in unmittelbarer Nähe und ohne es zu merken, hatte Harry seine Wut von damals auf Justin übertragen. Es machte ihm Angst, dass er so völlig die Kontrolle verlieren konnte. Noch niemals hatte er für einen Menschen soviel empfunden.
Langsam hob er den Kopf und sah seinen Freund an. Draco hatte sich nicht bewegt und Harry nur stumm gemustert.
„Tut mir leid. Ich wollte nicht so ausrasten."
„Schon ok. In gewisser Weise fühle ich mich geschmeichelt. Aber auf der anderen Seite musst du lernen dich zu beherrschen. Es wird immer wieder Menschen geben, die sich von meinem Äußeren abgestoßen fühlen. Du kannst sie nicht alle verprügeln."
„Wie kannst du so ruhig darüber hinwegsehen? Ich habe gesehen, dass dich seine Worte getroffen haben."
„Das ist richtig. Aber ich kann nicht jedes Mal ausflippen, wenn jemand einen dummen Spruch macht. Das hab ich mir schon vor einer ganzen Weile abgewöhnt. Natürlich verletzt mich sowas. Aber irgendwann lernt man, damit zu leben."
Er ließ die Bettdecke wieder von seinen Schultern gleiten und schlang seine Arme um Harrys leicht zitternden Körper.
„Auf jeden Fall ist es unglaublich lieb von dir, dass du mich verteidigen wolltest. Unnötig, aber lieb."
„Das nächste Mal warte ich, bis du wirklich Hilfe brauchst."
Draco lachte leicht. Dann stand er auf.
„Ich würde sagen, dass wir uns besser mal anziehen und nach unten gehen. Dein Freund Justin hat sicher schon das halbe Schloss alarmiert. Und für heute haben mich genug Leute nackt in deinem Bett rumliegen sehen. Irgendwann muss mal gut sein."
„Schade eigentlich. Aber mir hätte klar sein müssen, dass wir hier nicht in Ruhe gelassen werden. Es ist einfach nicht üblich, dass man sich tagelang verkriecht. Und schon gar nicht zu zweit."
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„Harry! Da bist du ja! Wie geht es dir? Und Draco. Du bist ja auch da."
Kaum betraten Draco und Harry die große Halle, als Ginny sich auch schon auf sie stürzte. In ihren braunen Augen funkelte der Schalk und Harry wünschte sich einen Moment lang sehnsüchtig, im Bett geblieben zu sein. Da es dafür jetzt zu spät war, entschloss er sich zum Gegenangriff.
„Wisch dir das dämliche Grinsen aus dem Gesicht, Goyle! Und spar dir jeden dummen Kommentar!"
„Wieso so gereizt, Herzchen?"
Ginny zog in gespieltem Erstaunen die Brauen hoch.
„Weil ich genau weiß, was du vorhast! Du wetzt doch deine Klauen, seid dein Bruder dir erzählt hat, dass er Draco in meinem Zimmer gesehen hat. Also vergiss es. Egal welchen blöden Witz du reißen willst, ich kenn ihn garantiert schon und will ihn nicht hören!"
„Meine Güte! Ich hätte gedacht, dass du etwas sanftmütiger bist nach einer Nacht und einem halben Tag voller Leidenschaft im Bett mit deinem Liebsten."
Harry vergrub das Gesicht in den Armen und gab ein gequältes Stöhnen von sich.
„Ginny! Siehst du nicht, dass Harry das peinlich ist?"
„Halt den Schnabel Ron. Davon verstehst du nichts."
„Außerdem ist Harry alles peinlich, was auch nur ansatzweise in diese Richtung geht." fügte Draco sanft hinzu.
Harry hob den Kopf und verdrehte die Augen.
„Klar! Fang du auch noch an."
„War doch nur ein Witz. Komm her."
Draco zog den knallroten Gryffindor am Kragen zu sich und küsste ihn sanft auf den Mund.
„Entschuldigt bitte, aber es sind Kinder anwesend!"
„Ach Ron, komm mal wieder auf den Teppich. Lexie hat bestimmt schon öfter Leute gesehen, die sich küssen. Kein Grund zum Ausrasten."
„Entschuldige bitte, Virginia! Ich weiß ja nicht, wie du deine Kinder erziehst, aber ich möchte meinen so etwas nicht zumuten!"
„Was möchtest du unseren Kinder nicht zumuten, Ron?"
Hermine setzte sich neben ihren Mann und sah fragend zwischen ihm und seiner Schwester hin und her.
„Ich möchte nicht, dass sie verdorben werden!"
„Verdorben? Kann mich mal einer aufklären?"
„Draco hat mich gerade geküsst und Ron regt sich darüber auf, weil Lexie es gesehen hat."
„Du liebe Güte! Ist das alles? Und ich dachte, es wäre etwas schlimmes passiert. Ron, je mehr du dich darüber aufregst, desto eher wird Lex finden, dass etwas besonderes passiert ist. Ein Kuss ist wohl kaum der Rede wert." Dann lächelte sie verschmitzt: „Wenn ihr allerdings vorhabt diese Sache hier am Tisch zu vertiefen, sagt mir vorher Bescheid. Dann schick ich meine Tochter und meinen Mann nämlich ins Bett. Die sind zu klein für sowas."
„HERMINE!"
Das schallende Gelächter und Rons gemaulter Protest lockten Paul, Charlie und Stella an ihren Tisch.
„Was ist denn hier los? Nehmt ihr wieder den armen Ronny auf den Arm? Das finde ich nicht nett."
„Danke Charlie. Wenigstens einer der auf meiner Seite ist."
Ron warf seiner Frau einen triumphierenden Blick zu.
„Kann man so nicht sagen, Kleiner. Ich finde bloß, dass ihr mir wirklich vorher hättet Bescheid sagen können. So verpasse ich ja den ganzen Spaß."
„Oh! Wirklich sehr nett von dir!"
„Gern geschehen. Und warum regst du dich jetzt so auf?"
„Weil die da," er wedelte mit der Hand vage in Richtung Harry und Draco, „hier am Tisch rumknutschen müssen. Und dass, obwohl meine minderjährige Tochter anwesend ist. Abgesehen davon, muss das doch wirklich nicht in aller Öffentlichkeit sein, oder?"
„Ach, du meine Güte. Und ich dachte es wär etwas Wichtiges. Wenn ich mich bei uns zu Hause über jeden öffentlichen Kuss aufregen würde, käme ich zu nichts anderem mehr." Dann wand er sich an Draco.
„Dray, gut, dass ich dich endlich sehen. Ich hab dich heute morgen schon gesucht."
„Und, hast du mich gefunden?"
„Ha, ha. Wo warst du?"
„Weg."
„Draco..." Charlie versuchte seiner Stimme einen drohenden Klang zu geben.
„Charlie?" Draco ahmte seinen Tonfall nach, konnte sich dabei aber ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Es machte einfach zu viel Spaß Charlie zu ärgern.
„Vergiss nicht, mit wem du redest."
„Nie, oh du mein furchtloser Anführer. Was wolltest du denn jetzt von mir?"
„Ähm... tja, um ehrlich zu sein... ich hab keine Ahnung."
„Mann, muss das wichtig gewesen sein."
Während Charlie und Draco sich weiter zankten wand Hermine sich an Harry:
„Na, willst du mir jetzt immer noch erzählen, dass du dir die Geschichte mit dem Freund nur ausgedacht hast um Justin loszuwerden?"
„Nein. Ich fürchte, das würde mir jetzt auch keiner mehr glauben, oder?"
„Wohl kaum. Aber ich freu mich für dich. Zugegeben ich hätte niemals damit gerechnet, aber ich finde es gut. Und Ron wird sich auch noch dran gewöhnen. Du kennst ihn ja. Er braucht immer etwas länger als alle anderen."
„Das kannst du ruhig laut sagen."
„Stimmt es, dass du Justin geschlagen hast?"
Harry senkte den Kopf. Irgendwie hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass diese Tat unbemerkt bleiben würde.
„Hat er es schon überall erzählt?"
„Nein. Eigentlich war es mehr Zufall, dass ich es mitbekommen habe. Er kam mir auf der Treppe entgegen und ich habe seine blutige Lippe gesehen. Als ich ihn darauf angesprochen habe, hat er gesagt, du seiest verrückt geworden und hättest ihn geschlagen. Dann ist er in seinem Zimmer verschwunden. Ich dürfte also die einzige sein, die Bescheid weiß. Was ist denn passiert?"
„Ich bin ausgerastet. Er kam vorhin in mein Zimmer gestürmt und hat angefangen Draco zu beleidigen. Irgendwann hab ich rot gesehen. Es kann einfach nicht angehen, dass er sich nach all der Zeit immer noch für meinen Freund hält und versucht jede andere Beziehung die ich habe zu zerstören."
„Hm. Ich kann dich schon verstehen, aber du solltest dich in Zukunft etwas besser beherrschen. Wir können es uns nicht leisten untereinander im Unfrieden zu sein. Das weißt du. Naja, Justin wird sich sicher bald wieder beruhigen. In den Monaten die du weg warst, hat er auch nicht allein geschlafen, darum bin ich mir sehr sicher, dass er sich schon bald trösten wird." Dann lächelte sie breit. „Und du hast also sozusagen Dracos Ehre verteidigt? Das finde ich unglaublich süß!"
Draco, der inzwischen seinen Streit mit Charlie beendet hatte, lehnte den Kopf an Harrys Schulter und grinste Hermine an.
„Ja. Er ist mein Held. Mein Ritter in schimmernder Rüstung. Obwohl er zum Zeitpunkt der besagten Ehrenrettung äußerst unzulänglich bekleidet war. Um genau zu sein war er nackt."
„Nackt?"
„Vollkommen."
Harry schnaufte. „Na klasse! Jetzt bin ich wieder dran..."
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Den Rest des Nachmittags verbrachten sie zusammen in der Halle. Sie lachten, redeten, veräppelten Ron und zogen sich gegenseitig auf. Die lockere, übermütige Art der Drachenreiter färbte langsam auf die Bewohner Hogwarts ab. Ließ ihre Sorgen etwas in den Hintergrund treten und hob die allgemeine Stimmung merklich.
Harry lächelte verträumt in die Runde. Es war einfach wunderbar. Die Menschen, die er am meisten liebte waren alle an einem Ort versammelt. Es ging ihnen gut und sie waren im Moment in Sicherheit. Für einen Augenblick gelang es ihm, wieder die Ruhe zu empfinden, die auf den Inseln so selbstverständlich gewesen war und den Schatten des Krieges in den Hintergrund zu drängen. Der Ärger mit Justin war längst vergessen.
Er sah Stella und Draco zu, die zusammen irgendeine Geschichte erzählten. Sie redeten mit Händen und Füßen und fielen sich immer wieder gegenseitig lachend ins Wort. Ab und zu gaben auch Charlie oder Paul ihren Kommentar ab. Ron hörte mit offenem Mund zu, während Ginny mit Lex diskutierte. Harry hatte irgendwie das Gefühl von außen auf dieses Idyll zu blicken, wie durch die Wände einer Seifenblase oder, als ob er über der Szene schwebte und auf seine Freunde herabblickte.
„Warum strahlst du so?"
Hermine stupste ihn leicht an der Schulter und musterte mit einem halben Lächeln sein Gesicht.
„Ach, ich bin einfach nur glücklich im Moment. Das dämliche Grinsen kommt von ganz allein."
„Du bist mir vielleicht einer. Aber es ist schön, wenn du glücklich bist. Das hast du verdient."
„Danke."
Sie nahm seine Hand und drückte sie leicht. Einen Moment lang stutzte sie, irgendetwas war anders als sonst. Sie senkte den Blick und betrachtete seine Finger.
„Das ist ein hübscher Ring, den du da trägst. Seid wann hast du den? Der ist mir noch gar nicht aufgefallen."
Harry lächelte verlegen.
„Draco hat ihn mir heute geschenkt."
„Was?" Ginny hatte nur ‚Draco' und ‚Ring' verstanden und war sofort hellhörig.
„Was für ein Ring? Zeig her!"
Sie griff über den Tisch und zog Harrys Hand zu sich.
„Oh, du meine Güte..." hauchte sie. Dann fuhr sie herum und fixierte den Slytherin.
„DRACO!"
„Was? Schrei mich doch nicht so an!"
„Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Harry deinen Ring geschenkt hast?"
„Weil du nicht alles wissen musst, du neugierige Elster."
„Aber das ist wichtig!"
„Ja. Und genau darum hab ich dir altem Tratschweib nichts davon erzählt. Außerdem ist es gerade mal ein paar Stunden her. Und davon abgesehen, geht dich das überhaupt nichts an."
„Von wegen! Zeig mir deine Hand!"
Draco hob die rechte Hand und hielt sie Ginny unter die Nase. Harry unterdrückte ein Grinsen.
„Aha! Du hast den Ring immer am rechten Mittelfinger getragen und da ist er nicht mehr!"
„Ja wie auch," mischte sich Ron ein, „Harry trägt ihn doch jetzt, wenn ich das richtig verstanden habe."
„Halt den Mund, Ron. Davon verstehst du nichts. Und du! Zeig mir die andere Hand!"
„Warum?"
„Draco komm schon!"
Draco warf Harry einen fragenden Blick zu. Der nickte grinsend.
„Hier. Beide Hände. Bist du jetzt zufrieden?"
„Oh großer Merlin." hauchte Ginny. „Er hat sich verdoppelt..."
„Wirklich? Hey, das ist wunderbar. Ich freu mich für euch, Jungs."
Stella lehnte sich über den Tisch und musterte eingehend die Ringe.
„Haben sich die Runen verändert?"
Draco nickte. „Ja. In meinem schon. Harrys hab ich mir noch nicht wieder angesehen."
„Das ist klasse. Wie bei uns, Charlie."
„Ja. Wow. Find ich echt super. Willkommen in der Familie, Harry."
„Hä? Wieso Familie? Charlie, Draco ist doch gar nicht mit uns verwandt. Oder?"
„Doch, um siebenundzwanzig Ecken. Du weißt doch, alle reinblütigen Familien sind miteinander verwandt. Das kommt eben bei jahrhundertelangem Inzest heraus. Aber das mein ich gar nicht. Ich spreche von unserem Orden. Die beiden sind jetzt für alle Zeiten miteinander verbunden. Es gibt sogar Legenden, dass Paare, die den Drachen- oder Seelenring teilen eines Tages auch eine Verbindung ihrer Seelen erreichen und dann wirklich eins sind. Allerdings weiß ich nicht, ob es wirklich stimmt. Man sagt auch, dass wenn eine Hälfte eines durch den Ringbund vereinten Paares stirbt, die andere Seele bis an ihr Lebensende darauf wartet, wieder mit ihrem verlorenen Zwilling vereint zu werden."
„Das stimmt. Seid Selenes Tod bin ich nur noch die Hälfte eines Ganzen. Und werde es bis zu meinem Ende bleiben."
Alle Augen richteten sich auf Paul. Er hatte ein trauriges Lächeln auf den Lippen. Aus dem Kragen seines Hemdes zog er eine dünne Silberkette, an der ein Drachenring hing. Dieser Ring war das exakte Duplikat dessen, der an seinem linken Ringfinger steckte.
„Wer war Selene?"
„Ron, nicht..."
„Nein, lass ihn. Er kann es ja nicht wissen. Und vielleicht hilft meine Geschichte euch, die Macht der Seelenringe zu begreifen.
Selene war meine Gefährtin. Wir waren nicht verheiratet, aber wir waren eins. Als wir einander zum ersten Mal begegneten, war sie eine verlorenen Seele, so wie viele, die auf die Insel kommen. Unsere ältesten Feinde hatten ihre Familie getötet und sie selbst sterbend zurückgelassen. Glass, die Schwester meiner Dawn hat sie gefunden. Sie kauerte in den Trümmern ihres Elternhauses, in den Armen ihr totes Baby. Halbwahnsinnig vor Schmerz ließ sie sich nur mit Mühe zum Mitkommen bewegen. Lange Zeit war sie wie ein Geist. Ihre Verletzungen heilten schnell, aber ihre Seele war schwerer verwundet als irgendjemand nachvollziehen konnte. Sie lief still und bleich durch die Gänge der Festung. Sprach mit niemandem, schien niemanden zu sehen. Um genau zu sein, sie hat bis zu ihrem Tod nicht gesprochen. In all den Jahren, in denen sie meine Gefährtin war, meine Freundin, meine Geliebte, habe ich niemals ihre Stimme gehört. Dennoch hat uns niemals etwas gefehlt. Vorher habe auch ich die Geschichte über die Ringe immer für eine Legende gehalten. Ein Ring, der seinen eigenen Zwilling erschafft, wenn er dem geliebten Menschen geschenkt wird und dieser die Liebe erwidert? Zu schön um real zu sein. Besonders, da viele Paare, die von sich behaupteten dieses Wunder erlebt zu haben, schon vorher beide einen Ring trugen. Wahrscheinlich hatten sie die Ringe bloß getauscht, so wie ihr es mit Eheringen tun würdet. Das hab ich mein Leben lang gedacht und mir dafür immer wieder einen Rüffel von meinem Vater eingefangen. Als Sohn eines Druiden sollte ich an solche Dinge glauben und sie nicht in Frage stellen. Nun, wie dem auch sei. Selene wurde zu einer Drachenreiterin. Und nachdem einige Zeit vergangen war und ihre Wunden heilten, wurde sie meine Gefährtin. Wie verbrachten Tag und Nacht gemeinsam. Und auch ohne Worte haben wir uns perfekt verstanden. Natürlich gab es auch Streit, aber das ist in jeder Beziehung so. Eines Tages beschloss ich dann, ihr meinen Ring zu schenken. Auch wenn ich nicht an die Legende glaubte, so fand ich es doch eine schöne Geste um ihr meine Liebe zu zeigen. Selene teilte meine Meinung, denn sie erwiderte diese Geste. Was dann geschah werde ich niemals vergessen. Was viele nicht wissen, ist die Tatsache, dass es keine zwei gleichen Drachenringe gibt. Sie werden von den Silberschmieden unseres Ordens für jeden Drachenreiter persönlich gefertigt. Und auch der Segen oder Orakelspruch, der eine Charakterisierung der Person, die den Ring trägt darstellt, wird einzigartig in die Innenseite graviert. So sind die Ringe so unterschiedlich wie Schneeflocken. Wenn aber zwei Seelenringe getauscht werden, dann hat man nicht einfach nur den Ring des jeweils anderen am Finger und damit auch seinen Schicksalsspruch und seine Namensrune. Nein. Die Ringe verdoppeln sich tatsächlich, um dann zu jeweils einem zu verschmelzen. Der Ring, der am Ende dabei herauskommt sieht beiden Ursprungsstücken ähnlich, vereint Eigenschaften von beiden in sich. Gleichzeitig ist er aber ein vollkommen neuer Ring. Nur, dass es diesmal zwei exakt gleiche Exemplare gibt. Der einzige Unterschied ist in diesem Fall die Namensrune. Jeder trägt den Namen des jeweils anderen. Der Segen im Inneren bezieht sich aber ab dem Moment der Verschmelzung auf die beiden Hälften des Paares als Einheit. Das letzte was Selene vor ihrem Tod tat, war ihren Ring vom Fingern zu ziehen und ihn mir in die Hand zu drücken. Als Pfand. Denn wenn ich sterbe werden unsere Seelen sich wiederfinden und dann werde ich ihr den Ring wiedergeben."
Pauls Stimme verebbte langsam und ließ atemlose Stille zurück. Die Drachenreiter kannten die Geschichte und schwiegen, versunken in ihren eigenen Erinnerungen an Selene. Die anderen waren zu überwältigt von der Tragik und Romantik, dem Geheimnis und der schieren Unglaublichkeit des Gehörten. Hermine hatte Tränen in den Augen und hielt Rons Hand umklammert.
Harry sah Draco an, versuchte sich vorzustellen, ihn zu verlieren und dann jahrelang darauf zu warten wieder mit ihm vereint zu werden.
„Wie erträgst du das?" fragte er leise.
„Was meinst du?" Paul lächelte leicht. „Den Menschen zu verlieren, den ich von allen am meisten geliebt habe? Allein zu leben und trotzdem zufrieden zu sein? Glaub mir, es ist nicht einfach. Ich sehe ihr Lächeln, wann immer ich die Augen schließe. Ihre Augen, tiefblaue Seen, in denen ich mich verlieren konnte. Ich sehe wie sie auf ihrem silbernen Drachen reitet, jeder Zoll eine Kriegerin, das blitzende Schwert in Händen, ihre goldenen Locken, die im Wind flattern. Es wäre so einfach gewesen ihr zu folgen. Aber das kann ich nicht tun. Ich weiß, dass sie glücklicher ist, wenn ich lebe, weiß, dass sie auf mich warten wird. Aber mein Herz gehört für alle Zeit ihr. Und dass ist der Grund, warum ich seid fünf Jahren allein bin. Keine Frau könnte jemals ihren Platz einnehmen. Und ich bin glücklich so. Ich weiß, dass sie immer bei mir sein wird, und dass ich sie irgendwann wiedersehen werde."
--
„Draco?"
„Mhm?"
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?"
„Wovon?" Draco unterrückte ein Gähnen und zwang sich die Augen zu öffnen. Er lag auf dem Bauch, den Kopf auf den Armen und war kurz davor einzuschlafen. Es kostete ihn einige Mühe sich auf Harrys leise Stimme zu konzentrieren.
Der Gryffindor lag neben ihm auf der Seite, den Kopf in die linke Hand gestützt, während die Finger der rechten müßig mit einer Strähne der langen blonden Haare spielten, die sich über die Kissen ergossen. Zwischen den weichen Wellen konnte er den tätowierten Drachen sehen, der durch die silbrigen Strähnen blinzelte und dadurch aussah, als sei er in einem feinmaschigen, schimmernden Netz gefangen.
Harry antwortete nicht sofort und Draco merkte, wie ihm die Augen wieder zufielen.
„Davon, dass der Ring so wichtig ist. Und solche Macht hat."
Seit Paul ihnen am Nachmittag seine Geschichte erzählt hatte, ließ Harry der Gedanke an den Ring nicht mehr los. Immer wieder betrachtete er das silberne Schmuckstück, als könne er nicht glauben, dass Draco ihm ein derart kostbares Geschenk gemacht hatte. Er wusste, dass Draco der Mensch war, den er über alle Maßen liebte, mit dem er den Rest seines Lebens verbringen wollte und es war wundervoll, dass seine Gefühle in gleichem Maße erwidert wurden. Trotzdem jagte ihm die Majestät dieses mächtigen magischen Kleinods Schauer über den Rücken.
Seelenring. Allein der Name klang ehrfurchtgebietend. Wie hatte er das Schmuckstück bisher für einen profanen Siegelring halten können? Wenn er Paul richtig verstanden hatte, dann band der Ring ihre Seelen aneinander. Für alle Ewigkeit. Es war unmöglich die Bedeutung dieser Tatsache vollkommen zu begreifen. Draco hatte ihm nicht nur ein einfaches Schmuckstück geschenkt. Er hatte ihm sein Leben und seine Seele zu Füßen gelegt und Harrys Herz, wie immer klüger als er selbst, hatte diese Geste bereitwillig erwidert und sich dem Zauber des Rings ergeben. Denn soviel hatte er verstanden: Wenn er selbst weniger empfinden würde, als Draco und seine Seele nicht bereit war diesen Bund mit einer anderen einzugehen, dann hätte der Ring sich nicht verdoppelt. Dann würde Harry jetzt einfach eine schönes, kostbares Geschenk tragen, das nichts von seiner Bedeutung preisgeben würde. Eine weiterer Schauer überlief ihn, als er versuchte sich vorzustellen, wie Draco darauf reagiert hätte. Er hatte erwartet, dass der Ring seinen Zwilling erschaffen würde und wenn dies ausgeblieben wäre... Es hätte ihm das Herz gebrochen, dessen war Harry sich sicher. Und er selbst hätte nichts dagegen tun können. Außer vielleicht, wenn seine Liebe im Laufe der Zeit gewachsen wäre, dann hätte der Zauber vielleicht später gewirkt. Vielleicht in ein paar Jahren oder so. Aber es war müßig sich darüber Gedanken zu machen. Die Magie des Rings hatte in seinem Herzen das gefunden, wonach sie gesucht hatte: Das exakte Gegenstück der Liebe, die sie in Dracos Seele gelesen hatte.
Harry seufzte tief und wand den Blick wieder seinem Freund zu. Draco hatte noch immer nicht geantwortet und der Gryffindor machte sich einen Augenblick lang Sorgen. Dann sah er das Gesicht des Slytherin und musste unwillkürlich lächeln. Während er selbst gegrübelt hatte, war Draco fest eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte er die Frage schon gar nicht mehr mitbekommen.
Behutsam, damit die Matratze sich nicht unnötig bewegte, fischte Harry nach der Bettdecke und zog bis zu ihren Schultern hoch, dann hauchte er einen zarten Kuss auf Dracos leicht geöffneten Lippen und schmiegte sich eng an den warmen, vertrauten Körper. Kurz darauf war auch er in tiefen, traumlosen Schlaf gesunken.
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Sagt mal, warum seid ihr eigentlich alle so besessen vom heiraten?
Also, in dieser Geschichte wird es definitiv keine Hochzeit geben! Da könnt ihr betteln soviel ihr wollt. Das Geschenk des Drachenringes war bereits die ganze Zeremonie. Ich denke mal, Paul hat genug über die Ringe erklärt, um ihre Bedeutung klar zu machen.
Leah? Es wird ganz sicher niemand schwanger. Ich finde schwangere Männer nicht so doll. Das geht mir einen Schritt zu weit. Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht. :o) Aber deinen Traum fand ich echt klasse. Dass ich euch mit meiner Geschichte so abhängig mache, wer hätte das gedacht...
Zu den „Verlobungsringen": es gibt keine. Für alle, die es noch nicht wissen, in England trägt man den Ehering links. Aber das nur so am Rande.
Kiralein? Na klar geht's im Sequel auch um Harry und Draco. Wär doch sonst langweilig, oder? Oder möchtest du lieber ein Sequel über, sagen wir, Snape und McGonagall? ;o)
So, dass war's für heute von mir.
Bis zum nächsten Chap. (so in zwei Monaten oder so... ok, war nur'n Scherz.)
Eure Yulah
P.S.: Arbeite gerade ab Chapter 20... ich laber einfach zuviel, das wird immer mehr. Werden wohl doch so 25 – 30 Stück. Aber ich schätze mal, damit könnt ihr leben, gell? ;o)
