Da bin ich wieder.
Ich denke ich muss euch nicht sagen, dass die Romantik jetzt erst mal auf Eis gelegt wird. Obwohl, dieses Chap. geht noch.
Noch ein Wort zu der Hochzeitssache: Ich empfinde Hochzeiten nicht unbedingt als Gipfel der Romantik. Sorry, werden viele von euch vielleicht anders sehen. Mir gefallen stille, persönliche, besondere „Zeremonien" wie die Sache mit dem Ring im vorletzten Chap. sehr viel besser. (Darum schreib ich das ja auch so, gell? ;o)) Die Beziehung von Harry und Draco bedarf ab jetzt auch keiner weiteren „Bestätigung", Feier oder ähnlichem. Also nicht enttäuscht sein, wenn sowas nicht mehr kommt.
So, und jetzt viel Spaß mit dem (vorerst) letzten halbwegs ruhigen Chapter.
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18.
Eine Woche später...
Die große Halle war von angeregtem Gemurmel erfüllt. Alle derzeitigen Bewohner Hogwarts hatten sich auf Professor Dumbledores Bitte hin hier versammelt und warteten nun gespannt darauf, was er zu sagen hatte.
Der alte Schulleiter stand an seinem Pult am Kopfende der Halle und ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Abgesehen von den Jüngsten, die längst friedlich in ihren Betten lagen, nicht wissend, dass unter ihnen ihre Zukunft besprochen wurde und den wenigen, die auf den Zinnen Wache hielten waren alle anwesend. Die Drachenreiter hatten sich unter die übrigen Schlossbewohner gemischt, doch obwohl sie dazu zu gehören schienen, wurden ihre Fremdartigkeit durch diese Nähe nur verstärkt.
Dumbledore seufzte leicht. Seit der Ankunft ihrer Retter, und das waren die Krieger auf ihren geflügelten Echsen in mehr als einer Hinsicht, hatte er zusammen mit den Anführern der Drachenreiter und den ranghöchsten Mitgliedern des Phönixordens Tag für Tag zusammengesessen um einen Plan zu ihrer aller Rettung zu ersinnen. Und heute war es an ihm, das Ergebnis dieser tagelangen Planung zu verkünden. Er konnte sich schon jetzt vorstellen, dass einige der Anwesenden nicht mit den Entscheidungen einverstanden sein würden, die getroffen worden waren. Aber es war die einzige Möglichkeit, die ihnen vielleicht eine winzige Chance gewähren würde.
Er räusperte sich laut und wartete, bis langsam Ruhe einkehrte, bevor er die Stimme erhob:
„Meine Lieben. Danke, dass ihr meinem Ruf so schnell Folge geleistet habt. Was wir heute hier zu besprechen haben, kann entscheidend über unsere Zukunft bestimmen. Wie ihr alle wisst, haben einige unserer klügsten Köpfe, womit ich mich nicht selbst loben will," Diese Bemerkung und das dazugehörige Zwinkern wurden mit vielstimmigem Gelächter quittiert.
„haben sich in den vergangenen zwölf Tagen Gedanken darüber gemacht, wie wir zukünftig dem wachsenden Ansturm unserer Feinde widerstehen können. Der letzte Angriff war zu knapp. Er hat uns allen gezeigt, wie verwundbar wir wirklich sind. Wir mögen auf der Seite des Rechts stehen, aber leider zählt das nicht viel. Es macht unsere Truppen nicht stärker, lässt uns nicht über unsere Gegner hinauswachsen. Ihr alle werdet mir zustimmen, wenn ich sage, dass wir ohne die Hilfe unserer Freunde von den Dracheninseln den letzten Angriff kaum überstanden hätten."
Er hielt kurz inne, bis Applaus und beifällige Pfiffe angeklungen waren.
„Ich sage das nicht gern, meine Freunde, aber wir sind am Ende. Ohne weitere Hilfe und Unterstützung werden wir diesen Krieg nicht überstehen. Wir werden untergehen. Glorreich vielleicht, aber nichts desto trotz untergehen. Ich weiß auch, dass vielen von euch diese Offenheit meinerseits nicht gefällt. Ihr lebt noch immer in dem Glauben, dass das Gute immer siegt, dass das Böse sich am Ende selbst vernichtet. Das mag auch richtig sein, aber ich fürchte, wenn es so weiter geht, werden wir das nicht mehr erleben. Und darum geht es schließlich. Selbst wenn wir es nicht sind, die den Sieg erringen, so müssen wir dennoch den Weg für die bereiten, die nach uns kommen, müssen wir unseren Nachkommen eine Chance geben weiterzukämpfen. Und dazu müssen sie weiterleben!"
Stille folgte seinen Worten. Dann meldete sich Seamus zu Wort.
„Professor? Heißt das, dass wir uns verkriechen und den verdammten Todessern Hogwarts und alles überlassen sollen? Nur weil unsere Chancen auf einen Sieg minimal sind? Sollen wir die Hände in den Schoß legen und darauf warten, dass jemand anderes," Er warf Simon und Eric, die in seiner Nähe saßen einen bedeutungsschweren Blick zu, „unsere Kämpfe austrägt? Das kann unmöglich ihr Ernst sein! Wir haben nicht so lange überlebt, um jetzt den Schwanz einzuziehen!"
Beifälliges Murmeln folgte seinen Worten.
Dumbledore lächelte.
„Nein, Mr. Finnegan. Ich erwarte nicht, dass sie ‚den Schwanz einziehen' wie sie so schön formulieren. Und ich erwarte auch nicht, dass andere unsere Kämpfe übernehmen. Was ich vorschlagen will, ist folgendes: Ich habe mich lange mit Charlie Weasley beraten und wir sind zu einer Lösung gekommen, die uns vielleicht weiterhelfen wird, uns aber zumindest Zeit erkauft. Und Zeit ist es, was wir jetzt brauchen. Der Angriff der Drachen auf eine große Abteilung seiner Todesser wird Voldemort nicht verborgen bleiben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er oder zumindest einer seiner Stellvertreter hier auftaucht. Auf diesen Augenblick sollten wir vorbereitet sein. Der Plan sieht so aus: Wir werden die Kinder und alle anderen, die nicht kämpfen können oder wollen in Sicherheit bringen. Die übrigen werden sich hier verschanzen und sich auf den Kampf einrichten. Die Drachen werden wieder abgezogen." Protestierende Stimmen wurden laut, die der Professor einfach übertönte. „Bis auf eine Handvoll, die Charlie uns großzügig zur Verfügung gestellt hat und die das Schloss aus der Luft überwachen werden. Somit werden wir in der Lage sein, bei einem erneuten Angriff schnell zu handeln. Wir brauchen uns keine Gedanken um unsere Familien zu machen und darum, wie wir sie schützen können, denn sie werden in Sicherheit sein und mit Hilfe der Drachen sind wir in der Lage innerhalb eines halben Tages Verstärkung herzuholen. Das sollte uns in eine günstigere Position bringen. Gleichzeitig werden wir uns daran machen, einen Angriff vorzubereiten. Wir werden in Erfahrung bringen, wo Voldemort sich versteckt und werden ihn stellen. Es ist an der Zeit, dass wir endlich die Initiativer ergreifen und diesen Krieg in unsere Hand bringen!"
Lauter Jubel hallten von den hinteren Plätzen. Die Drachenreiter blieben still. Harry, der die Rede des Professors stumm angehört hatte, sah sich unter den Anwesenden um. Zum wiederholten Mal sah er sich erstaunt dem Phänomen gegenüber, dass seine Freunde von den Inseln auf der einen Seite übermütige, manchmal respektlose Lebenskünstler waren, sich aber in Sekundenbruchteilen in kühle, disziplinierte Krieger verwandelten. Sie veräppelten Charlie bei jeder sich bietenden Gelegenheit, schienen nicht den geringsten Respekt zu haben und behandelten ihn wie jeden anderen auch und dann folgten sie widerspruchslos seinem Befehl oder stellten wie jetzt, keine seiner Entscheidungen in Frage.
Harry ließ seine Augen über den Tumult in der Halle gleiten. Die Schlossbewohner waren zum Teil aufgesprungen und redeten wild durcheinander. Die Drachenreiter blieben wo sie waren, auch wenn sie teilweise an den aufflackernden Unterhaltungen teilnahmen. Anders als die übrigen Anwesenden saßen sie nicht kreuz und quer durcheinander. Zwar hatten sie sich zwischen den Verteidigern Hogwarts verteilt, aber Harry war aufgefallen, dass sie dabei eine Art unsichtbare Rangordnung einhielten. Auch wenn sie daheim niemals auf eine solche Sitzordnung achteten. Hier waren sie als Krieger und das zeigte sich deutlich in ihre ganzen Verhaltensweise. Immerhin war das hier ein Kriegsrat. Harry sah zum Kopfende des Tisches. Charlie saß dort zusammen mit Paul, Angelina und Draco und unterhielt sich leise mit den dreien. Harry selbst saß mit den Weasleys weiter unten am Tisch. Er hatte sich neben seinen Freund setzen wollen, aber angesichts der unsichtbaren Rangordnung, hatte er sich nicht getraut. Immerhin saßen Stella und Ginny auch nicht am oberen Tischende.
Professor Dumbledore hatte sich die Unruhe ein paar Minuten schweigend angesehen, bevor er mit einer ausholenden Geste die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte.
„Bitte, meine Lieben. Kommt wieder zur Ruhe. Noch ist nichts entschieden. Wir sind noch weit davon entfernt den Krieg zu gewinnen. Ja bitte, Hermine, was möchten Sie wissen?"
Harry sah seine Freundin erstaunt an. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie aufgestanden war.
„Professor. Ich weiß, ich greife ihnen vielleicht vor, aber was ich in erster Linie wissen möchte und ich denke, da bin ich nicht die Einzige, ist: Was bedeutet ‚in Sicherheit'? Sie möchten, dass wir unsere Kinder fortschicken. Aber wie können wir das tun, ohne zu wissen wohin?"
„Wenn ich die Frage beantworten darf, Professor?"
Charlie erhob sich ebenfalls und trat neben den Schulleiter.
„Ich kann verstehen, dass ihr besorgt um die Sicherheit eurer Kinder seit. Darum habe ich angeboten, dass alle, die nicht kämpfen können oder wollen, auf den Dracheninseln Unterschlupf finden werden. Wir würden euch alle dort aufnehmen, aber das ist nicht im Sinne des Erfinders. Abgesehen davon, dass ich bei weitem meine Entscheidungsbefugnis überschreite, wenn ich ein paar hundert Flüchtlinge mitbringe. Aber eure Kinder werde dort absolut sicher sein. Es gibt einen Hort und eine Schule. Sie werden zu essen und einen warmen, sicheren Platz zum schlafen haben. Und wenn das Schlimmste passiert und ihre Eltern den Krieg nicht überleben, dann werden sie auch Menschen finden, die sich ihrer annehmen. Diejenigen von euch, die mir nicht glauben oder vertrauen, weil sich mich nicht kennen, können sich gern an Harry Potter wenden. Er war fünf Monate lang unser Gast und er wird eure Zweifel zerstreuen können."
„Wie kommen die Kinder auf die Inseln?"
Die zaghafte Stimme gehörte Millicent Longbottom.
Nevilles Frau, eine frühere Slytherin, noch immer gezeichnet vom Schock über den in letzter Sekunde abgewendeten Feuertod ihres Mannes stellte die Frage, die auch anderen im Kopf herumging.
„Wir werden sie auf den Drachen mitnehmen. Keine Sorge. Es ist nicht gefährlich. Nicht gefährlicher jedenfalls, als hier zu bleiben, unter der Nase der Todesser. Das Angebot gilt wie gesagt auch für diejenigen unter euch, die nicht kämpfen wollen. Wir sind davon ausgegangen, dass ein Großteil der Mütter die Kinder begleiten wird. Aber ihr müsst das nicht jetzt entscheiden. Ihr bekommt drei Tage Zeit darüber nachzudenken. Wenn ihr euch entschließt zu gehen, dann nehmt nur das Notwendigste mit. Die Drachen sind stark, aber auch sie können nur eine begrenzte Menge an Gewicht tragen. Solltet ihr noch Fragen über die Drachen, die Inseln oder die Unterbringung eurer Kinder haben, könnt ihr euch an jeden meiner Leute wenden. Sie werden eure Fragen beantworten, soweit es in ihrer Macht steht. Danke, dass ihr mir zugehört habt. Professor..."
Charlie nickte Dumbledore kurz zu und setzte sich dann wieder auf seinen Platz.
„Vielen Dank, Charlie. Nun, wie bereits gesagt, ihr müsst jetzt noch keine Wahl treffen. Die Drachenreiter werden uns erst in vier Tagen verlassen. Wenn ihr euch zum Mitgehen entschließt, dann wendete euch bitte an Stella Weasley und Ginny Goyle. Die beiden sind für die Einteilung der Drachen verantwortlich und werden euch dann weiterhelfen könne. Nehmt wirklich nur das Nötigste mit. Wie mir Charlie versichert, gibt es auf den Inseln alles Notwendige, darunter auch Schneider, Schuster und andere Handwerker. Es lässt sich also alles Zurückgebliebene ersetzen. So, ich möchte euch jetzt auch nicht weiter belästigen. Denkt über das Angebot nach. Was die weiteren Pläne nach Abzug der Drachen angeht, so werden wir uns damit später befassen. Die Evakuierung hat jetzt absolute Priorität. Danke für eure Aufmerksamkeit."
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„...ich bin mir wirklich sicher. Millie, glaub mir, wenn ich selber Kinder hätte würde ich sie ohne zu zögern dorthin schicken. Außerdem wirst du ihn doch begleiten, oder?"
Harry sah Millicent eindringlich an. Zwei Stunden waren seit dem Ende der Versammlung vergangen und seit genau zwei Stunden wurde er von besorgten Müttern umlagert, die wissen wollte, ob sie ihre Kinder wirklich der Obhut der Drachenreiter anvertrauen konnten. Nach und nach waren sie dann wieder zu ihren Familien gegangen, ein bisschen sicherer, aber immer noch sehr besorgt. Nur Nevilles Frau schien nicht überzeugt. Sie warf dem Gryffindor einen zweifelnden Blick zu. Harry seufzte. Kein Wunder, dass der kleine Walter so ängstlich war.
„Glaub mir. Es wird euch gut gehen. Und Walter wird endlich mal jemanden in seinem Alter zum Spielen haben. Ginnys Zwillinge sind fast genauso alt wie er. Und es gibt dort noch eine Menge anderer Kinder. Nicht so wie hier. Du musst wirklich keine Angst haben."
„Ich glaube Harry hat recht, Schatz."
Unbemerkt von den beiden war Neville an den Tisch getreten und legte jetzt behutsam den linken Arm um seine zitternde Frau. Der rechte lag dick verbunden in einer Schlinge.
Harry sah seinen ehemaligen Zimmergenossen mit einem halben, mitfühlenden Lächeln an. Die rechte Hälfte seines Gesichts war mit einem leuchtendroten Brandmal bedeckt. Es fing am Haaransatz an, breitete sich knapp am Auge vorbei über die Wange aus, verfehlte auch den Mundwinkel nur um Millimeter, lief über den Hals und verschwand dann im Ausschnitt des Pullovers. Die Finger der rechten Hand, mit denen Neville den brennenden Stoff von seinem Körper gezogen hatte, waren leicht gekrümmt und würden ihm wahrscheinlich nie wieder vollkommen gehorchen. Unsichtbarkeitsumhänge, so praktisch und wertvoll sie auch sonst waren, hatten eine gefährliche Eigenschaft: Wenn sie in Brand gerieten, reagierte das silbrige Material aus dem sie bestanden wie Öl. Es ließ sich kaum löschen und brannte sich in Sekundenschnelle durch jeden Stoff. Neville hatte noch Glück im Unglück gehabt und sich von dem brennenden Umhang befreien können, bevor er zu einer lebenden Fackel wurde.
Auf seinen dunkelblauen Augen lag ein leichter Schleier, vermutlich von dem Schmerzmittel, dass Madame Pomfrey ihrem widerspenstigen Patienten verabreicht hatte. Harry hatte schon gehört, dass der junge Auror sich standhaft weigerte im Bett zu bleiben.
„Hey Nev. Wie geht es dir?"
„Sieht schlimmer aus, als es ist. Du weißt ja, ich bin hart im Nehmen."
„Nev, nimm's mir nicht übel, aber wäre es nicht besser, wenn du deine Frau und euren Sohn ebenfalls begleitest?"
„Vergiss es, Harry! Ich bleibe! Gib mir noch ein paar Tage, dann bin ich wieder fit."
„Aber deine Hand... Neville, du kannst doch damit keinen Zauberstab halten. Harry hat recht. Komm mit Walter und mir. Dann muss ich auch keine Angst um dich haben."
„Nein, Millie. Ich kann das nicht tun. Es tut mir leid, mein Spatz, aber ich muss hier bleiben. Den Zauberstab kann ich auch mit links führen. Das hab ich gelernt. Aber ich möchte, dass du und Walter in Sicherheit seid. Dann wird es mir viel besser gehen."
„Aber ich will dich nicht verlieren!" Millicent schluchzte auf und warf die Arme ihrem Mann um den Hals, behutsam, um ihm nicht wehzutun.
Harry stand leise auf, um die beiden allein zu lassen und wanderte ziellos durch die große Halle.
Solche und ähnliche Szenen spielten sich überall ab: Mütter die gezwungen waren, sich zwischen ihren Männern und Kindern zu entscheiden, Männer und Frauen, die versuchten ihre Liebsten davon zu überzeugen sich in Sicherheit zu bringen. Es würde in den nächsten Tagen noch eine Menge Streit und Tränen geben.
Harry schnappte im Vorbeigehen auf, dass einige die Schuld bei den Drachenreitern suchten.
„...nicht gekommen wären, dann hätten wir noch ewig so weiterleben können. Jetzt werden sie Voldemorts Aufmerksamkeit doch erst recht auf uns ziehen!"
Die Stimme gehörte Ernie McMillan. Harry warf dem ehemaligen Hufflepuff einen mörderischen Blick zu. Er wollte gerade dazu ansetzen, Ernie den Kopf zu waschen, aber eine junge Frau, deren Name Harry nicht einfiel, war schneller:
„Das ist nicht wahr, Ernie und das weißt du auch. Wir hätten nicht mehr lange..."
Harry lächelte ihre aufmunternd zu und ging dann weiter.
Ab und zu blieb er stehen, beantwortete Fragen, munterte unsichere Freunde auf und ging dann weiter, immer noch ohne Ziel und ohne zu wissen warum, bis er Draco bei den Weasleys am Tisch entdeckte.
Harry trat hinter seinen Freund, legte ihm locker die Arme auf die Schultern und verschränkte seine Hände.
Draco drehte sich leicht in Harrys Umarmung und lächelte den Gryffindor sanft an.
„Na du. Alles klar?"
„Mhm." Harry schmiegte seine Lippen leicht gegen Dracos Schläfe und atmete den vertrauten Duft der blonden Haare ein. Es kam ihm nicht in den Sinn, mit diesen Zärtlichkeiten zu warten, bis sie allein waren.
Hermines sanftes Lächeln entging ihm, aber Rons irritierter Blick brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
„Was? Warum siehst du mich so an Ron? Hab ich was an der Nase?"
„Nein, äh.. aber... ach, schon gut."
Harry grinste, als ihm klar wurde, was seinen besten Freund störte. Er ließ Draco los und schob sich zwischen ihn und Stella auf die Bank.
„Und, hast du Millie dazu bekommen, dir zu glauben?" fragte Hermine.
„Nein. Neville versucht es gerade, aber ich weiß nicht, ob er Erfolg hat. Was ist mit dir? Hast du dich schon an den Gedanken gewöhnt?"
„Ja. Auch wenn es mit schwer fallen wird, mich von Lex und Jamie zu trennen. Aber ich schätze mal, dass sie bei Stella und Ginny in guten Händen sind."
„Was soll das heißen, Hermine!" Ron sah seine Frau überrascht an. „Wieso Stella und Ginny? Du kannst dich doch auch um sie kümmern."
„Nein Ron. Kann ich nicht. Ich werde hier bleiben."
„Das wirst du nicht tun!"
„Oh doch. Und du wirst mich nicht davon abhalten!"
„Hermine! Du kannst doch nicht Millicent raten Hogwarts zu verlassen um dann selber hier zu bleiben. Ich möchte nicht, dass du dich hier in Gefahr bringst!"
„Ron. Ich finde es sehr lieb, dass du dich um mich sorgst, aber das ist nicht nötig. Ich bin nicht Millie. Ich werde hier bleiben."
„Harry! Sag ihr, dass sie nicht hier bleiben kann!"
„Tut mir leid, mein Freund. Aber das kann ich nicht. Wir brauchen Hermine. Und es ist ihre Entscheidung."
„Wie kannst du mir nur so in den Rücken fallen! Was würdest du sagen, wenn... wenn..." er sah sich verzweifelt nach einem guten Beispiel um und blieb an Draco hängen. „wenn er hier bleiben und sich in Gefahr bringen würde?"
„Ich werde Harry kaum um Erlaubnis fragen. Davon abgesehen: ich bleibe hier."
Harry merkte wie sein Herz einen freudigen kleinen Satz machte. Er hatte sich vor der Frage gefürchtet. Auf der einen Seite gab er Ron recht, er wollte nicht, dass Draco sich in Gefahr brachte, aber andererseits hatte er sich vor einer erneuten Trennung gefürchtet. Egal wie viel Zeit ihnen noch blieb, er wollte sie mit Draco verbringen.
„Harry?"
„Was Ron? Du hast gehört, was er sagt. Draco ist erwachsen und wir sich von mir mit Sicherheit keine Vorschriften machen lassen."
„Und ich werde das auch nicht! Ron. Ich liebe dich, aber ich werde nicht etwas tun, von dem ich nicht überzeugt bin, nur weil es dir dann besser geht. Tut mir leid. Harry hat recht. Ihr braucht mich. Und als Mitglied des Phönixordens ist es meine Pflicht hier zu bleiben."
„Aber..."
„Ronald, jetzt halt den Mund!" Molly gab ihrem jüngsten Sohn einen leichten Klaps auf den Arm. „Gib Ruhe. Wir werden uns schon um eure beiden Kleinen kümmern."
„Wir?" Ron runzelte die Stirn. Auch die anderen sahen jetzt Molly an. Trotzdem war es Charlie, der antwortete:
„Ich habe Mum und Dad gebeten, Hogwarts ebenfalls zu verlassen. Sie haben ihren Beitrag zu diesem Krieg geleistet und ich möchte, dass sie in Sicherheit sind."
„Wann hast du sie das gefragt?"
„An dem Tag, an dem wir hier ankamen."
„Soll das heißen, dass du so lange schon von diesem Plan weißt und uns nichts gesagt hast? Wie konntest du nur?"
„Entschuldige mal, Ron, aber ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Und nein, der Plan existierte da noch nicht. Ich wollte einfach, dass Mum und Dad in Sicherheit sind. Egal was hier noch passiert. Und sie sind einverstanden."
„Wir möchten gern unsere anderen Enkel kennen lernen. Und Charlie hat Recht. Wir haben unser Soll erfüllt und sind beide des Kämpfens müde. Ich wünschte nur, ich könnte euch alle mitnehmen, meine Lieben."
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Am Ende ließen sich alle Eltern überzeugen ihre Kinder in die Obhut der Drachenreiter zu geben. Ginny und Stella hatte alle Hände voll damit zu tun, die Passagiere so auf die Drachen zu verteilen, dass alle gleichzeitig auf die Inseln gebracht werden konnten. Noch immer gab es Zweifler, aber die Mehrheit der Schlossbewohner sah ein, dass eine Evakuierung derer, die zum Kämpfen nicht in der Lage oder nicht bereit waren, für alle die beste Lösung darstellte.
Eine Gruppe von fünf Drachenreitern würde anschließend nach Hogwarts zurückkehren und ihre Reittiere im Wald versteckt halten.
Sollte die Spione des Dunklen Lords ruhig denken, dass der Phönixorden wieder auf sich allein gestellt war.
Zwar konnten fünf Drachen keine Armee von Todessern zurückhalten, aber sie konnte eine Menge Schaden anrichten und sie konnten innerhalb weniger Stunden Verstärkung holen. Das, und die Tatsache, dass niemand mehr beschützt werden musste, würde den Verteidigern der alten Schule eine Menge Bewegungsfreiheit einräumen.
Harry hätte es vermutlich nie zugegeben, aber er war mehr als froh, dass Draco zu denen gehören würde, die in Hogwarts blieben.
Charlie hatte es dem Slytherin überlassen, sich vier Gefährten aus den drei Schwärmen auszusuchen, die dann unter seinem Kommando stehen würden. Harry war unwillkürlich stolz auf seinen Freund, als er davon erfuhr. Leider gelang es ihm nicht, diesen Stolz zu verbergen. Stattdessen strahlte er über das ganze Gesicht, während er dem Gespräch der beiden Drachenreiter zuhörte.
Draco hatte ihn später nach dem Grund für sein breites Grinsen gefragt und ihn dann die ganze letzte Nacht damit aufgezogen.
Trotzdem konnte Harry seine Neugierde nicht im Zaum halten.
„Für wen hast du dich denn jetzt entschieden?"
Sie saßen zusammen beim Frühstück. Es war die letzte Mahlzeit vor dem Aufbruch und die meisten der Schlossbewohner waren entsprechend nervös. Die Kinder waren aufgeregt und vergaßen beim Gedanken daran auf dem Rücken der Drachen reiten zu dürfen fast, traurig über die Trennung von ihren Eltern zu sein. Die Erwachsenen, die Hogwarts ebenfalls verlassen würden, waren weniger gelassen. Den meisten stand die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben. Ob daran die Sorge um ihre zurückbleibenden Liebsten schuld war oder die Aussicht auf einen Drachenritt, war kaum festzustellen.
Die Drachenreiter schließlich waren zum Großteil vor dem Schloss und damit beschäftigt, ihre Reittiere reisefertig zu machen und die Habe ihrer Passagiere zu sichern. Die wenigen, die noch in der Halle waren leisteten weiter Überzeugungsarbeit, versuchten Ängste und Misstrauen zu zerstreune und weiter, ungezählte Fragen zu beantworten.
„Warum willst du das wissen?"
„Musst du eigentlich immer eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten?"
„Und wenn es so wäre?"
„Draco!"
„Was denn?"
„Kannst du vielleicht mal ernst sein? Reicht es nicht, dass du mich die ganze Nacht lang auf den Arm genommen hast?"
„Bildlich gesprochen."
„Hä?"
„Bildlich gesprochen. Tatsächlich auf den Arm nehmen schaff ich nicht. Dafür bist du zu schwer. Zu viele von Dobbys Muffins."
„Na schönen Dank auch. Du bist wieder ausgesprochen charmant heute morgen. Außerdem ist daran nur Greg schuld. Der hat mich schließlich fünf Monate lang gemästet. Dobbys Muffins schmecken bei aller Liebe wie der Boden vom Hamsterkäfig."
„Ich weiß. Ich hab die Dinger zwölf Jahre lang immer wieder vorgesetzt bekommen."
„Draco?"
„Mhm?"
„Warum unterhalten wir uns über Dobbys Kochkünste?"
„Keine Ahnung. Du hast damit angefangen."
„Hab ich nicht. Du..."
Ein Kuss brachte seinen Protest zum Schweigen, bevor er den Satz beenden konnte. Harry schloss die Augen und blendete die Geräusche der Halle einfach aus. Schon längst hatte er jede Scheu und Scham aufgegeben. Es war ohnehin sinnlos, da sich niemand darum scherte, am allerwenigsten Draco.
„Ähm...Jungs, darf ich mal stören?"
„Guten Morgen, Charlie."
„Morgen. Ich wollte nur wissen, ob du soweit bist, Dray."
„Ja. Ashes ist schon fertig. Ich warte nur auf dich."
„Haha. Hast du dich schon entschieden?"
„Ja. Simon, Eric, Stella und Gin. Ist das ok? Ich hab den vieren schon Bescheid gesagt."
„Ja. Gute Wahl. Ihr kommt miteinander klar und arbeitet gut zusammen. In Ordnung. Wir brechen in einer halben Stunden auf. Wenn sich das Wetter hält, solltet ihr heute Abend wieder zurück sein. So, dann werde ich jetzt mal meine Frauen zusammensuchen. Und ihr beide macht ruhig weiter."
Draco sah Charlie noch einen Moment hinterher und wand sich dann an Harry:
„Na, bist du jetzt zufrieden?"
„Warum?"
„Du wollstet doch wissen, für wen ich mich entschieden habe. Und jetzt weißt du es."
„Ach so. Ja. Aber warum Simon?"
„Eifersüchtig?"
„Nein warum, ich bin ja auch hier."
„Warum fragst du dann?"
„Naja..." Harry druckste ein bisschen herum. Wenn er ehrlich war, dann war er eifersüchtig. Nicht weil er Angst hatte, dass Dracos Interesse an seinem Ex wieder wachsen könnte, aber die Selbstverständlichkeit, mit der sein Freund Simon ausgewählt hatte wurmte Harry doch mehr, als er gedacht hätte.
„Harry?" Dracos Stimme klang jetzt leicht besorgt und Harry schämte sich für seine Paranoia.
„Ach ist schon gut. Hör gar nicht auf mich."
„Du weißt, dass Simon keine wie auch immer geartete Gefahr für dich darstellt. Ich dachte, du magst ihn inzwischen."
„Ja, tu ich auch. Es ist nur, ich hab zu keinem meiner Ex-Freunde ein so enges Verhältnis. Ich meine, sieh dir Justin an. Und manchmal vergesse ich einfach, dass Simon für dich immer noch sehr viel bedeutet, auch wenn du nicht mit ihm zusammen bist. Deswegen sag ich ja: Hör mir gar nicht zu. Ich leide einfach ein bisschen unter Verfolgungswahn."
„Du bist manchmal wirklich sehr merkwürdig. Aber wenn es dich beruhigt, ich habe Simon ausgewählt, weil er ein verdammt guter Kämpfer ist. Ich weiß, dass ich mich blind auf ihn verlassen kann und das war das hauptsächliche Kriterium, nach dem ich die Vier ausgesucht habe. Sie und ich haben schon früher zusammengearbeitet. Wir sind ein eingespieltes Team und ich möchte mich im Moment nur sehr ungern auf Leute verlassen müssen, deren Stärken und Schwächen ich nicht so gut kenne. Du solltest aufhören dir Gedanken zu machen. Ich gehören für alle Zeiten dir. Dir allein und niemandem sonst."
Harrys Herz machte einen Satz und er hatte das Gefühl in Dracos Quecksilberaugen zu ertrinken. Plötzlich wünschte er sich sehnlichst, sie wären in seinem Zimmer und nicht mitten in der Halle.
Er beugte sich wieder vor, schlang beide Arme um Draco, zog in an sich und hauchte „Ich liebe dich." gegen die leicht geöffneten Lippen.
Die Antwort war ein tiefer, hungriger Kuss, in dem das Versprechen auf mehr lag.
„Den Rest kriegst du heute Abend." Dracos rauchige Stimme war so leise, dass nur Harry ihn hören konnte, trotzdem bekam der Gryffindor rote Ohren.
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Vor dem Schloss herrschte scheinbares Chaos.
Eltern verabschiedeten sich von ihren Kinder, Männer von ihren Frauen. Die Drachenreiter halfen ihren Passagieren auf die Rücken der Drachen zu klettern und gaben ihnen letzte Anweisungen, wie sie sich während des Fluges verhalten sollten. Ein paar der jüngeren Kinder schienen erst jetzt zu begreifen, dass sie sich von ihren Eltern oder zumindest Elternteilen trennen sollten und hatten angefangen zu weinen.
Harry entdeckte Ginny, die neben ihrem Drachen stand und sich mit ihrem Vater unterhielt. Arthur saß bereits auf Blades Rücken und wirkte nicht besonders begeistert.
„Liebes, bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist?"
„Dad. Blade ist der liebste Drache den man sich vorstellen kann. Er wird dir ganz sicher nichts tun. Und ich bin ja auch noch da."
„Na, ich weiß nicht. Hallo Harry. Na, wie mache ich mich als Drachenreiter?"
Harry lachte. „Das sieht sehr professionell aus, Arthur. Wo ist denn Molly?"
„Charlie will sie auf seinem Drachen mitnehmen. Oje. Ginny, warum macht er das denn jetzt? Mag er mich vielleicht doch nicht." Blade hatte die Flügel gespreizt und fächelte sie langsam hin und her. Ginny seufzte und verdrehte an Harry gewand die Augen.
„Der ist noch schlimmer als du warst." flüsterte sie ihm zu. Dann sagte sie laut an ihren Vater gewand: „Nein Dad. Alles in Ordnung. Er wärmt nur seine Muskeln auf. Das hat nichts mit dir zu tun."
Harry grinste und ging weiter.
Es war seltsam, aber es machte ihm nichts mehr aus zwischen den riesigen Echsen umher zu laufen. Er hatte sich an ihre Gegenwart und Nähe gewöhnt.
Am anderen Ende der Wiese entdeckte er Hermine und Ron, die zusammen mit Molly, Stella und Charlie bei Flame und Jade standen.
Harry änderte seine Richtung und wollte seinen Freunden gerade einen Gruß zurufen, als ihm plötzlich ein großer Kopf den Weg versperrte. Grüne, mit einem silbernen Schimmern überzogene Schuppen, armlange, glänzendweiße Zähne, eine lange, gespaltene Zunge, mächtige, in sich gedrehte, nach hinten gestreckte Hörner und dunkelgrüne Augen mit geschlitzter Pupille schoben sich in sein Sichtfeld. Harry taumelte unwillkürlich einen Schritt zurück.
„A...Ashes..."
Dracos Drache musterte ihn mit unverhohlenem Interesse, die Nüstern gebläht.
Die Vertrautheit gegenüber den großen Echsen, die Harry noch vor wenigen Augenblicken gespürt hatte, war wie weggeblasen. Ashes war ihm noch immer unheimlich. Der grünsilberne Drache hatte etwas Bedrohliches, Unnahbares und anders als Amber oder Jinx jagte er Harry kalte Schauer über den Rücken. Auch wenn er wusste, dass der Drache Dracos Liebe zu Harry spüren konnte und ihn deshalb nicht behelligen würde, blieb dieses Gefühl der Unsicherheit. Das Draco momentan nirgendwo zu sehen war, trug auch nicht unbedingt zu seinem Wohlbefinden bei. Was wenn der Drache ihn trotzdem nicht mochte. Konnten Drachen eifersüchtig sein?
Vorsichtig trat er einen Schritt zur Seite um den Kopf der Echse zu umgehen. Ashes ließ ihn nicht aus den Auge, bewegte sich aber nicht und ließ Harry gehen.
Als der Gryffindor bei seinen Freunden ankam, zitterten seine Knie.
„Hey Harry. Hast du dich mit Ashes angefreundet?"
„Hör bloß auf, Charlie. Dieser Drache ist sowas von gruselig. Das gibt es gar nicht."
Charlie lachte.
„Das lass aber nicht deinen Freund hören. Der liebt seinen Drachen."
„Ja, kann er ja von mir aus auch. Deswegen darf er mir aber trotzdem unheimlich sein."
„Schon klar. So Mum. Wollen wir?"
„Ich weiß nicht so recht, mein Lieber. Dieses Tier ist doch sehr groß."
„Keine Angst Molly, es ist nicht schlimm. Arthur thront bereits auf Blades Rücken."
„Wer ist denn Blade?"
„Ginnys Drache, Mum. Und das ist mein Drache Flame."
Der große rote Reptilienkopf näherte sich der Matriarchin des Weasleyclans. Anders als ihr Mann zuckte sie nicht zurück. Stattdessen hob sie die Hand und sah scheinbar ungerührt zu, wie der Drache an ihren Fingern roch.
„So mach ich das immer mit fremden Hunden." vertraute sie Harry an, der neben ihr stand. „Wenn sie wissen, wie man riecht, sind sie sehr viel freundlicher."
Stella lachte. „Deine Mum ist eine Drachenbändigerin, Charlie."
„Ja, war mir klar, dass sie das hinkriegt. Was meinst du, Mum, sollen wir aufbrechen?"
Er half ihr auf den breiten Rücken der Echse und schwang sich dann hinter ihr in den Sattel.
Sein Aufsitzen schien das Zeichen zum Aufbruch zu geben. Auch die übrigen Drachenreiter bestiegen jetzt ihre Reittiere, halfen ihren Passagieren in den Sattel oder ließen sich Kinder angeben.
Stella hatte sich Jamies Tuch vor den Körper gebunden, sodass ihr kleiner Neffe sicher und warm unter ihrem Mantel verborgen war. Ron und Hermine drückten Lexie noch einmal fest an sich und hoben sie dann zu ihrer Tante. Stella half dem Mädchen, das trotz der sommerlichen Wärme in einen dicken Mantel gewickelt war sich richtig hinzusetzten und lächelte den Eltern der Kleinen dann aufmunternd zu.
„Keine Angst. Ich werde sie sicher zur Insel bringen. Ben wird sich riesig über seinen neue Cousine freuen."
Hermine nickte. In ihren braunen Augen glitzerten Tränen.
„Sei schön brav, Lexie. Hör auf das was deine Tante sagt."
„Hermine... Noch kannst du es dir anders überlegen..."
„Ron hör auf! Ich werde nicht mitfliegen."
Ron nickte leicht. Diese Antwort hatte er erwartet.
Harry drehte sich um und suchte mit den Augen die Wiese ab. Er hatte Draco vorhin in dem ganzen Gewühl aus den Augen verloren. Jetzt entdeckte er den Slytherin, der bei seinem Drachen stand. Neville und Millicent standen neben ihm und redeten auf den kleinen Walter ein, der sich am Bein seines Vater festklammerte.
„Macht's gut ihr. Stella, wir sehen uns ja heute Abend wieder. Ich geh mich schnell verabschieden."
Ohne eine Antwort abzuwarten rannte er über den Platz auf Draco und die Longbottoms zu.
„Hey, da bist du ja. Ich dachte schon, du verschwindest, ohne dich zu verabschieden. Was ist denn los?"
„Der Kleine will nicht mit. Er hat Angst vor den Drachen. Und mir glaubt er nicht, dass Ashes ihm nichts tun wird."
Neville zuckte entschuldigend mit den Schulten.
„Sorry. Aber er kennt dich nicht. Walter ist leider sehr misstrauisch."
„Schätzchen, Mummy kommt doch auch mit. Du musst nicht allein auf dem Drachen sitzen."
„NEIN!" Der Junge schüttelte die braunen Locken und verstärkte seinen Griff um das Bein seines Vaters. Draco seufzte leise und warf einen Blick über die Schulter in Richtung Charlie. Sie waren inzwischen die letzten, die noch auf dem Boden standen. Alle anderen saßen bereits im Sattel und die ersten Drachen hatten sich bereits in die Luft erhoben.
Harry ging in die Hocke und sah Walter mit einem aufmunternde Lächeln an.
„Hey. Du brauchst keine Angst zu haben. Sie mal, der Drache ist ganz lieb."
„Nein!"
„Ich bin auch schon auf einem Drachen geritten. Das ist wirklich schön. Glaub mir. Nachher wirst du nichts anderes machen wollen."
„Nein!"
„Walterlein. Hör doch auf das, was Harry sagt. Du magst Harry doch."
In Millicents Stimme schwang inzwischen vage Verzweiflung mit.
„NEIN!"
„So wird das nichts." Draco stieß sich von Ashes Flanke ab, gegen die er sich gelehnt hatte. „Millie, du musst den Anfang machen. Wir haben keine Zeit mehr. Ich muss heute Abend noch zurück. Wenn es nicht anders geht, müssen wir den Kleinen eben zwinge. Tut mir leid, Neville, aber anders geht es nicht."
Neville nickte. Millicent warf ihrem Mann einen unsicheren Blick zu, dann umarmte sie ihn. Einen Moment lang standen sie völlig reglos da, dann löste sie sich aus der Umarmung und nahm Dracos Hand.
Während er ihr auf den Rücken der großen Echse half, fiel Millie plötzlich ein, wie sehr sie in ihrem sechsten Jahr in Draco verliebt gewesen war. Sie hatte monatelang davon geträumt ihren hübschen Klassenkameraden für sich zu gewinnen. Komisch, wann einem solche Sachen einfielen. Damals hätte sie ihren rechten Arm dafür gegeben, dass er sie so anlächelte, wie er es in diesem Moment tat.
„Siehst du, Walter? Deine Mum ist schon auf dem Drachen. Und es ist nichts passiert. Jetzt komm, sein brav und steig zu ihr."
„Der Drache frisst mich!"
„Nein. Er mag nur Fisch. Und du bist doch kein Fisch, oder? Du musst ihn an dir riechen lassen, damit er merkt, dass du kein Fisch bist. Guck so."
Harry nahm all seinen Mut zusammen und streckte Ashes seine Hand hin. Die weichen Nüstern des Drachen strichen leicht über seine Finger. Er konnte den warmen Atem auf seiner Haut spüren. Walter sah ihn mit riesigen Kulleraugen an. Einen Moment lang schien er zu überlegen, dann ließ er das Bein seines Vaters los und trat neben Harry. Eine Hand fest im T-Shirt-Saum des Gryffindor vergraben, streckte er die andere zaghaft aus und hielt sie tapfer dem Drachen hin. Ashes weiche Nase glitt kurz über die winzige Kinderhand und alle hielten den Atem an. Dann schnaubte die Echse leicht und Walter kicherte entzückte, als die Wärme über seinen Arm strich.
Harry ließ den angehaltenen Atme entweichen und hob den Jungen hoch um ihn seiner Mutter zu reichen. Millicent nahm ihr Kind in Empfang und drückte ihn fest an sich.
Draco lächelte Harry anerkennend an.
„Wow, Drachendompteur und Kinderbändiger. Ich bin beeindruckt."
„Ach halt doch die Klappe, Malfoy." Harry grinste schief, dann beugte er sich vor und küsste den Drachenreiter.
„Bis heute Abend. Ich werde auf dich warten. Du schuldest mir noch was."
„Das bekommst du. Mit Zinsen."
Draco hob die Hand und strubbelte kurz durch Harrys Haare, dann schwang er sich hinter Millicent auf den Drachenrücken.
„Na dann lasst uns mal zusehen, dass wir den Anschluss nicht verlieren. Bis heute Abend."
Der Drache spreizte die Flügel und wirbelte Staub und loses Gras auf.
Harry hob die Hände an den Mund und brüllte um sich über das Rauschen der Schwingen verständlich zu machen:
„Draco!"
Der Slytherin drehte sich zu ihm um.
„Was?" rief er zurück.
„ICH LIEBE DICH!"
Statt einer Antwort lächelte Draco nur und warf ihm eine Kusshand zu.
Dann hob Ashes sich in die Luft um mit mächtigen Flügelschlägen die übrigen Drachen einzuholen.
Harry sah ihnen nach, bis sie nur noch winzige Punkte am Horizont waren.
A/N: Ab dem nächsten Chap wieder etwas mehr Drama. Ihr sollt euch ja nicht langweilen. ;o)
Bis demnächst.
Eure Yulah
