Entschuldigt bitte, dass es wieder so lange gedauert hat. Ich komm im Moment einfach zu nix und dieses Chap war auch noch ziemlich widerspenstig. Aber hier ist es und ich hoffe, es gefällt euch.
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29.
Die Zeit verging.
Sekunden wurden zu Minuten.
Minuten zu Tagen.
Tage - scheinbar - zu Jahren.
Gefangen in einem Netz beängstigender, verwirrender Träume hatte er jedes Gefühl für Zeit verloren.
Ab und zu kam das Licht und mit ihm die lauten Stimmen und das Gift. Glühendes Eis, das seine Kehle hinunterrann, sein Innerstes verbrannte, jeden klaren Gedanken begrub.
Dann hörte es auf.
So plötzlich wie es begonnen hatte.
Noch immer kamen die Männer, aber die Schale, die sie ihm an die aufgesprungenen Lippen setzten, enthielt nur Wasser.
Und langsam kehrte er zurück.
Die Bilder bekamen einen Sinn.
Die Gesichter hatten plötzlich Namen.
Und er selbst?
Er war... Harry...
Ja.
Harry Potter...
Nur langsam klärte sich der Nebel, den das Gift zurückgelassen hatte. Es war noch immer schwer die Realität von den Bildern des Wahns zu unterscheiden.
Die Drachen in Hogwarts, Justins Verrat, die Entführung durch die Todesser...
Was davon war wirklich geschehen?
Er fühlte sich schwach und unendlich müde, es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
Wie lange war er schon hier? Warum war er noch am Leben?
Seine tastenden Finger berührten in der Dunkelheit den Ring an seiner linken Hand, spürten die verschlungen Formen des Drachen.
Draco...
Ja, das war Wirklichkeit...
Weitere Bilder trieben an die Oberfläche seines Geistes.
Beruhigenden Bilder. Von Sehnsucht geprägte Bilder. Bilder voller Erinnerungen.
Erinnerungen, über denen er vor Erschöpfung wieder in tiefen Schlaf glitt.
Einige Zeit verging, dann kamen die Männer wieder. Sie brachten Fackeln mit und diesmal waren sie zu viert. Bisher waren es immer nur zwei gewesen. Sie öffneten die Kerkerzelle, zogen ihn auf die Füße und banden ihm die Hände auf dem Rücken zusammen. Er wusste, dass er sich wehren sollte, es zumindest versuchen sollte, aber seine Gliedmaßen gehorchten ihm noch immer nicht. Zu lange waren Körper und Geist getrennt gewesen. Er versuchte zu sprechen.
„Was habt ihr mit mir vor?" brachte er nach einigen vergeblichen Versuchen hervor. Seine Stimme war rau und leise. Ihr Klang erschreckte ihn. Die Todesser schien seine Frage zu erheitern. Ihr Gelächter hallte in der Höhle wider, ihre Augen blitzten ihm Fackelschein.
„Genug!" Diese Stimme war neu. Hart und wütend brachte sie die vier Männer zum Schweigen. Der Sprecher trat ins Licht und musterte Harry eingehend aus kalten Augen. Er kam dem jungen Gefangenen vage bekannt vor, aber zu vielen Todesser hatte er in den letzten Jahren im Kampf gegenübergestanden. Davon abgesehen lagen noch immer viele Erinnerungen im Dunkeln. Nur langsam erholte sich sein Verstand von den Auswirkungen des Giftes.
„Dir wird heute eine große Ehre zuteil werden, Potter. Du wirst eins werden mit Lord Voldemort. Endlich wird deine armselige Existenz ihren Zweck erfüllen. Deine unwürdige, kleine Seele wird in seinem großen, einzigartigen Selbst aufgehen und wird ihm den langverdienten Sieg schenken."
Harry spürte, wie Panik nach seinem Herzen griff. Seine Seele? Das war unmöglich, zu grausam, um wahr zu sein! Aber gleichzeitig wusste er, dass dieser Todesser die Wahrheit sagte. Plötzlich machte alles einen Sinn. Sein Verstand, der langsam aus seiner Trägheit erwachte, schrie die Muskeln an, sich zu bewegen, sich gegen die Fesseln zu wehren, aber sein vom Gift geschwächter Körper hing nur leblos, nutzlos in den Armen seiner Wächter.
Rodolphus Lestrange, plötzlich war Harry sein Name wieder eingefallen, musterte einen Augenblick abschätzig den Gefangenen, dann machte er eine herrische Geste in Richtung des Ganges.
„Bringt ihn in die Altargrotte. Das Ritual wird bald beginnen."
Sie zerrten ihn durch ein Labyrinth dunkler Gänge. Da er sich kaum auf den Beinen halten konnte, mussten sie ihn fast tragen.
Schließlich weitete sich der Gang und öffnet sich dann in eine gewaltige Höhle. Fackeln und ein prasselnder Scheiterhaufen erhellten die steinerne Halle, warfen zuckenden, tanzende Schatten an felsige Wände. Etwas an dieser Szene zupfte an seiner Erinnerung, aber er konnte den Gedanken nicht fassen. Ein dunkles, undeutliches Bild, am Rande seiner Erinnerung. Es war mit Schrecken verbunden, Angst, Trauer und Schmerz.
Jetzt, wo er nicht mehr in dem engen Gang war, stellte er erschrocken fest, dass sein Blickfeld stark eingeschränkt war. Seine Augen konnten nur erfassen, was sich direkt vor ihm befand. Gleichzeitig war er zu schwach, um den Kopf mehr als ein kleines Stück zu bewegen. Das musste das Gift sein. Es lähmte noch immer Teile seines Körpers.
Seine Wächter umrundeten langsam den äußersten Rand des Feuers und ein großer, quadratischer Steinblock tauchte in sein Blickfeld. Er war glattgeschliffen, am Rand mit uralten Runen geschmückt, dunkelbraune Flecken waren auf der Oberfläche zu sehen.
Ein Altar.
Ein Opferstein.
Befleckt mit jahrhundertealtem Blut.
Sie wollten ihn töten!
Und er hatte keine Chance sie daran zu hindern.
Der nächste Gedanke war klar und kalt wie Eis...
...Er würde sterben.
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Sie sahen stumm zu, wie die Todesser Harrys noch immer leblosen Körper auf den Altar hoben und seine Arme und Beine an den dort eingelassenen Eisenringen festbanden. Stella hatte ihre Hand auf Dracos Arm gelegt und spürte das Zittern. Sie konnte nachvollziehen, dass es ihren Freund große Selbstbeherrschung kostete, still zu bleiben. Sie selbst hätte am liebsten ihr Schwert gezogen und sich auf die versammelten Todesser gestürzt. Wie viel schwerer musste es für Draco sein?
Charlie hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass die Muskeln seines Unterkiefers deutlich hervortraten. Remus' Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Schließlich gab Charlie ihnen ein Zeichen, sich wieder zurückzuziehen.
In der Grotte wurden sie bereits sehnsüchtig erwartet.
„Und? Was habt ihr gesehen?" Hermines Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
„Wir haben Harry gesehen." Charlies Gesicht war grimmig.
„Was?" hauchte sie.
„Sie haben ihr gerade in die Kaverne gebracht. Ihn auf einen Altar gebunden."
„Ist er...? Wie sah er aus? Ich meine, war er verletzt?"
„Keine Ahnung. Wenn du mich fragst, er wirkte mehr tot als lebendig. Das Gift wahrscheinlich, das Snape erwähnt hat."
Hermine sah Charlie entgeistert an. Dann wanderte ihr Blick unwillkürlich zu Draco. Er war leichenblass, sagte kein Wort.
„Draco...?"
Er schüttelte den Kopf, schlang dann die Arme um den Oberkörper und trat ein paar Schritte zur Seite. Stella folgte ihm.
„Liebes?"
„Lass mich. Es geht gleich wieder. Es ist nur..." seine Stimme war leise, brach fast. „... es ist wie damals. Nur das es diesmal nicht ich bin."
Sie streichelte ihm beruhigend über den Arm.
„Wir holen ihn da raus."
„Ja."
Einen Augenblick standen sie schweigend nebeneinander, dann wandten sie sich wieder Charlie zu, der angefangen hatte, den anwesenden Drachenreitern die Höhle zu beschreiben. Als seine Frau und Draco wieder zu den anderen traten, hielt er kurz inne.
„Alles in Ordnung?"
Ein stummes Nicken genügte ihm als Antwort.
„Also, wie gesagt, der Altar steht im Zentrum der Höhle, ein Scheiterhaufen brennt direkt daneben. Allem Anschein nach gibt es nur noch drei offene Zugänge zur Kaverne, diesen hier, einen gegenüber und einen dritten, der etwa auf halbem Weg zwischen den beiden anderen liegt. Die übrigen sind eingestürzt, wie die beiden, die wir auf dem Weg hierher schon gesehen haben. Dass heißt, dass ein Teil unserer Leute umkehren mussten und wir nun nicht mehr so stark sind, wie eigentlich geplant. Ich hoffe, dass sie den Weg in einen der drei anderen Gänge finden werden. Unser Augenmerk gilt in erster Linie dem dritten Tunnel. Von dort haben sie Harry gebracht und ich bin mir sicher, dass auch Voldemort von dort kommen wir. Aber wir sollten nicht warten, bis der alte Bastard sich zeigt. Wir gehen da jetzt rein, schnappen uns Harry und verschwinden wieder. Und auf dem Weg befördern wir so viele von den Todessern ins Jenseits wie nur irgend möglich."
„Oh ja, die klassische Losstürmen-und-kopflos-angreifen-Barbaren-Taktik." warf Stella mit spöttischer Stimme ein.
„Hast du etwas daran auszusetzen?"
„Nur, dass wir wahrscheinlich keinen Meter weit kommen, bevor sie uns bemerken. Wie du schon so richtig bemerkt hast, sind sie in der Überzahl. Jeder existierende Todesser scheint sich in dieser Höhle versammelt zu haben. Klar, keiner will den Triumph ihres Bosses verpassen. Aber dadurch werden sie uns auch gefährlich. Und was hindert sie daran, Harry einfach wegzuschaffen oder ihn im schlimmsten Fall einfach zu töten? Ganz abgesehen davon, dass wir, wie gesagt, zu wenige sind."
Charlie seufzte schwer.
„Du hast ja recht. Ich hab mich hinreißen lassen. Entschuldigt bitte. Also, wir gehen nach dem ursprünglichen Plan vor. Wir warten auf das Zeichen der anderen Gruppen. Dann greifen wir von allen Seiten gleichzeitig an. Simon. Eric. Ihr bezieht Posten hinter dem Wall. Der Rest macht sich kampfbereit. Es kann nicht mehr lange dauern."
Schweigend verschwanden die beiden Drachenreiter im Gang, um ihre Befehle auszuführen.
Schweigend machten sich die übrigen kampfbereit.
Schweigend warteten sie.
Die Minuten vergingen quälend langsam, bis Simon endlich wieder zurückkehrte um die Ankunft und Kampfbereitschaft der übrigen Truppen zu melden.
Charlie drängte sich zwischen seinen Leuten durch und warf einen weiteren Blick in die Höhle. Die Todesser schienen noch immer Vorbereitungen zu treffen, vier von ihnen bewachten den Altar. Von Voldemort war nach wie vor nichts zu sehen. Dafür bemerkte er die Bewegung im gegenüberliegende Tunneleingang. Sie warteten nur auf sein Zeichen. Charlie nickte grimmig, dann wandt er sich um.
„Also schön. Jetzt gilt es, Freunde. Simon, Eric, Ron, Stella und Kingsley, ihr kümmert euch um Harry. Achtet nicht auf die anderen. Euer einziges Ziel ist der Altar. Wenn ihr ihn befreit habt, bringt ihn so schnell wie möglich nach hinten und bewacht ihn. Wir kümmern uns um den Rest. Wenn jemand Voldemort zu Gesicht bekommt, will ich das wissen. Verstanden?" Die Angesprochenen nickten. „Hermine, Remus. Ihr bleibt mit der Nachhut bei den Grotten. Ich möchte, dass jemand da ist, der sich um eventuelle Verwundete kümmern kann."
„Aber..."
„Hermine! Das ist keine Bitte! Als ich dir erlaubt habe mitzukommen, geschah das unter der Bedingung, dass du dich meinem Befehl unterstellst. Also wirst du meine Befehle auch akzeptieren müssen. Niemand geht da raus, der keine ausreichende Kampferfahrung hat. Außerdem, wir brauchen dein Wissen über die Heilkunst."
Einen Moment lang sah es so aus, als wollte die junge Hexe noch etwas sagen, dann nickte sie und zog sich mit den als Nachhut bestimmten Drachenreitern wieder zurück. Insgeheim war sie froh, dass sie nicht am Kampf teilnehmen musste. Remus legte ihr eine Hand auf die Schuler.
„Mach dir nichts draus, wir kämpfen an andere Stelle."
Hinter dem Geröllwall teilte Charlie mit knappen Befehlen seine Truppen ein.
„Wir haben maximal 30 Sekunden, bevor sie uns bemerken. Wir müssen also schnell und vorsichtig sein. Wenn wir erst mal in der Kaverne sind, gibt es keine Zeit mehr uns zu organisieren. Denkt dran, ihr kämpft gegen Leute mit Zauberstäben, haltet euch also nicht mit Herausforderungen auf. Kämpft mit Magie, aber tötet mit dem Schwert."
Ginny sah ihn herausfordernd an.
„Bruderherz, wir haben das schon mal gemacht, wie du weißt. Also lass uns los. Ich persönlich will nicht warten, bis dieser Mistkerl Voldemort auftaucht."
Ihr Bruder nickte grimmig. Dann trat er an den Wall. Er sah zu den übrigen beiden Eingängen, in denen seine Leute versteckt waren. Auch wenn er nur die Krieger auf er anderen Seite sehen konnte, wusste und hoffte er doch, dass sich der Rest in diesem Moment im dritten Gang sammelte um den Todessern in den Rücken zu fallen.
Langsam atmete er ein uns aus, ließ seinen Blick über das Innere der Höhle gleiten.
Dann gab er den Befehl.
Lautlos und schnell wie Schatten verließen sie den Gang, schwärmten in die Höhle. Als der erste Todesser die Angreifer bemerkte und einen Warnschrei ausstieß, war es bereits zu spät.
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Harry hörte die Rufe und den plötzlichen Aufruhr. Sehen konnte er nichts, da er noch immer nicht in der Lage war, den Kopf zu drehen, geschweige denn zu heben. Nur wer direkt neben dem Altarstein stand, geriet in sein Blickfeld. Trotzdem spürte er einen Hoffnungsfunken in sich aufsteigen. Die Geräusche klangen nach Kampflärm. Die Rufe der Todesser waren Warnungen. Wer immer die Kaverne betreten hatte, bekämpfte Voldemorts Anhänger und wurde damit automatisch zu seinem Freund. Erstickte Schreie in unmittelbarer Nähe ließen ihn zusammenzucken.
Dann machte sich jemand an seinen Fesseln zu schaffen. Hoffnung mischte sich mit Panik. Was, wenn das seine Kerkermeister waren, die ihn in „Sicherheit" bringen wollten?
Ein Gesicht tauchte in seinem Blickfeld auf und Harry schluchzte fast auf, vor Erleichterung.
„Ron..." Ein Flüstern nur, rau und tränenerstickt.
Ron lächelte.
„Hey Kumpel. Genug geschlafen. Wir dachten, du möchtest dir vielleicht mal ein bisschen die Beine vertreten."
„Simon, pass auf hinter d... oh, schon gut, vergiss es."
„Ich hab Augen im Hinterkopf, Herzchen."
„Das ist aber schwierig beim Kämmen, was?"
Ein Aufschrei folgte den Worten. Worten vertrauter Stimmen. Harry spürte Erleichterung, wilde Freude, auflodernde Hoffnung.
„Ja, was stehst du auch da rum, wo ich mit meinem Schwert bin. Blöder Kerl."
„Stella, spricht so eine Lady?"
„Seit wann bin ich eine Lady?"
„Auch wieder wahr. Ich quatsch dir ja nur ungern alles nach, aber: Pass auf, hinter dir..."
„Hey ihr Clowns. Helft mir mal!"
„Wird gemacht, Boss. Hallo Harry."
Stellas Gesicht tauchte neben ihm auf. Simon auf der anderen Seite.
„Leute, bin ich froh euch zu sehen." brachte Harry mühsam hervor. Das Sprechen fiel ihm schwer.
„Siehst du, Stel, und du hast gedacht, er will seine Ruhe haben und würde sich nicht über unseren Besuch freuen."
„Könnt ihr auch mal ernst sein? Diese Witze halten uns nur auf."
Die dunkle Stimme gehört zu einem ebenso dunklen Gesicht, dass nur kurz in Harrys Blickfeld trat.
Kingsley.
„Na dann komm mal, Kumpel. Wir sollten dich wohin bringen, wo du in Ruhe schlafen kannst. Dieser Stein sieht nicht sehr bequem aus."
Sanfte Hände zogen ihn in eine aufrechte Position. Erschrocken schnappte er nach Luft, als er sah, was den Lärm verursachte.
In der Kaverne tobte eine Schlacht.
Todesser kämpften gegen Drachenreiter. Schwerter klirrten, Flüche wurden geschrieen, Funken stoben von Zauberstäben und Fingerspitzen. Harry sah Charlies roten Haarschopf und Ginnys Pferdeschwanz. Die Geschwister standen Rücken an Rücken, hielten sich so eine ganze Gruppe Todesser vom Leib.
Er sah andere vertraute Gesichter. Seamus, der einen Gegner im Schwitzkasten hatte, Angelina, deren Schwert einen weiten Bogen beschrieb, an dessen Ende der Tod stand. Unbewusst, zur gleichen Zeit ängstlich und voller Hoffnung, hielt er nach Draco Ausschau. Doch der blonde Zopf seines Freundes war in dem Chaos nirgendwo zu entdecken.
„Kannst du laufen?"
Rons Gesicht war besorgt.
Harry schüttelte leicht den Kopf.
„Ich glaube nicht. Aber ich kann es versuchen."
„Nein. Wir machen das schon. Kingsley, hilf mir. Ihr anderen deckt unseren Rückzug. Und gebt Charlie das Zeichen, dass wir Harry haben."
Harry fühlte sich von starken Armen gestützt und vorsichtig vom Altar gehoben. Seine Füße berührten den Boden, trotzdem wurde er mehr getragen, als sie sich so schnell wie möglich zum Ausgang der Höhle vorarbeiteten.
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Der Kampf tobte überall. Die Drachenreiter hatten die Ausgänge besetzt und versuchten, den Todessern so jeden Fluchtweg abzuschneiden. Wenn sie leben wollten, mussten sie kämpfen. Dass es trotzdem einzelnen gelang, sich in den dritten Gang zu flüchten, fiel im allgemeinen Tumult kaum jemandem auf. Außerdem würden sie dort früher oder später der dritten Abteilung der Drachenreiter in die Hände fallen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Schlupfwinkel der Feinde aufzustöbern und auszuräuchern. Dieses kleine Detail des Plans war einer Idee von Kingsley zu verdanken, der den Großteil seines Lebens gegen die Todesser kämpfte und ihre Mentalität und Vorgehensweise kannte. Irgendwo in den labyrinthischen Gängen hielt sich Voldemort versteckt. Und ihn galt es zu erwischen, wollten sie diesem Krieg ein Ende setzen.
Die übrigen Drachenreiter kämpften überall in der Höhle, säten Angst und Tod unter ihren Feinden.
Aus den Augenwinkeln sah Draco, wie sich die kleine Gruppe, deren Ziel der Altar gewesen war, auf den Ausgang zu bewegte. In ihrer Mitte konnte er Harry ausmachen.
Die Erleichterung war fast greifbar. Egal, was jetzt noch passierte, Harry war in Sicherheit. Er konzentrierte sich wieder auf den Kampf. Zwei Todesser fielen einem Feuerzauber zum Opfer. Hier unten floss die Energie der Quellen stark, ließ seine Zauber an Macht gewinnen.
„Sieh an, die Gerüchte stimmen also. Lucius' Brut ist noch immer am Leben. Wir hätten dich in dieser ersten Nacht töten sollen. Es war ein Fehler, dich lange genug am Leben zu lassen, damit man dich retten kann. Wer auch immer dafür verantwortlich ist. Ein Fehler übrigens, den ich zu korrigieren gedenke."
Die Stimme kam aus dem Nichts. Die dazugehörige Person tauchte plötzlich aus dem Dunkeln auf.
Die Erinnerung fasste mit eiserner Klaue nach Dracos Herz.
Lestrange.
Ohne den Todesser aus den Augen zu lassen, zog Draco langsam sein Schwert.
„Das haben sowohl Flint als auch Lucius ebenfalls gesagt. Nein, stimmt nicht, Flint hat in erster Linie um sein Leben gebettelt. Genützt hat es ihm nichts. Lucius ebenso wenig."
„Flint war ein Schwachkopf, der nur mit dem Ding zwischen seinen Beinen gedacht hat und Lucius... nun, ich muss dir sicher nichts über deinen Vater erzählen, was du nicht selbst schon weißt. Ich werde ihren Fehler nicht wiederholen. Und glaube nicht, dass ich mich von deinem Schwert da beeindrucken lasse. Du bist ein Zauberer! Kämpfe mit Magie!"
Draco sah die leichte Unsicherheit in den Augen seines Gegenübers. Lestrange war lange nicht so selbstbewusst, wie er sich gab.
Draco spürte, wie die Erinnerung verblasste. Die Angst, die er einmal vor diesem Mann gehabt hatte, zerfiel zu Staub. Er lächelte. Ein sanftes und gleichzeitig boshaftes Lächeln.
„Wie du willst."
Er senkte den rechten Arm, der das Schwert hielt, bis die Spitze der Klinge fast den Boden berührte. Gleichzeitig hob er den linken Arm, die Hand ausgestreckt mit der Handfläche nach oben. Die Worte des Zaubers kamen wie von selbst. Er spürte die Energie des Quellen, die durch seinen Körper pulsierte. Eine Flammenkugel wuchs im Inneren seiner Handfläche, bis sie die Größe einer Honigmelone erreicht hatte. Feuer fiel ihm hier, im Inneren der Erde, sehr viel leichter als an der Oberfläche. Dort waren es Wasser und Wind, die seinem Einfluss um einiges bereitwilliger folgten.
Rodolphus Lestrange starrte fasziniert und erschrocken zugleich auf das tanzenden Feuer. Er kannte weder die Sprache, geschweige denn die Worte des Zaubers. Gleichzeitig hielt er vergeblich nach dem Zauberstab Ausschau.
„Wie... wie hast du das gemacht?" Seine Stimme war gegen seinen Willen bewundernd. Dann fasste er sich wieder.
„Was willst du mit diesem läppischen Zauber bewirken? Willst du mir die Haare ansengen?"
Dracos Stimme war sanft. Das Lächeln umspielte noch immer seine Lippen.
„Nein. Aber du hast einen wichtigen Punkt nicht bedacht. Lass dich niemals ablenken, wenn dein Gegenüber ein Schwert in der Hand hält."
Während er sprach ließ Draco die schimmernde Klinge in weitem Bogen durch die Luft gleiten und trennte dem Todesser den Kopf von den Schultern, bevor dieser reagieren konnte. Mit einem dumpfen Laut fiel der Schädel einige Schritte weit entfernt auf den Boden, gleichzeitig sackte der Körper in sich zusammen.
Mit leidenschaftsloser Miene sah Draco auf den Leichnam seines ehemaligen Peinigers, dann drehte er sich auf dem Absatz um. Zwei Todesser in seiner Nähe drängten sich gegen die Wand um ihm zu entgehen. Zwar war er allein, aber der kalte Zorn in seinen Augen ließ sie den dringenden Wunsch verspüren, nicht am anderen Ende dieses Blickes zu sein. Draco beachtete die beiden nicht. Stattdessen ließ er die Flammenkugel über die Klinge des Schwertes gleiten, wo sie jeden Rest von Blut verbrannte, dann warf er den brennenden Ball hinter sich, wo die Flammen sofort den Umhang Lestranges in Brand setzten.
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Harry lag halb gegen die Höhlenwand gelehnt auf dem Boden, trank mit langsamen Schlucken aus einem Wasserschlauch, den ihm jemand gegeben hatte und sah zu, während Hermine ihn mit Hilfe ihres Zauberstabes behutsam untersuchte. Immer wieder sah sie ihn dabei an und lächelte.
„Hast du Schmerzen, Harry?"
„Nein. Mir ist nur etwas schwindelig. Und ich bin furchtbar müde."
Das war noch untertrieben, das wusste er. Es gelang ihm kaum, die Augen offen zu halten und seine Stimme war leise und zitterte leicht. Zwei Wochen in vollkommener Bewegungslosigkeit und tiefem, von Halluzinationen durchzogenem Dämmerschlaf hatten ihn an die Grenze seiner Kraft getrieben. Er hatte seit seiner Entführung so gut wie nichts gegessen und war entsprechend abgemagert und entkräftet. Seine Häscher hatten die körperliche Unversehrtheit sehr großzügig ausgelegt. Und was sollte einem Wahnsinnigen wie Voldemort an einem gesunden Geist gelegen sein?
Ron kniete neben Harry auf dem Boden und sah ihn unverwandt an. Seine Schuldgefühle waren in dem Moment wieder erwacht, als sie aus der großen Höhle entkommen waren.
„Es tut mir so leid, Harry..." flüsterte er.
„Was?"
„Dass ich... dass zugelassen habe, dass du entführt wirst. Schon wieder... Ich... bitte verzeih mir..."
Harry hätte Ron am liebsten umarmt, ihm gesagt, dass es nicht seine Schuld war, aber dafür reichte seine Kraft beim besten Willen nicht. Stattdessen legte er seine Hand auf Rons Oberschenkel und lächelte schwach.
„Mach dir keine Gedanken..."
Dann wanderte sein Blick wieder durch die Höhle. Remus und Stella kümmerten sich um drei verwundete Drachenreiter, die von Freunden gerettet und in die kleine Grotte gebracht worden waren. Kingsley hatte die Höhle sofort wieder verlassen, um sich an der Schlacht zu beteiligen, Eric und Simon hatten sich der kleinen Gruppe zugesellt, die den Eingang verteidigte.
Harrys Augen suchte noch immer nach einem ganz bestimmten Gesicht. Er wollte ihn sehen. wenigstens einen Blick, bevor er sich der Müdigkeit ergab. Nur ein Blick. Sehen, dass es ihm gut ging, dass er noch immer da war... Dass er kein Traum war wie die Bilder in seinem Gefängnis...
„Wo ..." flüsterte er.
„Was?" fragte Ron.
„Draco..."
„Oh... er ist draußen, in der großen Höhle...du weißt schon... es geht ihm bestimmt gut. Ich hab ihn mit seinem Schwert gesehen. Er ist ziemlich gut... Mach dir keine Gedanken."
Harry nickte leicht. Ja, Draco kam allein zurecht. Und er war gut mit dem Schwert.
„Er hat dich ziemlich vermisst in letzter Zeit. Mehr als wir anderen zusammen würde ich sagen. Ich freu mich wirklich für dich, dass du jemanden gefunden hast, der dich so sehr liebt."
Ron wusste nicht, warum er das sagte, aber er wollte, dass Harry wusste, dass er seine Liebe zu Draco akzeptierte und verstand, trotz aller Spöttelei und Proteste in der Vergangenheit. Dann wechselte er abrupt das Thema.
„Hey, weißt du was? Draco hat George gefunden und seine Mum."
Harry lächelte schwach.
„Wirklich?"
„Ja. Ist das nicht klasse? Sie sind auf der Dracheninsel. Man, das ist ja vielleicht ein phantastischer Ort! Du hast echt nicht übertrieben, mit deiner Erzählung. Und stell dir vor, Greg hat mich als Handlanger in seiner Küche eingestellt. Simon meinte, das wäre eine große Ehre..."
Harrys Lächeln vertiefte sich etwas. Erschöpft schloss er die Augen und lehnte den Kopf gegen die Steinwand. Es war gut, Rons Stimme zu lauschen, die Belanglosigkeiten erzählte. Kleine Dinge, die in seiner Abwesenheit passiert waren und ihm jetzt zeigten, dass das Leben weiterging, dass es noch immer Gutes gab, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Die Verzweiflung und Düsternis die sich in den letzten Wochen auf sein Herz gelegt hatte, begann, sich langsam aufzulösen.
„Ron, lass Harry ein bisschen schlafen. Er ist völlig fertig."
Der sanfte Tadel in Hermines Stimme ließ Harry die Augen wieder aufschlagen.
„Nein. Lass ihn. Ich höre ihm gern zu. Das ist ein Stück von Zuhause..."
Hermine lächelte, dann rollte sie einen Mantel zusammen und schob ihn Harry in den Rücken.
„Hier, das ist bequemer, Liebes."
„Danke..."
„Hey, sieh mal, wer da ist."
Harry hob den Kopf und folgte mit den Augen Rons ausgestrecktem Finger.
Draco stand im Eingang des Tunnels zur Haupthöhle. Er war außer Atem, hielt noch immer sein Schwert in der Hand. Einzelne Strähnen hatten sich aus seinem Zopf gelöst und umtanzten sein Gesicht. Außer einigen Schmutzschlieren auf Stirn und Wangen, die seltsam nach Ruß aussahen, schien er unversehrt. Seine Augen glühten, hielten Harrys Blick endlose Sekunden gefangen, während er stumm und reglos einfach dastand.
Dann erwachte er aus seiner Starre, durchquerte die Höhle mit wenigen Schritten und fiel neben Harry auf die Knie. Sein Schwert fiel klappernd zu Boden, unbeachtet, unwichtig im Moment.
Harry konnte ein ersticktes Aufschluchzen nicht unterdrücken und ließ sich einfach nach vorn fallen, in Dracos Arme, und umklammerte ihn mit aller verblieben Kraft. Er vergrub sein Gesicht in den blonden Haaren, atmete den so lange entbehrten Duft ein und unternahm nicht einmal den Versuch seine Tränen zurückzuhalten.
Draco hielt den zitternden, viel zu dünnen Körper einfach nur fest, spürte Harrys Herz, dass gegen seine Brust schlug, fühlte die Tränen, die in seinen Nacken tropften.
Die Welt um sie herum schien still zu stehen. Die Geräusche traten in den Hintergrund, die Schlacht schien nur mehr eine vage Sinnestäuschung. Es zählte nur, dass sie hier waren, sich wieder im Arm hielten, beide lebten.
Als sie sich ansahen, Grün und Silber ineinander verschmolzen und sich ihre Lippen schließlich sanft berührten, fühlte Harry wie einen Sturm von Gefühlen durch sein Inneres tobte. Freude und Erleichterung, Sehnsucht und, etwas beunruhigt, auch Verlangen.
„Draco..." murmelte er gegen die weichen, vertrauten Lippen.
Hermine seufzte leise, als eine Woge aus Zuneigung und Rührung durch ihren Körper glitt. Dann packte sie ihren fasziniert starrenden Mann am Kragen und zog ihn hinter sich her auf die andere Seite der Grotte.
„Lass sie ein bisschen allein. Und benimm dich einmal in deinem Leben nicht wie in Fünfjähriger!"
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Charlie kochte.
Dieser Kampf hatte sich in die völlig falsche Richtung entwickelt.
Sicher, sie hatten Harry schnell und ohne Probleme befreien und aus der Haupthöhle schaffen können.
Die Verluste ihrer Feinde waren hoch, etliche Todesser lagen auf dem Boden der Höhle, waren den Klingen und Zaubern der Drachenreiter zum Opfer gefallen.
Doch jetzt war es ihnen irgendwie gelungen, sich im dritten Gang zu verschanzen und es gelang ihnen relativ gut, sich gegen die Drachenreiter zur Wehr zu setzen, die sie von beiden Enden des Tunnels aus belagerten.
Charlie wusste jetzt mit Sicherheit, dass Voldemort unter ihnen war. Und zu allem Überfluss hatten sie es geschafft Geiseln zu nehmen. Geiseln, die sie nur im Tausch gegen Harry freigeben würden. Ein Handel, auf den sie sich unter keinen Umständen einlassen würden.
Er starrte den nervösen Todesser an, der als Unterhändler zu ihm gekommen war.
„Wir müssen uns beraten. Geh zurück zu deinem Lord und sag ihm, dass er meine Antwort in zwei Stunden bekommt."
Der Mann verneigte sich spöttisch.
„Wenn ihr nicht antwortet oder nicht auf unsere Forderungen eingeht, werden wir die Geiseln töten."
„Und was habt ihr dann noch in der Hand?" brachte Charlie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ihre Seelen."
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In der kleinen Höhle, die sie als Stützpunkt gewählt hatten, herrschte nach dem Schlachtlärm angenehme Ruhe. Die Verwundeten wurden hier versorgt und Charlie nahm sich einige Augenblicke Zeit, persönlich nach ihnen zu sehen.
Dann trat er in den hinteren Bereich, wo es Ron irgendwie gelungen war, ein Feuer zu entzünden. Sein Blick fiel auf Harry, der, den Kopf in Dracos Schoß gebettet, fest zu schlafen schien.
Der Slytherin hob den Kopf, als er seinen Hauptmann sah.
„Und?"
„Patt. Sie haben sich verkrochen und wir kommen nicht an sie ran."
„Räuchern wir sie aus."
Simon hatte seinen Posten am Tunneleingang verlassen und ließ sich jetzt neben dem Feuer nieder.
„Sie haben Geiseln."
„Was?" Grüne Augen öffneten sich. Harry versuchte sich mühsam aufzusetzen, bis er sich schließlich erschöpft gegen Draco lehnte.
„Harry. Wie geht es dir, mein Freund?"
„Ging mir schon mal besser. Aber wenn du mich eine Woche schlafen lässt... Was ist mit den Geiseln?"
„Sie haben sechs oder sieben unserer Leute geschnappt." Er schluckte schwer.
„Ginny ist eine von ihnen..."
Ron sprang auf.
„Und du sitzt hier? Wir müssen sie sofort befreien!"
„Ronald setz dich! Davon verstehst du nichts."
„Dein Bruder hat recht. Wir helfen Gin nicht, indem wir uns umbringen lassen."
Ron schnaubte, dann wandt er sich wieder Charlie zu
„Was wollen sie? Dass wir sie gehen lassen?"
Charlie seufzte schwer und wich Dracos Blick aus.
Es war Harry, der für ihn antwortete.
„Sie wollen mich, hab ich recht?"
„Ja. Aber das steht nicht zur Debatte. Wir haben dich nicht befreit, um dich ihnen jetzt wieder vor die Füße zu werfen. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen. Und dafür haben wir keine zwei Stunden mehr."
„Gibt es andere Zugänge zu diesem Gang"
„Nein. Wir halten sie bereits alle."
„Wie können sie noch Forderungen stellen, wenn sie offensichtlich in der Falle sitzen?"
„Ron. Sie haben Zauberstäbe und können damit umgehen. Und sie haben sieben unsere Freunde und drohen damit, ihnen ihre Seelen zu rauben. Glaub mir, sie können Forderungen stellen."
Stille folgte seinen Worten. Stille, in der jeder von ihnen abwägte, was geschehen würde, wenn die zwei Stunden herum waren.
„Ich werde gehen."
Alle Augen wanden sich Harry zu. Charlie fand als Erster die Stimme wieder.
„Das kannst du nicht! Du kannst kaum gerade stehen!"
„Ich muss gehen. Ich will nicht, dass noch mehr Menschen meinetwegen sterben. Und ganz sicher nicht Ginny. Ich werde mich Voldemort stellen. Ich werde gegen ihn kämpfen und diese Sache ein für allemal zuende bringen! Es reicht. Dieser Krieg dauert schon viel zu lange. Und es ist mein verdammtes Schicksal, Voldemort zu stellen und zu besiegen."
„Aber das ist Wahnsinn! Du bist viel zu schwach. Du hast keinen Zauberstab. Du..." Ron warf die Hände in die Luft, als ihm die Worte ausgingen.
Hermine sagte nichts. Ihr Blick hing an Draco.
Er hatte die Augen geschlossen und sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Als er sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
„Harry..."
Der Gryffindor sah seinen Freund an.
Zärtlichkeit und Trauer mischten sich in seinem Blick.
„Du weißt, dass ich das tun muss." flüsterte er.
Draco schlug die Augen auf und nickte langsam.
„Ja. Aber ich dachte es würde noch etwas mehr Zeit bleiben..."
„Es wird alles gut."
Harry wusste nicht, warum er das sagte, denn im Grunde seines Herzens glaubte er nicht daran.
„Draco! Bist du jetzt auch verrückt geworden? Willst du ihn einfach gehen lassen? Das kann nicht dein Ernst sein!"
„Lass mich in Ruhe, Ron. Diese Entscheidung liegt nicht bei dir."
Dann, so leise, dass nur Harry ihn hören konnte.
„Und sie liegt auch nicht bei mir."
Harry beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Wange.
Charlie seufzte, dann stand er auf.
„Dray? Kann ich dich kurz sprechen?"
Sie gingen zum Ende der Höhle, dorthin wo keiner zuhören konnte.
„Willst du ihn wirklich gehen lassen? Er ist schwach. Er kann kaum stehen, geschweige denn kämpfen. Selbst wenn wir ihm einen Zauberstab besorgen, ist die Wahrscheinlichkeit minimal, dass er Voldemort besiegt. Wir sollten ihn hier fortschaffen und diesen letzten Kampf auf ein anderes Mal verschieben."
„Und die Geiseln zurücklassen? Charlie, das wirst du nicht machen. Und selbst, wenn es dieses Geiseln nicht gäbe... Harry ist der einzige, der Voldemort besiegen kann. Und heute ist seine Chance, diesen Wahnsinn endgültig zu beenden. Er muss das tun, das weißt du so gut wie ich. Nichts, was wir sagen, wird ihn davon abhalten. Er wird die Prophezeiung erfüllen. Zum Guten oder zum Bösen."
„Du willst ihn also in den Tod rennen lassen?"
„Nein, das will ich nicht! Du weißt, dass ich alles tun würde, um ihn davon abzuhalten, wenn ich eine Chance sehen würde, dass ich Erfolg habe. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn mehr als mein verdammtes Leben. Und darum respektiere ich seine Entscheidung."
„Das mag ja alles sein. Ich weiß, dass du ihn liebst, aber er ist zu schwach, verdammt noch mal. Er kann nicht kämpfen, auch wenn er das will. In seiner momentanen Verfassung könnte er nicht mal Jamie besiegen und der ist sieben Monate alt! Es ist unmöglich, dass er siegt und das weißt du auch."
„Es gibt eine Möglichkeit."
„Es gibt eine Möglichkeit?" wiederholte Charlie, dem vor Überraschung nichts besseres einfiel.
„Ich habe mir während unsere Suche in den letzten Wochen das Ritual sehr genau angesehen."
„Was soll das heißen? Gibt es eine Möglichkeit den Zauber zu brechen? Warum erzählst du das erst jetzt?"
„Nein. Der Zauber kann nicht aufgehoben werden, das weißt du. Aber das Ritual hat mich an einen anderen Zauber erinnert, von dem die Druiden schreiben. Es geht dabei ebenfalls um die Verschmelzung zweier Seelen, aber als Geschenk, nicht geraubt..."
Charlie wurde totenbleich.
„Draco nein! Das verbiete ich dir! Ich weiß. was du vorhast. und ich werde das nicht erlauben! Ich hab nie verstehen können, warum die Druiden diesen Zauber nicht aus den Büchern verbannt haben! Niemand würde das machen!"
„Es wurde bereits getan. Nicht oft, aber es ist geschehen. Mütter, die ihre Kinder dadurch vor dem Tod bewahrt haben. Liebende, denen der Tod sicher war. Es ist geschehen! Es gibt dokumentierte Fälle."
„Das ist trotzdem Wahnsinn! Du hast selbst gesagt, dass es kein Zurück gibt! Mal gesetzt den Fall es gelingt dir, was noch lange nicht gesagt ist, und sagen wir weiter, Harry besiegt Voldemort und vernichtet ihn, wie soll ich ihm dann erklären, was du getan hast? Wie soll ich ihm erklären, dass du zwar noch am Leben bist, aber nur noch eine leere Hülle. Nein, Draco. Das werde ich nicht zulassen!"
„Wie willst du mich davon abhalten? Ich brauche deine Erlaubnis nicht. Ich habe meine Entscheidung getroffen, Charlie. Wenn ich Harry dadurch retten kann, ist meine Seele ein mehr als angemessener Preis."
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A/N: Ich weiß, dass ist ein noch fieserer Cliff als beim letzten Mal, aber ihr dürft nicht vergessen, dass die Fic sich ihrem Ende nähert, jetzt passiert alles auf einmal.
Hab jetzt ne Woche frei. Ich hoffe Chap 30 wird deshalb schneller fertig, aber ich verspreche nichts...
Und wieder mal ein dickes Bussi an alle, die gereviewt haben. Ich hab euch alle ganz doll lieb.
Und noch ein Bussi an Yumeko, die ein paar verirrte Satzzeichen für mich eingefangen hat. Nach dem 20.000sten Mal lesen, hab ich einfach ein paar von den Dingern nicht mehr gefunden. HDL Süße.
Bis bald
Eure Yulah
