Du liebe Güte... Also, ich dachte eigentlich, dass die Identität von Charlies Besucher auf der Mauer klar ist, war zumindest so geplant. Ich hab mir große Mühe mit den versteckten Hinweisen gegeben, aber offensichtlich waren sie zu gut versteckt... ;o)
Kiralein, Alania ich bin stolz auf euch, ihr hörst mir wirklich sehr gut zu. ;o)
Oedarius? Ich wusste, dass dir der Kampf gefallen würde. Hab beim Schreiben der Sequenz an dich gedacht.
Und ihr denkt doch nicht wirklich, dass ich die Geschichte so abrupt enden lasse, oder? Schluss ist erst, wenn Ende drunter steht. Soviel kann ich euch jetzt schon sagen. Wie auch immer es enden wird.
So, und jetzt on with the story:
31.
Die Sonne schien durch das weit offene Fenster, malte Muster auf den Steinboden. Die Vorhänge flatterten im Seewind, die Schreie der Möwen gellten über das Meer.
Harry schlug die Augen auf und blinzelte einige Augenblicke lang verwirrt an die Zimmerdecke. Er hatte von Drachen geträumt und vom Fliegen. Und aus irgendeinem Grund auch von Charlie. Er war sehr aufgebracht gewesen, hatte jemanden angeschrieen oder ausgeschimpft, den Harry in seinem Traum nicht hatte sehen können. Sehr seltsam.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sich sein schläfriger Geist geklärt hatte und die Erinnerungen der letzten Tage wieder an die Oberfläche glitten. Jeder Gedanken an den Traum war wie weggewischt, als die Trauer und Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit und Leere wieder mit eisernen Klauen an seiner Seele zerrten.
Er wagte es nicht den Kopf zur Seite zu drehen.
Er wollte Dracos leblosen Körper nicht sehen, der zweifellos noch genauso da lag wie gestern, als Harry sich ins Bett gelegt hatte.
Gestern?
War das wirklich erst einen Tag her?
Oder wie viel Zeit war vergangen?
Der nächste Gedanke war so schrecklich, dass er kaum noch Luft bekam.
Was wenn es bereits zu spät war?
Wenn er solange geschlafen hatte, dass Draco bereits...
Was wenn Draco längst tot war?
Wenn er Dracos letzte Tage einfach verschlafen hatte?
Langsam drehte er den Kopf zur Seite.
Das Bett neben ihm war leer.
Die Laute die sich seiner Kehle entrangen, waren die gequälten Schreie eines verwundeten Tieres. Nichts menschliches lag in seiner Stimme.
„Nein..."
Dusty, der auf der Fensterbank in der Sonne lag und sich putzte, hob erstaunt den Kopf, als Harry aus dem Bett sprang und aus dem Zimmer floh.
Er rannte, ohne zu wissen wohin. Gänge entlang, Treppen hinauf, durch stille Flure und über Galerien, eine weitere Treppe hinab. Er rannte an Menschen vorbei, die ihm erstaunt nachblickten, stieß gegen eine leere Rüstung, die mit ohrenbetäubendem Krach zu Boden fiel.
Dann wurde seine Flucht abrupt gebremst, als er gegen eine Wand aus Muskeln lief. Hätte Greg nicht geistesgegenwärtig nach seinen Armen gefasst und ihn festgehalten, wäre er durch seinen eigenen Schwung hintenüber gefallen.
„Langsam, Harry. Was ist denn los? Warum rennst du hier rum, wie von Furien gehetzt?"
„Draco..." stieß Harry keuchend hervor. „Er ...ist weg... Wo...?"
„Bei Celeste im Krankenflügel. Er..."
„Danke!" Harry riss sich los und rannte weiter, bevor Greg noch eine Chance hatte, etwas zu sagen.
„Harry warte! Er ist..."
Den Rest hörte er bereits nicht mehr. Draco war im Krankenflügel. Vielleicht war doch noch nicht alles zu spät. Vielleicht konnte er ihn noch einmal sehen, bevor er starb.
„Bitte. Egal wer zuhört, bitte, lasst mich nicht zu spät kommen!"
xxx
Der Krankenflügel der Drachenfestung unterschied sich sehr von dem in Hogwarts. Vor allem war er sehr viel größer.
Als Harry keuchend vor der Tür zu Celestes Behandlungszimmer ankam, wurde er von streitenden Stimmen empfangen.
„...würdest du mir freundlicherweise endlich verraten, was das zu bedeuten hat!"
Charlie. Und er war offensichtlich sehr aufgebracht.
Eine zweite Stimme murmelte etwas, das Harry nicht verstehen konnte.
„Du halt dich da raus, O'Leary! Also? Ich warte! Du hast uns alle in Angst und Schrecken versetzt! Was sollte das?"
„Schreit hier gefälligst nicht so rum, verdammt nochmal! Das ist ein Krankenflügel! Wenn hier einer schreit, dann ich!"
Celeste wirkte nicht sehr glücklich.
„Ich weiß sowieso nicht, warum du dich so aufregst. Es ist alles in Ordnung mit ihm."
„Bist du sicher? Bist du sicher, dass er ER ist?"
„Du liebe Güte, Charlie, wer sollte ich sonst sein? Der Nikolaus? Du machst dich gerade wirklich lächerlich."
Harry fühlte sich, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Das war unmöglich!
Das war UNMÖGLICH!
Er konnte diese Stimme nicht gehört haben. Er...
In diesem Moment ging die Tür auf und Simon kam heraus.
„Die haben echt nen Knall da drin. Oh, hallo Harry. Alles klar?"
"Simon….."
Das Gesicht des Drachenreiters wurde blass.
„Oh Schande, sie haben es dir noch nicht gesagt, oder?"
„Was ist mit Draco?"
„Er ist da drin. Harry, mach dir keine Sorgen, es kommt alles wieder in Ordnung..."
Harry hörte ihn wie durch dicke Watte. Langsam öffnete er die Tür.
Draco saß im Schlafanzug mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem hölzernen Untersuchungstisch. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah Charlie an, der wie ein nervöser Tiger auf und ab lief.
Celeste stand vor Draco und hantierte mit verschiedenen Kristallen.
Harry musste sich am Türrahmen festhalten, um nicht einfach in sich zusammen zu sacken. Er war nicht fähig zu sprechen, nur ein leises Wimmern entkam seiner Kehle. Drei Augenpaare richteten sich auf ihn.
Den Holzrahmen der Tür noch immer fest umklammert sank er langsam zu Boden.
„Harry." Draco wand sich aus Celestes Griff und glitt vom Tisch, durchquerte rasch das Zimmer und ließ sich neben Harry auf die Knie fallen.
„Harry..."
Grünen Augen schwammen in Tränen, starrte ungläubig das schmale Gesicht mit den silbernen Augen an.
Harry hob eine heftig zitternde Hand und berührte vorsichtig, ungläubig eine blasse Wange.
Draco schloss die Augen und schmiegte sein Gesicht gegen die warme Handfläche.
„Harry..." flüsterte er wieder.
Mit einem erstickten Aufschluchzen warf Harry sich nach vorn, schlang beide Arme so fest es ging um den schlanken Körper und vergrub sein Gesicht an Dracos Hals. Seine Tränen liefen ungehemmt über seine Wangen, rannen über die so viel hellere Haut an der sie lehnten, versickerten im dünnen Stoff an Dracos Kragen.
Es war ihm egal, warum.
Egal, was dieses Wunder bewirkt hatte.
Alles was zählte, war, dass Draco hier war.
Warm und lebendig in seinen Armen.
Mit einer Seele, die durch das Silber seiner Augen leuchtete.
Der Slytherin hob den Blick und funkelte über Harrys Kopf hinweg Charlie an.
„Warum hat ihm niemand Bescheid gesagt?"
„Das habe ich... wollte ich... Er hat geschlafen. Nach dem Kampf gestern wollte ich ihn nicht aufwecken."
Harry ließ Draco so plötzlich los, als hätte er sich verbrannt. Er fuhr herum und starrte Charlie aus tränennassen Augen an.
„Du wolltest mich nicht aufwecken? Weißt du, was ich in der letzten halben Stunde durchgemacht habe? Als ich aufgewacht bin und Draco war fort? Ich hab gedacht, dass er tot ist! Dass ihr ihn weggebracht habt, und dass ich mich nicht einmal mehr von ihm verabschieden konnte..."
Der Rest ging in erneuten Schluchzern unter, als die Anspannung, die er in den Augenblicken seit seinem Aufwachen empfunden hatte, sich aufzulösen begann.
Sofort spürte er Dracos Arme, die sich um ihn schlangen. Dankbar ließ er sich wieder gegen den beruhigend vertrauten Körper fallen.
Der Blick, mit dem Draco Charlie bedachte, war mörderisch.
„Du denkst nicht für fünf Knut nach! Und wenn dein Leben davon abhängt!"
Der ältere Drachenreiter hatten den Anstand wenigstens zerknirscht zu klingen.
„Ich wollte es dir überlassen, ihn zu wecken. Das wäre sicher... besser gewesen..."
„Besser? Oh ja, damit er einen Herzanfall bekommt, wenn ich plötzlich vor ihm stehe."
„So wie ich, oder was? Dass du mich zu Tode erschreckt hast heute morgen, zählt wohl gar nicht?"
„Davon hast du dich aber sehr schnell wieder erholt. Jetzt tu bloß nicht so!"
Charlie hatte den Schock tatsächlich erstaunlich schnell überwunden gehabt. Mit dem Ergebnis, dass er Draco am Arm gepackt und in den Krankenflügel geschleift hatte, damit Celeste jeden Zweifel über seine Identität ausschloss.
„Es tut mir ja leid. Jetzt bring mich nicht gleich um. Stattdessen könntest du endlich mal erklären, wie, verdammt nochmal, du das gemacht hast! Ich hab nachgesehen. Es gibt keinen Gegenzauber. Also wie? Wieso bist du hier und lebendig und offensichtlich nach wie vor im Besitz deiner Seele?"
Harry hatte zu weinen aufgehört und sah Draco jetzt ebenfalls an.
„Ja. Wie Draco? Ich habe gedacht, ich seh dich niemals wieder."
Draco lächelte seinen zitternden Freund zärtlich an und küsste ihn sacht auf die Lippen. Harry atmete schaudernd aus. Er hatte gedacht, dass er Dracos Kuss nie wieder spüren würde.
Der Slytherin unterbrach die zarte Berührung ihrer Lippen und sah seinem Freund wieder tief in die Augen. Seine Stimme war leise und unendlich sanft.
„Verzeih mir. Ich wollte dir nicht solchen Kummer bereiten."
Dann stand er auf und half Harry auf die Füße.
„Setz dich besser hin. Celeste, ich denke, er kann deine Fürsorge im Augenblick besser gebrauchen als ich."
Harry fühlte sie auf einmal sehr, sehr müde. Er ließ sich widerstandslos auf den Tisch helfen und ließ zu, dass die Heilerin begann, ihn zu untersuchen. Die ganze Zeit über hielt er Dracos Hand umklammert und ließ ihn nicht aus den Augen.
Draco setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben seinen Freund und streichelte sacht mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Charlie hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen und sah Draco auffordernd und gespannt an.
„Also? Wie hast du das gemacht?"
Ein leichtes Lächeln erhellte die grauen Augen.
„Hast du wirklich geglaubt, ich gebe alles auf, ohne mir ein Hintertürchen offen zu halten?"
„Ja, aber es gibt keine Hintertürchen! Das hast du mir selbst gesagt."
„Weil ich mir nicht sicher war, ob mein Plan wirklich funktionieren würde. Ich hätte euch nur falsche Hoffnungen gemacht. Harry, erinnerst du dich, dass ich dir gesagt habe, du sollst mir vertrauen? Auch wenn du nicht verstehst, was passiert?"
„Ja. Ich wusste nicht, was du damit meinst."
„Ich wusste, dass es eine winzigkleine Chance für mich gibt, zurückzukehren. Aber ich wusste nicht, ob es wirklich klappt. Also hab ich nichts gesagt."
Charlie schüttelte den Kopf.
„Du wusstest auch nicht, ob der Zauber überhaupt klappt. Ich meine, willst du sagen, du hast einen Plan in die Tat umgesetzt, dessen Gelingen von vorne bis hinten unsicher war? Das ist unfassbar!"
„Das ist nicht ganz richtig. Ich wusste, dass mir der Zauber gelingen würde. Nur der Rückweg war unsicher."
„Aber wie..." murmelte Charlie.
„Das Übertragen meiner Seele in Harrys Körper war leicht. Durch die Ringe bestand bereits eine Verbindung. Ich musste nur diesem Band folgen. Und das ist im Grunde auch der Kernpunkt meiner Hintertür. Ich hab nicht meine ganze Seele auf die Reise geschickt. Einen kleinen Teil habe ich zurückgelassen. Als Anker sozusagen. Das war aber nur mit Hilfe der Ringe möglich. Ich hab mich in den letzten Wochen sehr intensiv mit dem Thema befasst und bin auf einige sehr interessante Informationen in den alten Schriftrollen gestoßen. Die Drachen nutzen diese Art der Seelenwanderung allem Anschein nach schon seit Jahrtausenden. Schützen so ihre Jungen oder ihre Gefährten."
Charlie sah Draco mit offenem Mund an. Auch Celeste hatte ihre Arbeit unterbrochen. Sie war auf der Insel geboren und kannte sehr viel mehr der alten Legenden als Charlie. Davon hörte sie trotzdem zum ersten Mal.
„Aber...wie... wäre es nicht trotzdem notwenig gewesen, dass jemand das Ritual oder den Zauber durchführt?"
„Nein. Als Harry sich gestern Nacht zu mir ins Bett legte und einschlief, hat meine Seele ganz allein den Weg zurück gefunden. Jede Seele ist an ihren Körper gebunden und wird unter allen Umständen versuchen, dorthin zurück zu kehren, wenn sie gezwungen wird ihn zu verlassen. Durch den Zauber wird normalerweise das Band zwischen Körper und Seele zerstört. Sie verschmilzt dann mit der Seele des neuen Körpers, weil sie den Rückweg nicht mehr findet. Durch den Tod wird dieses Band ebenfalls zerstört. Darum der Hang der Drachenseelen zur Reinkarnation. Körperlos zu sein ist für eine Seele kein natürlicher Zustand. Ich habe einfach das Band bestehen lassen. Es gab natürlich noch einige Schwachstellen in meinem Plan. Wäre Harry nicht hierher zurückgekehrt, bevor mein Körper stirbt, wäre meiner Seele der Rückweg verwehrt gewesen. Andererseits, hättet ihr mich nicht hergebracht, sondern in der Höhle, in Harrys Nähe gelassen, wäre sie schon früher wieder zurückgekehrt."
„Aber warum hast du uns das alles nicht einfach gesagt?"
„Wann? In den 5 Minuten, die wir Zeit hatten, eine Entscheidung zu treffen? Außerdem wusste ich wie gesagt nicht, ob es klappen würde. Hätte ich euch Hoffnungen gemacht, speziell dir Harry, und hätte die nicht erfüllen können, das wäre schlimmer gewesen als das, was jetzt passiert ist."
Er streichelte Harry sanft über die Wange.
„Es tut mir trotzdem unendlich leid, dass ich dir wehgetan habe. Das war nie meine Absicht."
Harry lächelte durch einen neuen Tränenschleier.
„Ich ertrage gerne jeden Schmerz, wenn du am Ende auf mich wartest." flüsterte er.
Draco erwiderte das Lächeln, dann küsste er Harry erneut.
Charlie war noch immer nicht zufrieden.
„Heißt das, es ist jetzt wieder alles beim Alten? Du bist vollkommen und ohne jeden Zweifel wieder du selbst?"
Draco lehnte sich wieder zurück und seufzte.
„Naja, nicht ganz. Einige von Harrys Erinnerungen sind hängen geblieben. Gefühle, vage Bilder. Ebenso müsstest du gewissen Eindrücke von meiner Seele aufgeschnappt haben, Harry. Das lässt sich kaum vermeiden."
„Und was genau heißt das? Dass Harry sich an Sachen erinnert, die dir passiert sind oder umgekehrt?"
„Nicht so genau. Es sind eher undeutliche, verschwommene Schemen. Fragmente von Erinnerungen. Sie machen für mich keinen Sinn, ebenso wenig umgekehrt. In erster Linie dürften sie sich durch seltsame Träume bemerkbar machen."
„Hast du was Seltsames geträumt, in letzter Zeit, Harry?"
„Letzte Nacht? Ich hab von dir geträumt, Charlie. Das fällt wohl schon unter die Kategorie ‚seltsam'."
Langsam fasste Harry sich wieder und stellte erstaunt fest, dass sein Humor und seine gute Laune zurückehrten.
„Von mir! Was hab ich denn gemacht?"
Harry zuckte mit den Schultern.
„Du hast rumgebrüllt. Wen du angemault hast, konnte ich aber nicht sehen. Es war fast, als würdest du mit mir sprechen. Allerdings hab ich nicht gehört, worum es ging. Oder ich erinnere mich nicht. Ach ja, und vorher bin ich auf einem Drachen geflogen, aber das war wohl die Erinnerung an den Flug mit Ashes. Was denn?"
Die beiden Drachenreiter hatten wissende Blicke ausgetauscht, während Harry sprach. Jetzt umspielte ein leichtes Lächeln Dracos Lippen.
„Das war kein Traum in dem Sinne. Du hast mitbekommen, was ich getan habe."
„Was?"
„Ich bin heute morgen aus dem Fenster geklettert und mit Amber geflogen und anschließend hatte ich eine sehr laute Unterhaltung mit Charlie."
Harry runzelte verwirrt die Stirn.
„Das ist mir jetzt ein bisschen zu hoch. Warum sollte ich, wenn auch nur unterbewusst mitbekommen, was du tust und sagst?"
Dracos Lächeln vertiefte sich.
„Das ist etwas, was ich gehofft hatte. Durch die Ringe bestand bereits eine vage Verbindung unserer Seelen..."
„Ja, das hast du schon gesagt. Aber ich hab noch nie zuvor solche Träume gehabt."
„Konntest du auch nicht. Das Band war zu schwach. Aber durch den Zauber wurde es verstärkt. Teile meiner Seele haben sich dauerhaft mit deiner verbunden. Bei ihrer Rückkehr in meinen Körper hat sie dafür Teile deiner Seele mitgenommen."
Harry wirkte noch immer verwirrt.
„Und was bedeutet das? Kann ich jetzt deine Gedanken lesen?"
Draco lachte leise.
„Träum weiter, Baby!"
Er hob Harrys Hand, die noch immer in seiner eigenen lag an seine Lippen und drückte einen Kuss auf die Finger.
„So weit geht die Verbindung nicht. Aber wahrscheinlich wirst du von jetzt an in der Lage sein festzustellen, wie es mir geht. Du wirst einen Schatten meiner Gefühle wahrnehmen können."
„Aber im Moment spüre ich gar nichts davon..."
„Weil du erstens noch immer ziemlich geschwächt bist und außerdem funktioniert es besser, wenn du schläfst. Wenn du das Denken deinem Unterbewusstsein überlässt."
Wie auf ein geheimes Signal hin gähnte Harry verstohlen.
„Entschuldigt bitte. Das ist alles ein bisschen viel auf einmal."
Draco lächelte wieder. Er konnte Harrys Erschöpfung spüren. Durch das Leben mit den Drachen und einer Drachenseele vor allem, war er daran gewöhnt, seinen Geist auszuschicken. Und im Moment konnte er das Echo des Gefühlschaos in Harrys Seele fühlen. Er stand auf und zog den Gryffindor auf die Füße.
„Du solltest dich besser hinlegen."
Harry nickte und lehnte sich leicht gegen Dracos schlanken Körper.
„Schlafen wäre jetzt wirklich gut." murmelte er.
Charlie stand ebenfalls auf.
„Ich versteh das Ganze zwar immer noch nicht vollkommen, aber ich bin froh, dass du wieder bei uns bist, Dray. Wäre langweilig geworden ohne dich."
Draco lachte wieder.
„Ich hab dich auch lieb, Charlie. Würdest denn den anderen erklären, warum ich nach wie vor hier bin? Ich hab keine Lust, die Geschichte zigmal zu erzählen und außerdem wirst du, wie ich dich kenne, ja bereits darauf brennen, mit jemandem zu reden."
„Darauf kannst du Gift nehmen! Aber keine Sorge. Ich werde dem neugierigen Pack sagen, dass sie euch mindestens drei Tag Ruhe geben."
„Eine ausgesprochen verlockende Aussicht, auch wenn ich kaum dran glauben kann. Und jetzt werde ich Harry ins Bett bringen. Er schläft mir sonst noch im Stehen ein."
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Während sie langsam durch die stilleren, weniger benutzten Gänge der Festung zurück zu ihrem Zimmer gingen, dachte Harry über das nach, was er gehört hatte. Es war wundervoll. Versetzte sein Herz in helle Aufregung. Er ahnte, wusste, was das bedeutete, aber er musste dennoch Gewissheit haben.
„Draco?"
„Hm?"
„Heißt das, es ist wie bei Paul und seiner Gefährtin? Selene?"
„Ja. Unsere Seelen sind von jetzt an auf ewig miteinander verbunden. Ich gehöre dir bis ans Ende aller Zeit."
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Harry schlief die nächsten zwei Tage und Nächte durch. Draco blieb fast die gesamte Zeit über bei ihm. Auch wenn er selbst wach war, saß er auf der Fensterbank oder am Fußende des Bettes und wachte über Harrys Schlaf. Wann immer der Gryffindor unruhig wurde, weil Alpträume in quälten, ließ Draco seinen Geist in Harrys Selbst gleiten, beruhigte ihn, verjagte die Angst. Die Jahre in denen er Amber und Ashes mit Hilfe seiner Gedanken und Gefühle gezähmt und gelenkt hatte, ließen ihn jetzt ohne Mühe seinen Weg in den weit komplexeren Geist seines Gefährten finden. Harrys Reaktionen waren instinktiv. Er würde erst noch lernen müssen, die Verbindung zu nutzen.
Ein paar Mal verließ Draco das Zimmer, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Harry ruhig und tief schlief und gesellte sich im Hautsaal zu seinen Freunden. Jeder von ihnen war froh in gesund und lebendig zu sehen. Jeder wollte, trotz Charlies ausführlicher Schilderung von ihm selbst hören, wie es ihm gelungen war zurückzukehren.
Nebenbei erfuhr er so auch, was geschehen war, nachdem er seine Seele in Harrys Körper geschickt hatte.
Er ließ sich erzählen, wie Harry Voldemort gegenübergetreten war und seinen Todfeind endlich vernichtet hatte.
Die Drachenreiter und der Phönixorden hatten wie von Harry verlangt die Leiche des alten Magiers verbrannt, seine Asche auf dem Weg zur Insel über dem Meer verstreut. Die übrigen Todesser, die den Kampf nicht überlebt hatten, wurden in einer der tiefer gelegenen Höhlen in einem großen Grab beingesetzt, der Steinboden mit Magie geöffnet und ebenso über ihnen verschlossen. Es war nicht zu erwarten, dass irgendjemand Anspruch auf einen der Toten erheben würde. Unter den Leichen war auch Percy Weasley gewesen. Doch keiner seiner drei anwesenden Geschwister war bereit gewesen um ihn zu trauern oder ihm seine Sünden zu verzeihen. Im Gegenteil. Als er in dem anonymen Grab verschwand dachte sie alle das gleiche. Endlich waren Bill, Fred und George gerächt worden, diejenigen seiner Geschwister, die seinem blinden Ergeiz zum Opfer gefallen waren. Bill und Fred wurden dadurch nicht wieder lebendig und auch Georges Qual würde das Wissen um Percys Tod kaum mildern, aber dennoch blieb ein seltsames Gefühl der Befriedigung. Wie Ginny es später ausdrückte: „Es tut gut, nicht mehr die selbe Luft atmen zu müssen, wie dieser Bastard."
Die Gefangenen Todesser wurden der Obhut des Phönixordens übergeben und in den bisher unbenutzten Kerkern unter dem Ministerium untergebracht. Das alte Gebäude war innerhalb eines Tages zurückerobert worden und unter Leitung Kingsley Shacklebolts nahmen die überlebenden Auroren sofort die Arbeit auf. Es würde nicht lange dauern, die in alle Winde verstreuten Flüchtlinge zurückzuholen. Die Nachricht über die Niederlage Voldemorts verbreitete sich vom Ministerium ausgehend wie ein Lauffeuer. Sie würden wieder aufbauen, was Jahre des Krieges zerstört hatten.
Charlie ließ eine kleine Gruppe Drachenreiter beim Ministerium zurück. Der Rest der Armee machte sich auf den Heimweg, wo sie nur einen Tag nach Harry ankamen. Die Flüchtlinge, die sich in der Festung und den umliegenden Inseln versteckten, nahmen die Nachricht, dass sie bald wieder würden heimkehren können mit Freude aber auch Unglauben entgegen. Zu viele von ihnen hatten sich daran gewöhnt in Angst zu leben. In die Freude mischte sich die Trauer um die, die im Kampf um ihrer aller Freiheit ihr Leben geopfert hatten.
Kleine Wunder wie Dracos Rückkehr, hoben die Stimmung aller, ließen sie wieder Hoffnung fassen.
So konnte er sich, als er zum ersten Mal die Halle betrat, kaum vor der Wiedersehensfreude seiner Freunde retten. Und so deutlich wie nie zuvor wurde er sich bewusst, dass seine Entscheidung, damals auf der Lichtung, wie viele Qualen und Schmerzen auch immer sie ihm im Laufe der Zeit bereitet hatte, letztendlich doch das einzig Richtige gewesen war.
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Am dritten Tag wurde Draco von dem Gefühl geweckt, dass etwas auf seinen Arm tropfte. In unregelmäßigen Abständen, aber beständig fielen die Tropfen auf seine nackte Haut. Er öffnete die Augen und blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit an. Dann klärte sich sein Blick und das Bild, das sich ihm bot ließ sein Herz sich schmerzhaft zusammenziehen.
Harry saß neben ihm auf dem Bett, den Oberkörper leicht vorn übergebeugt, die Arme um seine eigene Taille geschlungen und weinte. Die Tränen rannen stumm über seine Wangen, sammelten sich am Kinn und fielen schließlich in Form schimmernder Tropfen in seinen Schoß oder auf Dracos Arm. Er gab keinen Laut von sich, wiegte sich nur sacht vor und zurück, seine Augen schwammen.
„Harry..."
Draco hob die Hand und streichelt sanft Harrys Knie.
„Was ist denn los?"
Harry schüttelte nur den Kopf. Kein Wort kam über seine Lippen. Draco setzte sich auf, jetzt ernsthaft besorgt und nahm des tränennasse Gesicht in beide Hände.
„Harry. Was ist passiert? Warum weinst du?"
Der Gryffindor versuchte ruhiger zu atmen, dass Schluchzen zu unterdrücken.
„Ich hab dir beim Schlafen zugesehen... und ich musste daran denken, dass ich dich beinahe für immer verloren hätte..."
„Harry..."
Weiter kam er nicht. Harry warf sich nach vorn und umarmte ihn, klammerte sich an ihn, als hinge sein Leben davon ab.
„Ich liebe dich so sehr, Draco! Ich würde nicht ertragen, dich zu verlieren... Bitte... lass mich nicht wieder allein..."
Draco schloss die Augen und streichelte sacht über Harrys Rücken. Sein Herz schien jeden Augenblick zerspringen zu wollen.
„Oh Baby..." flüsterte er. „Ich werde dich nicht verlassen... niemals... Als ich sagte, dass ich für immer dir gehören würde, war das mein Ernst."
Lange Zeit saßen sie so da. Harry, der noch immer unkontrolliert weinte und Draco, der ihn im Arm hielt und mit sanften Worten zu beruhigen versuchte.
Schließlich ließ das Zittern nach, die Schluchzer ebbten langsam ab.
Draco ließ seinen Freund vorsichtig los und sah ihm besorgt in die Augen.
„Geht es dir wieder besser?"
Harry schniefte. Plötzlich war ihm seine Sentimentalität peinlich.
„Entschuldige... ich wollte mich nicht so gehen lassen... es ist nur... ich hatte plötzlich das Gefühl, das alles wird zuviel... Ich konnte die Gefühle einfach nicht länger in mir lassen... verstehst du?"
Schlanke Finger streichelten zärtlich über seine nasse Wange.
„Entschuldige dich nie für dein Gefühle. Was glaubst du, wie es mir in den letzten Wochen ging? Ohne zu wissen wo du bist, wie es dir geht und ob du überhaupt noch lebst. Ich bin fast wahnsinnig geworden. Ich hätte Finch-Fletchley am liebsten erwürgt."
„Wo ist Justin eigentlich? Ich würde ihm auch gern noch ein paar Takte sagen. Dieses Riesenarschloch!"
„Er ist tot. Und sieh mich nicht so an, ich habe nichts damit zu tun. Er ist in Hogwarts von der Klippe gestürzt und hat sich den Hals gebrochen."
Harry nickte leicht. Er hat Justin einmal sehr gern gehabt, aber jetzt fühlte er nichts, abgesehen von einem leisen Bedauern, dass sein früherer Freund sich von Eifersucht und Hass so sehr von seinem Weg hatte abbringen lassen.
„Ron hat mir erzählt, dass du George und deine Mum im Haus deines Vaters gefunden hast."
„Ja. Sie waren jahrelang im Kerker eingesperrt. Aber nach allem was ich gesehen habe, geht es ihnen inzwischen schon wieder recht gut. Die Magie der Insel verfehlt ihre heilende Wirkung nur selten."
Harry lachte jetzt wieder. „Ja. Die Magie der Insel. Sie lässt einen nicht mehr los. Und wenn der Ort allein nicht reicht, dann gibt es da Celestes Fürsorge, Gregs viel zu leckeres Essen und mit Sicherheit einen Inselbewohner, der einen Besucher so lange umgarnt, bis er nicht mehr fort will..."
Draco grinste. „Naja, bei dir hat es ja auch funktioniert, oder?"
„Ja. Und darüber bin ich sehr froh."
Er lächelte Draco liebevoll an, dann wurde er wieder ernst.
„Weißt du, was aus Fred geworden ist?"
„Er war auch im Kerker von Malfoy Manor. Aber er war schon seit Monaten tot. George hat lange gebraucht sich das klarzumachen, eine Weile schien es, als würde er den Verlust nicht überleben. Aber inzwischen hat er seine Erinnerung einem der Kristalle anvertrauen können."
Harry legte sich langsam wieder hin und stützte den Kopf in die Hand.
„Ich kann das Prinzip der Kristalle immer noch nicht so ganz verstehen. Aber um ehrlich zu sein, ich möchte es auch gar nicht. Es genügt mir, dass sie dir geholfen habe. Dir und jedem, der ähnlich schlimme Dinge durchgemacht hat. Als ich Voldemort getötet habe, war ich froh, dieses Ungeheuer zu vernichten, dass so vielen Menschen, soviel Schmerz zugefügt hat. Aber in erster Linie hab ich an dich gedacht und daran, dass du dich geopfert hast um mir diesen Sieg zu ermöglichen... Auch an meine Eltern und Sirius und all die anderen, aber zuerst und vor allem an dich."
Draco spürte eine Woge tiefer Liebe. Er beugte sich leicht vor und küsste Harry auf die Stirn.
„Ich liebe dich, Harry. So sehr..." Er legte sich ebenfalls wieder hin, so dass sein Kopf auf Harrys Hüfte lag und er dem Gryffindor in die Augen sehen konnte. Ihre Finger waren miteinander verflochten und so sehr sich ihre Körper auch nach wochenlanger Trennung nacheinander sehnten, im Moment waren beide zufrieden damit zusammen zu sein, zu reden, sich an den Händen zu halten und einander in die Augen sehen zu können. Sie hatten den Rest ihrer beider Leben um sich auf jede nur erdenkliche Weise ihre Liebe zu zeigen. Eine Liebe, die für sie beide längst keines Beweises mehr bedurfte.
Harry seufzte zufrieden und zupfte leicht an Dracos Ring.
„Der Ring war das erste, was ich bemerkt habe, als sie endlich aufhörten mir dieses Gift zu geben und ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Ich konnte kaum zwischen Realität und Wahn unterscheiden, aber ich wusste, dass der Ring real war, ebenso wie du. Das war wunderbar und schrecklich zugleich. Ich dachte, ich seh dich nie wieder. Und dieser fürchterliche Mann war da, Lestrange... Oh Merlin, ich hätte ihn am liebsten mit meinen eigenen Händen erwürgt, für das was er dir angetan hat...Und er war so überheblich und siegessicher..."
Draco drückte Harrys Hand, die leicht zu zittern begonnen hatte.
„Er ist tot, Harry."
„Bist du sicher?"
Draco zog eine Augenbraue hoch. Sein Tonfall war nüchtern, mit leicht spöttischem Unterton.
„Ja. Es sei denn, er hat einen Weg gefunden zu atmen, obwohl sein Kopf zwei Meter von ihm entfernt lag."
„Du hast...?"
„Ja. Ebenso wie Flint. Mach dir keine Gedanken. Ich habe meine Rache bekommen."
„Was ist mit den anderen beiden Kerlen? Sind sie auch tot?"
Draco zuckte mit den Schultern.
„Einen von ihnen hat Ginny erwischt, glaube ich. Der andere... Keine Ahnung. Aber es ist mir egal. Sie waren nur gesichtslose Mitläufer. Sie hatten keine Bedeutung."
„Was ist mit... deinem Va... Lucius?"
„Ashes." Er hob den Kopf, drehte sich um und legte sich so hin, dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
„Die Dämonen sind tot. Wir brauchen uns nie wieder vor ihnen zu fürchten."
Harry sah ihn einen Moment lang aus großen Augen an. Dann überwand er die kurze Distanz zwischen ihnen und küsste Draco. Diesmal war es kein zarter Kuss, sondern einer voller Leidenschaft und Verlangen. Ohne ihre Lippen voneinander zu lösen drehte er sich auf den Rücken und zog Draco mit sich, so dass der Slytherin schließlich auf ihm lag. Harry lächelte gegen die Lippen seines Freundes. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst! Er ließ seine Hände unter Dracos Schlafanzugjacke gleiten und schob den dünnen Stoff nach oben, begierig darauf nackte Haut zu spüren. Draco unterbrach den Kuss und setzte sich auf. Seine Augen glühten, als er auf Harry runterblickte. Mit schnellen Bewegungen streifte er das Oberteil ab und ließ es auf den Boden fallen, Harrys folgte nur Augenblicke später. Einen Moment lang blieb er einfach reglos sitzen und sah Harry in die Augen. Dann beugte er sich vor und zog ihm behutsam die Brille von der Nase. Die Hände des Gryffindor glitten über seine Oberschenkel und umfassten seine Hüften. Sekunden später fand er sich auf dem Rücken wieder, mit Harry, der über ihm lag und ihn mit einem spitzbübischen Glitzern in den Augen ansah.
„Du hast mir so sehr gefehlt..." flüsterte er.
Als Antwort glühten die grünen Augen auf, dann spürte er Harrys Lippen an seinem Ohr.
„Ich will dich..."
Die Worte waren nur gehaucht, so leise, dass man sie eigentlich unmöglich verstehen konnte und sie jagte wohlige Schauer über Dracos Rücken.
Er lächelte zu Harry auf, ließ seine Hände über die nackten Schultern des Gryffindor gleiten.
„Ich gehöre dir. Ich vertraue dir. Tu was immer du willst..." flüsterte er mit rauchiger Stimme.
Harrys nächster Kuss war tief und hungrig, ließ keinen Zweifel daran, wie viel diese Worte ihm bedeuteten. Vertrauen war etwas, das Draco nur sehr zögerlich verschenkte. Ohne den Hautkontakt zu unterbrechen, ließ er seine Lippen tiefer gleiten, über Hals und Schultern, strich sacht über cremeweiße Haut und vertraute Unebenheiten.
Draco schloss die Augen und legte den Kopf zurück, während Harry mit Lippen und Zunge eine feurige Spur auf seine Haut malte. Seine Hände glitten durch die dunklen Strähnen, seine schneller werdenden Atemzüge mischten sich mit sehnsüchtigen Seufzern.
Harrys Lippen wanderten tiefer, seine Zunge strich sacht über den Bauchnabel, entlockte Draco ein leises Wimmern.
Ein leises, zufriedenes Lächeln schmiegte sich gegen die weiche, blasse Haut. Harry ließ seine Finger unter das Taillenband der Pyjamahose gleiten und zog den letzten Rest störenden Stoffes aus dem Weg, bevor sein Mund seine Wanderung wieder aufnahm.
Draco schnappte nach Luft als er spürte, wie Harrys Atem über die Innenseite seiner Oberschenkel geisterte.
„Harry... Bitte..."
Grüne Augen blinzelten hinter schwarzen Strähnen hervor.
„Soll ich weitermachen?"
Silberne Augen, verschleiert von Verlangen, versuchten sich auf das Gesicht zu konzentrieren.
„Bitte..." Ein erneutes Wimmern, leise, flehend.
Harry lächelte, bevor er den Kopf erneut senkte und Draco von seiner Qual erlöste.
Als sein Atem sich wieder etwas beruhigt hatte, sein Herz annähernd normal schlug und seine Gedanken wieder in halbwegs geordneten Bahnen verliefen hob Draco den Kopf leicht vom Kissen an und sah Harry an.
Der Gryffindor hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Er lag noch immer ausgestreckt auf dem Bauch zwischen Dracos langen, weißen Beinen, den Kopf in die Hände gestützt, die Ellbogen zu beiden Seiten der schmalen Hüften. Sein Gesichtsausdruck war zufrieden, wie der einer Katze vor dem Kamin. Die Tatsache, dass er sich in diesem Moment langsam, mit glühenden Augen über die Lippen leckte verstärkte den Eindruck noch.
Draco sah ihn erstaunt an.
„Seit wann bist du so... so... ich weiß auch nicht. So halt!"
Harry grinste. „Das ist alles nur dein Einfluss. Gefällt es dir nicht?"
„Doch. Sehr. Aber es überrascht mich auch etwas."
Das Grinsen wurde breiter.
„Ich bin auch noch nicht fertig."
Er setzte sich auf, entledigte sich mit schnellen Handgriffen seiner eigenen Hose und glitt dann wieder über Dracos Körper. Als ihre nackte Haut sich von Kopf bis Fuß berührte, war es, als würden Flammen über ihren Köpfen zusammenschlagen. Erneute Küsse hungrig und voller Sehsucht.
Die langen Beine schlangen sich um Harry, Draco wölbte seinen Rücken durch, drängte seinen erhitzten, schweißnassen Körper enger an die nackte, warme Haut. Diesmal war es an Harry nach Luft zu schnappen. Im wurde schmerzlich bewusst, dass er sein eigenes Verlangen bisher zurückgestellt hatte, aber sehr viel länger konnte er unmöglich warten.
„Ich will dich, Draco..." wiederholte er atemlos.
Silberne Augen, fast schwarz vor Leidenschaft, entgegneten seinen Blick.
Statt einer Antwort hob Draco seine Hüften etwas höher, rieb sich leicht gegen Harrys Becken.
Dann hob er den Kopf, zupfte mit den Zähnen leicht an Harrys Ohrläppchen und hauchte ihm schließlich mit heiserer Stimme ins Ohr:
„Dann nimm mich..."
Danach sprachen beide lange Zeit kein Wort. Die Luft war erfüllt von leisem Keuchen, sehnsüchtigen Seufzern und schließlich erleichterten, halberstickten Schreien, gefolgt von schnellem, unregelmäßigem Atem, der sich nur sehr langsam wieder beruhigte.
Harry lag mit geschlossenen Augen da, den Kopf auf Dracos Brust gebettet und lauschte dem sich langsam wieder normalisierenden Herzschlag seines Geliebten. Er spürte die langen, schlanken Finger die träge durch seine schweißnassen Haare streichelten und den warmen Sommerwind, der durchs Fenster hereinwehte und ihre Haut trocknen ließ.
Nach einer Weile hob er den Kopf und sah den Slytherin mit einem zärtlichen Lächeln an.
„Ich hab die so vermisst, Baby." wisperte er.
Draco lächelte. Dann nahm er Harry Gesicht in beiden Hände und zog es zu einem sanften Kuss zu sich.
„Willkommen zu Hause, Harry."
xxx
A/N: Wie die meisten von euch bestimmt ahnen können, kommt jetzt nicht mehr viel und da ich die Geschichte nicht künstlich in die Länge ziehen will, ist das nächste Chap. der Epilog. Wir bestimmt nicht allzu lange dauern.
Über die letzte Szene bin ich übrigens selbst überrascht. Eine so lange slash hab ich noch nie geschrieben... Ich hoffe das ist ok? ;o)
Bis bald
Eure Yulah
