Also, erstmal muss ich sagen, dass ich sehr erstaunt bin, dass so viele die Geschichte lesen! Es sollte ja eigentlich nur ein Oneshot werden, aber mit diesem zweiten Kapitel finde ich es irgendwie auch abgeschlossener...
Lily starrte missmutig auf ihren Haferbrei. Die graue Pampe sah wirklich interessanter aus als die Gesichter, die sich in der Großen Halle immer wieder zu ihr umwendeten.
Cassy sah ihre Freundin aufmunternd an. „Freu dich doch, Lily… Krudowski steht heute vor Gericht. Er wird dich wahrscheinlich nie wieder zu Gesicht bekommen!"
Lily blickte nicht auf, sondern nahm sich ihr Orangensaftglas und zählte die Orangenstückchen.
Cassy seufzte und gab es auf. Sie sah sich nach James um. Der legte ungefähr dasselbe Verhalten an den Tag wie ihre beste Freundin.
Als es schellte, packten sie ihre Sachen und gingen zum Verteidigung gegen die Dunklen Künste Unterricht. Lily mit gesenktem Kopf, Cassy ihr immer wieder Seitenblicke zuwerfend.
Prof. Sherman verspätete sich.
„Weißt du, was ich glaube, Lily?"
Lily machte keine Anstalten, Cassys Gedanken erfahren zu wollen.
„Ich glaube, das war Schicksal. Also, nicht das mit Krudowski, sondern dass James dich gefunden hat! Ohne ihn wärst du jetzt… ähm…"
Lily hob langsam den Kopf. „Cassy, das ist höchst unwahrscheinlich. So etwas wie Schicksal gibt es nicht." Es war das erste Mal seit Stunden, dass sie etwas sagte.
Cassy hatte solches Mitleid mit ihr. Lily hatte Krudowski noch nie ausstehen können, aber wer hätte das schon ahnen können?
„Wenn es kein Schicksal war, war es eben die Liebe. Punkt."
Lily schüttelte den Kopf. „Du spinnst doch. Es gibt keine solchen übernatürlichen Gottheiten, die über die Leben der Menschen bestimmen."
„Und Magie gibt es auch nicht?", fragte Cassy halb ironisch und zeichnete mit ihrem Zauberstab eine kleine Blume für Lily. „Die Kunst des Wahrsagens und der Astronomie? Die Fähigkeit, Dinge schweben zu lassen oder in etwas völlig anderes zu verwandeln? Das alles ist nicht unmöglich, in mancher Augen nur sehr unwahrscheinlich!"
Lily starrte wieder auf ihr Pergament. Cassy fragte sich, ob sie ihr überhaupt zugehört hatte, doch das hatte sie. Während der Unterrichtsstunde dachte sie darüber nach.
„James, jetzt hör doch auf so zu gucken als würde dir Dumbledore Nachsitzen bis an dein Lebensende androhen", zischte Sirius und schaute dabei weiterhin nach vorne. Bei Prof. Sherman durfte man (selbst wenn man ein Rumtreiber war) kein Unheil anrichten. Sie hatte die Klasse schon am Anfang des ersten Schuljahres über ihre Erziehungsmethoden informiert, und diese Rede hatte sowohl die Worte „monatelang Nachsitzen" als auch „an Daumen aufhängen" enthalten.
James schüttelte nur den Kopf. Er musste nachdenken.
Warum hatte er Krudowski nicht einen schlimmeren Fluch aufgehalst, als ihn nur mit dem Schockzauber zu belegen? Er könnte ihn jetzt immer noch umbringen, und zwar ohne Zauberstab und nur mit der Hilfe seiner Hände. Wie hatte er das Lily nur antun können! Dieses Schwein!
Sie waren direkt zu McGonagall gerannt, Lily immer noch in ihrem Umhang eingehüllt und James mit brennenden Augen. Er konnte sich noch genau an jenen Tag erinnern.
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„Komm schon, Lily, beeil dich!" James zog Lily an ihrem Handgelenk durch die ausgestorbenen Flure. Ab und zu schluchzte sie auf. Draußen begann es zu regnen. So dunkel wie ihre Gedanken war der Himmel, schwarz von Wolken gefüllt mit Blitzen und Donner. Der Wind pfiff auch in den Korridoren und schien sie voranzutreiben.
Endlich kamen sie im Büro von Prof. McGonagall an. James ließ Lily los und begann wie wild an der Tür zu klopfen.
„Was zum Teufel-", hörten sie McGonagalls Stimme. „Schon gut, herein!"
James riss die Tür auf und schmetterte sie zur Seite, sodass eine der kleinen Scheiben zerbrach.
„Mr. Potter!", brauste die Professorin mit dem strengen Dutt auf. „Wie können Sie es-"
„Wie kann er es wagen?", schrie daraufhin James und zog Lily nach vorne, damit McGonagall sie richtig sehen konnte. Ihr stockte der Atem und sie fasste sich entsetzt an die Brust. „Miss – Miss Evans!", brachte sie schließlich heraus, während Lilys Tränen immer noch unaufhaltsam an ihren Wangen hinunterflossen. „Was ist geschehen?"
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„Schau mal Lily. Ich habe dein Lieblingsbuch aus der Bibliothek ausgeliehen!", rief Cassy freudig und schwenkte ein abgegriffenes Exemplar einer „Geschichte von Hogwarts".
„Ja. Toll", meinte Lily ohne jeden Ton in ihrer Stimme und stierte weiterhin ins Feuer.
Doch so schnell gab Cassy nicht auf.
„Weißt du, wen ich auf dem Rückweg getroffen habe?"
Lily regte sich nicht.
„Snape. Er meinte so was wie: ‚Gryffindors lesen die Geschichte von Hogwarts?' Und dann hab' ich gesagt: ‚Natürlich, schließlich leben wir dort!' Woraufhin er gesagt hat: ‚Es ist schon ein Wunder, dass ihr überhaupt lesen könnt.' Dann ist er mit wehendem Umhang in der Bücherei verschwunden. Ich weiß nicht" Nachdenklich legte sie den Kopf schief. „Er ist mir unheimlich; Schon allein die Art, wie er geht und wie er einen im Vorübergehen anstarrt" Sie drückte das Buch an sich und schüttelte sich, um ihrer Abscheu Ausdruck zu verleihen. „Echt gruselig!"
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Lily brachte kein Wort heraus. Sie saß auf dem großen, roten Sessel am Kamin, eingepackt in einen schottengemusterten Morgenmantel ihrer Lehrerin und wippte leicht vor und zurück.
„Miss Evans, Sie müssen mir schon erzählen, was geschehen ist", beharrte McGonagall und seufzte.
„Es ist doch klar, was geschehen ist! Dieses Monster wollte sie vergewaltigen!", schrie James.
„Mr. Potter!", warf die Professorin ein, ohne ihren Blick von dem zitternden Mädchen abzuwenden. „Stimmt das, Miss Evans?"
Zuerst blieb Lily still, dann hustete sie verschnupft und nickte vorsichtig mit dem Kopf. James ballte die Hände zu Fäusten. McGonagall atmete einmal tief ein und aus, womöglich, um nicht die Fassung zu verlieren. Schließlich nahm sie mit fahriger Hand ihren Zauberstab, murmelte etwas und ein Stapel Kleidung erschien auf ihrem Schreibtisch.
„Ziehen Sie das an, Miss Evans. Mr. Potter, gehen Sie in den Gemeinschaftsraum und-"
„Den Teufel werd' ich tun!", fuhr James seiner Hauslehrerin dazwischen. „Ich lasse Lily nicht allein!"
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„James? Haaaalloooo?"
Sirius schwenkte seine Hand vor James Augen. „Es ist schon zwei Uhr durch? Willst du vielleicht hier warten, bis wir morgen – oder besser gesagte heute – früh in der ersten Stunde Verwandlung haben, oder hattest du vor, um sechs Uhr noch 'ne Stunde zu schlafen?"
„Ach, lass mich in Ruhe", murrte James.
„Komm schon", meinte Sirius, in der vollen Hoffnung, von James noch einen Aufsatz abzuschreiben. „Du schläfst, schreibst morgen früh Verwandlung und Krudowski bekommt seine Strafe!"
„Das ist es ja gerade!", schnauzte James die gegenüberliegende Wand an. „Ich weiß nicht, zu was er verurteilt wurde! Ich kann einfach nicht schlafen, solange ich nicht Bescheid weiß!"
Sirius zuckte die Schultern. „Dann bleib hier eben sitzen…" Er stieg müde die Treppe zum Schlafsaal hoch. „Schreib ich eben von Remus ab."
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„Guten Morgen, Guten Morgen!", hallte Dumbledores Stimme durch die Große Halle. Alarmiert ließen die Schüler von ihren Toasts und Cornflakes ab und sahen zum Lehrertisch. Der Schulleiter war aufgestanden und blickte in die Runde.
„Ich werdet euch sicher Fragen, warum euch schon so früh am Mittwochmorgen behellige (vereinzeltes unterdrücktes Murmel breitete sich unter den Schülern aus), und ich werde euch wirklich nicht lange aufhalten. Wie ihr sicher schon bemerkt haben werdet, ist Professor Krudowski, Lehrer – oder eher ehemaliger Lehrer – für Arithmantik, seit mehreren Wochen nicht mehr bei uns ich. Der Grund tut nichts zur Sache (mehrere Schüler drehten sich unverhohlen nach Lily um – natürlich wusste fast jeder über den Vorfall Bescheid), aber ich möchte euch mitteilen, dass der neue Lehrer erst im nächsten Schuljahr anfangen kann. Somit habt ihr weder Unterricht noch Prüfungen, abgesehen von den UTZen, die bis dahin von Professor Sherman unterricht werden."
Ich der Halle brach Gejubel unter den Schülern der ersten sechs Jahrgangsstufen aus.
Auch Cassy lächelte. Lily jedoch starrte nur voll Abscheu auf ihr Arithmantik Lehrbuch.
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„Lily, kann ich dich eine Minute sprechen?" James stand neben der Tür zur Eingangshalle und hatte Lily dort abgefangen. Sie warf Cassy einen Blick zu, aber die wurde gerade von Sirius angesprochen und war hin und weg. Also nickte sie James zu und folgte ihm in einen kleinen Seitengang.
Eine Weile lang sahen sie sich schweigend an, dann fragte James: „Wie geht's dir? Alles in Ordnung?"
„Klar, was soll schon sein?" Sie lächelte gestellt. „Krudowski hat fünf Jahre in Askaban bekommen. Danach kann er gehen, wohin er will…"
„Lily ich wollte… weißt du… also… ich… liebe dich", presste James heraus, wurde rot bis zu den Haarspitzen und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon.
„Ja…", murmelte Lily verträumt, während sie durch das Fenster auf den See sah. „Damals war es Liebe."
Erstmal hoffe ich natürlich, dass euch die Story nun gefallen hat, denn ich denke, jetzt ist sie zu Ende.
Ich bedanke mich bei allen Reviewern+g+
