4. Die schlimmste Erinnerung

Der nächste Morgen begann für Samantha viel zu früh. Müde begab sie sich in die große Halle, wo sie am Eingang auf Ron, Harry und Hermine traf. Hermine schaute sie fragend an, „Hast Du was gefunden?"„Nein, nichts besonderes. Mir geht's aber auch wieder gut."Das war in der Tat nicht einmal eine Lüge. Nachdem sie die seltsame Flüssigkeit, die Snape ihr gegeben hatte, eingenommen hatte, waren die Schmerzen verschwunden, und eine angenehme Ruhe hatte sich in ihr ausgebreitet. Das Frühstück nahm sie weit abseits der anderen Slytherins an dem langen Tisch ein, ab und zu wanderte ihr Blick hinauf zu dem Lehrertisch, aber Professor Snape war nicht zum Frühstück erschienen.

In der ersten Stunde war Verteidigung gegen die dunklen Künste angesagt. Professor Lupin hatte sich trotz aller Geschehnisse bereit erklärt, den Unterricht so lange zu übernehmen, bis sich ein neuer Lehrer gefunden hatte.

Nachdem die Schüler ihre Plätze eingenommen hatte, begann er auch gleich mit dem Unterricht.

„Wie Ihr Euch vielleicht erinnert, habe ich Euch vor 3 Jahren mit einem Irrwicht kämpfen lassen?! Nun, heute werden wir etwas ähnliches machen – den Erinnerungsfluch. Wer von Euch weiß, was es mit dem Erinnerungsfluch auf sich hat? Miss Granger?"

Hermine hatte bei der Frage sofort ihre Hand gehoben, wie immer, wenn Sie mal wieder den Stoff der nächsten Stunden schon im Voraus durchgearbeitet hatte.

„Mit dem Erinnerungsfluch zwingt man seinen Gegenüber, seine schlimmsten Erinnerung noch einmal zu durchleben, eine nach der anderen, was letztendlich zum Wahnsinn führen kann. Die Abwehr besteht darin, seine Gedanken völlig zu leeren, an nichts zu denken, nur dann fällt der Fluch von einem ab."

„Sehr gut Miss Granger. Nun, wären sie auch so freundlich, mir als erste freiwillige Kandidatin zur Verfügung zu stehen? Keine Angst, ich werde sie nach einer Minute erlösen, falls es ihnen nicht gelingt, sich selbst davon zu befreien."

Hermine erhob sich von ihrem Stuhl und ging nach vorne zu Professor Lupin.

„Bis Du bereit?"Hermine nickte. Remus Lupin richtete daraufhin den Zauberstab auf sie und sprach „Malus memorian!", woraufhin Hermine kreidebleich wurde und zu schreien anfing. „Nein, nein! Gehen sie weg. Lassen sie mich los, fassen sie mich nicht an. Maaaaaami! Hilf mir!..."Panik sprach aus ihrem Gesicht, woraufhin Professor Lupin den Gegenzauber sprach. Hermine erwachte aus ihrer physischen Starre mit entsetztem Gesicht. „Ich, ich konnte nicht." „Das hatte ich auch nicht erwartet, Miss Granger. Aber ich danke ihnen für Ihren Mut, sich als erste der Herausforderung zu stellen. Jeder von ihnen, wird jetzt versuchen, diesem Fluch zu entkommen, und dann werden wir Techniken erlernen, mit denen Sie Ihren Geist dazu bringen, sich vollständig zu leeren.

So ging es dann weiter, einer nach dem anderen musste nach vorne treten, manche wurden angesichts ihrer Erinnerungen ohnmächtig, andere gerieten in Panik, aber niemandem gelang es, den Fluch abzuwehren.

Schließlich war die Reihe auch an Samantha. Sie fragte sich, was wohl ihre schlimmste Erinnerung sein würde, eigentlich hatte sie nur schlimme Erinnerungen, wenn Sie an die Zeit im Waisenhaus zurückdachte.

„Sind Sie bereit?"Samantha nickte, und als der Fluch sie traf fühlte sie einen Augenblick völlige Desorientierung. Dann sah sie zwei Menschen, einen Mann mit dunklen Augen und fast schwarzen Haaren und eine Frau mit blauen Augen und rotblonden langen Locken traurig auf sie herabschauen. Ihre Eltern. Sie war zurückversetzt in die Zeit vor 15 Jahren. Panik ergriff sie, Nein,ich will nicht weg, NEIN, nicht, MAMI, DADDY!!! „Annika, Michael, ich werde dafür sorgen, dass es ihr gut geht. Euer Opfer wird nicht umsonst gewesen sein, das verspreche ich Euch bei meinem Leben."hörte sie dunkele traurige Stimme hinter sich sagen. Ein Arm umfasste sie sanft, hob sie hoch und nahm sie mit fort, so sehr sie sich auch wehrte, es half nichts, ihre Eltern entschwanden langsam ihrem Blick...

Plötzlich war sie wieder in dem Klassenraum. „Alles in Ordnung, Miss Sidell?" fragte Professor Lupin, und schaute Ihr fragend in die Augen. „Ja Sir, ich denke schon."

Den Rest der Stunde verbrachte Samantha damit, sich Gedanken über das soeben erlebte zu machen, waren das wirklich ihre Eltern gewesen, und was war das für eine Szene gewesen, die sie durchlebt hatte? Wer war der Mann, der sie mit fortgenommen hatte, und warum?

Es folgte noch eine Doppelstunde Wahrsagerei – Professor Trewlany erinnerte sie sehr an eine dieser Wahrsagerinnen, die man auch jedem Rummel traf - und dann hatte sie endlich frei. Die nächste Zeit verlief für sie sehr zufrieden stellend, die Slytherins hatten herausgefunden, dass sie ihnen im Unterricht Punkte durch ihr Wissen verschafften, wenn sie sie in Ruhe ließen, mit Wendy hatte sie eine Möglichkeit gefunden, sich abseits des allgemeinen Trubels im geheimen zu treffen, und der Unterricht machte ihr im großen und ganzen riesigen Spaß.