Hallo! Ein frohes neues Jahr!

Zugegeben: Ich bin enttäuscht, angesichts der wenigen Reviews! Deshalb hat es auch länger mit dem Kapitel gedauert, dafür ist es aber auch besonders lang!

Ich verliere ein wenig die Lust, an der Geschichte weiter zu schreiben. Daher kann es etwas länger dauern, bis ich weiter schreibe.

Und – 5 Reviews ein neues Kapitel – vorher gibt's nichts! (Sorry, für alle, die immer treu reviewen – aber es macht einfach keinen Spaß, wenn man fast gar kein Feedback bekommt! – Und falls jemand es gar nicht mehr erwarten kann, bis das nächste Kapitel kommt – eins liegt noch auf Reserve und könnte gebetat werden ;-))

Grüße – und viel Spaß beim Lesen!

14. Privatstunde bei Snape zum zweiten

Samantha fühlte sich am nächsten Morgen endlich wieder erholt und frisch. Das Fieber war verschwunden, und die Schmerzen und die Müdigkeit der neu erwachten Lebensenergie gewichen. Es gab viel zu tun, also würde sie es anpacken.

Der Tag begann mit einer Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste, in der sie sich mit Techniken der Entwaffnung beschäftigten. Dann folgte eine Stunde Verwandlung bei Professor McGonagall und schließlich noch eine Stunde Zaubertränke bei Professor Snape. Der Morgen verging für den Geschmack von Samantha viel zu langsam. Sie konnte die Privatstunde bei Professor Snape aus unerklärlichen Gründen kaum erwarten.

„Kommen Sie herein, Miss Sidell." Die Tür stand offen, als Samantha den Kerker erreichte. Etwas zögerlich betrat sie die Räumlichkeiten, in denen sonst tagsüber die Schüler vor ihrem verbitterten Zaubertranklehrer zitterten. Es war dämmerig in dem Raum, Tageslicht drang hier unten keines herein, lediglich einige Fackeln an den Wänden erleuchteten den Raum und tauchten ihn in ein diffuses flackerndes Licht.

Es dauerte einen Augenblick bis sich Samanthas Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Snape saß an seinem Pult über ein Buch gebeugt. Ohne seinen Kopf zu heben, sprach er weiter. „Kommen Sie näher, oder wollen Sie im Türrahmen festwachsen?" Samantha trat direkt an das Pult heran. Snape hob seinen Blick und sah ihr direkt in die Augen. „Nun, sind Sie bereit?" Samantha sah ihn mit flackerndem, fragendem Blick an. „Um ihre nicht gestellte Frage zu beantworten: Wir werden mit einigen ausgewählten Zaubern beginnen, die die Grundlage für die späteren Zauber bilden werden. Haben Sie schon mal etwas vom Schildzauber gehört?" Samantha brauchte nicht einmal nachzudenken. „Der Schildzauber ist einer..." Snape sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Ein ‚Ja, Sir' genügt, Miss Sidell." Snape hatte sich mittlerweile erhoben und schaute nun von oben herab direkt in Samanthas Augen, der Blick starr, tief und undurchdringlich wie immer. Kaum vorstellbar, dass dies der gleiche Mann sein sollte, der sie noch am Tag zuvor auf der Krankenstation besucht hatte. „Wir werden also mit dem Schildzauber beginnen, Miss Sidell. Stellen Sie sich dort hinüber und bringen Sie ihren Zauberstab in Position.", Snape deutete auf das Ende des Mittelganges, während er sich selbst mit erhobenem Zauberstab an das andere Ende stellte. „Sind sie bereit?" Samantha hatte ihren Zauberstab erhoben, und verharrte angespannt in einer leicht gebückten Position, bereit, den Schildzauber zu sprechen, um einen nahenden Zauberspruch abprallen zu lassen. Ihre Augen waren gespannt auf Snape gerichtet, in der Hoffnung, ein leichtes Zucken zu erkennen, bevor er den Zauberspruch sprechen würde. „EXPELLIARMUS!" Der Zauberspruch traf Samantha unvermittelt, ihr Zauberstab wurde ihr aus der Hand gerissen, sie taumelte zurück und fand sich, ehe sie sich versah auf dem Boden liegend wieder. „Stehen Sie auf!", der kalte herablassende Ton ließ Samantha eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Sie rappelte sich auf und brachte sich in Position. „Ich bin bereit, Sir." Snape nahm wieder die Duellhaltung an und sah Samantha in die Augen. Sie hielt seinen Blick, als sie ein leichtes Flackern in seinen tiefschwarzen Pupillen auftauchen sah. „PROTECTUS!" „EXPELLIARMUS!", rief Snape eine Zehntelsekunde zu spät, der Schild hatte sich bereits um Samantha herum aufgebaut, und sein Zauberspruch prallte wie an einem Spiegel ab. Von der Reflektion getroffen, taumelte Snape zurück und hielt sich an dem Pult in seinem Rücken fest. „Das war gut, Miss Sidell.", sein Gesicht blieb emotionslos, der Ton jedoch drückte Überraschung aus. „Ich denke wir fahren nun mit einem Angriffszauber fort. Begeben Sie sich in Position, greifen Sie mich an, mit welchem Zauberspruch auch immer... Aber bitte, keine EXPELLIARMUS, lassen Sie sich etwas einfallen, womit sie auch einem Todesser begegnen würden!"

Samantha überlegte fieberhaft, welche Zaubersprüche sie auf Lager hatte. Samantha hob ihren Zauberstab und fixierte Snape mit ihrem Blick. „PETRIFICUS TOTALUS!" schleuderte Samantha den Zauberspruch in Richtung ihres Lehrers. Doch Snape wich dem Fluch mit einer geschickten Bewegung zur Seite aus. „Haben sie keine Angst, Miss Sidell, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass Sie mich verletzen könnten... Ich habe in Form des Zauberschutztrankes gewissen Vorkehrungen getroffen. Also versuchen Sie es noch mal – und wählen Sie dieses Mal einen etwas ... ANSPRUCHSVOLLEREN Zauberspruch... Das Spiel wiederholte sich. Samantha zückte den Zauberstab, konzentrierte sich auf Snape und rief „CORPUS IMMOBILUS!!, doch wieder war Snape elegant einen Schritt zur Seite getreten und der Fluch traf die Wand. „Sie müssen Sich bemühen, Miss Sidell – konzentrieren Sie sich auf ihre Gefühle, Sie müssen mich treffen WOLLEN, das darf der einzige Gedanken in dem Moment sein, nur dann können Sie OHNE NACHZUDENKEN, mir einen Zauberspruch auf den Hals hetzen! Versuchen Sie sich auf jemanden zu konzentrieren, den Sie HASSEN, und dann auf mich, denken Sie nicht über die Wahl des Zauberspruchs nach, sie werden dann ganz automatisch den der Situation angemessenen Zauberspruch wählen." Samantha konzentrierte sich auf ihre Gefühle, Bilder aus ihrer Vergangenheit begannen ihren Geist zu füllen...

Stell Dich dort in die Ecke!!! Und wehe Du rührst Dich für den Rest des Tages auch nur einen Millimeter!!!" Samantha sah ihre verhasste Heimleiterin vor sich, wie sie ihr wieder einmal eine Strafe aufbrummte... Wie oft hatte sie für ein falsches Wort, eine falsche Bewegung geradestehen müssen... Und das in der Ecke stehen war nur eine der harmloseren Strafen... „Deine Hand! Die Handfläche nach oben!" Die Heimleiterin, mit Namen Medusala, hatte den Rohrstock schon erhoben, und es regnete Hiebe auf die geöffnete Handfläche... Wut stieg in Samantha auf... Ich hätte Sie umbringen können und sollen....

„CRUCIO!!!" Samantha hatte haßerfüllt den Zauberstab auf Snape gerichtet, und dieser hatte es nur seiner jahrelangen Todessertätigkeit zu verdanken, dass er den Zauberspruch abwehren konnte. Sein sonst schon bleiches Gesicht war nun noch um einen deut blasser geworden, das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Wo haben Sie das gelernt, Miss Siddel?" Samantha schaute entgeistert auf ihre Hand, die den Zauberstab hielt. Was hatte sie eben getan? Es schien ihr, als hätte eine unkontrollierbare Macht von ihr Besitz ergriffen, die sie zwang, all ihren Hass und ihre Wut in diesem Zauberspruch zu manifestieren. Noch NIE, NIE hatte sie einen der verbotenen Sprüche gehört, geschweige denn probiert... Bis jetzt...

„Das...das wollte ich nicht....Bitte Sir, Sie müssen mir das glauben!", Tränen flossen in Strömen über Samanthas blasse Wangen, sie sank mit dem Rücken an der Wand herunter, von Weinkrämpfen geschüttelt, den Kopf mit der Stirn auf die Knie gestützt, die Arme um die Knie geschlungen, und unfähig auch nur einen weiteren Ton herauszubringen.

„Miss Sidell", eine ungewöhnliche Sanftheit in der Stimme von Professor Snape, ließ sie noch heftiger aufschluchzen.

Sie hatte ihm eben beinahe eine Crucio auf den Hals gehetzt, und eigentlich müsste er sie jetzt hinauswerfen, als ihr Hauslehrer hatte er schließlich die Möglichkeit und die Pflicht so zu handeln.

Sie war es nicht wert, dass man sich um sie kümmerte, dass man ihr eine Chance gab... Sie war schlecht – vom Tag ihrer Geburt an durch das dunkle Mal gezeichnet und an die finstere Seite der Macht gebunden... Sie hatte doch so eben den ersten Schritt in diese Richtung getan. Warum ließ er sie nicht in Ruhe! Es wäre besser, wenn sie nie geboren worden wäre, oder schon früher ihr Ende gefunden hätte...

Milde und Verständnis hatte sie nicht verdient...

Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter, und als sie den Kopf langsam zur Seite wandte, sah sie, dass Professir Snape sich neben sie gekniet hatte, und ihr besorgt und zugleich fragend in die Augen sah. „Beruhigen Sie sich, Miss Sidell, kommen Sie, setzten Sie sich dort auf die Bank.", Snape fasste Sie am Arm, und Samantha ließ sich wie in Trance willenlos zu einer der Bänke hinüberführen. „Trinken Sie!" Severus Snape hatte eine kleine Flasche aus einem der Schränke genommen und einige Tropfen des blutroten Inhalts in einen Kelch gegeben, den er dann mit Wasser aufgefüllt hatte.

Welchen Sinn hatte das alles noch? Sie wollte nicht mehr, sie wollte einfach nur sterben – dann hätte die Zaubererwelt zumindest ein Problem weniger...

„Trinken Sie, Miss Sidell!" Severus Snape hielt ihr den goldverzierten Kelch direkt vor das Gesicht, doch Samantha schien das alles nicht mehr wahrzunehmen. Ihr Blick war in weite Ferne gerichtet, der Körper zuckte noch immer unkontrolliert zu ihrem verzweifelten Schluchzen.

Der schwarz gekleidete Lehrer, hielt ihr das Gefäß nun direkt an die Lippen, und kippte es leicht an, so dass die Flüssigkeit die Lippen berührte. Der Reflex, ausgelöst durch die Berührung mit dem kühlen Nass, ließ Samantha den Mund öffnen, und den Inhalt des Bechers in kleinen Schlücken zu sich nehmen. Kaum dass Professor Snape, den Becher abgesetzt hatte, sackte Samanthas lebloser Körper nach vorne auf den Tisch.

„Was machst Du uns nur für Sorgen, Samantha..." Snape hob den zarten Mädchenkörper auf seine Arme und ließ eines der Regale mit einem Zauberspruch zu Seite gleiten. Der so freigewordene Eingang gewährte Zutritt zu Snapes privaten Gemächern, genau genommen seinem Wohnzimmer.

Er bettete Samantha vorsichtig auf das große tiefrote Samtsofa, als es an der schweren Eichentür klopfte, und der Schulleiter den Raum betrat.

„Was ist genau passiert, Severus?" Dumbledore ließ sich in einem der beiden schwarzen Ledersessel nieder und sah seinen Zaubertränkelehrer fragend an.

Snape wanderte unruhig im Zimmer auf und ab, während er hastig die vorangegangenen Ereignisse schilderte... „Sie war völlig hystrisch... Ich habe ihr einen Trank für traumlosen Schlaf gegeben.... Glaubst Du, dass alles umsonst war, Albus? Dass das Mal sie schon beherrscht?..."

Dumbledore blickte den jüngeren Lehrer nachdenklich an. „Nein, es ist nie zu spät! Sie will auf unserer Seite sein, das ist es was zählt! Sie hat eine Menge durchgemacht, Severus, so viel Haß und Trauer in einem so jungen Leben. Sei für Sie da Severus, zeig Ihr, dass sie gebraucht wird, dass es Menschen gibt, die sich um sie sorgen, ihre Eltern würden es so wollen..."

„Albus, was soll ich ihr sagen, wenn Sie nach ihnen fragt? Glaubst Du nicht, dass Sie es irgendwann herausfinden wird, was damals wirklich geschah? Was wenn der dunkele Lord sein Wissen um die damaligen Ereignisse nutzt, um Samantha auf seine Seite zu holen – werden wir das verhindern können?"

Albus schaute betreten zu Boden. „Ich weiß es nicht... Wir müssen es versuchen – Du musst es versuchen! Ich denke es ist besser, wenn sie die Wahrheit erst dann erfährt, wenn ihre magischen Fähigkeiten weiter gefestigt sind, und sie den dunkelen Künsten fern genug ist..."

Ein leises Stöhnen aus Richtung des Sofas, ließ die beiden Männer aus ihrer leise geführten Konversation aufschrecken. Samantha kam langsam wieder zu sich.

„Ich gehe jetzt besser, Severus. Viel Glück – und wenn Du Hilfe brauchst, weißt Du ja wo Du mich findest."

Damit verschwand Albus Dumbledore genauso lautlos wie er gekommen war.

Snape wandte sich in Richtung des Sofas und kniete sich auf den Boden neben Samantha. Das Mädchen bewegte sich unruhig und war sich hin und her, der Trank verlor langsam seine Wirkung, und die Wirklichkeit begann die Schülerin einzuholen. Vorsichtig fasst er das Mädchen an den Schultern um zu verhindern, dass sie sich durch die unkontrollierten Bewegungen vom Sofa warf. „Wachen Sie auf, Miss Sidell!" Als Samantha ihre Augen öffnete, sah er Panik und Verzweifelung darin, das Mädchen versuchte sich aus seinem Griff zu lösen, wie von Sinnen kämpfte sie gegen den Druck seiner Hände an, die sie auf dem Sofa hielten. „Schhhhhtttt... Es ist nichts passiert, sie sind in Sicherheit, sie sind in meinen Räumen, bleiben Sie liegen...." Langsam erschlaffte der schweißgebadete Körper und Samantha sank zurück auf das Sofa. Tränen kullerten ihre bleichen Wangen herunter, und durch den Schleier hindurch sah sie ihren Zaubertranklehrer über sich. Was war nur passiert – wo war sie – was hatte das alles zu bedeuten! Der Crucio... Was hatte sie nur getan! Sicher würde er sie dafür bestrafen... Sie musste weg hier. Warum war er überhaupt noch da, waren das wirklich seine Gemächer, warum hatte er sie hierhergebracht...

„Warum?" brachte sie mit tränenerstickter Stimme hervor. Snape schaute sie nachdenklich an. „Das dunkle Mal, besitzt eine gewisse Macht, Miss Sidell, und es bedarf einiger Fähigkeiten, um diese Macht richtig zu nutzen. Was ihnen passiert ist, ist nicht ungewöhnlich. Sie haben ihren Hass unbewusst in dem Mal fokussiert, dieses hat dann die Kontrolle über ihre magischen Fähigkeiten übernommen – deshalb haben Sie den Cruciofluch gesprochen."

Samantha hatte sich aufgesetzt, und saß nun Snape direkt gegenüber. „Wie.. Wie kann ich dagegen ankämpfen, Sir?" schluchze Samantha hervor. Snape fasste Samantha sanft aber bestimmt an der linken Schulter an. „Sie werden es lernen – sie... WIR werden das schaffen, das verspreche ich ihnen."

Snape stand auf, und wanderte in Richtung eines kleinen Nebenraumes. „Ich nehme an, Sie mögen heiße Schokolade, Miss Sidell?" Samantha nickte zögerlich, als Snape in dem Zimmer verschwand, ihr Blick wanderte hinüber zu einem der beiden riesigen Bücherregale, die die Wände verdeckten. Neben wundervollen alten Zaubertrank- und Alchemiebüchern, standen dort auch alle aktuellen Standardwerke der modernen Zaubertrankbrauerei; während sie die Buchrücken nach besonders ansprechenden Titeln absuchte, blieb ihr Blick an einem großen, ledergebundenen Buch hängen. „Runenforschung im Focus der Revolution". Samantha stand auf, und nahm vorsichtig das Buch aus dem Regal und schlug es auf dem kleinen Pult neben der Tür auf.

Kaum dass sie sich durch die Danksagungen durchgelesen hatte, ertönte hinter ihr die wohlvertraute Stimme ihres Lehrers. „Haben Sie gefunden, was Sie suchen?" Samantha zuckte zusammen, sie fühlte sich ertappt – hatte sie doch ohne um Erlaubnis zu fragen, sich einfach an seinen Büchern vergriffen. „Ich... Es tut mir leid... Es... Ich wollte..." Snape ging auf Sie zu, und nahm das Buch vom Tisch, um es wieder an seinen Platz zu stellen. „Setzen Sie sich erst einmal hin, und trinken Sie ihre Schokolade, dann können wir alles weitere besprechen."

Samantha setzte sich auf den angewiesenen Sessel und nippte vosichtig an der heißen Schokolade. Eine wohlige Wärme durchflutete ihre steifen Glieder und die Anspannung löste sich ein wenig, so dass sie sich im Sessel zurücklehnte und Snape erwartungsvoll ansah. „Wenn Sie Runen entziffern wollen, Miss Sidell, dann sollten Sie es mit dem „translato"-Zauberspruch versuchen..." Samantha schüttelte den Kopf. „Das hat Hermine schon versucht, es funktioniert nicht." Jetzt war es an Snape den Kopf zu schütteln. „Haben SIE es schon probiert? Vielleicht hat Miss Granger vergessen, dass es personengebundene Zaubersprüche gibt, im Gegensatz zu IHR, sind SIE eine reinblütige Hexe – versuchen Sie es selbst! Falls das nicht funktioniert, dann kommen Sie noch einmal zu mir – ich leihe ihnen das Buch dann gerne aus – vorausgesetzt, dass Sie es pfleglich behandeln." „Danke, Sir."

Samantha schaute einen Augenblick lang betreten zu Boden und rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her.

„Was brennt ihnen auf der Seele, Miss Sidell?"

Samantha sah ihm in die Augen. „Sir, ich... ich frage mich, ob Sie mir wohl etwas über meine Eltern erzählen können?! Haben Sie sie gekannt?"

Das war die Frage, die Snape am meisten gefürchtet hatte. „Ja, ich habe Sie gekannt, nur flüchtig, sie waren gute Zauberer, beide." Snape hatte diese Worte schnell hervorgepresst, Samantha spürte, dass er nicht mehr dazu sagen wollte – Sie würde es selbst herausfinden müssen, was mit ihren Eltern geschah, und woher sie kam.

„Darf ich Sie nun etwas fragen, Miss Siddel?" Snape sah Samantha fragen an. „Ja, Sir, natürlich."

„Woran haben Sie vorhin gedacht, als Sie mir den Crucio entgegenschleuderten?"

Das Mädchen zuckte bei dem Gedanken an die vorangegangen Ereignisse merklich zusammen. „An Dinge aus der Vergangenheit, Dinge die besser niemals geschehen wären, ich will Sie nicht auch noch damit belasten, Sir, Sie haben durch mich schon viel zu viele Schwierigkeiten..."

Das war also einer der Gründe, warum das Mädchen so verschlossen war – sie sprach mit niemandem über ihre Erlebnisse, obwohl sie sie ganz offensichtlich sehr belasteten. Nach außen hin war sie ein ganz normales fröhliches Mädchen, aber wenn Snape genau hinsah konnte er an ihrer Gestik und Mimik in manchen unbeobachteten Momenten sehen, wie einzelne Worte Erinnerungen hervorriefen, die sich in ihrer Körpersprache niederschlugen.

„Sie sollten darüber reden, Miss Sidell, es hilft. Ich weiß wovon ich spreche.", er zögerte einen Augenblick bevor er weitersprach, „gestatten Sie mir einen Blick in ihre Erinnerungen – sie können mir vertrauen, NICHTS von dem, was sich heute Abend hier ereignet, wird diese Räume durch mich verlassen, und nur wenn ich weiß, was sie so quält, kann ich ihnen helfen, sofern sie Hilfe wollen."

Samantha sah ihn ungläubig an. „Sir, Sie haben schon so viel für mich getan, so viel mehr als ich es verdiene, Sie müssen sich nicht für mich verantwortlich fühlen, niemand muss das... Ich stehe schon so tief in ihrer Schuld, weil Sie bereit sind, mir bei meiner Ausbildung zu helfen – auch wenn es in diesem Fall ihrem eigenen Interesse im Kampf gegen Voldemort ist. Totzdem - meine persönlichen Probleme, sollten Sie nicht auch noch auf sich nehmen, das wäre wirklich zu viel verlangt."

Snape legte Samantha wieder beide Hände auf die Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen, während er sie ein Stück näher an sich heranzog. „Sie müssen nicht immer stark sein, Miss Sidell. Lassen Sie sich gehen, lassen Sie es raus – es ist der erste Schritt in die richtige Richtung... Sie müssen Ihre aufgestauten Emotionen loswerden – ich kann und will ihnen dabei helfen..." Samantha hatte ihn die ganze Zeit angesehen, und Tränen hatte wieder begonnen sich einen Weg von ihren Augen herunter über ihr Gesicht zu bahnen., um schließlich auf den Boden zu tropfen. „Sie werden mich nicht mehr unterrichten wollen, wenn Sie das alles über mich erfahren, was ich mit meiner Ankunft in Hogwards hinter mir zu lassen hoffte.", brachte sie mit zitternder Stimme hervor. „Wieso glauben Sie das? Geben Sie mir eine Chance... BITTE." „Wenn Sie es wünschen – ja, wenden Sie Leglimentik an, ich habe nichts mehr zu verlieren, ich habe schon alles verloren..." setzte Samantha resigniert nach. Snape dirigierte sie auf das Sofa und setzte sich neben sie. „Legilimens!"

Snape wurde wie durch einen Strudel hinabgezogen in Samanthas Erinnerungen.

Er befand sich in einem Raum mit lauter kleinen Kindern, die auf dem Boden mit bunten Klötzchen spielten, während eine Frau an einem Tisch in der Ecke ein Buch las, und ab und zu zu den Kindern hinüberschaute. „Miss Smith?", ein kleines Mädchen mit braunen buschigen Haaren, hatte sich aus der Menge erhoben, einige Bauklötze in der Hand, und ging auf den Tisch zu, „darf ich sie etwas fragen?" Die Frau sah ungehalten von ihrem Buch auf. „Was willst Du schon wieder, Samantha?" Das Mädchen schlenderte langsam auf den Tisch zu. „Sehen Sie,", Samantha hielt ihr einen großen und vier kleine Klötze hin, „wenn ich den großen Würfel in vier gleichgroße Teile unterteile, dann bekomme ich diese kleinen Klötze, und wenn ich das dann mit den vier kleinen Würfeln mache, dann bekomme ich wieder vier für jeden Würfel, und wenn ich das dann noch mal mache..." Die Frau hatte nun ihr Buch zugeklappt und schaute Samantha über die Ränder ihrer Brille hinweg wütend an."Genug jetzt, was soll der Unsinn!?" „Ich frage mich, wann das endet, wenn ich das immer weiter mache..." schluchzte die kleine Samantha. „Das brauchst Du nicht zu wissen, Du dummes Ding. Und jetzt stell Dich da hinten in die Ecke und denk darüber nach, wie Du Dich in Zukunft angemessen benimmst – und wehe ich höre auch nur einen Mucks." Das kleine Mädchen, immer noch schluchzend, tapste unbeholfen in Richtung der Ecke, nicht ohne von einigen der anderen Kinder schadenfroh geknufft zu werden.

Szenenwechsel. Snape befand sich unverkennbar in einem Klassenzimmer, und wohnte einer Musikstunde bei , wie er den herumliegenden Holzinstrumenten entnahm. „Bis Du jetzt ruhig, Samantha?!" Sein blick wanderte zu dem Tisch, auf den die Lehrerin zugegangen war. Das Mädchen mit den schäbigen Kleidungsstücken und den struwelligen braunen Haaren sah die Lehrerin entsetzt und angstvoll an. „Ja, Mad'm." Doch die beiden Klanghölzer in ihren Händen berührten sich noch einmal, als sie sie auf den Tisch zurücklegen wollte. Die Lehrerin drehte sich auf dem Absatz wieder zu dem zitternden Mädchen um. „ES REICHT!!! Was gaubst Du eigentlich, wer Du bist? Deine Klassenkameraden werden sich sicherlich bei unserer Miss WEISSSCHONALLES bedanken, dass Sie jetzt die doppelte Menge Hausaufgaben machen dürfen..." Mit dem Klingelton, der wohl das Ende der Stunde kennzeichnete, sprang das kleine Mädchen auf und rannte panisch aus dem Klassenraum – die Meute hinterher...

Eine weitere Szene... Snape sah mit an, wie Samantha von einer Frau, die er als die Heimleiterin des Waisenhauses identifizierte, verprügelt wurde...

Nächste Szene.

Samantha, nun schon deutlich älter, saß auf einem Fenstersims in einem leeren Klassenzimmer und schaute aus dem Fenster hinunter auf eine Straße.

Snape spürte auf einmal Widerstand, als Samantha ihn aus dieser Erinnerung zu vertreiben versuchte. Nein, das nicht, das ist Privat!!! Er erhaschte noch einen Blick aus dem Fenster auf einen jungen Mann, der dort unten vorbeiging, ehe er sich schnell aus dieser Erinnerung zurückzog.

Abermals Szenenwechsel.

Du bist doch nur eine widerliche Streberin, eine Schleimerin, Dir wird doch alles hinterhergeworfen..." Ein Mädchen mit blonden kurzen Haaren stand einer nunmehr langsam erwachsen werdenden Samantha gegenüber. „Du bekommst Deine guten Noten doch nur aus Mitleid, weil Du keine Eltern mehr hast." Anscheinend handelte es sich bei dem Mädchen um eine Mitschülerin von Samantha. Snape trat einen Schritt näher an die Szene heran. „Was hast Du gegen mich, Kathrin? Warum hasst Du mich so? Ich habe Dir nie etwas getan." Das andere Mädchen stieß Samantha unsanft gegen den Türrahmen, bevor sie in den Klassenraum trat, weil der Lehrer sich näherte. Severus Snape trat hinter Samantha schnell in den Klassenraum herein, bevor der blonde Lehrer die Tür hinter sich schließen konnte.

Ich habe ihnen ihre Klausuren mitgebracht! Und ihre Zeugnisnoten..." Snape beobachtete das Procedere gespannt, und sah Samantha über die Schulter, als sie ihre Klausur in Empfang nahm und öffnete. „gut - eine insgesamt ordentliche Arbeit." Sie legte die Arbeit schweigend beiseite und wartete gespannt auf die Zeugnisnoten. „Nun, Samantha, kommen wir zu ihnen – ich denke, ich werde ihnen 12 Punkte geben, was meinen Sie." Snape sah, wie Samantha zusammenzuckte. „Mr. Woolf, ich denke, dass das nicht ganz angemessen ist, wenn sie meine Note mit den anderen Noten hier vergleichen – ich denke, dass ich mindestens 13 Punkte verdient habe." Der Lehrer sah sie einen Augenblick lang unsicher an. „So, denkst Du? Was hast Du sonst für Noten?" Samantha sah ihn zornig an. „Lauter 13, 14 und 15 Punkte, Sir." Gernigschätzig sah er sie von oben bis unten an. „Dann hast Du ja schon genug gute Noten – es bleibt dabei, Du bekommst 12 Punkte."

Nächste Szene.

Ein Chemielabor. Snape schaute sich mit Wohlgefallen um. „Kommen Sie herein, Miss Siddel. Wie geht es voran? Brauchen Sie noch Bücher?" „Ja, Sir. Ich bräuchte etwas über Organik, zum Lösen der letzten Aufgabe, die ist wirklich schwer."

Der Lehrer ging freudestrahlend zu einem der Bücherregale. „Hier, das ist dafür sicherlich geeignet. Ich habe übrigens schon in ihrer Klausur gelesen. Sie sind wirklich gut, sozusagen außer Konkurrenz. Machen Sie etwas daraus – gehen Sie ihren Weg, lassen Sie sich von niemandem hineinreden – es gibt noch mehr Leute, die so sind wie Sie – Sie haben sie nur noch nicht kennengelernt!"

Severus Snape hatte genug gesehen und unterbrach die Verbindung. Erst jetzt merkte er, wie Samantha zu zittern angefangen hatte, während ihr Tränen unaufhörlich über das Gesicht liefen. „Shhhht.... Es ist alles in Ordnung, das waren nur Erinnerungen, Miss Sidell, beruhigen Sie sich.", langsam zog er das Mädchen zu sich herüber und nahm sie in den Arm. Sie vergrub ihr Gesicht in den schwarzen Stoff seines Umhangs, und zum ersten Mal seit vielen Jahren weinte sie ohne sich dafür zu schämen, ohne das Gefühl zu haben, schwach zu sein, zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, dass es jemanden gab, der sie verstand und für sie da war.

Snape spürte wie der Stoff seiner Robe von den warmen Tränen Samanthas langsam feucht wurde, das Mädchen klammerte sich an ihn, so als wäre es das erste Mal, dass Sie körperliche Nähe und Geborgenheit erfuhr – eine Erkenntnis die er erst jetzt realisierte – ES WAR DAS ERSTE MAL! „Shhhtttt...," vorsichtig streichelte er Ihr über die Haare und rieb sanft mit dem Daumen über ihre Schulterblätter, „sie sind nicht allein, niemand ist allein auf dieser Welt. Das Schluchzen versiegte langsam und Samantha sah mit rotgeweinten Augen zu ihm auf, als Ihr dämmerte, dass Sie sich soeben an der Schulter ihres Lehrers ausgeweint hatte. Erschrocken zuckte sie zurück. „Es tut mir leid, Sir. Ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen, es ist besser wenn ich gehe, glaube ich.

„Nein", Snape hielt ihre Hand fest, „bleiben Sie, Miss Sidell. „Wie ich ihnen schon gesagt habe, es ist an der Zeit, dass Sie ihre schweren Lasten mit jemandem teilen, und wie es scheint, bin ich derjenige. Darf ich Sie noch etwas fragen?" Samantha nickte zaghaft. „Wer war der Mann, den ich in ihrer Erinnerung sah – in dem Labor?"

Samantha entspannte sich ein wenig, und Snape konnte ein Lächeln erkennen, als sie die Erinnerung vor ihr inneres Auge zurückholte. „Das war mein Chemielehrer, ihm verdanke ich sehr viel...", sie zögerte einen Augenblick, bevor sie weitersprach, „wissen Sie, es war das erste Mal, dass mich jemand mochte, WEIL ich NICHT so war wie die anderen, WEIL ich intelligent war, WEIL ich mich für die Chemie interessierte, er hat mir gezeigt, wie mich meinen Weg gehen kann, dass es eine tolle Zukunft für mich gibt, wenn ich nur an mich selbst glaube. Er hat mir Dinge gegeben, die niemand sonst mir geben konnte, es war ein bisschen so, als ob ich die die Tochter war, die er selbst gerne gehabt hätte. Es war wunderbar, die beste Zeit in meinem Leben..."

Snape hatte sie nachdenklich angesehen, während Sie erzählte. Konnte er den Platz dieses Mannes einnehmen? War es das was sie brauchte?

„Er hatte recht!" „Sir?!" – „Sie sind außergewöhnlich gut, außer Konkurrenz sozusagen, wenn man von Miss Granger mal absieht." „Danke, Sir.", Samantha war verlegen, an dem Klang seiner Stimme spürte sie, dass er es ehrlich meinte, was ihr unendlich gut tat. „Sir, werden Sie mich weiter unterrichte, trotz des Vorfalls heute?", diese Frage hatte ihr auf der Seele gebrannt.

Snape sah ihr lange in die Augen, bevor er schließlich antwortete. „Natürlich, Miss Sidell, wir haben einen langen, steinigen Weg vor uns, aber ich weiß, dass wir es schaffen werden, SIE werden eine der besten Hexen werden, die Hogwards je gesehen hat! Aber nun sollten Sie erst einmal schlafen, es ist schon mitten in der Nacht, und wir sollten diese Diskussion später fortsetzten, ich denke, es ist ihnen recht, wenn wir heute abend um 19.00 Uhr mit dem Unterricht fortfahren, Miss Sidell?" Samantha strahlte ihn zum ersten Mal an diese Abend an. „Ja, gerne Professor Snape. Vielen Dank, Sir – für alles!" Als Samantha schließlich in ihrem Bett lag, war sie unendlich erleichtert, es fühlte sich an, als ob eine Last von ihrer Seele genommen worden war – und sie war zuversichtlich – MICH wird Voldemort nicht bekommen, nicht solange ich lebe, waren ihre letzten Gedanken, bevor der Schlaf sie umfing.

Snape hingegen fand keinen Schlaf. Nachdem er Samantha vor den Toren des Gryffindorturmes abgeliefert hatte, wanderte er noch eine ganze Weile durch die verlassenen Gänge von Hogwards. Ja, Samantha war ihm nicht unähnlich, sie war ihm sogar ziemlich ähnlich, sie war so, wie er sich eine Tochter vorstellen würde. War es das, was Annika und Michael wollten? Was würden sie dazu sagen... Würde Samantha es schaffen, ihre Fähigkeiten GEGEN Voldemort einzusetzen... Fragen über Fragen, Severus Snape's Gedanken fanden in dieser Nacht keine Ruhe mehr, dennoch hatte er das Gefühl, dass er auf dem richtigen Weg war.

Mitten in der Nacht wachte auch Samantha wieder auf... Sie hatte etwas vergessen... Mit einem „LUMOS" erleuchtete sie den Raum hinter dem Vorhang ihres Bettes und holte eine der kleinen runenverzierten Schachteln hervor. Sie richtete den Zauberstab auf die Rune und murmelte ein leises „TRANSLATO". Die Rune fing zunächst schwach, dann immer wieder stärker an zu leuchten, bis sich schließlich das Licht von der Schachtel löste, und langsam noch oben schwebte, wo es dann begann seine Gestalt zu ändern. Nach und nach konnte Samantha erkennen, welches Wort sich dort bildete. „MACH DAS LICHT AUS, SAMANTHA! WIR WOLLEN SCHLAFEN!", rief eine ihrer Zimmergenossinen... „NOCTUS" Schnell löschte Samantha das Licht und legte sich zurück in die Kisssen. Sie hatte erfahren, was sie wissen wollte, doch Schlaf fand nun auch Sie nicht mehr, denn ein weiteres Rätsel hatte sich soeben aufgetan...

BITTE  EIN KLEINES REVIEWCHEN!!!