Es hat lange gedauert, aber jetzt gibt es ein neues Kapitel. Ich war während der Ferien sehr viel unterwegs und beschäftigt, deswegen hab ich keine Zeit zum Schreiben gehabt, aber jetzt, wo die Schule wieder angefangen hat, hab ich hoffentlich wieder mehr Zeit dazu. Ich hoffe, ihr bleibt mir weiterhin treu und schreibt auch Reviews, damit ich weiß, was ihr denkt und Ansporn zum Weiterschreiben oder Anregungen für Verbesserungen hab.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

Kapitel 13

Irrwicht

Die nächsten beiden Tage vergingen sehr schnell. Der Unterricht beschäftigte ihn so sehr, dass er kaum dazu kam, viel über Sirius oder die Feindschaft zu Snape nachzudenken. Er stand den ganzen Vormittag und zwei Stunden am Nachmittag in seinem Klassenzimmer, danach war er mit den Vorbereitungen für den nächsten Tag beschäftigt. Nur am Abend im Bett dachte er manchmal daran, aber er war so müde, dass er einschlief, bevor die bedrückenden Gedanken richtig aufkommen konnten. Er war sehr glücklich mit seiner Arbeit, endlich hatte er das Gefühl, etwas zu tun, das seinen Begabungen und Interessen entsprach. In den vergangenen Jahren war es so schwierig für ihn gewesen, eine Job zu finden, dass er bei der Art seiner Betätigung nicht wählerisch sein durfte. Er hatte sich damit zufrieden geben müssen, was er bekam. Deswegen hatte er auch bei keinem seiner früheren Jobs eine Befriedigung empfunden, das Gefühl gehabt, etwas zu tun, was er gut konnte und ihm Spaß machte.

Das Unterrichten jedoch konnte er gut, das wusste er, und er konnte sehen, dass die meisten Schüler von seinen Stunden begeistert waren. Schon am zweiten Tag war seine Unsicherheit gänzlich verschwunden, er trat selbstbewusst vor die Schüler und hatte sie nach kürzester Zeit für sich gewonnen. Jeden Morgen erwachte er und freute sich schon darauf, wieder im Klassenzimmer zu stehen.

Am Mittwoch überlegte er während des Abendessens, wie er den Unterricht am nächsten Tag gestalten würde. Für die beiden fünften Klassen, die er am Vormittag unterrichten würde, hatte er sich schon vor dem Essen grob den Stoff für die nächsten Wochen überlegt, aber er war sich noch unsicher, wie er für Harrys Klasse, die am Nachmittag an der Reihe war, den Unterricht beginnen würde. Er hatte schon daran gedacht, mit Rotkappen zu beginnen, aber auch die Kappas würden sich für die erste Unterrichtsstunde eignen. Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, wahrscheinlich auch deshalb, weil er diesmal einen besonders guten ersten Eindruck hinterlassen wollten, weil Harry sich unter den Schülern befand.

Ein Gespräch zwischen McGonagall und Dumbledore unterbrach seine Gedanken. „Achja, da fällt mir ein, in den Kasten im Lehrerzimmer ist ein Irrwicht eingezogen. Wir sollten alle informieren, dass sie ihn nicht verwenden, bevor sich jemand die Zeit nimmt, ihn zu vertreiben", berichtete die Lehrerin gerade dem Direktor.

„Ja, das wäre nicht schlecht, Minerva, wir wollen doch nicht, dass plötzlich irgendwelche Monster im Lehrerzimmer auftauchen!", meinte der alte Mann mit einem Lachen.

Da kam Remus eine Idee. Eigentlich hatte er Irrwichte erst gegen Ende des Jahres durchnehmen wollen, aber wenn er jetzt ein passendes Anschauungsexemplar zur Hand hatte, warum sollte er sie dann nicht gleich zu Beginn behandel? Außerdem waren Rotkappen und Kappas zwar sicher kein schlechter Start, aber ein Irrwicht würde doch bei weitem eindrucksvoller sein.

„Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir den Irrwicht für den morgigen Unterricht zur Verfügung zu stellen?", fragte er Dumbledore, „Ich unterrichte nämlich morgen die dritte Klasse aus Gryffindor.

Snape mische sich ein und sagte mit leiser, schnarrender Stimme: „Meinen Sie wirklich, dass diese Schüler mit einem Irrwicht fertig werden? In Zaubertränke stellen sie sich nicht gerade

geschickt an."

Remus fragte sich, ob der andere Lehrer wirklich bezweifelte, dass die Schüler einen Irrwicht bekämpfen konnten, oder ob er ihn nur selbst verunsichern und seine Art, den Unterricht zu gestalten, in Frage stellen wollte, aber bevor er ihm mit einem bissigen Kommentar antworten konnte, kam ihm der Schulleiter zuvor und wandte sich, immer noch lächelnd, an Snape: „Also ich denke, das ist eine hervorragende Idee, Severus. So werden wir den Irrwicht los, und die Schüler lernen noch dabei."

Dann sagte er zu Remus: „Natürlich spricht nichts dagegen, dass du den Irrwicht im Unterricht verwendest. Ich nehme doch an, dass du die Schüler entsprechend vorbereiten wirst."

„Natürlich werde ich ihnen vorher alles beibringen, was sie wissen müssen. Und ich glaube eigentlich schon, dass sie das schaffen werden.", antwortete Remus, mit einem Seitenblick auf Snape. Der sah ihn zwar mit hasserfüllten Augen an, sagte aber nichts mehr, da Dumbledore ihn noch immer aufmerksam beobachtete. Remus musste ein Grinsen unterdrücken. Scheinbar hatte auch Snape Respekt vor Dumbledore.

Remus eilte vom Lehrerzimmer ins Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Er hatte sich soeben noch vergewissert, dass sich der Irrwicht auch wirklich in dem Schrank befand, und musste sich jetzt beeilen, um die Schüler nicht allzu lange warten zu lassen. Während der Vormitagsstunden waren seine Gedanken immer wieder abgeschweift, so sehr er sich auch bemühte, sich voll auf den Unterricht zu konzentrieren, hatte er immer wieder daran denken müssen, dass er heute Nachmittag zum ersten Mal Harry unterrichten würde.

Und nun war es also so weit. Er betrat die Klasse. Da es schon spät war, beschloss er, sich diesmal nicht, wie sonst bei allen Klassen, zu Beginn vorzustellen, sondern gleich mit dem Unterricht zu beginnen. Sofort nachdem er die Klasse betreten hatte, forderte er die Schüler auf, alles außer ihre Zauberstäbe einzupacken und ihm ins Lehrerzimmer zu folgen.

Während sie durch die Gänge des Schlosses gingen, hörte er die Kinder hinter ihm aufgeregt tuscheln. Er wunderte sich nicht darüber, alle Klassen waren zu Beginn etwas skeptisch, und außerdem waren sie bestimmt gespannt, was er mit ihnen vorhatte. Nachdem er unterwegs Peeves, der gerade ein Schlüsselloch mit Kaugummi zustopfte, eben diesen in die Nase gejagt hatte, mischten sich unter die neugierigen Blicke zunehmen respektvolle. Er lächelte. Dieser Trick war ihm schon zu seiner Schulzeit nützlich gewesen.

Schließlich gelangten sie zum Lehrerzimmer. Es war leer, bis auf Snape, der allerdings im selben Moment, als sie eintraten, sagte: „Lassen Sie auf, Lupin. Das möchte ich lieber nicht mit ansehen."Lupin war sich trotzdem sicher, dass er extra gewartet hatte, bis sie kamen, um diesen Kommentar loszuwerden.

Aber Snape war noch nicht fertig. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte, so laut dass die ganze Klasse es hören konnte: „Vermutlich hat keiner Sie gewarnt, Lupin, aber in dieser Klasse ist Neville Longbottom. Ich kann Ihnen nur raten, ihm nichts Schwieriges aufzugeben. Außer wenn Miss Granger ihm Anweisungen ins Ohr zischt."

Neville, den er schon von der Zugfahrt kannte, wurde scharlachrot. Lupin fühlte den Zorn, der in ihm aufkam. Wie konnte jemand nur so gemein sein? Er war es gewohnt, dass Snape ihm gegenüber unfreundlich und beleidigend war, aber das war eine Sache, die er und seine Freunde sich selbst eingebrockt hatten, es war zwar lange her, aber dieser Hass hatte einen Grund. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Snape ebensolche Gründe hatte, Neville zu beleidigen. Wahrscheinlich war der Junge nicht gerade gut in Zaubertränke, aber Snapes Behandlung machte das wohl eher schlimmer. Er wusste genau, der Hauptgrund, warum Schüler in einem Fach versagten, war Angst vor dem Lehrer, und der einzige Weg, dagegen anzukämpfen, dem Schüler Selbstvertrauen zu geben.

Deswegen zog er auf Snapes Bemerkung nur die Augenbrauen hoch und sagte: „Ich hatte gehofft, Neville würde mir beim ersten Schritt meines Unternehmens behilflich sein und ich bin mir sicher, er wird es auf bewundernswerte Weise schaffen."Er lächelte Neville freundlich an. Snape verließ die Klasse und schlug die Tür hinter sich zu.

Remus war froh, nun endlich mit dem Unterricht beginnen zu können. Er erklärte zuerst, was sie in dem Schrank vor sich hatten, und fragte dann, ob jemand wusste, was ein Irrwicht war. Hermine meldete sich sofort und beantwortete seine Frage ohne Probleme. Er musste sich ein Grinsen verkneifen. Genau so hatte er sich das Mädchen nach den Beschreibungen seiner Kollegen vorgestellt.

Er hatte sich in den letzten Tagen etwas über die Schüler erkundigt. Hermine war, soweit er wusste, neben Ron Weasly Harrys beste Freundin und sie war das, was manche eine Streberin nennen würden. Die Lehrer sprachen nur in den besten Tönen von ihr, von den Schülern hingegen wurde sie öfters aufgezogen. Sie schien auf jeden Fall ein kluges, nettes Mädchen zu sein, dem seine Noten wichtig waren, allerdings nicht wichtiger als seine Freunde.

Ron, Harrys bester Freund, war der Sohn von Arthur und Molly Weasly, die er noch vom gemeinsamen Kampf gegen Voldemort kannte. Wie er schon von Dumbledore erfahren hatte, nahmen Harry und er die Schulregeln nicht besonders ernst, und von den übrigen Lehrern war ihm das bestätigt worden. Die beiden hatten zwar bei weitem nicht so gute Noten wie Hermine, waren aber auch nicht wirklich schlechte Schüler.

Er fuhr mit dem Unterricht fort, seine zweite Frage richtete er direkt an Harry. Der Junge musste zwar kurz überlegen, konnte dann aber die richtige Antwort geben. Als er den Schülern schließlich erklärt hatte, wie sie den Irrwicht vertreiben würden, konnte der praktische Teil der Stunde beginnen.

Wie er zu Beginn angekündigt hatte, fing er mit Neville an. Der Junge war zuerst so zaghaft, dass er auf die Frage, wovor er am meisten Angst hatte, kein Wort herausbrachte. Er versuchte ihm Mut zu machen, indem er ihn gut gelaunt bat, zu wiederholen, und schließlich flüsterte Neville: „Professor Snape."

Die ganze Klasse lachte. Auch er konnte sich das Lachen nur mit Mühe verkneifen. Er dachte daran, dass er Dumbledore versprochen hatte, sich kollegial zu verhalten, und den anderen lächerlich zu machen galt bestimmt nicht als kollegial, aber andererseits konnte er schließlich nichts dafür, dass Snape Neville so eingeschüchtert hatte, daran war jener selbst schuld. Nun musste er nur noch einen Weg finden, wie Snape möglichst lächerlich aussah. Er hatte auch schon eine Idee.

Nach einem kurzen Gespräch mit Neville wusste er, zu welcher Gestalt er, oder eigentlich Neville, den Irrwicht zwingen würde. Er gab der Klasse noch letzte Anweisungen, dann ließ er den Irrwicht aus dem Schrank. Bedrohlich trat der Zaubertranklehrer aus dem Kasten und schritt langsam auf Neville zu. Lupin fürchtete schon, es habe dem Jungen wieder die Sprache verschlagen, doch da bracht Neville ein gequiektes „Riddikulus"zustande, und Snape hatte plötzlich ein Kleid an, eine Hut mit einem Geier auf dem Kopf und eine riesige Handtasche in der Hand. Bei diesem Anblick musste sogar Remus lachen.

Der Reihe nach kamen die anderen Schüler an die Reihe, und alle machten ihre Sache sehr gut, Remus wunderte sich, wie kreativ sie waren. Als Ron an der Reihe war und der Irrwicht sich in eine riesige Spinne verwandelte, fragte Remus sich plötzlich, welche Gestalt der Irrwicht wohl bei Harry annehmen würde. Ron beraubte die Spinne ihrer Beine, und Harry bereitete sich vor, als Remus plötzliche eine schreckliche Vermutung kam. Er musste verhindern, dass Harry vor den Irrwicht trat, wenn er sich wirklich in das verwandeln würde, was er befürchtete – bei Harrys Vergangenheit wäre das nur natürlich – würde im Klassenraum wohl Panik ausbrechen.

Entschlossen sprang er vor. Die Spinne verwandelte sich in eine runden Vollmond, der in der Luft schwebte, und nach einem „Riddikulus"wurde dieser zu einer Kakerlake. Er forderte Neville auf, es noch einmal mit ihm aufzunehmen. Wieder erschien Snape im Klassenzimmer und wieder steckte ihn Neville, diesmal schon selbstsicherer, in die Kleider seiner Großmutter, bevor das Lachen der Klasse dem Irrwicht den Rest gab und sich dieser in Luft auflöste.

„Hervorragend!", rief er und lobte die Klasse. Er verteilte Punkte und gab den Schülern eine kurze Hausübung, bevor er die Klasse entließ. Als alle Schüler das Lehrerzimmer verlasssen hatten, ließ er sich in einen Sessel plumpsen. Er war eigentlich sehr zufrieden mit der Stunde. Alle Schüler hatten sehr gut gearbeitet, der Beweis dafür, dass Schüler oft viel leistungsfähiger waren, wenn man sie entsprechend motivierte und ihnen Mut machte. Er fühlte Genugtuung bei dem Gedanken, dass sich Snapes ‚Befürchtungen' nicht bewahrheitet hatten. Außerdem hoffte er, dass er Neville etwas Selbstvertrauen hatte geben können, denn er glaubte fest daran, dass der Junge nur das brauchte, um ein hervorragender Zauberer zu werden.

Kurz dachte er noch daran, wie er Harry gerade noch abgehalten hatte, dem Irrwicht gegenüberzutreten. Harry war bestimmt nicht erfreut darübergewesen, wie er den Jungen einschätzte, würde er sich bestimmt fragen, warum sein Lehrer ihn nicht für fähig hielt, das gleiche zu tun, was seine Mitschüler mühelos zustande brachten. Er hatte schon im Zug das Gefühl gehabt, dass Harry sich insgeheim die Frage stellte, ob er schwächer war als die anderen, weil die Dementoren auf ihn mehr Einfluss gehabt hatten als auf seine Freunde. Aber mit Schwäche hatte das nichts zu tun, das wusste Remus. Harry sollte nicht glauben, dass auch er ihn für schwach hielt, und doch wusste er, dass er nicht anders hatte handeln können. Er hätte nicht verantworten können, wenn auf einmal Lord Voldemort im Klassenzimmer aufgetaucht wäre.