So, nach laaanger Zeit hab ich mich mal wieder an meinen PC gesetzt und ein neues Kapitel geschrieben. Ich weiß, es hat furchtbar lang gedauert, hoffentlich habt ihr es inzwischen nicht aufgegeben, auf neue Kapitel von mir zu warten...
Ich werde mich bemühen, in nächster Zeit schneller zu sein, kann aber nichts versprechen, hab in der Schule furchtbar viel zu tun und brauch immer einen relativ freien Nachmittag, um mich meiner Fanfic zu widmen. Ich hoffe, ihr lest trotzdem weiter!
Schreibt mit bitte Reviews, ich würde gern wissen, was ihr denkt. Und ein riesengroßes Dankeschön an alle, die das schon so fleißig getan haben, ich freu mich über jedes einzelne Review!
So, jetzt wünsch ich auch viel Spaß beim Lesen!

Kapitel 16
Besuch von Harry

Nach dieser Vollmondnacht ging für Remus wieder alles seinen gewohnten Gang. An den Wochentagen unterrichtete er mit Freude, an den Wochenenden las er entweder oder unternahm lange Spaziergänge. Draußen wurde es immer kälter, die Blätter an den Bäumen begannen sich zu verfärben. Im Handumdrehen war auch der Oktober fast vorbei.
Am Abend vor Halloween saß Remus in seinem Büro und verbesserte Aufsätze seiner Schüler. Er blickte auf die Uhr, Snape musste jeden Augenblick kommen und ihm den Wolfsbanntrank bringen. Er konnte kaum glauben, dass seit der ersten Vollmondnacht in Hogwarts schon drei Wochen vergangen waren, die Zeit war wie im Flug verstrichen. Er war nun schon beinahe zwei Monate wieder hier.

Remus dachte zurück, wie sehr die Entscheidung, Dumbledores Angebot anzunehmen, sein Leben verändert hatte. Er hatte endlich einen Job, der ihn glücklich machte, die Vollmondnächte bedeuteten für ihn keine Qualen mehr. Allerdings hatte er auch Snape wiedergetroffen, ein Wiedersehen, auf das er gerne verzichtet hätte. Er war Severus, wie er sich bemühte ihn zu nennen, zwar dankbar, dass dieser den Wolfsbanntrank für ihn zubereitete, und dieser erfüllte diese Aufgabe gewissenhaft und brachte ihm in der Woche vor Vollmond jeden Abend ohne Aufforderung einen Becher davon, aber in dessen Augen konnte Remus doch sehen, dass dieser ihn hasste und ihm nur half, weil Dumbledore es so angeordnet hatte. Wenn er den Hass in Snapes Augen sah, fiel es ihm schwer, sich um ein kollegiales Verhältnis, wie Dumbledore es von ihnen erwartete, zu bemühen.

In diesem Moment klopfte es an der Tür, und kurz darauf trat Snape ins Zimmer, einen Becher Wolfsbanntrank in der Hand. „Ah, danke schön!", bedankte sich Remus bei seinem Kollegen, worauf dieser ein „Gern geschehen" murmelte, aber jeder der beiden wussten, dass die freundlichen Worte nur Fassade waren.


Am nächsten Morgen waren die Schüler, anders als an anderen Samstagen, erstaunlich früh auf den Beinen. Remus war zuerst verwundert, normalerweise waren die meisten Hogwartsschüler am Wochenende richtige Morgenmuffel, aber dann fiel ihm ein, dass für diesen Tag ein Ausflug nach Hogsmeade geplant war. Lächelnd erinnerte er sich an die Hogsmeade-Wochenenden während seiner Schulzeit und konnte gut verstehen, dass sich die meisten Schüler dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Für Harrys Jahrgang würde es der erste Besuch in dem Zaubererdorf sein, und er freute sich für die Drittklassler bei dem Gedanken daran, wie er und seine Freunde das erste Mal ins Dorf gehen durften.

Für ihn bedeutete der Ausflug allerdings einen ruhigen Tag, außer den Erst- und Zweitklasslern würden wohl kaum Schüler im Schloss bleiben. Er würde den Tag gemütlich in seinem Büro verbringen und Dinge erledigen, die er schon länger aufgeschoben hatte. Am Abend würde dann das große Halloweenfest stattfinden, das für ihn als Schüler immer der Höhepunkt des Schuljahres gewesen war. Bei dem Gedanken an das Festessen lief ihm das Wasser im Munde zusammen, allerdings würde die Stimmung unter den Schülern nach dem Hogsmeade-Ausflug wohl sehr ausgelassen sein, nicht zuletzt dank des Butterbiers aus den Drei Besen, und es war nicht auszuschließen, dass ein paar der bei Zonkos erworbenen Scherzartikel noch am selben Abend getestet wurden. Trotz allem freute er sich auf das Fest. Auch wenn die übermütige Stimmung der Schüler für einen Lehrer bei weitem nicht so angenehm war wie für die Schüler selbst, genoss er sie trotzdem, da sie ihn an die vielen glücklichen Stunden seiner Jugend erinnerte.

Nach und nach leerte sich die große Halle, bis alle Schüler sich auf den Weg ins Dorf oder ihre Gemeinschaftsräume gemacht haben. Auch Remus machte sich auf den Weg in sein Büro. Den Rest des Vormittags verbrachte er damit, gewissenhaft die Aufsätze seiner Schüler zu verbessern. Im großen und ganzen war er mit ihren Leistungen sehr zufrieden, die meisten gaben sich große Mühe. Natürlich waren auch einige Aufsätze darunter, die aussahen, als wären sie fünf Minuten vor Beginn der Stunde in größter Hast geschrieben worden, allerdings stellten diese eher die Ausnahme da.

Als er alle Aufsätze verbessert hatte, stellte er mit einem Blick auf die Uhr überrascht fest, dass es schon viel später war, als er angenommen hatte. Ihm fiel ein, dass er in zehn Minuten in der Eingangshalle eine Lieferung annehmen musste, er hatte bei Hermes, dem magischen Versandhaus, einen Grindeloh als Anschauungsobjekt für den Unterricht bestellt. Er machte sich auf den Weg in die Eingangshalle, wo ein junger Mann in der Uniform des Versandsdienstes schon auf ihn wartete. Die Sandalen an seinen Füßen wirkten lächerlich, schließlich war es Ende Oktober schon etwas zu kalt für Sandalen, aber Remus wusste, dass diese Schuhe es den Boten ermöglichten, sich sehr schnell fortzubewegen. Sie wurden oft anstelle des Apparierens verwendet, entweder, wenn das Apparieren am Zielort wie in Hogwarts nicht möglich war, oder auch, wenn die zu transportierende Ware zu heikel war, um damit zu apparieren.

Remus ging auf den jungen Mann zu. „Grüß Gott, Remus Lupin ist mein Name, ich nehme an, diese Lieferung ist für mich?", begrüßte er ihn und zeigte auf das große Paket mit der Aufschrift „Achtung, zerbrechlich".

„Ja, richtig", antwortete der Bote, „Sie brauchen nur mehr zu unterschreiben, dann können Sie es mitnehmen. Die Bezahlung wird vom Schulkonto abgezogen." Er reiche Remus ein Stück Pergament und eine Feder.

Remus unterschrieb und reichte dem jungen Mann das Pergament. Dieser bedankte sich und verließ das Schloss. Remus blickte ihm nach, wie er sich in Windeseile davoneilte. Dann sprach er einen Schwebezauber über das Paket und manövrierte es vorsichtig in sein Büro. Dort angekommen entfernte er die Verpackung und schob das große Aquarium mit dem Grindeloh in eine Ecke. Stolz betrachtete er die Kreatur, dieser Grindeloh war ein tolles Vorzeigeexemplar. Er freute sich schon darauf, ihn am Donnerstag der Klasse zu zeigen. Er überlegte, was er als nächstes tun wollte und entschloss sich dazu, eines seiner Bücher zu lesen. Er wollte gerade die Tür zu seinem Büro schließen, um wirklich ungestört zu sein, doch da sah er Harry am Ende des Gangs. Er wunderte sich, was Harry hier machte. Warum war er nicht wie alle anderen in Hogsmeade, und warum war er ganz allein? Normalerweise war er doch ständig mit Ron und Hermine unterwegs, ganz selten traf man einen der drei alleine an. Er erinnerte sich an sein Versprechen, das er Dumbledore bei seiner Ankunft gegeben hatte, und beschloss, ein bisschen mit dem Jungen zu reden.

„Harry?", rief er ihm nach. Der schwarzhaarige Junge drehte sich erstaunt um und kam zurück. „Was machst du denn so ganz alleine?", fragte Remus freundlich, „Wo sind Ron und Hermine".

„Hogsmeade", sagte Harry in einem Ton, der zu gleichmütig klang, um echt zu sein. Remus spürte, dass Harry nicht darüber reden wollte, und fragte nicht weiter nach. Stattdessen fragte er ihn, ob er sich den Grindeloh ansehen wolle, der gerade geliefert worden war. Harry zeigte sich neugierig und folgte Remus in sein Büro. Remus deutete auf das Aquarium in der Ecke und erklärte Harry, worauf man im Kampf mit Grindelohs aufpassen musste. Da Harry nicht so schien, als hätte er etwas besonderes vor, lud er ihn ein, eine Tasse Tee mit ihm zu trinken. Der Junge wirte etwas verlegen, nahm die Einladung allerdings an und nahm am Schreibtisch Platz, während Remus den Tee zubereitete. Als er zwei Teebeutel aus einer Blechdose nahm, musste er an etwas denken, das Minerva McGonagall ihm vor einiger Zeit erzählt hatte. Die ältere Lehrerin war außer sich gewesen, dass ihre Kollegin, die Wahrsagen unterrichtete die Remus noch nie zu Gesicht bekommen hatte, Harry anhand von Teeblättern seinen Tod vorhergesagt hatte. Die ganze Klasse sei darauf so verwirrt und aufgekratzt gewesen, dass sie sich absolut nicht auf die Verwandlungsstunde konzentrieren konnte.

„Ich habe leider nur Teebeutel – aber du hast von Teeblättern im Moment ohnehin genug, nehme ich an!", sagte er schmunzelnd. Auf Harrys erstaunten Gesichtsausdruck fügte er hinzu: „Professor McGonagall hat mir davon erzählt. Du machst dir doch deswegen keine Sorgen?"

„Nein, nein", winkte Harry ab, doch Remus hatte das Gefühl, dass der Junge gerne mehr gesagt hätte, sich aber nicht dazu überwinden konnte.

„Gibt er irgendein Problem, Harry?", fragte er in väterlichem Ton.

„Nein, alles in Ordnung!", sagte Harry, doch er sah ihm dabei nicht in die Augen sondern widmete sich seiner Teetasse und ließ seinen Blick dann auf das Aquarium in der Ecke gleiten. Remus wollte schon noch einmal nachfragen, als Harry plötzlich sagte: „Doch. Erinnern sie sich noch an den Tag, an dem wir gegen den Irrwicht gekämpft haben?"

Remus war überrascht. Er hätte mit etwas anderem gerechnet, hatte gedacht, dass Harry vielleicht Angst hatte, möglicherweise hatte er von irgendeiner Seite erfahren, dass Sirius Black hinter ihm her war, oder er hatte Streit mit Ron und Hermine und war deswegen nicht mit den beiden in Hogsmeade. Deswegen antwortete er nur zögerlich: „Ja, wieso?"

„Warum haben Sie mich nicht mit dem Irrwicht kämpfen lassen?", fragte Harry. In seiner Stimme lag ein leichter Vorwurf.

Remus seufzte. Natürlich, er hatte erwartet, dass Harry sich diese Frage stellen würde. Aber war es nicht klar, warum er nicht wollte, dass der Irrwicht die Gestalt von demjenigen annahm, vor dem Harry die größte Angst hatte? „Ich dachte, das liegt auf der Hand", sagte er.

Harry schien allerdings nicht zu verstehen, und fragte noch einmal: „Warum?"

Remus seufzte. Offenbar dachte Harry wirklich, er hielt ihn für einen Schwächling. Also setzte er zu einer Erklärung an: „Nun, ich dachte, wenn der Irrwicht sich mit dir zuwendet, würde er die Gestalt von Lord Voldemort annehmen." Auf Harrys Gesicht machte sich Verblüffung breit, scheinbar hatte er daran überhaupt nicht gedacht. Remus fuhr nachdenklich fort: „Offenbar lag ich da falsch, aber ich dachte, wenn Lord Voldemort im Lehrerzimmer auftaucht, würden die Schüler sicher in Panik ausbrechen. Das wollte ich nicht riskieren."

Harry sagte leise: „Ich habe nicht an Voldemort gedacht. Ich dachte an einen von diesen Dementoren."

„Ich verstehe", meinte Remus nachdenklich. Das hatte er nicht gedacht. Er hatte geglaubt, es sei selbstverständlich, dass Harrys Irrwicht die Gestalt Voldemorts annehmen würde, schließlich war ihm Harry in den vergangenen beiden Jahren zweimal nur knapp entkommen. Aber scheinbar hatten die Dementoren einen schlimmeren Eindruck auf den Jungen hinterlassen, als er vermutet hatte. „Nun, nun.. ich bin beeindruckt!", sagte er aufrichtig, „Das heißt, wovor du am meisten Angst hast, ist die Angst selbst. Sehr weise, Harry!" Dieses Kompliment schien Harry etwas verlegen zu machen, denn er versteckte sich hinter seiner Tasse und nahm einen Schluck Tee. Deswegen sprach Remus weiter. „Du hast also gedacht, ich würde dich nicht für fähig halten, gegen einen Irrwicht zu kämpfen?"

„Ja", sagte Harry, und man sah im an, dass damit eine Last von seinem Schultern fiel. Scheinbar hatte ihn der Gedanke, sein Lehrer würde ihn für schwach halten, sehr bedrückt. „Professor Lupin, Sie kennen diese Dementoren..."

Aber was Harry noch hatte sagen wollen, konnte Remus nur erahnen, denn in diesem Moment klopfte es an der Türe und Severus Snape trat ein, der ihm den Wolfsbanntrank brachte. Remus fiel auf, dass Snape Harry mit dem gleichen Blick bedachte wie ihn selbst, anscheinend konnte der Zaubertranklehrer Harry genauso wenig leiden wie ihn. In diesem Moment war er froh, dass er selbst nicht Snapes Schüler war, sondern sein Kollege. Er und Snape wechselten die üblichen höflichen Floskeln, bevor sich der Zaubertrankmeister wieder auf den Weg in seine Verließe machte. Remus fiel auf, dass Harry den Becher in seiner Hand mit misstrauischem Blick beobachtete, und erklärte: „Ich habe mich in letzter Zeit etwas angegriffen gefühlt. Professor Snape war so freundlich, mir diesen außerordentlich schweren Trank zu brauen, ich bin leider nicht sehr gut im Brauen von Zaubertränken. Dieser hier ist der einzige, der mir hilft, leider schmeckt er scheußlich!" Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht.

Harry wirkte auf einmal sehr nervös und meinte: „Professor Snape ist sehr an den dunklen Künsten interessiert. Manche glauben, er würde alles tun, um Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu werden."

Remus wusste nicht wie er reagieren sollte. Harry befürchtete also, Snape wolle ihn vergiften. Einerseits freute er sich darüber, dass Harry sich um ihn sorgte, außerdem machte es ihn auch froh, mit seinen Problemen mit Snape nicht alleine zu sein. Natürlich war Snape bei vielen Schülern nicht gerade beliebt, er konnte sich noch gut an Nevilles Irrwicht erinnern, aber er hatte das Gefühl, dass die Spannung zwischen Snape und Harry etwas persönlicheres war als nur der Unterricht, schließlich war Harry der Sohn von Snapes ehemaligen Erzfeind. Aber andererseits fühlte er, dass es nicht richtig war, die Feindschaft zwischen Snape und Harry noch weiter zu schüren, indem er so tat, als schenke er Harrys Verdacht Glauben. Schließlich bedeutete der Wolfsbanntrank eine unheimliche Erleichterung für ihn, und es wäre undankbar, das nicht zu würdigen.
Deshalb trank er den Becher in einem Zug leer und meinte dann: „Nun, ich werde wohl noch etwas arbeiten müssen. Wir sehen uns beim Festessen!"

„Gut", sagte Harry, stellte sein Tasse ab und erhob sich. Er verabschiedete sich und verließ das Büro. Remus saß noch lange an seinem Schreibtisch und dachte über das Gespräch mit Harry nach. Es tat ihm Leid, dass er sich nicht länger mit dem Jungen unterhalten hatte, er hätte gerne noch etwas mit ihm geredet und ihn etwas näher kennen gelernt. Aber nachdem Harry seinen Verdacht über Snape geäußert hatte, hatte sich Remus nicht mehr in der Lage gefühlt, das Gespräch auf dieser Basis fortzusetzen. Zu sehr verwirrten ihn seine eigenen Gefühle Snape gegenüber, einerseits Dankbarkeit wegen des Wolfsbanntrankes und andererseits die alte Feindschaft, und zu sehr hatte ihn Harrys Verhalten gegenüber Snape an James erinnert.