Die Nanny – Teil 4
(von Lorelei Lee)
Remus Lupin sass nach dem Frühstück dezent nervös in der Küche, bis Rita – die gerade die Spülmaschine füllte – es nicht mehr länger aushielt.
„Mister Lupin – kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? Zum Beispiel dabei, die Hummeln in Ihrem Hintern zu fangen?"
Remus schreckte leicht ertappt auf, doch dann lächelte er. „Oh, ich warte nur auf Gil – wir wollen zusammen einkaufen gehen. Ich habe für die Party heute abend überhaupt nichts anzuziehen."
„Gil?" fragte Rita und musterte Remus neugierig.
„Mein bester und ältester Freund", erläuterte Remus entgegenkommend.
„Wie alt?" wollte Rita mit spöttischem Unterton wissen, doch Remus grinste nur.
„Nicht mal unter dem Cruciatus-Fluch würde ich mein wahres Alter preisgeben", erklärte er locker. „Unter uns – Gil ist ein bisschen lütütü, aber ab und zu hat er wirklich guten Geschmack, was Klamotten angeht und ich will Mister Snape heute abend bei der Party nicht durch unpassende Kleidung in Verlegenheit bringen." Auf Remus' Gesicht zeichnete sich ehrliche Besorgnis ab. „Ich glaube, er hat mir die Hotpants von neulich noch nicht ganz verziehen – aber wie sollte ich denn wissen, dass dieser komische Kerl, den er mitgebracht hat, bei meinem Anblick kein Geld mehr in Mister Snape's neues Musical stecken wollte." Remus hielt kurz inne und fuhr dann mit gerunzelter Stirn fort: „Aber in den Hintern gekniffen hat er mich trotzdem..."
„Wer! Severus!" schrie Lucius Malfoy schrill, der gerade die Küche betreten hatte und augenscheinlich nur Remus' letzte Worte gehört hatte.
„Nein – dieser komische Geldgeber von neulich", gab Remus reuig zu.
„Ex-Geldgeber... dank Ihnen, Nanny Lupin", erwiderte Lucius giftig, dann beäugte er abschätzig Remus' knallenge Jeans und sein grün-gelb gemustertes Hemd. „Und wie viele Autositzbezüge mussten für dieses Outfit ihr Leben lassen?"
Remus wollte gerade etwas erwidern, doch Rita war ihm zuvorgekommen. „Nicht halb so viele, wie für Ihre Perücke", sagte sie mit einem übertrieben sanften Tonfall, was ihr einen giftigen Blick von Lucius eintrug, der daraufhin die Küche wieder verließ.
„Der war gut", sagte Remus anerkennend.
„Oh, das war noch gar nichts", erwiderte Rita geschmeichelt.
Remus grinste, doch dann seufzte er. „Wenn Gil nicht bald kommt, muss ich alleine gehen."
„Warum haben Sie es eigentlich so eilig?" wollte Rita wissen. „Es ist noch nicht mal 12 Uhr und die Party ist erst heute Abend."
„Pfff", machte Remus. „Seit ich mir hier diesen natürlichen Look angeeignet habe, muss ich klopfen, zupfen, pudern, gelen und brauche mindestens dreimal so lang um mein jugendliches Aussehen wieder herzustell... ähm... zu unterstreichen", beendete er den Satz, während Rita wissend lächelte. „Wie auch immer." Remus überging diesen kleinen Fauxpas mit einem Schulterzucken. „Wenn ich heute Abend um 8 Uhr halbwegs präsentabel aussehen soll, hätte ich vor zwei Tagen anfangen müssen und wenn Gil nicht bald..."
„Entschuldige die Verspätung, Remy", keuchte Gil, der in diesem Moment die Hintertür aufgerissen hatte. „Aber der Nagellack wollte und wollte nicht trocknen."
Severus Snape stand unruhig inmitten seiner eigenen Party. Es war ein Schnapsidee von Luc gewesen... obwohl – bei näherer Betrachtung lief es vielleicht doch gar nicht so schlecht. Die potentiellen Geldgeber amüsierten sich und weder von den Kindern noch von der Nanny war etwas zu sehen oder zu hören. Er erlaubte sich, sich etwas zu entspannen und dabei die knackige Rückseite eines jungen Mannes genauer in Augenschein zu nehmen, der sich gerade über das kalte Büffet beugte. Severus hielt die Lackleder-Jeans und das dunkelrote Seidenhemd zwar nicht wirklich für passend, doch wenn einer seiner Gäste darauf bestand, so aufreizend gekleidet herumzulaufen, konnte er wohl schlecht etwas dagegen unternehmen. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn...
„Mister Lupin!" stieß Severus gedämpft aus, als er erkannte, zu wem diese knackige Rückseite in den engen Lackhosen gehörte.
„Oh, Mister Snape", flötete Remus, als er seinen Arbeitgeber erkannte. „Eine fabelhafte Party – ich danke Ihnen vielmals, dass Sie mir durch Rita haben sagen lassen, dass ich auch kommen darf."
Severus kochte bei diesen Worten auf kleiner Flamme. „Rita?" flüsterte er drohend.
„Ja – warum haben Sie es mir eigentlich nicht selbst gesagt?" fragte Remus mit einem gekonnten Augenaufschlag, dem Severus nichts entgegenzusetzen hatte.
„Ähm... ich hatte etwas zuviel um die Ohren... wo sind eigentlich die Kinder?" lenkte er auf ein unverfänglicheres Thema ab.
„Die Kinder?" Remus wechselte kurz die Farbe. Oh Gott – die Kinder, für die er verantwortlich war... wo waren die nur? Glücklicherweise zupfte ihn in diesem Moment etwas am Ärmel und als er hinuntersah, blickte er in Ginny's schokoladenverschmiertes Gesicht.
„Der Pudding ist klasse, Remus. Den müssen Sie unbedingt auch probieren", sagte Ginny zufrieden.
„Ich glaube, ich muss dir zuerst das Gesicht waschen, du kleiner Dreckspatz", erwiderte Remus erleichtert, hob das kleine Mädchen hoch und platzierte sie auf seiner Hüfte um sie besser tragen zu können. „Bin gleich wieder da", sagte er mit einem Zwinkern zu Severus Snape und ging mit Ginny, die er immer noch trug, in Richtung Badezimmer.
„Müssen Sie beim Gehen so mit dem Hintern wackeln, Remus?" fragte Ginny nach einer Weile.
„Davon verstehst du noch nichts", rügte Remus sanft.
„Oh, doch – mir wird von dem Geschaukel nämlich schlecht", protestierte Ginny und Remus gab mit einem Seufzen seinen verführerischen Hüftschwung auf. Wenn er die Wahl hatte zwischen den Blicken seines Arbeitgebers und Flecken auf seinem neuen Seidenhemd, dann entschied er sich im Moment doch lieber für das Seidenhemd – wenn auch schweren Herzens.
Ende von Teil 4
