Disclaimer: Keine der hier genannten Figuren gehören mir, sondern J.R.R. Tolkien. Aber das wisst ihr ja. Nur ein paar neue Charas entstammen aus meinen Fantasien.

Bemerkung: Es ist meine 1. Herr der Ringe FF, also verzeiht mir Fehler und Abweichungen des Charakters der Figuren.

Nun ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! ^_^











Kapitel 1

Elben



~*~

Langsam trottete Liara nach Hause. Wieder einmal waren es 7 Stunden gewesen, die sie in der Schule hatte verbringen müssen. Bei diesem Gedanken stöhnte sie. Und wie so oft fragte sie sich, was das alles brachte. Man wurde geboren, man lebte, man rackerte sich ab, bis man starb. Sozusagen alles umsonst! Wo blieb da der Sinn?

Langsam drückte sie die Klinke der Haustür hinunter was ein kleines schnalzendes Geräusch verursachte, als der Dichtungsgummi vom Türrahmen Abschied nehmen musste.

"Hallo!" rief sie gelangweilt ins Haus. Sie wartete nicht einmal auf eine Antwort, sondern schmiss schnurstracks den schweren Ranzen in eine Ecke, legte die Jacke ab, hing sie auf und zog danach die Schuhe aus.

"Hallo Schatzi!" Ihre Mutter blickte liebvoll aus dem Bad hervor. Liara zwang sich zu einem kleinen Lächeln.

"Hast du Hunger?", fragte die Frau weiter. "Nein...", kam die Antwort dumpf und gleichgültig. Die Mutter sah ihr Kind mit einem Blick an, den Liara nicht deuten konnte. Was ging wohl in ihr vor? Aber wenn sie es recht überlegte, wollte sie es gar nicht wissen. Langsam ging sie die Treppe hoch und sobald sie in ihrem Zimmer war, schaltete sie den PC an.

"Liara!!", rief ihr Vater plötzlich. Das Mädchen zuckte zusammen. Dieser Ton verhieß nichts gutes!

"Ja!?"

"Komm mal runter!"

Liara erhob sich. Der Boden hatte bei diesen Worten direkt vibriert. Ihr Vater war wieder einmal wütend. Und was war es diesmal?

Gelangweilt und beinahe teilnahmslos schritt sie die Treppe wieder hinab ins Wohnzimmer, wo sie stehen blieb und ihren Vater ausdruckslos ansah.

"Was ist los?", fragte sie dennoch mit einem gespielten Lächeln auf den Lippen. Schon lange nicht mehr hatte Liara ein ehrliches Lächeln in Gegenwart ihrer Familie zustande bekommen.

Ihr Blick fiel auf den Wohnzimmertisch und sie musste unwillkürlich seufzen. Darum ging es also!

Der Vater bemerkte ihr Erkennen und richtete gleich das Wort an sie.

"Das ist die Internetrechnung des letzten Monats! Hier!", herausfordernd hielt er ihr den Zettel unter die Nase. Sie nahm ihn mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend entgegen und sah sich die Rechnung an. 65 Euro. Das ging doch noch! Außerdem war sie es ja nicht allein! Ihr Bruder und ihre Mutter hatten da auch etwas mitzuwirken!

Herr Grifter schien das allerdings etwas anders zu sehen.

"Das Internet wird die nächsten 4 Wochen für dich gestrichen! Wir hatten diese Unterhaltung schon mal und nichts hat sich gebessert! Aber auch gar nichts!", rief er laut in einem scharfen Tonfall.

"Ok.", presste das Kind hervor, drehte sich um und stapfte wieder nach oben. Sie hörte ihren Vater fluchen und brüllen, sie sollte wieder hinunterkommen, aber das tat sie nicht. In Gedanken versunken schloss sie die Tür hinter sich und schmiss sich auf das immer noch nicht gemachte Bett. Krampfhaft presste sie ihr Kissen in ihr hübsches Gesicht, um nicht zu weinen.

4 Wochen kein Internet! Aber...wussten sie denn nicht dass sie das glücklich machte? Wussten sie denn nicht, dass sie dort und nur dort Menschen hatte, denen sie sich anvertrauen konnte? Nein. Sie wussten es nicht! Woher auch? Und deshalb konnten sie auch eins nicht wissen. Nur deswegen lebte ihre Tochter noch.

"Ich bring mich um!", flüsterte sie verzweifelt in ihr duftendes Kissen.

Und in Gedanken fügte sie ein "Ich will nicht mehr!" hinzu. Wie oft hatte sie mit dem Gedanken gespielt, sich umzubringen? Zu oft! Er wurde immer verlockender! Aber etwas hielt sie ab. Etwas sehr entscheidendes. Und das waren die Menschen, die wegen ihr trauern würden und das sollten sie nicht.

Die Uhr in ihrem Zimmer tickte langsam und zäh. Das Mädchen auf dem Bett empfand jeden Tick als eine Unendlichkeit. Es war unerträglich hier einfach rumzusitzen und nichts tun zu können.

Eigentlich konnten sie froh sein dass sie überhaupt noch lebte, schluchzte sie laut in ihre Gedanken hinein. Sie konnten sich bei allen bedanken, die sie vor 2 Monaten kennen gelernt hatte. Denn sonst...wäre sie jetzt schon tot!

Trotzig stierte sie an die Wand und plötzlich riss sie die Augen auf. Da war er wieder! Dieser helle Punkt! Nur diesmal viel größer. Erstaunt rappelte sie sich auf um ihn näher zu betrachten. Nun war es offensichtlich. Dahinter war eine betörend schöne Landschaft, soviel sie sehen konnte.

Was, wenn sie einfach einmal die Hand danach ausstreckte? Ob etwas passierte? Oder nicht? War es nur Einbildung?

Egal was, sie würde es auf sich nehmen, auch wenn es der Tod war. Langsam streckte sie den Finger nach dem kleinen Lichtpunkt aus und berührte ihn.

Ein gleißendes Licht breitete sich um sie herum aus, es schmerzte in ihren Augen, so hell war es. Liara wollte schreien, aber es war, als wenn ein starker Wind ihr den Atem nahm. Eine unglaubliche Leere machte sich in ihrem Kopf breit. Es war angenehm, an nichts mehr denken zu müssen.

Das Licht wurde noch heller und der Schmerz, der von ihren Augen ausging, raubte ihr den Verstand. Es dauerte nur noch wenige Sekunden an, die ihr aber wie eine Ewigkeit vorkamen.

~*~

"Es ist so weit. Jemand ist hierher vorgedrungen.", sagte eine alte, gebrechliche Stimme. "Wo ist er, Hoheit?", fragte eine zweite, weit jüngere als die erste. "Ich weiß es nicht, aber er ist da. Und er wird hierher kommen um eine Antwort zu erlangen.", kam es als Antwort. "Warum wurde ein Tor geöffnet?" "Um großes Unheil zu verhindern.", kam es gedämpft zurück. "Unheil?" "Ja."

~*~

"Mein Herr! Die heilige Wiese..."

"Was ist damit?", fragte ein zweiter den äußerst aufgeregten Kurier.

"Jemand hat es geschafft, an unseren Wachen vorbei, auf die Wiese zu gelangen!", lautete die Antwort sehr nervös und aufgebracht. Der andere schüttelte ungläubig den Kopf.

"Nein, das ist nicht möglich. Die Wiese wird bestens bewacht!"

"Bitte Herr! Seht selbst.", rief der erste wieder aufgebracht, worauf ein Nicken antwortete und beide in die Richtung davoneilten, aus der der Kurier gekommen war.

~*~

Etwas kitzelte an ihrer Nase. Sanft und weich war es. Wie alles um sie herum. Ein leichter Duft hing in der Luft und benebelte ihre Sinne. Mit geschlossenen Augen lag sie da und kuschelte sich noch etwas weiter in ihr Kissen hinein. Sie war längst wach, aber viel zu müde. Sie wollte die Augen noch nicht öffnen, sondern diesen merkwürdigen Traum noch für einige Sekunden festhalten, ehe sie aufstand und sich anzog.

Sanftes, melodisches Vogelgezwitscher drang an ihr Ohr. Es war so schön beruhigend. Moment mal! Vogelgezwitscher? Verstört runzelte sie die Stirn. Wie kam Vogelgezwitscher in ihr Zimmer? Es war doch Winter und außerdem hatte sie die Fenster geschlossen, also wie um Himmelswillen konnte sie Vögel zwitschern hören?

Langsam und ganz vorsichtig schlug sie die Augen auf, ehe sie diese schnell wieder zuschlug, da die Sonne direkt in ihr Gesicht schien. Doch dieser kurze Moment hatte ausgereicht, um sie zu verwirren. Eine Wiese. Sie lag auf einer wundervollen, blütenüberzogenen Wiese. Wieder öffnete sie ganz vorsichtig die Augen und blinzelte erstaunt unter ihren Lidern hervor. Das konnte doch nicht sein! Die Wiese war immer noch da.

Ganz vorsichtig setzte sie sich auf, um sich genauer umzusehen. Überall tanzten farbige Schmetterlinge von Blüte zu Blüte um sich kurz darauf niederzulassen und dann wieder in der Luft schwebten. Summende Bienen durchbrachen mit dem Vogelgezwitscher die bezaubernde Stille. Hüfthohes, saftiges, grünes Gras kitzelte an ihren Armen und in ihrem Gesicht. Es war einfach umwerfend. Aber...wo war sie?

Langsam und zaghaft stand sie auf, um ihre Umgebung noch etwas näher zu betrachten. Aber dazu kam sie gar nicht. Sobald sie stand zischte etwas an ihrer Wange vorbei und hinterließ eine kleine, blutige Kratzspur. Erschrocken fuhr sie herum, um den Angreifer auszumachen.

"Wer ist da!?", rief sie panisch. Doch es folgte keine Antwort. Angst schlich in ihrem Herzen hoch. Eine Angst, die sie nur selten in ihrem Leben verspürt hatte. Ängstlich drehte sie sich um. Dort im Gras hinter ihr, lag etwas langes, goldenes. Vorsichtig beugte sie sich hinunter um es näher zu betrachten.

Ein überraschter Laut entwich ihrer Kehle. Dort lag ein goldener Pfeil! Unwillkürlich fasste sie sich an die Wange, dort, wo er sie berührt hatte. Ein merkwürdiges Kribbeln ging von der kleinen Wunde aus.

"Wo bin ich hier nur?", flüsterte sie leise, ehe ihr schwarz vor Augen wurde und sie langsam zusammenklappte. Sie hörte noch leise Schritte, die das Gras unter den Füßen knickten und spürte, wie sie auf 2 Arme gehoben wurde, aber dann bekam sie nichts mehr mit.

~*~

"Ist sie wach?" "Nein. Sie schläft noch."

Langsam schlug Liara die Augen auf. Immer noch war ihr schwummrig. Und was waren das für merkwürdige Laute? Es klang wie eine fremde Sprache, aber davon hatte sie noch nie etwas gehört. Diese Sprache war einfach wunderschön...

Sie blinzelte, was wohl auch bemerkt wurde, denn nun wandte sich eine Gestalt zu ihr herum und kniete sich vor ihrem Bett nieder.

"Seid ihr wach?", fragte eine sanfte Stimme. Liara schlug die Augen nun vollends auf und sah in das Gesicht einer wunderschönen Frau, deren sanfte, blaue Augen sie freundlich, aber neugierig musterten. Ihr Gesicht wurde von blonden, samtglänzenden Haar umrahmt, dass in leichten Locken herunterfiel.

Liara sah die Frau einfach nur an, so bezaubert war sie von ihrer Anmut und der Wärme, die sie ausstrahlte.

"Wo bin ich?", brachte das Mädchen nur schwach hervor.

"Ihr seid in Düsterwald, falls ihr euch daran orientieren könnt.", antwortete die Frau sanft. Das Mädchen schloss verzweifelt die Augen. Ja falls sie damit etwas anfangen konnte! Aber das tat sie nicht. Sie wusste nicht, wo sie war. Missmutig schüttelte sie den Kopf.

"Wer seid ihr?", hauchte sie statt einer Antwort nur.

"Ich bin Amani das Zimmermädchen und deine Pflegerin. Man hat dich auf der heiligen Wiese entdeckt. Aber nun, wie heißt ihr?" "Mein Name ist Liara, Mylady.", irgendwie war es merkwürdig so höflich und altertümlich zu sprechen, aber es schien hier Standard zu sein.

"Es ist ein sehr schöner Name, aber er passt nicht zu dieser Welt. Noch nie ist mir ein solcher Name zu Ohren gekommen. Woher stammt ihr?"

Ja woher kam sie? Das würde sie gerne wissen. Nein, eher wo war sie? Was war geschehen, dass sie jetzt hier auf einem fremden Bett lag?

"Ich weiß es nicht, Mylady.", flüsterte sie erschöpft. Sie war unheimlich müde. Das schien auch das Zimmermädchen zu merken.

"Nennt mich Amani, wenn ihr wollt. Ich lasse euch noch ein wenig ruhen, denn man hat euch mit einem Goldpfeil betäubt. Aber wenn ihr ausgeruht seid, ruft nach mir. Ich werde euch dann zum König führen."

Liara nickte nur und Amani verließ stumm, aber mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen das Zimmer. Langsam ließ sich das Mädchen in die Kissen zurücksinken. Hier gab es also noch einen König. Oh das konnte heiter werden! Sie beschloss nur noch ein wenig zu ruhen und dann würde sie Amani rufen. Sie wollte nicht schlafen, wenn so viele Fragen ihr auf der Seele brannten. Aber wieso ruhen? Sie wollte sofort aufstehen!

"Amani?", rief sie zaghaft. Kurz nach ihrem leisen Ruf, öffnete sich die Tür und die junge schöne Frau trat ein.

"Ihr habt gerufen?", lächelte sie Liara entgegen. Das Mädchen nickte nur.

"Ich...würde gerne jetzt schon etwas herumlaufen.", lächelte sie schief. Amani erwiderte dieses belustigt.

"Natürlich! Aber ihr müsst andere Kleider anlegen. Hosen schicken sich nicht für ein junges hübsches Mädchen."

Liara seufzte verzweifelt. Nicht auch noch Röcke oder Kleider! Das konnte sie auf den Tod nicht ausstehen, aber sie sagte nichts, sondern stand auf und ließ sich von Amani ankleiden.

~*~

"Verzeiht Herr, aber ihr dürft nicht dort hinein. Vielleicht ist es gefährlich.", verbeugte sich eine Wache schüchtern vor einem jungen Mann mit blonden, langen Haaren, die ihm über die Schultern fielen. Er hatte wunderschöne blaue Augen mit langen schwarzen Wimpern, die sanft und geschwungen die Augen umrahmten.

"Ich habe die Erlaubnis meines Vaters.", entgegnete er freundlich, dem Mann ihm gegenüber. "Und außerdem war ich es, der sie aus dem Wald hierher geschafft hat."

"Gewiss mein Herr, ich habe meine Befehle, aber wenn euer Herr Vater es genehmigt hat..."

"In der Tat. Ich soll sehen, ob sie Anstand besitzt und vor den König treten kann."

"Dann tretet ein mein Prinz. Amani ist auch in den Gemächern."

Der junge Mann nickte und klopfte an die, mit wunderschönen Verziehrungen bestickte, Holztür. Dann trat er ein.

"Oh! Prinz Legolas, verzeiht aber..."

Ein spitzer Schrei unterbrach die Dienerin in ihrer Anrede. Die Augen des Prinzen wanderten hinter sie, zu dem jungen Mädchen mit samtenen, leicht gewellten, schwarzen Haaren. Diese funkelte ihn böse an. Ein Prinz war es, hatte Liara gerade gehört, aber das erlaubte ihm noch lange nicht, auf ihren nackten Busen zu starren!

Legolas konnte seine Augen nicht von ihr wenden. Lange sah er sie an, bis sein Blick hinaufwanderte zu ihrem hübschen Gesicht und den böse funkelnden, grünen Augen.

"Auch wenn ihr ein Prinz seid...", hob sie an. "Wäret ihr so freundlich und würdet euch umdrehen!?"

Diese mühsam beherrschten Worte holten ihn aus seiner Starre, und eine leichte Röte überzog seine Wangen. Schnell drehte er sich weg. Wie peinlich! Er hatte diese Fremde angestarrt.

"Entschuldigt bitte.", sagte er kleinlaut und wandte sich der Tür zu, um ihr Muster zu studieren. Währenddessen, hörte er hinter sich ein leises Rascheln des samtenen, schönen Gewandes, das Amani dem Mädchen anzog.

"Mein Herr? Ihr könnt euch umdrehen, sie ist angekleidet.", hörte er Amanis weiche Stimme hinter sich sagen. Langsam drehte er sich um und sein Blick fiel abermals auf das fremde Mädchen. Sie sah bezaubernd aus in dem Gewand. Es war wie jedes, dass alle Frauen und Mädchen seines Volkes trugen. Es war in einem wunderschönen, einfachen grün, das durch feine goldene Fäden durchbrochen wurde. Hier und da führten sie zusammen zu einem hübschen Muster. Meist waren es kleine Vögel oder Drachen. Das Kleid bedeckte die Beine, bis auf die rechte Seite, an der ein Schlitz bis zu den Hüften prangte. Sie sah bezaubernd aus.

Aber das war es nicht, was sie so bezaubernd machte. Nein nicht das Kleid sondern ihre natürliche Schönheit. Das feine Gesicht mit den grün-grauen Augen, die immer noch beleidigt blinzelten. Und dann das Haar...So ein samtenes, schwarz-glänzendes Haar hatte er noch nie gesehen.

Auch Liara war von dem Anblick des Prinzen angetan. Er trug grüne Kleidung und ein Umhang war um seine Schultern geworfen. Das blonde Haar umrahmte sein außerordentlich, schönes Gesicht. Seine nach oben hin gespitzten Ohren wurden weitgehend von den Haaren verdeckt. Vor allem seine Augen, die sanft und gutmütig unter den geschwungenen schwarzen Wimpern hervorsahen, zogen sie in ihren Bann.

Aber etwas störte sie. Wieso musterte er sie so eindringlich, als müsste er sie auf der Stelle ausziehen? Sicher er war ein Prinz. Und bestimmt, konnte er alles haben was er wollte. Schnell riss sie die Augen von ihm und sah stur auf den Boden. Sie musste sich diesen Prinzen aus dem Kopf schlagen. Sicher war er eitel und verwöhnt. Außerdem, gab es doch gar keine Prinzen! Es war sicher alles nur ein Traum.

"Amani? Bitte lasst uns für einige Augenblicke allein.", sagte der Prinz, ohne den Blick von Liara zu nehmen.

Das Mädchen nickte, und verließ das Zimmer, nicht ohne sich vorher vor dem Prinzen zu verbeugen. Liara sah ihr verstört nach. Was wollte dieses Wesen von ihr? Mit Schrecken sah sie, dass er sich ihr näherte, ein gutmütiges Lächeln auf den Lippen. Unwillkürlich wich sie ein paar Schritte zurück.

"Sagt, wie heißt ihr?", hob er zu einem Gespräch an.

"Liara, mein Herr. Und darf ich euren Namen erfahren?"

Ein Lächeln huschte über des Prinzen Gesicht.

"Ihr wollt meinen Namen wissen?", fragte er belustigt. Liara nickte nur.

"Nun, man nennt mich Legolas Grünblatt, Sohn des Thranduil und ich bin der Thronerbe der Elben von Düsterwald.", verkündete er mit ernstem Gesicht, aber in seinen Augen lachte es.

Hatte sie richtig getippt! Ein eingebildeter, selbstherrlicher Prinz, der jedes Mädchen haben konnte. Außerdem hatte er ihr gleich unter die Nase gerieben, dass er der Thronerbe der Elben war. Elben? Was um Himmelswillen war das?

"Ihr könnt nicht weiter wichtig sein, in anbetracht der Tatsache, dass es die Elben überhaupt nicht gibt!", erwiderte sie. Ihm gegenüber hatte sie merkwürdigerweise keine Hemmungen etwas grob zu klingen. Er war eitel und eingebildet und sicher hatte er gedacht, wenn das Wort Thronerbe fiel, dass sie ihn sofort anhimmeln würde, aber da hatte er sich geschnitten! Sie hatte genug von diesen egoistischen Kerlen, die nur an das eine dachten und sich für nichts sonst von ihr interessierten und vielleicht erst nach 8 Monaten wieder meldeten, um zu sagen, dass es ihnen leid tut, dass sie sich so lange nicht gemeldet haben! Nein. Das wollte sie sich nie wieder antun.

Der Prinz sah sie bei ihren Worten leicht erstaunt, aber keineswegs verärgert an.

"Ihr werdet noch früh genug erfahren, was Elben sind.", lächelte er sie weiterhin an.

"Aber nun beantwortet mir bitte eine Frage, Liara...", fuhr er fort. Das Mädchen nickte stumm, wenn auch widerwillig.

"Wie seid ihr auf diese Wiese gekommen? Sie ist heilig und wir bewachen sie gut. Kein anderer unseres Volkes kann sie unerkannt betreten. Also, wie seid ihr an uns vorbeigekommen? Ihr müsst nämlich wissen, dass ich es war, der euch mit diesem Pfeil betäubt hat." sein Blick war fragend auf sie gerichtet.

Liara sah zur Seite. Konnte sie ihm trauen? Es klang sicher eigenartig, wenn sie erzählte, sie wäre auf dieser Wiese aufgewacht, nachdem sie einen leuchtenden Lichtpunkt in ihrem Zimmer berührt hatte. Außerdem zogen sich ihre Augenbrauen zusammen als sie hörte, dass er den Pfeil auf sie abgeschossen hatte.

"Nun?", fragte er noch einmal sanft nach. Liara sah stur auf den Boden, der aus schönem roten Marmor bestand. Alles hier war wunderschön und bezaubernd.

"Ach dann wart ihr es, der mich fast umgebracht hätte!", rief sie empört und sah ihm ärgerlich ins Gesicht. Er lachte leise und machte einen Schritt auf sie zu, sodass sie seinen Atem an ihrem Haar spüren konnte.

"Nun. Das tut mir leid", sagte er leise und wirkliches Bedauern zierte seine Stimme. Dann spürte sie, wie er eine Strähne ihres schönen, schwarzen Haares griff, und um seinen Finger wickelte. Sie zuckte unwillkürlich unter dieser Berührung zusammen und sah erstaunt auf. Sie bemerkte den verträumten Blick, mit dem der Elbenprinz ihr Haar fixierte.

"Aber um euch zu beruhigen. Wir Elben sind hervorragende Bogenschützen. Es bestand also keine Gefahr, dass ich euch aus Versehen erschossen hätte." Wieder zierte ein leichtes Lächeln seine Lippen.

"Aber nun beantwortet bitte meine Frage. Ich würde nämlich zu gerne wissen, welches Volk ein solch wunderschönes Haar besitzt.", flüsterte er verträumt, während er immer noch die schwarze Strähne um seinen Finger wickelte. MOMENT MAL!! SCHWARZ!? Mit einem Ruck wandte sie den Kopf nach rechts, wo ein wunderbar verzierter Spiegel hing und sah hinein. Und zu ihrem Entsetzen sah ihr ein schwarzhaariges, schockiertes Mädchen entgegen. Das konnte nicht sein!

Durch die ruckartige Bewegung konnte der Elbenprinz ihr Haar nicht schnell genug loslassen und ein kleiner Schmerz ging von dieser Stelle aus. Liara jedoch bemerkte es nicht. Sie war viel zu sehr mit ihrem Spiegelbild beschäftig. Was war mit ihren Haaren geschehen? Immer noch starrte sie fassungslos in den Spiegel.

"Verzeiht mir!", hörte sie den Prinzen entschuldigend sagen, dass brachte sie in die Realität zurück. Ausdruckslos starrte sie ihn an.

"Man sagte mir, der König wolle mich sehen.", durchbrach sie monoton die Stille. Legolas räusperte sich und sah sie dann wieder an.

"Ja. Kommt mit mir. Aber ich warne euch! Zügelt eure lose Zunge vor ihm", sagte er leicht lächelnd und ging aus dem Zimmer. Liara zögerte einen Moment, ehe sie ihm leicht verärgert folgte. Wie konnten ihre Haare schwarz sein? Sie mochte diese Farbe ganz und gar nicht. Aber wenigstens waren ihre Augen grün geblieben...

~*~

Der Elbenprinz führte Liara durch weite Gänge mit Gemälden an der Wand, die außerordentlich schöne Zeichen präsentierten. Ab und zu liefen sie durch eine verzierte Tür, die von ein oder 2 Wachen aufgehalten wurde, um sie hindurchzulassen. Duftende Gewächse wuchsen hier und da an den Wegen, die sie betraten. Alles in einem war es atemberaubend und wunderschön.

Aber dieser Prinz, der vor ihr lief, wollte ihr nicht so ganz Ruhe lassen. Was war das vorhin für eine Aktion gewesen? Irgendwie war er dem Mädchen nicht so ganz geheuer. Nun, da sie hinter ihm lief, konnte sie 2 feingeflochtene Zöpfe sehen, die hinten zu einem verbunden wurden. Anscheinend wollte er so das Haar aus seinem Gesicht halten. Eitel war er also auch noch.

Auch wenn sie ihn erst einige Minuten kannte, hatte sie sich ein Urteil über ihn gebildet. Er war so, wie man sich einen Prinzen vorstellte: Überheblich, selbstherrlich, arrogant, aber verflucht gutaussehend, dass musste sie schon sagen.

"Eure Hoheit erwartet euch mein Herr.", sagte eine Elbin sanft, während sie sich leicht verbeugte. Legolas lächelte sie freundlich an und bedankte sich höflich. Also so übel war er vielleicht doch nicht...

Schließlich wurde eine letzte Tür geöffnet und Liara fand sich in einem prächtigen Audienzsaal wieder. Wunderbar verzierte Säulen markierten den Weg zum Thron, der aus einfachem Holz bestand, wie es schien, jedoch reichlich, aber auch nicht zu überfüllt verziert war. Auf diesem hohen Stuhl, saß ein ebenso gutaussehender Mann, wie Legolas. Nur, dass man an seinem Gesicht erkannte, dass er um einiges älter sein musste. Nicht so, dass er Falten oder Runzeln gehabt hatte, nein seine Gesicht wirkte einfach...härter als das des Prinzen.

Legolas verbeugte sich kurz vor dem Manne auf dem Thron und gesellte sich dann zu ihm, um sich neben ihn auf einen kleineren Schemel zu setzen. Unsicher, nicht so recht wissend, was sie tun sollte, deutete Liara einen kleinen Knicks an, der jedoch ziemlich wackelig aussah, da sie es erstens nicht gewohnt war und zweitens, die ganze Aufregung ihr Puddingknie verlieh. Jedoch blieb dieser Wackler weitgehend unbemerkt und das Mädchen nahm wieder eine straffe, fast widerspenstige Haltung an.

Die Augen des jungen Prinzen funkelten belustigt. Er hatte sehr wohl ihre Unsicherheit gespürt, jedoch wollte sie es nicht zeigen, soweit hatte er ihr Wesen erkannt. Es war schon merkwürdig, was in diesem fremden, schönen Mädchen vor sich gehen mochte.

"Nun, Mylady. Ich bin Thranduil, der König des Düsterwaldes. Es wurde gemeldet, dass man euch auf der heiligen Wiese aufgefunden hat. Sagt uns...", begann der König seine Ansprache und beugte sich etwas weiter vor, sodass sie einen kleinen sanften Schimmer in seinen Augen sehen konnte.

"Sagt uns, wie konntet ihr an den Wachen vorbeikommen?", seine Stimme war freundlich, jedoch konnte sie eine gewisse Strenge darin erkennen.

Ehrfürchtig senkte sie den Kopf. Auch wenn sie gerne etwas freches sagen würde, so brach doch ihre alte Höflichkeit wieder durch. Und einen König durfte man erst recht nicht beleidigen. Sachte hob sie wieder den Kopf und ihr Blick fiel auf das amüsierte Gesicht des widerlichen Prinzen. Sofort richtete sie sich wieder stolz auf.

"Euer Hoheit es...tut mir leid euch mitteilen zu müssen, dass ich selbst nicht recht verstehe, wie ich in euer Land kam.", hob sie mit zaghafter Stimme an. Der König runzelte leicht die Stirn. Was mochte dieses Mädchen damit meinen?

"Ich kann euch nicht gänzlich folgen, Liara. So heißt ihr doch?", fragte er noch einmal nach. Ein knappes Nicken war die Antwort.

"Ihr sagtet, ihr wüsstet nicht, wie ihr auf die heilige Wiese gekommen seid? Wie soll ich das verstehen?", hakte er mit einem leichten Stirnrunzeln nach. Liara schwieg einige Zeit und es sah so aus, als würde sie stark mit sich ringen. Belustigt und neugierig verfolgte Legolas das Verhör. Irgendwie hatte dieses Mädchen etwas anziehendes.

"Hoheit...darf ich euch meinerseits eine Frage stellen?", erlaubte sich das Mädchen Wort zu erheben. Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen der Anwesenden. So etwas hatte sich noch niemand erlaubt. Umso erstaunter und verblüffter waren alle, als der König mit einem leichten Nicken zustimmte.

"Fragt nur, jedoch kann ich euch nicht versichern, dass ihr eine Antwort erhalten werdet."

"Ich verstehe...", nickte das fremde Mädchen.

"Ihr sprecht von einer sogenannten heiligen Wiese! Was ist das? Was hat es damit auf sich?"

Totenstille herrschte im Saal, alle hielten den Atem an und Legolas krallte die Hände fest um die Armlehne. Aber warum? Bangte er um dieses Mädchen? Mit einem leicht scheuen Blick sah er zu seinem Vater, dessen Gesicht ausdruckslos auf das junge, weibliche Wesen vor sich gerichtet war.

"Nun.", vernahm man nach langem Schweigen seine Stimme. Alle atmeten erleichtert aus. Auch wenn der König noch so gutmütig war, verstand er keine Gnade wenn es um die Heilige Wiese ging.

"Dies ist eine Frage, deren Antwort ihr nicht erhalten könnt.", fuhr er bedächtig fort. Die Augen des dunkelhaarigen Mädchens verengten sich ungläubig.

"Aber Hoheit. Ich weiß nicht, wie ich auf diese Wiese, geschweige denn überhaupt hierher kam! Vielleicht hilft mir die Geschichte über jene, zu verstehen, wie ich zu euch gelangte.", hob sie schüchtern einen nächsten Versuch an. Irgendwie war es widerlich so geschwollen zu sprechen, aber sie musste einen guten Eindruck hinterlassen. Außerdem wollte sie nicht von diesem hochmütigen Prinzen verspottet werden.

Abermals herrschte Stille im Thronsaal. Des Königs Augen bohrten sich tief in die des ungebetenen Gastes. Dann legte sich plötzlich ein Lächeln auf seine Lippen und seine Augen erhielten einen sanften Schimmer.

"Nun ich sehe, du bist aufrichtig und ehrlich. Und du fragtest ohne einen Hintergedanken. Nun gut." Der Mann stand auf und ging einen Schritt auf sie zu. Als er direkt vor Liara stand, legte er einen Arm auf ihre Schulter. Legolas beobachtete alles mit Erstaunen, jedoch war er lange genug Prinz, um dies zu verbergen.

"Kommt mit mir und ich werde euch alles erzählen.", sagte der König und lächelte das Mädchen gutmütig an. Diese nickte nur leicht verwirrt und ließ sich von ihm in ein anliegendes Zimmer lenken. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss und sie waren allein.

Der König ging zu einem Tisch, hinter dem ein Sessel stand und setzte sich. Kurz darauf deutete er Liara das gleiche zu tun. Schüchtern nahm sie ihm gegenüber platz.

"Nun denn. Die Legende der heiligen Wiese möchtest du hören? Es tut mir leid, aber...ich kenne sie nicht. Ich weiß nur, dass wir auf diese Wiese achten müssen. Seit langen Generationen.", sprach er bedächtig. Liaras glänzende Augen wurden wie so oft ausdruckslos und trüb.

Thranduil entging das ganze nicht und er wandte sich wieder dem Mädchen zu, dass traurig ein wunderschönes Bild musterte, dass neben ihm an der Wand hing. Er beugte sich nach vorne und fasste ihre Hand. Vorsichtig sah sie auf, hinein in seine strahlendblauen Augen.

"Aber ich wollte etwas anderes mit dir besprechen, mein Kind. Ich denke, dass du schon mehr über diese Wiese weißt, als wir selbst je wissen werden, aber etwas anderes wollte ich dich fragen."

Liara sah ihn erwartungsvoll an, als er eine Pause machte.

"Ich habe bemerkt, dass dich etwas bedrückt, mein Kind.", fuhr er sanft fort und musterte die Wand aus grünem Marmor. Liara zuckte unter diesen feinen Worten zusammen. Wie hatte er das herausgefunden? Er kannte sie erst seit ein paar Minuten und hatte es bemerkt. Ihre Eltern sind in all den Monaten noch nicht darauf gekommen. Hatten diese Elben einen sechsten Sinn für so etwas? Sie schüttelte mit einem gespielt, verwirrten Gesichtsausdruck den Kopf.

"Nein euer Hoheit...es, es bedrückt mich nichts.", flüsterte sie leise. Der König nickte.

"Nun, ich verstehe euch, wenn ihr es nicht verraten wollt, aber lasst euch eins gesagt sein: Den Kummer in sich herein zu fressen ist das tödlichste, was es gibt."

Wieder nickte Liara und dann herrschte Schweigen. Man konnte das Rauschen der alten Bäume vernehmen, in denen die kleinen Vögelchen munter zwitscherten.

"Nun, da wäre noch eine weitere Frage, meinst du nicht?", fing er wieder an. Liara hob fragend den Kopf.

"Wo willst du bleiben?"

Diese Frage holte Liara aus ihren Gedanken. Ja wo wollte sie bleiben? Und wollte sie überhaupt bleiben? Nein eigentlich wollte sie zurück, aber...warum? Zu Hause war es niemals so schön, wie hier an diesem Platz. Verzweifelt, nicht wissend, was sie tun sollte, senkte das Mädchen den Kopf. Der Blick des Königs ruhte mitleidig auf ihr. "Ich hätte da eine Lösung...", begann er wieder.

~*~

Das erste Kapitel ist fertig! ^^ *restliche salzstangen aufmümmel* Ich würde gerne wissen, was ich besser machen kann oder was gut ist. Bitte schreibt ein paar R&R , ja? ^^

Bye bye!