Disclaimer: Sämtliche Figuren, die ihr aus "Der Herr der Ringe" wiedererkennt gehören Mr. Tolkien! ^^

Bemerkungen: Danke, danke, danke für die lieben Reviews!! Ich werde mich sehr anstrengen in diesem Teil!! Ich bin so glücklich! ^^ *hüpf* *boing*

Kapitel 2

Wolken ziehen auf
~*~

In einem Land, wo die Wolken Tag und Nacht den Himmel verdunkelten, so dass er grau und trist erschien, ritt ein Mann über das verkümmerte Gras der Steppe. Den Umhang fest um den Körper geschlungen, denn es war kalt, da die Sonne die Wolken nicht zu durchbrechen vermochte. Sein Blick war verwirrt und irgendwie abwesend, so als ob er in Gedanken ganz woanders war.

Eisig wehte der gnadenlose Wind über die Gräser und kleinen Büsche, peitschte das Wasser, des Meeres von Rûhn und wurde schließlich vom dahinterliegenden Wald aufgehalten. Die ersten Bäume ächzten noch unter der Grausamkeit des Windes. Die Äste bogen sich mal nach dort, mal nach dort, immer darum kämpfend, dem Wind Widerstand zu leisten und nicht von der Stelle zu weichen.

Langsam und vorsichtig drang das Pferd mit seinem Reiter zwischen die alten Bäume und bahnte sich einen Weg hindurch, ohne einen Pfad, der die Richtung weisen konnte. Immer wieder mussten Pferd und Reiter andere Richtungen einschlagen, um umgestürzte Bäume zu umgehen. Immer wieder musste sich die in einen Umhang vermummte Gestalt vor peitschenden Ästen ducken. Schließlich, nach langer Zeit, lichtete sich das Dickicht und eine große Lichtung tat sich auf. Das Pferd blieb tänzelnd stehen und der Reiter hatte Mühe es voranzutreiben.

In der Mitte stand eine riesige Festung. Nicht freundlich und nicht angsteinflößend. Grüne Mauern, die auf starken Verfall hinwiesen, ragten in die Höhe und trafen sich an 3 Seiten zu großen Türmen. Ein gewaltiges Tor prangte in die Richtung des Ankömmlings.

"Seid willkommen.", knurrte eine Gestalt, die humpelnd hinter einem Baum hervorkam. Der Reiter zuckte zusammen. Es war etwas geheimnisvolles an diesem Ort. Etwas, das einem eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Der Mann stieg von seinem Pferd und sah die andere Gestalt scharf aus seinen blauen Augen unter seiner Kapuze hervor an.

"Ihr werdet erwartet, mein Herr!", knurrte diese wieder und verbeugte sich tief, nahm dann das Pferd am Zügel und führte es fort.

Unschlüssig blieb der Reiter ohne Pferd einige Zeit stehen, dann machte er sich festen, aber leichten Schrittes auf, die Festung zu betreten.

~*~

Die Vögel zwitscherten munter zwischen den Bäumen und flogen fröhlich hin und her. Das bunte Gefieder wurde von hellen den Sonnenstrahlen, die darauf schienen, noch farbenfroher. Auch das Bild an der Wand in einem kleinen, niedlichen Zimmer, erstrahlte nur noch schöner in seinen wundervollen Farben, als einige Strahlen es sanft berührten. Aber nicht nur die Vögel und die Bilder wurden von den sanften Strahlen gekitzelt.

Blinzelnd öffnete Liara ihre Augen. Die Sonne lachte ihr entgegen, aber das rührte das verschlafene Mädchen kein Stück, denn sie schlug schnell die Augen wieder zu und drehte dem hellen Ball am Himmel beleidigt den Rücken zu.

"Nur noch ein paar Minuten. Ich stehe ja gleich auf.", murmelte sie in ihr Kissen. Dann würde es wieder zur Schule gehen und ein trauriger Tag mehr. Ein erfrischender Duft von Blumen und Wald stieg ihr in die Nase und die Stirn zog sich in feine Fältchen. Das war nicht möglich! Sie hatte das doch nur geträumt. Der kleine Lichtpunkt, der hochmütige Elbenprinz, das alles war doch ein Traum gewesen?

Ganz langsam, mit klopfendem Herzen, vor Angst was sie nun sehen würde, öffnete sie die Augen wieder. Eine helle, verzierte Wand, an der ein paar wunderschöne Bilder hingen, starrte ihr entgegen. Mit großen Kulleraugen starrte das Mädchen zurück. Sie drehte den Kopf etwas, aber das änderte auch nichts am Aussehen der Wand. Nein. Die gehörte nicht zu ihrem Zimmer. Stöhnend vergrub sie den Kopf in ihrem weichen Kissen. Das konnte nicht sein. Dann war dieser merkwürdige Prinz und der König also kein Traum? Das war ja schrecklich!

Aber Moment! Eine Möglichkeit gab es noch. Erleichtert seufzte sie in ihr Kissen. Genau! Sie war verrückt. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ja das war möglich. Sie war bestimmt verrückt. Und gleich würden die Männer mit weißen Sandalen, mit einer "Hab - mich - lieb - Jacke!" hereinkommen! Ein leises Glucksen entwich ihrer Kehle und wie auf Kommando wurde die Tür geöffnet.

"Guten Morgen, Liara.", sprach eine sanfte Stimme. Nicht laut und nicht flüsternd aber unheimlich sanft, sodass sich Liara einfach umdrehen musste. Entsetzt blinzelte sie den Besitzer dieser leisen Stimme an.

"Habt ihr gut geschlafen?", fragte Amani weiter. Völlig entgeistert schüttelte das Mädchen den Kopf. Eigentlich hatte sie gut geschlafen, aber das hier machte alles wieder zunichte.

"Nicht? Das ist schade... Hier, trinkt das! Danach wird es euch besser gehen." Amani reichte dem völlig verstörten Mädchen einen kleinen Glaskrug mit Wasser. Liara nahm es widerstandslos entgegen und setzte ihn an ihre Lippen. Ein würziger, angenehmer Geruch schwappte ihr mit einem Schwall köstlichen Wassers entgegen und als sie den Krug wieder absetzte, breitete sich eine angenehme Wohligkeit in ihr aus, die ihren Herzschlag etwas beruhigte. "Aber nun kleidet euch an. Der König erwartet euch!", lächelte das Zimmermädchen ihr liebevoll entgegen. Liara brachte nur ein einsames Nicken zustande. Amani legte ein Gewand auf ihr Bett nieder, verließ dann leisen Schrittes das Zimmer und ließ eine total Liara zurück.

Langsam stand sie auf und setzte ihre tapsigen Füße auf den schönen Boden und stand einige Zeit nur so da. Nicht fähig sich irgendwie zu bewegen. ´Der König erwartet euch!`, hallte es in ihren Gedanken wider. Seufzend setzte sie sich in Bewegung und beugte sich langsam zu dem Gewand auf ihrem Bett hinunter, um sich anzukleiden.

Als sie sich aufrichtete fiel ihr Blick in den Spiegel, der neben der Tür hing. Wieder musste sie laut seufzen, als sie das schwarze Haar auf ihrem Kopf bemerkte. Damit würde sie sich nie abfinden können. Schwarz stand ihr einfach nicht! In Gedanken versunken begann sie das Kleid über ihren Kopf zu ziehen.

"Verflucht!", schimpfte sie, als sie wieder in den Spiegel sah, und feststellen musste, dass sie das Kleid gänzlich falsch gebunden hatte. Wie ein Sack hing es an ihr herunter. Liara verdrehte kurz die Augen und schnürte dann geschlagen alle Bändchen und Fädchen wieder auf, die das Kleid zusammenhielten, um noch einmal von vorne zu beginnen.

~*~

"Und wohin soll sie gehen, Vater?", fragte der Elbenprinz langsam. Die Hände hatte er unter den Umhang gesteckt und so lief er neben dem König den Weg zum Thronsaal hin, her.

"Ich habe beschlossen, sie nach Gondor zu schicken.", antwortete Thranduil dem fragenden Blick seines Sohnes.

"Gondor.", murmelte Legolas vor sich hin.

"Aber dann sehe ich ja endlich Aragorn wieder!", rief er kurz drauf begeistert. Thranduil blieb stehen und sah seinen Sohn lange Zeit schweigend an.

"Wer sagt, dass du mitgeschickt wirst, sie zu begleiten, Legolas Grünblatt?", fragte er dann ernst, aber seine Augen verrieten ein belustigtes Funkeln. Legolas lächelte zurück.

"Ihr werdet das Mädchen ja wohl nicht allein reisen lassen, Vater. Und da ihr sicher nur die besten Bogenschützen..."

"In der Tat.", unterbrach ihn sein Vater. Der Prinz sah ihn verblüfft an. Eigentlich wurde er bisher noch nie von seinem Vater unterbrochen. Er musterte den König genau und eingehend. Der Ausdruck seiner Augen war leicht besorgt.

"Was habt ihr, Vater?", fragte er daher.

"Ein Bote meldete uns, dass kriegerische Menschen des Südens hierher vorgedrungen sind. Noch haben sie kein Unheil angerichtet, aber sie verhalten sich seltsam. Wir müssen sie im Auge behalten, hast du gehört, Legolas?"

Der Elb nickte nur. Er verstand, was sein Vater von ihm wollte. Er und noch ein paar der besten Bogenschützen sollten sie im Auge behalten. Gut, dann eben nicht nach Minas Tirith zu Aragorn, obwohl der Elbe seinen alten Freund und Gefährten gern wiedergesehen hätte. Wie viele Jahre waren vergangen, als sie sich zuletzt gesehen hatten? 10 oder 12 Jahre? Eine kurze Zeit für einen Elben aber nicht für einen Menschen und sei er auch von Geschlecht der Numénors, der edlen Könige von Gondor. Der Ringkrieg lag nun schon 41 Jahre zurück, und trotz dessen hatte Aragorn sich bei ihrem letzten Treffen nicht verändert, oder kaum.

"Du und zehn weitere Bogenschützen und Krieger werdet beauftragt, sie zu beobachten. Ein anderer Teil geleitet Lady Liara nach Gondor.", sprach der König, während er mit seinem Sohn, durch die Tür des Thronsaales schritt. Legolas folgte ihm mit sanften Schritten.

"Ich spüre schon seit langer Zeit einen Schatten. Er zieht nicht schnell auf, aber er kommt immer näher.", flüsterte er ruhig. Sein Vater nickte.

"Ja. Ich habe es auch bemerkt.", dann sah er sich im Thronsaal um und suchte ihn mit seinen Augen ab. Erstaunt richtete er sich an einen Elben, der an der Tür Wache hielt.

"Sagt, habt ihr das fremde Mädchen gesehen?", fragte er. Die Wache schüttelte den Kopf.

"Nein. Vor euch hat noch keiner den Thronsaal betreten, mein Herr.", antwortete der Elb dann und Thranduil wandte sich wieder seinem Sohn zu.

"Wo mag sie wohl sein?"

~*~

Wütend schritt Liara durch die Gänge und versuchte krampfhaft sich zu orientieren. Alles hier war zwar bezaubernd schön, aber sah verflixt gleich aus.

"Der König erwartet euch! Hat sie gesagt! Pfff. Toll! Und wo bitteschön?", murmelte sie erbost und stolperte plötzlich über einen Zipfel ihres Kleides. Sie kam ins schleudern und konnte sich gerade noch fangen, ehe sie völlig das Gleichgewicht verlor.

"Ach manno!", jammerte sie und rutschte an der Wand hinab zum Boden. Verzweifelt saß sie da, die Beine links und rechts des Körpers, die Arme schlapp herunter hängend.

"Ich hasse Kleider! Und ich weiß jetzt auch, wieso ich sie zu Hause nie anziehe. Und von Wegweisern haben die hier auch noch nie gehört, oder? Hier findet sich doch niemand zurecht!", sprach sie laut vor sich hin.

"Wenn man kein Elb ist, ist das schon richtig. Ihr Menschen habt nicht die Geduld, auf Kleinigkeiten zu achten, die Unterschiede kennzeichnen.", hörte sie eine Stimme rechts über sich sagen.

"Und vor allem ihr seid sehr ungeduldig.", fuhr sie fort. Dieser letzte Satz verriet ihr, wer der Sprecher war. Vorher konnte sie diese Stimme nicht zuordnen aber nun bestand kein Zweifel. Immer noch wütend hob sie den Kopf und funkelte ihn böse aus ihren grünen Augen an. Wieso hatte sie diesen scheußlichen Prinzen nicht kommen hören? Ihre Schritte hallten doch auch an den Wänden wider.

"Habt ihr euch extra angeschlichen?", fauchte sie. Legolas grinste leicht und bot ihr die Hand an, um ihr aufzuhelfen, was sie aber großzügig ablehnte. Mit einem noch tieferen Grinsen zog er sie wieder zurück und sah das Mädchen vor sich belustigt und mit etwas Spott in den Augen an.

"Nein, das habe ich nicht. Wir Elben haben einen leichten Tritt, müsst ihr wissen. Wir trampeln nicht so herum, dass uns ein jeder noch 4 Gänge weiter hören kann."

Ein Zischen von Luft war zu hören, die aus Liaras Mund gepresst wurde. Sie stand auf und klopfte sich das Kleid ab, obwohl das völlig unnötig war, denn nirgends hier war auch nur ein Körnchen Staub zu sehen. Dennoch hatte sie das Gefühl, etwas tun zu müssen.

"Eingebildet seid ihr wohl nicht?", rutschte es ihr aus. Schnell schlug sie die Hand vor den Mund und sah schockiert zu Boden. Auch wenn er eingebildet war, er war ein Prinz und sie hatte höflich zu ihm zu sein. Schüchtern blickte sie ihn an.

"Verzeihung, dass...das wollte ich nicht.", stotterte sie und sah in sein Gesicht, auf dem ein breites Lächeln lag.

"Ich warnte euch gestern schon wegen eures losen Mundwerkes.", sagte er einfach nur. Dann herrschte Stille. Einige Zeit standen sie einfach nur stumm da und sagten nichts. Liara den Kopf gesenkt, den belustigten Blick des Prinzen auf sich gerichtet. Dann hob sie den schwarzen Schopf mit einem Ruck und fixierte den Prinzen.

"Seid ihr zufällig hier vorbeigekommen?"

"Nein. Mein Vater beauftragte mich, euch zu suchen, da ihr nicht erschienen seid.", entgegnete der Prinz. Liara nickte stumm.

"Dann kommt! Es geht darum...wo ihr nun hingehen müsst.", fügte er mit leiserer Stimme hinzu. Irgendwie widerstrebte es ihm, die Menschen des Südens zu beobachten, anstatt mit nach Mina Tirith zu gehen. Aus welchem Grund auch immer. Er selbst wusste es nicht.

Schnell, aber mit sanftem Schritt, ging er voran und Liara folgte ihm. Bewunderung und Verblüffung stand in ihren Augen. Wie konnte ein solch großer Mann nur so behänd und leise laufen? Es war wirklich wie in einem Märchen. Aber vielleicht stimmte es ja und Elben waren von Natur aus so.

Sie versuchte so schnell und leise wie möglich zu folgen. Eine innere Aufregung breitete sich in ihr aus und ein Gefühl, dass sie schon so lange nicht mehr gehabt hatte. Spaß. Es machte Spaß, versuchen so leise wie möglich zu laufen. Dass sie dadurch immer mehr zurückblieb, fiel ihr gar nicht auf. Gespannt und belustigt versuchte sie sich jedem Gegenstand, jeder Pflanze so unauffällig wie möglich zu nähern, daher bemerkte sie auch zu spät, dass der Prinz angehalten hatte und sie mit einem belustigten Lächeln beobachtete.

Als sie 2 Füße vor sich sah, die sich nicht fortbewegten, sah sie auf, in das gutmütige Gesicht des Prinzen. Ein peinliches Gefühl breitete sich in ihr aus und eine leichte Röte überzog ihre Wangen. Sie machte sich schon auf eine abfällige Bemerkung des Elben gefasst und währenddessen verschwand das Glücksgefühl in ihr, dass sie kurz zuvor noch vor Freude verspürt hatte.

"Ihr müsst nicht nur versuchen leise zu gehen, sondern dabei auch noch beobachten und lauschen, Liara.", hörte sie die sanfte Stimme. Und diesmal löste sie kein Unbehagen aus, sondern ein wohliges Gefühl der Wärme. Verwirrt sah sie ihn an und er erwiderte ihren Blick. Kurz darauf löste sie sich hastig von seinen strahlendblauen Augen und lief rasch an ihm vorbei.

Eine Hand legte sich auf ihre Schultern und zwang sie sanft, sich umzudrehen. Erschrocken und mit einem leichten Kribbeln im Bauch sah sie auf. Was...?

"Wartet einen Augenblick! Ihr habt das Kleid nicht korrekt gebunden, so verfranst ihr euch nur wieder!", sagte er lächelnd. Ihr Blick verfinsterte sich etwas. Wie lange hatte er sie schon verfolgt, dass er das gesehen hatte?

Sie spürte, wie er sie wieder umdrehte und sich an ein paar Schnüren des Kleides zu schaffen machte. Kurze Zeit später hatte er es bewältigt und betrachtete sein Werk. Liara wartete geduldig, dennoch fragte sie sich, wieso er so lange schwieg. Dann räusperte sich Legolas.

"Ähm...Ich glaube ich hole doch lieber ein Zimmermädchen.", sagte er verlegen und betrachtete weiterhin das Knäuel von Knoten und Schleifen, dass er auf ihrem Rücken verursacht hatte.

"Wollt ihr damit sagen, es ist schlimmer als vorher?", fragte sie leicht belustigt, dennoch bemüht, beleidigt zu klingen. Sie drehte sich um und sah Legolas ins Gesicht. Ein leichter roter Hauch war auf seinen Wangen und um seine Nasenspitze zu sehen. Dieser Anblick war nur allzu amüsant und Liara konnte nicht anders, als laut loszulachen. Der Elb musterte sie zuerst verwirrt, doch dann stimmte er mit ein und sie lachten gemeinsam. Liara konnte nicht mehr an sich halten und als der Prinz auch noch mitlachte, prustete sie noch lauter los. Es war irgendwie befreiend und außerdem ihr erstes Lachen seit langer Zeit.

~*~

Lange dunkle Gänge mit ein paar Fackeln, wiesen dem Manne den Weg. Die Kapuze hatte er abgetan, sodass man sein schwarzes Haar sehen konnte, dass sich leicht im Nacken kringelte. Stahlblaue Augen bohrten sich in das Dämmerlicht der miefenden Gänge. Schließlich stand der Reiter vor einer großen, schweren Tür. Langsam legte er die Hand auf die Klinke und trat ein.

Ein schummrig beleuchteter Saal lag dahinter, und es hallte überall her wider, als er die Tür schwer ins Schloss zurückfallen ließ. Kurz blieb er stehen und sah sich um, bis sein Blick auf eine Gestalt am anderen Ende des Raumes fiel.

"Seid willkommen, Ûckhén. Tretet näher.", sagte eine kalte Stimme. Der Angesprochene tat, wie ihm geheißen und machte einige Schritte auf die Gestalt, die auf einem Thron saß, zu. Er hatte einen langen Bart und sah alles in allem nicht alt und nicht jung aus. Eher mittleren Alters. Seine Augen waren nur zwei Schlitze, aus denen es grausam funkelte. Kurz vor ihm stoppte der Ûckhén und machte eine tiefe Verbeugung.

"Ihr habt nach mir geschickt, Hoheit?", erhob er das Wort.

"In der Tat.", erwiderte der andere boshaft und mit grausamer Genugtuung.

"Wisst ihr...", fuhr er fort und seine Hand strich dabei über einen Edelstein im schwarzen Holz des Thrones.

"Mir ist zu Ohren gekommen, dass dich das Tor wieder geöffnet haben soll.", zischte er hämisch und sah den Mann vor ihm belustigt an. Dieser verstand nicht recht, wovon die Rede war und er neigte den Kopf noch tiefer.

"Ich kann euch nicht folgen, Hoheit...", sprach er zaghaft, als ob er Angst vor der Folge seiner Worte hatte.

"Es ist auch nicht weiter wichtig. Nur wenige wissen davon, und es ist gut so. Selbst diese Elben haben keinen blassen Schimmer davon. Aber ihr seid nicht hier, um mit mir darüber zu diskutieren, sondern mir einen längst überfälligen Gefallen zu erweisen, Ûckhén!"

Der Mann zuckte zusammen und sah angstvoll auf den Boden.

"Oder könnt ihr euch nicht daran erinnern, Ûckhén? Nur durch mich, hat Sauron euch verschont!", zischte der Mann auf dem Thron nun gefährlich. Ûckhén zuckte abermals zusammen.

"Natürlich, Herr! Ich erinnere mich genau!", flüsterte er zaghaft.

"Gut, dann höre genau, was ich dir sage..."

~*~

Die Tür zum Thronsaal wurde von den Wachen geöffnet und Liara und Legolas traten ein. Zuvor hatten sie noch ein Zimmermädchen aufgesucht, dass dann unter scherzenden Bemerkungen und ständigem Lachen das Kleid richtig geschnürt hatte.

König Thranduil sah ihnen ernst, aber keineswegs böse entgegen, was das Mädchen sehr erleichternd fand. Aber es konnte auch daran liegen, dass sie in Begleitung des Prinzen war. Ansonsten hätte er bestimmt losgewettert, dachte sich Liara verbissen. Doch dann schalt sie sich selbst. Wieso musste sie den König mit ihrem Vater vergleichen? Er war ein völlig anderer Type und sowieso kein Mensch sondern ein Elb. Was auch immer das war.

"Nun Liara. Ich habe mich entschieden. Ihr werdet morgen nach Gondor gehen, das Reich der Menschen.", begann Thranduil seine Rede. Liara sah ihn leicht schockiert an. Gondor?

"Einige unserer Bogenschützen werden euch begleiten, denn die Straße wird von Menschen aus dem Süden benutzt und die sind gefährlich. Habt ihr noch eine Frage, die ihr mir stellen möchtet?"

Liara schwieg. Sicher gab es so viele Fragen, die ihr durch den Kopf spukten und sie wollte gerne eine Antwort darauf haben, doch sie konnte die Fragen nicht formulieren. Zu viele schwirrten in ihrem Kopf.

"Nun?", fragte der Elbenkönig geduldig und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Liara hob den Kopf und sah ihn fest an.

"Wer begleitet mich?", platzte es aus ihr heraus. Jedoch senkte sie schnell wieder den Kopf. Verständnislos zählte sie die schönen Linien und Striche auf dem Boden, die eigentlich ein Muster ergeben sollte, jedoch taten sie es nicht. Zumindest nicht in Liaras Augen, in diesem Moment. Was hatte sie da gefragt? Ungläubig schüttelte sie leicht den Kopf. Das war nun wirklich eine der Fragen, die überhaupt am unwichtigsten waren und doch, und doch klopfte ihr Herz äußerst aufgeregt.

"Fünf meiner besten Bogenschützen werden euch nach Minas Tirith führen. Welche das sein werden, muss ich noch ersinnen.", kam die Antwort schneller als das Mädchen erwartet hatte.

"Danke.", flüsterte sie leise auf den Boden, jedoch hörten es die umstehenden Elben, denn gute Ohren hatten sie ja. Legolas` Blick ruhte auf ihr. Warum hatte sie gerade das gefragt? Sie hätte so viel mehr fragen können. Er wurde aus diesem Mädchen einfach nicht schlau!

"Sonst habt ihr keine weiteren Fragen?", hakte sein Vater noch einmal nach. Sicher wollte sie noch etwas wissen, traute sich aber nicht, es zu fragen. Doch Liara schüttelte nur den Kopf. Der König nickte zustimmend.

"Gut. Dann könnt ihr nun gehen! Seid morgen früh wieder hier.", damit stand er auf und verließ den Raum mit bedächtigem Schritt durch eine kleine Tür etwas abseits vom Thron. Einige weitere Elben folgten ihm, bis der Thronsaal leer war. Leer, bis auf zwei Personen.

"Kommt mit. Ich bringe euch zurück auf euer Zimmer.", sprach Legolas gutmütig auf das Mädchen ein. Doch Liara schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich...ich möchte lieber...etwas von den Elben sehen, bevor ich...gehe.", nuschelte sie und ein trauriger Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Legolas sah sie etwas verblüfft an, dann lächelte er jedoch wieder.

"Gut. Dann zeige ich euch halt etwas von den Elben!"

Liara wollte etwas erwidern, dass sie damit ganz und gar nicht einverstanden war, aber Legolas schnitt ihr das Wort ab.

"Sonst verlauft ihr euch wieder!", fügte er grinsend hinzu, doch kurz darauf fasste er sich an seine schmerzenden Rippen und sah Liara belustigt hinterher, wie sie durch die Tür des Thronsaals nach draußen marschierte.

"Wartet! Ich sagte doch, ich begleite euch!", lachte er, während er sich bemühte ihr zu folgen.

"Ich brauche keinen Babysitter. Und ich finde mich sehr gut allein zurecht.", erwiderte sie schnippisch, ohne ihren Verfolger anzusehen.

"Ja das glaube ich euch! Ihr könnt euch gar nicht verlaufen und unbemerkt irgendwo verschollen sein. Euer Getrampel hört jeder Elb meilenweit!", sagte er in einem ernsthaften Ton, jedoch verriet ihr ein Blick in seine Augen, dass es alles andere als so gemeint war.

"Oh sicher! Ihr Elben könnt ja auch überaus gut hören!", entgegnete sie in höhnischem Ton. Aber der Prinz bleib ihr die Antwort nicht schuldig.

"Richtig. Elben hören viele Male besser als Menschen und auch unser Blick ist schärfer als der eure, aber woher wisst ihr das? Habt ihr euch kundig gemacht über uns?", fragte er lachend. Keine Spur von Spott war in seinem Tonfall herauszuhören, und doch machten sie diese Worte aggressiv. Sie warf den Kopf zurück, sodass ihre samtenen, schwarzen Haare lustig hin und her wippten und ihr eine feine Strähne ins Gesicht fiel. Diese jedoch verweilte dort nicht lange, denn ein verächtliches Pusten verbannte sie wieder zurück.

"Wisst ihr, ich möchte doch nichts mehr von den Elben wissen. Ihr allein reicht mir schon.", fuhr sie den lachenden Legolas giftig an. Doch ihre Worte verfehlten ihre Wirkung, denn dieser lachte darauf noch lauter los. Sie wollte schon etwas weiteres sagen, als er ihre Hand ergriff und sie in eine andere Richtung zog. Ihr Gesicht färbte sich puterrot und das Herz begann auf einmal wieder rasend schnell zu schlagen. Hastig schüttelte sie den Kopf, sodass das Haar nur so flog, um sich einen klaren Gedanken zu verschaffen, doch schaffte sie es nicht. Deshalb ließ sie ihre Hand auch dort, wo sie war, anstatt sie dem ungehobelten Prinzen zu entziehen.

"Wo wollt ihr denn hin, Hoheit?", fragte sie kleinlaut. Er drehte sich lächelnd um.

"Na ihr wolltet doch zurück auf euer Zimmer! Und den Weg werdet ihr ja nicht alleine finden."

Ruckartig blieb sie stehen und riss sich los. Das war zuviel. Dieser Prinz dachte wohl, sie war hilflos? Oh nein! Da hatte er sich geirrt! Sie würde ihm zeigen, wie gut sie allein zurecht kam.

"Danke, aber ich benötige eure Hilfe nicht!", schmetterte sie Legolas entgegen. Aber dieser lächelte nur.

"Gut. Dann macht es gut, Liara." Doch diese hatte schon längst einen anderen Weg eingeschlagen. Sollte dieser Kerl doch denken, was er wollte!

"Ihr lauft in die falsche Richtung! So kommt ihr nie an!", hörte sie den Prinzen rufen. Wütend blieb sie stehen, drehte sich um und sah ihn an.

"Und wohin muss ich?", rief sie mit unterdrückter Wut. Legolas deutete auf einen Weg der rechts von ihm abging. Liara seufzte und rannte dann zurück, um den richtigen Weg einzuschlagen. Der Elbenprinz sah ihr sanft lächelnd hinterher, bis sie zwischen ein paar Bäumen verschwand.

~*~

So das wäre das 2. Kapitel! *puh* Mensch war das schwer. Ich hab sämtliches immer wieder neu schreiben müssen und es gefällt mir immer noch nicht so recht... *heul* Bitte R&R, ja? *lieb guck*

Bye bye! ^^