Hach ja ^^ Ich hab mich vielleicht über die Kommis gefreut! *lach* Und jetzt hab ich sogar zu fast jedem ein bild gepostet! ^.^ Danke für die lieben Kommis!!!!! *knuddel @ all*

Flucht nach Westen

Ein endloses Hetzen durch die dunklen Gänge und Türen, Gemäuer und stinkige Abkürzungen, nahm abrupt ein Ende, als die zwei Freunde mit ihrer Last vor einer verschlossen Eisentür standen. Gimlis Atem war nur noch ein durchgängiges Schnaufen, das durch den Nachhall nur noch lauter erklang, als es ohnehin schon war. Schweiß rann von der Zwergenstirn, wo er dann nach einer kleinen Rutschpartie in den buschigen Augenbrauen aufgefangen wurde. Der Zwerg stützte die knubbeligen Hände erschöpft in die Knie und versuchte seinen Atem etwas zu beruhigen. Es war nicht zu übersehen, dass er dem Architekten dieses Irrgartens innerlich dankte, denn diese Sackgasse hatte ihm wenigstens eine, wenn auch unfreiwillige, Verschnaufpause verschafft. Dem Elb jedoch schien das ganze nicht halbwegs so gut zu behagen wie Gimli. Die Augenbrauen verärgert und sogar etwas ängstlich nach unten gezogen starrte er kurze Zeit auf die verschlossene Tür.

Immer wieder streifte er das Mädchen in seinen Armen mit einem beunruhigten Blick, als fürchte er, dass sie entweder nie wieder aufwachen könnte, oder es prompt in diesem Moment tat. Beides war ihm nicht recht, denn er wollte ihr nicht noch mehr zumuten, als sie ohnehin schon durchgemacht hatte. Der Blondschopf drehte sich energisch nach seinem keuchenden Freund um, der sofort wieder stramm stand, die Brust eingezogen und eine Miene aufsetzte, als wäre das alles hier für ihn nur ein kleiner Berglauf durch die heimischen Zwergentunnel. Jedoch konnte sich Legolas kein Schmunzeln abringen, obgleich des lächerlichen Verhalten des Zwerges. Schnellen Schrittes eilte er an ihm vorbei, zurück bis zur letzten Weggabelung, um einen anderen zu versuchen. Der Prinz spürte regelrecht, wie die Schultern Gimlis wieder in sich zusammensackten und er schlapp folgte. Sein Murren war nicht zu überhören, obwohl sich der hinter ihm gehende ernsthaft mühte seine Beschwerden in den bauschigen Bart zu brummeln.

„Verflucht ist das glitschig hier!", beschwerte er sich nach einer ganzen Weile besonders laut. Er war auf einem, besonders glitschigem Teil Boden ausgerutscht und saß kurz darauf auf dem Hosenboden.

„Und schweinekalt ist es auch!", knurrte der Zwerg und richtete sich schwerfällig auf. „Jetzt hab ich ein nass-kaltes Gesäß! Toll! Ich dachte, ihr Elben seid so perfekt! Wieso findest du dann nicht aus diesem Dreckloch heraus!", polterte er weiter, sich immer mehr in Rage redend. Legolas verdrehte genervt die Augen, galt seine Aufmerksamkeit doch dem glitschigen Boden. Zwar waren alle Wände und Gänge feucht, aber nicht so nass wie hier. Das Wasser stand regelrecht in einer Vertiefung als Pfütze. Die Augen angestrengt und aufmerksam auf die Deckenbeschaffenheit gerichtet, hörte er weder Gimlis Flüche, noch bemerkte er, dass das bewusstlose Mädchen in seinen Armen langsam zu sich kam.

Langsam und vorsichtig öffnete sie die Augen. Es war dunkel um sie herum, nur der schwache Schein einer Fackel züngelte dicht neben ihrem Haar. Liara war noch zu benommen, um zu bemerken, dass sie sich in Legolas Armen befand. Alles schmerzte. Jeder noch so kleine Knochen in ihrem geschundenen Körper tat weh. Was hatte dieses Biest sie auch mehrere Male durch die Luft schleudern müssen? Sie hatte doch keine Flügel! Nur allmählich nahmen ihre Augen die klaren Umrisse von Personen wahr. Ihre Ohren schienen den Dienst wieder aufnehmen zu wollen und deshalb hörte sie kurz vor sich ein Grummeln und Meckern.

„Seid ihr wach?", fragte plötzlich eine überraschte Stimme und das Mädchen zuckte schreckhaft zusammen. Auch der Zwerg war verstummt und lugte neugierig in ihre Richtung. Erst jetzt verstand Liara wirklich, wo sie sich befand. Sie spürte die Arme des Elben unter und um sich. Er hielt sie fest, aber nicht schmerzhaft, an seine Brust gedrückt, um ihr so ein wenig Wärme zu spenden. Eine unglaubliche Hitze stieg ihr in den Kopf und sie zappelte etwas. Es war dem Mädchen unangenehm, in Legolas Armen zu liegen.

„Ja, wie ihr seht!", brachte sie zerknirscht hervor, doch es klang wohl eher matt und erschöpft als ärgerlich, denn Legolas nickte nur zustimmend, machte aber keinerlei Anstalten, sie wieder auf eigene Beine zu stellen.

„Geht es euch wieder etwas besser?", fragte er schließlich und betrachtete die Decke äußerst genau, so als wäre diese viel spannender als sie selbst oder noch besser, als redete er mit der alten Steinmauer. Ein verletztes Gefühl machte sich in ihr breit und sie musste sich stark beherrschen nicht ungehalten zu reagieren. Außerdem verletzte es sie zunehmend, dass er Liara mit ‚sie' ansprach.

„Ein bisschen.", murmelte sie daher knapp, was auch der Wahrheit entsprach. Ihr tat zwar alles weh, aber die Blutung war gestoppt und schwindlig wurde ihr auch nicht mehr vor Augen.

„Na wunderbar! Dann setz doch das Kind ab und wir kommen schneller voran, wenn sie selbst läuft!", mischte sich Gimli in den verkümmerten Dialog ein. Er hatte sichtlich genug davon, hier einfach nur rumzustehen. Liara warf ihm einen beleidigten Blick zu, der jedoch in der Dunkelheit unbemerkt blieb. Ein ‚Kind' hatte er sie genannt!

„Wenn wir hier nicht bald rauskommen, erstarrt meine Kehrseite zu Eis, Legolas!" Liara musste kichern. Dieser Zwerg war zu blöd. Sogar in einer aussichtslosen Situation schaffte er es, Witze zu reißen. Als sie jedoch sein empörtes Gesicht eingehend betrachtete, merkte sie, dass es eigentlich kein Witz sein sollte, sondern sein bitterer Ernst war. Der Elb schien dem Monolog des Freundes jedoch keinerlei Beachtung zu schenken, sondern musterte immer noch interessierter denn je die Mauerdecke.

„Oh keine Angst, mein Freund. Wir kommen schneller hier raus, als du zu hoffen wagst.", murmelte Legolas und ein Lächeln huschte über sein, vom Fackelschein erhelltes Gesicht. Liara immer noch in den Armen, ging er auf die kleine Pfütze zu. Gimlis Blick folgte ihm verwirrt. Anscheinend dachte er, Legolas wollte ihm weismachen, dass sie dort hineintauchen und aus irgendeinem See wieder auftauchen würden.

„Legolas. Ich kann verstehen, wenn dich diese Dunkelheit etwas nervös macht", begann der Zwerg eindringlich und fürsorglich zu sprechen. Liara lachte laut los, woraufhin sie sofort eine Hand auf ihren Lippen spürte. Überrascht sah sie zu Legolas auf, der sie nur eindringlich ansah und den Kopf schüttelte.

„Shhh...Hier könnten immer noch Orks herumlungern. Und das näher und mehr, als wir annehmen zu wagen. Also verhaltet euch ruhig." Gimli knurrte darauf verständnislos etwas, das so in etwa klang wie ‚Ja die Elben haben's im Dunkeln nicht einfach. Da verlieren sie gerne mal den Verstand.' Liara musste sich ernsthaft auf die Lippen beißen, um nicht wieder loszulachen. Der Elbenprinz wand den Kopf und schickte Gimli einen giftigen Blick zu. Nun glucksten beide. Gimli und Liara. Legolas wusste gar nicht, wie er darauf reagieren sollte.

„Hört auf und helft mir lieber! Dort oben ist ein Riss in der Decke. Das Gemäuer ist ziemlich morsch. Wenn wir uns anstrengen, könnten wir den Riss vielleicht vergrößern. Also los." Nun erst wanderten die nichtelbischen Blicke zum Gewölbe der Mauer hoch. Und tatsächlich klaffte dort ein langer, breiter Riss, aus dem es stetig tropfte. Er war gerade breit genug, um einen Mann hindurchzulassen. Gimli warf einen drohenden Blick zu Legolas, als er dessen ernstes Gesicht gewahrte, seine Augen jedoch, die vor Schadenfreude nur so zu sprühen schienen, musterten den Zwerg neckisch.

„Lass es stecken Legolas!", knurrte Gimli bedrohlich, als der Elb auch nur die Lippen öffnete. Doch um der Freundschaft Willen schloss er sie wieder und nur ein verschmitztes Lächeln blieb zurück. Liara, den Kopf in den Nacken gelegt, immer noch in den Armen des Elben, betrachtete den breiten Riss neugierig. Dann sah sie Legolas ins Gesicht und sagte ernst: „Ich weiß, warum wir es noch vergrößern müssen, Hoheit..." in Legolas Blick flackerte etwas auf, was sie nicht zu deuten wusste, „...wir beide...", sie deutete mit dem Zeigefinger auf sich, tippte dann aber als nächstes gegen seine nackte Brust. Sie war weich und geschmeidig, die Haut dieses Elben und Liara zog schnell den Finger wieder zurück um nicht daran kleben zu bleiben, oder ihm gar darüber zu streichen. „...würden es vielleicht schaffen, aber der Zwerg ist zu fett."

Ein eisiges Schweigen setzte ein. Legolas starrte absichtlich in eine andere Richtung, um Gimli nicht das breite Grinsen preiszugeben, was auf seinen edlen Zügen lag. Liara zwinkerte verwundert mit den Augen und der Zwerg...ja Gimli stand sprachlos da.

„Mit Verlaub, Mädchen, ja?", polterte er los, sodass es an den Wänden widerhallte. Die einzelnen Speckröllchen seines Bauches wippten bedrohlich hin und her. „Ihr wollt jetzt nicht etwa damit sagen, dass ich, ein Zwerg des Einsamen Berges, nicht in der Lage bin, mich durch dieses Loch da..." er deutete mit der Hand nach oben, sein Gesicht erhielt im rötlichen Schein der Fackel eine noch bedrohlichere Farbe, „...quetschen kann?", seine Stimme glich nun der eines Donnergrollen und Legolas zuckte unter der zunehmenden Lautstärke immer wieder zusammen. Unwillkürlich drückte er das verletzte Mädchen noch enger an sich, so als galt es, sie vor dem kleinen Wüstling zu beschützen. Liara fühlte sich seltsam wohl in seiner Nähe. Sie konnte den regelmäßigen Herzschlag des schönen Mannes fühlen und sogar hören. Eine seltsame Wärme durchflutete ihren Körper, doch traute sie sich es nicht, sich noch näher an die starke Brust zu kuscheln.

„Ich habe auch einen Namen.", murmelte Liara beleidigt, doch stieß sie damit bei dem Zwerg auf Granit. Er dachte nicht einmal daran, den Namen zu erfahren.

Beide beobachteten, wie Gimli würdevoll und stolz die Nase hob und vor ihnen her stolzierte. Immer wieder warf er dem Mädchen feuersprühende Blicke zu.

„Du bist ja noch viel schlimmer als dieser Elb da!", geiferte er von neuem los. „So wirst du nicht noch einmal mit mir reden." Seine Stimme hörte sich an, wie das Knurren eines gereizten Straßenköders. Das Mädchen kuschelte sich noch enger an Legolas Brust. Ein wütender Zwerg, war ihr nicht so ganz geheuer. Legolas schien ihre aufsteigende Angst zu bemerken.

„Freund Gimli...sieh es ihr nicht so nach. Bitte lasst uns das klären, wenn wir erst einmal hier heraus sind. Es wäre ein Wunder, wenn sie uns nicht schon längst gehört hätten bei eurer Streiterei. Hier ist nun wirklich nicht der ideale Platz zum streiten.", erklang die melodiöse Stimme ihres Trägers. Gimli schnaufte wie ein angriffslustiger Stier. Man hörte ihn zwei- dreimal tief durchatmen. „Gut. Du konntest ja nicht wissen, dass ich als Zwerg sogar noch schlank bin!", murrte er ein wenig besänftigt. „Aber lass dir eins gesagt sein! Ich lasse mich nicht so ohne weiteres beleidigen! Und das, obwohl ich extra wegen dir mein Hemd entbehren musste!" Ein roter Schimmer legte sich auf beide Gesichter. Liara war es unangenehm, den Zwerg gekränkt zu haben, obwohl er ihr doch wirklich sein Hemd zum verbinden ihrer Wunde gestiftet hatte und Gimli war nicht wohl bei der Sache, dass die anderen immer noch freie Sicht auf sein kleines Bäuchlein hatten.

„Lasst mich bitte hinunter Hoheit.", flehte sie höflich und Legolas tat, worum sie ihn gebeten hatte. Sie schwankte noch etwas, als sie auf eigenen Füßen stand, wie ein neugeborenes Kind, das seine ersten Schritte tat, taumelte sie auf ihr Gepäck zu und kramte in ihrem Rucksack. Dann trat sie mit einem langen, schlabberigen Pullover neben den Zwerg und hielt ihm das dunkelblaue Stück Stoff entgegen. Gimli war gerührt von so viel Einsicht und nahm es stillschweigend an sich.

„Wie nett von euch, dass ihr mein Gepäck mit euch geschleppt habt.", bedankte sie sich artig und schulterte den Rucksack, während Gimli den Pulli überzog. „Keine Ursache", brummelte er aus einem Ärmel hervor. Liara nickte und wollte schon nach dem Verstärker greifen, als sie eine andere sanfte Hand auf der ihren gewahrte. Ein Kribbeln schoss durch ihren Körper. Angefangen dort, wo seine Hand die ihre berührte. Das Mädchen wagte nicht, ihn anzublicken, hörte nur seine Stimme, vernahm seine Worte.

„Lasst nur. Ich trage das. Ihr seid zu schwer verletzt.", hauchte er leise und nahm Gitarre und Verstärker an sich. Liara nickte wie in Trance. Dieses dämliche Gesieze machte sie krank. Aber irgendwie durfte sie den Prinzen wohl nicht beim Namen nennen. Vorhin war es anders gewesen. Vorhin war eine Ausnahme, die nie mehr vorkommen würde. Vorhin hatte sie Angst gehabt, aber nun verlangte er tatsächlich wieder, ihn mit Titel anzusprechen. Wirklich ein eitler Kerl!

Sie drehte sich um und sah gerade noch, wie der eitle Elb zum Sprung ansetzte, als er auch schon an der Decke hing. Erstaunt und bewundernd riss sie die grünen Augen auf. Dieses Volk war wirklich mit dem besten von allen Sachen ausgerüstet. Ihre 1 m und 19 cm im Hochsprung waren gegen diese Höhe von 3 Metern nur ein kleiner Hüpfer.

Stein bröckelte von der Decke und der feine Sand rieselte einem in die Augen, wenn man sie nicht geschlossen hielt. Immer wieder versuchte der Prinz so die Öffnung zu vergrößern. Gimli und sie standen ein wenig abseits, um nicht voll und ganz mit Staub bedeckt zu werden, jedoch mieden sie es, sich gegenseitig anzusehen. Plötzlich gab es ein knackendes Geräusch, beide sahen, wie Legolas zur Seite sprang und schon Bruchteile einer Sekunde später, polterte ihnen die Halbe Decke zu Füßen. Zufrieden stand der Elb auf und klopfte sich die Sachen ab, griff nach dem Verstärker und deutete mit dem Kopf nach oben.

„Folgt mir."

~*~

„Hätte ich gewusst, dass das hier ein Abwasserrohr ist, hätte ich mich geweigert hier lang zu krauchen!", beschwerte sich Liara angewidert. Ein genervter Ton beider männlicher Wesen, war vor ihr zu hören. Wie oft hatte sie ihnen das jetzt schon unter die Nase gebunden?

„Uühhhh!!!! Ich hab schon wieder in Orkmist gefasst! Wetten ich fange mir eine äußerst seltene Seuche ein!" „Keine Sorge, Elben sind außerordentlich gute Heiler!", erwiderte Legolas. Sie rümpfte die Nase und schüttelte ihre Hand, sodass sie das schleimige etwas daran, abschleuderte. Leider in die falsche Richtung.

„IGITT!!!!! Musste das denn in meine Richtung sein!?", rief Legolas wütend und wischte sich den Unrat von der linken Wange. Er hatte sich nur kurz zu dem Mädchen umdrehen wollen und schon hatte er den Salat. Liara lief sofort rot an und stammelte eine unüberlegte Entschuldigung daher, die überhaupt keinen Sinn ergab. Legolas winkte ab und die Flucht ging weiter. Allen voran der Zwerg. Er konnte in dem äußerst engen und niedrigen Gang fast gänzlich aufrecht stehen und schritt munter voran, während Elb und Mensch sich mühen mussten, nicht an der keimigen Decke anzustoßen.

„Wer passt jetzt nicht so recht durch?", flötete Gimli, obwohl auch ihm der bestialische Gestank zu schaffen machte. Liara pustete verächtlich eine Stirnsträhne auf dem schmutzigen Gesicht und ließ die Bemerkung diesmal ohne Gegenkommentar durchgehen.

„Was meinst...meint ihr, wo der ‚Gang'  hinführen wird, Legolas?", fragte sie. Liara benutzte zwar noch die ‚Sie-Form' jedoch dachte sie nicht einmal daran, ihn mit Hoheit oder anderwärtigen Zeug anzusprechen. Es klang in ihren Ohren zu geschwollen. Und außerdem schien es den Betroffenen gar nicht weiter zu stören.

„Ich kann nur vermuten....Vielleicht zu einem Fluss.", philosophierte Legolas stirnrunzelnd. Liara seufzte. Hauptsache sie krochen nicht noch weitere 8 Stunden hier herum. Denn soviel Zeit war, nach Gimlis Urteil, schon wieder vergangen und es war immer noch kein Licht am anderen Ende zu sehen. Ob die, die die Freunde gefangen gehalten hatte, deren Flucht schon bemerkt hatten? Das Mädchen erschauderte und wünschte sich nichts sehnlicher als das genau das Gegenteil eingetreten war.

„Pssssssst.", zischte Gimli plötzlich vor ihnen und beide hielten ruckartig an. Hatte der Zwerg etwas entdeckt? Die Antwort ließ nicht lange auf sie warten, denn als sie genau um die Biegung kamen, die Gimli schon bewältigt hatte, schimmerte ihnen weit entfernt ein heller Lichtpunkt entgegen. Die drei hielten den Atem an. Licht. Das hieß, dass sie bald hier heraus sein würde, dass sie frei wären. Liara jauchzte leise, während Legolas breit grinsend neben ihr stand.

„Worauf warten wir dann noch!?", rief Gimli und stürzte Richtung Ausgang. Jedoch hielt ein starker Arm ihn zurück. Verdutzt starrte der zurückgehaltene Zwerg den Arm entlang bis hin zu Legolas Kinn und dann zu dessen Augen.

„Warum hältst du mich fest?!", fragte er verwirrt.

„Es kann gut sein, dass die Orks vermuten, dass wir durch das Abflussrohr geflohen sind, Gimli! Und es ist ebenso möglich, dass sie uns mit Pfeilen und Speeren empfangen, die kurz darauf unsere Kehlen durchbohren!", redete Legolas auf den Zwerg ein. Dieser musterte ihn lange ausdruckslos und dann brach er in schallendes Gelächter aus.

„Aber sicher doch, Legolein! (Legolas hasste diese Verschandelung seines Namen, die der Zwerg immer wieder durchführte. Und in Liaras Nähe, schien es ihm besonders peinlich zu sein.) Die Orks vermuten ja auch, dass ein ELB durch eines ihrer verkeimten Abflussrohre kriecht! Wo dein Volk den Schmutz und Gestank doch verabscheut. Eher könnten sie sich vorstellen, dass du genau in den Thronsaal platzt und von dort aus ein Pferd anforderst! Legolas ehrlich! Sogar ich hätte mir nie zu träumen gewagt, dass du einmal durch eine Unratabfuhr kriechst!" Bei Gimlis Worten nahm Legolas Gesicht im Schein der Fackel immer mehr Farbe an und er senkte den Kopf verlegen. Liara nickte nur zustimmend. Elben waren also doch eitle Kerle.

~*~

Der bärtige Mann saß mürrisch auf seinem Thron. Jetzt hatte er schon 2 der Gefährten in seiner Gewalt und doch noch nicht diesen verflixten Schlüssel! Er wusste zwar nicht genau, was dieser sagenhafte Schlüssel zum Tor der Dimensionen eigentlich war, aber er meinte schon darauf aufmerksam zu werden, wenn er es nur z sehen bekam.

Gedankenverloren umkreiste er einen besonders großen Rubin, der an seiner Armlehne befestigt war, mit den Fingerspitzen, als plötzlich die Türen aufflogen und ein völlig aufgelöster Ûckhén hereinstürmte, das Gesicht ängstlich und vorahnend. Der Alte zog resignierend die Augenbrauen zusammen und musterte den vor ihm Knieenden genau und eindringlich. Es verging eine Weile, ehe er seinem ergebenen Heerleiter das Wort gab.

„Nun, was hast du zu melden!? Ich hoffe, es ist etwas wichtiges, wegen dem du meine Ruhe störtest!", fragte er in kaltem, schneidendem Ton, dass es Ûckhén einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Reumütig beugte er den Rücken noch weiter gen Mamorboden.

„Mein Herr! Eure Hoheit! Als ich vor wenigen Minuten hinunter in die Kerker ging, um nach dem rechten zu sehen, fand ich den Ork erstochen auf dem Boden liegend vor. Schnell hastete ich zum Verlies, jedoch stand die Tür sperrangelweit offen und die Ketten lagen verstreut und hastig abgeworfen auf dem Boden." Ûckhéns Stimme war belegt. Er wagte es nicht, aufzublicken.

„Was sagst du da!?", brüllte der Schwarze Lord den armen Lossoth zusammen. „Die Gefangenen sind entkommen!? Wie konnte das geschehen!? Nun können sie diese pelzfüßigen Stinker und den alten Tattergreis warnen! Geschweige denn von dem König Gondors!" Er war aufgesprungen und schritt energisch auf den knienden Mann zu, fasste ihn grob am Kragen und riss ihn in die Höhe. Er hatte erstaunliche Kräfte, sodass es Ûckhén den Atem verschlug. Ängstlich und scheu zog er den Kopf ein und wimmerte demütig. 

„I- ich kann mir dies auch nicht erklären, Herr. Sie konnten sich unmöglich aus eigener Kraft befreien! Jedoch hat niemand, so beteuern die Orkwachen, den Tunnel zu den verließen passiert. Ihr wisst, dass alles nur ein Gewirr von Gängen und Sackgassen ist, dort unten. Vielleicht sind sie noch nicht weit gekommen!", presste der verängstigte Mensch hervor. Sein Herr ließ von ihm ab und schritt nun mit großen Schritten durch den Raum.

„Gibt es noch einen anderen Ausweg, durch den jemand hätte eindringen und wieder hinausgelangen können?", fragte er brummig und seine Augen blitzten in Ûckhéns Richtung.

„N- nein Hoheit! Nicht ein Fenster gibt es dort unten. Die Wege führen immer weiter in die Erde hinein. Der einzige, der hinausführt, führt an den Wachen vorbei." Ûckhéns Stimme klang nun etwas sicherer.

„Und du sagtest, dass niemand eingedrungen ist und die Gefangenen sich auch nicht aus eigener Kraft hätten befreien können?"

„Jawohl, Hoheit! So ist es.", beteuerte Ûckhén. Der Schwarze Lord schritt nun noch weiter aus.

„Weißt du, was das bedeuten könnte, du elender Drecksack?! Weißt du, wen ihr habt entkommen lassen!?" Ûckhéns soeben erst neugewonnenes Sicherheitsgefühl schrumpfte abermals auf ein Minimum zusammen. Er schluckte kraftvoll und schüttelte dann den Kopf. Das Gesicht des Herren lief puderrot an. Seine Adern traten aus der Stirn hervor und er brüllte durch den ganzen Saal.

„DAS war der HÜTER!! Der Träger des Schlüssels! Und ihr habt ihn entkommen lassen ihr Dumpfköpfe, elende Stinker, verfluchte!!!!", wütete er darauf los. „Verpiss dich und suche sie! Und komme nicht eher zurück, ehe du ‚ihn' nicht gefunden hast, kapiert!? Achte nicht auf gestalt oder Form, denn nun bin ich sicher, dass JEDER es sein kann! Suche den stinkenden Elbenprinzen und diesen verlausten Zwerg und ich bin sicher du findest den Schlüssel bei ihnen!" Die Stimme des Herrschers von Rhûn schwoll allmählich immer mächtiger an.

„Hoheit! Ich werde mich nicht unbemerkt unter sie mischen können!", wagte Ûckhén einzuwerfen.

„Wer sagt denn, dass du unbemerkt bleiben sollst!", geiferte der Lord uns seine Stimme schien immer kratziger zu werden. „Nimm ‚Die Gnadenlosen Seelen' mit dir und du wirst sehen, dass es dir gelingen wird und jetzt geh mir aus den Augen!" Der schwarzhaarige Mann ließ sich dies nicht zweimal sagen und stürzte Hals über Kopf aus dem Thronsaal.

~*~

Die Sonne hing schon tief über dem Horizont und brauchte nur noch ein paar Minuten, um vollständig unterzugehen. Das Land war in ein atemberaubendes rot gehüllt und spiegelte sich in den Augen der flüchtenden Gestalten wider.

„Können- wir....nicht endlich mal- eine Rast- einlegen?", keuchte das schwarzhaarige Mädchen erschöpft. Legolas verneinte ihre Frage mit einem knappen Kopfschütteln. Verzweifelt verdrehte das Mädchen die Augen und rannte so schnell sie konnte dem Elben hinterher. Schon seit dem Mittag, seit sie aus dem stinkenden Abwasserrohr herausgetreten waren, hielten sie diesen Dauerlauf durch. So viel war Liara nicht gewohnt. Im Schulsport keuchte sie gewöhnlich schon nach 1000 Metern, aber gleich mehrere KILOMETER zurückzulegen und das auch noch in unebenen Gelände und nicht auf der Aschebahn, war äußerst kräftezehrend. Sowieso war sie nicht ganz auf dem Posten, wegen der Verletzungen, die sie sich in der Nacht zugezogen hatte, als sie den Ork überlistet hatte.

„Legolas! Sieh sie dir doch einmal genau an! Sie braucht unbedingt eine Pause, das hält sie sonst nicht durch!", japste Gimli nun auch. Er war noch langsamer als das Mädchen, jedoch drehte er immer alles so, dass er der Tapferste war. Legolas hielt schmunzelnd an und drehte sich um. Keuchend hielten Gimli und Liara, beide mit hochroten Gesichtern vor ihm an und ließen sich in das frische Gras sinken. Die stinkende Brühe, die sie am Körper kleben hatten, als sie aus dem dunklen Gang hinaus ins Tageslicht traten, war unlängst getrocknet durch Wind und Sonne und bröckelte allmählich ab.

„Wer sagt denn hier- ...dass du- ...keine Pause brauchst, Meister Gimli?", stichelte Liara verschmitzt. Der Brustkorb schmerzte mörderisch und ihr Gesicht war eine schmerzverzerrte Fratze.

„Wir müssen nicht mehr weit gehen. Bald erreichen wir die Stelle, an der die Rotwasser in das Meer von Rhûn mündet. Denn ich bin mir nun gewiss, an welchem Fleck Erde, wir uns in Mittelerde befinden. Ich kann das Meer von hier aus sehen.", informierte der keineswegs ausgelaugte Elb sie. Liara und Gimli gaben nur ein ergebenes Schnaufen von sich und streckten nun alle Gliedmaßen von sich. Legolas jedoch ließ ihnen keine Ruhe und drängte sie zur Eile.

„Wir müssen uns beeilen! Dort finden wir Schutz in einem kleinen Wäldchen zwischen Steinen und Höhlen. Doch hier auf freier Fläche, können uns eventuelle Verfolger schon meilenweit ausmachen." Das Mädchen und der Zwerg blieben in stillem Einverständnis liegen. Sozusagen ein Boykott gegen den elbischen Sklaventreiber.

„Aber...ich...", setzte das Mädchen an, verstummte dann aber sofort. Sie wollte nicht jammern und den Prinzen damit nerven. Aus diesen Gedanken heraus erhob sie sich schwerfällig unter den überraschten Blicken ihres Leidensgenossen Gimli. Ihre Beine gaben fast nach und sie hatte großen Hunger. Wenigstens daran hätte sie noch denken müssen, bevor sie von zu Hause weggelaufen war, schalt sie sich selbst. Als ihre Knie nahe daran waren, ihren Dienst aufzugeben und das Mädchen beinahe wieder zurück ins Gras sank, legten sich zwei sanfte Hände um ihre Hüften und hoben sie sachte nach oben.

„Hey...was...was soll das!?", empörte sie sich, als sie sich nun vollends in den Armen des Prinzen gewahrte. Dieser sah sie nur ernst an.

„In eurem Zustand kommt ihr wohl nicht mehr weit. Ich muss euch tragen.", erwiderte er ruhig und seine Augen hielten die ihren fest. Wie schön diese überrascht- ärgerlich grünen Augen waren. Sie hatten ein mystisches Muster und Legolas war nahe daran in ihnen zu versinken. Ein Gefühl, dass er erst kürzlich wieder nach langer Zeit empfunden hatte, ergriff sein Herz und ließ es etwas schneller schlagen. Er war nicht fähig auch nur ein einziges weiteres Wort über die Lippen zu bringen. Er konnte ihr einfach nur in die Augen sehen.

Auch Liara erging es nicht anders. Die ruhigen, rätselhaften Augen des Elben, hielten ihren Blick fest. Sie spürte den Herzschlag unter ihrer Hand, die sie behutsam auf seine nackte, unbehaarte Brust gelegt hatte und nahm wahr, wie es allmählich etwas schneller schlug. Und auch ihr eigenes war nicht mehr so ruhig wie vorher. Gut, das konnte auch vom Dauerlaufen kommen, aber das kribbelnde Gefühl in ihrer Magengegend ganz gewiss nicht. Sie registrierte, wie Legolas den Mund öffnete, als wolle er etwas sagen, ihn jedoch gleich darauf wieder schloss. Keiner von beiden wollte durch überflüssige Worte diese atemberaubende Atmosphäre zerstören.

Ein lautes Räuspern eines weiteren, nun unbeachteten Mitflüchtlings, riss sie auseinander. Liara senkte zuerst den Blick und unterbrach so den Bann, dem beide eben erlegen waren.

„Hier existieren auch noch andere lebende Wesen auf dieser Welt, auch wenn es nicht den Anschein hat!", brummelte Gimli genervt und rappelte sich auf. Prinz und Mensch wurden wie auf Kommando rot und Gimli konnte ein Glucksen nicht unterdrücken. Um dem ganzen noch ein Sahnehäubchen obenauf zu setzen, bemerkte er ganz nebenbei: „Und hört auf, euch so intensiv in die Augen zu starren, das ist widerlich!" Schallend lachend, trabte er weiter, die Gitarre auf dem Rücken und das errötende Pärchen einfach stehen lassend. Legolas brauchte einen kurzen Moment, um sich zu sammeln, dann setzte er, mit Liara auf den Armen und Verstärker auf den Rücken gebunden, dem Zwerg nach, der immer noch laut lachte. Die Sonne war längst untergegangen.

~*~

Dunkle Schatten, die im Mondlicht umherhuschten, sammelten sich um einen langen, schlanken zusammen. Kein Geräusch ging von ihnen aus, denn das Gras war jung und biegsam.

„Sie sind nicht mehr weit. Ihre Spuren sind frisch. Außerdem haben sie üble Wunden. Sicher wollen sie die Mündung der Rotwasser in das Meer von Rhûn erreichen. Dort können sie sich hinter Felsen und in Höhlen verborgen halten. Gebt acht, dass sie euch nicht bemerken!", zischte ein, in einen Mantel gehüllter Mann. Die Gestalt neben ihm nickte stumm, gab keinen Laut von sich. ‚Elben' Sie würden einem Elben nachsetzen müssen. Und einem Zwerg. Wie sie beide Rassen verachtete.

„Nun geht und enttäuscht mich nicht!", zischte Ûckhén. Dafür erntete er spöttisches Gekicher. „Wir sollen nur den schwarzen Lord nicht enttäuschen. Was aus dir wird, ist egal!", damit schlug die Gestalt ihren Mantel zurück und schlug den Weg nach Westen ein, den Fliehenden auf den Fersen. Ihr folgten eine Menge anderer dieser Kreaturen.

~*~

Legolas saß nachdenklich in dem ausgewählten Versteck und betrachtete gedankenverloren das Gesicht des schlafenden Mädchens. Gimli hatte sich einen eigenen Unterschlupf gesucht. Schon lange, bevor sie das gewünschte Ziel erreicht hatten, war das Mädchen in seinen Armen in das Reich der Träume hinübergeglitten. Legolas seufzte unbewusst, als er mit den Augen neugierig ihr Gesicht betrachtete. Sie schlief so ruhig und doch war es ihm, als fror Liara. Rasch, jedoch behutsam erhob er sich und kroch zu ihrem Rucksack hinüber, aus dem er gleich darauf eine große wollene Decke zog. Diese legte er dann dem schlafenden Mädchen über die Schultern.

Wieder setzte er sich daneben und behütete ihren Schlaf. Sie hatte gut durchgehalten. Ja sogar als sie schon längst keine Kraft mehr gehabt hatte, war sie weitergerannt. Und wie war sie überhaupt so plötzlich und ohne weiteres in diesen Kerker gekommen? In Gedanken versunken strich er mit seiner rechten Hand über ihre zarte Wange. Ein unglaubliches Wohlgefühl schoss von dieser Berührung ausgehend durch seinen Körper. Irritiert und erschrocken zog er rasch die Hand zurück und sah wieder verständnislos in ihr schlafendes Gesicht.

„Was machst du nur mit mir?", flüsterte er leise. Seine Stimme trug einen leicht verzweifelten Klang mit sich. „Wenn ich in deiner Nähe bin, wird mir so anders. Auch wenn ich es vor dir verberge. Ich glaube, es ist besser so. Denn wir sind nicht beide der selben Rasse angehörig.", hauchte er weiter. Jedoch, als er sie so betrachtete, erschienen ihm seine eigenen Worte lächerlich und er beugte sich nach vorn, um ihr einen sanften Kuss auf die Nasenspitze zu hauchen. Es war mehr ein Windhauch, als ein Kuss, jedoch machte ihm diese Tat angst und er stand geschwind auf, sich einen anderen Schlafplatz zu suchen.

Ein kleiner Windzug strich über die frischen Gräser und um die Bäume und Felsen. Dem Mädchen, dass versteckt in einer kleinen Höhle, unter einer hohlen Baumwurzel lag, fröstelte es. Frierend zog sie ihre Decke noch fester um sich. Nach einer kurzen Zeit erwachte sie vollends und sah sich um. Sie war allein. Nirgends war auch nur eine Spur von Legolas oder Gimli. Panisch fuhr sie in die Höhe. Wo waren die beiden? Außer sich vor Angst, allein gelassen worden zu sein, krabbelte sie zum Ausgang, unter der Wurzel hervor und richtete sich unter dem, von der Morgenröte erleuchteten Himmel auf.

„Legolas?", flüsterte sie mit ängstlicher Stimme in den Wind. „Legolas!?" Sie rannte ein wenig fort von dem Platz, an dem sie geschlafen hatte. Wo war nur dieser verfluchte Elb? Ängstlich rannte sie Richtung Meer. Der Fluss schoss an ihrer rechten Seite nur so davon. Die letzten Meter des Laufes waren steil und das Wasser stürzte über einen kleinen Wasserfall in das Meer von Rhûn. An einem dieser Felsen gewahrte das Mädchen eine Gestalt, die im Schatten an einen großen Stein gelehnt war. Mir vor der Brust verschränkten Armen und zum Schneidersitz geformten Beinen, erkannte Liara Legolas. Erleichtert stieß sie einen gedämpften Seufzer aus. Sie waren also noch da und hatten sie nicht im Stich gelassen.

Vorsichtig trat sie an den Elben heran, um ihn nicht zu wecken. Neben ihm floss der Fluss vorbei, an dieser Stelle besonders flach und seicht, ehe er ein paar Meter weiter in die Tiefe stürzte. Langsam näherte sie sich dem Prinzen und betrachtete ihn. Im sanften rot-gold der Sonne, erschien ihr sein Gesicht wie das eines Engels, obwohl sie weder an Engel noch an Gott glaubte. Ihr Blick huschte neugierig über seine entspannten Züge, doch plötzlich hielt sie inne. Seine Augen standen ja offen! Als schliefe er gar nicht und tat nur so, als ob er sie nicht bemerkte! Empört stapfte sie auf ihn zu, den milchigen Schleier, der sich über seine Augen gelegt hatte, missachtend. Ein leichter Schlag gegen die rechte Schulter, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Das Mädchen stutzte. Dann tippte sie ihn noch einmal an. Doch er erwachte nicht. Oder schien in einer Art Trance zu sein. Immer wieder wischte sie mit den Händen vor seinen Augen herum, jedoch zeigte er keinerlei Regung. Sie wusste nicht, dass Elben mit geöffneten Augen schliefen und auch nicht, dass ebendieser Elb vom Vortag zutiefst erschöpft war und so selbst durch die geöffneten Augen nichts mehr wahrnahm.

Irgendwann platzte ihr die Geduld und sie stieß dem Prinzen heftig gegen den Arm, woraufhin er links wegkippte, direkt in den Fluss hinein.

~*~

Das erste was er sah, als er prustend und wasserspuckend wieder auftauchte, war ein entsetzter Blick Liaras. Unverständnis und Überraschung standen in seinem Blick geschrieben. Wieso hatte sie ihn ins Wasser gestoßen?

„Verzeiht Hoheit, ich- ich wusste nicht, dass ihr noch geschlafen habt! Ich- ich dachte, ihr ignoriert mich mit Absicht, aber...aber..." Sie wusste nicht mehr weiter und senkte beschämt den Kopf auf die Brust. Sie hörte das Plätschern des Wassers, als der Prinz hinausstieg und seine Schritte, als er wieder an Land trat. Jedoch hielt sie eisern den Kopf gesenkt, auch noch, als Legolas direkt vor ihr stand und auf sie hinabsah. Vorsichtig legte er zwei Finger untern ihr Kinn und hob den Kopf sanft an, indem er leichten Druck auf ihre Haute ausübte. Legolas richtete es so, dass sie ihm wieder einmal in die Augen sehen musste. Sein Herz schlug sofort schneller als sie überrascht und scheu in seine Augen blinzelte. Ein paar nasse blonde Strähnen klebten an seinen Wangen, jedoch machte es ihn keineswegs weniger anziehend.

„Nun, das macht doch nichts. Ihr konntet ja nicht wissen, dass Elben mit geöffneten Augen schlafen. Wir brauchen nämlich nicht so viel Schlaf, wie normale Wesen dieser Welt. Außerdem wollte ich nachher eh ein Bad nehmen.", hauchte der Elbenprinz. Er bemerkte, wie sie leicht die Stirn runzelte und lachte innerlich laut auf, was jedoch nur in seinen Augen zu sehen war. Es machte ihm Spaß, das Mädchen zu ärgern und das indem er ihr immer vor Augen führte, was sein Volk alles konnte. Zwar verabscheute er es sonst, zu prahlen, aber bei ihr machte es besonders Spaß.

„Ja sicher doch! Ihr seid ja sowieso etwas besonders!", knurrte sie leicht beschämt, leicht beleidigt. Legolas nickte ernst und verhinderte mit etwas stärkerem Druck seiner Finger auf ihr Kinn, dass sie die Verbindung ihrer beider Augen unterbrach. Es war ein einfach ein zu gutes Gefühl, tief in ihre Augen und somit auch tief in ihre Seele zu blicken. Jedoch verbot er es sich, weiter in diese einzudringen, denn ihre Seele ging ihn ja nun wirklich nichts an und doch war es sehr verlockend.

„Wir hören auch besser als Menschen, Zwerge oder Hobbits." Mit einem Ruck drehte sie sich von ihm weg. Das er sie auch immer ärgern musste! Legolas bedauerte seine Worte kurz, jedoch lachte er sofort laut. Liara blitzte ihn an.

„Wenn ich Antennen in meinen Ohren hätte, wären sie auch so spitz und ich könnte das Gras wachsen hören!", schleuderte sie ihm eingeschnappt entgegen. Legolas Lachen verstummte schlagartig.

„Antennen!?", fragte er verwirrt und musterte eingehend ihren Rücken. Liara stapfte wütend davon.

„Ja genau! An-tenn-en! Weshalb sind eure Ohren denn sonst so spitz? Sicher nur, um besseren Empfang zu haben!", knurrte sie. Der Weg zurück war leicht zu finden und Liara machte, dass sie davonkam.

„Aber....aber wartet doch mal! Was bei Eru sind Antennen!?", hörte sie den Zurückgelassenen rufen. Sie stockte kurz und starrte verwirrt in den Himmel. Klar. Hier kannten sie so etwas ja gar nicht! Ein lauter Seufzer war zu hören, als sie schnell hinter einem Hügel verschwand.

~*~

„Na? Gut geschlafen, Miss?", ertönte ihr die gutgelaunte Stimme des Zwerges entgegen. Liara nickte ihm freundlich zu. Er konnte ja nichts für Legolas' Verhalten.

„Wo ist denn unser edler Sklaventreiber?", hakte Gimli weiter nach. Sofort verfinsterte sich Liaras Miene als sie wieder unter die hohle Baumwurzel kroch, um ihre Sachen herauszuholen. Sie musste unbedingt noch Zähne putzen und außerdem nachsehen, wie spät es war. Sie hatte ja ihren Funkwecker mit.

„Der war baden!", knurrte sie immer noch unwillig über Legolas zu sprechen.

„Was denn?", rief der Kurzbeinige überrascht aus. „So zeitig? Warum denn das?"

„Ich hab ihn reingestoßen! Es war ein Versehen!", setzte sie hastig hinzu. Die Miene des Zwerges wandelte sich von ungläubig zu schadenfroh. Ganz gegen Liaras Erwartungen rückte er ein weiteres Stück zu ihr und sah sie neugierig an, während sie intensiv in ihrem Rucksack nach dem Waschzeug suchte. Ihre Armbanduhr hatte sie schon umgebunden, jedoch hielt sie der Zwerg davon ab, die Uhrzeit nachzusehen.

„Das musst du mir jetzt aber erzählen! Was hat er denn darauf gesagt, unser eitle Elb?", wollte Gimli neugierig wissen. Leute, seien es Menschen oder Zwerge oder Hobbits, die seinen Freund Legolas ärgerten oder aufzogen, waren ihm irgendwie sympathisch. Schließlich wollte er noch vor seinem 105. Geburtstag erreichen, endlich mal einen Elben aus der Ruhe zu bringen. Und genau das schien diese junge Frau neben ihm perfekt zu beherrschen, auch wenn sie sich noch etwas zurückhielt. Aber mit ein wenig Übung und gemeinsamen Kräften würden sie es wohl bald schaffen.

„Ich beruhigte sie, dass es nicht so tragisch wäre, Gimli.", vernahmen beide die sanfte Stimme des Elben. Gimli drehte sich um und grinste den Freund frech an.

„Jaja Legolas. Das sagst du so, aber in Wirklichkeit machst du dir jetzt Sorgen und deine versauten Haare." Er deutete höhnisch grinsend auf die nassen Strähnen, die an dem Elb herabhingen wie...ja wie nasse Haare. Und Liara konnte dem Zwerg irgendwie nur halbwegs recht geben, denn selbst mit nassen Haaren, sah Legolas verdammt gut aus.

„Pass auf, was du sagst Gimli.", lachte der Elb und deutete auf den bauschigen Bart. „Sieht ziemlich verstrubbelt aus, oder?" Gimli brummelte etwas in seinen Bart und errötete leicht.

„Wir müssten langsam aufbrechen. Wir haben uns eh schon zu lange an diesem Ort aufgehalten.", bemerkte Legolas plötzlich, und spitzte seine Ohren. „Das ist nicht gut, sie haben uns sicher schon umzingelt."

Und wie um seine Worte und Befürchtungen zu bekräftigen, hörten sie einen lauten Schrei aus der kleinen Baumgruppe heraus. Verdutzt sahen sich die drei Gefährten an. Ratlos, was sie davon halten sollten. Legolas fand als erster seine Sprache wieder.

„Los schnappt eure Sachen und dann müssen wir weiter. Sie sind sicher nicht weit.", ordnete er ruhig aber eindringlich an, griff nach dem Verstärker und wuchtete Gimli die Gitarre auf den Rücken.

„Aber ich wollte noch Zähne putzen!", empörte sich Liara. Legolas ergriff rasch ihre Hand und zog sie weg, in den Schutz einiger Bäume und Felsen. „Ich weiß zwar nicht, was das sein soll, bei uns Elben sind die Zähne immer sauber, aber das kannst du auch auf später verschieben!", flüsterte er tadelnd. Der Zwerg nickte zustimmend.

„Na meinetwegen. Aber wieso laufen wir davon? Da hat doch vorhin jemand um Hilfe geschrieen! Wieso helfen wir ihm nicht?", fragte sie zweifelnd und sah von einem Gesicht ins andere.

„Du hast recht.", stieß Legolas hervor und erhob sich. „Ich werde mir die Sache einmal ansehen. Vielleicht haben Orks ein unschuldiges Wesen überfallen." Und ehe seine Reisegefährten etwas dagegen einwenden konnten, war er auch schon hinter dem nächsten Felsen verschwunden.

„Wieso muss er immer den Helden spielen?", brummte Gimli und schüttelte leicht verständnislos den Kopf. Das Mädchen gab einen zustimmenden Laut von sich und sah dann dem kleinen mann zu, wie er seelenruhig und gemächlich in seinen Bart Zöpfe flocht, während sie darum bangte, Legolas in den Händen eines Orks oder nie wieder zu sehen.

~*~

Wieder hallte ihm ein Schrei entgegen. Diesmal lauter als der von vorhin. Legolas eilte sich, die Stelle zu erreichen, das jedoch so unbemerkt wie nur möglich. Die karge Landschaft den aufgeworfenen Steinblöcken und der weniger üppigen Vegetation, die nur aus vereinzelten Bäumen und kleinen stachligen Sträuchern bestand, wurde in ein grelles Gelb getaucht, während die Sonne immer weiter am Himmel heraufkletterte. Sie war nun vielleicht eine Handbreit über dem Horizont. Es hieß, dass dies einst die fruchtbarsten Ländereien Mittelerdes gewesen waren, jedoch in Folge eines der grausamen Kriege gegen Melkor vollständig vernichtet wurden.

Er hatte die Stelle erreicht, von der aus er glaubte, der Ruf kam. Legolas sah sich aufmerksam und entdeckte tatsächlich Orkspuren. Sie waren ihnen tatsächlich schon auf die Schliche gekommen, stellte Legolas entsetzt fest. Nicht einmal den Bogen trug er bei sich. So hätte er sich ja eventuell verteidigen können, doch man hatte sie in diesem Verlies vollkommen entwaffnet. Vorsichtig erkletterte er einen Baum und verbarg sich in dessen Ästen.

„Lasst- mich los!", schrie eine junge Frau mit Kapuze und Legolas sah, wie zwei Orks sie hinter sich herzerrten. Die Hände waren ihr auf den Rücken gebunden, während ein Strick um ihren Hals gelegt worden war. Verfolgte man die Schnur, konnte man kurze Zeit später eine der Orkhände bestaunen, die diese festgekrallt hielten.

„Verdammt! Was wollt ihr von mir?" schrie sie hysterisch und gleich darauf wurde so sehr an ihrem Strick gezerrt, dass die Kapuze vom Kopf rutschte. Legolas hielt den Atem an. Die Frau hatte kurzes, braunes Haar und glich einem Menschen. Jedoch konnte er die spitzen Enden ihrer Ohren ausmachen. Das Mädchen war eine Elbe!

~*~

Fortsetzung folgt!

So. Das wars vorerst mal wieder ^.^ Ich hoffe es hat euch auch gefallen dieser Teil! ^^ Schreibt es mir wieder ja? :o) *liebguggel*

Nun zu euren Kommis:

@lyoro: *reknuddel* Ich freu mich auf das Bild von Indûrin *knuddel* ^^

@Dax: Hui! *froi* ein neuer Leser ^^ Freut mich wirklich dass dir meine Geschichte gefällt :)

@Atap: ^^ Find ich echt gut, dass du dir Gedanken über den Verlauf der geschichte machst! :o) *knuddel* Aber dazu sag ich erst einmal nichts ^^ Es kommt im Laufe der geschichte schon noch zum Vorschein, wessen Stimme unsere liebe Liara da gehört hat

@Tig: *knuddel* Ich find das lustig und cool, auf die Kommis der Leute einzugehen, deshalb imitier ich dich mal, ja? Immerhin hab ich dich ja zu meinem Vorbild auserkoren ^.^ *g* Und Legolas ohne Hose? Nanana! *lach* Der arme Elb! Es war ohnehin schon so kalt da unten

@KasumiTendo: Ja find ich auch süss ^^ Nur leider fallen mir solche Knuffelszenen verdammt schwer. Ich hoffe, ich hab sie in diesem Teil etwas zustande gebracht ^^' Und Wiedergeburt? Najo...gibt's ja schon so häufig, aber wer weiß, vielleicht stimmt es ja! :D

@Estel: Ja die Dinger sind verdammt scharf ^^ Und im Laufe der Story kommt raus in welcher Weise Liara und Dalâdir zueinander in Verbindung stehen, oder ob sie das überhaupt sind. Können ja nur ähnliche Seelen haben oder? ;)

@Miss_Sixty: Dir hab ich ja schon eine private nachricht geschrieben ^^ Ich freu mich, dass dir mein Schreibstil gefällt :o) *knuddel*

@meldisil: *reknuddel* Ja was passiert dann? Frage beantwortet? :) Ehrlich gesagt weiß ich manchmal selbst nicht, wie es weitergehen soll und das Ende leg ich noch lange nicht fest ^^ Hab nur so eine grobe Vorstellung! :o) Aber das kommt bestimmt eh anders als ich mir das vorher gedacht habe ^^ Ich schreibe halt das, was mir grad einfällt, nur eben nach einer sehr groben Richtlinie ^.^

@feanen: Ich hab deine FF auch angefangen zu lesen ^^ Sie gefällt mir (die neue mein ich) und ich wird auch bald ein Kommi schreiben ^.^

So ich hoffe, ich habe keinen vergessen ^^'

Bye bye

Machts gut

*knuddel*

Sleepy Bird alias littlechen