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Ein ‚glückliches' Wiedersehen
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Allmählich gelangte die kleine Gruppe in ein Gebiet, in dem die Mallornbäume die Stellen der normalen Gewächse gänzlich einnahmen. Immer dichter und breiter wurden die Stämme der gewaltigen Riesen, an dessen Stämmen die dahinreitenden Elben wie kleine Figürchen schienen.
Indûrin sah ruhig um sich. Jedoch wühlten Unruhe und eine böse Vorahnung in seinem Herzen. Denn je näher sie der Hauptstadt der Elben kamen, desto näher kam er auch Haldir. Schließlich konnte man die Vorstellung nicht ausschließen, der blonde Elb würde in der nächsten Sekunde hinter einem Baum hervorspringen und dem schwarzhaarigen Bekannten sogleich einen goldenen Pfeil in den Hintern jagen. Und auch dann hatte der düsterwäldische Elb noch Glück, wenn er überhaupt Gold gebrauchte. Haldir hatte sicher auch verrostete Kupferpfeile, die sich nicht so leicht entfernen ließen.
„Hat dein Herz so häufig den Drang, sich zu äußern?", fragte eine Stimme neben ihm schelmisch und als er den Kopf wendete, blickte er in Gureldons Augen. Dieser schien sichtlich amüsiert zu sein.
„Wie mag dein Verstand nur so etwas annehmen?", fragte Indûrin tadelnd. Natürlich war es ihm peinlich, wenn ein anderer und sei es auch ein Elb, seine Gefühle erraten konnte. Schließlich war er Berater des Königs von Düsterwald und gleichzeitig dessen Hauptmann. Außerdem, und auch das wollte er nicht außer Acht lassen, Freund und Beschützer des Prinzen. Indûrin kam sich unwohl vor in der Rolle des Babysitters, die er für Legolas hatte übernehmen müssen, obwohl dieser bei weitem älter war als er selbst.
Aber der König hatte es für richtig befunden, dass jemand seinem Sohn auf die Finger sah und da kam ihm der lothlorische Immigrant gerade recht. Schließlich hatte er um Zuflucht in Düsterwald gebeten. Der alleinige Gedanke an sein doppeltes Spiel mit Legolas ließ die Unruhe in seinem Herzen sich vermehren. Wenn er das je erfahren würde, war es vorbei mit der langjährigen Freundschaft. Und diesen Preis, den er zahlen musste, um in Düsterwald zu leben, ließ den Hass auf Haldir wachsen. Denn seinetwegen war er entflohen.
„Nun. Deine vielen Seufzer des Herzens führen mir diese Tatsachen vor Augen." Gureldon lachte schallend, als er den etwas älteren Elben erröten sah. Dieser hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er ununterbrochen seufzen musste. Und die Röte wurde dunkler, als er die Blicke seiner Bogenschützen und Gefährten auf sich ruhen spürte. Selbst Thranduil schmunzelte nachsichtig, wandte dann jedoch den Kopf wieder dem Wege zu
„Hey! Sieh mal! Da vorn. Das muss die Hauptstadt des goldenen Waldes sein!" Etwas unsanft stieß Gureldon dem betrübten Gefährten in die Rippen, um ihm zu bedeuten, die Augen geradeaus zu richten. Indûrin kam dieser Aufforderung jedoch nur sehr ungern nach. Schließlich hatte er mehr als 400 Jahre dort gelebt.
Doch der Anblick, der sich ihm bot, ließ alle Sorgen seines Herzens bis auf weiteres verstummen. Er hatte ganz vergessen, wie wunderschön seine ehemalige Heimat gewesen war und erkannte, dass er sich all die Jahre selbst belogen hatte, als er den Düsterwald dem Goldenen Lothlorien gleichgestellt hatte. Wie unrecht lag er doch damals.
Der Waldweg führte einen kleinen Hügel hinab und überquerte eine, von Blumen übersäte, Lichtung, auf der sich Schmetterlinge und andere Insekten nur so tummelten. Etwas weiter führte er wieder in den Wald hinein, doch dieser bestand nun gänzlich aus Mallornbäumen. Sein geübtes Auge konnte nicht einen anderen zwischen den breiten, glatten Stämmen ausmachen. Das Licht der aufgehenden Sonne, das auf dem Blätterdach der großen Riesen einen Tanz vollführte, tauchte diese in ein träumerisch, goldenes Licht, dass einen fast zu blenden suchte. Und das tat es während des ganzen Tages. So erlangte auch der Goldene Wald seinen Namen. Die Vogelstimmen um sie herum waren ausgelassen und fröhlich und man hatte den Eindruck, dass der Natur hier, an diesem Ort keinerlei Grenzen gesetzt worden sind. Wie wahr. Man konnte keinerlei Holzhäuser oder sonstige Bauten, wie sie bei Menschen üblich waren, entdecken. Nichts ließ darauf schließen, dass sich hoch in den Kronen dieser uralten Bäume, eine ganze Stadt befinden sollte.
Die Verzauberung, die mit ihm geschehen war, konnte jeder andere in seinen hellen Augen erkennen. Es war nur allzu offensichtlich, wie sehr dieser Elb, wenn er es auch immer verleugnet und tief in seinem Innern verborgen hatte, seine Heimat mehr als nur vermisst hatte.
Stirnrunzelnd wandte sich Thranduil von seinem Berater und Hauptmann ab. Warum nur, war er nach Düsterwald gegangen. Haldir, der lorische Hauptmann, war der Grund. Doch was genau, das hatte er nie herausbekommen können. Er wollte sich auch nicht in anderer Elben Angelegenheiten mischen.
„Seid Willkommen König Thranduil von Düsterwald. Die Herrin des Waldes erwartet euch bereits.", ertönte plötzlich eine Stimme, die Indûrin aus seiner Bewunderung riss. Er hatte die Elben nicht kommen hören, doch verbarg er sein Erstaunen und sah sich aufmerksam um. Die quälenden Gedanken schob er in den Hintergrund. Anscheinend war keiner überrascht über die Ankunft der lothlorischen Grenzwächter. Nur er. Und das ließ ihn abermals erröten. Er drängte sein Pferd in die Nähe des Königs und lächelte den Wächter höflich an. Doch merkte er, dass ein unweigerliches Lächeln, durch das ausdruckslose, dienstbewusste Gesicht des lothlorischen Elben ging. Verwirrt blinzelte er diesen an.
„Auch euch heiße ich Willkommen Indûrin. Möge euer Weg von Hindernissen befreit sein und euch reibungslos zur Herrin des Waldes geleiten.", begrüßte er den Schwarzschopf höflich und schritt voraus. Dieser erkannte aus seiner Stimme etwas wissendes, belustigtes heraus und unweigerlich musste er feststellen, dass er nur auf Haldir hatte anspielen können. Betroffen und abermals errötend senkte er den Kopf.
Als er aus den Augenwinkeln registrierte, wie sein König sich aus dem Sattel schwang, tat er es ihm nach. Schließlich durften auf Befehl die anderen nur absteigen, wenn er selbst es tat oder verlangte. Richtig. Er hatte fast vergessen, dass Pferde nicht in der Hauptstadt umhergehen durften. Sie verursachten zu viel Schaden an den Bäumen und dem Boden. Deshalb hatten die Elben auch extra eine große Lichtung herausgesucht, auf der sie Ställe und Weiden für die Tiere erbaut hatten. Auch dorthin führte man die Reisebegleiter nun und die Gäste folgten dem Wächter zu Fuß in die Hauptstadt.
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Mit geöffneten Augen und dem in eine Decke gehüllten Mädchen, saß der Prinz des Düsterwaldes mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, da und sah der Sonne zu, wie sie ihre fröhlichen Strahlen über die Horizontlinie schickte um zaghaft hervor zu linsen. Der Elb lächelte leicht. Die ganze Nacht hatte er kein Augen mehr zutun können, nachdem Liara ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte. Sein Herz verlangte nach einer Antwort auf ihr Tun. Denn schließlich musste sie einen Grund gehabt haben. Außerdem verunsicherte ihn ihre Nähe zunehmend. Wie sie sich so an ihn geschmiegt hatte und die ganze Nacht zwischen seinen Beinen schlief, den Kopf in seine Armbeuge gebettet, ließ ihn immer wieder unruhig und sich selbst tadelnd schlucken..
Ein Gedanke war ihm während der durchwachten Nacht durch den Kopf gegangen. Eine Erinnerung. Auch mit Dalâdir hatte er einst bei Nacht so gesessen und zusammen mit ihr die Sterne betrachtet. Er schalt sich selbst in Gedanken als untreu. Schließlich hatte er der kleinen Elbe geschworen, sie immer zu lieben, aber nun schmerzten die Erinnerungen nicht einmal mehr. Und langsam stellte er sich die Frage, ob er denn jemals richtig geliebt hatte. Denn die Gefühle, die er schon nach so kurzer Zeit für dieses Mädchen hegte, übertrafen die, die er zum Schluss für Dalâdir empfunden hatte bei weitem.
Seufzend strich er ihr sanft durch das samtschwarze Haar. Sie hatte ihm erzählt, dass diese ursprünglich die gleiche Farbe hatten wie die seinen, doch irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen. Diese tiefschwarze Farbe, stand mit ihren wundervollen grünen Augen in einem hübschen Kontrast zueinander. Hellere Haare, würden nur die Wirkung ihrer Augen beheben.
Er spürte, wie sie sich bewegte. Ihr Kopf wurde fester an seine Schulter gedrückt und die zarten Arme um seinen Körper geschlungen. Legolas schluckte. Sein Verstand wollte sich gerne verabschieden, wenn sie ihm so nahe war, aber er zwang sich zur Beherrschung. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass auch er sie noch ein Stück mehr an sich zog.
Das, letztendlich, ließ sie die Augen müde öffnen. Doch sofort fielen die Lider wieder zu, denn die aufgehende, junge Sonne lachte ihr belustigt ins Gesicht und blendete sie. Unwillig verzog das Mädchen das Gesicht und knurrte abweisend. Der Elb schmunzelte. Sie war wirklich ein richtiger Morgenmuffel.
„Guten Morgen, Melamin. Hast du schön geschlafen?", fragte Legolas sanft. Er war willkürlich ins Sindarin übergegangen, als er das Mädchen, Liebling nannte. Schließlich war er sich nicht sicher, wie sie reagieren mochte. Verdutzt hob sie den Kopf und blinzelte ihn an. Die Augen tränten aufgrund des hellen Lichtes, das ihr Pupillen verengte.
„Hm? Was? Melone?", fragte sie schlaftrunken und blinzelte Legolas in die Augen. Doch sobald der Nebel des Schlafes sich aus ihrem Gehirn zurückzog, zuckte sie etwas zurück, als sie für voll nahm, in wessen Armen sie lag. Röte breitete sich auf ihrem Gesicht aus und gab diesem eine gesunde Farbe.
„Melone? Was ist eine Melone?", fragte Legolas nun ehrlich verwirrt. Wie immer, wenn sie Begriffe aus ihrer Welt benutzte. Noch nie hatte er einen solchen Laut vernommen. Es war wirklich sonderbar.
„Me-lo-ne.", buchstabierte Liara hilfsbereit und der Elb sprach es nach. Immer wieder ließ sie es ihn wiederholen, bis er die Laute richtig traf. Die morgendliche Nachhilfestunde in fremder Sprache weckte auch die anderen 2 Gefährten. 2 Augenpaare hingen an dem ungleichen Paar. Das eine verblüfft und noch etwas benebelt, das andere stechend und neidisch. Gilelthil konnte es nicht verleugnen, dass sie Liara beneidete. Darum, dass der Prinz offensichtlich Gefallen an ihr gefunden hatte. Nicht einmal tief in ihrem Herzen konnte sie es verleugnen. Dennoch durften die anderen das um keinen Preis erfahren.
Liara lachte fröhlich. Wie das Wort Melone in seinem Munde klang war einfach nur komisch. Er sprach alles so weich aus.
‚Er spricht die Worte ebenso aus, wie seine Haut weich ist.', schoss es ihr durch den Kopf und sie sah zu Legolas auf, der immer noch versuchte das Wort wie sie auszusprechen. Seine Lippen bewegten sich unter der Anstrengung und das Mädchen betrachtete sie sehnsüchtig. Etwas an diesem Elben war anders als bei allen anderen Männern zuvor, die sie kennen gelernt hatte. Aber sie wusste einfach nicht, was es war. Doch eins stand fest. Es hatte weder etwas damit zu tun, dass er ein Elb, noch das er ein Prinz war. Das war ihr eigentlich ziemlich egal.
„Möchtest du etwas trinken?", fragte er plötzlich und lächelte sein bisher wärmstes Lächeln, neben dem sogar die Sonne wie Eis erschien. In Gedanken versunken nickte sie. Mit dem Kopf nickend erhob er sich, seine Arme um das Mädchen geschlungen und schritt auf den Wald zu. Das Mädchen lachte und dies klang wie ein Glockenspiel in der klaren, frischen Luft.
Mit rauchendem Kopf beobachtete Gilelthil die Szene. Diese kleine Göre machte ihr doch wirklich alles kaputt. Sie drängte sich zwischen sie und den Prinzen.
„Na? Wieder am stinken, kleine Giftzwiebel? Und das schon am frühen Morgen.", stichelte Gimli auf gehässigste Weise und erhob sich von seinem Nachtlager zwischen den Pferden. Ein erstaunter und äußerst erleichterter Blick traf die Tiere. Er hätte schwören können, sie würden ihn des Nachts, wenn er schlief und sich nicht wehren konnte, rücksichtslos niedertrampeln. Aber Pferde schienen doch nicht allzu schlecht zu sein.
„Ich wüsste gar nicht, was dich das angeht, knubbliger Zwerg.", fauchte die kleine Elbe erbost zurück. Gimli griente. Wenn Legolas und Liara schon nicht bereit waren, von ihm geärgert zu werden, musste halt diese Elbe herhalten und das machte ihm sichtlich viel Vergnügen, wie er im Stillen zugeben musste. Sie war nämlich nicht so gewitzt mit den Antworten wie Legolas oder gar Liara. Und es machte ihm Spaß zuzusehen, wie sie krampfhaft nach passenden Kommentaren kramte.
„Auf wen bist du denn eifersüchtig? Auf Legolas oder auf das Mädchen?", fragte er kühl weiter, ohne auf ihren erbosten Einwurf einzugehen. Ein Seitenblick auf Gilelthil verriet eine Kochtemperatur von über 180°.
„Pass auf was du sagst duuuuuuuuuuuuuuuuu...unterirdischer Maulwurf!", keifte sie und ihre schöne Stimme überschlug sich grausamst, sodass es dem Zwerg kalt den Rücken hinunterlief.
„Maulwürfe sind blind! Ich kann dich sehen. Aber ich schau lieber nicht zu dir, sonst wird die Bezeichnung noch wahr.", konterte er gekonnt. Dieser eitlen, eifersüchtigen Elbentante wollte er es zeigen. Schließlich konkurrierte sie mit seiner Lieblingsstreitpartnerin, die gerade mit einem gewissen Elbenprinzen im Wald verschwunden war. Gimli machte sich nicht weiter Gedanken darüber, was sie tun könnten oder werden, sondern suchte schnell die herumliegenden Sachen zusammen um alles für den Aufbruch vorzubereiten.
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„Wäre ich nicht am Gehen gehindert, würde ich jetzt nicht auf deinen Armen sein.", gab Liara kleinlaut zu bedenken und musterte scheinbar äußerst interessiert den Teich und die kahlen Steine, auf die sie hinzugingen. Legolas lächelte leicht.
„Eine Dame muss man immer au Händen tragen.", flüsterte er in ihr Ohr, sodass sie erschauerte. Gleichzeitig färbten sich ihre Wangen wieder rot und die nasenspitze glühte förmlich. So nette Worte hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Geschweige denn ihr ins Ohr geflüstert. So etwas hatte sie sich schon immer gewünscht, aber sie wusste beim besten Willen nicht, wie sie damit umgehen sollte. Letztendlich entschied sie sich, es witzig aufzunehmen.
„Wenn du das mit allen Damen machst, die es auf dieser Welt gibt, musst du ziemliche Armkraft haben.", alberte sie herum und strahlte ihm frech in die Augen. Legolas zunächst verwundert, beschloss das Spiel mitzuspielen und lachte keck zurück.
„Nun, merkt man dies etwa nicht?", fragte er schelmisch und hob sie demonstrativ noch etwas höher in die Luft.
„Nicht unbedingt, nein.", grinste sie äußerst provozierend. Legolas zog sogleich eine beleidigte Miene, was jedoch nur gespielt war. Dann grinste er teuflisch. Und noch ehe das Mädchen fragen konnte, was ihm denn gerade eingefallen sei, hatten seine Arme sie auch schon mit Schwung in Richtung Himmel befördert und ein Kreischen entfuhr ihrer Kehle, als die Erdanziehungskraft überwog und sie wieder nach unten zerrte. Ein merkwürdig flaues Gefühl kitzelte in ihrem Magen. Doch Legolas ließ sie nicht fallen, sondern fing sie sanft in seinen Armen auf.
„Na? Was wolltest du noch gerade behaupten?", scherzte er und sah ihr schelmisch ins kreidebleiche Gesicht. Doch anstatt eine bestätigende Antwort zu erhalten spürte er plötzlich, wie sich ihr linker Ellbogen in seine Magengegend bohrte. Hektisch setzte er sie im Gras ab und schnappte nach Luft.
„Das war unfair! Was wäre gewesen, hättest du mich nicht aufgefangen!? Sei froh, dass ich nicht noch weiter unten getroffen habe.", rief sie empört und blitzte ihn wütend an. Legolas musste lächeln, obwohl er arg darum ringen musste, nicht zu ersticken.
„Ich...würde dich....doch nie fallen lassen.", keuchte er röchelnd und seine Brust hob und senkte sich stark. Sofort hielt Liara in ihrem Vortrag inne und starrte ihn verwundert an. Irgendwie wusste sie nicht, was sie erwidern konnte.
„Ach...und...ähm....wieso das nicht?", stotterte die Schwarzhaarige äußerst unbeholfen vor sich her. Sofort darauf traf sie ein Blick von Legolas, der einige Zeit nachdenklich auf ihr ruhte. Ein seltsam angenehmes und doch unangenehmes Gefühl bemächtigte sich ihrer. Einerseits genoss sie Legolas' Blick andererseits fühlte sie sich unwohl, weil sie nicht wusste, was er dachte.
Legolas schwieg lange und sah dem Mädchen, das ihm gegenüber saß einfach nur in die Gebirgsbachgrünen Augen. Ein Gefühl wallte in ihm und er war sich über Nacht endlich klar geworden, was dies zu sagen hatte. Seine Lippen formten die Worte, ohne das er es überhaupt wahr nahm. Nicht einmal seine eigene Stimme registrierte er, als er Worte in Sindarin sagte.
„Amin mela le? Was heißt denn das?" Mit diesen Worten riss sie ihn wieder aus seinen tiefgründigen Gedanken. Erschreckt sah er auf. Amin mela le? Hatte er das gerade zu ihr gesagt?
„Was meinst du?", fragte er vorsichtshalber noch einmal nach. Liara blinzelte.
„Amin mela le. Das sagtest du gerade eben.", half sie seinem Gedächtnis auf die Sprünge. Doch die Worte klangen so fremd, so hart in ihrem Mund.
„Ach? Sagte ich das?", fragte er unschuldig und stand auf, um ihr ans Wasser zu helfen. Dort trank sie erst einmal doch dann wischte sie sich den Mund ab und sah ihm wieder in die Augen.
„Ja, sagtest du. Und ich möchte wissen, was es heißt.", forderte sie hartnäckig. Legolas wäre rot geworden und hätte gestottert, hätte er nicht schon genug Erfahrung als Prinz gemacht, eine Maske zu zaubern, die Gefühle verdeckte. Dennoch stupste er sie leicht und belustigt grinsend an der Nasenspitze an.
„Ich verrate es dir aber nicht. Da musst du schon selbst drauf kommen.", eröffnete er geheimnisvoll und wandte sich ab. Das Mädchen blieb unzufrieden im Gras sitzen.
„Hey! Nimm mich mit Ich kann nicht laufen, du dummer Elb!", rief sie ihm nach, als er Anstalten machte, wieder zum Lagerplatz zurück zu gehen. Er lachte nur, drehte sich jedoch nicht um. Er wollte sie ein bisschen ärgern, da Liara ihn in Verlegenheit gebracht hatte.
Sie wollte nochmals nach ihm rufen, doch schon beim Luftholen, umschloss eine Hand von hinten ihren Mund und zerrte sie davon. Panik ergriff das Mädchen und sie versuchte zu schreien und um sich zu schlagen. Aber weder Ton noch Bewegung der Beine konnte sie erzeugen. Die Arme nützten ihr leider nicht viel. Sie sah noch Legolas' Rücken, als sie auch schon hinter einen Stein gezerrt wurde und von da aus wieder in den Wald. Angst bemächtigte sich ihrer Sinne und doch konnte sie nichts tun außer zu warten, dass ihr Entführer sie endlich losließ.
‚Blöder Elb! Da protzt er mit seinem feinen Gehör und da werde ich in seiner Gegenwart entführt.', versuchte sie die Situation in ihren Gedanken etwas lockerer darzustellen. Plötzlich ließ der Angreifer von ihr ab. Ob es zu schwer war, sie zu schleppen oder ob er es freiwillig getan hatte, blieb dem Mädchen ein Rätsel.
„Versprich, dass du nicht schreien wirst, wenn ich die Hand von deinem Mund nehme.", hörte sie eine Frauenstimme dicht an ihrem Ohr. Verwundert riss Liara die Augen auf, nickte aber artig und so ließ die Hand von ihrem Mund ab. Sofort drehte sie sich um, sodass ihr das Haar ins Gesicht schlug.
„Gil!? Was sollte das? Warum hast du das gemacht?", fauchte Liara böse. Darauf bedacht, das Legolas in der Nähe sein könnte. Doch statt einer Antwort blinzelte Gilelthil freundlich und zog etwas unter ihrem Gewand hervor. Liara schaute sie verwirrt an.
„Sieh mal. Eines deiner Gegenstände, die du mit dir führtest und mit denen du die Zeit zu ermitteln schienst.", begann Gil mit ihrer Erklärung und schwenkte Liaras' Armbanduhr vor deren Nase hin und her.
„Ich habe dir doch versprochen, mit dir die Zeitverhältnisse zu erforschen.", bot sich die kleine Elbe an. Liara nickte lächelnd.
„Aber wozu dann die ‚Entführung'?", fragte Liara zweifelnd und musterte die Kurzhaarige genaustens.
„Nun. Irgendwie musste ich dich ja von Legolas losreißen. Du hättest sonst nur Augen für ihn gehabt.", erläuterte Gil ernst. Doch dann drehte sie sich der Sonne zu und schien deren Stand zu bestimmen. Anscheinend wollte sie ihr doch helfen. Aber im Moment gab es wichtigeres als Zeiten zu bestimmen, fand Liara und seufzte lautlos. Lieber sie machte jetzt mit, um Gilelthil nicht wieder zu verärgern.
„Aber Legolas wird sich Sorgen machen.", warf Liara ein. Die kleine Elbe drehte sich genervt zu ihr um. Ein Funkeln lag kurze Zeit in ihren Augen. Doch dann verschwand es wieder.
„Er wird dich ein paar Minuten entbehren können. Ich habe dem Fruchtzwerg gesagt, dass ich dir helfen werde. Da du in Lothlorien sicher keine freie Minute haben wirst.", weissagte sie bestimmt.
„Es sind 46 Minuten nach Sonnenaufgang. Das heißt bei unseren Menschen würde man sagen es ist 6:46 Uhr.", gab sie die Zeit an. Sofort schnellte Liaras Blick zu ihrer kleinen Armbanduhr. 19:15 Uhr. Wenn das so weiterging, würde sieden Löffel abgeben. Und das freiwillig! Wieder waren nur 9 Minuten vergangen!!! Oder war es doch 7 Uhr 15? Sie wusste es nicht aber sie würde die Zeiten notieren und zusehen, dass sie ein ordentliches Verhältnis aufstellte, mit dem sie errechnen konnte, wie viele Stunden hier Stunden bei ihr waren.
„Jetzt ist eine Minute herum.", ertönte Gils Stimme. Liara starrte auf ihre Uhr. Nicht einmal der Sekundenzeiger hatte sich bewegt! Doch jetzt!
„Und wie viel Zeit ist jetzt vergangen?", fragte sie hastig.
„1 Minute und 32 Sekunden in etwa.", antwortete die Elbe willig. Liara überschlug die Zahlen im Kopf. Wenn 1 Sekunde bei ihr zu Hause hier 1 Minute und 32 Sekunden waren dann war bei ihr zu Hause 1 Minute hier 1 Stunde und 40 Minuten, wenn sie nicht irrte. Sie musste das nur noch schriftlich überprüfen.
„Danke Gil! Du warst eine wirkliche Hilfe." Sie lachte und Gilelthil stimmte kurzerhand mit ein. Dann nahm die junge Elbe das Mädchen auf die Arme und trug sie zum Lager zurück.
„Bin ich nicht zu schwer?", fragte Liara zweifelnd. Gil lachte amüsiert über die Frage.
„Aber nein. Es ist schon gut so.", versicherte sie zuversichtlich.
„Sag mal Gil,...", begann Liara kurze Zeit darauf wieder vorsichtig, die Elbe anzusprechen.
„Was heißt eigentlich Amin mela le?" Mit einem Ruck blieb Gilelthil auf der Stelle stehen und starrte das Mädchen entgeistert an.
„Amin...mel-a...le?", fragte sie geschockt, ihr Augen waren geweitet. Liara beschlich ein ungutes Gefühl.
„Ja...kennst du die Bedeutung?" Gil nickte langsam und starrte Liara weiterhin einfach nur an.
„Von wem hast du das?", fragte sie beinahe bissig. Liara fuhr zusammen. Sollte sie es sagen oder lieber auf sich beruhen lassen? Irgendwie schwante ihr nichts gutes, aber dennoch vertraute sie der Elbin.
"Legolas sagte es zu mir." Beinahe hätte die kleine Elbe das Mädchen fallen
gelassen, so geschockt schien sie zu sein. Liara war nicht gut bei der ganzen
Sache.
„Was heißt es?", fragte sie abermals.
„Es bedeutet ‚Ich hasse dich' in der Sindarin Sprache.", erklärte sie. Diese Worte trafen Liara wie ein Blitzschlag. Legolas hasste sie? Aber warum? Und wieso? Das konnte nicht sein! Aber andererseits, wieso sollte Gil lügen? Liara hegte Vertrauen zu ihr und sie nahm die Antwort beim Wort. Jetzt ergab es auch Sinn, dass Legolas ihr nicht verraten wollte, was die Bedeutung dieser Worte war. Geknickt senkte sie den Kopf, um die Tränen zu verbergen, die aufsteigen wollten.
„Er hasst mich?", flüsterte sie leise. Durch den gesenkten Kopf, konnte sie Gilelthils selbstzufriedenes Gesicht nicht sehen. Sie grinste breit. Hatte sie doch eine falsche Bedeutung vorgegeben. Plötzlich hob Liara den Kopf und sah sie entschlossen an.
„Aber wir können Freundinnen werden, ja?", fragte sie hoffnungsvoll und ihre Augen strahlten hell. Ein Stich tat sich durch Gils Herz und das selbstzufriedene Gehabe fiel von ihr ab. Irgendwie tat ihr dieses Mädchen leid. Sie wollte ihr unbedingt helfen oder auch nur etwas nettes sagen.
„Amin mela le heißt nicht ich hasse dich. Aber wenn Legolas es dir nicht sagen wollte, wird das wohl Gründe haben. Es tut mir leid, dich belogen zu haben.", gestand sie kleinlaut doch nun, da es gesagt war, fragte sie sich wieder, warum sie es getan hatte. Liara sah sie mit großen Augen an. Amin mela le hieß nicht ‚Ich hasse dich?' Es hatte eine andere Bedeutung? Ein Lächeln breitete sich in ihren Augen aus. Dann konnte sie noch hoffen.
„Können wir...", setzte sie abermals an. Doch Gil fiel ihr ins Wort.
„Nein, können wir nicht. Solange du und ich das selbe Ziel haben. Wir beide sind in Legolas verliebt und solange dies so ist, werden wir nie Freunde sein können." Liara riss erstaunt die Augen auf. Nun hatte Gilelthil die Karten aufgedeckt, die sie hatte mühsam vertuschen müssen. Nun sagte sie es offen heraus, dass auch sie ein Auge auf den charmanten Prinzen geworfen hatte. Doch anstatt in Tränen auszubrechen lächelte das Mädchen leicht.
„Gut. Dann lass es uns doch...auf faire Art und Weise versuchen. Es ist Legolas' Entscheidung. Und wenn er dich wählt, akzeptiere ich das. Auch wenn...es schwer fallen wird.... Sehr schwer...", flüsterte sie. Gilelthil senkte den Kopf leicht.
„Ich weiß. Es würde auch für mich sehr schwer sein..." Mit diesen Worten auf den Lippen trat sie auf die Lichtung, auf der sie lagerten. Sofort löste sich Legolas zwischen den Pferden hervor und rannte auf die Ankömmlinge zu. Besorgnis und Erleichterung zeichneten sein Gesicht.
„Wo wart ihr? Hättet ihr nicht sagen können, dass ihr noch etwas erledigen wolltet?!" Der Prinz sah sie vorwurfsvoll und sogar etwas beleidigt an. Gilelthil ließ Liara ins Gras sinken.
„Entschuldigen sie Herr Aufsichtsrat, das nächste Mal werden wir uns bei ihnen melden.", lästerte das Mädchen spöttisch und sah lachend in Legolas besorgte Augen.
„Könnten wir jetzt endlich mal in die Puschen kommen, meine Herrschaften?", murrte Gimli quengelnd.
„Denn auch wenn du es nicht glaubst, werter Herr Elb, ich vermisse ein richtiges Bett und endlich mal was zu Essen außer Beeren und Fisch. Sei er gebraten oder getrocknet.", beschwerte sich der Zwerg saftig und drehte sein Gesicht den anderen zu. Mit einer Hand strich er über den Rücken seines Pferdes.
„Es ist auch schon alles fertig. Wir müssen nur noch aufsitzen." Legolas stand vorerst stumm da, dann nickte er lächelnd und bückte sich, um Liara wieder auf seine Arme zu nehmen. Dann schritt er langsam auf das Pferd zu und setzte das Mädchen darauf, bevor er sich hinter sie in den Sattel schwang.
„Noro lim! [Reite schnell!]", flüsterte er seine Pferd zu, denn auch ihn drängte es, die Gefahren hinter sich zu lassen und die Zuflucht und den Schutz im Goldenen Wald zu genießen. Wenn er richtig lag, konnten sie in 7 bis 8 Stunden da sein.
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Die Ankömmlinge aus dem Düsterwald standen allesamt in einer großen Halle. Sie diente seit jeher dem Empfang von Gästen außerhalb des Goldenen Waldes. Dementsprechend schön waren auch die Wände verziert und die Möbel geschnitzt. Wunderschöne Bilder von gelben, fast weißen Gestalten gestalteten die Wände freundlich und einladend.
Der Wächter verbeugte sich kurz vor Thranduil und sah ihm dann wieder in die Augen. Indûrin stand direkt hinter seinem König, sodass die Wache ihn sehen konnte. Abermals huschte ein Schmunzeln über dessen Gesicht.
„Bitte wartet einen Augenblick. Die Herrin wird euch alsbald empfangen.", entschuldigte er sich beim König, doch dieser nickte verständnisvoll.
„Mir ist bewusst, mit welcher Aufgabe sie belastet ist.", stimmte er zu und der Wächter lächelte wieder still. Dann wandte er sich ab, um die Halle zu verlassen. Dies war der Augenblick, an dem Indûrin es wagte, ein Wort an seinen König zu richten. Seine Stimme war gedämpft und besorgt. Er achtete peinlich genau darauf, dass ihn niemand außer Thranduil selbst hören konnte.
„König Thranduil. Selbst die Grenzwache grinste wissend, als ob sie von dem Vorfall meiner Kindheit wüsste. Ich suche dringlichst nach Erlaubnis, den Wald noch heute verlassen zu dürfen. Meldet der Herrin Galadriel, mich trieben ungeahnte Aufgaben zurück in die Heimat."
„Ist die nicht deine wirkliche Heimat, Indûrin?", fragte Thranduil leise. Der Elb zuckte zusammen. Schmerz pulsierte in seinem Herzen wie ein fressendes Geschwür. All die Jahre hatte er jeden Gedanken an den Goldenen Wald zu verdrängen gesucht. Doch nie war es ihm wirklich gelungen. Er schwieg betroffen, wusste er doch genau, dass sein König die Sehnsucht seines Herzens längst bemerkt hatte. Und abermals erstaunte es Indûrin. Viele sagten, der König Düsterwaldes wäre grausam und streng. Doch dem war nicht so. Er griff in den wichtigsten Dingen durch, aber ansonsten verbarg er ein weiches Herz hinter der harten Schale. Wenn Indûrin etwas von Königen hörte, so erschien ihm ständig das Bild Thranduils vor Augen.
Ein Geräusch, das entstand, als eine der Türen zum Saal geöffnet wurde, holte ihn zurück aus seinen Gedanken und er sah eine wunderschöne Elbe eintreten. An ihrer Seite ging ein Elb, der ebenfalls schon mindestens 5000 Jahre hat vergehen sehen müssen, wie seine holde Frau. Der schwarzhaarige Elb riss die Augen auf. Hatte er die Fürstin Galadriel doch nur einmal in seinem Leben gesehen und auch dann war es nur, als sie seine Verbannung aussprach. Ihr Blick glitt durch die Reihen und blieb dann an Indûrin hängen, der nur mühsam dem Glanz ihrer Augen standhalten konnte. Er bemerkte, wie sie langsam Schritt für Schritt auf ihn zukam, bis sie nur noch eine Armlänge von ihm entfernt stand. Thranduils Augen glitzerten verwirrt. Dann hörte Indûrin auch schon ihre Stimme und er wusste, dass diese nur in seinem Kopf existierte.
‚Sei Willkommen, Indûrin. Sohn meiner Schwester Elgara. Willkommen zurück aus der Verbannung.'
Der Elb glaubte sich verhört zu haben und blickte der hohen Frau verwirrt und irritiert in die Augen, als er ein Lächeln au ihren Lippen gewahrte. Die Verbannung war von ihm genommen? Erleichtert lächelte er zurück, doch als sie sich abwandte, den König zu begrüßen, beschlich ihn wieder ein Schatten. Ob Haldir ihm auch verziehen hatte? Er konnte es nur hoffen.
„Verzeih, Thranduil, dass wir euch haben 3 Stunden warten lassen, aber wie hatten noch ein Problem zu regeln. Doch kommt nur mit uns...", sie deutete auf Celeborn, „...eure Männer werden von Dienerinnen in ihre Zimmer geleitet. Doch euch und Indûrin bitte ich, uns zu folgen." Der König nickte zustimmend und folgte der davon schwebenden Elbe. Indûrin tat es ihm gleich.
Die Landschaft des Waldes verzauberte ihn mehr und mehr, als sie durch die Elbenstadt Richtung Galadriels und Celeborns Palast gingen. Nichts von allem hatte sich verändert während seiner Abwesenheit. Nur die Bäume waren noch ein Stück gewachsen. Der Elb lächelte wehmütig. Ein paar Elbenkinder spielten munter mit dem Bogen Probeschießen. Indûrin sah ihnen so lange zu, bis er sie nicht mehr sehen konnte, da sie weiter gingen. Unwillkürlich musste er schlucken.
„Nun Thranduil. Du bist hier, da du deinen Sohn suchst.", begann Galadriel das Gespräch, als sie im Arbeitszimmer des Fürstenpaares angelangt waren und jeder Platz genommen hatte. Der betagte Elb nickte grimmig. Die letzten Tage hatten seinem Sohn all seine Gedanken gegolten.
„Er wurde entführt. Haradrim überfielen ihn, als er auf Wache an der Ostgrenze des Düsterwaldes umherspähte. Nur wenige meiner Krieger sind zurückgekehrt. Was mit meinem Sohn und ihnen geschehen ist, vermag ich mir nicht auszumalen. Ich konnte nur noch die letzte Hoffnung aufsuchen. Und so bin ich hier.", berichtete Thranduil mit besorgter Miene. Galadriel schwieg lange und eisern. Indûrin bemerkte die wachsende Unruhe seines Königs wohl. Und so war er froh, dass Galadriel endlich mit der Spreche herausrückte, ansonsten wäre der Düsterwäldische Herrscher wohl noch ungeduldig aufgesprungen.
„Nun Thranduil. Ich habe mich mit dem Spiegel befasst, als ich von deinem Unglück erfuhr und nach deinem Sohn gesucht. Doch nirgends kann ich ihn entdecken. Es ist seltsam. Wäre er tot, hätte ich ihn gesehen, aber ich finde ihn nicht.", sprach sie bedauernd und beobachtete wie alle Farbe aus dem Antlitz des Elben wich, während sie die Worte sprach. Doch er war nicht umsonst der Herrscher Düsterwaldes, hätte er sich nicht unter Kontrolle gehabt. So verriet seine Miene nur wenig.
„So sei es.", sprach er beherrscht. Nicht einmal seine Stimme zitterte.
„Aber es besteht noch Hoffnung. Das ich ihn nicht sehen kann besagt nicht, dass er in Mandos Hallen wandert.", versuchte die hohe Frau ihn aufzuheitern. Doch noch ehe ein weiteres Wort fiel, wurde die Tür ruckartig aufgerissen und ein blonder Elb stürmte herein. Einen Bogen in der rechten Hand haltend.
„Stimmt es, dass er hier ist!?", brüllte er wütend, zügelte sich jedoch, als er die verdutzten Gesichter seines Königspaares erblickte. Dann räusperte er sich.
„Mir kam zu Ohren, Indûrin sei aus der Verbannung zurückgekehrt! Ihr habt sie doch nicht etwa von ihm genommen!?", rief er empört. Galadriel sah ihren Hauptmann verwirrt und etwas amüsiert an. Sie musste auch nichts erwidern, denn nun entdeckte der Blonde den Schwarzschopf, der Deckungssuchend etwas weiter in seinen Stuhl gerutscht war. Die Wut unterdrückend durchschritt Haldir den Raum und ging um den Stuhl herum. Als er in Indûrins Gesicht blickte, das ebenso trotzig zurückstierte wie Haldir in seins hineinguckte und lange Zeit kein einziges Wort fiel, platzte dem elbischen Kommandeur der Kragen und er schnappte Indûrin am Hemd und zog ihn so empor. Dabei zischte er ihn unheilvoll an. Seine Augen versprachen Zorn und Mordlust.
„Du wagst dich also tatsächlich noch hierher, du Mörder!?", rief er aufgebracht, sein Gesicht lief rot an und er hatte schon längst aufgeben um seine Beherrschung zu ringen. Auch die königlichen Elben hatte er vergessen.
„Mae aur, Haldir.", röchelte Indûrin in seiner Atemnot, die durch Haldirs Griff entstanden war. Doch der lorische Elb ging nicht auf den Gruß ein.
„Was soll bitteschön an diesem Morgen gut sein, du Nichtsnutz!?", schrie er aufgebracht.
„Nichts ist gut, wenn du in meiner Nähe bist! Merk dir das!"
„Haldir!", sagte Galadriel sanft und beschwichtigend. Doch dieser hörte nicht auf die Stimme seiner Herrin.
„Du wagst es also tatsächlich noch, mir unter die Augen zu treten!", polterte der Bogenschütze den Hauptmann des Düsterwaldes an. Thranduil und Celeborn saßen schweigend und mit überraschten Ausdrücken auf den edlen Gesichtern abseits und beobachteten die Szene. Galadriel startete noch einmal einen Besänftigungsversuch.
„Haldir. Setzt euch bitte.", bat sie immer noch sanft, jedoch klang ihre Stimme leicht bedrohlich.
„Nach allem was du mir angetan hast, besitzt du die Frechheit wieder hier aufzutauchen!", brüllte Haldir den hilflosen Elben in vollster Lautstärke an. Dieser war inzwischen schon Blau angelaufen, denn Haldirs Kraft nahm bei jedem Wort zu. Thranduil massierte sich entsetzt die Ohren.
„HALDIR! Setzt euch und schweigt!", polterte Galadriel nun und eine solche Bedrohlichkeit ging von der Herrin aus, dass der erzürnte Elb erschrak, dann aber dem Befehl folgte.
„Verzeiht.", knirschte er bedrückt und mied es Indûrin anzusehen, der sich röchelnd den Hals rieb. Er hätte wissen müssen, dass Haldir ihm noch nicht verziehen hat.
„Ich habe Indûrin die Verbannung abgenommen. 3000 Jahre sind vorüber und er hat für seine Tat gebüßt. Gefällt euch mein Urteil nicht, dann geht."
Haldir sah Galadriel nun gerade heraus an.
„Ich akzeptiere euer Urteil, doch persönliche Gefühle erlauben es mir nicht, in Frieden mit ihm zu sein. Erlaubt mir, diesen Raum zu verlassen und meinen Pflichten nachzugehen.", bat Haldir beherrscht und reumütig.
„Nun denn, geht!.", schlichtete Galadriel versöhnlich. Erleichtert wollte der blonde Elb sich zur Tür drehen, doch da vernahm er erneut die Stimme Galadriels.
„Doch vorerst...bitte ich Euch, Eurem Bruder sein Zimmer zu zeigen."
Haldir schluckte. Doch dann fasste er sich wieder und packte den verhassten Elben an den Haaren, als er ihn mit sich hinaus zog. Thranduil, Celeborn und Galadriel sahen ihnen kopfschüttelnd hinterher.
~*~
Kaum war die Tür hinter ihren Rücken ins Schloss gefallen und die beiden Elben außer Hörweite der hohen Herrschaften, drehte sich der lothlorische Elb ruckartig um und drückte Indûrin gegen die Wand. Seine Augen glitzerten gefährlicher denn je. Und Indûrin schluckte abermals heftig, um den Kloß aus seinem Hals zu verbannen, um wenigstens durch einen kleinen Spalt die wertvolle Luft einzuziehen. Doch Haldir überhörte sein hilfloses Röcheln einfach.
„Damit wir uns nicht missverstehen, ‚Bruder'...", begann er mit drohendem Zischen in der Stimme.
„Wir stammen beide von den selben Eltern ab und man könnte uns Brüder nennen, aber du bist es schon seit über 3000 Jahren nicht mehr, Hauptmann Indûrin! Es wundert mich schon genug, dass Ihr es auch noch wagtet, den Goldenen Wald je wieder zu betreten."
Indûrins Augen verengten sich bei Haldirs Worten immer mehr und schließlich hob er seine Arme und legte sie an die Hände seines Bruders, um sie fortzudrücken. Sofort ließ der Blonde los und wich einen Schritt zurück. Keuchend rang Indûrin um Luft. Die Hände stützte er auf den Knien auf.
„Fass mich nicht an!", brüllte der Lorische aufgebracht und betrachtete seine Hände angeekelt, als hätte er etwas giftiges, stinkendes berührt. Zwischen dem Keuchen seines Bruders hörte er kaum deutlich ein Lachen heraus, was ihm wieder einige Falten mehr auf die Stirn trieb.
„Bei Iluvatar, Haldir. Du kannst mich als deinen Bruder verleugnen. Doch die Götter und die Natur vermögen dies nicht! Wir werden Brüder bleiben, ob es dir behagt oder nicht.", brachte der Schwarzschopf stoßweise hervor. Bei jedem seiner Worte geriet Haldir immer mehr in Rage. Er wusste, dass sein Bruder im Recht war. Doch dies wollte er einfach nicht in Kauf nehmen.
„Bedenke, was du mir angetan hast! Selbst Eru würde sich für solch eine Schmach von seiner Familie lossagen!", brüllte Haldir. Zornesröte zierte sein sonst so anmutiges Gesicht und entstellte es enorm. Mit einem Ruck zog er den Bogen hervor und legte einen Pfeil an, mit dem er direkt zwischen Indûrins Augen zielte.
„Du bist ein Mörder, Indûrin!", zischte er. Der Angesprochene zuckte bei seinen Worten merklich zusammen. Seine Augen huschten immer wieder über den Bogen, die Sehne und bis hin zur Pfeilspitze.
„Na? Erkennst du ihn?", fragte Haldir herausfordernd. Indûrin sperrte die Augen noch etwas weiter auf, um auch ja sicher zu gehen, dass er richtig sah.
„Du...du hast ihn noch? Ich dachte du...du hättest ihn...", stotterte der Düsterwäldische betroffen.
„Zerstört? Verbrannt? Weggeworfen?" Ein kaltes Lachen von Haldirs Seite folgte seinen Worten.
„Nein, mein Lieber! Sie erinnern mich an das Massaker, das du angerichtet hast!" Jedes Wort war in lauterem Ton gehalten als das vorhergehende.
„Aber...Wir waren Kinder!", versuchte Indûrin sich zu verteidigen.
„Das ändert jedoch nichts daran, mein Lieber, was du mir angetan hast!!!" Haldirs Gesicht bekam noch mehr Farbe als vorher.
~*~
„Seht!", rief Gimli plötzlich aufgebracht und hüpfte ungeduldig in seinem Sattel auf und ab.
„Legolas! Was vernehmen dort meine Augen? Sind die Blätter aus Gold?", fragte er aufgeregt und riss seine Augen noch weiter auf um die entfernte Waldkette besser sehen zu können. Der Königssohn lächelte verträumt und nachsichtig. Er hatte den Wald schon unlängst erspäht und gleich ihm Gilelthil, doch er hatte ihr geboten, zu schweigen, um Gimli seine Freude daran zu lassen, den Wald zu entdecken. Galadriel hatte es Gimli wirklich angetan. Selbst ein Zwerg konnte der königlichen Elbe nicht widerstehen.
„Du liegst richtig Gimli. Dies sind die Grenzen des Lothloriens. Die Grenzen, hinter denen all unsere Hoffnungen liegen." Ein Blick auf das Mädchen vor sich, bekräftigte seine Worte. Schließlich konnte sie dort Heilung finden.
„Juhuuuuuuuu!!!!!!!!!!", rief Gimli überschwänglich und patschte seinem Pferd auf den Hintern, worauf dieses noch einen mächtigen Zahn zulegte und davon preschte. Die 3 Zurückgebliebenen sahen ihm verdutzt nach, doch dann trieben sie ebenfalls ihre Pferde an, um dem Zwerg zu folgen.
[Fortsetzung folgt!]
Sry sry sry! War lange kein Update mehr da!!! ~_~ Ich hab aber ne Guuuuuuuuuuute Ausrede !! ^^ *fg* Ich war auf Sprachreise in Frankreich!!! ^^ Das war obergeilimatico!!! ^^ Ich habe es einfach nicht geschafft, hochzuladen und mein dummer Bruder hat meine Bitte ignoriert, es zu tun -.-* Ich bin hundemüde *gähn* Aber ich will dass ihr endlich die Fortsetzung habt! :o) Also... *gähn* Nach euren Kommentaren werf ich mich in die Heia!! ^^ 24 Stunden Busfahrt ist Stress pur...-.-
@Shana: ^^ Erste sein ist cool! ^^ Ich schaff es immer nicht! ^^' Und was ist das denn für eine bestimmte Sache? ;o) *knuddelllll*
@KasumiTendo: Das Rätsel wird erst im nächsten teil gelüftet. Wie gesagt, ich bin leider viel zu müde weiterzuschreiben ^^' Gimli kommt diesmal ziemlich kurz... Sry *auch dich kräftig knuddelt*
@Atap: Es werden noch viele Knuffelszenen kommen! :o) In Frankreich war ich auf einer Burgbesichtigung ^^ Die war sooooooo langweilig, dass ich die Geschichte in Gedanken weitergesponnen habe ^^ Ich hab einen Haufen von Ideen!! :oD
@Nilannaiel: Die Rockeinlage wird bestimmt nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen! ^^
@ variefanel: Ich hoffe, die Wartezeit von 7 Tagen sprich 10080 Minuten war nicht allzu lang ^^'''''''
@feanen: Tja...was wird wohl passieren ^^ ? (Grosses Fragezeichen *lach*) Grosser Zusammenstoss! ^^ *FROI*
@Mandos: Und danke danke danke für das Lob! ^^ Das baut mächtig auf :o)
@GraueSeele: Ich habe dir deine Frage glaube ich schon persönlich beantwortet oder? ^^'
@Miss_Sixty: *schweiß abwischt* Da bin ich aber mehr als froh, dass deine Erwartungen nicht enttäuscht wurden ^^ Ich glaube ich belasse es dabei, dass sie nicht weiß, dass er wach war! ^^ *knuddelt miss_sixty gaaanz doll und schenkt ihr einen Schokoriegel* Aus Frankreich ^^ *lol*
@mystica: Stimmt Gil ist noch wichtig ^^ Für meine Satanistische Ader. Irgendwer muss ja irgendwann sterben, oder? *gaaaanz fies grinst*
@Silena: *g* *froi* Wieder ein neuer Kommischreiber ^^ *dir auch eine leckere Tafel Schokolade schenkt* Ich bin heut spendabel ^^ Ich musste mich nämlich mit Schokolade voll pumpen, da das Essen dort wie im Knast war...und nun hab ich zu viel davon ^^'
@meldisil: Gefahr? Gefahr? *mit rauchendem Kopf am schreibtisch sitzt und grübelt* Hmmm jetzt wo du es erwähnst! ;) Etwas einbauen kann ich ja schon *fieslach* ^^ *knuddel* *auf haufen Schokolade deut* Nimm, wenn du möchtest ^^
@Dax: Kurz und knapp, aber oho! ^^
@Arviel: Freut mich! ^^ Gimli kommt so schön an! *jubel* ^^ *zu den anderen die neben dem Haufen Schokolade stehen deut* kannst dir ruhig auch was nehmen ^.^
@celi: *rot wird* danke ^^ *tihi* *froi* Lobe machen mich immer so verlegen ^^ Weißt du, es erleichtert mich, dass in der Handlung keine Langweile aufkommt ^^
Also dann! ^^ *alle knuddelt*
Hegdl!!!
Ciao ciao
Eure Seoko
Ps.: Der nächste Teil wird wieder etwas länger ^^' *ins bett fällt und einschläft*
