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Ich hoffe, Euch gefällt auch das nächste Kapitel!
If Tomorrow Never Comes
Draco richtete sich halb auf, und lehnte sich auf den Ellenbogen.
Er drehte sich zur Seite und sah auf die schlafende Frau neben sich hinab.
Er verfolgte mit den Augen den friedlichen Gesichtsausdruck, die kleine Stupsnase, die nur leicht geschlossenen Augen.
Er ließ sich zurück in die Kissen fallen und schloss die Augen.
Sie hätten es nicht tun sollen.
Er bereute es nicht – und doch: sie hätten es nicht tun sollen.
Noch vor drei Tagen war alles noch Routine gewesen.
Alles war wie immer.
Der dunkle Lord zog durch die Lande – mordend, folternd, tötend.
Doch dann, abends, hatte seine Todesser um sich versammelt.
Und hatte verkündet, dass er nun zum letzten Schlag ausholen wolle. Dass er wisse, wo sich Harry Potter befinde. Und das der letzte, der entscheidende Kampf nun endlich stattfinden werde.
Dann war er vorgetreten – und hatte jedem einzelnen seiner Gefolgsleute in die Augen gesehen.
Jeden Geist erforscht.
Die Loyalität gesucht.
Und er war vor Severus Snape stehen geblieben.
Draco hatte der Atem gestockt – schon länger hatte er gespürt, dass Snape Kontakte zu Voldemorts Gegner hatte. Er hatte oft mit Snape zusammen gearbeitet – und so hatte er schon vor Monaten gespürt, dass aus welchen Gründen auch immer sein Schutzschild langsam nachließ. Dass sein Geist offener wurde, durchschaubarer.
So hatte auch er selber, Draco, gesehen, dass Snape seinem Meister nicht treu ergeben war.
Und nun stand der dunkle Lord vor Snape, Auge in Auge...
Draco schloss die Augen, schloss sie noch fester, als er an die dann folgende Szene dachte.
Als er daran dachte, wie der dunkle Lord langsam zurückgetreten war. Und wie er dann – anfing zu lachen.
Als er daran dachte, wie der dunkle Lord McNair befohlen hatte, Severus Snape das dunkle Mal zu nehmen. Wie McNair mit dem Richtbeil ausgeholt hatte ...
Wie Voldemort anschließend noch den Cruciatus spielen ließ – bis er das Interesse verlor und seinen Todessern befahl, ihm zu folgen, zu folgen in die letzte Schlacht gegen Harry Potter.
Zu folgen mit der Gewissheit, zu siegen und anschließend zu herrschen.
Als er daran dachte, wie der leblose Körper achtlos liegengelassen wurde – der Mann war sowieso so gut wie tot.
Draco war mit allen anderen nach London appariert.
Um dann – wenige Minuten später, als schon niemand der anderen mehr an den Zwischenfall dachte – in einem unbeobachteten Moment zurückzukehren.
Und mit seinem Freund auf den Schultern an den einzig sicheren Ort zu apparieren, der ihm einfiel – nach Hogwarts.
Dumbledore hatte ihn empfangen – hatte die Informationen über den bevorstehenden Kampf weitergeleitet, hatte Harry gewarnt.
Er hatte Severus auf die Krankenstation gebracht – Poppy kümmerte sich rasch und professionell wie immer um den Verletzen.
Und Ginny kam zu ihm – Draco musste lachen.
Er wusste nicht, ob Severus und Ginny sich nahe standen.
Aber irgendwie spürte man, dass die zwei zusammen gehörten. Seit dem Augenblick, als Ginny den Raum betreten hatte, war Snape ruhiger geworden. Seitdem ging es ihm besser.
Draco war mit Dumbledore in sein Büro gegangen. Wo sollte er bleiben? Mit dem Verrat an Voldemort hatte er seine Heimat, seine Familie, sein ganzes bisheriges Leben verloren. Dumbledore bot ihm an zu bleiben...
Doch dann kam Hermine.
Hermine war wohl gerade bei ihrer Freundin Ginny zu Besuch gewesen, als die Nachricht über den Kampf eingetroffen war. Sie hatte Ginny alleine zu Snape gehen lassen, hatte der Freundin zwar auch ihre Hilfe angeboten - war dann aber zu Dumbledore gegangen, um zu fragen, was sie nun tun könne, und wo sie gebraucht würde.
Hermine.
Schon in der Schule, schon damals, am Ball des trimagischen Turniers hatte er gesehen, wie schön sie ist. Doch damals hatte er sie als Schlammblut gesehen, als dumm, als aufsässig, als minderwertig.
Wie hatte sich seine Meinung gewandelt? Draco vermochte es nicht zu sagen.
Je öfter er mit Voldemort unterwegs war, desto mehr begann er, das Denken, das der dunkle Lord vertrat, zu verabscheuen.
Desto mehr begann er, selber zu denken.
Desto mehr begriff er, dass die Herkunft nicht den Menschen ausmachte.
Später dann, später hatte er Hermine öfter wiedergesehen. Er wusste, sie arbeitete als Aurorin. Er wusste, ihre Aufgabe war, ihn zu stellen. Zu jagen. Notfalls auch zu töten.
Und doch hatte er mit jedem Mal mehr gesehen, wie schön sie war. Wenn er wenige Worte mit ihr wechselte, merkte er, wie klug sie war.
Beim letzten Treffen hatte er seinen Mut zusammen genommen und sie um einen Abend gebeten. Es wurde der schönste Abend seines bisherigen Lebens.
Er fühlte sich zum ersten Mal seit langer, langer Zeit – frei.
Er konnte nicht sagen, warum und weshalb, aber Hermine Granger, die Besserwisserin und Streberin, Hermine Granger, das Schlammblut, das ihn in der dritten Klasse geohrfeigt hatte, Hermine Granger mit den Hasenzähnen und dem Vogelnest auf dem Kopf gab ihm jetzt ein Gefühl von Freiheit. Von Leichtigkeit.
Er erzählte ihr viel, sehr viel, eigentlich zu viel.
Sie sprachen über alles – über Gott und die Welt, über Kleinigkeiten – und er erzählte ihr von seinem Dasein als Todesser.
Wie durch einen gebrochenen Damm kam es aus ihm heraus – er musste ihr erzählen, was er tat. Was er dachte. Was er litt.
Und Hermine hörte zu.
Ihre Antworten waren – weise. Und sie verurteilte ihn nicht.
Er konnte nicht anders, als sie zum Abschied zu küssen.
Dann war er geflohen.
Später, dann, in Dumbledores Büro, war sie auf ihn zugekommen.
Und in ihren Augen lag eine Freude, dass er dort war, die ihm das Herz zuschnürte.
Als Hermine Draco erblickte, hatte man das Gefühl, alle Last der Welt falle von ihren Schultern.
Sie war froh, ihn zu sehen.
Sie war froh, dass er nicht im Kampf, im Krieg beteiligt, dass er nicht in Gefahr war.
Und sie war froh, dass er nach Hogwarts gegangen war, zu Dumbledore.
Dass er wieder auf ihrer Seite stand.
Hermine hatte ihn bei der Hand genommen. Sie waren gelaufen, lange und weit.
Um den See und wieder zurück.
Sie hatten geschwiegen.
Dann hatte er begonnen zu erzählen – er hatte ihr alles erzählt, was geschehen war, was Voldemort getan hatte, wie er mit Snape nach Hogwarts gekommen war.
Er hatte erzählt, dass er nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Wenn Voldemort siegen würde – dann wäre er so gut wie tot.
Wenn Harry siegen würde... Dann wäre er ein ehemaliger Todesser, der wahrscheinlich in Askaban landen würde.
Hermine hatte ihn in den Arm genommen. Und hatte gesprochen, leise, ihn beruhigt. Dass nichts geschehen würde, solange Dumbledore da wäre. Solange Snape für ihn aussagen würde. Solange – solange sie bei ihm wäre.
Dann kam die Nachricht, dass Harry gesiegt hatte.
Voldemort war tot.
Viele der Todesser, die bei ihm waren, waren gefangen worden.
Nicht alle, aber die meisten saßen in Askaban.
Draco hatte das Bedürfnis, zu feiern. Lange saßen sie bei Dumbledore.
Ohne darüber zu reden, ohne zu fragen, waren er und Hermine an diesem Abend gemeinsam zu Bett gegangen. Ohne Hintergedanken waren sie eingeschlafen, aneinander geklammert, friedlich.
Erst am nächsten Morgen, nach dem Erwachen, hatten sie sich geliebt.
Wie selbstverständlich.
Langsam und zärtlich. Voller Genuss.
Schweigend.
Er hatte es nicht über sich gebracht, ihr zu sagen, was er fühlte. Was er dachte. Wie sehr er sie begehrte.
Sie waren den ganzen Tag zusammen geblieben – hatten im großen Saal gefrühstückt. Waren in der Krankenstation, hörten nichts Neues. Snape bedankte sich bei ihm, um ihnen dann sofort anschließend in seiner unnachahmlichen Art beizubringen, dass er lieber seine Ruhe habe wollte.
Sie spazierten um den See.
Schwiegen.
Sprachen.
Mittags liebten sie sich noch einmal, unten, am See.
Wie selbstverständlich verbrachten sie den Abend zusammen, gingen zusammen ins Bett.
Nun war er wach geworden.
Stütze sich auf seinen Ellebogen, und betrachtete die Frau, die er liebte.
Wann würde er es sich auszusprechen trauen?
Was musste geschehen, damit er die Wahrheit sagen konnte?
Über alles, alles konnte er mit ihr reden.
Sie war der erste Mensch, dem er blind vertraute.
Sie war der erste Mensch, dem er von seinen Gefühlen berichten konnte. Und von seinen Ängsten.
Nur das Eine vermochte er ihr nicht zu sagen.
Warum er davor solche Angst hatte – er wusste es selber nicht.
Ob es daran lag, dass einfach alles viel zu schnell gegangen war?
Dass diese ganze Situation im unwirklich erschien, diese Frau seit Jahrzehnten zu kennen, und dann innerhalb von zwei Tagen – sich zu lieben? Dass es einfach surreal war, aus Angst, Verzweiflung, Einsamkeit heraus miteinander ins Bett zu gehen und am nächsten Morgen als Liebespaar aufzuwachen?
Oder ob es daran lag, dass er damals, früher, seine Mutter nicht zu schützen vermochte hatte?
Nichts hatte tun können, nichts, gegen die Angriffe seines Vaters?
Zusehen musste, wie sie von ihrem eigenen Mann geschlagen, misshandelt, vergewaltigt wurde?
Ob es daran lag, dass derselbe Mann ihn später an Lord Voldemort verkauft hatte?
Oder ob es einfach daran lag, dass er sich nicht sicher war, wie es weiter gehen würde?
Wenn er sich jetzt wirklich in Hermine verliebt hatte – und dessen war er sich sicher – was hatte er ihr zu bieten?
Welche Zukunft?
Bevor er eine Zukunft planen durfte, musste er wissen, wie er weiterleben würde.
Was aus ihm werden würde.
Vielleicht, vielleicht hatte er wirklich eine Chance.
Wenn Severus für ihn aussagte. Wenn Dumbledore auf seiner Seite war.
Wenn sein Vater als Todesser entlarvt war.
Wenn sein Vater ihn nicht mehr unter Druck setzen, ihn nicht mehr erpressen konnte.
Dann hätte er eine Zukunft.
Dann, und nur dann konnte er Hermine die Wahrheit sagen.
Ein lautes Klopfen weckte die Beiden am nächsten Morgen.
Ließ sie aus dem Bett auffahren.
Ohne Aufforderung standen vier Männer im Zimmer.
Der Zaubereiminister, der Scharfrichter.
Zwei uniformierte Beamte.
„Draco Malfoy. Sie werden gesucht und sind angeklagt, im Gefolge des „dunklen Lords", auch „Lord Voldemort", „der, der nicht genant werden darf" Thomas Riddle Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben im Sinne von Folterung, Mord, Totschlag."
Hermine hielt sich an Draco fest.
Aber Draco erhob sich, sich dessen bewusst, dass ihm nicht geglaubt werden würde.
„Aber er war die ganze letzte Woche hier!" Hermine log, verzweifelt, mit glasklaren Augen.
„Entschuldigen Sie, aber wir haben zahlreiche Aussagen, die besagen, dass Mister Draco Malfoy im Kreise der Todesser ein angesehenes Mitglied war und am letzten Tag mit Voldemort gekämpft hat – unter anderem von einigen unserer Beamten" – McNair nickte vielsagend – „und sogar von seinem eigenen Vater. Ich denke, dass ein Vater seinen Sohn nicht unbegründet anklagen würde, oder? Hier steht Aussage gegen Aussage und-" der Minister sah vielsagend auf die Bettdecke, die sich Hermine um die Schultern gelegt hatte „ich denke nicht, dass wir davon ausgehen können, dass Sie wirklich objektiv sind."
McNair packte Draco an der Schulter, um ihn abzuführen. „Verräter!" zischte er ihm dabei leise ins Ohr...
Draco zuckte unter dem harten Griff des Scharfrichters, drehte sich noch einmal um, sah Hermine in die Augen, musste es sagen: „Ich liebe dich..."
Hermine zog die Decke an sich und versuchte, ihm zuzulächeln – ihm Mut zu machen: „Ich weiß..."
Mit einem unsanften Stoß beförderten die Beamten Draco nach draußen.
