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Ich hoffe, Euch gefällt auch das nächste Kapitel!

1000 mal berührt ...

Wie jedes Jahr zum Weihnachtsball hatten weder Ginny noch Snape nachgefragt – wie selbstverständlich konnten sie davon ausgehen, den Ball gemeinsam zu besuchen.

Wie immer pünktlich und korrekt holte Severus seine Partnerin ab.

Ginny warf einen amüsierten Blick auf ihren Begleiter und hakte sich bei ihm unter, als die Paare einzeln aufgerufen wurden, den Saal zu betreten. Die tiefe Narbe, die seit dem Kampf mit Voldemort Snapes linke Wange heraufzog, fand Ginny nicht entstellend – irgendwie machte es ihn noch interessanter. In Kombination mit der Festrobe, die er heute trug und die er wie immer schützend um sich zog, um seine linke Seite zu verbergen, verursachte sein Anblick eine leichte innere Spannung bei Ginny .

Severus spürte ihren Blick, zog eine Augenbraue nach oben und sah fragend auf sie herunter: „Ja?" – Ginny lächelte ihm zu: „Nichts, Herr Professor. Gehen wir."

Gemeinsam mit den anderen Paaren betraten sie den großen Saal. Der erste Tanz begann. Der erste Walzer... – es würde das letzte Weihnachtsfest sein, dass Ginny in Hogwarts erleben würde. Ihre Ausbildung würde in wenigen Monaten offiziell beendet sein.

Zunächst genoss Ginny nur den Tanz. Snape war ein guter Tänzer – das hatte sie schon früher festgestellt. Dass das linke Bein noch immer nicht ganz so schnell reagierte wie rechts, nun, das schien er mittlerweile durch seine ihr wohlbekannte eiserne Selbstdisziplin völlig ausgeglichen zu haben... Und er führte nach wie vor exzellent – obwohl Ginny anfangs ein leichtes Zögern gespürt hatte, bevor Snape den linken Arm um ihre Taille legte, hatte sie sich in seinen Arm gelehnt, ihn angelächelt.

Und obwohl Ginny spürte, dass er sie wegen des steifen Ellenbogens, des unbeweglichen Handgelenks nicht richtig umfassen konnte, dass nur die steif verdrehte Hand ihren Rücken zart berührte, wurde sie dirigiert, gehalten, geführt, wie sonst zuvor auch immer; und doch: zarter, liebevoller – bestimmter, eindrücklicher, als jeder andere Mann sie mit zwei gesunden Händen hätte führen können...

Um die schnellen Wendungen korrekt und präzise ausführen zu könne, suchte sie sich mit den Augen Fixpunkte im Saal... Dem Saal, in dem sie heute zum letzen Mal tanzen würde... Dumbledore war ein Fixpunkt, das Fensterkreuz im mittleren Fenster, die Eingangstür... Sie drehte sich, schnell, so schnell wie der Wind...

Als das erste Lied langsam ausklang und ein ruhiges Volkslied folgte, sah Ginny auf. Ihre Augen trafen die ihres Lehrmeisters.

Während der letzten Zeit hatte Ginny des Öfteren gespürt, dass Snape seinen Geist weniger und weniger verschloss. Ob er keine Notwendigkeit mehr dafür sah, ob er keine Kraft dazu gehabt hatte – wie auch immer.

Es waren Momentaufnahmen gewesen, kurze Augenblicke, die sie in seine Seele blicken ließen.

Um ihr Sympathie zu zeigen. Freude. Manchmal, gelegentlich auch seine Art der – Dankbarkeit, in den letzten Wochen und Monaten.

Und doch hatte Ginny zum ersten Mal seit ihrem elften Lebensjahr jetzt, während dieses Tanzes, das Gefühl, dass Snape sich ihr völlig öffnete. Das er zum ersten Mal nichts mehr von dem verschlossen hielt, was in seinem Kopf, hinter seinen Augen vor sich ging.

Und als sie ihm in die Augen blickte, verspürte sie wieder den stechende, spitzen, vibrierenden Schmerz in der Magengegend.

Das Gefühl, dass sie schon früher gehabt hatte.

Wenn sie auf ihren Meister warten musste.
Wenn sie sich Sorgen gemacht hatte, ob er wohl in Gefahr schwebte.
In der Krankenstation...

Als sie ihm in die Augen blickte, glaubte sie nicht, was sie dort sah.

Nicht die harten und kalten, verschlossenen Opale, die sie kannte. Snape hatte seinen Geist wirklich für sie geöffnet. Absichtlich? Oder nur jetzt, im Zuge des Abends, im Rausch des Tanzes...?

Es war gleichgültig ... .

Sie sah ihm zum ersten Mal wirklich in die Augen, und sie sah ihm zum ersten Mal in die Seele.

Und sie sah Begehren. Und Liebe.

Und zum ersten Mal konnte sie deuten, was das für ein Gefühl gewesen war, dieses stechende Messer in ihrem Magen.
Sie lächelte.

Als Teenager hatte sie sich die berühmten Schmetterlinge im Bauch anders vorgestellt.
Aber sie gefielen ihr, die Schmetterlinge, ihre eigenen, persönlichen Schmetterlinge, so, wie sie waren.

Ginny sah ihm weiter in die Augen und versank in ihnen.

Und musste lächeln...

Wie hatte sie nur so dumm sein können!

Das Begehren, das sich in Snapes Augen widerspiegelte, ergriff ihren gesamten Körper.
Warum hatte sie nicht selber darauf kommen können?
Warum brauchte sie erst diese eindeutige Aussage von ihm?

Wie oft hatte sie dieses Stechen verspürt – wenn sie beim Tränkebrauen neben ihm stand, wenn sie diskutierten über Zaubertränke, über Gott und die Welt.

Wenn sie sich sorgte, weil er unterwegs war.
Wenn sich die Ärmel ihrer Roben berührten, beim Brauen, nur leise.
Als sie ihn – gerade vor ein paar Tagen noch - dazu überredet hatte, endlich wieder, seit Wochen, in der großen Halle zu essen.

Ginny, du bist ein kompletter Idiot.

Und Ginny konnte nicht anders – es platze aus ihr heraus: „Und warum haben Sie nie etwas gesagt?"

Severus zog eine Augenbraue nach oben, ihr immer noch in die Augen blickend.
„Ginny, wir sollten das nicht tun. Das weißt du."
Ginny sah ihn weiter an, belustigt: „Und warum nicht?"

„Ginny, du bist meine Schülerin. Ich bin dein Lehrmeister. Ich kenne dich noch als Kind. ... Ich kenne dich, seit du nach Hogwarts gekommen bist. Wir dürfen das nicht tun. ... Es geht einfach nicht."

„Herr Professor ... aber vielleicht gehören wir ja doch gerade deswegen zusammen. Es war immer so selbstverständlich. Sie sind der einzige Mann, dem ich bisher alles anvertrauen konnte. Seit Jahren. Sie sind der einzige Mann, der mich nie enttäuscht hat. Der einzige Mann, bei dem ich Ruhe empfinde. Und Sicherheit. Zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben habe ich mich bei einem Mann wirklich wohl gefühlt..."

„Ginny, ich bin doppelt so alt wie du, ich habe einen verkrüppelten Arm und noch wissen wir nicht, wie schnell ich die volle Herrschaft über meinen restlichen Körper wieder erlange – wenn überhaupt. Wir sollten jetzt wirklich keine Gedanken an Liebe verschwenden..."

Ginny sah ihren Professor irritiert an: „Ich wüsste nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat." – „Ginny, du bist jung und schön. Du kannst jeden Mann haben, den du nur möchtest..."

Ginny wischte die ganzen Bedenken mit nur einer Handbewegung weg, die ganzen Sorgen, die Last der vergangenen Monate. „Wenn ich jeden Mann haben kann, den ich nur möchte – dann nehme ich, glaube ich...", sie grinste spitzbübisch, „dann nehme ich solange einen gewissen Professor Severus Snape. Wenn er mich will."

Snape musste gegen seinen Willen lachen.

„Ginny, du weißt überhaupt nicht, was du dir damit antust. Du kannst nicht einschätzen, welche Folgen Voldemort, welche Folgen der Krieg in mir hinterlassen hat. Du kannst nicht einschätzen, wie ich wirklich bin und wer ich wirklich bin."

„Nein, Herr Professor, das kann ich wirklich nicht." Ginny sah ihm in die Augen. „Aber ich bin die Einzige, die weiß, worauf ich mich damit einlasse. Und ich bin die Einzige, die Sie lange und gut genug kennt, um zu wissen, dass es da immer Teile von Ihnen geben wird, die ich nicht beurteilen kann und darf. Dass ich Sie nie ganz kennen werde und Sie nie ganz einschätzen können werde. Und ich bin die Einzige, die damit umzugehen weiß. Und die es gut genug kennt, um es akzeptieren zu können. Und... ich weiß jetzt, dass wir zusammen gehören. ... Ich habe lange genug gebraucht, um das zu merken, aber es ist so..." Der letzte Satz kam leise, fast bittend.

Als ihr beim besten Willen nichts mehr zu Sagen einfiel, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, zog ihren Lehrmeister ein wenig zu sich herunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. Nur langsam und sehr vorsichtig wurde der Kuss erwidertet.

Ginny lächelte: „Ich liebe Dich...!"

Ein wölfisches Grinsen war die Antwort.

Ginny grinste genauso unverschämt zurück – dabei leise in sich hinein lachend.

Sie wusste, weiter würde Snape sicherlich nicht in der Öffentlichkeit gehen. Weitere Küsse oder Liebesbeweise hatte sie hier, jetzt, in diesem Saal, nicht zu erwarten.

Snape zog Ginny wieder etwas fester an sich, setzte wieder in den Tanz ein. Wirbelte Ginny kurz durch den Saal, lachend, zur Musik. Machte auch beim nächsten Lied keine Pause, wusste, wie gerne Ginny tanzte, Walzer, Tango, noch ein Walzer...

Ginny versuchte, ihn zu einer kurzen Unterbrechung zu überreden, erst ohne Erfolg. Dann, unter dem Vorwand, selber etwas Trinken zu wollen, erwirkte sie eine Pause für Severus.

Später erst, als die Veranstaltung langsam ihren Höhepunkt erreichte, traten sie zusammen ins Freie, spazierten in den Garten. Severus zog Ginny an sich, und erst in gebührendem Abstand zum Schloss küssten sie sich erneut.

Bis Snape den Kuss unterbrach: „Und du meinst wirklich, wir sollen es miteinander versuchen, obwohl wir jetzt schon so lange eigentlich ein ganz gutes Team gewesen sind, so als Freunde?" - „Ja, ja, wir sollten es versuchen. Nicht obwohl wir ein gutes Team sind, mein Schatz. Sondern weil wir ein gutes Team sind."

Ohne ein weiteres Wort nahm Severus sie an der Hand.

Ginny folgte Snape in seine Gemächer.

Er öffnete die Tür und ließ sie zum ersten Mal in seine privaten Räume ein. Forderte sie auf, es sich bequem zu machen.

Die Wände voller Bücherregale – das hatte sie sich gedacht. Bücher auch sonst überall im Raum verteilt – auf mehr oder weniger ordentlichen Haufen. In der Zimmermitte ein großer, schwarzer Flügel.
Ein einladendes Sofa vor einem Kaminfeuer. Die beiden Schleiereulen neben dem Fenster auf ihrer Stange sitzend.

Es war irgendwie unheimlich, nein, eigenartig – einfach so ganz anders als alles, was sie bisher an einem romantischen Abend, bei einem One – night - Stand oder auch in einer Beziehung mit einem Mann erlebt hatte.

Sie sah sich in aller Ruhe um, während Severus ihr einen kleinen, entschuldingenden Kuss auf die Wange gab und – jetzt wieder leicht schleppend – ob es doch an der Anstrengung des heutigen Abends lag? - ins Bad ging. Es hatte nichts von wilden Küssen, nichts Bedrängendes. Es hatte nichts überraschendes, nichts erzwungen Leidenschaftliches.

Es hatte etwas von – Vertrautheit. Von einem alten Ehepaar.

Und es gefiel Ginny.

Sie ließ sich am brennenden Kamin nieder. Schenkte sich zuvor, wie von dem Hausherren angeboten, an der Hausbar nach einigem Überlegen einen Schluck Amaretto ein.

Ginny zog die Schuhe aus, setzte sich mit hochgezogenen Füßen aufs Sofa. Sie wusste, dass es nun ein wenig dauern würde. Severus hatte ihr früher bereits erzählt, dass er nach wie vor jeden Abend konsequent Madame Pomfreys Tränke und Heilbäder nutzen musste.

Ginny lehnte sich zurück. Wartete, ins Feuer starrend.

Fühlte sich wohl.

Fast zwanzig Minuten später erst kehrte Snape aus dem Badzimmer zurück, nur in einen schwarzen Bademantel gehüllt...

Ginny sah auf und lächelte. Er setzte sich zu ihr, schenkte sich ebenfalls noch einen Schluck Whisky aus der Hausbar ein. Zog Ginny an sich. Noch eine ganze Weile blieben sie so sitzen, schweigend, ohne sich zu rühren. Ginny an ihn gekuschelt, den Duft nach frisch gebadeten Professor einatmend.

Bis Severus leise sagte: „Komm, mein Kleines, wir gehen ins Bett."

Ginny folgte ihm ins Schlafzimmer, zog sich aus, beobachtete dabei, wie Severus den Morgenmantel auszog, sich langsam aufs Bett setzte.

Sie schlüpfte von der anderen Seite aus unter die Bettdecke.

Und was dann kam...

hatte nichts mehr von einem alten Ehepaar.

Und es gefiel Ginny...