Hallo!

Vielen Dank für Eure lieben Reviews:
LaraAnime, Valpuri, Chromoxid, Loki Slytherin, Hexe Lea, Nici Cavanaugh, Callista Evans, EllieSophie und Kira Gmork! Vielen Dank! Ihr seid die Besten!

Eine Runde Butterbier, Kekse, Chips, Muffins und Kuchen für alle!
Ich hoffe, Euch gefällt auch das nächste Kapitel!

Diese Story ist, wie ihr wahrscheinlich wisst, schon vor längerer Zeit entstanden ... Daher bleibt der HP6 hier völlig unerwähnt ...


Freiheit

Ein unsanfter Stoß beförderte Draco Malfoy durch den Seitengang in den Gerichtssaal, direkt auf die Bank der Anklage.

Zum erstenmal seit Monaten in helles Licht blickend, hatte Draco Mühe, den Blick sicher auf die Richterin zu fokussieren - die Bilder, die Menschen waren zu hell, zu grell, verschwommen...

Er war sich bewusst, dass er diese Taten, deren er hier angeklagt war, begangen hatte.
Aber er hätte alles, alles getan, um es ungeschehen zu machen.

Doch er würde sie nicht wieder ungeschehen machen können.

Er würde mit dem Bewusstsein leben müssen, sich jeden Tag, jede Nacht auseinandersetzen zu müssen mit dem, was er diesen Menschen angetan hatte.

Wie durch Watte, leise und rauschend vernahm er die Verlesung der Anklage.
Wortfetzen erreichten ihn:

"Mord ... Muggelfamilien ... Kinder ... Folterungen ... Voldemort ... Erhängt ... Verbrannt ... Kinder ... Muggel ... KINDER ... Gequält ... Gefoltert ... Voldemort ... Muggelstämmige ... KINDER!"

Draco hörte nicht mehr zu.

Er ließ in seinem Kopf kurz den Gedanken zu, den er seit Monaten, seit Jahren zu verdrängen suchte:
Dass er eigentlich nach Askaban gehörte.
Dass seine Verurteilung richtig wäre, dass es die einzige Lösung sei, von der Schuld auch nur ein bisschen zu lösen... Dass es das Beste, nein das Einzige wäre, wenn McNair sein Richtbeil heben dürfte...

Und doch hatte er Hoffnung, seine Hoffnung war so stark, dass sie ihm im Herz schmerzte...

Draco war sich bewusst, dass er diese Taten, deren er hier angeklagt war, begangen hatte.
Aber er hätte alles, alles getan, um es ungeschehen zu machen.

Er würde sie nicht wieder ungeschehen machen können.

Draco versuchte, seinen Blick schärfer einzustellen, etwas, irgendetwas wenigstens in diesem Raum zu erkennen, bis ihn ein erneuter Stoß in den Rücken dazu aufforderte, sich zu erheben.

"Ich selber verweigere zunächst die Aussage zu den genannten Vorwürfen und bitte zunächst um eine Befragung von Anwalt und Zeugen."

Lange hatte er den Satz geübt, tagelang immer vor sich her gesagt.

Unwirklich, wie durch ein Fenster beobachtete Draco die Verhandlung.

Langsam gewöhnte er sich wieder an das Licht, ließ seine Augen im Saal umherschweifen.

Er war sich bewusst, dass er diese Taten, deren er hier angeklagt war, begangen hatte.
Aber er hätte alles, alles getan, um es ungeschehen zu machen.

Die Verhandlung selber lief weiter.

Es zog an ihm vorbei - unwirklich, surreal.
Jemand anderen betreffend.

Jemanden, der nicht er selber war.

Sein Vater sagte aus.
McNair sagte aus.

Was zum Teufel hatte seinem Vater eigentlich ermöglicht, ausgerechnet McNair an seiner Seite zu retten!

Harry sagte aus.
Severus sagte aus.
Ginny sagte aus.
Dumbledore sagte aus.
Der Zaubereiminister sagte aus.

Viele Menschen sagten aus.

Menschen die er kannte, Menschen, die er nicht kannte...
Zeugen der Anklage, Zeugen der Verteidigung...

Hermine sagte aus.
Hermine!

Er lächelte ihr zu.
Sie lächelte ebenfalls.

Er blickte genauer hin - nein.
Das konnte doch nicht sein...
Er schaute noch einmal.
Hermine sah ihm in die Augen.
Nickte. Und lächelte.

Hermine hatte mit Severus gesprochen.
Severus hatte mit Potter gesprochen.
Hermine hatte mit Potter gesprochen.

Severus hatte mit Dumbledore gesprochen.
Hermine hatte mit Dumbledore gesprochen.

Sein Vater hatte mit dem Minister verhandelt.
Der Minister hatte mit dem Richter verhandelt.
Potter hatte mit seinem Vater gesprochen.
Hatte ihm - es schien seinem Vater noch vor Wut durch die Augen zu schimmern - klar gemacht, dass auch die Freiheit eines Lucius Malfoy von seiner Aussage abhängig ist.
Dass auch einem Lucius Malfoy alles Geld der Welt nichts nutzt, wenn er Harry Potter gegen sich hat.

Potter hatte mit Dumbledore gesprochen.
Potter hatte mit dem Zaubereiminister gesprochen.

Dumbledore hatte mit dem Zaubereiminister gesprochen.
Dumbledore hatte mit dem Richter gesprochen.
Der Zaubereiminister hatte mit dem Richter gesprochen.

Dumbledore hatte mit seinem Vater gesprochen.

Wie ein Außenstehender beobachtete Draco die Aussagen der Zeugen. Analysierte sie. Durch Zuhören ließ sich erahnen, auf welchen Ebenen verhandelt worden war, um sein Schicksal zu bestimmen.

Draco erhob sich.

Er war sich bewusst, dass er diese Taten, deren er hier angeklagt war, begangen hatte.
Aber er hätte alles, alles getan, um es ungeschehen zu machen.

Die Richterin verlas das Urteil:

"Unschuldig im Sinne der Anklage.

Eine Gefolgschaft Voldemorts ist sicher auszuschließen aufgrund der vorbenannten Zeugen. Ein Schuldspruch sei zwar im Nachhinein zu erwägen und möglicherweise zu erwirken in Bezug auf die genannten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, dies werde jedoch vom hohen Gericht nicht befürwortet aufgrund der hierdurch ermöglichten Vermittlung von Informationen, die letztendlich zur Vernichtung Voldemorts führten."

Niemand im Saal hatte diesen Satz ganz verfolgen können.

Draco selber hatte kein Wort davon verstanden - nur den ersten Satz...:
"Unschuldig im Sinne der Anklage."

Unschuldig.

Aber er war frei.