"Nimm mich bitte mit.. Ich habe niemanden sonst, der sich um mich schert. Ich fall dir auch ganz bestimmt nicht zur Last.. ach bitte..", bat Shippo und funkelte ihn lieb an. Inuyasha erinnerte sich an seine Kindheit und konnte sich in den jungen Kitsunen hineinversetzen. Seine Mutter war immer für ihn da.. bis zu jenen Tag, an dem sie bei diesem schrecklichen Unfall starb.. Er schloß für einen Moment seine goldenen Augen und nickte dann stumm. Shippo umklammerte sein Bein. "Danke, Inuyasha!", flüsterte er dankbar und seufzte leise vor Freude. Nun war er nicht mehr allein. Er hatte einen Freund. Zuvor hatte er noch nie einen gehabt. Der Hanoyu fragte sich, welcher Esel ihn geritten hatte, als er zugestimmt hatte, als Shippo fröhlich plappert neben ihm herging. Es war nicht zu fassen, wie schnell der Kitsune reden konnte. Sowas hatte Inuyasha noch nie in seinem Leben erlebt. Hoffentlich wurde der kleine Quälgeist bald müde, dann hatte er Chancen, dass er einschlief und endlich ruhig war. Andererseits hatte er nun jemanden, mit dem er reden konnte und der ihn sicherlich auch etwas verstand. Aber er wollte dem Kleinen nichts über seine Familie erzählen, dazu war er nicht bereit. Noch nicht. Auf einmal wurde Shippo sehr leise. Er gähnte leise und schleppte seinen müden Körper hinter Inuyasha her. Dieser blieb stehen und der Kitsune rannte gegen seine Fersen, um sich dann auf den Hintern plumpsen zu lassen. Schon fiel er nach hinten und schnarchte leise. Der Hanyou dankte den lieben Herrn und schnappte sich Shippo, um ihn sich über die Schulter zu legen. Er machte sowas eigentlich nie, aber hier musste er halt mal eine Ausnahme machen. Inuyasha lief geschwind zu seinem Lieblingsbaum, sprang auf einen der Äste und lehnte sich dann gegen den dicken Stamm. Den kleinen Shippo legte er vorsichtig in seinen Schoß, damit dieser nicht im Schlaf vom Baum fiel. Ihm war wirklich alles zuzutrauen, schätzte der Hanyou. Er selbst war noch nicht müde und sah sich den Sonnenuntergang ruhig an. Die Farben vermischten sich miteinander und es gab ein Spiel der Faszination. Eigentlich glaubte der Hanyou nicht, dass er romantisch veranlagt war, aber dieses Bild gefiel ihm sehr. Es erinnerte ihn irgendwie an seine Mutter, die dieses Schauspiel am Horizont auch geliebt hatte. Einiges hatte er von seiner Mutter, soviel wusste er nicht über seine Eltern. Aber er war sich ziemlich sicher, dass seine Mutter sehr romantisch gewesen sein musste. Shippo rollte sich nun auf der Seite zusammen und schnarchte einmal kurz. Inuyasha zog eine Augenbraue hoch und schüttelte leicht seinen Kopf. Nun hatte er auch noch einen Kitsunen erwischt, der die Angewohnheit hatte, im Schlaf zu schnarchen. Das war einfach zu herrlich. 'Wenigstens redet er nicht auch noch im Schlaf..', dachte der Hanyou mit einer Spur Ironie. Langsam schloß er seine Augen und hielt weiterhin die Ohren offen, um bei Gefahr schnell reagieren zu können. Jedoch passierte nichts außergewöhnliches in dieser Nacht.
Am nächsten Morgen schlug Shippo seine Augen auf und sah sich um. Wo war er? Da fiel im Inuyasha ein und er setzte sich gähnend auf. Dann sah er sich um und kratzte sich verwirrt am Kopf. Er saß auf dem Waldboden und blickte hinauf. Über ihm war dichtes Blattwerk, also saß er unter einem Baum. Doch wo war Inuyasha? Schnell sprang der Kitsune auf und lief ein wenig um den Baum, um sich dann zu strecken. 'Er wird schon wiederkommen. Wahrscheinlich jagt er oder so.', dachte er und setzte sich unter den Baum, um auf den Hanyou zu warten. Dabei blickte er sich um und sah außer Büschen und Bäumen aber nichts weiter. 'Sehr still hier..', fand Shippo und gähnte erneut, jedoch herzhafter, als beim ersten Mal. Ein Rascheln war im Gebüsch zu hören und Shippo sprang auf. Er hob die Nase in die Luft und schnupperte. Ein unbekannter Geruch stieg ihm in die Nase. Wer oder was konnte das sein? Dann war es weg. So schnell, wie es gekommen war. Schulterzuckend setzte er sich wieder hin und wartete auf seinen neuen Freund, der seiner Meinung nach ziemlich lang brauchte.
Inuyasha seufzte und kratzte sich am Kopf. Eigentlich hatte er vorgehabt, zu jagen, aber heute hatte irgendwie kein Glück. Kein Hase trieb sich in der Nähe herum. Kein Tier war zu sehen, zu hören oder gar zu wittern. Was zur Hölle hatte das zu bedeuten? Sonst kam er mindestens mit zwei erlegten Hasen zurück, doch diesesmal schien er keinen Erfolg zu haben. Was auch immer los war, es verscheuchte die wilden Tiere. Also sprang der Hanyou von Baum zu Baum und pflückte wilde Äpfel und andere Früchte. Es konnte ja nicht schaden, wenn er ein paar von jeden mitnahm, entschied er kurzerhand. Shippo würde sicherlich Hunger haben, so wie er selber. Also beeilte er sich und machte sich auf den Rückweg zum Schlafplatz und zu Shippo. Dieser saß im dichten Gras und stocherte mit einem Stock in der lockeren Erde herum. Was tat er denn da? Inuyasha schlich sich an den Kitsunen heran und blickte ihm über die Schulter, um besser sehen zu können. Shippo stocherte in einem Armeisenhügel und grinste fies vor sich hin. Schien viel Spaß zu machen. 'Kinder..', schnaufte der Hanyou innerlich und räusperte sich leise, so dass der Kitsune nach vorn auf den Armeisenbau fiel. Keine zwei Sekunden später schrie er auf und hieb um sich, denn die Armeisen rächten sich an ihm, in dem sie in seine Kleidung krochen und ihn bissen. 'Das geschiet ihm nur recht.. auch Armeisen sind Lebewesen', dachte Inuyasha grinsend und setzte sich an den Baumstamm, um das Obst vor sich auszubreiten. Äpfel, Kirschen und Beeren hatte er mitgebracht. Die Beeren waren ihm erst aufgefallen, als er kurz vor dem Schlafplatz war. Also hatte er sie mitgenommen. Shippo hatte sich gesäubert, in dem er in den nahegelegenen Fluss gesprungen war. Nun lief er zu Inuyasha und setzte sich neben ihm. Neugierig beugte er sich über das mitgebrachte Essen. "Äpfel und Kirschen! Lecker!", rief er erfreut und schaute den Hanyou fragend an. Dieser nickte und der Kleine griff einfach zu, um dann in einen knackigen Apfel zu beissen. Inuyasha griff zu den Beeren und wollte sie sich in den Mund stecken, als Shippo kreischte. "Iss die nicht, Inuyasha! Die sind giftig!", rief er mit vollem Mund und fuchtelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum. Der Hanyou ließ die Beeren erschrocken fallen und blickte Shippo fragend an. "Giftig?" hakte er nach. "Ja, das sind Eibenlbeeren, ich denke nicht, dass du sie essen solltest!", nickte der Kitsune. "Inwiefern sind sie denn giftig?", wollte Inuyasha nun doch wissen. "Sie können Erbrechen, Durchfall und Lähmung verusachen. Meine Mama hat mir das beigebracht. Deshalb rate ich dir dringendst ab, sie zu essen!", belehrte der kleine Shippo ihn weise. Shippo sah nicht sehr schlau aus, aber er schien durchaus was auf dem Kasten zu haben. 'Cleverer Kitsune.', dachte Inuyasha sich und warf alle Beeren in einen der Büsche hinter sich.
"Au!", vernahmen die beiden eine leise Stimme und sahen über ihre Schulter. 'Was war denn das?', dachte der Hanyou und zuckte mit den Ohren. Jedoch konnte er nichts mehr hören. Shippo lief leise und auf allen vieren zum Gebüsch und hob dann die Nase in die Luft, um zu riechen. Da war er doch wieder, der seltsam unbekannte Geruch. Unangenehm war dieser nicht, aber alles Unbekannte machte ihm Angst. Auch Inuyasha kam langsam näher. Er hatte zwar keine Angst, aber er musste zugeben, dass er sehr neugierig war. Wer oder was mochte das sein? Nun nahm auch er den Geruch wahr. Vorher hatte ihn wohl der Geruch des Essens abgelenkt und er war unachtsam gewesen. Er richtete sich vorsichtig auf und trat näher an das Gebüsch heran. "Ist da wer?", wollte er barsch wissen und griff mit einer Hand in das dichte Blattwerk. Ein erschrockener Schrei war zu hören, der eindeutig weiblich war. Überrascht zog Inuyasha seine Hand zurück und zuckte mit seinen Ohren. Was machte ein Mädchen im Gebüsch? 'Keh..', dachte er sich.
Dann teilte er mit beiden Armen das Gebüsch und sah das Mädchen starr an. Was zum..?
